Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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er die Not und feuerte an, durch fleißige Arbeit wieder eine glücklichere Existenz zu schaffen. Aus Holland ließ er Gärtner kommen, durch deren Belehrung und Beispiel der Gartenbau, während des Krieges gänzlich vernachlässigt, wieder zum Auffchwuuge gelangte. In entvölkerte Gegenden rief er aus anderen Ländern, namentlich aus Holland, arme, betriebsame Leute herbei, die mit Hilfe von Unterstützungen die verwüsteten Fluren wieder anbauten. Bauern, welche Haus und Hof verloren hatten, erhielten unentgeltlich Land und Bauholz zum Anbau.
Auch durch gesetzliche Bestimmungen half er dem Anbau des Landes wieder auf. Die Ackerbürger wurden gehalten, hinter ihrem Hanse einen Baumgarten anzulegen. Wer ein Familienleben gründen wollte, mußte zuvor sechs Obstbäume in seinem Garten gepfropft und sechs Eichen auf feinem Grund und Boden gepflanzt haben. Wenn ein Bauer nicht mehr als zwei Söhne hatte, so sollten beide die Landwirtschaft betreiben. Der eine sollte das vorn Vater ererbte Gut bewirtschaften, der andere eins der im Kriege zu Grunde gegangenen Güter zum Anbau erhalten unter Gewährung von Bauholz und Befreiung von Abgaben auf mehrere Jahre. Nach dem Frieden von Oliva wurden viele Soldaten entlassen. Der Kurfürst forderte sie auf, sich dem Landbau zu widmen. Alle, welche sich dazu entschlossen, erhielten freies Bauholz und auf sechs Jahre Abgabenfreiheit.
Der Kurfürst adelte die Beschäftigung des Landbaues, indem er selbst in Stunden der Erholung in Gemeinschaft mit seiner Gemahlin im Garten beim Säen, Pfropfen, Pflanzen und Ernten half. So richtete Friedrich Wilhelm den erloschenen Lebensmut wieder auf und regte den Geist des Landvolkes zu nützlicher Thätigkeit an.
Die Städte hatten nicht minder als das Land durch den Krieg gelitten. Der Große Kurfürst riß die Einwohner aus der Gleichgültigkeit gegen alles höhere Leben, verursacht durch die Drangsale des Krieges, heraus, und unter seiner bis ins kleinste gehenden Fürsorge erholten sich die Städte wieder von ihrem traurigen Versall. Während des Krieges waren die Häuser verwahrlost, zum Teil in einen verfallenen Zustand geraten. Die Bürger hatten feine Lust zum Bauen; wurden doch durch das gute Aussehen eines Hauses nur die Soldaten angelockt, die Besitzer mit unbarmherzigen Forderungen zu quälen. Durch Hunger und Seuchen oder Verzug nach außen hatten sich die Einwohner Berlins von 12000 bis 6500 vermindert.
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Extrahierte Personennamen: Oliva Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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ünge siedelten sich an den Ufern der Havel und in den Niederungen der Oder, der Warthe und Netze an. Sie machten weite Strecken Landes urbar, verwandelten Sümpfe in lachende Wiesen und zogen einen reichen Viehbestand auf. Die einheimischen Bauern hatten an den fleißigen Kolonisten das schönste Beispiel.
Die staatlichen Bauerngüter schuf der Kurfürst zu Musterwirtschaften um. Auf ihnen konnten die Landleute sehen, wie Ackerbau und Viehzucht, Obst- und Gemüsebau vorteilhafter betrieben werden konnten.
Set Kurfürst selber widmete sich in den Erholungsstunden dem Gartenbau; er säete und pflanzte und hantierte geschickt mit Baummesser f.f" .Baumsäge. Er ließ Blumen-, Obst- und Gemüsegärten anlegen und tüchtige Gärtner und bessere Sämereien aus anderen Ländern kommen.
Jeder Bauer war verpflichtet, hinter seinem Hause einen Garten anzulegen, und keiner durste heiraten, der nicht sechs Obstbäume veredelt und sechs Eichbäume gepflanzt hatte. — Die Kartoffeln, welche bis dahin als „feines Gemüse" aus Holland bezogen waren, wurden eingeführt; auch die Tabakspflanze kam ins Land, und ihr Anbau gab den Leuten eine lohnende Nebenbeschäftigung.
Sorge für Gewerbe und Handel. Infolge des 30 jährigen Krieges hatte das Handwerk sehr gelitten; dazu waren die meisten Handwerker ziemlich ungeschickt und konnten nur die einfachsten und notwendigsten Sachen anfertigen; alle besseren Waren mußten aus dem Auslande bezogen werden.
Für die Entwickelung der Gewerbethätigkeit war es deshalb von großem Vorteile, daß der Kurfürst über 20 000 Franzosen, welche nach der Aushebung des Edikts von Nantes (1685) aus ihrem Vaterlande vertrieben waren, in die Mark aufnahm. Diese kunstsinnigen und wohlhabenden Leute trugen zu einer blühenden Entwickelung der Zucker- und Seifensiedereien nicht wenig bei; auch Fabriken legten sie an, so daß von jetzt ab Hüte und Strümpfe, Tuch- und Seidenwaren im Lande selbst angefertigt werden konnten. Der Kurfürst verbot die Ausfuhr von Rohstoffen; auswärtige Erzeugnisse wurden mit hohen Zöllen belegt.
Zur Hebung des Handels wurden alte Wege gebessert, Brücken und neue Straßen angelegt. Friedrich Wilhelm richtete eine Post ein, welche die Verbindung zwischen Kleve und Königsberg unterhielt. — Die Oder verband er durch einen Kanal mit der Spree (Friedrich-Wilhelms-Kanal), und eine neu geschaffene Flotte kämpfte nicht bloß siegreich gegen die Spanier und nahm ihnen in der Nordsee und an der Küste Amerikas zwei Kriegsschiffe fort, sondern sie zog auch an die Westküste Afrikas und legte in Senegambien und in Guinea Niederlassungen an (Großfriedrichsburg an der Goldküste), r) Auch auf der westindischen
^ Weil die Unterhaltung dieser Kolonie zu kostspielig war, wurde sie von Friedrich Wilhelm I. an Holland verkauft.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Holland Nantes Kleve Königsberg Nordsee Amerikas Afrikas Senegambien Guinea_Niederlassungen Großfriedrichsburg Holland
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Das nordwestliche Küstengebiet.
429
kork. Dieser ist viel elastischer. Mit dem weitern Wachstum des Baumes
dehnt sich die Korkschicht gleichmässig aus. Die erste Korkbildung, die nach
der Ablösung des Jungfernkorkes entsteht, ist aber ebenfalls noch minderwertig.
Den besten Kork liefern die Bäume im Alter von 100—150 Jahren.
Die erste Abschälung des Korkes findet im Alter von etwa 15 Jahren
statt. Dann wartet man 8—12 oder noch mehr Jahre, je nach der Schnellig-
keit des Wachstums, ehe man eine neue Schälung vornimmt. Der beste Kork
wächst auf magerem und nicht zu feuchtem Boden, während der auf gutem
und sehr feuchtem wachsende zu porös wird.
Die Gewinnung des Korks geschieht durch Gürtelschnitte
und dann durch Querschnitte. Die Korkschicht lässt sich leicht ablösen.
Man beschwert die Korkplatten, damit sie sich gerade strecken. Dann kocht
man sie, um alle im Wasser löslichen Stoffe zu entfernen. Die durchschnitt-
liche Ernte eines Korkeichenbaumes beträgt etwa 100 kg Kork. Die beste Ware
■wird mit 80—100 M., die schlechteste mit 12—16 M. für 100 kg bezahlt. Im
J. 1896 führte Spanien für 25 Mill. M. Kork aus.
An der Meeresküste, günstig für Ein- unci Ausfuhr, liegt die
blühende und reiche Industriestadt ßarzelona (spr. bar-
sselöna), die fast 300000, mit den Vororten aber über 400000 E.
zählt. Sie ist ein Hauptsitz der Textilindustrie, der W o 11 -,
Seiden- und Leinenindustrie, sowie der Eisengiesserei und
des Maschinenbaues. In der Textilindustrie sind auch manche
kleinere Städte Kataloniens thätig. Desgleichen ist Zaragoza
(75 000 E.) am mittlem Ebro etwas gewerbthätig.
Barzelona ist zugleich ein Hauptstützpunkt der Fischerei.
Die Fischer wohnen in der Fischervorstadt Barceloneta.
2. Das nordwestliche Küstengebiet.
a. Das Landschaftsbild.
Das Baskenland, das wir schon S. 25 als das westliche
Glied der Pyrenäen betrachteten, setzt sich nach W noch weiter
fort, mit demselben Landschaftsgepräge, als ein freundliches
Bergland, prangend im üppigen Grün von Wäldern und Wiesen.
Mit dem Namen „Kantabrisches Gebirge" hat man diese west-
liche Fortsetzung der Pyrenäen bezeichnet. Dieses nimmt noch
weiter nach W wieder die Form einer mächtigen, geschlossenen
Gebirgskette an, in der kein Pass mehr tiefer als 1200 m ein-
gesenkt ist, und die in den Picos de Europa zu 2678 m ansteigt.
Asturisches Gebirge nennt man dieses Gebirgsland noch
insbesondere. Es besteht aus Kohlenkalk und ist von engen
und tiefen Thalschluchten durchzogen, in denen muntere Gewässer
rauschen.
An den westlich gerichteten Zug des Kantabrischen Gebirges
setzt sich das Bergland von Galizien und Nordportugal an,
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Extrahierte Personennamen: Barzelona
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Kataloniens Zaragoza Fischervorstadt_Barceloneta Europa Galizien Nordportugal
Das Pindusgebiet.
371
Schifflein, das dort fern auf der blauen Meeresflut einsam schwimmt, gegriisst
haben, dann steigen wir auf holperigem Pfad hinunter, wo zwischen gewaltigen
Vorgebirgen blaue Buchten ins Land eindringen. Dort muss man mit dem
Blick aufs Meer im Schatten blühender Oleander und riesiger Ölbäume die
Odyssee lesen. In den bald gelbrot, bald weiss, bald grau gefärbten Kalk-
steinwänden öffnen sich Höhlen, gleich denen, in welchen ein Polyphem hauste.
Knorrige Pinien durchbrechen mit der Lebenskraft ihrer Wurzeln das rauhe
Gestein, und turmhohe Felsgrate hängen über der Flut, als wollten sie im
nächsten Augenblick herunterstürzen. Doch in den stillen Buchten liegt auch
sanfter Strand mit hellem Kies, auf den der müde Irrfahrer sein zerschlagenes
Schiff hinaufziehen konnte, um daneben auf frischem Rasen auszuruhen und mit
den köstlichen Früchten der Bäume und dem Fleisch der auf den Abhängen
kletternden Ziegen den nagenden Hunger zu stillen. So erscheinen die G e -
fahren und die Idylle derodyssee der in ferne Zeiten zurückschweifenden
Phantasie dicht nebeneinander.
In den Landschaften östlich vom Pindus besteht der Boden
vielfach aus Schiefergestein, und wo Kalkboden auftritt, ist
er doch von anderer Beschaffenheit und nicht so durchlässig als
im W. Das Land erscheint infolgedessen reicher bewässert.
Eine Ausnahme machen die inneren Ebenen des Ringkessels
von Thessalien. Die hohen Gebirge, die diesen fast rings um-
geben, halten den Meereseinfluss und den Wolkenzug ab. Die tief
eingesenkte Landschaft, die schon infolge ihrer geringen Erhebung
über dem Meeresspiegel ein warmes Klima hat, ist daher im
Sommer heiss und dürr, während der Winter noch ziemlich
starken Frost bringt. Aus ersterm Grunde können die sommer-
grünen, aus letzterm die immergrünen Holzgewächse in den thessa-
lischen Binnenebenen nicht gedeihen. So machen sie den Eindruck
der Steppe. Doch ist ihr Boden, der aus jungtertiären, lockern
Ablagerungen besteht und humusreich ist, sehr fruchtbar, und
im Frühlinge bekleidet er sich mit einem üppigen Grasteppich.
Ein reicheres Pflanzenleben, das in seiner Entwicklung nicht
durch jene Härten des Klimas gehemmt ist, entfaltet sich dagegen
auf den untern Abhängen und in den Thälern der Gebirge, die den
Thalkessel von Thessalien rings umgeben. Ein Paradies von
unvergleichlicher Schönheit ist besonders das Tempethal,
das als ein tiefer Bruch den östlichen Gebirgswall zwischen dem
Olymp- und dem Ossagebirge durchschneidet und den Gewässern
den Weg zum Meere öffnet.
Weil die Balkanhalbinsel sich in ihrem südlichen Teil, wo
der Pindus gleichsam ihr Rückgrat bildet, stark verschmälert,
können grössere Flussläufe nicht zur Entwicklung kommen.
Der südöstlich vom Schar Dagh entspringende und schon genannte
Wardar ist der bedeutendste. Er hat südöstliche Richtung.
b. Das Kulturbild.
Das Gebiet westlich vom Pindus. Auf der Westseite des
Pindus, in den Landschaften Albanien und Epirus, ähnelt das
24*
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316
Biologische Erdkunde.
In feuchten Gegenden bedürfen die Pflanzen wieder umgekehrt eines
Schutzes gegen das Übermaß von Wasser, namentlich muß die Trans-
spiration erhalten bleiben. Die Spaltöffnungen der Blätter, durch die
die Transspiration vorwiegend erfolgt, sind durch Wachs oder Haare
verdeckt, oder es haben auch die Blätter selbst eine Form, die ein
schnelles Ablaufen des Wassers jederzeit bewirkt.
Die Aufnahme von Wasser aus der Luft ist für viele Pflanzen auch
darum noch von besonderer Bedeutung, weil dieses immer etwas Stick-
stoff enthält, dessen Wert für die Entwicklung der Vegetation hinreichend
bekannt ist.
Die Pflanzen haben ein sehr verschiedenes Feuchtigkeitsbedürfnis;
man bezeichnet solche Pflanzen, die zu ihrer Entwicklung viel Wasser
erfordern und aufnehmen, als hygrophile, solche, die sich mit geringen
Mengen begnügen, als xerophile. Dagegen heißen Pflanzen, welche mit
den oben erwähnten Vorrichtungen zu stärkerer Wasserabgabe versehen
sind, Hygrophyten und die mit Mitteln zur Förderung der Absorp-
tion und zur Verzögerung der Transspiration ausgestatteten Pflanzen
Xerophyten. Pflanzen, deren Existenzbedingungen, je nach der Jahres-
zeit, die von Hygrophyten oder Xerophyten sind, nennt S eh imp er
Tropophyten. Zu ihnen gehören die meisten Pflanzen unserer mittel-
europäischen Flora.
Pflanzenphänologie.
Die Abhängigkeit der Pflanzen von den klimatischen Elementen
ergibt sich klar aus der Periodizität der Vegetation im Kreislaufe des
Jahres. Es lösen sich überall auf der Erde Vegetations- und Ruhe-
periode ab; selbst in der Tropenzone mit ihrer das ganze Jahr über so
gleichmäßigen Witterung sind die Pflanzen diesem Wechsel unter-
worfen.
Das Gewöhnen der Pflanzen an die im Klima begründete Jahres-
periode nennt man Akklimatisation. Von der Akklimatisations-
fähigkeit hängt zum Teil auch die Ausbreitung einer Pflanze auf der
Erde ab.
Für die Djiuer der Vegetation besteht in jedem Lande ein be-
stimmtes mittleres Maß in Tageszahlen; es ergibt sich aus dem mitt-
leren Datum, an welchem die Vegetation beginnt und schließt. Mit
der Feststellung dieser Daten beschäftigt sich die Pflanzenphänologie,
deren Aufgabe es im besonderen ist, die Beziehungen zwischen Klima
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
198 Asien. Ii. Ost- und Südasien.
124,2 Millionen, die der Abfallseide 6,9 Millionen und der Seidenwaren
und Baumwollgarne 31,6 Millionen Den, was insgesamt mehr als ein
Drittel der Gesamtausfuhr Japans bedeutet. — Die Einführung der Seiden-
zncht in Japan wird in die zweite Hälfte des dritten Jahrhunderts (289)
verlegt und koreanischen, sowie chinesischen Einwanderern zugeschrieben.
Ihre Befestigung und Ausbreitung fand gleichzeitig mit der des Buddhismus
statt. Die Aufmerksamkeit und das Interesse der Herrscher Japans war schon
seit den ältesten Zeiten diesem wichtigen Industriezweige zugewandt. Der
jüngst verstorbene Mikado hat bei mehr als einem Anlaß seine Vorliebe
für die Seidenzucht und die Produkte der Seidenweberei bezeugt, und auch
der Umstand, daß der japanische Hof für Geschenke vorzugsweise im Lande
verfertigte Seidenstoffe wählt, kann füglich so gedeutet werden.
Alle Seide, japanisch Kinn, entstammt den Kokons oder Puppenhüllen
einer Gruppe vou Nachtschmetterlingen, die man mit dem Namen Bomby-
ciden oder Spinner bezeichnet. Der Maulbeerspinner ist die bekannteste Art.
Die Raupen der Spinner sind äußerst gefräßig. 20000 Raupen bedürfen
bis zu ihrer vollen Entwicklung etwa 300 kg Maulbeerblätter, von deueu
sie mehr als drei Viertel zwischen der vierten Häutung und Verpuppuug
verzehreu. Die spinnreifen Raupen haben ihr Lebendgewicht innerhalb der
gesamten Entwicklungszeit oder 34 Tagen und 10 Stuudeu um das 5400-
fache vermehrt.
In den letzten Jahrzehnten ist die Seidenindustrie iu Japau zu einer
ganz großen Nationalindustrie herangewachsen. Vielfach hat sie die enro-
päischen Arbeitsmethoden angenommen. Es sind fabrikmäßige Betriebe
entstanden, die viele Arbeiter oder meistens Arbeiterinnen beschäftigen. Noch
immer aber herrscht die alte Hausindustrie vor, indem die Seidenzüchter und
Bauern selbst im Hause die Seide abhaspeln und teilweise verweben lassen,
teilweise als Rohseide in den Handel bringen.
„Die Sonne war hervorgekommen und leuchtete mit matten Strahlen
in die offenen Hänser hinein. Da hockten die jungen Mädchen hinter den
kleinen ans Ton gebrannten Öfen, auf welchen in großen Schüsseln Wasser
warnl gehalten wurde. Neben sich hatten sie Siebe mit den Kokons der
Seidenspinner stehen. Aus dem Sieb warfen sie die Kokons in das warme
Wasser, schlugen sie mit einem kleinen Reisigbesen, bis sie den Fadenanfang
fanden. Dann vereinigten sie die Fäden von mehreren Kokons, zogen sie
durch eine Öse auf die Haspeln und wickelten in rascher Arbeit die Kokons
ab. Es war ein reizvolles Bild, die jungen Mädchen sich geschickt zwischen
den vielen Gerätschaften bewegen zu sehen. Die Haspeln schnurrten, die
Kokons tanzten, wie weiße Mäuse, in dem warmen Wasser herum. Dampf
erfüllte den ganzen Raum. Die Flockseide, die im Anfang abfällt, wurde
auf eine besondere Spule gewickelt. Mit eiuem durchlöcherten Metallösfel
holten die Mädchen die toten Puppen aus den: Wasser heraus. In dem
kleinen Raum herrschte eine große Geschäftigkeit. Es wurde gehaspelt, ge-
schöpft, Wasser geholt, Kokons verteilt und dabei gegessen, geschwatzt, Lied-
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Feldbau.
nämlichen Felde folgen, sondern wechselt ab,
und führt den Turnus ein.
Die Wesenheit des Fruchtwechsels besteht
darin, daß man eine kluge Früchtenfolge ein-
führt, und immer ein anderes Gewächs wählt,
für welches der Boden durch das vorhergegangene
noch nicht erschöpft ist. Daher erzielt auch der
Gärtner auf dem nämlichen Gartenbeete 5, 4
und 5 Ernten im nämlichen Jahre, weil er
kluge Früchtenfolge einführt.
Die Forderungen an Grund- oder Schar-
werks- und Zehent-Rechten sind oft sehr will-
kührlich und unbestimmt, daher mit Prozessen
verbunden, wodurch Zeit, Geld und Ruhe ver-
loren wird.
Aber der Landmann ist auch gehindert, mit
seinem Gute Veränderungen vorzunehmen, weil
er immer den grundherrlichen Consens braucht;
ebenso ist er durch Scharwerksleistungen häu-
fig an seinen eigenen Arbeiten gehindert. Er
wird sich daher eine große Wohlthat verschaf-
fen, wenn er solche lästige Schuldigkeiten durch
eine bestimmte jährliche Abgabe in Getreid oder
Geld abzulösen sucht, wozu sich auch in den
meisten Fallen die Grund - oder Zehent-Herr-
schaften selbst gerne verstehen. Noch besser
wäre es, wenn er im Stande wäre, sich mit
einem Kapitale von der Abgabe ganz los zu
kaufen.
Die Grundstücke sind oft so getrennt, daß
die Bearbeitung sehr beschwerlich ist, sie oft
nicht bebaut werden können, und daß oft
mit angranzenden Nachbarn Streitigkeiten ent-
stehen. Der Landmann muß daher trachten,
alle Gründe in ein Stück zusammen zu brin-
gen, und das heißt arrondiren.
Um aber dieses zu können, muß er erst
die Grund-, Scharwerks - und Zehent-Rechte ab-
lösen, weil er sonst nicht frey, und nicht ohne
205
70.
Welche ist die
Wesenheit des
Fruchtwechsels?
71.
Wie ist die Ab-
lösung oder Fi-
nning der Rechte
ein Beförde-
rungs-Mittel?
72»
Was heißt Ar-
rondirung, und
welchen Nutzen
öat sie?
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160
B. praktischer Teil
so erhält er bei der Gemeinde-Krankenkasse freie ärztliche Behandlung, freie
Krzenei und vom 3. Tage an die Hälfte des Lohnes als Krankengeiö;
geht er ins Krankenhaus, so erhält die Familie das halbe Urankengeld und
der Erkrankte Arzt, Apotheke und Pflege frei. Stirbt der Kranke, so wird
der 20tägige Lohn als Sterbegeld gezahlt.
Aufgaben. Zeichne Fieberthermometer, tlrzeneiflasche, Holunderblatt, Blüte
der echten Kamille, die Wurzel des Wasserschierlings (einiges farbig), Achselstücke
eines Sanitätsoffiziers. Für die Naturaliensammlung eignen sich Krzeneiflasche und
Vriefrvage (Kbb. 24).
J8. Post und Briefbote.
a) Postgebäude. Idir gehen zur Poststraße, Woran erkennst du das
Postgebäude? (viel Drähte gehen hin, Schild mit Reichsadler auf
goldenem Grund.) Beschreibe den Reichsadler ! (Langer, geöffneter Schnabel,
Abb. 24. I. Fieberthermometer, 2. Krzeneiglas, 3. Achselstück eines Sanitätsoffiziers, 4. Lriefwage,
5. Holunderblüte, 6. lvurzelstock des Wasserschierlings, 7. Blüte der echten Uamille.
Flügel und Beine gespreizt; in der einen Klaue hält er das Zepter, in der
anderen den Reichsapfel.) Zepter und Reichsapfel sind Kennzeichen
der Königs- und Kaisermacht. Nenne noch andere Zeichen derselben!
(Krone, Purpurmantel, Schwert.) Erzähle, wie Wilhelm I. Kaiser
wurde (vgl. S.79). Unser Kaiser ist aber auch König vonpreußen. Er
stammt aus dem Hause der hohenzollern. Diese nahmen die Zeichen
der Königsmacht am 18. Januar 1701 an. (Kurze Schilderung der
Krönung zu Königsberg l) Unterscheide den preußischen und den Reichs-
adler (Bilder zeigen!), die preußischen und die deutschen Landesfarben
(Fahnen), Preußen und Deutschland ! Warum steht da K a i s e r l i ch e Post?
(Sie ist deutsch, nicht preußisch.)
hier in der Mauer des Gebäudes ist eine blaue Eisenplatte mit Schlitz
und Deckel eingelassen. Zweck? (Briefeinwurf.) Wo bleiben die Briefe
denn, wenn du sie da hineinwirfst? (Sie fallen in einen großen Korb,
werden gesammelt und verschickt.) Dort an jener Straßenecke ist auch ein
Briefkasten. Beschreibe ihn! (Blauer Eisenkasten, doppelter Einwurf,
vorn die Zeitangaben über das Leeren des Kastens.) Welchen Zweck haben
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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84
B. praktischer Teil
3 Ht. Beitrag. Außerdem werden Konzerte, Gesangsabende und Theater-
Vorstellungen zu diesem Zwecke gegeben. (Preisberechnungen!) Der vor-
stand des Vereins nimmt dieses Geld ein und wirtschaftet damit. Kber
alle Jahre ist einmal Generalversammlung. Da darf jeder kommen,
der Mitglied ist, und dann muß der Vorstand genau nachweisen, wie er
das Geld verwandt hat. Größere Ausgaben muß die Generalversammlung
vorher bewilligen.
Aufgaben. Zeichne die öffentlichen Knlagen, Plätze und Denkmäler in den
Stadtplan ein! Zeichne ein Soldatengrab, einen Helm, ein Seitengewehr, einen
14. Uastanie, Is. Löwenzahn, 16. Engerling, 17. Maikäfer.
Tornister, eine Flinte, eine Lanze mit Fähnchen! Das Blatt der Roßkastanie, Lor-
beerblatt, Palmblatt, die Blüte vom Löwenzahn und Vergißmeinnicht, das Blatt
der Sumpfdotterblume sind farbig anzulegen! Forme aus Knetmasse ein Denk-
mal, einen Ineißel, einen Kammer, ein Soldatengrab (Stäbchen als Kreuze), eine
Kanone, Engerling und Maikäfer! (5lbb. lv).
4. 5tadtpark und Schützenhaus.
3) Luisenhain. Unsere Stadtpromenade führt zum Luisenhain. Er ist
nach der Königin Luise, der Mutter Kaiser Wilhelms I., benannt. Diese
Königin hat sich in ganz besonders hohem Maße die Liebe und Verehrung
unseres Volkes erworben- denn sie war schön von Gestalt, herzensgut
zu jedermann, und das Unglück ihres Vaterlandes hat ihr in jungen Jahren
das k)erz gebrochen. Damals hatten die Franzosen unser liebes Vaterland
erobert, und ihr Kaiser Napoleon I. war sehr grausam- er ließ seine
Soldaten schrecklich in unserem Lande Hausen, und die edle Königin mit
ihren Kindern verfolgte er. Sie mußte von Berlin nach Königsberg und
Memel fliehen und ist vielleicht auch durch unsere Stadt gekommen, von
dieser Flucht erzählt man sich mancherlei. (Lesestücke: „Die Kornblume".
„Wer nie sein Brot mit Tränen aß." „Die Königin Luise und das arme
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