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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 59

1911 - Erfurt : Keyser
— 59 — noch erhalten. Er liegt in der Augustinerkirche unmittelbar vor den Stufen des Altars. Auf ihm empfing Luther feine ersten Weihen (f. Luthers Aufenthalt im Kloster, Nr. 38c). — Der Reichsversammlung in Konstanz wohnten mehrere Erfurter Ratsherren bei, doch haben sie sich nicht an den Sitzungen beteiligt. Ueber-hanpt war dem Rat wenig daran gelegen, Erfurt als Reichsstadt bezeichnet zu sehen. Er wollte nicht, daß die Stadt zu den großen Kriegsleistungen herangezogen wurde, und lehnte darum alle weiteren Einladungen zur Beschickung von Reichstagen mit folgender Begründung ab: „daz unser stait Erffurt keyn rych stait nicht en ist unde wir an daz riche auch nicht gehören, sundern an unsern gnedigen hern von Mencz unde sinen stifft, als daz kuntlich und uffenbar gnug ist.“ Dadurch freilich hat die Stadt selbst für die späteren Streitigkeiten mit dem Mainzer Stift bezüglich des Herrscherrechtes über Erfurt den Mainzer Rechtsgelehrten das beste Beweismittel in die Hand gegeben. — Wie hoch man die Macht der Stadt einsetzte, das beweisen am besten die Bündnisse, welche benachbarte Städte und Fürsten mit Ersurt zu schließen suchten; auch vertraute man ihr in dem drohenden Hussitenkriege die gemeinschaftliche Kriegskasse an. — Von ihrem Reichtum gab die Stadt oft öffentlich Zeugnis durch die glänzenden Feste, die sie feierte (s. 1. Die große Prozession, Nr. 35 n. 2. Schützenseste und Turniere, Nr. 36). Beginnender Niedergang: Der sächsische Bruderkrieg, der von der Stadt noch so rühmlich geführt wurde, war der Wendepunkt ihres Glückes. Es rächte sich jetzt, daß sie es versäumt hatte, Reichsstadt zu werden. In den Streitigkeiten um die gegenseitigen Rechte, welche Ersurt mit dem Erzbischos Dieter von Mainz auszusechten hatte, gelangte sie nicht zum Siege. Zwar vermochte sie den Einritt des Erzbischofs zu hindern (s. Das Einreiten der Erzbischöfe, Nr. 30), auch baute sie gegen den Willen desselben die Eyriaksburg. Aber der Schaden, welchen er der Stadt zufügte, war weit größer. Er schloß mit dem Kurfürsten Ernst von Sachsen ein Bündnis unter dem Versprechen, daß dessen Sohn Albert einst sein Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhl werden sollte. Dafür begann der Kurfürst sofort, der Stadt den ausgedehnten Handel zu unterbinden. Er sperrte den Erfurtern feine eigenen Straßen und veranlaßte andere Fürsten, dasselbe zu tun. Als dann bald daraus Herzog Wilhelm von Thüringen starb und Kurfürst Ernst sich mit seinem Bruder Albert in die herzoglichen Länder teilte (1482), sperrte er auch die Thüringer Straßen, so daß die Zu- und Abfuhr gänzlich stockte. Noch ungünstiger wurde Erfurts Lage, als Erzbischof Dieter in demselben Jahr starb und Albert, des Kurfürsten Sohn, sein Nachfolger wurde. Ohne zu zögern, schickte sich jetzt Kurfürst Ernst an, aus dem heimlichen Krieg einen offenen zu machen, so daß dem Rat nichts weiter übrig blieb, als mit Mainz und Sachsen Frieden zu schließen

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 80

1911 - Erfurt : Keyser
— 80 — Geldnot befand, die Mühlburg, auf der nun weit über 200 Jahre Erfurter Amtleute saßen und mit einer Anzahl Reisigen für die Sicherheit der Straßen sorgten. Da sich Erzbischof Gerlach aber das Aviederkaufsrecht vorbehalten hatte, forderte 1592 einer seiner Nachfolger, Erzbischof Wolfgang, die Burg zurück und überließ sie dem Herzog Wilhelm von Sachsen, der sie ohne weiteres den Erfurtern abnahm. Lage und Einrichtung: Tie Mühlburg ist eine der ältesten Burgen Thüringens. Sie wird urkundlich schon im Jahre 704, als dem Bischof Willibrord von Utrecht gehörig, erwähnt. Dieser hatte sie mit anderen Orten von einem Thüringer Herzog Heden geschenkt erhalten. Heute ist sie nur noch ein Trümmerhaufen, aus dem der etwa 25 Meter hohe Bergfrit als der letzte Zeuge einstiger Pracht hervorragt. Gegen Ende des Mittelalters war sie, wie aus alten Beschreibungen hervorgeht, von bedeutendem Umfange und sehr stark befestigt. Sie erhebt sich auf dem westlichen Ende der Schloßleite, eines langen, licht bewaldeten Höhenzuges, der von der Wachsenburg herüberführt. Am Fuße des hier ziemlich steilen Bergzuges liegt der Marktflecken Mühlberg, der vor Jahrhunderten selbst mit einer Ringmauer und einem Graben befestigt war, wie vorhandene Reste beweisen. Einige altertümliche Gebäude, teils vom ehemaligen Mainzer Hofgut, teils von kleineren Lehengüter herstammend, zeugen ebenfalls noch von der Stärke und Bedeutung des Ortes in früherer Zeit. Am Fuße des Burgberges steht auch noch eine Linde, umgeben von einer Steinbank. Hier hielten in früheren Zeiten der Erfurter und dann der Mainzer Vogt Gericht über geringe und schwere Vergehen, wobei die bäuerlichen Schöffen das Urteil fanden. Hier läßt auch Gustav Freytag in feinem Nest der Zaunkönige" das Gericht des Königs Heinrich tagen. „Dort wurde innerhalb gezimmerter Schranken dem König der Richterstuhl erhöht und Sitze für die Großen des Reiches, welche in feinem Gefolge ritten. Die Diener breiteten Teppiche und Polster auf das Holzwerk, das Banner des Königs ward aufgestellt, der Rufer trat an den Eingang des Geheges und die Leibwächter schritten mit ihren Spießen in die Runde, das versammelte Volk abzuwehren. Nachdem dann der Ruser Stille geboten und des Königs Gericht nach den vier Winden ausgerufen hatte, setzte sich der König auf den Richterstuhl und ergriff den weißen Stab, an welchem das goldene Königszeichen einer Lilie ähnlich glänzte." Die Burg selbst war von einer doppelten Ringmauer mit Zwinger umgeben, wodurch ein Eindringen von den steilen Abhängen des Burgberges her unmöglich gemacht wurde. Gegen einen Angriff von der Schloßleite schützte der tiefe Graben und die Torbefestigung, ein starker, viereckiger Turm, von dem keine Reste mehr vorhanden find. Ueber den Graben führte eine Bogen-

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 145

1911 - Erfurt : Keyser
— 145 — erleichtern und „durch die Häuser der Reichen laufen", um Hab und Gut zu nehmen. Der Rat verhandelt mit den Bauern: Darüber waren Rat und Bürger in großer Angst, zumal die Zahl der Bauern, die aus Kerspleben, Tonndorf, Kirchheim und Mühlberg herbeieilten, von Tag zu Tag wuchs. Am 28. April glaubte man, das Schlimmste befürchten zu müssen, da mehr als 4000 Bauern in Aufruhr vor dem Außentor der Stadt lagerten. So faßen denn an diesem Tage Rat und Bürgerschaft schon seit dem frühen Morgen in eifriger Besprechung aus dem Rathaus zusammen. Doch niemand wußte ein und aus, zumal auch die von auswärts, von den sächsischen Fürsten, erbetene Hülfe sernblieb. Ta erschien auf einmal, wie gerufen, ein Nothelfer in der Person des beim Volke sehr beliebten Predigers Hans Eberlin von Günzbnrg. Sofort redete ihn ein Ratsherr an: „O Herr, tut an uns als ein Bie- dermann; Ihr könnt Wohl helfen." Ohne sich lange zu besinnen, übernahm Günzburg das schwierige Amt. Mit mehreren Begleitern, befreundeten Predigern und Ratsherren, giug er zum Augusttor, um die Vortorer zu beruhigen. Von der Mauer neben dem Torturm ries er ihnen seine Worte zu. Er ermahnte sie herzlich, Ruhe zu halten; denn die Schmach sei groß, welche sie mit ihrem Ausruhr dem Evangelium auflegten. Zum Schluß rief er: „So leget euer Banner nieder und hebet zum Zeichen des Friedens eure Hände empor!" Die Menge war gerührt, auch nicht einer widersprach. Alle taten gehorsam, was er verlangte. Darüber war niemand froher als die geängsteten Ratsherren, da sie glaubten, mit den Bauern leichteres Spiel zu haben. Um sie günstig zu stimmen, hatte ihnen der Rat schon am Abend vorher fünf Faß bestes Erfurter Bier und fünf Wagen mit Brot ins Lager geschickt. Hans Baltzer, der Wirt zum grünen Schild (Marstallstraße), hatte mit seinen Knechten den gefährlichen Auftrag ausgeführt. Doch die Sendung hatte nicht den Erfolg, den der Rat erhoffte. Statt der hungrigen und durstigen Menge durch die Füllung des Magens die Güte eines Ehrbaren Erfurter Rates vor Augen zu führen, halle das Bier die Köpfe nur noch mehr erhitzt, die Sinne nur noch begehrlicher gemacht. Noch beim Umtrunk der guten Erfurter Schlunze setzten die Bauern in selbiger Nacht die obengenannten Beschlüsse sest, die heute zur Ausführung kommen sollten. Auch war man einig geworden, falls der Rat nicht gutwillig das Tor öffnen würde, es mit Gewalt zu nehmen. Zum Glück für die Stadt trat aber in letzter Stunde eine Verzögerung ein. Gerade als die Vorstädter den Andringenden das Spielbergtor gewaltsam öffnen wollten, erschien im Lager der Bauern der Stadthauptmann Hoff. Seiner Überredungskunst gelang es, Tunger, einen der Hauptansührer der Bauern, zu bestimmen. nichts gegen den Rat zu tun und nicht ohne dessen 10

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 172

1902 - Karlsruhe : Lang
Hebung feiner Vaterstadt stellte. Er bewirkte, daß die Bundesgenossen nicht mehr Schiffe und Mannschaft zu stellen hatten, sondern dafür entsprechende Zahlungen an die Bundeskasse leisteten, die nun nach Athen gebracht wurde. Athen übernahm forthin die Verpflichtung, für eine tüchtige Flotte und ein fchlag-fertiges Heer zu forgen. Dadurch gerieten die Bundesgenossen mehr und mehr in Abhängigkeit von Athen, und die Athener behandelten sie mit der Zeit als ihre Untertanen. Die Stadt Athen wurde durch Perikles außerordentlich verschönert. Er veranlaßte, daß aus der Akropolis, der Burg von Athen, der Parthenon, ein prächtiger Tempel mit der aus Gold und Elfenbein gefertigten Bildfäule der Stadtgöttin Pallas Athene, gebaut wurde. Eine herrliche Marmortreppe führte durch die Propyläen, ein fünffaches Säulentor, gleichfalls aus Marmor, in den Burghof zum Tempel. Auch mit unzähligen andern Prachtgebäuden, Tempeln, Theatern, sowie mit kunstvollen Bildsäulen wurden Athens Straßen und öffentliche Plätze geschmückt. Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft gelangten zu so hoher Blüte, daß man die Zeit des Perikles mit Recht das goldene Zeitalter Athens genannt hat. Allein die Blüte Athens hatte keine lange Dauer. Äas herrische Benehmen der Athener gegen die Bundesgenossen und die Eifersucht der Spartaner führten zu einem 27 jährigen Kriege. Tie Staaten des Peloponnes unter Führung Spartas kämpften gegen Athen, darum heißt der Krieg der peloponuesifche. Nach manchen Siegen und Niederlagen behielten zuletzt (404 v. Chr.) Me Peloponnester die Oberhand. Das Bündnis der Athener wurde ausgelöst, die Wälle Athens und die „langen Mauern", welche die Stadt mit dem Hasen Piräus verbanden, wurden nieder-gerissen. Durch die Spartaner wurden dreißig Männer — man nannte sie die 30 Tyrannen — mit unbeschränkter Gewalt als Regenten in Athen eingesetzt und alle Freunde einer demokratischen*) Regierungssorm verfolgt und verbannt. Nach acht *) Regierungsformen: Monarchie: ein einziges Staatsoberhaupt; dessen Gewalt stammt von Gott und wird entweder ererbt (Erbmonarchie», oder durch Wahl des ganzen Volkes, oder besonderer berechtigter Stände (Wahlmonarchie) übertragen. Aristokratie: die adeligen Geschlechter sind im Besitze der Staatsgewalt. Timokratie: die Staatsgewalt ist in den Händen der besitzenden Klassen nach Maßgabe ihrer Steuerleistungen. Demokratie: das ganze Volk übt die Staatsgewalt aus in seinen gesetzlichen Versammlungen und durch die von ihm bestellten Beamten. Die politischen Rechte werden in der Aristokratie ererbt, in der Timokratie erworben, in der Demokratie sind sie jedem Staatsbürger angeboren. Wenn in der Aristokratie nur wenige mit Ausschluß der andern Berechtigten die Gewalt an sich reißen, so artet sie zur Oligarchie aus; die Ausartung der Timokratie dadurch, daß die Reichsten alle Gewalt bekommen, heißt Plutokratie; wenn in der Demokratie die Stimmen nicht mehr

5. Geschichte des Altertums - S. 58

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
58 Geschichte der Römer. das aus Etrurien herstammte und nach der Stadt Tarquinii die Tar-totqidnhi?quini er hieß. Tarquinius Priscus, d. H. der Alte, war ein V 3<Us' glanzliebender Fürst, der nicht nur Kriege führte, sondern auch, wie die Tyrannen Griechenlands, große Bauten errichtete und so die Stadt verschönte. Unter Heranziehung etruskischer Baumeister begann er einen großen und prächtigen Tempel des Jupiter auf dem Kapitol zu errichten. Er baute ferner zahlreiche unterirdische, aus Stein gemauerte und gewölbte Kanäle, die K l o a k e n, durch die der sumpfige und daher ungesunde Boden der Stadt entwässert wurde und die noch heute ihre Dienste tun; in der nunmehr trocken gelegten Niederung nördlich vom Palatin legte er das Forum, den mit breiten Quadern gepflasterten Marktplatz, an. Seivius Ihm folgte sein Schwiegersohn S e r v i u s T u l l i u s. Er war ein “S milder und volksfreundlicher König, der sich durch die Verfassung, die ? Mischecr ^em römischen Volke gab, ein hohes Verdienst und großen Ruhm erwarb. Berfasiung. Zwei Stände hatten sich in Rom herausgebildet: der wohlhabendere Adel, die P a t r i z i e r, und die ärmere Bevölkerung, Bauern und Handwerker, die man die P l e b e j e r nannte. So wie nun vorher Solon in Athen den Streit des Adels mit der übrigen Bürgerschaft dadurch zu schlichten gesucht hatte, daß er allen Bürgern'politische Rechte, aber nicht die gleichen Rechte gab, so verfuhr auch Servius Tullius; wie Solon, stufte auch er die p o l i t i s ch e n R e ch t e nach dem Vermögen ab. Nach dem Grundbesitz teilte er das Volk in fünf Klassen und diese wieder in Centurien. Centurienweise stimmte das Volk in der Volksversammlung, den Komitien, ab, die daher Centuriatkomitien heißen. So erhielten denn auch die Plebejer Zutritt zur Volksversammlung, wenn auch den Wohlhabenderen hier die Mehrzahl der Stimmen zufiel; auch die Plebejer trugen jetzt die Waffen für das Vaterland; sie waren aus Halbbürgern Bürger geworden. Der treffliche König sand nach der Sage ein furchtbares Ende. Er hatte zwei Töchter, beide nach dem Vater Tullia benannt, die er mit den beiden Söhnen feines Vorgängers, des Tarquinius Priscus, vermählte. Da tötete die jüngere Tullia, ein verbrecherisches Weib, ihren Gatten Lucius und zugleich der eine der Tarquiuier, Lucius, seine Gemahlin; der ^Tuma^ Mörder und die Mörderin schlossen darauf die Ehe miteinander. Bald gingen sie weiter und wandten sich in ihrem surchtbaren Ehrgeiz gegen den König selbst. Im Senate erschien eines Tages Lucius und nahm für sich den Thron in Anspruch. Als Servius herbeieilte, stürzte er den Greis die Stufen hinunter, die zu dem Senatsgebäude hinaufführten; und Tullia, d,e in ihrem Wagen herbeifuhr, um den Gemahl als König zu begrüßen, scheute sich nicht die Rosse über den Leichnam des Vaters hinwegzulenken.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 631

1906 - München : Oldenbourg
139. schloß Neuschwanstein. 631 und Wüstling, der auf seine Kriegstaten so eitel, aus seine Würde so wenig bedacht war! Wie gesagt, der König blätterte nicht in seinen Büchern; als wenn ihm der Hofmeister noch über die Schulter sähe, las er das bändereichste Werk gewissenhaft zu (Sude. Doch wie gewissenhaft er studierte, seiner Jugend, Eigenart, Begabung gemäß verlangte er nach Anschauung. Von der Rindenbank im Schwangau, die, ich weiß nicht, von ihm oder-anderen „Die Jugend" genannt wurde, sah er auf das väterliche Schloß Hohenschwangau. (Sin trautes Daheim, doch vou det Burg, die c r träumte, verschieden wie ein zartes Rosa vou Scharlachrot. Er sah einen stolzen Bau mit Palas und Bergfried aufleuchten über dem Waldgebirge, die Burg auf dem Felsen über der tobeudeu Pöllat, sah den Thronsaal würdig der Gralsburg, die fröhliche Sängerhalle, die mit ihren Erkerfenstern ins weite Land schaute. Auch geschichtliche Erinnerungen waren nicht ohue Einfluß. Dort auf dem steilen Tegelfelsen hatten die Ritter von Schwangau gewohnt, sein väterliches Hohenschwangau war der Sitz der Emporkömmlinge Paumgarten gewesen. Als diese Paumgarten den Schwangau erworben hatten, wählten sie — wahrscheinlich der freundlichen Lage zuliebe — Schwausteiu zu ihrem Sitz. Das alte Gebäude wurde 1538 niedergerissen und machte einem prächtigeren Platz. Als im Laufe der Zeiteu auch dies Werk zerfallen war, stieg Maximilians Ii. Hoheuschwaugau aus dem Getrümmer. Ludwig Ii. jedoch wollte seine Schwanenburg dort, wo das altadelige Geschlecht gewohnt hatte, wollte seine Burg eins mit dem Felsen, von dem Konradin in die sinkende Sonne sah. Wie sein Traum traumhafte Wirklichkeit geworden, weiß heute die Welt. Im Jahre 1869 wurde der Gruudsteiu gelegt. 1873 lugte der Torbau, eine kleine Burg für sich, aus dem Tauuicht über der Pöllatschlucht. Das erste Stockwerk über dem Tore enthält Dienerzimmer, die Gemächer im zweiten Stock wurden für den König eingerichtet. Hier wohnte er oft wochenlang um den Königsbau wachsen zu seheu. Vom Dorfe Schwangau führt eine bequeme Fahrstraße hinauf zum Tegelfelsen, aus dem der vierstöckige Köuigsbau 200 m über der Talsohle herauswächst. Die Straße ist natürlich eigens für das Bedürfnis dieses Königsbaues, der mehr als 12 Jahre wahrte, bis sein Bauherr in ihm sich behaglich niederlassen konnte, hergestellt worden. Pulver und Dynamit mußten das widerstrebende Gestein sprengen um den Zugang breit und bequem zu machen. Da, wo der Boden nachgiebiger war, mußten gewaltige Ausmauerungen ausgeführt werden. Im Westen fällt der Fels steil gegen die Ebene ab, im Süden und Osten gähnt der Schlund mit dem stürzenden Wildbach. Von welcher Seite man den Palas betrachtet, ist er von herrlicher Wirkung, der Blick aus jedem Fenster schön, über Waldeswipfel auf das Gebirge oder über

7. Für Seminare - S. 140

1912 - Breslau : Hirt
140 B. Länderkunde. — I. Asien. und bedeutendenmänner; der Ahnenkultus bildet auch die „Grundlage des Familien- lebeus, in dem sich große Hochachtung vor den Eltern und vor dem Alter zu erkennen gibt". Im allgemeinen sind die Chinesen religiös gleichgültig und in groben Aber- glauben versunken. Jm>V wohnen viele Mohammedaner; die Zahl der Christen wird auf 1,15 Mill. angegeben. Bis vor kurzem wurde das chinesische Riesenreich, zwanzigmal so groß wie das Deutsche Reich, von einem Kaiser, der sich „Sohn des Himmels" nannte, beherrscht. Der jüngste Aufstand des Volkes veranlaßte den Herrscher abzudanken und führte zur Umwandlung der Monarchie in eine Republik. 79. Chinesische Gerichtsverhandlung. Auch in ihren Gesetzen und in ihrer Rechtspflege zeigen die Chinesen viel Eigenart. Der höchste Gerichtshof in Peking heißt Strasamt. Dieser hat auch die Entscheidung über Todesstrafen. Die verhängten Strafen sind streng, oft grausam. (1) Besiedlung. China ist das Land der großen Städte. Namentlich Fluß- straßen und Meeresbuchten erscheinen als Siedluugslagen bevorzugt. Jm X: Peking (1600), „Nordresidenz", bildet ohne die Vorstädte ein Rechteck von 32qkm Fläche mit 5 m dicker und 6 m hoher Umfassungsmauer, die durch 16 Tore Einlaß gewährt. Die Maudschustadt, in der viele Tempel, Moscheen, der Kaiser- palast und die Prachtstraße der europäischen Gesandtschaften liegen, ist von der äußerst belebten, aber ungepstasterten und unsauberen Chinefenstadt-durch eine Mauer getrennt. Pekings Seehafen ist Tientfin (800), der Hauptstapelplatz für den Handel Nordchinas und der Mongolei. In der Mitte, in den tee- und seidenreichsten Provinzen: Schänghai (700), Mittelpunkt des Tee-, Seiden- und Baumwollhandels, wurde der bedeutendste Ver- tragshasen Chinas mit regelmäßigen Dampferverbindungen nach Europa und Amerika; es ist der Sitz zahlreicher deutscher Handelshäuser. Hanköu-Wu- tschang (1500) amjäntsekiäng, der hier 3£km breit ist, entwickelte sich zum Stapel- platz für den europäischen, meist britischen Handel und zum Endpunkt der europäischen,

8. Geschichte des Altertums - S. 307

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 59. Von Konstantin bis zum Untergang des weström. Reiches. 307 Gemahlin und selbst seinen ältesten Sohn Crispus hinrichten. Seine Mutter Helena (§. 62, 3) hatte auf einer Pilgerfahrt in das gelobte Land 326 das Grab Jesu wieder aufgefunden und an der heiligen Stätte die Grabeskirche erbauen lassen. Von großer Wichtigkeit war es, daß Konstantin die kaiserliche Residenz von Rom, wo alles an das Heidentum erinnerte, nach B y -zanz verlegte. An der Grenze zweier Kontinente, zwischen zwei Meeren gelegen und mit einem ausgezeichneten Hafen versehen, war die Stadt ein ebenso trefflicher Handelsplatz wie ein geeigneter Ort, feindliche Angriffe abzuweisen. Paläste, Kirchen, Säulengänge, Wohnungen und öffentliche Plätze stiegen auf das kaiserliche Machtwort hin rasch empor, und in acht Jahren war Neu-Rom vollendet, welcher Name allmählich in Konstantinopel umgewandelt wurde. Durch Veranstaltung einer allgemeinen Kirchenversammlung zu Nicäa 325 (des ersten ökumenischen Konzils) suchte er die in der christlichen Kirche herrschenden und den Staat tief erschütternden Verschiedenheiten in der Lehre über die Person Christi, über die Taufe und über die Feststellung der Osterfeier zu klären und zu einigen. Der Arianismus oder die Lehre des Presbyters Arius aus Alexan-drina, der behauptete, Christus sei bloß ein Geschöpf und deshalb dem Vater untergeordnet, wurde besonders durch des Athanasius siegreiche Verteidigung der Schriftlehre verworfen und das nicäifche Glaubensbekenntnis, daß der Sohn Gottes gleichen Wesens mit dem Vater sei, als Kirchenlehre festgestellt. Konstantin sorgte nach innen und außen für das Wohl und die Sicherheit des Reiches und vollendete die monarchische Regierungsform desselben durch eine neue Hof- und Staatsverfassung. An seinem Hof umgab er sich mit einer großen Zahl Beamten, das Reich teilte er in vier Obersta tth a ltersch a ft en (Präfekturen): Orient, Jllyrien, Italien und Gallien, diese wieder in Diöcesen und Provinzen ein und erleichterte so die Verwaltung. Er führte die Sonntags-fei er ein, ließ viele Kirchen erbauen und stattete sie mit Grundbesitz aus. Der Geistlichkeit gewährte er Steuerfreiheit, den Bischöfen eigene Gerichtsbarkeit. Nach einer reichen Thätigkeit starb er in seinem 65. Lebensjahre auf der Reise in ein bithynisches Bad 337. Nach Konstantins Tod teilten seine drei Söhne Konstan-tinus, Konstantins und Konst ans das Reich, das Konstantins 353 nach dem Tode seiner Brüder wieder vereinigte. Ihm folgte sein Vetter Julianus der Abtrünnige 361—363, ein geistvoller und 20*

9. Das Altertum - S. 70

1907 - Leipzig : Voigtländer
70 Geschichte der Römer. teiligt. Doch hatte die erste Volksklasse bei der Abstimmung mehr als die Hälfte der Stimmen abzugeben, und da diese Klasse aus Patriziern bestand, so blieb die Entscheidung auch ferner bei den Patriziern. 4. Die Stobt Horn (wahrscheinlich — Stromstadt) umfaßte am Ende der Königszeit die ganze Hügelgruppe am linken Tiberufer; sie wurde von der meist brustwehrartigen servianischenmauer geschützt. Den Mittelpunkt bildete der palatinische Hügel, auf dem die Stadt ihren Anfang genommen hatte. Nördlich davon, auf dem kapitolinischen Hügel, erhob sich die von besonderen Mauern umgebene Burg, und ihr gegenüber der mächtige kapitolinische Tempel, dessen drei Zellen die Standbilder der Gottheiten Jupiter, Juno und Minerva umschlossen. Zwischen dem Palatinus und dem Kapitol dehnte sich das Forum aus, das dem religiösen und staatlichen Leben, dem Rechts- und Marktverkehr diente. Dort standen die Tempel des Saturn und des Janus, das Rathaus, die Rednerbühne, die Buden der Händler. Südlich vom palatinus lag im Tale der Zirkus Mdjtmus. Die Straßen der Stadt waren eng und krumm, die öffentlichen Gebäude bestanden aus unansehnlichem Tuffstein, die Privathäuser aus Zachwerk und Lehm. Zwischen der Stadt und dem Tiberfluß lag das Marsfeld, das später zu Volksversammlungen und kriegerischen Übungen biente. (Eine hölzerne Brücke führte aufs rechte Tiberufer. (s. den Stabtplan auf Karte Iv). Zweiter Seitraum. Rom als Republik 510—30 v. Lhr. I. Horns innere und äußere Entwicklung bis zur Unterwerfung von Mittel- und Unteritalien 510—266 v. Chr. § 42. Die Gründung der Republik. 1. Neue Verfassung. Rach der Vertreibung der Tarqutnier würde Begründung das Königtum abgeschafft und Hont eine Republik, 510 v. (Ehr. Die 5reiftaates Regierung tourbe zwei Konsuln übertragen, die immer auf ein 3ahr gewählt wurden und die (Ehrenzeichen der Könige erhielten (§ 41, 3). Senat und Volksversammlung erlangten stärkeren Einfluß. 2. Gefahren der jungen Republik. Huf Anregung des ver-Der« triebenen Königs stifteten der Sage nach vornehme Jünglinge eine Ver- schworung j^mörung, um die Tarquinier in Rom wieder aufzunehmen. Unter

10. Geschichte - S. 47

1913 - Berlin : Oehmigke
— 47 — hartnäckig bestanden haben, wenn sie nicht gewußt hätten, daß die Täter Söhne einiger meiner Freunde waren. Aber nicht darum habe ich die Verfestung unterlassen, sondern weil die Täter junge Narren waren, die weder durch die Schönheit des alten fahrenden Weibes noch durch deren Pfennige zu solchem dummen Streiche hingerissen werden konnten. Hätte ich sie ver-festen und vor Gericht stellen lassen, so würde die Todesstrafe unausbleiblich gewesen sein. Das Weib erhielt Zehrung und Herberge und zog wohlgemut des anderen Tages von hinnen. Die jungen Tollköpfe blieben aber nicht ohne Strafe; freilich war sie eine mildere, die sie besserte. Sie gehören noch jetzt zu den besten Bürgern der Stadt. Mehrere: Das sind die Winse und die Rathenows! Brave Jungens! Hoch! Ein anderer: Ich habe die lange Spille am andern Morgen abziehen sehen. Sie hatte die Nacht im grauen Kloster geschlafen, und die Schwestern aus dem Beginenhause und zwei graue aus der Klosterstraße gaben ihr das Geleit. Sie hatten alle gut gefrühstückt und zogen ganz fidel zum Oderberger Tore hinaus. Richter: Wenn das Volk nicht ruhig ist, so rufe der Bütte! die Stadtknechte. Büttel: Der Herr Richter will Ruhe, also Ruhe hier draußen! Richter (zu Wardenberg): Fahr' fort! Wardenberg: Daß ich dem zweiten Kämmerer die Schlüssel zur Geldkiste der Stadt abforderte, geschah zu seinen Gunsten, um mich zu überzeugen, ob der Verdacht der Untreue, der im stillen gegen ihn umhergetragen wurde, gegründet sei oder nicht. Ich erfand ihn treu und erhielt der Stadt einen redlichen Diener. Freilich sind den Ratmannen, die während meiner Abwesenheit mein Sündenregister im Stadtbuche verzeichneten, solche Maßnahmen unerhört, und sie hätten wohl gerne gesehen, daß ich deshalb vor den Richter gestellt worden wäre. (Außen anhaltendes Gemurmel.) Büttel: Ruhe, oder ich rufe die Stadtknechte. Einer aus dem Volke: Man jetzt noch nicht! Wir wollen erst Wardenbergen hören und wollen wissen, was sie aus ihm machen.
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