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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 236

1902 - Karlsruhe : Lang
— 236 — nach Italien gegen die Longobarden aufbrach, sammelte er in -Lchlettstadt den fränkischen Heerbann. Ter fromme Bischof Heddo aus Straßburg, der aus Etichos Geschlecht stammte, ein treuer Freund des Kaisers, begleitete ihn aus seinem italienischen Zuge. Tie Nachkommen Etichos hatten die Herzogswürde nicht mehr iime; denn die Karolinger, besonders Karl der Große, hoben die Herzogtümer auf, teilten die Lande ihres weiten Reiches in Gaue und fetzten Grafen darüber. Tiefe waren kaiserliche Beamte, die in jeder Gefahr treu zu ihrem Herrn und Gebieter standen. In Schlettstadt besaß Karl eine Psalz (Palast), in Colmar war ein königliches Haus, wo Kleidungsstücke und Putzsachen von zahlreichen Arbeitern für den Hof angefertigt wurden. In den dichten Forsten des Wasgaues sagte der Kaiser auf Bären und Auerochsen. In seiner Zeit war das Land schon berühmt wegen seiner Fruchtbarkeit. „Aus den Hügeln prangt die Rebe" — erzählt ein Zeitgenosse — „in den Tälern sind fette Triften; aus den reich gedüngten Feldern wächst Frucht in Menge; dichte Wälder krönen die Berge. Auf dem fischreichen Strome wird vieles nach Franken, Sachsen und Schwaben ausgeführt. Tas Gebirge liefert starke Bäume zum Bau der Paläste und Kirchen und ist für den König ein Jagdrevier, wo der schnelle Hirsch und der Eber gefangen werden. Ein bedeutender Handelsverkehr verfchafft dem Lande beträchtlichen Wohlstand und verhindert, daß die Bewohner in ihrem Überfluß geradezu ersticken." Auch den Aufenthalt in Lothringen liebte der Kaiser. In Diedenhofen besaß er einen prächtigen Meierhof. Ta er um die Verherrlichung des Gottesdienstes eifrig bemüht war, ließ er vom Papst Hadrian zwei geschulte Sänger aus Rom kommen, von denen der eine in der Stadt Metz seinen Wohnsitz erhielt. Jeder, der in einer Schule den Gesang lehren oder an einer Kirche Vorsänger-werden wollte, mußte sich von diesem unterrichten lassen. In Metz wurde die Gesangeskunst so gefördert, daß sich die unter Chrode-gang schon berühmt gewordenen kirchlichen Anstalten nun weiterhin eines hohen Rufes erfreuten. Aber auch traurige Erinnerungen knüpften sich für Karl den Großen an Lothringen. In Diedenhofen entriß ihm der Tod seine Gemahlin Hildegard, die zu Metz im Kloster St. Arnulf ihre Ruhestätte saud. Nach dem Tode Karls des Großen ging das Reich rasch seinem Untergange entgegen. Wie die Söhne Ludwigs des Frommen bei Colmar ihrem Vater gegenüberstanden, wie Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle zu Straßburg die Eide schwuren, und wie das Reich durch die Verträge zu Verdun und zu Merlen geteilt wurde, ist schon erzählt worden.

2. Elsässische Geschichtsbilder - S. 22

1884 - Straßburg : Bull
— 22 — führten die Kaiser selbst die Verwaltung von Schwaben und Elsaß, so Friedrich Ii., Heinrich Vii. und Konrad Iv. Nur der unglückliche Konradin, der letzte Hohenstause, vermochte nicht die Krone, die seine Väter besessen hatten, zu erlangen. Er endete als Herzog von Schwaben und Elsaß sein jugendliches Leben auf dem Schafott zu Neapel 1268. In der Zeit der Hohenstaufen traten im Elsasse neben den Herzogen die Landgrafen bedeutender hervor. Sie hatten die Pflege der Gerichtsbarkeit in den dem deutschen Reiche unmittelbar untergebenen Gebieten. Die Landgrafschaften waren geteilt; die eine bestand im Niederelsasse, die andere im Oberelsasse. Dort besaßen sie die Grafen von Werth und nach ihrem Aus-sterben in der Mitte des 14. Jahrhunderts die Grafen von Otlingen, welche 1362 jhre Anrechte an Johann von Lichten -berg, den Bischof von Ttraßburg, verkauften. Im Besitze der ober-elsässischeu Landgrafschaft waren die Grafen von Habsburg, die sich durch Heiraten, Verträge, Erbschaften, wie durch Sparsamkeit und Mut eine rasch wachsende Macht erworben hatten. So fielen namentlich die Besitzungen der Herren von Pfirt, deren Geschlecht im Anfang des 14. Jahrhunderts ausstarb, an die Habsburger. Diese umfaßten den heutigen Sundgau, also Pfirt, Alt-kirch, Mülhausen, Thann, St. Amarin, Masmünster, Belfort. Durch diesen bedeutenden Besitz gewannen die Habsburger den größten Einfluß auf die Schicksale des Elsasses. Unter den Hohenstaufen, besonders unter Friedrich Ii., erwachte im Elsasse städtisches Leben und entwickelte sich zu herrlicher Blüte. Es erhoben sich eine Menge städtischer Gemeinwesen, die alle unmittelbar unter dem deutschen Reiche stehen wollten. Voran ging Straßburg. Der Rhein, der heute mehrere Kilometer östlich von der Stadt fließt, ging zur Zeit der Römer dicht an dem alten Kastell vorüber. Der Hauptverkehr war jedoch nicht ans dem Rhein, sondern auf der Jll, au der sich nicht weniger als 1500 Fischer niedergelassen hatten. Außerdem zog hier die Hauptstraße über den Rhein, wonach die Stadt die Burg an der Straße, Straßburg, genannt wurde. Straßburg war Residenz der Bischöfe, welche der Bürgerschaft gegenüber große Rechte hatten. Ihnen sind die ersten Anfänge des städtischen Gemeindewesens zu danken. Sie ernannten die Richter und den Schultheißen, die erste obrigkeitliche Person. Jeder Bürger war dem Bischof zu Herrendiensten wäh-

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 61

1886 - Berlin : Hofmann
§ 36. Die Mißstände in der Arche und die großen Konzilien. 61 pflichten mußten, fortan keinen König mehr ohne Zustimmung der Hansa zu wählen. Diese Blütezeit der Hansa fällt in die Mitte des 14. Jahrhunderts. Im 15. Jahrhundert verfiel der Handel und mit ihm der Bund: dazu wirkte hauptsächlich mit bte Entdeckung des Seewegs nach Ostinbien und biejeuige Amerikas, wo-burch der Handel von der Norb- und Ostsee mehr und mehr in die großen Häfen des Atlantischen Ozeans gezogen würde. b) Der rheinisch e Stäbtebnnb (vgl. § 33) bauette auch in dieser Periobe noch fort, boch verschwanb seine Bebeutung am Ende des 14. Jahrhnnberts gegenüber dem c) schwäbischen Stäbtebnnb. Derselbe würde 1376 1376 gestiftet, besoubers gegen die Übergriffe der sübbeutschen Lanbes-herrett (wie z. B. der Grasen von Württemberg), welche die Reichs-unmittelbarkeit antasten wollten. Bon großer Ansbehnung und mit vortrefflichen Kriegsmitteln versehen, hatte der Bunb ojt^ siegt eiche Fehben gegen die Fürsten (Schlacht bei Reutlingen 1377), bis er enblich der Übermacht der letzteren erlag (Schlacht bei Döffingen 1388). — Auch die Ritterschaft Sübbeutschlaubs, die gleichfalls für ihre Reichsunmittelbarkeit fürchtete, that sich zu ähnlichen Einungen zusammen (Georgsritter, Schlegler rc.) und beteiligte sich an den Kämpfen (vgl. die Balladen von Uhland: Graf Eberhard der Rauschebart). § 36. Die Mißstände in der Kirche und die großen Konzilien. In der Kirche waren, wie in dem Reiche, um biefe Zeit eine große Menge von Mißbrauchen eingeriffett. Die Zeit der alten sittenstrengen Päpste war vorüber und zumal baburch, daß^ im Jahre 1305 das Papsttum in Abhängigkeit von bett französischen Königen gekommen war, hatte bte Achtung vor betttfelben eine empfinbliche Einbuße erlitten; es verlor baburch seinen allgemeinen Charakter. Auch als im Jahre 1377 Gregor Xi. von Avignon wieber nach Rom übersiebelte, würde der Zustanb nicht gebessert; bettn nun erfolgte, ba die avignonesische Partei einen neuen Papst wählte, eine Trennung des obersten Kirchen-amtes („Schisma"). Daburch würde die Verwirrung der Gemüter immer größer und der Wunfch der Völker nach einer Reformation der Kirche an Haupt und ©liebern immer stärker. Der letztere trat ganz besonbers hervor in bett Reformvorschlägen

4. Geschichte des Mittelalters - S. 169

1887 - Leipzig : Teubner
Interregnum 1250—1273. 169 glücklich behauptet hatte. Konrad aber starb plötzlich im I. 1254, im 26. Jahre seines Lebens. Jetzt war Wilhelm von Holland in Deutschland alleiniger "König; aber er konnte doch zu feiner Geltung gelangen. Er genoß so wenig -Achtung, daß ein Bürger in Utrecht in der Kirche einen Stein nach ihm warf, daß ein Ritter bei Landau seine Gemahlin gefangen nahm und erst nach mehreren Wochen gegen ihren Schmuck frei gab. Der Erzbischof von Köln ließ ihm zu Neuß das Haus, in dem er wohnte, über dem Kopfe anzünden. Im I. 1256 wurde er in einem Kriege gegen die Friesen erschlagen. , / Die deutsche Kaiserkrone hatte so sehr an Ansehen ' verloren, daß kein deutscher Fürst mehr Verlangen darnach trug. Die Wahlfürsten verhandelten sie daher an Auswärtige, bei denen die deutsche Krone noch einen guten Klang hatte. Die eine Partei, an deren Spitze der Erzbischof von Köln stand, verkaufte sie für eine große Geldsumme an* den englischen Grafen Richard von Corn-wallis; die andere Partei, an ihrer Spitze der Erzbischof von Trier, der nun auch ein gutes Geschäft machen wollte, vergab die Krone an den König Alfons von Eaftilien/t, den Enkel Philipps von Schwaben. Der letztere kam nie) ' nach Deutschland. Richard ward in Aachen gekrönt und kam im ganzen viermal in sein Kaiserreich. Er war ein sehr reicher Fürst und brachte immer große Summen Geldes mit. Dann kamen die deutschen Fürsten und huldigten ihm und nahmen das Geld. Sowie aber das Geld verausgabt war, kümmerten sie sich nicht mehr um ihren König und ließen ihn nach Hause ziehen. Deutschland hatte damals, so zu sagen, keinen König, und darum nennt man die Zeit von 1250 oder 1256 —1273 das Interregnum ober Zwischenreich. Das war die traurigste Zeit, die je über Dentschlanb gekommen. Alle Bande der Ordnung waren gelöst, jeder verschaffte sich Recht auf eigene Faust, so gut er konnte; das Faustrecht herrschte ohne Schranken. Raub und Mord und jede Gewaltthat waren an der Tages-orbnung.

5. Geschichte der neuesten Zeit - S. 11

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
11 durch den Willen der Nation und da wir nur der Gewalt der Bajonette weichen werden!" Nun gab der König nach. 4. Immer drohender erhob die Hungersnot ihr Haupt, und niemand zahlte Steuern. In Paris wurden Brot- und Waffenlden geplndert; die Soldaten gingen zum Volk der. Auf Mirabeaus Vorschlag berief die Versammlung eine Brgerwehr, die die Ordnung aufrechtzuerhalten hatte; Lafayette, der zu ihrem Befehlshaber ausersehen wurde, nannte sie Nationalgarde und gab ihr als Abzeichen die Farben der Stadt Paris, blau und rot, und dazwischen das Lilienwei der Bourbonen. So entstand die Trikolore. Der Hof dagegen zog Truppen zusammen, und der König lie sich bereden, in aller Stille Necker zu entlassen und zu verbannen. Die Nachricht von diesem Schritt wirkte in der Hauptstadt wie Sturmgelute. In den Grten des Palais Royal scharte sich das Volk um verwegene Redner. Als Zeichen seiner Gesinnung steckte sich jeder ein grnes Blatt als Kokarde" auf den Hut; die allgemeine Erbitterung fand ein Ziel in dem Sinnbild der alten Zwingherrschaft, der Bastille, hinter deren Wllen manches Opfer einer Lettre de cachet verschwunden war: die Feste 14. Juli wurde am 14. Juli erstrmt und dem Erdboden gleich gemacht. Der Jahres- 1789 tag dieser Gewalttat ist heute der nationale Feiertag der Franzosen, wie der 4. Juli der der Amerikaner. Infolge dieser Unruhen wanderten mit des Knigs ltestem Bruder viele Angehrige der ersten Stnde aus: die Emigration begann. Das franzsische Kapital strmte ins Ausland; die besten Arbeitsgelegenheiten schwanden; die Not wurde immer grer. 5. Neckers Rckberufung kam zu spt. Die Regierung verlor alles Ansehen. Die Bauern, besonders im Sden, verwsteten zahllose Zoll-statten und Klster sowie die Schlsser ihrer Grundherren und hngten Kornwucherer auf. In den Stdten plnderte Gesindel unter Mord und Brand die Rathuser und die Wohnungen angesehener Brger. Jetzt geschah, was von Anfang an Htte geschehen sollen: die Na-tionalversammlung hob in einer Nachtsitzung smtliche Vorrechte auf, auf Antrag der Besitzer selbst: Leibeigenschaft und Zehnten, Abgaben-freiheit und Herrengerichte, Kuflichkeit der mter, Iagdrecht und Znfte. Die rechtliche Gleichstellung aller Franzosen war damit ausgesprochen; der mittelalterliche Feudalstaat war in der Opferfreudigkeit dieser August-nacht begraben worden. 6. Auch diese Tat kam zu spt. Bald riefen Truppenverschiebungen und Mangel an Mehl neue Zusammenrottungen in der Hauptstadt hervor. Der Pbel gewann magebenbe Bebeutung. Der König nach Paris!" hie jetzt die Losung. Unter dem Vortritt frecher Weiber zog

6. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 6

1872 - Heidelberg : Weiß
— 6 — die wilden Tiere oder die Feinde Gefallenen; Weiber und Kinder kamen in die übrigen Himmelsräume. Die Seelen der ehrlos Verschiedenen wurden aber au die bleiche Toteiigöttin Helia verwiesen. Diese hielt sie in ihrem Reich Nebelheim unerbittlich sest. Da war ein trauriges Zusammensein ohne Kampf, ohne Freude und Lust. Das böse Wesen hieß Loki. Von ihm kamen die Übel der Welt. Doch glaubte das Volk, die guteu Götter würden einst ihren Feind bezwingen uyd in den Tiefen der Erde festbannen. Darnach würde dann Wodan Himmel und Erde neu und schöner umschaffen. In alten Liedern verehrten die Deutschen auch einen erdgeborenen Gott Luisko und dessen Sohn Manns als Urheber und Stammvater ihres Volkes. (Von Tnisko oder Teut leiten manche das Wort „deutsch" ab.) Dem Manns schrieben sie drei Söhne zu, von welchen die drei Stämme der deutscheu Völker abstammen sollten. Im übrigen war nach der Meinung der alten Deutschen die ganze Natur von göttlichen Wesen belebt: es gab Zwerge und Riesen, Elfen und Nixen, Kobolde und Feen. Diese waren teils gute, teils böse Geister. Auch die Wochentage standen unter dem Schutze der Götter, daher die meisten jetzt noch deren Namen tragen. Die Priester der Germanen standen in hohem Ansehen, bildeten aber feinen besonderen Stand. Im Namen des Volkes brachten sie die Opfer dar. Diese bestanden meist aus Feldfrüchten, Vieh, besonders in wilden Pferden; doch wurden auch gefangene Feinde geopfert. Gewisse Opserplätze in den Wäldern hielt man besonders heilig und unternahm dahin selbst aus entfernter Gegenden Wallfahrten. Den Willen der Götter und die Zukunft erforschte man auf verschiedene Weise, zuweilen aus dem Wiehern heiliger weißei Rosse, welche in Hainen der Götter gehegt und gepflegt wurden. Auch ge wisse Vögel, wie die Eule, der Rabe, der Kuckuck, galten als schicksalver kündend, eilt Aberglaube, der sich bis in unsere Zeit erhalten hat. 8. Gerichtswesen. Jeder Hausvater war Herr und Gebieter in seinem Gehöfte und durch freiwilliges Bündnis mit anderen Hofherren zu einer Gemeinde vereinigt. Größere Vereinigungen hießen Marken und Gaue. Jeder Gau wählte einen Vorsteher, den Graf, und die Beisitzer oder Richter für die Gaugerichte. Alle 14 Tage wurden diese öffentlichen Gerichte unter freiem Himmel gehalten. Der Platz hierzu war durch einen Baum oder Stein bezeichnet und hieß die Malftatt. In diesen Versammlungen wurde Recht gesprochen und Streit geschlichtet. Die Richter hatten die Anklage zu untersuchen und das Urteil zu sprechen, der Graf mußte es vollziehen. Bei Anklagen, die nicht vollständig erwiesen werden konnten, überließ man die Entscheidung einem sogenannten Gottesurteile. Man glaubte nämlich, die Götter würden dem Unschuldigen unmittelbare Hilfe verleihen. Zu diesen Gottesurteilen oder Ordalen gehörte der Zweikampf, die Feuer- und Wasserprobe u. s. w. Beim Zweikampf galt der Besiegte für schuldig. Bei der Feuerprobe mußte der Angeklagte glühendes Eisen in die Hand nehmen oder mit bloßen Füßen über glühende Kohlen laufen; bei der Wasserprobe ließ man ihn einen Ring oder einen Stein ans siedendem Wasser holen. Blieb er unverletzt, so war er unschuldig. Bei dem Bahrgericht mußte der eines Mordes Verdächtige an die Bahre treten und den Leichnam berühren; bluteten die Wunden, so wurde er schuldig erklärt.

7. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 41

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
41 die Erhebung der Anklagen oder ,Rügen' sowie auch die Vollstreckung der gefällten Urteile sicherten. Ein Netz spannte sich über das ganze Reich, dessen Maschen so leicht kein Bösewicht entging. Der Schrecken, den die heilige Feme verbreitete, war so groß, daß man nicht wagte, nach den geheim gehaltenen Verhandlungen zu forschen, und daß das mutigste Herz erbebte, wenn in der Stille der Nacht die drei Schläge, mit denen der Fronbote die Anheftung des Ladebriefes verkündete, schauerlich durch die Hallen des Hauses tönten. Mächtige Reichsfürsten erschienen auf das Gebot des Femgerichtes, dessen Geheimnisse nicht einmal dem Priester im Beichtstühle verkündet werden durften, und drei Freigrafen sind es gewesen, die Kaiser Friedrich Iii., seinen Kanzler und sein Kammergericht zweimal vor ihren Stuhl gefordert haben, damit der Kaiser ,daselbst seinen Leib und die höchste Ehre verantworte bei Strafe, für einen ungehorsamen Kaiser gehalten zu werden'. Als die große Macht der Femgerichte diese zum Mißbrauch derselben verleitete, und die inzwischen selbständig gewordenen Landesherren für eine kräftige Handhabe des gemeinen Rechts sorgten, ward die Thätigkeit der Freigrafen mehr und mehr beschränkt. Schon irrt sechzehnten Jahrhundert sind sie nur noch in Westfalen wirksam, werden auch dort bald den Landesgerichten untergeordnet und mit der Erledigung von Polizeifällen beschäftigt. So haben sie bis in unser Jahrhundert hinein fortbestanden. Im Jahre 1811 fielen sie der französischen Gesetzgebung zum Opfer. Der letzte Freigraf starb 1835 in Wörl." (Nach verschiedenen Verfassern.) Die Femgerichte hatten ein wenig rühmliches Ende gefunden, aberlandes-auch die Quelle ihrer Macht, der Kaiser, sah die Stützen seines Regimentes mehr und mehr den Zusammenhang mit dem Oberhaupte des Reiches lockern. Wie der Mangrovebaum in der heißen Zone aus seinen knotigen Ästen zahlreiche Luftwurzeln entsendet, die in den Boden herabsteigen und sich dort zu selbständigen Pflanzen entwickeln, so hatte auch das Kaisertum viele Beamte, Grafen und Herren, ins Reich gesandt, welche an allen Orten desselben den kaiserlichen Willen zur Geltung bringen sollten. Sehr bald wurzelten diese Sendlinge im Boden fest und begründeten eine selbständige Herrschaft, die nur noch lose mit dem alten Stamm zusammenhing und in verhängnisvollen Augenblicken oft ihres Ursprungs sich nicht erinnern mochte. Die „goldene Bulle" hatte das Werk der Ablösung der Glieder vom Stamme nahezu vollendet, als fast „souveräne" Herrscher saßen die Fürsten in ihren Landen;

8. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 7

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 7 — Volk zu erlösen. Da der deutsche Kaiser ihn anfangs anerkannte und unterstützte, jubelten ihm sowohl Ritter als Bürger und Bauern entgegen, und von Tag zu Tag wuchs sein Ansehen. Als dieser ihn aber später verleugnete und für einen Betrüger erklärte, sagten sich seine Freunde nach und nach von ihm los, und seine Macht war bald gebrochen. *) Unter der Regieruug Ludwigs Ii. erließ der deutsche Kaiser Karl Iv. im Jahre 1356 ein wichtiges Reichsgesetz, die „Goldene Bulle". Seinen Namen trug es von einer goldenen Kapsel oder Bulle, in welcher das angehängte kaiserliche Siegel von Wachs eingegossen war. Durch dasselbe wurde gesetzlich bestimmt, daß beim Tode _ des Kaisers 7 Kurfürsten den neuen Kaiser wählen sollten. Zn diesen 7 mächtigsten Fürsten gehörte auch der Markgraf von Brandenburg. Die anderen Kurfürsten waren die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, der König von Böhmen, der Pfalzgraf vom Rhein und der Herzog vou Sachsen. Die Kurfürsten wurden durch hohe Vorrechte vor den anderen deutschen Fürsten ausgezeichnet. Sie besaßen z. B. die höchste Gerichtsbarkeit in ihren Ländern; ihr Urteilsspruch konnte demnach auch nicht durch das Gericht des Kaisers umgestoßen werden. Ferner durften ihre Länder unter keiner Bedingung ^geteilt werden, sondern vererbten sich ungeteilt auf den erstgeborenen ^>ohn. Im Jahre 1356 wurde also Brandenburg zum Kurfürstentum erhoben. Otto der Faule, der seinen Beinamen mit Recht trug, trat im Jahre 1373 die Herrschaft über das ganz verwilderte Land an den Kaiser Karl Iv. ans dem Hanse Luxemburg ab. Brandenburg unter dem Hause Luxemburg. Karl Iv. übernahm die Regierung für feinen unmündigen Sohn Wenzel. Mit starker Hand suchte er Ruhe und gesetzliche Ordnung herzustellen. Der Straßenraub wurde streng bestraft; die Raubritter ließ er zur Warnung an den Bäumen aufhängen. Da atmete der friedliche Kaufmann wieder auf. Zur Förderung des Handels schloß Karl Iv. dann ein Bündnis mit der deutschen Hansa, die zu Lübeck ihren Hauptsitz hatte. Sein frühzeitiger Tod (1378) führte jedoch die alten Übelstände wieder zurück. Wenzel bestieg jetzt den deutschen Thron und Sigismund, Karls zweiter Sohn, wurde der Erbe Brandenburgs. Sigismund kümmerte sich wenig um das Land. Er weilte am liebsten in verschwenderischer Pracht am Hofe feines künftigen Schwiegervaters, des Königs von Ungarn, und ließ Brandenburg durch Statthalter verwalten. Nun brachen unglückliche Zeiten an. Weil Sigismund immer in Geldverlegenheit war, verpfändete er Brandenburg an seinen Vetter Jobst !) Nach dem Tode des Kaisers Ludwig von Bayern (1347) hatte Karl Iv. aus dem Hause Böhmen-Luxemburg den deutschen Königsthron bestiegen. Da die bayrische Partei mit dem Markgrafen Ludwig von Brandenburg an der Spitze ihn nicht anerkannte, so benutzte Karl Iv. die Gelegenheit zur Demütigung des Markgrafen, indem er die Erhebung des faschen Watdemar begünstigte. Als nun die bayrische Partei den Grafen Günther von Schwarzbnrg zum deutschen Könige ausrief, suchte Karl Iv. die Freundschaft des Markgrafen Ludwig zu gewinnen, indem er den falschen Waldemar verleugnete (1349). Waldemar sand schließlich Aufnahme am Hofe des Fürsten von Anhalt-Dessau, wo er bis an fein Ende mit fürstlichem Range lebte und mit fürstlichen Ehren begraben wurde.

9. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 380

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
380 Die Franken bis zum Untergänge der Merowinger. Aber sie stieß ihn wutknirschend von sich, fluchte ihm und schrie zum König: „Wehe mir, ich sehe meinen Feind und habe keine Macht gegen ihn." Darauf wurde Leudast von dem geweihten Ort fortgewiesen. Er ging durch die Straßen von Paris, nicht ahnend, was ihm bevorstand; plötzlich aber erschienen Diener der Königin, um ihn in Fesseln zu legen. Er zog das Schwert und hieb den einen von ihnen nieder. Verwundet floh er, glitt auf einer Brücke aus, fuhr mit dem Fuß zwischen zwei Bohlen und brach das Bein. So ward er gefangen, in den Kerker gebracht und auf Befehl der Königin gräßlich hingerichtet." Trotz mannigfacher Gunstbeweise des Königs sah Gregor doch allezeit die Herrschaft Chilperichs als Tyrannei an und blieb im Herzen Brunhilden und ihrem Sohn Childebert getreu. Nach Chilperichs Tode (584) fiel Tours zuerst in die Hände Guntrams von Burgund. Bei ihm stand Gregor schon lange in hoher Gunst und wurde auch jetzt von ihm mit auszeichnendem Vertrauen behandelt. Dennoch begrüßte er es gewiß mit Freuden, als Guntram im folgenden Jahre Tours an Childebert, den rechtmäßigen Herrn, abtrat. Von dieser Zeit an war Gregor einer der einflußreichsten Männer im fränkischen Reiche. Er durfte sich des vollen Vertrauens Bruuhildens und ihres Sohnes rühmen und besuchte oft den Hof. Zuweilen wurde er sogar in wichtigen Staatsangelegenheiten als ein vertrauenswürdiger Gesandter gebraucht. So im Jahre 588, wo er als Childeberts Gesandter eifrig und erfolgreich bemüht war, das Mißtrauen, das sich zwischen diesem und seinem Oheim eingeschlichen hatte, zu beseitigen und die Eintracht unter den Merowingern zu erhalten. Bald nachdem Tode seines Gönners Guntram starb auch Gregor, am 17. November 594, nachdem er die Mitte der fünfziger Jahre erreicht und über einundzwanzig Jahre sein Bistum treulich und väterlich verwaltet hatte. Sein Sprengel bewahrte ihm mit vollem Recht ein dankbares Gedächtnis; ja man verehrte ihn sogar als Heiligen. „Vieles hatte Gregor erlebt und gesehen," sagt Wilhelm Wattenbach, der Verfasser der vortrefflichen „Gefchichtsquellen des Mittelalters , „von seiner Kindheit an, wo die Auvergne der Schauplatz des Kampfes zwischen Chlothar und Childebert war, bis zu dem blutigen Streit der Königinnen Brunhilde und Fredegunde; seitdem er zu den Bischöfen des Reichs gehörte, konnte kein bedeutendes Ereignis eintreten, ohne ihn unmittelbar zu berühren; von allem erfuhr er, und an vielen wichtigen Staatsgeschäften nahm er persönlich teil; einen großen Teil des Reiches kannte er aus persönlicher Anschauung. Da erwachte in ihm der Wunsch, die Kunde dieser Dinge auch der Nachwelt zu überliefern, und während er das Leben der Heiligen beschrieb und reiche Sammlungen von Wundergeschichten verzeichnete, arbeitete er zugleich unablässig an dem Geschichtswerke, dem wir fast allein unsre

10. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Westfälischen Frieden - S. 17

1900 - Leipzig : Hirt
17 deutsche Land zu machen. Die Saatfelder wurden verwstet, das Vieh fortgetrieben, die Huser eingeschert und jede wertvolle Habe mitgenommen. Kein Erbarmen zeigten diese Feinde gegen die unschuldigen Kinder, kein Erbarmen gegen wehrlose Greise. Frauen und Mdchen wurden gefangen unter Mihandlungen nach Ungarn gefhrt. Mit den deutschen Futruppen war gegen die Ungarn nichts auszurichten; denn diese waren gewandte Reiter, die mit ihren schnellen Rossen in die deutschen Schlachtreihen hinein-ritten und sie in Unordnung brachten. Nicht selten waren sie auch bereits mit ihrer Beute wieder abgezogen, ehe der deutsche Heerbann sich gesammelt hatte. Da traf es sich glcklich, da ein ungarischer Huptling gefangen wurde. Gegen dessen Auslieferung und einen jhrlichen Tribut erkaufte Heinrich von den Ungarn einen neunjhrigen Waffenstillstand. Diese Zeit benutzte er, um eine deutsche Reiterei zu bilden und einzuben. Mit dieser besiegte er die Ungarn im Jahre 933 an der Unstrnt so entscheidend, da sie 22 Jahre hindurch keinen grern Einfall in das deutsche Land mehr versucht haben. Heinrichs Regierung ist der Entwicklung des deutscheu Stdte-Wesens frderlich gewesen. Die Burgen, die Karl der Groe besonders in den Grenzgebieten errichtet hatte, die dann aber unter seinen schwachen Nachfolgern verfallen waren, lie er wieder herstellen und verlegte alle Gerichtstage und Versammlungen, die frher unter freiem Himmel gehalten worden waren, dahin. Nun siedelten sich auch Kaufleute und Handwerker um diese Burgen an, und es entstanden allmhlich neue Städte, wie Quedlinburg, Goslar, Duderstadt, Nordhausen. Er wird der Finkler oder Vogelsteller genannt. Es wird erzhlt, da er am Vogelherde sa, als Eberhard und die Franken ihm die Knigs-krne berbrachten. Noch heute zeigt man zu Quedlinburg die Stelle, wo dies geschehen sein soll, und nennt sie den Finkelherd. Dies alles beruht auf einer alten Sage unseres Volkes, die beglaubigte Geschichte wei davon nichts; aber sie meldet, da Heinrich andere Netze stellte als fr Finken und Lerchen, Netze, in denen die Feinde des deutschen Volkes ihren Untergang fanden. Heinrich hat von 919936 regiert. Er war eine kernhafte Gestalt, ein einfacher, derber Mann mit klarem Blick. Im Dome zu Quedlinburg liegt er begraben. Otto der Groe. Im Alter von 24 Jahren folgte Otto durch die Wahl der Frsteu seinem Vater auf dem Throne. Er war eine stattliche Erscheinung. Der Blick seiner groen Augen schreckte mehr ab, als er anzog. Dennoch war 1) Seme Frsorge fr die Nordmark Sachsen ist im 3. Teile im Zusammen-hange dargestellt. Dahmen, Leitfaden der Geschichte. Il 2
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