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1. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 54

1911 - Breslau : Hirt
89. Hans Holbein d. I., Georg Gisze vom Stahlhof, London, 1532. l Photographie Hanfstaengl.! ie Drer, so stammte auch Hans Holbein aus einer freien Reichsstadt, Augsburg; der Vater Holbeins, Hans Holbein d. ., selbst ein bedeutender und angesehener Maler, ward auch sein Lehrer. Auch der junge Holbein schlo seine Wanderungen mit einem Aufenthalt in Oberitalien ab, um sich dann (1519) in Basel niederzulassen. Aus dieser Zeit stammt sein berhmter Totentanz. Die Zeiten waren ernst: die Reformationsbewegung mahnte zu innerer Einkehr, die Bauernkriege bedrohten Leben und Wohlstand. Mit beiender Ironie fat Holbein den Triumph des Todes als ein groes Fest auf, bei dem die Gerippe aus dem Beinhause zum Tanze aufspielen. Und dann beginnt der Tod in allen erdenklichen Gestalten mit jedem Stand, jedem Geschlecht, jedem Alter in seiner Weise den Tanz. Der Hausierer mit hochbepackter Kiepe, das Schwert an der Seite, er hat es eilig, im nchsten Dorf seine Waren anzubringen. Da packt ihn der Tod mit festem Griff. Er bittet: Nur dorthin noch la mich! Vergebens! Schon schreitet ein Gerippe die Brummgeige spielend nach der ent-gegengesetzten Richtung zum Tanze vorauf,' er mu folgen. Auch den gepanzerten Ritter ereilt der Tod auf freiem Feld. Als Landsknecht, Kettenpanzer und Brustharnisch um das Gebein schlotternd, bohrt er ihm mit grimmigem Hohn seine eigne Lanze rcklings durch den Leib; da hilft kein Fechten mit dem breiten Ritterschwert, es ist seine letzte Sonne, die dort 54

2. Geschichte - S. 16

1913 - Berlin : Oehmigke
— 16 — irgendeine Bewegung auf dessen Flanken zu machen. Sein Rückzug aber, wenn der Feind siegte, war nur auf den schmalen Landstrichen an beiden Enden des Heiligen Sees möglich. Nach der Einsegnung des Heeres ward vor Aufgang der Sonne schnell die breite Floßbrücke aufgefahren, und die Fahrzeuge füllten sich mit Streitern. Ein Teil der Ritter war abgestiegen; in dichter Eisenrüstuug schritten sie voran und brachen mit ihren Speeren sich Bahn durch die nur leichtgeharnischten Haufeu der Wenden, die mit Streitäxten, Keulen, Schwertern und Schilden vergeblich ihrem Vordringen sich widersetzten. Bald war Raum um den Landungsplatz gewonnen. Albrecht stürzte sich mit seinen Rittern in den dichtgedrängten Feind, und es entspann sich ein langer, verzweifelter Kampf. Tausende fielen auf dem engen Raume, während von der einen Seite die langen Horner und das dumpfe Schlachtgeheul, vou der auderu die schmetternden Trompeten und der laute Zuruf der Führer die Streiter zu immer neuen Anstrengungen ermunterte. Da sank die heilige Fahne der Wenden, und sie wandten sich zur Flucht. Vergebens bemühte sich Pribislaw, diese aufzuhalten. Nach der Stadt zu drängte sich die wirre Masse, dicht hinter sich den'morden-den Feind. Hier aber trat ein andrer den Fliehenden entgegen. Albrecht hatte eine starke Schar bei Werder in der Nacht über die Havel setzen lassen, und diese rückte jetzt gegen die Wenden an, in deren Reihen nun von allen Seiten der Tod wütete. Berzweifluugsvoll sammelten sich um den Wendenfürsten seine Edlen. Die kühne Schar mit den dunklen Augen und schwarzen Locken brach sich Bahn längs den Ufern des Heiligen S^es, um da, wo am obern Ende der Graben ihn jetzt mit der Havel verbindet, die Flucht zu versuchen. In der Gegend von Nedlitz aber trafen sie von neuem auf den Feind, der auch diesen Ausweg besetzen wollte. Vergeblich strebte der tapfere Fürst, sich durchzukämpfen; die Übermacht war zu groß. Fast alle die Seinen fielen um ihn her, und immer weiter wurde er zurückgedrängt nach der Gegend, woher das Siegesgeschrei der Deutschen erscholl. Da wandte Pribislaw, des verlassenen Vaterlandes gedenkend, das hohe, starke Pferd nach der Gegend, wo sich Sakrow gegenüber das Ufer am weitesten in die Havel erstreckt. Kühn trieb er das schnaubende Roß hinein in die Flut und erreichte schwimmend den sichern Strand, er allein gerettet von so vielen Tausenden.

3. Vorstufe - S. 40

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
40 Deutsche Geschichte. Sattle an dem Brustharnisch zu zersplittern. Wem dies gelungen war, der galt als Sieger. War die eine Lanze zerbrochen, so griff man zu einer zweiten, welche der Knappe bereit hielt; so konnte mancher an einem Tage vierzig bis fnfzig Lanzen brechen. Auf die Einzelkmpfe folgte der Angriff der zwei Haufen. Da krachten die Lanzen, manch einer strzte zu Boden, oft schwer verwundet; da sausten die Streitxte auf das Haupt des Gegners, da flogen die Schwerter aus der Scheide, und jeder versuchte sein Pferd so geschickt zu wenden, da er des Feindes Hiebe vermied und selbst krftige Schlge austeilte. War das Turnier, das oft Tage und Wochen dauerte, beendet, so erhielt der Ritter, der sich am meisten ausgezeichnet hatte, den Turnierdank. Sein Name wurde unter lautem Schall der Pauken und Trompeten ausgerufen, und er erschien kniend mit gelstem Helm vor der edelsten Dame, die ihm eine goldene Kette, einen prchtigen Helm, einen Ring oder sonst ein Kleinod bergab. Oft fgte sie als besondere Gunst-bezeugung ein seidenes Tuch oder ein Band hinzu, das er an seinem Helm befestigte und ihr zu Ehren immer trug. Darauf zogen sich die Ritter glnzende Feierkleider an, ein groes Gastmahl und ein Ball, den der Sieger als erster Tnzer erffnete, beschlo das Turnier. _ Doch nicht immer war das Leben des Ritters im Mittelalter so fteuden- Ritterburg, reich; im Gegenteil, der Aufenthalt auf der Burg war meist sehr eintnig, besonders in den schlimmen Wintermonaten, wo Weg und Steg verschneit war, und oft wochenlang jeglicher Verkehr aufhrte. Da lag dann die Ritter-brg einsam auf einer Anhhe, von wo ein guter Ausblick ins weite Land war, oder mitten in der Ebene, aber wohlgeschtzt gegen jeden berfall durch einen tiefen, wassergefllten Graben. Ein schmaler Burgweg fhrte den kleinen Berg hinan, der die Zugbrcke ging es in den Vorhof, den stark befestigten Zwinger, welcher den ersten Ansturm der Feinde aushalten sollte. Hier bten sich die Ritter, Knappen und Knechte mit ihren Waffen. Dieser Zwinger war von der eigentlichen Burg durch die innere Burg-mauer abgeschlossen, durch die das Burgtor zu den Hauptgebuden fhrte. Im inneren Hof, Burghof genannt, erhob sich der gewaltige Berg-f r i e d, ein hoher, starker Turm, die letzte Zuflucht fr die Belagerten, zu dessen oberen Stockwerken nur eine Leiter fhrte, die leicht weggenommen werden konnte; unter ihm war das Burg verlie, der Kerker, in dem die unglcklichen Gefangenen bei Wasser und Brot schmachten muten. Die eigentliche Ritterwohnung war der P a l a s mit dem groen Rittersaal und den K e m e n a t e n, d. h. den Frauengemchern. Neben ihm stand die Burg-kapelle. Wirtschaftsgebude liefen an der Mauer entlang, in einer Ecke stand der Ziehbrunnen.

4. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 80

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
80 Alte Geschichte. alten Ochsenmist; eine Familie ihn die andere hungerte aus; wie Schatten wankten sie umher, oft plötzlich todt niedersinkend. In drei Monaten wurden 600000 Todte über die Mauer geworfen. So sehr übrigens die Parteien unter sich kämpften, so einig waren sie im Widerstande gegen die Römer. Einmal durchbrachen diese die Mauer zur Burg Antonia; aber die Nacht trennte die Kämpfenden, mtd siche — am andern Morgen hatten die Zeloten eine neue Mauer errichtet. Nuu wollte kein Römer mehr sein Leben wagen; und Titus hielt eine kräftige Rebe an die Tapfersten, daß sie die Ehre Roms retten möchten. Da erbot sich ein Syrer, Sabinus, mit 11 Andern ein einer Leiter emporzuklettern. Trotz der herabgeschleuberten Speere und Steine erreichte er die Spitze; und die Juben wichen vor seinem Arme. Ueber einen Stein aber fiel er der Länge nach zu Boben. Dennoch hielt er lange mit dem Schilb die Speere ab, wäh-renb er mit dem Schwert um sich schlug. Eublich erlag er. Die ihm nachfolgten, würden an der Leiter hinabgestürzt; die Uebrigen zogen sich zurück. Zuletzt würde boch die Burg erobert; und nun machte Titus, da neue Friedensanträge nichts fruchteten, einen Hauptangriff auf den Tempel mit ungeheuren Kriegsmaschinen. Er wollte ihn noch retten; aber die Juden machten neue Ausfälle; und ein Römer warf endlich einen Brand in ein Hauptgebäude. Der Tempel war verloren: und die meisten Kostbarkeiten giengen in den Flammen unter. Das Blut floß stromweise die Treppen herab; in einem einzigen Nebengebäude verbrannten 6000 Menschen, die, ein Wuuber erwartenb, hieher sich geflüchtet hatten. In der Stadt raffte inbeffen der Hunger noch eine Menge Menschen hin. Alles würde heißhungrig zernagt: Heu, Schuhe, Gürtel, Schilde. Eine vornehme Frau kochte sogar ihr eigenes Kind, nnb konnte den Braten nicht vor den spähenben Räubern retten. In heißen Kämpfen überwältigte Titus vollenbs Unter-' und Oberstadt; und zuletzt gteng ganz Jerusalem in Feuer auf (8. Sept. 70).

5. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 9

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 9 — entnehmen: „Rechts wie links hohe Häuser ohne Fensteröffnung, häufig klaffende Risse zeigend; die Straßen bald steil ansteigend, bald jäh abwärts führend, immer aber mit Schutt und Steinen angefüllt, was das Gehen wesentlich erschwert; dazu alle Augenblicke ein langer gedeckter Durchgang, wo man vor Finsternis mit den Händen vorwärts zu tappen genötigt ist, zuweilen Sackgassen der schauerlichsten Art, Höhlen, finstere Löcher, enge, feuchte Winkel, mit den Gebeinen toter Tiere und allerhand verfaulenden Gegenständen besät. Endlich biegen wir in eine der Hauptstraßen, etwa 2 m breit, ein. Alle paar Schritte müssen wir stillestehen, um einen Mauren zu Pferd oder einen mit blutigen Schöpsenköpfen beladenen Esel oder ein eine verschleierte Dame tragendes Kamel vorbei- zulassen. Zur Rechten und Linken öffnen sich die mit Menschen gefüllten Basare, Eingangstore und Höfe der Handlungshäuser, mit Waren aller Art angefüllt, Pforten der Moscheen, ' 1 Abb. 2. Tanger. (Aus einem Führer des Norddeutschen Llohd.) durch die man das zum Gebet niedergeworfene Volk der Gläubigen sieht. Die Lust ist mit einem starken Geruch von Aloe, Gewürzen und Weihrauch erfüllt. An uns vorüber kommen Scharen von Kindern mit Grindköpfen und allerhand Wunden und Narben, häß- liche alte Weiber ohne Kopfbedeckung und mit entblößter Brust, beinahe völlig nackte Narren, mit Blumen bekränzt und einem Zweig in der Hand, die fortwährend lachen, singen und hüpfen. Bei einer Straßenwendung begegnen wir einem „Heiligen", einem übermäßig fetten, vom Kopf^bis zur Zehe nackten allen Mann, der sich mühsam des Weges einherschleppt. Kurz darauf führt uns der Zufall vier Soldaten in den Weg, die einen unglücklichen, ganz zerfetzten und blutigen Menschen mit sich schleifen, — offenbar ein auf der Tat ertappter Dieb, denn die hinterdrein folgende Kinderschar ruft unausgesetzt: die Hand! die Hand! die Hand abhauen! In einer andern Gasse begegnen wir zwei Männern mit einer offenen Tragbahre, worauf ein zur Mumie verdorrter Leichnam, in einen Sack aus Leinwand gehüllt, der am Halse, an den Hüften und an den Knien zusammengebunden

6. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 137

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
137 die Gewappneten scharweise aufeinander. Es galt mehr, geschickt aneinander vorbeizureiten, als den Gegner aus dem Sattel zu werfen. Darauf war es vielmehr im Einzelkampfe, in der Tjost, abgesehen. Kostbare Spielpreise wie der Ruhm ritterlicher Kraft und Geschicklichkeit lockten zur Teilnahme am Turniere. Trotz kirchlicher Verbote und Strafen wurde das Waffenspiel häufig geübt, und lange erhielt sich die Erinnerung an besonders glänzende Ritterfeste. Frauen wie Männer reisten zu Pferde. Nur wer krank und schwach war oder möglichst unbehelligt von der dienenden Reisebegleitung seinen Weg zu machen wünschte, bestieg den Wagen, der nach unsern Begriffen freilich nicht gerade bequem war. Wenn es anging, wählte man die Wasserstraße, deren weite Krümmungen weniger schreckten, als die holprigen, schmutzigen Landwege. — In den meisten Fällen war der Reisende auf die Gastlichkeit fremder Leute angewiesen. Fand er hier und da freundliche Aufnahme, so mußten ihn die Gesetze doch auch gegen die Böswilligkeit schützen, wie sie andererseits das gastfreundliche Haus gegen die Gewaltthat des fremden Mannes sicherten' Im Laufe der Zeit mangelte es immer seltener an Wirtshäusern, die jedem Reisenden gegen Bezahlung Unterkunft boten. — Bei der dauernden Unsicherheit der Wege war es geraten, bewaffnet einherzuziehen. Bessern Schutz gewährte das Geleit des Lanbesherrn, für welches eine bestimmte Abgabe entrichtet würde. Wer einen Brief abzuschicken hatte, ober sonst eine Bestellung ausrichten lassen wollte, war genötigt, seinen eigenen Boten zu senben. Kaum anders als zu unserer Zeit staub man beim Gruße tiom&j^’ Sitze auf, verbeugte sich und entblößte das Haupt. Abgesehen von dem altertümlichen ,Heil!' klangen auch die Grußworte wie die unsern. Eigentümlich ist nur, daß man sich so häufig zur Begrüßung küßte. Scheidende tranken einander noch einmal zu. Wer in ein fremdes Gemach treten wollte, klopfte an die Thür und begehrte Einlaß. In den Städten hatten nicht bloß die Thore, Viertel und Straßen^zeich-besondere Namen, sondern auch die einzelnen Häuser. Awdt- Bei Feuersbrünsten war man auf die allereinfachsten Löschvorrich-tungen angewiesen. Daraus und aus dem leichten Holzbau der Häuser W&-erflärt sich, daß die Quellen so oft von der Einäscherung großer Häusermassen zu berichten haben. Von Anbruch des Tages bis Sonnenuntergang ertönte in Zwischen- Seit* räumen von je drei Stunden Glockengeläut, welches die kanonischenteilunfl-

7. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 153

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Sagen von Desiderius und Adelgis. 153 Westen auf wie eine finstere Wetterwolke, und als sie näher kam, da sah man es von funkelnden Waffen blitzen, und nun ritt er. daher, der eiserne Karl, bedeckt mit eisernem Helm und Schild, umkleidet mit eisernen Schienen und ' eisernem Panzer, in der Hand die hochragende eiserne Lanze. Auch das Roß, das er ritt, schien eisern an Mut und an Farbe; und alle, die ihn umgaben, waren auf gleiche Weise ausgerüstet wie er. Eisen erfüllte die Felder und Straßen, die Sonnenstrahlen brachen sich in dem Glanze des Eisens. Das alles sah der spähende Otter mit einem einzigen raschen Blick, wandte sich zu Desiderius und schrie: „Steh da! dort hast du den Karl, nach dem du so viel gefragt hast!" Und mit diesen Worten stürzte er ohnmächtig zu Boden. Unten jammerte das Volt in der Stadt. „ O das Eisenwehe, das Eisen!" Der König aber stieg vom Turme herab und suchte Tröstung im Gebet; wie er denn stets ein frommer Christ war und regelmäßig um Mitternacht aufstand und in die Kirche ging, um zu beten. Man erzählt aber, daß die Thore der Kirche sich vor ihm von selbst geöffnet hätten. Im eigenen Hause des unglücklichen Königs lauerte der Verrat. Jtkmge hatte Karl vergeblich die starke Stadt belagert. Da sah die jüngste Tochter des Desiderius den Frankenkönig von einer Zinne aus und ward von Liebe zu ihm ergriffen. In blinder Leidenschast schrieb sie an Karl einen Brief, in dem stand, daß sie, wenn der König sie zum Ehgemahl nehmen wollte, ihm die Stadt und ihres Vaters Schatz ansliefern werde. Diesen Brief wickelte sie um einen Pfeil und schoß ihn auf einer Armbrust über den Ticino. Er kam wirklich in Karls Hände, und dieser antwortete so, daß die thörichte Leidenschaft den Sinn der Jungfrau nur noch mehr gefangen nahm. Unter dem Haupte ihres schlummernden Vaters hervor stahl sie die Schlüssel der Stadt und meldete dem Frankenkönig, daß er in der kommenden Nacht das Stadtthor geöffnet finden werde, ^lls alles in Pavia arglos des Schlummers pflegte, zog das feindliche Heer still und geräuschlos ein. Fröhlich hüpfte die Jungfrau dem Geliebten entgegen. Aber es war finstere Nacht; sie geriet in das Gedränge, ward zu Boden gerissen und endete unter den Hufen der fränkischen Rosse. Das war der Lohn ihres Verrates. Durch das Wiehern der Pferde und das Klirren der Waffen erwachten die Bewohner der Stadt und liefen verwirrt aus ihren Häusern hinaus. Viele wurden im Dunkel der Nacht zertreten oder erschlagen. Als die Franken in den königlichen Palast drangen, warf sich Adelgis ihnen entgegen und erschlug viele. Aber sein Vater wehrte ihm und sprach: „Es ist Gottes Wille, daß der Langobarden Reich vergehe.'1 Da entfloh Adelgis in der allgemeinen Verwirrung ans der Stadt, während Karl in die Königsburg einzog und den Desiderius gefangen nahm. Die ganze

8. Teil 3 - S. 162

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 162 — jetzt zur Verschönerung der Umgegend, andere sind so sehr zerfallen, daß man sie aus der Ferne nicht mehr sieht. Allein die Volkssagen, welche sich an diese Reste einer längst verschwundenen Zeit knüpfen, machen sie immer noch interessant für Einheimische und Fremde. Zn den wichtigsten dieser verfallenen Schlösser gehören Schnellerts und Rodeustein, beide an den: Flüßchen Gersprenz fast zwei Stunden von einander gelegen. Dort haust als Spuckgeist der Ritter von Roden- stein. Bei herannahendem Kriege zieht er mit seinem wilden Heere von Burg Schnellerts aus durch das Thal hiudurch, ohne sich durch die im Wege liegenden Dörfer aufhalten zu laffeu, und kehrt in Rodenstein ein. Die erschreckten Bewohner erkennen diesen Heereszug bei einbrechender Nacht an den: Pferdegetrappel, dem Rasseln der Wagen, dein Klirren der Waffen, dem Schnauben und Wieheru der Rosse, dem Klange von Hörnern, dem Bellen der Hunde und an dem schrecklichen Rufe „huhu." Die ganze Luft ist mit Getümmel erfüllt, und ein Brausen wie das des Sturmes erfüllt das ganze Thal. Und zwar hält der Zug uicht die Straße oder das Bett des Flüßcheus ein, sondern geht immer gerade durch die Scheuer eines Bauers; an der Schmiede eines andern Dorfes wird gehalten, nni die Pferde zu befchlageu. Endlich ist es vorüber, ohne daß jemandem Leid zugefügt worden wäre. Auch hat man nun im Thale Ruhe, bis der ausgekrochene Krieg zu Eude geht. Dann kündigt Rodenstein durch seinen Rückzug uach Schnellerts den baldigen Frieden an, ganz mit demselben grausigen Spuck wie früher den Krieg. — Und wer ist dieser Ritter? Er war, so erzählt die Sage, einer der vor- züglichsten Helden im Türtenkriege, und der Kaiser verdankt ihm Haupt- sächlich die Rettuug seiner Hauptstadt Wien. Zum Danke dafür löste der Kaiser des Rodensteiners verpfändete Burgen ein und beschenkte ihn damit. Dies fesselte den treuen Ritter so sehr an seinen Herrn, daß er auch nach seinem Tode ihm immer noch die Kriegsgefahren anzeigt. Nach W. Curtman. 14 Die Rolandssäule zu Stendal. Wie in Bremen, so steht auch in Stendal vor dem Rathause daz Bildnis eines geharnischten Mannes, das nach Meinung des Volkes den Ritter Rolaud, den Vetter Karls des Großen, vorstellen soll. Dieser steinerne Roland ist ungeheuer groß und verhältnismäßig stark; seine Waden sind so dick wie der Leib des stärksten Mannes in der Stadt. Er hat einen roten Federbusch auf dem Helme und trägt ein Schwert in der Hand, das zwölf Ellen lang ist und einen vergoldeten Knopf und Bügel hat. Das Schwert hält er drohend gezückt, sowie er überhaupt ein sehr ernstes, beinahe griesgrämiges Gesicht hat. Die linke Hand hat er auf dem märkischen Adler ruhen; hinter ihm befindet sich das Stendaler

9. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 86

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 86 — Vorderteil des Schiffes, unverwandt den Blick nach Norden gerichtet; seine Gemahlin stand neben ihm, den Arm um seinen Nacken gelegt, und suchte mit sanften Worten ihn zu beruhigen. Wie im Fluge schwanden am Ufer Städte und Dörfer dahin; die blühenden Mandelbäume streuten ihre blaßroten Blütenblätter in die klare Flut, hoch in der Luft kreiste ein Lämmergeier, auf den Felsvorsprüngen zeigte sich hie und da ein Rudel Gemsen, dem bloßen Auge kaum erkennbar. Der Kaiser hatte für alles dieses kein Auge, — er dachte nur an den Mann, der einst sein Freund gewesen war, und dessen Freundschaft er wieder gewinnen mußte um jeden Preis! Da endlich! Der Kiel des Schiffes fuhr knirschend auf den Ufersand, und der Kaiser mit seinem Gefolge stieg aus. Auch die Pferde, die ebenfalls mit dem Schiffe herübergeschafft waren, wurden vorsichtig ans Ufer geleitet, und der ganze Zug machte sich auf den Weg nach Chiavenna, wo Herzog Heinrich Quartier genommen hatte. Verwundert blickten die Leute auf die glänzende Kavalkade, auf den herrlichen, stattlichen Mann mit dem langen blonden Bart auf dem starken Streitroß und die liebreizende Frauengestalt an seiner Seite, die ihr milchweißes Pferd mit der Sicherheit einer erfahrenen Reiterin lenkte; aber nur die wenigsten wußten, daß es der Kaiser war, der Kaiser, der zu seinem Vasallen kam, um ihn um Hilfe anzuflehen! Nur kurz war die Wanderung; da zeigten sich schon die Türme des Schlosses, wo der Löwe weilte. Als dem Herzog angesagt wurde, daß der Kaiser nebst seiner hohen Gemahlin und einem auserlesenen Gefolge am Schloßthore warte, erschrak er; er wußte sofort, welches der Beweggrund war, der den Hohenstaufen hergeführt hatte. Schnell stieg er die Stufen zum Schloßhof hinab und begab sich an die Zugbrücke, die sich rasselnd gesenkt hatte, und mit gebührender Ehrfurcht, wie es dem Vasallen dem Herrscher und Lehnsherrn gegenüber geziemt, empfing er den Kaiser und seine Gemahlin auf seinem Schlosse. Das blaue Auge des Hohenstaufen suchte das dunkele des Welsen;

10. Bd. 1 - S. 220

1854 - Leipzig : Engelmann
220 Geschichte der alten Welt. Verderben." Sie kam mit Lucius überein, daß er seine Gattin und sie ihren Gatten ermor- deten und dann Beide ein Ehebündniß schlossen. „Ohne auch nur den Schein der Trauer entzündeten sie ihre Hochzeitfackel an dem Scheiterhaufen." Hierauf trat Lucius, von sei- nem ehrgeizigen Weibe angetricben, mit einer Partei unzufriedener Patrizier in Verbin- dung und bildete eine Verschwörung zum Sturz des edeln Königs Servius. Zur Ernte- zeit, als ein großer Theil des Volkes aus dem Lande war, erschien Tarquinius im Senat mit den königlichen Insignien geschmückt und umgeben von einem bewaffneten Anhang. „Auf das Gerücht von diesen Bewegungen eilte der König unerschrocken in die Curie. In der Thüre stehend schalt er Tarquinius einen Empörer: dieser ergriff den schwachen Greis und stürzte ihn die steinernen Stufen hinab. Blutend und gelähmt ward Servius von Getreuen emporgehoben und weggeführt, aber ehe er in seine Wohnung gelangte, erreichten und ermordeten ihn Diener des Tyrannen: die Leiche ließen sie im Blute liegen. — In- zwischen hatte Tullia die Botschaft vom Erfolg nicht erwarten können. Sie fuhr mitten durch den Tumult zur Curie und begrüßte ihren Gemahl als König: ihm selbst war ihr Frohlocken gräßlich; er hieß sie umkehren. In einer Gasse, die von der Zeit an den Namen der verruchten trug, lag die Leiche ihres Vaters vor ihr. Diemaulthiere wichen zurück, der Knecht hielt die Zügel an, sie gebot ihm, das Gespann über den Todten Hinzutreiben. Blut besprüzte den Wagen und ihr Gewand." Servius Name lebte im Andenken des Volkes fort. §. 143. Obgleich nun Tarquinius die durch die Verfassung des Servius den Plebejern gewahrten Rechte wieder verkürzte, durch glückliche Kriege mit den Latinern und Volskern die Grenzen des Staats erweiterte und durch Bauten (Capitolium) und nützliche Anlagen die Stadt verschönerte*), so wurde doch auch er bald den Patriziern verhaßt, als sein Streben dahin ging, mit Hülfe des Heers die königliche Macht zu erhöhen und sein be- schranktes Wahlkönigthum in ein unbeschranktes (souveränes) Erbreich zu verwandeln. Seine Gewaltthatigkeiten gegen den Senat und die Patrizier, verbunden mit den drückenden Steuern und Frohndienften, womit er die Plebejer heimsuchte, erzeugten allgemeine Unzufriedenheit, welche zuletzt in offene Empörung überging., als die lüsterne Frevelthat, die einer der Söhne des Königs, S ex tus Tarquinius, an der tugendhaften Lucrezia beging, diese zum Selbstmord zwang und das Volk zur Rache gegen das verbreche- rische Geschlecht entflammte. Zwei Verwandte des Königshauses, L. Tar- q uinius Collatmus, der Gemahl der edeln Lucrezia, und sein bisher für- blödsinnig gehaltener und darum Brutus (Tölpel) genannter Freund Lucius Iunius, schwuren über der Leiche der Gemordeten den Bund derblutrache und riefen in Collatia und Rom die Bevölkerung zur Freiheit und zur Ver- tilgung der tyrannischen Herrschermacht auf. Auf die Nachricht davon eilte der König von Ardea, der festen Felsenstadt der Rutuler, die er gerade um- lagert hielt, mit seinem Heer nach Rom, um den Aufstand niederzuschlagen; aber er fand die Thore verschlossen und mußte, als ein Beschluß der Volks- versammlung ihn der Königswürde entsetzte und selbst die Armee von ihm absiel, mit seinen Söhnen in die Verbannung ziehen. Den Sturz des Tyrannen und die Vertreibung des Königsgcschlechtes hat die Sage gleichfalls romantisch ausgeschmückt. Tarquinius wurde von bösen Träumen und Unheil
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