400
welche terassenartig an verschiedenen Stellen hervorquillt; oftmals berstet
er abermals und stößt darnach so ungeheure Rauchwolken aus, daß die Ta-
geshelle zur Nacht wird. Der feine, aschenartige Staub, welcher aus der
Luft niederfällt, zeigt an, daß die emporlodernden Dampf- und Feuermassen,
welche theilweise in Wassertropfen durch kältere Luftschichten niedergeschlagen
werden, auch- erdige Bestandtheile mit sich losreißen. Während die nieder-
sinkenden glühenden Staubmassen Alles bedecken und ersticken, beleuchtet das
unterirdische Feuer des Kraters das über ihm wogende Rauchmeer und um-
säumt gleichsam mit glühenden Fransen die wirbelnde Masse. Krach auf
Krach, Schlag auf Schlag, Douner auf Donner folgt. Glühende Massen
werden emporgeschleudert, fallen zuletzt in Bogen auf die Höhe zurück auf
die Kraterwand mit großem Geprassel nieder und zerspringen in tausend
Stücke. „Und immer schneller und schneller folgen die Stöße, immer lauter
wird ihr Knall, immer zahlreicher die Menge der cmporgeschleuderten Feuer-
klumpen, immer stärker das Geprassel der fallenden Bruchstücke. Hier erfaßt
ein folgender den bereits zurückkehrenden, und die Heftigkeit des Stoßes der
sich begegnenden mehrt die Zersplitterung, steigert die platzenden Bomben
gleichenden umhergeschleuderten Stücken." Da nahet das lange gefürchtete
Erzittern des Bodens und treibt den Menschen hinaus unter freien Himmel,
sein Leben zu retten und den Schluß des großartigsten Schauspiels mit
eigenen Augen zu schauen. Es hebt sich die feurige Masse empor aus
dem tobenden Schlot, und aus und über der Kraterwand herab schießt die
glühende Lava*) vorwärts breiter und immer breiter über die sorgfältig
bebaute Ebene herab, Alles versengend und verbrennend, was ihrer Wuth
sich entgegeustemmt. Endlich stockt sie; unter den letzten Schlägen hebt sich
eine hohe Rauchsäule empor, gleich einer starken Pinie, Wasserdämpfe und
Asche mit sich führend. Die Asche treibt der Wind mehrere hundert Mei-
len weit, während die über dem Kegel lagernde Wolke unter Blitz und
Donner ihrer elektrischen Spannung sich entledigt. Ein wolkenbruchähnlicher
Regen stürzt zuletzt herab und führt Schlammbäche von den Kraterwänden
in die Ebene.
Verschieden von diesen Schlammbächen sind die Salsen oder
Schlammvulkane, welche zuerst Feuer ausgeworfen haben, nachher aber
in ein zweites Stadium übergegangen sind. Lettiger Schlamm und Gas-
ergießungen entströmen kleinen und mit Wasser gefüllten Becken, welche sich
auf dem Gipfel der Kegelhügel befinden. Tie Salsen von Girgenti, „Ma-
calubi", haben schon seit 1500 Jahren diese Beschaffenheit gezeigt**). Es
gibt auch unterseeische Vulkane, welche die Erscheinungen gewöhnlicher Vul-
kane bieten und manchmal solche Massen auswerfen, daß sich eine Insel
bildet, ebenso wie durch ihre Thätigkeit auch Inseln versinken. Endlich fin-
*) Die glühende Lava zeigt sich hellglänzend, wie ein geschmolzenes Metall, wie
Eisen, welches aus dem Hochofen zum Gießen hervorströmt, oder wie eine im Glüh-
feuer liegende Glasmasse. Nach ihrem Erkalten erscheint sie als eine harte, klingende,
von Blasenräumen erfüllte Masse; man unterscheidet steinartige und glasartige Lava,
je nach ihrer Härte und Sprödigkeit.
**) Andere Schlammvulkane finden sich auf der Halbinsel Abschcron am kaspi-
schen, auf der Halbinsel Taman am asowschen Meere, in Venezuela rc.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
195
Ii. Physikalische Geographie.
oder geringerer Menge in allen sekundären Gegenden vor; besonders
in England, bei Newcastle auf der Ost - und bei Whitehaven auf
der Westfeile der Insel; in Schottland, Frankreich, Deutschland,
in China, in Süd-Amerika, in einer Höhe von mehren tausend
Fuß auf den Anden, in Nord-Amerika in Neu-Braunschweig und
Cap Breton, in den vereinigten Staaten, in Virginien und anderen
Staaten, vorzüglich aber Pennsylvanien.
§. 832. Torf wird nur in alluvialen Gegenden gefunden,
und 'ist für dieselben ein Surrogat des fehlenden Holzes und der
hier selten vorhandenen Kohlen. Am meisten gebraucht wird er im
nördlichen Deutschlande, Holland und Ireland; in den vereinigten
Staaten in New-Jersey.
§. 833. Schwefel kommt insgemein in sekundären Forma-
tionen vor, oft in Verbindung mit Salz, Gyps und Mergel; wie
in der Schweiz, Sicilien und Polen, und fast überall, wo Safz-
werke befindlich sind; die Schwefelquellen setzen ihn oft am Rande
in so starken Quantitäten ab, daß er, wie bei Richfield in New-Pork
und mehrfach in Sibirien, einen einträglichen Handelsartikel bildet.
Am meisten aber findet man ihn in vulkanischen Gegenden,
denn er bildet einen Hauptbestandtheil der Stoffe, welche das unter-
irdische Feuer nähren, wie sich unter andern auf Sicilien und Is-
land deutlich zeigt. Die Erde dampft, besonders in der Nähe neu
erloschener Vulkane, vielfach Schwefel aus, bei Neapel z. B., auf
Martinique, Montserrat und Guadeloupe, und ein großer Theil der
in Europa im Handel befindlichen wird auf solche Art gewonnen.
In Island liegt er in großen Massen fast offen zu Tage.
834. Die Erdharze sind entzündliche, brennbare Massen,
die theils flüssig, theils fest vorkommen. Sie sind entweder un-
gemischt, wie das Stein- oder Bergöl, auch Bergnaphtha ge-
nannt, das Erdp ech oder Bergtheer (Bitumen), der Asphalt
oder Judenpech, und der Bernstein, oder mit fremden Kör-
pern versetzt, wie die Stein- und Braunkohlen, der Gagat
und andere.
§. 835. Das Steinöl quillt aus Bergritzen und Klüften
heraus, kommt am meisten bei Rangun im birmanischen Reiche,
sodann in Parma, Modena und Piacenza in Languedoc und Elsaß,
in Baiern am Tegernsee, in Würtemberg und mehren andern
deutschen Staaten vor. Es wird theils wie Oel in den Lampen
zum Brennen, theils in der Medicin und sonst noch mannigfach
gebraucht. Die berühmtesten Naphthaquellen liegen bei Baku am
kaspischen See; sie sind den Guebern oder Feueranbetern heilig. —•
Erdpech wird besonders häufig in Persien, auf den ionischen Inseln,
in Frankreich, in der Schweiz, in Schweden gefunden. Gleich
ihm wird der ihm ähnliche Asphalt flüchtig sowohl als fest an-
getroffen, besonders im todten Meere in Syrien, wo es auch oben
auf schwimmt, und mehren ostindischen Seen; auch in Deutschland,
Schweden, Ungern rc. — Die Entstehung des Bernsteins und
was derselbe eigentlich sei, ist immer noch nicht genügend erklärt
worden. Er wird bekanntlich zu vielen Kunst- und Galantcrieartikeln
verarbeitet. Am häufigsten wird er an den Küsten und in den
13*
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
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Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Frankreich Deutschland China Süd-Amerika Nord-Amerika Neu-Braunschweig Pennsylvanien Holland New-Jersey Sicilien Polen New-Pork Sibirien Sicilien Neapel Martinique Guadeloupe Europa Island Bernstein Rangun Parma Modena Piacenza Languedoc Baiern Würtemberg Baku Persien Frankreich Schweiz Schweden Syrien Deutschland Schweden
196 Allgemeine Erdkunde.
Sandhügeln der Ostsee gesunden, sodann bei Catania auf Sicilien,
bei Oviedo in Spanien, bei Madagaskar und an den Küsten der
vereinigten Staaten von Nord-Amerika.
Mineral-Salze.
§. 836. _ Salz, dieses wichtigste unter allen Mineralien,
kommt fast in allen Landern in großer Menge vor. Eine uner-
schöpfliche Salzmine ist der Ocean, der an seinem Gestade überall
Salz absetzt. In kalten Landern wird es durch künstliche Warme
gewonnen, in den heißeren thun die Sonnenstrahlen dieselben Dienste,
z. B- auf den Inseln des Archipelagus, am grünen Vorgebirge,
in Ostindien u. s. w. - Es ist das sogenannte Boy-Salz, das
in den Boysalzschlämmereien getrocknet wird, und von dem
in Europa Spanien, Portugal und die atlantische Küste Frankreichs
(Departement der untern Charente) das meiste in den Handel
bringen, und besonders nach Skandinavien, wo es zum Einsalzen
der Fische gebraucht wird, absetzen.
§. 837. Salz findet man in ausgedehnten Lagern in sekun-
dären Regionen; in Cheshire (England) ist ein solches befindlich,
das von 00 bis 90 Fuß Dicke hat; es liefert das sogenannte liver-
pooler Salz, das einen wichtigen Handelszweig bildet. Deutschland,
Ungern und Polen sind ebenfalls reich an solchen Lagern, besonders
am Fuße der Karpathen und in dem ganzen Striche vom schwarzen
Meere bis zu den Alpen. Die Salz werke von Bochnia und
Wieliczka in Polen sind die ergiebigsten auf Erden.
§. 838. Das Steinsalz bildet hier und da förmliche Berge,
wie bei Cardona in Spanien (§. 178), in der Moldau und in
Hindustan am Indus. — Manche Ebenen haben nicht nur einen
durch und durch mit Salz geschwängerten Boden, sondern sind
oft auch mit einer förmlichen Salzkruste überzogen, in Nord-Afrika
und der Sahara, in Abyssinien, Persien, Sibirien, der Mongolei,
der Atacama-Wüste. In den Ebenen zwischen den Anden und
dem Paraguayflusse schmeckt das Wasser der meisten Seen, Flüsse
und selbst Brunnen mehr oder weniger salzig. Dasselbe ist der
Fall mit jenen in der großen nordamerikanischen Einöde (8- 223). —
Die in solchen Gegenden befindlichen Springe und Quellen sind
oft so salzig, daß man aus ihrem Wasser durch Verdunstung ziem-
liche Quantitäten Salz erhält. Solche Salzquellen treffen wir eben-
falls in sekundären Regionen, besonders im mittlern Europa und
den vereinigten Staaten von Nord-Amerika.
§. 839. Gyps, der für den rationellen Ackerbauer, wegen
seiner befruchtenden Eigenschaften, von so hoher Wichtigkeit ist, wird
oft in Verbindung mit den Salzlagern gefunden. — Salmiak
kommt in natürlichem Zustande (er wird auch künstlich bereitet) nur
in vulkanischen Gegenden vor, auf Island, Sicilien, den liparischen
Inseln, bei Neapel; in großen Massen in der mittlern Mongolei. —
Glaubersalz findet man in natürlichem Zustande in den Salz-
seen Aegyptens und Sibiriens; das sogenannte E p so m - S a lz
bei Epsom in England und in einer Höhle in Illinois. — Borax,
eine Salzart, die mannigfach benutzt wird, z. B. in der Medicin,
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Bochnia Cardona
Extrahierte Ortsnamen: Catania Sicilien Oviedo Spanien Madagaskar Nord-Amerika Ostindien Europa_Spanien Portugal Frankreichs Skandinavien England Deutschland Polen Polen Spanien Moldau Hindustan Nord-Afrika Sahara Persien Sibirien Mongolei Europa Nord-Amerika Island Sicilien Neapel Mongolei Sibiriens England Illinois
— 67 —
Lehmwänden, dazwischen zahlreiche Steingeräte, auch geschliffene Beile. Metall wurde nicht gesunden.
In Italien kamen verwandte Funde zu Tage. Ein Wohnplatz auf Sizilien ergab Tongefäße mit (Ornamenten, die denjenigen auf den ältesten ägyptischen Gefäßen sehr ähnlich sind, und es ist bedeutungsvoll, daß dieselbe Verzierungsweise auch in Nordeuropa auftritt. Überall, im Süden wie im Norden, pflegte man die vertieften Ornamente mit einer weißen Kalkmasse auszufüllen.
Endlich sei noch darauf hingewiesen, daß auch die (Brabform der Dolmen aus dem Morgenlande übernommen ist. Sie ist außerhalb Deutschlands weit verbreitet. 3n großer Zahl schmücken Dolmen die dänischen Länder. 3m Norden reichen sie bis zum mittleren Schweden, im Osten bis zur Oder. Weiter verbreitet sind sie im Westen. Holland, England, Frankreich, Spanien und Portugal sind reich daran. 3m nördlichen Frankreich kennt man außer den Dolmen, die den deutschen vollkommen gleichen, auch freistehende Kammern mit zahlreichen Seiten- und Decksteinen, die sogenannten bedeckten Rlleen. Huch in Nordafrika, Korsika und Palästina gibt es Dolmen, die mit den nordeuropäischen oft die allergrößte Ähnlichkeit haben. (Einzelheiten in der Bauweise, z. B. der Schwellenstein in der Türöffnung und die Umfriedigung mit aufrecht stehenden langen Steinen findet man sogar bei den Dolmen Nordafrikas wieder. Endlich ist auch der 3nhalt all dieser Kammern sehr verwandt. Überall zeigt sich dieselbe Unordnung der zusammengescharrten (Bebeine und Brandspuren. Während aber die südlichen Dolmen vielfach Metallgeräte enthalten, fällt diese (Brabform im Norden in die reine Steinzeit.
(Es ist gewiß, daß wie später, so auch in der ältesten vorgeschichtlichen Zeit die großen Fortschritte aus dem Süden gekommen sind, also auch die jüngere Steinzeitkultur.
Wenn wir nun genau wüßten, aus welcher Zeit die südländischen Funde stammen, könnten wir damit auch den Beginn der jüngeren Steinzeit in Deutschland ungefähr angeben. Da die ägyptische Königszeit um 4000 v. Ehr. anhebt, kann man für die vorausgehende Zeit des geschliffenen Beiles das 5. Jahrtausend in Anspruch nehmen. 3n das 5. Jahrtausend fallen wahrscheinlich auch die
5*
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Sizilien Nordeuropa Deutschlands Schweden Holland England Frankreich Spanien Portugal Frankreich Nordafrika Korsika Palästina Nordafrikas Deutschland
146
B. Zur Länderkunde,
Die Kraft der Wassermassen, die nach starkem Regen im Oberlauf der Riviere
gewaltiger mechanischer Leistungen fähig sind, im Lauf der Jahrzehnte bis 16 m
tiefe Strudellöcher in den harten Fels bohren, erlahmt in kleinen Riviereu schnell.
Als kotig-schlammige Masse wälzt sich die Flut heran und versiegt lange, ehe sie das
Meer erreicht. Größere Riviere, wie der Omaruru, ergießen ihr Wasser wohl all-
jährlich ins Meer; der Swakop schaltet mehrjährige Pausen ein, ehe er als stattlicher
Fluß zur Küste kommt. Vom Kuiseb wird dieses Ereignis aus den Jahren 1837,
1848, 1849, 1852, 1864, 1880, 1885 und 1893 berichtet.
Die starke Austrocknung macht es dem Rivierboden oft unmöglich, den plötzlich
hereinbrechenden Reichtum auszunutzen und sich genügend schnell vollzusaugeu:
nicht einmal einen Meter tief hatte sich der Sand im unteren Swakop an den Stellen
durchfeuchtet, über die das Wasser 69 Stunden geflossen war. Mit überwältigender
Vehemenz stürzt es zuweilen in seine Bahn. Der abkommende Swakop der Regen-
periode 1896/97 zertrümmerte 12 km vor der Mündung einen vollbeladenen Ochsen-
wagen. In einem Nebenrivier des Huab im Kaokofeld fanden bei Franzfontein am
18. Februar 1898 42 Pferde und 4 Mann den Tod. Daß Wasserläufe solcher Gewalt
im Oberlauf, wo sie iu enges Bett sich zwängen, tiefe Rinnen in die Landschaft graben,
würde kaum gesagt zu werden brauchen, wenn nicht der Anblick jahrelang trocken-
liegender Riviere den Gedanken an heute noch wirkende Erosionsarbeit unwillkürlich
zurückdrängte.
Für die Reliefbildung bedeutungslos, aber wirtschaftlich ungleich wertvoller
als die oberirdische Rivierflut ist das Wasser, das in der Tiefe des Bettes unter Sand
und Kies verborgen zum Meere sickert und in wechselnder Tiefe zu graben ist, wo es
nicht, vor einem Felsriegel gestaut, freiwillig zutage tritt.
. Direkter und zwingender als das Relief des Landes normiert
2. das Klima die Bedingungen südwestafrikanischen Lebens. Niemand ist im
Zweifel darüber, daß in Südwestafrika die^Grnndbedingungen alles pflanzlichen und
tierischen Lebens und damit auch alle Fragen der Siedelung und der wirtschaftlichen
Erschließung des Landes peinlicher als in irgendeiner anderen deutschen Kolonie in
erster Linie von den wechselvollen Zuständen der Atmosphäre abhängen. Denn sie
entscheiden nirgends wieder in so großer Ausdehnung nicht bloß über Wohl und Wehe,
sondern ohne weiteres über Sein oder Nichtsein des Menschen in diesen Trocken-
ländern. Um so beklagenswerter ist es, daß ein gründliches Studium dieser Ver-
Hältnisse bis heute iu Südwestafrika hintangehalten worden ist. So nützliche Resul-
täte wir auch schon den Wetterauszeichnungen wissenschaftlich interessierter Laien
verdanken, so bedarf das Land doch eines weit ausgedehnteren und systematischer
geregelten Wetterdienstes. Wie in anderen Kolonien das Mikroskop im scheinbar so
abseits liegenden Studium der Urtierparasiten in Mücken, Fliegen und Zecken über
die Hauptfeiude tropisch-afrikanischer Kolonisierung, über Malaria, Schlafkrankheit
und Viehseuchen uns segensreich aufgeklärt hat, so wird mau hoffentlich bald einsehen,
was Barograph, Aneroid und Thermometer in sachkundiger Hand dem Lande leisten
können. Nicht daß wir wie dort den Gang der Natur selbst lenken wollten, — es wäre
schon reicher Gewinn, wenn wir hier lernten, uns überlegt in die Natur zu schicken:
wenn wir, statt auf blindes Probieren angewiesen zu sein, aus lückenlosen Tempe-
ratnr- und Regenbeobachtungsreihen die Aussichten für den Anbau bestimmter Kultur-
pflanzen klar herauslesen könnten, oder könnten wir uns über den mutmaßlichen
Ablauf der Regenzeit eines Jahres mit Hilfe von Barometerbeobachtungen aus den
vorhergehenden Monaten ein angenähertes Urteil im voraus bilden, oder ließe sich
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
192
B. Zur Länderkunde.
Heute, am 4. Dezember, brachen wir um 8 a. m. auf und steuerten in das Land
hinein, denn wir waren uns nunmehr über unseren einzuschlagenden Kurs uicht länger
im unklaren. Obwohl wir auf dem Gletscher Spalten und anderen Schwierigkeiten
begegnen dürften, die auf dem Barrier nicht vorherrschen, könnten wir auf letzterem
doch nur bis zur 86. Parallele vordringen und hätten uns dann dem Lande zuzu-
wenden, um über das Gebirge hinweg zum Pole gelangen zu können. Wir fühlten,
daß auf dieser Gletschertour Socks uns die größten Schwierigkeiten bereiten würde,
denn wir selbst konnten uns nicht länger ablösen. Adams, Marshall und ich zogen
310 Kilogramm, und Wild folgte mit Socks direkt in unserer Fährte, um ihn beizeiten
bei Antreffen einer Gletscherspalte warnen zu können. Alles ging glatt vonstatten,
bis Marshall durch eine Schneebrücke brach und in die Spalte fiel. Es gelang ihm,
sich mit den Armen zu halten. Der Boden dieser Spalte war nicht sichtbar. Um
1 p. m. waren wir nahe an den Schneeabhang herangekommen, über welchen wir
in das Innere des Landes und von dort auf den Gletscher zu gelangen hofften. Wir
aßen unsere Mittagsration und marschierten dann weiter, fanden aber anstatt eines
steilen, kurzen Abhanges ein langes, ziemlich steiles Gefälle. Den ganzen Nach-
mittag hindurch mühten wir uns mit der Ladung ab, doch Socks zog verhältnismäßig
leicht, und wir erreichten schließlich um 5 p. m. die Höhe des Passes, welche zirka
700 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Von diesem Puukte aus war der Abstieg
zum Gletscher ziemlich sanft, und wir kampierten um 6 p. m. unmittelbar an einer
blauen Eismasse, in der Granitblöcke eingebettet waren, die kleine Teiche umsäumten.
Dieses Wasser spart uns einen bestimmten Alkonsum, weil wir keinen Schnee oder
Eis zu schmelzen brauchen. Um 8 p. m. gingen wir nach einem in jeder Hinsicht be-
sriedigenden Tageswerk in die Zelte. Das Wetter ist jetzt herrlich, kein Windhauch
zu verspüren, und eine warme Sonne brennt auf uns hernieder. Die Temperatur
war mittags —4,4° R und ist jetzt —6,2° E. Der Paß, durch den wir heute
kamen, ist in große Granitblöcke, welche bis zu einer Höhe von 700 Meter aufsteigen,
eingepackt und tatsächlich ein großartiger Eingang zur „Heerstraße nach Süden".
Es ist alles so interessant und jede Erscheinung von solch gigantischen Formen, daß
sich dies kaum beschreiben läßt.
Wir betrachten diese immensen Farbenspiele der Natur und haben das Gefühl,
als ob uiemals wieder Menschenaugen sich an diesem Anblick ergötzen werden. Mar-
shall — armer Kerl! — mußte heute abend einen Extramarsch von vier Meilen machen,
denn er hatte seine Jägerjacke vom Schlitten verloren. Er fand sie nach einem
Marsche von zwei Meilen bergan auf der Fährte. Socks frißt nicht gut; er fühlt sich
einsam ohne seine Kameraden. Wir gaben ihm heute abend einen Trunk Tauwasser,
doch schätzte er diese Wohltat nicht, sondern zog den Schnee an seinen Füßen vor.
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
§ 23. 3. Südamerika. — b) Das ungefaltete Land des Ostens. 23
geschaffen, zwischen dem völlig ebene Tafeln, „Mesas"i, stehengeblieben sind.
Die Bergwasser sammelt der breite, sehr tiese und wasserreiche Orinoko.
Das baumarme Land hat im Nordsommer Regenzeit und im Nord-
Winter, wenn der Nordostpassat über die Ebene dahinbraust, Trockenzeit.
Es weist verschiedene Landschaftstypen auf. Nach W wird es allmählich
feuchter, in der Graslandschaft zeigen sich Baumgruppen (Bild 22, 23), dann
niedriger Trockenwald, am Fuße der Kordilleren dichter Regenwald.
Staatlich gehört der Sw zu Colömbia, der No zu Venezuela (f. o.).
2. Das Bergland von Guayana ^gwajäua^ ist ein uraltes Gebirge, das
stark verwittert, der hohen Gipfel beraubt und ein von parallelen Ketten
durchzogenes Tafelland geworden ist. Die dichte Vegetation des heißen
und sehr feuchten Berglandes henunt den Verkehr. Von Bodenschätzen wird
bisher nur Gold durch Auswaschen gewonnen.
Das Orinökogebiet gehört zu Venezuela. Der 0 ist der einzige europäische
Besitz in Südamerika. Die westliche Hälfte gehört den Briten, die östliche den
Niederländern und Franzosen. Das Land liefert den besten Kakao und
spanischen Pfeffer.
3. Amazonien ist das größte Tiefland der Erde, eine ganz flache Mulde,
dreizehnfach größer als das Deutsche Reich. Über der alten Felsunterlage
haben Meere verschiedener Erdzeitalter ihren Schlamm in Schichten ab-
gelagert und die Flüsse ein weit ausgedehntes Schwemmland (Delta) auf-
geschüttet. Da dieses üppigste und gewaltigsteurwaldgebiet^ („Selvas"
vom lateinischen silva. Buntbild „Urwald") nur durch den Amazonenstrom
und seine Nebenflüsse (s. den Atlas!), die bis zum Austritt aus den Gebirgen
für Dampfer fahrbar sind, erschlossen wird, so heißt es mit Recht Amazonien^.
Die riesigen Regenmengen, die, nach W zunehmend, in der Regenzeit
(Nordwinter) hier fallen, machen allein schon Südamerika zum nieder-
schlagsreichsten aller Erdteile. In der Trockenzeit (Nordsommer) nährt
reichliches Grundwasser, eiue Folge der ausgedehnten Überschwemmungen,
den farbenprächtigsten und von buntester Vogel- und Jnsektenwelt belebten
Urwald.
Der Amazonas^ heißt in den oberen zwei Dritteln seines Laufes Maranon.
Seine fahrbare Strecke von den Kordilleren (130 m über dem Meeresspiegel)
bis zur Küste ist in der Luftlinie über 3000km lang. Sein Stromgebiet ist
das größte der Erde. Seine Wasserfülle übertrifft selbst die des St. Lorenz-
stromes um das Dreifache. Er heißt darum nicht mit Unrecht „das Mittelmeer Süd-
amerikas". Mit dem Orinoko steht er durch den Rio Negro und den Easiquiare
[kafjtfiare] in fahrbarer natürlicher Wasserverbindung durch Flußgabelung. Sein
rechter Nebenfluß Madeira ist größer als die Wolga. Seine breite, vom Äquator
1 D. i. Tisch, vom lateinischen mensa. — 2 Wb. Lehmann Nr. 17, Hölze! Nr. 15.
3 Den Lärm,^ den die an der Mündung 10 m hohe Flutwelle verursacht, nannten die
Indianer „Amaßünu", d. i. Wasserwolkenlärin. Die Spanier deuteten den Namen auf
Amazonen.
4 Die fahrbaren Strecken des Hauptstromes und seiner Nebenflüsse betragen an 400001cm
= dem Erdäquator.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
A. Europa im Allgemeinen. Qi
Die Alpen, durch Süddeutschland ziehend, nähern sich 3) den
Karpathen, die zwischen Ungarn und Galizien sich ausbrei-
ten. Der höchste Theil dieses Gebirges ist der nordwestliche;
arm an Pflanzen hat er ein ödes Ansehen. Da diese Kette
über die Schneelinie nicht emporragt, so dehnen sich hier keine
Schneefelder und Gletscher aus; aber auch die grünen Matten
der Alpen fehlen und die Menge murmelnder Quellen. Die
Lomnitzer (8200) und die Eisthaler Spitze (8000)
gehören zu den höchsten Bergen. — Von den vorigen Ge-
birgsmaffen getrennt, erhebt sich an Schwedens und Norwe-
gens Grenze und im nordwestlichen Rußland 4) das skan-
dinavische Gebirge. Meilenweit an vielen Stellen mit
Schnee und Eis bedeckt, gibt es keinen unwirthlichern und des
Anbaues unfähigem Landstrich in Europa, als diese pflanzen-
und menschenarmen Gegenden des Nordens. Nadelholz und
Birken wachsen auf den minder hohen Theilen; Flechten und
Moose bedecken dieselben. Der Snöehättan (7620 Pariser
Fuß) ist der höchste Berg.
§. 8. Vulkanischer Bodm (§§. 93 u. 94 d. Einl.) findet
sich vorzüglich im südlichen Italien, auf Sicilien, den Inseln
des Aegefichen Meeres, den Azoren und auf Island. Allein
Spuren von feuerspeienden Bergen, die erloschen sind, gibt
es in mehrern Ländern, z. B. in Deutschland zwischen dem
Rhein und der Weser, in der Eifel — in Frankreich in den
Gebirgen von Auvergne u. a. — Zu den bekanntesten feuer-
speienden Bergen unsers Erdtheils gehören: Der Aetna,
fetzt Monte Gibello (11,400 Fuß), auf Siciliens Ost-
küste, der Vesuv (3750) im Osten Neapels, Stromboli
und Volkano unter den liparischen Inseln, der Hekla
(5210), Krabla, Leihruhkr u. a. auf Island. — Die
Gegenden, in denen sich Vulkane befinden, werden nicht selten
durch Erdbeben (§. 95 d. Einl.) beunruhigt, besonders ist
dies bei den Ländern Südeuropa's und Island der Fall. Aber
auch Ungarn, Deutschland, die Niederlande, selbst Schweden
sind schon oft von dieser schrecklichen Naturerscheinung heimge-
sucht worden.
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Extrahierte Personennamen: Monte_Gibello
Extrahierte Ortsnamen: A._Europa Ungarn Galizien Schwedens Rußland Europa Italien Sicilien Island Deutschland Rhein Weser Frankreich Neapels Krabla Island Island Ungarn Deutschland Niederlande Schweden
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
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2. Das Alpengebiet.
2.Das Alpengebiet.
(Schweiz, Tirol, Salzburg, Steiermark, Ober-Österreich.)
I. Das Alpengebirge.
Die Alpen durchziehen in grossem Halbbogen das südliche Europa.
Sie sind das höchste und in jeder Beziehung merkwürdigste unter
den Gebirgen dieses Erdteils. Ihr Name ist sehr alt. Das Wort „Alp"
(alb) bedeutet ursprünglich so viel als hoch.*) Und wahrlich — die Alpen
sind ein Riesenbau von unbeschreiblich hoher Pracht. Sie sind „ein gross-
artiger Beweis der Schöpfungsgewalt". Ihre Gesteine stammen aus dem
Innern der Erde. Dieselben haben als feuerflüssige Masse in den Schöpfungs-
tagen die Erdrinde durchbrochen und sich auf derselben übereinander ge-
lagert. Mit welch furchtbaren Naturerscheinungen dieser Aufbau verbunden
gewesen ist, davon kann auch die kühnste Phantasie sich keinen Begriff
machen. „Erdbeben und Meeressturm, Vulkanausbruch und Felsensturz
und die Momente des wildesten Naturaufruhrs der Jetztzeit sind nicht zu
vergleichen mit jenen welterschütternden Epochen. Vertausendfachen wir
den furchtbaren Aufruhr des wildesten Gewitters, dächten wir uns alle
Feuerschlünde der Geschütze auf eine Stelle versammelt, auf ein Kommando-
wort losgebrannt — wie nichtig würde das sein im Verhältnis zu jenem
Augenblick, in welchem die Milliarden von Kubikklaftern fester Gesteine
der Alpen aus ihren Fugen gerissen, zerborsten, zersprengt, himmelhoch
aufgerichtet oder übereinander geworfen wurden!?" Vergi. Berlepsch, „Die
Alpen", S. 4.**)
Diese Art des Alpenbaues erklärt die mannigfaltig schönen und selt-
sam gezackten Formen, die scharfkantigen Linien (z. B. der Dolomiten
„Bilderschatz" S. 25 c), die grossen Thalrisse und Schluchten, die frei
und kühn in die Wolken aufsteigenden Zinken, wie das unerklimmbare,
schneenackte, hohe Matterhorn.
„Nur wenige Menschen kennen die wirkliche und volle Majestät des
Alpengebäudes. Sie entschleiert sich da am allerwenigsten, wo die breiten
Heerstrassen über Joche und Bergsättel laufen. In die Geheimnisse der
verborgenen Gebirgswelt musst du hineindringen, in die Einsamkeit der
scheinbar verschlossenen Schluchten und Thaltiefen, wo der Kid turtrieb
des Menschen ohnmächtig ermattet, weil er die Schwäche seines Strebens
gegenüber der Erhabenheit der Alpennatur erkennt, — über Urweltge-
trümmer musst du klimmen, durch Gletscherlabyrinthe und Eiswüsten in
das Tempelheiligtum eingehen, welches sich dort vor deinem erbangenden
Blicke frei und kühn in den Äther emporwölbt. Da wird sie dir ent-
gegentreten, die unbeschreiblich hohe Pracht der Alpenwelt in ihrer ganzen
*) Näheres siehe „Kutzen, Das deutsche Land", S. 42.
**) „Es hat die grösste Wahrscheinlichkeit für sich, dass die meisten der
erdgestaltenden Vorgänge langsam, sehr langsam sich entwickelt haben" —
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Extrahierte Ortsnamen: Salzburg Steiermark Ober-Österreich Europa Meeressturm Berlepsch
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— 13 —
vor jedem Angriff. Da wollte sie ein Öttinger Gras mit List in seine
Gewalt bringen. Er versprach einem Thorwächter 100 schwere Gulden,
wenn er in einer bestimmten Nacht das Thor offen lasse, damit er in die
Stadt eindringen und die schlafende Bürgerschaft überrumpeln könne.
Geldgier machte den Thorwächter wirklich zum Verräter. An dem be-
stimmten Tage, es war im kalteu Januar, stieg er spät abends herab
vom hohen Turm, lehnte das schwere Thor zu, steckte den eisernen Schlüssel
ins Schlüsselloch, sperrte aber nicht ab. Klopsenden Herzens stieg der
Verräter die vielen Stuseu hinauf zu seinem einsamen Turmstüblein. Je-
den Augenblick konnte der Öttinger Gras mit seinen Scharen in die
friedliche Stadt einbrechen, — und die 100 Gulden waren sein.
Zum guten Glück aber kam einer Frau ihr settes Schwein aus.
Schnurstracks rannte es gegen das Thor — und hinter ihm voll Angst
die Frau. Da — plötzlich war der Flüchtling verschwunden. Er war
durch das offene Thor entkommen. Entsetzt hielt die überraschte Frau
inne: das Thor offen! zur Nachtzeit? Verrat? — Da öffnete sich hoch
oben am Turm ein Fenster und der Thorwächter guckte herab. Zoruig
schrie da unsere Frau hinaus: „So G'sell, so!" Daun lief sie, was sie
laufen konnte, zum Bürgermeister und erzählte alles. Rasch ward das
Thor geschloffen. Umsonst kamen die Öttinger angeritten; mit langer
Nase mußten sie wieder abziehen. Der Verräter aber erhielt seinen
verdienten Lohn. — Seit jener Zeit ruft in Nördlingen nachts jede
halbe Stunde der Wächter hinaus zum Turmhüter: „So G'sell, so!"
und von droben schallt als Antwort nieder: „So G'sell, so!" —
Zusammenfassung: So G'sell, so!
e. Das Ries, ein alter Seeboden.
Warum die Riesebene so große Fruchtbarkeit besitzt?
Guter Boden, mäßig warmes Klima, Wasser.
1. Wie der Bamberger Kessel, zeigt das Ries einen setten, sast
schwarzen Ackerboden, oft mehrere Meter tief. Am besten sieht
man das, wenn die Rieser einen Bruuuen graben. Unter der schwarzen
Ackererde stößt man auf gelbbraunen Letten (Lehm); in demselben
findet man ein Lieblingsspielzeug der Rieser Mädchen: zahlreiche Kiesel-
steine, die vom Waffer abgeruudet sind. Unter dem Letten liegt eine
starke Schicht blau schwarzen Thons. An manchen Orten steigt aus
dieser Thonschicht schweselhaltiges Wasser empor, das nach sanlen
Eiern riecht. Trotzdem suchen bei Wemding und Nördlingen
kranke Leute durch Bäder in diesem schwefelhaltigen Wasser Heiluug.
— Gräbt man noch tiefer unter den Lehm hinab, so entdeckt man große
Flöze (Erklären!) von Braunkohlen. (Vorzeigen!).
„Am Rande der Riesebene tritt der Fels- und Steinboden
deutlich zu Tage. Hier erkennt man au zahlreichen Steinbrüchen,
daß die umliegenden Höhen vorzugsweise aus Kalkstein bestehen. Der-
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