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tfricöricf) und Diezmann auf den Gaffen, bemerkten aber weniger den wackeren Burggrafen Friedrich von Nürnberg, der damals als erster Hoheuzoller in Erfurt einkehrte, und dessen spätere Nach, kommen besser über Thüringen walten sollten, als der entartete Albrecht es getan hatte. Viele bedeutende Steichserlaffe1) sind auf diesem Reichstage vom König und feinen fürstlichen Ratgebern ausgegangen. Ueberall findet man noch die Pergamente mit dem riesigen Rnndfiegel aus rotem Wachs an bunter Seiden-schnür in den Archiven mit dem Dalum Erfurt. Rudolfs Bild, wie er mit den Reichsinfignien (Abzeichen der königlichen Würde) auf dem Throne fitzt und feines Amtes wartet, ist sauber in das Wachs eingedrückt.
Aufenthalt im Kloster und frohe Feste: König Rudolf
wohnte im Peterskloster hoch über der Stadt. Hier ließ er zum fröhlichen Gastmahle die Tische im sommerlichen Speifesaal und im Kreuzgang zusammenrücken. Mitunter blieb den Mönchen, wenn hohe Gaste beim König einkehrten, nichts als der Schlaffaal und das Winter-Refektorium (Speifefaal) zur Wohnung übrig.
Die Chronik des Klosters meldet von manchem großen Fest-gelage. So veranstaltete der König am Tage nach der Kirchen-
weihe von Skt. Peter (Sonntag nach Ostern) feinen Töchtern, der Königin Jutta von Böhmen und der Herzogin von Sachsen, samt ihren Rittern und Edeldamen zwischen den Beeten des Kloster-gartens, die im ersten Schmucke des Frühlings prangten, allerlei
Lustbarkeiten. Am Sonntag nach Pfingsten folgte dann ein Ritter-fest. Zuerst wurde feierlich Messe gehalten, dann schlug Landgraf Albrecht auf dem Petersberge 16 Knappen zu Rittern und im
Beisein einer farbenreich geschmückten Ritterfchar gürtete der König
den jungen Degen eigenhändig das Schwert um. Am großartigsten fielen die beiden letzten Freudenfeste aus: die Hochzeit der
Nichte des Königs, der Gräfin Margarete von Habsburg, mit dem Grafen von Kleve und das prunkvolle Mahl, welches Herzog Albrecht von Oestreich, König Rudolfs Sohn, gab. — Am unvergeßlichsten aber hat sich den Erfurtern für alle Zeiten der luftige Auftritt des Königs als Bierrufer eingeprägt. Rudolf, offenbar ein Freund der schwarzen Schlunze, trat in schlichtem Wams auf die Gasse und rief, den Bierkrng in die Höhe haltend, mit lauter Stimme: „Hol' in, hol' in! ein gut Bier hat Er Sifrid von Bnt-ftefcie2) ufgelau!"
Trübe Stunden: Doch gab es für den König auf der freien Höhe des alten Merwigsberges auch manche sorgenvolle Stunde. So erfuhr er, daß fein Sohn, Herzog Rudolf, den er mit Erfolg den Fürsten des Reiches zu feinem Nachfolger vorzuschlagen
!) Verleihung der erledigten Ungarnkrone; Entscheidung über Recht und Unrecht durch Waffenkampf der Parteien nur noch bei Hochverrat usw.
2) Ein Biereige — Brauer, das Braurecht haftet auf dem Hause.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Albrecht Rudolfs Rudolf Rudolf Peter Jutta_von_Böhmen Albrecht Albrecht Margarete_von_Habsburg Albrecht_von_Oestreich Albrecht Rudolfs Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf
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4. Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette;
Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.
5. In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,
Senkten tief hinein den Leichnam mit der Rüstung auf dem Pferde;
6. Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,
Daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.
7. Abgelenkt zum zweitenmale, ward der Fluß herbeigezogen;
Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Bnsentowogen.
8. Und es sang ein Chor von Männern: „Schlas in deinen Heldenehren! Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren!"
9. Sangen's, und die Lobgesänge tönten sort im Gotenheere;
Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere!
Platen-Hallermünde.
Pie Schlacht bei Zülpich.
1. Chlodwig, der Frankenkönig, sah in Zülpichs, heißer Schlacht,
Daß die Alemannen siegten durch der Volkszahl Übermacht.
2. Plötzlich aus des Kampfs Gedränge hebt er sich auf stolzem Roß, Und man sah ihn herrlich ragen, vor den Edlen, vor dem Troß.
3. Beide Arme, beide Hände hält er hoch empor zum Schwur,
Ruft mit seiner Eisenstimme, daß es durch die Reihen fuhr:
4. „Gott der Christen, Gott am Kreuze, Gott, den mein Gemahl verehrt. So du bist ein Gott der Schlachten, der im Schrecken niederfährt,
5. Hilf mir dieses Volk bezwingen, gib den Sieg in meine Hand,
Daß der Franken Macht erkennen muß des Rheins, des Neckars Strand L
6. Sieh, so will ich an dich glauben, Kirchen und Kapellen baun,
Und die edlen Franken lehren, keinem Gott als dir vertraun!"
7. Sprach es, und aus Wolken leuchtend brach der Sonne voller Strahl, Frischer Mut belebt die Hetzen, füllt des schwachen Häufleins Zahl.
8. Chlodwig selbst ergriff das Banner, trug es in der Feinde Reihn, Und die Franken, siegesmutig, stürzten jauchzend hinterdrein.
9. Schreck ergriff der Feinde Rotten, feige wenden sie und fliehn,
All ihr Kriegsruhm ist erloschen, ihre Macht und Freiheit hin.
10. König Chlodwig ließ sich taufen und fein edles Volk zugleich, lind ob allen deutschen Stämmen mächtig ward der Franken Reich.
11. Wenn sie einst den Gott verlassen, der bei Zülpich Sieg verlieh,
Ist den Alemannen wieder Macht gegeben über sie.
K. Simrock.
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— 297 —
6. Tie Schulter, die der Kutte nun sich bückt.
Hat kaiserlicher Hermelin geschmückt.
7. Nun bin ich vor dem Tod den Toten gleich Und fall' in Trümmer, wie das alte Reich!"
_______________________________ Plalen.
Der Derslinger.
1. Der Derflinger war ein Schneibergesell';
Doch nimmer ließ es ihn ruhn,
Er buchte an anberes als Nabel und Ell' —
„Was aber, was soll ich tun?"
2. Da kam er beim Wanbern die Kreuz und Quer Zun: Fährmann bei Tangermünb;
Hinüber wollt' er, sein Beutel war leer —
„Lump zahle, sonst pack' bich geschwinb!"
3. Ihr nehmt boch bort die Kerle mit,
Es bezahlt euch ja keiner nicht. —
„Das sinb auch keine Schneiberböck nicht,
Sinb Kriegsleut'; Respekt brum, bu Wicht!"
4. Die Lippen biß er, verhöhnt blieb er stehn Hub fluchte grimmig für sich:
Ihr Schufte, das soll mir nicht zweimal geschehn!
Ich zeig's, was sich schicket für mich.
5. Ta warb er ein rascher Reitersmann,
Zum Teufel warf er die Ell',
Dafür packt er 'neu Degen an,
Den schwang er gewichtig und schnell.
6. Bald hat er ein Regiment kommanbiert,
Zuletzt warb er Felbmarschall;
Da hat ihn kein Fährmann mehr abgeführt,
Sie respektierten ihn all'.
7. Ein Gott den Soldaten, ein Teufel im Streit, Wie maß er der Schwebischen Heer
Bei Fehrbellin die Läng' und die Breit!
Die eiserne Elle war schwer.
8. Drum sag' ich: Keiner steh' still in der Welt, Wen's antreibt, nur vorwärts, schnell!
Wer ein Helb kann werben, der werb' ein Helb Und wär's auch ein Schneibergesell'!
_______________ Fr. v. Sollet.
Priry
1. Prinz Eugen, der eble Ritter, Wollt' dem Kaiser wiebrum kriegen Stadt und Festung Belgerab;
Er ließ schlagen eine Brucken,
Daß man funnt hinüber rucken Mit der Armee bis für die Stadt.
Eugen.
2. Als die Bruck nun war geschlagen, Daß man kunnt mit Stuck und Wagen Frei passiern den Donaufluß;
Bei Semlin schlug man das Lager,
Alle Türken zu verjagen
Jhn'n zum Spott und zum Verb ruß.
Mk "ii i
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Extrahierte Personennamen: Derflinger Eugen Eugen Eugen
— 283 —
6. Wir schlossen dichte Reihen bis an die Berge.fern,
Gerüstet, ihn zu schirmen, den kaiserlichen Herrn.
Da zog in blanken Waffen der Söhne Schar heran;
Von dumpfem Rasseln dröhnte der weite Rasenplan.
7. So strömten sie herüber, die freveln Brüder vorn,
In ihren Fäusten Schwerter, in ihren Blicken Zorn!
Durch unser Lager schlüpfte der tückische Lothar
Und bot uns blanke Münze und glatte Worte dar.
8. Es hat die falsche Rede uns bald den Sinn betört:
Es gelte nicht die Treue, die man dem Sünder schwört.
So schlich er durch die Reihen und streute schlimme Saat,
Bis alle wir verblendet uns fügten dem Verrat.
9. Drauf schlugen die Verruchten des alten Vaters Hand —
Er bot sie schon zum Frieden — in schweres Eisenband.
Sie rissen ihm die Krone vom Haupte silberweiß Und führten ihn von hinnen, den weltverlass'nen Greis.
10. Und Ludewig der Fromme das Aug' gen Himmel schlug: „Ist denn geschworene Treue und Kindesliebe Trug?
Weh, falsche Söldnerscharen, so feil und fo verrucht!
Weh dir, du Lügenstätte, ihr seid fortan verflucht!"
11. Der Himmel hat vollzogen des Greifes Rachewort:
Die Bäche sind vertrocknet, der Anger liegt verdorrt,
Und keine Saaten sprießen, es schallt kein Vogellied,
Nur Farreukräuter schießen hervor ans schwarzem Ried.
12. Und in den Höhlen drunten, in weitverfchlnngnem Gang, Da schlafen unsre Scharen viel hundert Jahre lang.
Da fchlafen auch die Brüder, die freveln Söhne drei,
Verrostet sind die Schwerter, verstummt das Kriegsgeschrei.
13. Flieh, Wandersmann, von hinnen und sag es aller Welt, Wes Fluch in diesen Gauen uns tief in Schlummer hält!" —
— Der Wandersmann sich kreuzet und tut zur selben Stund' Im Thanner Münster drüben die Märe beichtend kund.
Ad. Stöber.
Heinrich der Uogelsleucr.
1. Herr Heinrich sitzt am Vogelherd Recht froh und wohlgemut;
Aus taufend Perlen blinkt und blitzt Der Morgenröte Glut.
2. In Wies' und Feld und Wald und An, Horch! welch' ein süßer Schall!
Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag,
Die süße Rachtigall.
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Extrahierte Personennamen: Lothar Thanner Heinrich Heinrich Heinrich Wachtel
288 —
3. Schon winkt ihm drüben das blühende Land,
Er schürzet rascher das Bußgewaud^;
Aus der schwellenden Goldorange toast Langt er sich gierig belebende Krast.
4. So wankt er sürder zum Tiberstrom,
Vor den Blicken liegt ihm das heilige Rom;
Doch will er nicht gönnen den Gliedern Rast,
Bis er losgewälzt des Frevels Last.
5. Er wirft sich flehend vor Leos Thron:
„Gib Gnade! Gnade dem sündigsten Sohn!
Verkünd' ihm, ob der Kirche Huld
Kann tilgen des Kindermordes Schuld!
6. Graf Hugo bin ich, an Gütern reich,
An Jammer, ach, keinem Sünder gleich!
O Bruno! Bruno! mein Knabe süß,
Ten ich um Gold ermorden ließ!
7. In wilder, finst rer Sturinesnacht Hat der Mordgesell sein Herz mir gebracht.
Des Knaben rotes Herz zum Psand,
Taß sein Haupt er zerschellt an der Felsenwand!"
8. Laut jammernd verhüllt er sein Angesicht,
Und Leo hält sich länger nicht:
„Gras Hugo! mein Vater! — an Brunos Herz
Soll brechen dein letzter Erdenschmerz!
9. Der Knappe, dem du bezahlt mein Blut,
Er ließ mich wandern in Gottes Hut;
Ein Hirschlein hat er statt meiner erlegt,
Sein Herz dir gebracht, das meine schlägt!
10. Das meine schlägt, o Vater, so hell,
Laut ruft es und fleht zum Gnadenquell:
£> Heiland der am Kreuz erblich,
Des Vaters, des Vaters erbarme dich!"
Aug. Stöber.
Schwäbische Kunde.
Nun war ein Herr aus Schwabenland,
Von hohem Wuchs und starker Hand; Des Rößleiu war so krank und schwach,
Er zog es nur am Zaume nach;
Er hätt’ es nimmer ausgegeben Und kostet's ihn das eigne Leben. So blieb er bald ein gutes Stück Hinter dem Heereszug zurück:
Da sprengten plötzlich in die Quer Fünfzig türkische Reiter daher;
Als Kaiser Rotbart lobesam Zum heu’gen Land gezogen kam, Da mußt' er mit dein frommen Heer Durch ein Gebirge wüst und leer. Daselbst erhub sich große Not;
Viel Steine gab's und wenig Brot, Und mancher deutsche Reitersmaun Hat dort den Trunk sich abgetan; Den Pferden war's so schwach im Magen,
Fast mußt' der Reiter die Mähre tragen.
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— 304 —
Dann schrie er: „Tonnerwetter! Ihr seid nicht recht gescheit; 3ch will’s euch besser sagen, wer Land und Volk befreit':
Das war der Preußen Tapferkeit,
Von mir ein bißchen Verwegenheit —
Und Gottes große Barmherzigkeit!"
Lie saßen an der Tafel und schauten ängstlich drein,
Ter Alte aber lachte still in sein Glas hinein.
______________________________G. Hesekiel.
Ein eisernes Kreuz.
1. Derfeldherr trittin daslazarett, Lein Auge blickt mild und doch trübe; Für jeden Helden im Krankenbett Hat er ein Wort der Liebe.
2. Und jeder, zu dem er tröstend
spricht,
Hat stolz es im Herzen empfunden. Wie rötet sich freudig manch bleiches Gesicht!
Bergessen sind Fieber und Wunden.
3. „Wo ist der Brave?" so sragt ^ er jetzt,
„Der Held, der mit kühnem Wagen Lein Leben bei Weitzenburg eingesetzt, Und die Fahne vorangetragen?"
4. An jenem Lager steht er still Bei einem Tvdeskranken.
Was wohl seine einsame Träne will? Sie will einem Sterbenden danken.
5. Das eiserne Kreuz er leise legt Dem bleichen Alaun in die Hände. „Des Königs Dank", so spricht er
bewegt,
„Nimm noch vor deinem Ende!"
6. Ta richtet der Kranke sich ans;
es ruht
Sein Aug’ auf dem Königssohne Mit des fliehenden Lebens letzter Glut,
Und er flüstert mit bebendem Tone:
7. „Meine Pflicht nur tat ich in jener Stund;
Nun mag ich sterben in Frieden!"
Er preßt das eiserne Kreuz an den Mund,
Und lächelnd ist er geschieden.
Graf Tyherrri.
Unsere Mainbrücke.
1. Das war zu Wörth der heiße
Tag,
Als wir die Blutschlacht schlugen, Wie krachte vor ihrem Donnerschlag Tas Kaiserreich ans den Fugen! Das war zu Wörth der heiße Tag — Tie Höhen waren erstürmet,
Auf blutiger, glühender Heide lag Des Todes Saat ge türmet;
2. Und drunten im Grund am
einsamen Tann,
Wo rot die Wellen heut rauschen, Da hob sich empor ein gefallener Mann,
Den Donnern des Sieges zu tauschen. Und neben ihm hob sich ein andrer empor,
Die Rechte gepreßt aus die Wunde, Mit brechendem Aug und mit lechzendem Ohr Einsangt er die jubelnde Kunde.
3. Der erste, ein Preuße vom
nordischen Strand, Vom bayrischen Hochland der zweite, Sie waren gefallen am waldigenrand Hier lagen sie Seite an Seite! Gerächt und gerettet das Vaterland, Der Räuber zu Boden gerungen! Und selig umklammert sich Hand und Hand
Und halten sich glühend umschlungen.
4. Viktoria! klangs — mit flüch-
tigem Rot Aufs neue die Wangen sich färben: Willkommen nun, heiliger Schlachtentod !
Das nenn’ ich ein seliges Sterben! Und der Preuße: „Gott fegn’ euch die Waffentot;
Heut zahlet ihr heim in Treuen Ten angefonnenen deutschen Verrat Tem Franken, ihr bayrischen Leuen!"
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I
119 Schleswig-Holstein. § 78
Kieler Hafen begrüßt den Kaiser.
[trifft, bietet der Kriegshafen einen unvergleichlichen Anblick: Mit einem Schlage brechen aus den Feuer-
M) ein ohrenbetäubendes Donnergebrüll läßt alle Fenster der Umgegend erklirren.
j^eenlandschaft (Plön).
gehende ostholsteinische Landschaft hinaus. Links, in einer Senkung, zwischen den Seen, das freund-
tmd der Spiegel des Großen Plöner Sees sichtbar, der sich im Hintergrunde bis über die Mitte hinaus
^legene Städtchen war von 1896—1910 der Aufenthaltsort der kaiserlichen Prinzen. Das Prinzenhaus
Ps im Bilde hinter dem Schlosse sichtbar wird.
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41. Was uns die Residenzfassade Kurfürst Maximilians I. sagt. 221
wachen und wieder zur kunsterfüllten, farbenfrohen, im Stadtbilde so bedeutsam mitsprechenden Vilderchronik werden, die sie ehedem gewesen. Es ist die alte Art, die ihre bnntbewegten Schlachtenszenen, ihre Wappen, Allegorien, Fürstenbilder und Grotesken mehr lustig und genial als organisch über die
Das Nordportal der Residenz in München.
ganze Fläche verstreut, und gerade im Anblicke solcher Werke, die ja ihre tägliche Umgebung bildeten, mußte in den Meistern der Residenz wohl die Überzeugung sich befestigen, daß jede freiere Gestaltung, jede vielfarbige Wirkung der Malerei den getragenen Ernst ihrer für damalige Verhältnisse riesigen Front unbedingt zerstören müßte. Und so entstand im bewußten Gegensatze zu der hellen Freude au bunter Zier, wie er dem Altbayernstamme im Blute liegt und noch jetzt an den Bauernhäusern unseres Hochlandes uns entgegenjubelt, jeues fast alles ornamentale Beiwerk verschmähende Architekturgerüste, das gewiß eine der strengsten Fassadcumalereien darstellt, die jemals geschaffen wurden.
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284
54. Die Sendlinger Bauernschlachl (1705).
Sie schwenken die Sense, die Keule, das Schwert,
Fünfhundert sind mit Büchsen bewehrt, Und wie die Schneelahn wächst die Schar Von den Bergen rollend im Monde klar. Ein Fähnlein himmelblau und weiß Trägt vor dem Zug ein riesiger Greis; Das ist der stärkste Mann des Lands, Derschmiedvonkochel, der Meier Hans ; Von seinen Söhnen sieben Ist keiner zu Haus geblieben.
„O Kurfürst Max Emanuel,
Wir müssen's bitter klagen,
Daß du für Habsburg Leib und Seel' So oft zu Markt getragen!
Du Belgradstürmer, du Mohrentod,
Du mußtest ins Elend wandern Und brichst französisch Gnadenbrot Zu Brüssel jetzt in Flandern.
Es irrt dein Weib auf der Landesflucht, Deine Waisen weinen in Feindes Zucht, Gebrandschatzt darben die reichen Gau'n, Man sengt die Fluren, man schändet die Frau'n,
Man rädert die Männer um leisen Verdacht,
Man reißt die Söhne vom Stroh zu Nacht Sie nach Ungarn zu trommeln ins heiße Blei -
Das Maß ist voll, es birst entzwei; Drum lieber bayrisch sterben Als kaiserlich verderben!
Auch hat die Münchner Bürgerschaft Uns einen Brief geschrieben,
Daß sie mit ungebrochner Kraft In Treue fest geblieben.
Wenn wir den roten Isarturm Nach Mitternacht berennten,
Erhöben drinnen sich zum Sturm Die Bürger und Studenten.
Denn wie den letzten, teuersten Schatz Vergruben sie am geheimsten Platz,
Was ihnen geblieben an Waffen und Wehr.
Sie sprechen am Tage sich nimmermehr, Doch tief in den Kellern bei Fackelbrand Reicht sich die ganze Stadt die Hand; Allnächtens zieht von Haus zu Haus Ein unterirdisches Gebraus,
Ein: Lieber bayrisch sterben Ais kaiserlich verderben!
Wir klopfen ans Tor, nun laßt uns ein!" —
Da geht von den Wällen ein Blitzen Und feurigen Tod zum Willkomm spei'n Gutkaiserliche Haubitzen;
Und Straßen auf und Straßen ab Musketen und Granaten -Wer hat die Landsleut’ an das Grab, An Österreich verraten ?
Der Pfleger vonstarnberg war der Wicht! Mein Lied nenn' seinen Namen nicht,
1 Verdammnis und Vergessenheit Begrab' ihn heut’ und allezeit;
Sein Kleid sei gelb, sein Haar sei rot, Sein Stammbaum des Ischariot! -In Tränen flucht die Bürgerschaft,
Ihr blieb keine Klinge, kein Rohr, kein Schaft;
Sie ward in wenig Stunden Entwaffnet und gebunden.
Doch spie' die Höll' aus dem roten Turm:
Der Landsturm von den Bergen,
Er nimmt die Münchner Stadt mit Sturm Trotz Kaiser Iosephi Schergen!
Die Brücke dröhnt, die Nacht wird hell, Hie Wirbeln, Schreien, Knallen,
Dom „Hurra, Max (Emanuel!"
Die Gassen widerhallen.
Schon rief der Feldmarschall von Wendt: „Die Sache nimmt ein schlimmes End',-Wo bleibt des Kriechbaum Reiterei ?
Ich rief sie doch im Flug herbei!"
Da rasselten über den Brückenkopf Mit rotem Mantel und doppeltem Zopf Die fremden Schwadronen die Kreuz und die Quer.
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Extrahierte Personennamen: Meier_Hans Max_Emanuel Max Willkomm Iosephi Max_(Emanuel! Max
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107. Mit einem Königsherzen.
architektonisch sehr malerischen Stiftskirche war in einen dustenden Garten umgezaubert. Aus großen Beeten von Moos leuchteten die seltensten Blumengruppen, wie sie nur der hiesige Glaspalast im Mai uns schauen ließ, und Hunderte 0ou Kerzen, jede von einem Flor umschlungen, umstrahlten aus funkelnden Leuchteru, stufenweise ausgestellt, den sichtlich völlig neuen, silber-besranzteu Katafalk, darauf die Silberurne stand. Den dunkeln Hintergrund schmückten fehr schön ausgeführte Wappen und Schilder. Die ganze Ausschmückung trug deu Stempel der Wahrheit au sich, daß es der Stadt mit ihrer Trauer heiliger Ernst war. Wahrhaftig, ich wünschte beim Anschauen dieser Stiftskirche eiues kleinen Provinzialstädtchens recht von ganzem Herzen, es hätten alle Bayern, die Höchstgestellten in der Residenzstadt wie. der ärmste Bauer eines Dorfes im Spessart, mit uns ansehen und bewundern können, mit welcher sinnigen Pietät und opferfreudigen Liebe diese bescheidene Stadt Mühldorf das Herz ihres Königs zu beherbergen wußte — für eine einzige, flüchtige Viertelstunde!
Bald darauf fuhren wir über die bedeckte Jnnbrücke, ebenfalls eine Trägerin des königlichen Namens Maximilian. Die ganze Schar der fo schön geschmückten Kinder und Jungfrauen hatte sich dort zu beiden Seiten zum Abschied ausgestellt. In der gehobensten Stimmung zogen wir in der Niederung des Juu weiter gegeu das Ziel dieser unvergeßlichen Fahrt — dem altberühmten Wallfahrtsorte Altötting zu. Auf dem Wege dahin will ich indessen auch des kleinen Weilers Teising nicht vergessen, der dem königlichen Herzen eine Eiuzugspsorte errichtet hatte mit der Inschrift: „Ausdruck der innigsten Liebe und tiefsten Ehrerbietigkeit."
Schon weit über eine Stunde vor Altötting, dessen schlanke Türme wir längst vor uns sahen, wuchs an jedem Seitenwege die Schar der dorthin Wandernden und eine Viertelstunde vor dem Wallfahrtsort umwogte den Zug eine solche Volksmenge, daß er sich nur mit Mühe bei dem stets wieder stockenden Gedränge fortbewegen konnte. Aber trotzdem störte nicht ein einziges lautes Wort die feierliche Haltung des immer dichter zusammenströmenden Volkes, das längs der Straße harrte oder ans den Bäumen saß, ja bei den ersten Häusern in Altötting sogar auf deu Dächern stand.
In unabsehbarer Prozession an das Portal der Stiftskirche geleitet ward die Hofkommission von dem hochwürdigsten Herrn Bischof von Passau im Pontifikalschmucke nebst vier Domherren empfangen, ebenso von mehreren Adeligen, von Beamten des Bezirkes und von der vollzähligen Landwehr.
Hierauf ward das königliche Herz in der Stiftskirche auf einem reichen, von Kerzeu umstrahlten Taburet beigesetzt. Vor dem Presbyterium stand ein mit Krone, Szepter und dem königlichen Wappen geschmückter, prachtvoller Katafalk. Unter Anwesenheit von mehr als 150 Geistlichen, deren einige ans dem tiefsten Bayerischen Wald herbeigeeilt, ward hierauf von dem hochwürdigsten Herrn Bischof die Vigil abgehalten. Die Kirchentüren blieben während der
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Extrahierte Personennamen: Ernst Maximilian Maximilian Altötting