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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 60

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 Die deutsche Kaiserzeit 919-1260. Asiens und sodann Rußland und Polen erobernd und verheerend durchzogen, und im Jahre 1241 erschienen mongolische Scharen in Schlesien. Kein deutscher König, kein Reichsheer trat ihnen entgegen. Es war Herzog Heinrich der Fromme von Liegnitz, der mit ihnen auf der „Walstatt" den Kampf aufnahm. Er selbst und die meisten feiner Ritter starben den Heldentod; aber die Mongolen wagten es doch nicht, in das an Gewappneten und an Burgen reiche Deutschland weiter vorzudringen, sondern kehrten um. Jnnocen»Iv. Damals starb Gregor Ix. Ihm folgte als Papst Innocenz Iv., der bisher als Kardinal freundliche Beziehungen mit Friedrich unterhalten hatte, als Papst aber den Kampf gegen ihn fortfetzte und auf einem zu Lyon abgehaltenen Konzil von neuem auf das feierlichste den Bann über ihn aussprach. Jetzt griff die Erhebung auch nach Deutschland hinüber; dort ©esenttintge.wurde in der Person des Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen ein Gegenkönig aufgestellt; als dieser bald starb, wählte man den Grafen Wilhelm von Holland zum König. Dem Kaiser standen im Kampfe feine Söhne zur Seite, König Konrad Iv. und sein besonders geliebter Sohn, der schöne Enzio. Es war für ihn ein schwerer Schlag, daß Enzio von den Bolognesern gefangen wurde, die ihn bis zu feinem Tode im Kerker gehalten haben. Aber unerschüttert und ungebeugt stand Fried- 1250. rich da, bis er im Jahre 1250 in Apulien starb. Er wurde neben feinem Vater im Dome zu Palermo begraben. Kaisersage. An Friedrich Ii. zunächst knüpfte sich die Sage, er fei nicht ge- storben und werde einst wiederkommen, um ein Reich des Friedens aufzurichten. Erst später wurde sie auf Friedrich Barbarossa übertragen, den man sich in den Tiefen des von Raben umschwärmten Kyffhäufers sitzend dachte, und an den sich die Hoffnung knüpfte auf das einstige Wiedererstehen der alten deutschen Kaiferherrlichkeit. Das Ende der Staufen und das Interregnum. Der Allsgang der Kreuzzüge. Konradiv. § 64. Das Ende der Staufen. Konrad Iv. folgte feinem Batet schon im Jahre 1254 im Tode nach, mit Hinterlassung eines unmündigen Manftcd.sohnes. Da fetzte sich ein anderer Sohn Friedrichs Ii., Manfred, die Krone des unteritalifchen Reichs auf das Haupt und trieb als Vorkämpfer der ghibelliuifchen Partei in Italien die Guelfen und den Papst noch einmal in die Enge. Endlich übertrug der Papst die unteritalifche Krone an Karl von Anjou, den Bruder König Ludwigs des Heiligen von Frankreich; ihm erlag Manfred in der Feldfchlacht und kam selbst um.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 172

1911 - Erfurt : Keyser
— 172 — Eremiten-Ordens zu schauen: Einen Schäferstab im linsen Arm, deutet sie mit der Rechten auf ihre Busenschleife, welche den Wahlspruch des Ordens trägt. Molsdorf in der Zeit nach Götter: Noch bei seinen Lebzeiten verkaufte Graf Götter seine Besitzung, und heute ist Molsdorf, nachdem es längere Zeit dem Gothaer Staat gehört, wieder Privatbesitz. 1826 wurde der Garten in eine englische Parkanlage umgewandelt, du die Unterhaltungskosten zu hohe waren. Die steinernen Götter wurden verkauft, und ein Teil derselben beschließt sein Dasein in den Anlagen des Steigerhauses und Hirschgartens zu Ersnrt. Die Wasserfälle und übrigen Wasserkünste wurden zugeschüttet und nur ein langer Teich mitten im Park angelegt. Die kunstvoll geschnittenen Bäume und Hecken ließ man wachsen, schuf unter ihnen große Rasenflächen und pflanzte neue Baumgruppen an. Jubel und Freude sind verschwunden, Fülle und Pracht vergangen; an ihrer Stelle breitet sich jetzt eine friedliche Ruhe wie der Zauberschlaf eines verwunschenen Märchenschlosses über dem Ganzen aus. (Nach M. Timpel.) 58. Im Französischen Lager. 1757. Seit dem August 1757 war Ersurt mit Reichstruppen und Franzosen überfüllt. Selbst die hohen französischen Generale waren mit ihrem glänzenden Gefolge in der Stadt einquartiert. Der Obergeneral Prinz v. Soubise bewohnte einen Flügel der Mainzer Statthalterei (Regierungsgebäude). Anfang September schlugen die Franzosen außerhalb der Stadt ihr Lager auf. Es war eine Stunde lang und reichte von der Feste Petersberg, in deren Schutz es lag, bis nahe an Tiefthal. Wie durch Zauberschlag erhoben sich in wenigen Stunden die Zelt-reihen in schönster Ordnung, und gewährte das Lager einen großartigen Anblick. Zuerst war es von 15 000, später sogar von 25 000 Mann bewohnt. Vor jedem Regiment waren die Feldstücke desselben aufgestellt, und die aufgepflanzten Fahnen flatterten lustig im Winde. Im Lager herrschte ein reges Leben. Hier wurde ein Regiment in den Waffen geübt, dort tanzte man nach dem Geklimper einer verstimmten Guitarre. Hier saß eine Gruppe bärtiger Grenadiere am Boden und spielte mit einer Karte, die ebenso schmutzig war wie die Lagerstatt, dort rollten Trommeln und schmetterten Trompeten. Hier spielte eine lärmende Musik zur Tafel auf, dort stieß eine Marketenderin einen Strom französischer Schimpfwörter gegen die sie neckenden Soldaten aus. Es war ein Gemisch von Tönen und Lauten, wie man es nur in einem französischen Lager finden kann.

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 215

1911 - Erfurt : Keyser
— 215 davorstehenden Kinderschar, die _ das lustige Tierchen mit Nüssen fütterte O du glückliche, sorglose Jugend! u (Nach Const. Beyer u. ct.) 78. Vpie die Preußen endlich in Erfurt einziehen, die Franzosen aber ihren Buszug halten. 6. 3anuar und 16. Itlai 1814. Einzug der Preußen: Der langersehnte 6. Januar 1814 war da. Am Morgen verkündete ein Anschlag an den Straßenecken den Bürgern den Einmarsch der Preußen. Er jonte um 12 Uhr stattsinden, doch jedermann der Feier sernblerben. -wer ungeachtet dieses Verbotes harrte eine dichte Menge m den Em-zugsstraßen nach dem Schmidtstedtertor zu und ertrug geduldig zum letzten Male die Ausschreitungen der dort ausmarschierten französischen Regimenter. Der Einzug verzögerte sich bis nachmittags 2 Uhr. La verkündete endlich ein weithin schallendes Jubelgeschrei die Ankrmst der Befreier. Dem Zuge voran ritt eine Abteilung französischer Reiterei, der noch die Wache aus dem Schmidtstedtertor^ zu Fuß folgte. Dann kamen die Generale Kleist v. Nollendors und v. Börstel mit ihrer zahlreichen Begleitung zu Pferde. Hinter ihnen ritten 6 Trompeter der Landwehr-Ulanen in einfachen, grauen Uniformen^ den Tschako mit dem Kreuz geschmückt. Den Schluß bildete ein Bataillon der schlesischen Infanterie, begleitet von einem Musikkorps. Unter dem Geläut sämtlicher Glocken und dem Jauchzen der Menge gelangte der Zug auf den Anger, wo ihm vom Balkon des Packhofes (Ecke der heutigen Bahnhofstraße) mit Posaunenton das herrliche Lied: „Nun danket alle Gott!" entgegentönte. Alle waren tief ergriffen, brachte doch der heutige Tag die Erlösung von einer 73tägigen Belagerung unter der Gewaltherrschaft der Franzosen. £Yw... Störung des Einzugs durch die Franzosen: Plötzlich fielen aus geringer Entfernung einige Flintenschüsse, und sogleich stürzte sich alles Volk in wildem Gedränge nach der Gegend des Ursulinenklosters, von woher man den Knall gehört Hatte. Ein betrunkener französischer Offizier hatte in seiner Wut von der bei der Natmleonssäuie1) stehenden Wache aus auf das Volk feuern i) Errichtet zum Andenken an die Geburt des Sohnes Napoleons, der den Titel „König von Rom" erhielt. — Zugleich wurde auch die sogenannte Napoleonshöhe angelegt. Sie wurde am 14. August 1812 von ihrem Schöpfer, dem Präsidenten v. Resch, feierlich eingeweiht und mit einer Büste Napoleons, die in einem Tempel stand, versehen. Doch schon 1813 wurden Tempel Büste durch die Verbündeten bei der Belagerung Erfurts zerstört, und abermals ein Jahr später erhielt die Anlage bei der efen Feier der denkwürdigen Völkerschlacht (am 15. Oktober 1814) den Namen Friedrich Wilhe^shohe und wurde mit einer Büste Friedrich Wilhelms Iii. geschmückt. Das schlichte mal, das sie jetzt ziert, wurde am 18. Oktober 1868 feierlich eingeweiht.

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 70

1911 - Erfurt : Keyser
— 70 — tfricöricf) und Diezmann auf den Gaffen, bemerkten aber weniger den wackeren Burggrafen Friedrich von Nürnberg, der damals als erster Hoheuzoller in Erfurt einkehrte, und dessen spätere Nach, kommen besser über Thüringen walten sollten, als der entartete Albrecht es getan hatte. Viele bedeutende Steichserlaffe1) sind auf diesem Reichstage vom König und feinen fürstlichen Ratgebern ausgegangen. Ueberall findet man noch die Pergamente mit dem riesigen Rnndfiegel aus rotem Wachs an bunter Seiden-schnür in den Archiven mit dem Dalum Erfurt. Rudolfs Bild, wie er mit den Reichsinfignien (Abzeichen der königlichen Würde) auf dem Throne fitzt und feines Amtes wartet, ist sauber in das Wachs eingedrückt. Aufenthalt im Kloster und frohe Feste: König Rudolf wohnte im Peterskloster hoch über der Stadt. Hier ließ er zum fröhlichen Gastmahle die Tische im sommerlichen Speifesaal und im Kreuzgang zusammenrücken. Mitunter blieb den Mönchen, wenn hohe Gaste beim König einkehrten, nichts als der Schlaffaal und das Winter-Refektorium (Speifefaal) zur Wohnung übrig. Die Chronik des Klosters meldet von manchem großen Fest-gelage. So veranstaltete der König am Tage nach der Kirchen- weihe von Skt. Peter (Sonntag nach Ostern) feinen Töchtern, der Königin Jutta von Böhmen und der Herzogin von Sachsen, samt ihren Rittern und Edeldamen zwischen den Beeten des Kloster-gartens, die im ersten Schmucke des Frühlings prangten, allerlei Lustbarkeiten. Am Sonntag nach Pfingsten folgte dann ein Ritter-fest. Zuerst wurde feierlich Messe gehalten, dann schlug Landgraf Albrecht auf dem Petersberge 16 Knappen zu Rittern und im Beisein einer farbenreich geschmückten Ritterfchar gürtete der König den jungen Degen eigenhändig das Schwert um. Am großartigsten fielen die beiden letzten Freudenfeste aus: die Hochzeit der Nichte des Königs, der Gräfin Margarete von Habsburg, mit dem Grafen von Kleve und das prunkvolle Mahl, welches Herzog Albrecht von Oestreich, König Rudolfs Sohn, gab. — Am unvergeßlichsten aber hat sich den Erfurtern für alle Zeiten der luftige Auftritt des Königs als Bierrufer eingeprägt. Rudolf, offenbar ein Freund der schwarzen Schlunze, trat in schlichtem Wams auf die Gasse und rief, den Bierkrng in die Höhe haltend, mit lauter Stimme: „Hol' in, hol' in! ein gut Bier hat Er Sifrid von Bnt-ftefcie2) ufgelau!" Trübe Stunden: Doch gab es für den König auf der freien Höhe des alten Merwigsberges auch manche sorgenvolle Stunde. So erfuhr er, daß fein Sohn, Herzog Rudolf, den er mit Erfolg den Fürsten des Reiches zu feinem Nachfolger vorzuschlagen !) Verleihung der erledigten Ungarnkrone; Entscheidung über Recht und Unrecht durch Waffenkampf der Parteien nur noch bei Hochverrat usw. 2) Ein Biereige — Brauer, das Braurecht haftet auf dem Hause.

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 187

1911 - Erfurt : Keyser
— 187 — ^ Heil Dir im Siegerkranz" gesungen. Nach Beendigung des Gesanges brach die Begeisterung der Versammelten mit stürmischer Macht hervor. Die Majestäten waren darüber so ersreut, daß sie sofort ihrer Freude und Zufriedenheit durch den Gouverneur von Wartensleben mündlich Ausdruck geben ließen. Am folgenden Morgen fand dann eine Parade der Garnison statt. Darauf begaben sich die Majestäten zur Predigerkirche, um dem Orgelspiel des damals berühmten Organisten dieser Kirche zu lauschen. Da der Zutritt jedermann gestattet war, so versammelten sich bald zahlreiche Bürger, um den König und die Königin noch einmal ungestört und nahe von Angesicht zu sehen. Der Liebreiz der hohen Frau und die freundliche Anmut ihres Wesens gewannen ihr aller Herzen. Dazu kam, daß eine Königin den Erfurtern etwas Neues war. Unter der geistlichen Herrschaft von Mainz hatten sie wohl einen Landesvater, aber keine Landesmutter gehabt. . Nachmittags begaben sich die hohen Herrschaften uut ihrem Gesolge und in Begleitung des Herzogs Karl August von Weimar in den Dreienbrunnen und verweilten in dem mit schönen Anlagen versehenen Garten der verwitweten Frau Hosrat Weißenborn bis zum kühlen Abend (Gedenkplatte im Luisenpark). Am frühen Morgen des 28. Juni erfolgte in aller Stille die Abreise des Königspaares (s. auch Bild im Rathaus: Huldigung der Stände). (Nach Coust. Beyer u, Lossius.) 66. Vor und nach der Jenaer Schlacht in Erfurt. Allerlei Vorbereitungen: Seit Anfang August 1806 war in Erfurt alles voll gespannter Ausmerksamkeil. Die kriegerischen Anstalten wurden immer ernstlicher. Eine Menge Schanzer arbeitete fortgesetzt an den Festungswerken, und eifrig wurden Schanzpfähle gesetzt. Alles zeigte an, daß der Kriegsschauplatz in Ersnrts Nähe kommen würde. Gerüchtweise verlautete, daß die Franzosen mit einem Einsalle in Thüringen drohten und schon an der Grenze von Meiningen ständen. Von Tag zu Tag zogen mehr Soldaten in die Stadt ein. Alle herrschaftlichen Böden und leerstehenden Gebäude wurden mit Getreide und Futtermitteln gefüllt. Der Kreuzgang der Predigerkirche wurde zum Pferdestall eingerichtet und die Prediger-Knaben-schnle in ein Vorratshaus umgewandelt. Oft war das Truppengewühl in der Stadt so groß, daß die Bürger Mühe hatten, sich durchzudrängen. Der König nebst Gemahlin und säst alle kommandierenden Generale waren in Ersnrt eingetroffen. Mit besonderer Ehrsnrcht betrachteten Die Ersnrter Bürger den Herzog von Braunschweig und den alten Helden Blücher.

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 188

1911 - Erfurt : Keyser
— 188 — Erfurt am Tage des Gefechtes bei Saalfeld: Am Morgen des 10. Oktobers, am Tage des Gefechtes bei Saalfeld verließen die Truppen durch das Schmidtstedtertor die Stadt. Der Anblick der prächtigen Armee, die von der Statthalterei bis zum Tor Aufstellung genommen hatte, erregte die Bewunderung der Erfurter. Die Königin fuhr an der Garde und den Regimentern vorüber und erwiderte aus dem Wagen den Gruß der Soldaten. Als der König mit den Generalen erschien, fetzte sich der Zug mit klingendem Spiel in Bewegung. Hierbei zeigte es sich aber, daß die Armee durch Troß und eine ungeheure Menge von Packpferden allzu beschwert und dadurch fast unbeweglich war. Manche Regimenter mußten stundenlang warten, ehe die Reihe an sie kam, aufzubrechen. Der Auszug dauerte darum von morgens um 9 bis mittags um 1 Uhr. Roch an diesem Tage traf in Erfurt die Nachricht ein, daß das Gefecht bei Saalfeld unglücklich für Preußen ausgefallen sei. Nachdem man den Tag über von den Anhöhen um die Stadt dumpfes Geschützfeuer vom Thüringer Walde her gehört hatte, kamen am Abend versprengte Sachsen zum Löbertore herein. Sie brachten die Unglücksbotschaft von der verlorenen Schlacht und vom Tode des Prinzen Louis Ferdinand. Anfangs versuchte man, die Niederlage für zweifelhaft, mindestens aber für ganz unbedeutend hinzustellen. Die flüchtenden Truppen zogen ganz still hinter der Stadt weg, um sich später wieder der Hauptarmee anzuschließen, die längs der Saale von Jena nach Naumburg Aufstellung genommen hatte. Während der Schlacht bei Jena: In banger Erwartung vergingen die nächsten Tage. Da kamen am Dienstag, den 14. Oktober, an welchem Tage ein dichter Nebel die Luft erfüllte, schon am Morgen mehrere Gärtner und Tagelöhner ängstlich zur Stadt gelaufen. Sie hatten auf dem Felde und in den Gärten des Dreienbrunnens gearbeitet und aus der Gegend von Weimar heftiges Geschützfeuer gehört, welches die Erde erschütterte. Bald hörte man auch in der Stadt und von den Wällen das Schießen sehr deutlich. Die Hauptschlacht war somit im Gange, und ängstlich erwartete man die ersten Nachrichten. Gegen Mittag hieß es, die Preußen siegten; sie hätten schon 10 000 Franzosen gefangen, die bald hier eintreffen würden. Um 4 Uhr nachmittags aber kamen plötzlich einzelne braune Husaren blutig und mit verstörten Gesichtern zum Schmidtstedtertore hereingesprengt; ihnen folgten Wagen mit Gepäck, ausgespannte Artilleriepferde mit ihren Stückknechten und Marketenderinnen mit Lebensmitteln und Branntweinsässern. Man streute aus, es sei nur ein versprengter Haufen, der sich in die Stadt werfe, bei der Armee selbst aber stehe alles gut. Hierbei beruhigten sich die Erfurter eine kurze Zeit. Als aber gegen Abend die Landstraße nach Weimar ganz mit Flüchtlingen bedeckt war, die in unordentlichen

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 102

1911 - Erfurt : Keyser
— 102 — bunter Abwechslung. Schwere Lastwagen, von 4 und mehr Pferden gezogen, bewegen sich gemächlich der Stadt zu; leichtere Karren der Wäldler eilen an uns vorüber; kleine Händler bringen ihre selbstgearbeiteten Waren, geschnitzte Löffel, Mulden it. bergt., aus Schiebekarren ober Reffen zum Markt. Steil steigt die Hohle an zur Seite des Berges, der das Kloster St. Cyriaki trägt. Dann geht's leichter bergab bis Schmira, wo wir die hohe Lanbstraße verlassen nnb süblich abbiegen, bett Walbbergen zu. — Bald heißt es die Apselstäbt bnrchschreiten! Nach dem aus-trocknenben Wetter der letzten Wochen ist bies nicht allzu schwierig. Unser nächstes Ziel sinb die beiben stolzen Burgen; zunächst das Haus Gleichen, dann die ersnrtische Feste Mühlberg. Im Kretscham unter der Gleichenschen Burg wirb gerastet, und manches Stübchen Wein bringt die Wirtin in die kühle Schenkstnbe. Weiterhin wenbet sich der Weg in tief ansgefahrenen Gleisen um den Berg. Die Gäule schreiten tapfer aus; das reiche Dorf Mühlberg ist balb burchsahren. Trotzig schaut der feste Bergfrit zu uns hernieber nnb ebenso stolz gesichert hebt sich weiter im Osten der Kegel heraus, der die Wassenburg trägt. (Nach L. Gerbing.) 35. Zckützenkelte und Turniere in Erfurt. In bett mittelalterlichen Städten würden mancherlei prunkvolle, weltliche und geistliche Feste gefeiert. Zu den ersteren zählen die Schützenfeste und Turniere, zu den letzteren die Prozessionen. Stolle1) beschreibt in feiner Chronik das Erfurter Schützenfest von 1477 und das Erfurter Turnier von 1496. Das Schützenfest: Das Schützenfest würde fünf Tage lang, vom 28. Juli bis zum 2. August 1477, gefeiert. Es war eine Erwiderung auf die Einladung, welche die Erfurter Armbrust-und Büchsenschützen von den sächsischen Fürsten zu einem „Schützen-hose" (Schützenfeste) nach Weimar erhalten hatten und auf welchem sie sehr freundlich aufgenommen worden waren. Das damalige Erfurter Schützenhaus stand vor dem Löbertore in der sogenannten „Lehmgrube", also auf dem Gelände vor Mangolds Felsenkeller. Als Gäste waren anwesend Herzog Wilhelm von Weimar, Graf Heinrich von Schwarzburg mit feinen Söhnen, Gras Ernst von Gleichen und andere Grasen, auch Vertreter aus mehreren thüringischen Städten. Die Gäste beteiligten sich drei Tage lang am Preisfchießen. Die Preise selbst bestanden in 16 Kleinodien, silbernen Schalen und silbernen Bechern; der Hauptgewinn dar- unter war 30 Gulden, (s. S. 112) wert, welchen ein Schützen-meister aus Erfurt erwarb. Andere Preise bestanden in Tuch zu ’) Thüringische Chronik von Konrad Stolle (1502), Vikar an der Severi-kirche, in der er auch bestattet ist.

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 240

1902 - Karlsruhe : Lang
— 240 — -Lsls El^aß war unter Heinrich I. mit Schwaben vereinigt worden, und beide Länder bildeten Don da an das Herzogtum Alemannien. 2. Bischof Werner von Straßburg. Tie Kaiser aus dem sächsischen und fränkischen Geschlechte fanden eine feste Stütze an den Bischöfen des Reiches, deren Macht sie nach Kräften mehrten, um gegen die aufstrebenden Herzoge ein Gegengewicht zu haben. Solch ein reichstreuer, kaiserlich gesinnter Bischof war Werner von Straßburg, der sein Geschlecht auf Herzog (Sticho zurückführte. Er hatte einen Bruder, namens Ratbod. Als Werner Bifchos von Straßburg geworden, zog Ratbod gegen Süden und kam in den Aargau. Er hatte von seinem Bruder eine Menge Gold erhalten, um damit eine Burg zu erbauen. Doch^an den Burgbau dachte er zunächst nicht, gab vielmehr Feste auf Feste und erwarb sich durch seine Freigebigkeit Freunde und Bundesgenossen. Einst war er auf der Jagd, und sein Habicht flog aus einen steilen Felsen. Rasch entschlossen kletterte Ratbod ihm nach auf die höchste Spitze, um den wertvollen Vogel zu holen. Ta sah er die günstige Lage des Felsens und begann hier eine Burg zu bauen, die er Habichtsburg oder Habsburg nannte. Roch heute regieren seine Nachkommen, die Habsburger, im österreichischen Kaiserstaate. Als der Ban beendigt war, lud er seinen Bruder ein, das <yejt der Einweihung feierlich mit ihm zu begehen. Werner kam. Wie erstaunte er aber, als er nur eine kleine, enge Burg fand! Wohin war das viele Geld gekommen, das er zum Baue gegeben hatte! Mit solchen Gedanken war er beschäftigt, als er am Festtage in früher Morgenstunde aus dem kleinen Fenster in die herrliche, weite Gegend hinausschaute. Ta sah er ans einmal von allen Seiten ganze Scharen gewappneter Männer und mit ihnen ein stattliches Gefolge von Frauen und Töchtern herankommen. Was sollte daraus werden, wenn die Mannen die Burg belagerten, in der gar wenig Vorrat an Speise und Trank zu finden war! Ratbod sah die ängstliche Stirne seines Bruders, trat zu ihm und sprach: „Mein lieber Herr Bruder, nur keine Sorgen! Das sind alles meine Freunde aus der Gegend, die heute mit uns den Tag festlich begehen. Mit dem Gelde, das ihr mir schicktet, habe ich sie geworben." Darüber freute sich der Bischof, und die Freude wurde noch viel größer, als die Kriegsleute in die Burg herauskamen, um dem Bifchof und feiner Familie den Eid der Treue zu schworen.*) Werner und Ratbod hatten diese treuen Bundesgenossen auch bald nötig. König Rudolf von Burgund, der keine Kinder hatte, *) Vergl. im Anhang das Gedicht: Habsbnrgs Mauern.

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 284

1902 - Karlsruhe : Lang
— 284 — 3. Herr Heinrich schaut so fröhlich drein: „Wie schön ist heut die Welt! Was gilt's? Heut gibt's 'nett guten Fang!" Er lugt zum Himmelszelt. 4. Er lauscht und streicht sich von der Stirn Das blondgelockte Haar. „Ei doch, was sprengt denn dort heraus Für eine Reiterschar?" 5. Der Staub wallt aus, der Husschlag dröhnt, Es naht der Waffen Klang. „Daß Gott! Die Herrn verderben mir Den ganzen Vogelfang! 6. Ei nun! was gibt's?" — Es hält der Troß Vor'm Herzog plötzlich an. Herr Heinrich tritt hervor und spricht: „Wen sucht ihr da? Lagt an!" 7. Da schwenken sie die Fähnlein bunt Und jauchzen: „Unsern Herrn! Hoch lebe Kaiser Heinrich, hoch Des Sachsenlandes Stern!" 8. Dies rufend, knien sie vor ihm hin Und huldigen ihm still Und rufen, als er staunend fragt: „'S ist Deutschen Reiches Will'!" 9. Da blickt Herr Heinrich tief bewegt Hinaus zum Himmelszelt! „Du gabst mir einen guten Fang! Herr Gott, wie.dir's gefällt!" Vogl. (Otto I. und sein Bruder Heinrich. 1. Zu Quedlinburg im Dome ertönet Glockenklang; Der Orgel Stimmen brausen zum ernsten Chorgesang. Es sitzt der Kaiser brinnen mit seiner Ritter Macht, Vol? Andacht zu begehen die heil'ge Weihenacht. ^ 2. Hoch sitzt er in dem Kreise mit männlicher Gestalt, Das Auge scharf wie Blitze, von golbnem Haar umwallt. Man hat ihn nicht zum Scherze den Löwen nur genannt; Schon mancher hat empfunden die löwenstarke Hand. 3. Wohl ist auch jetzt vom Siege er wieder heimgekehrt, Doch nicht des Reiches Feinden hat mächtig er gewehrt. Es ist der eigne Bruder, den seine Waffe schlug, Der dreimal der Empörung blutrotes Banner trug.

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 49

1902 - Karlsruhe : Lang
— 49 — gewesen und hatte ihm den Ritterschlag erteilt. Von ihm erhielt auch Rudolf das Amt eines kaiserlichen Landgrafen*) im Elsaß.- Er war ein tapferer und erfahrener Kriegsmann und besonders ausgezeichnet durch Klugheit, Frömmigkeit und Leutseligkeit. Erzbischof Werner von Mainz versammelte die vornehmsten Fürsten des Reiches zu Frankfurt und hielt mit ihnen Rat, wie der Not des Reiches abgeholfen werden könne. Er schlug ihnen vor, den Grafen Rudolf vou Habsburg zum deutschen König und Kaiser zu wählen; denn er hatte seinen ritterlichen Sinn Persönlich kennen gelernt. Früher unternahm er nämlich einmal eine Reife nach Rom. Der Weg über die Alpen war wegen der vielen Räuber unsicher. Rudolf gab deshalb dem Erzbischof sicheres Geleite von Straßburg aus bis an die Alpen und von da wieder zurück. Beim Abschiede sprach dieser zu dem Grasen: „Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte nur so lauge, um euch den mir erwiesenen Dienst reichlich belohnen zu können." Zeuge von Rudolfs edler Gesinnung war einstens auch der Kaplan des Erzbischofs. Er mußte einem Sterbenden die Wegzehrung bringen. Sein Weg führte ihn durch einen Wald und über einen angeschwollenen Bach, dessen >Lteg ijtuöolf von Habsburg. die Gewalt des Wassers weggerissen hatte. Schon zog der Priester die Schuhe aus, um das Wasser zu durchwaten. Rudolf, der den Wald jagend durchstreifte, sah die Absicht des Priesters. Eilends sprang er vom Pserde, überließ es dem Geistlichen und bestieg das seines Knappen. Als am andern Morgen der Priester das Pferd dankend wiederbrachte, nahm es Rudolf nicht an. „Das verhüte Gott," sprach er, „daß ich das Roß zum Kamps oder zur *) Landgraf — Statthalter. Berger-Stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. 4
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