Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 193

1911 - Erfurt : Keyser
— 193 — einzureihen. Als weitere Ehrung Halle die Erfurter Kaufmann-schaft beschlossen, dem Monarchen bis zur Landesgrenze enlgegen-zureiten. Der Einzug: Am Morgen des 27. Septembers verkündete das Geläut aller Glocken und der Donner der Kanonen die Ankunft des Kaisers, und alles strömte ihm zum Empfange entgegen, über welchen ein Augenzeuge berichtet: Da ich gern Zeuge des Empfanges sein wollte, schlug ich einen Schlupfweg vom Walle binab, neben dem Tore, ein und kam, ohne mich vordrängen zu müssen, bei dem Platze an, wo der Magistrat, die Universität und die Geistlichkeit versammelt waren. Als der Kaiser bei Gamstädt angekommen, wurde er sogleich von den Behörden des Landes feierlichst empfangen. Die Kaufleute ritten vor und baten um die Gnade, ihm als Leibgarde zu dienen. Der Monarch nahm ihre Bitte sehr gnädig aus und hieß sie verrufen. Hierbei zeigten die Kaufleute eine seltene Kunst und Gewandtheit, indem sie die Schwadron Husaren, welche vor dem kaiserlichen Wagen herritt, übersprengten und vor ihr hersagten. Der Monarch ließ sie dann durch seinen Adjutanten wissen, daß sie bis zur Stadt nur hinterdrein reiten möchten, um sich zu schonen. Ungefähr eine halbe Stunde vor der Stadt befahl aber Höchst-derselbe sie wieder vor. So sah ich sie auch angesprengt kommen. — Jetzt donnerten von den Wällen des Petersberges die Kanonen. Alle Glocken der Stadt ertönten, und aus allen Kehlen erscholl ein durchdringendes „Vive l’empereur!“ Die Grenadiere und Übrigen Soldaten schwenkten ihre Hüte auf den Bajonetten. Ungefähr 500 Schritte vor dem Tore hatte sich, wie ich schon bemerkte, unter Anführung des Herrn Stadtkommandanten der Ma gistrat mit den Deputierten (Abgesandten) der Bürgerschaft, der hiesigen Universität und der Geistlichkeit versammelt. Jetzt hielt der Wagen des Kaisers. Der Herr Stadtdirektor überreichte auf einem vergoldeten Becken Sr. Majestät die Schlüssel der Stadt mit einer französischen Ansprache. Diese wurde von Sr. Majestät sehr huldreich ausgenommen. . . Neues Vivatrnfen ertönte aus allen Kehlen, und dann rollten die Wagen in die Stadt. Ich zog meine Uhr, als der Wagen des Kaisers zum Brühlertorgewölbe hereinrollte. Es war Schlag 10 Uhr vormittags. Napoleon begrüßt den König von Sachsen: Von hier fuhr der Kaiser zum Gouncrncmcnt (Regierungsgebäude), wo er vom Könige von Sachsen bewillkommnet wurde. Nachdem er sich dann umgekleidet hatte, setzte er sich in einfacher Uniform, dunkelblauer Rock mit ^"llblauem Ordensbande, und mit dem gewöhnlichen schwarzen Hütchen, das ihn so sehr kennzeichnet, zu Pferde und machte dem König den Gegenbesuch. Zu dieser Zeit war der Fischmarkt angefüllt mit der Garde zu Pferde, Husaren und Ehas- 13

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 261

1911 - Erfurt : Keyser
— 261 - Kaiserwetter die Umfahrt durch die Stadt. Dem Zuge voraus ritten 12 hiesige Bürger, dann folgten im ersten Wagen der Oberbürgermeister, der Bürgermeister und der Stadtverordneten-Vorsteher und im zweiten Wagen der Armeekorps-Kommandeur, General Graf Blumeuthal, und der Oberpräsident der Provinz Sachsen. Ihm folgte der Wagen des Kaisers, der Generalsuniform trug. Er wurde von nicht endenwollendem Hurrarufen der Menge begrüßt. Ihm zur Seite faß der Kronprinz in der Uniform der Nachoder Dragoner. Außerdem waren im Gefolge des Kaisers noch Prinz Friedrich Karl, der aber anstatt der sonst von ihm bevorzugten roten Husaren-Uniform die der Infanterie trug und darum nur schwer erkannt wurde, Prinz Wilhelm, unser jetziger Kaiser, und Feldmarfchall Graf Moltke. Auf ihn machte der Kronprinz besonders aufmerksam. Er riet der Jugend, die Kehlen bis zu Moltkes Vorüberfahrt zu schonen. Auf dem Anger, am Standbild der Flora, wurde der Kaiser von Ehrenjungfrauen, die ihm einen prachtvollen Rosenstrauß überreichten, begrüßt. In der Augustinerstraße trat der Wirt des Restaurants zur „Weintraube" (jetzt zum „Kaisertrank") mit einem kornblumengeschmückten Tafelbrett an den Wagen heran und reichte Sr. Majestät und dem Kronprinzen zwei mit Bier gefüllte Gläser. Beide nahmen lächelnd den Labetrunk entgegen und leerten die Gläser zum Teil. — Auf den Domstufen hatte eine ungezählte Schar weißgekleideter Schülerinnen, geschmückt mit Kornblumenkränzen, Aufstellung genommen. Am Fuße der Graden aber standen zwei Schwesterreihen von je 7 Töchtern des Herrn Oberbürgermeisters Breslau und des Herrn Obersten Blume, deren älteste Glieder den Kaiser mit einem kurzen Gedichte begrüßten und ihm einen Strauß überreichten. Zugleich aber erklang ein vieltanfend-stimmiges Hurra von den Stufen hernieder. Der Kaiser war über diese Begrüßung so gerührt, daß er das jüngste Töchterchen des Oberbürgermeisters auf feine Arme nahm und küßte. — Eine freundliche Ueberrafchuug wurde den hohen Gästen am Vorgarten des Aktienbades bereitet. Zwei Kinder, ein Knabe und ein Mädchen, als Matrose und als Schwimmerin gekleidet, kamen im Boot aus dem Schilf des Seeufers und begrüßten die Vorüberfahrenden mit Blumen. — Im Klostergang und in der Nenwerkstraße hatten die Bewohner des Landkreises Erfurt Aufstellung genommen. Ein Teil derselben trug noch die alte Tracht. — In der Schlöfferstraße bildeten die Schüler des Gvmnasinms und der Realschule Spalier; sie trugen zur Begrüßung lange Palmenwedel in den Händen. Im Rathaus angelangt, wurde der Kaiser mit dem Gesang „Sehet, er kommt!" aus „Judas Maccabäus" begrüßt. Dann begab er sich nach dem Stadtverordneten - Saale, um an die Vertreter der Stadt einige leutselige Worte zu richten. Er gab darin seiner Freude Ausdruck über den Empfang, der ihm bereitet wor- Qeorg-Eckert-Institui für internationale Schulbuchs srschunß Braunschvveig -Schulbuchbibliothek •

3. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 97

1909 - Leipzig : Hirt
8. Die Erneuerung des Deutschen Reiches. 97 in andern Gefechten besiegt und durch die Schlacht bei Le Mans vernichtet. Orleans und Tours wurden besetzt. Die Nordarmee erlitt das gleiche Schicksal durch die Schlachten bei Amiens, an der Ha lue und Saint-Quentin durch die Generale v. Manteuffel und v. Goeben; Manteuffel und Werder zwangen die Ostarmee durch die dreitägige Schlacht bei Montbeliard und Belfort, sich auf schweizerisches Gebiet zu retten. Da auch Haris sich aus Mangel an Lebensmitteln nicht mehr halten konnte und die Übergabe anbot, wurde den Franzosen am 28. Januar ein Waffenstillstand bewilligt, dem am 10. Mai der Friede zu Frankfurt am Main folgte. In diesem Frieden trat Frankreich das Elsaß und Deutsch-Lothringen einschließlich Metz ab und verpflichtete sich, innerhalb dreier Jahre fünf Milliarden Frcs. Kriegskosten zu zahlen und bis dahin eine deutsche Besatzung zu unterhalten. Der deutsche Kronprinz, Prinz Friedrich Karl, Moltke und Roon waren zu Feld-marschällen ernannt, dem Grafen Bismarck der Fürstentitel verliehen worden. „Flammt auf von allen Spitzen, Das grause Spiel der Waffen, Ihr Feuer deutscher Lust. Mit Gott ist's abgetan, Und weckt mit euern Blitzen Und, die das Schwert geschaffen, Lin Danklied jeder Brust! Die Palmenzeit bricht an. 8. Die Erneuerung des Deutschen Reiches. Was Napoleon durch den Krieg hatte verhindern wollen, war gerade befördert worden, die Einigung Deutschlands. Während des Krieges hatte Bismarck mit den Vertretern von Bayern, Württemberg, Sachsen, Baden und der übrigen deutschen Staaten Verhandlungen behuss Wiedererrichtung des Deutschen Reiches angeknüpft. Am 18. Januar 1871 nahm König Wilhelm von Preußen die erbliche Kaiserkrone des neuen Deutschen Reiches aus der Hand der deutschen Fürsten an. Die Kaiserproklamation fand statt zu Versailles im Schlosse Ludwigs Xiv., in dem so viele Pläne zur Demütigung Deutschlands in die Wege geleitet worden waren. Sie sand statt genau 170 Jahre nach der Krönung des ersten preußischen Königs zu Königsberg. Unendlicher Jubel herrschte im ganzen deutschen Volke über die in heißem Kampf erstrittene Einheit. Alle deutschen Herzen schlugen in hoher Begeisterung dem großen Heldenkaiser entgegen, der gelobte, „allezeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens, aus dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung". Dahmen, Leitfaden. Iv. Nenbtg. 7 preis dem Herrn, dem starken Retter, Der nach wunderbarem Rat Aus dem Staub uns hob im Wetter Und uns heut im Säuseln nahtl"

4. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 89

1909 - Leipzig : Hirt
7. Der Französische Krieg 1870—1871. 89 sich auf dem Bahnhöfe zu Ems von ihm zu verabschieden. Graf Benedetti, der König Wilhelm hoch verehrte, hat sich nie über unfreundliche Behandlung seitens des Königs beklagt. / Kriegserklärung. Am 19. Juli 1870 ließ die französische Regierung der preußischen die Kriegserklärung überreichen. Gerade sechzig Jahre vorher, am 19. Juli 1810, war des Königs Mutter, die unvergeßliche Königin Luise, gestorben. König Wilhelm begab sich an dem doppelt wichtigen Tage in das Mausoleum zu Charlottenburg, um am Grabe seiner Eltern zu beten. „Heute war's vor sechzig Jahren," Tret' ich denn zum neuen Kampfe Leise seine Lippe spricht, Wider alte Feinde ein, „Als ich sah zum letzten Male Dann soll's mit dem alten Zeichen, Meiner Mutter Angesicht! Mit dem Kreuz von (Eisen sein! Heute war's vor sechzig Jahren, Der Erlösung heilig Zeichen Als ihr deutsches Herze brach Leuchte vor im heil'gen Krieg, Um den Hohn des bösen Feindes, Und der alte Gott im Himmel Um des Vaterlandes Schmach! Schenk' dem alten König Sieg! Jette Schmach hast du gerochen Blicke segnend, Mutterauge, Längst, mein tapfrer Vater, du, Vater, sieh, dein Sohn ist hier, Aber Frankreich wirst aufs neue Und auch du, verklärter Bruder, Heute uns den Handschuh zu! Heute ist dein Herz bei mir!“ wieder sitzt ein Bonaparte Leise weht es durch die Halle, Ränkevoll aus Frankreichs Thron, König Wilhelm hebt die Hand, Und zum Kampfe zwingt uns heute All die goldnen Sprüche funkeln wieder ein Napoleon! Siegverheißend von der wand. Zu Lharlottenburg im Garten Aus dem düstern Fichtenhain Tritt der König hoch und mächtig, Um sein Antlitz Sonnenschein! hesekiel. Kriegsbereitschaft. Der französische Kriegsminister hatte erklärt, Frankreich sei zum Kriege vollkommen gerüstet. Dies war nicht wahr. Es fehlte an Ausrüstung für die Truppen, an Karten der Grenzgebiete, an Lebensmitteln für Soldaten und Pferde. Als Kaifer Napoleon Iii. bei der Armee eintraf, fand er keinen einzigen Truppenkörper völlig kriegsbereit. Preußen und der Norddeutsche Bund waren dagegen vollständig auf den Krieg vorbereitet, als er erklärt wurde; die süddeutschen Staaten stellten, dem Bündnis getreu, ihre Truppen unter Preußens berbefeht. 5^roaf,en un^ preußen Hand in Hand, Der Nord, der Süd ein Heer! was ist des Deutschen Vaterland? wir fragen’s heut nicht mehr! Ein Geist, ein Arm, ein einz’ger Leib, Ein Wille sind wir heut! Hurra, Germania, stolzes Weib, Hurra, du große Zeit!

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 216

1902 - Karlsruhe : Lang
— 216 — und Blumensträuße in der Hand. Sie bildeten die Spitze des Festzuges, an dem Beamte und Bürger, die verschiedenen Vereine zu Pferd und zu Fuß teilnahmen. Langsam, begleitet von einer großen Volksmenge, bewegte sich der Zug — die Göttin der Vernunft, dargestellt durch ein Colmarer Mädchen in der Mitte — dem Vernnnsttempel zu. Kaum hatte aber die Festzeremonie begonnen, da.ergriff die Flamme, die oben aus dem Berge loderte, das Gestell. Auch die grünen Tücher wurden von dem Feuer ersaßt, welche die Seiten des Berges bedeckten. Nur mit Mühe konnte es gelöscht werden. Als die Musik verrauscht war, ertönte ein französischer Lobgesang aus die Freiheit. Darauf feierte ein Redner die Vernunft. Er forderte namentlich die Abschaffung des bisherigen religiösen Aberglaubens. Noch zwei Männer und mich ein Mädchen hielten Reden. Zum Schluffe saugen Jungfrauen am Fuße des Berges ein vom Dichter Pfeffel gedichtetes Lied zum Lobe der Vernunft. Abends fanden verschiedene Tanzbelustigungen statt. Alle Welt beteiligte sich daran; viele taten es gewiß nur mit innerem Widerstreben. Aber sie wollten durch ihr Fernbleiben nicht in Verdacht geraten. Denn eine Anzeige hätte sofortige Einkerkerung zur Folge gehabt. Wie in Colmar, verlief diese lächerliche Feier auch in anderen elsässischen Städten. Die beiden Gewalthaber Robespierre und Danton wurden uneinig, und letzterer wurde guillotiniert aus Betreiben Robes-pierres, der drei Monate darnach durch die Jakobiner gleichfalls aufs Schaffot gebracht wurde. Die gemäßigten Republikaner gewannen nun allmählich die Oberhand; der Jakobinerklub wurde aufgelöst, und (am 23. September) 1795 erhielt Frankreich eine neue Verfassung*). Fünf Direktoren mit den Vertretern des Volkes, nämlich dem Rate der Alten und dem Rate der Fünfhundert, sollten die Regierungsgeschäfte besorgen. Ungeachtet der fortwährenden Unruhen in Paris hatte der Konvent Sorge dafür getragen, daß der Krieg gegen die äußeren Feinde mit allem Nachdrucke geführt wurde. Nach der Hinrichtung des Königs hatten England, Holland, Sardinien und Spanien sich dem Bunde von Österreich und Preußen angeschlossen. Die Franzosen kämpften überall siegreich und eroberten das deutsche Gebiet auf dem linken Rheinufer, sowie Holland, aus dem die Batavische Republik gemacht wurde. Nachdem Preußen und Spanien (1795) zu Basel Frieden mit der französischen *) Tie dritte; die zweite, welche der Konvent im Jahre 1793 zustande gebracht hatte, war nicht in Wirksamkeit getreten.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 590

1906 - München : Oldenbourg
590 1'23. Ein Siegesgruß aus den bayerischen Bergen. 122. Moltke. (3um 90. Geburtstage, 26. Okt. 1890.) Von Ernst von Wildenbruch.x) Er hat getan gleich feinem Lande, Das lange schweigt und stumm erträgt, Bis das Gedulden schwillt zum Rande Und bis zur Tat die Stunde schlagt. Er hat gewartet und gewogen Stumm wie der Steuermann am Schiff, Bis daß die Wettervögel flogen Und bis der Sturm herüberpfiff. Da, als der Feinde Stimmen grollten, Stand er bereit, dem Sturm bewehrt, Und als sie uns ans Leben wollten, Gab er in unsre Hand das Schwert. Es kam die wundervolle Stunde, Da Größe sich zu Größe fand, Wir sahen, wie im mächtigen Bunde Das Dreigestirn von Männern stand. Wilhelm der Held, der Gott-Erwählte, Bismarck, der Mächtige im Rat, Der Plan war fertig, eins noch fehlte, Aus Moltkes Händen Kam's: die Tat. Bor seinem Geiste lag geglättet, Was andren unentwirrbar schien, Er hat den Kriegsgott angekettet Und zwang vor Deutschlands Wagen ihn. Und als auf Sedans grünen Hügeln Das Banner sich der Deutschen schwang, Wes Name war es, der auf Flügeln Des Jubels da zum Himmel drang?- Sein Name war's, den kein Jahrhundert Berlöschen wird im deutschen Land; (Beliebt, gepriesen und bewundert, Don jeglichem Geschlecht genannt. So wird er sein, so wird er bleiben; So wird er mit den Deutschen gehn Und die Geschichte wird ihn schreiben Dahin, wo ihre Großen stehn. 123. Ein Stegesgrufe aus bett bayerischen Bergen. Don Karl Stieler.2) Gott ist mit uns! Auch diese Schlacht ist gewonnen! Eine furchtbare Ergriffenheit ging durch Deutschland an jenem Tage, da die Kunde kam; wir zitterten vor Jubel, wir waren starr vor all dem Herzeleid. Wie ein Gewitter über das Weltmeer geht und die Wogen aus der Tiefe an den Himmel wirft, so ging die Kunde durch ganz Deutschland. Das erste Gesühl war fromm — es war säst beklommen von Demut und Dank, daß wir wieder begnadigt sind, daß der Segen so sichtbar auf unserer Sache lag. Dann aber brach die Freude mit allen Stimmen los, nicht die dithyrambische Freude, mit welcher Frankreich einst seine Siege feierte, sondern jenes Herzensglück, das in der deutschen Seele so tiefe Wurzel hat. *) „Lieder und Balladen", 7. Auflage, S. 246. Berlin 1900, G. Grote. 2) „Dnrch Krieg zum Frieden", Stimmungsbilder aus den Jahren 1870 71, S. 60. Stuttgart 1886, Bonz.

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 623

1906 - München : Oldenbourg
135. Die feierliche Verkündigung des deutschen Kaiserreichs. 623 brausenden Donner hervor, als ob jenes Wort des Großherzogs der elektrische Funke gewesen, der ui eine Mine geschlagen. Die Hände reckten sich zum Gruß und Schwur empor, die Helme wurden geschwungen, die Blicke flammten und dreimal rollte unter den Klängen der deutschen Volkshymne der Ruf an den Spiegeln und Marmorwänden hin und hallte von der gewölbten Decke wider. Das deutsche Volk in Waffen hatte seinen Kaiser proklamiert und ihm aus voller Brust seinen kräftigsten Willkomm entgegengerufen. Aus des Königs Augen stürzten Tränen innigster Bewegung; er drückte dem Großherzog die Hand. Nun war es ein erhabener Augenblick, wie der Kronprinz Friedrich Wilhelm, als der erste der Reichsmannen und Erbe des Reiches, vor dem Kaiser zur Huldigung die Kniee beugte, der Kaiser den Prinzen erhob und ihn mit herzlichster Bewegung in seine Arme schloß. Auch den Prinzen Karl und die ihm verwandten Fürsten umarmte der Kaiser tief gerührt. Dann ließ er die sämtlichen Abordnungen der Offiziere an sich vorüberziehen und ging an den Reihen der im Saale aufgestellten Truppen entlang. Die Musikchöre hatten sich inzwischen in dem an den Saal östlich anstoßenden „Friedenvsaal ausgestellt. Von dorther begrüßten sie den Kaiser mit dem Hoheusriedberger Meirich, als er, begleitet von den Fürsten und den Prinzen, in den Saal hinabstieg und langsam die ganze Galerie abschritt um darauf den Festraum zu verlassen. Das Große und Wunderbare war geschehen! Bald wehten die Fahnen und Standarten der Regimenter wieder unten ans dem Vorhof des Schlosses, von wo sie an Ludwigs Xiv. Reiterstatue und den Standbildern^sranzösischer Feldherren vorüber zur Kommandantur getragen wurden. Vom Schlosse aber wurde alsbald das rote Königsbanner hinweggenommen und statt seiner wehte und wallte nun dort über dem Mittelbau des »a toutes les gloires de la France« geweihten stolzen Palastes zum ersten Male das schwarz-weiß-rote Nationalbanner des rteit erstandenen Deutschen Reiches. Alle aber, die der denkwürdigen Feier beigewohnt, waren mit hohem Glücksgefühl darüber ei füllt, daß sie das noch erlebt, mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört hatten. Ein weltgeschichtlicher, unvergeßlicher Akt hatte sein Ende erreicht. Das Deutsche Reich steht aufgerichtet Don Fels zum Meer auf festem Grund, Was wir ersehnt, erträumt, erdichtet, Getan ist's, - allen Völkern kund. Wer uns nicht liebt, der mag uns scheuen, Wir aber wollen uns in Treuen An unserm blutgeschweißten Bund Für Kaiser und für Reich erfreuen! (Julius Wolff.)

8. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 353

1888 - Berlin : Hertz
Tie zweklr. Theilung Polens. 353 war, sich die Ansichten geändert hatten. Nach der Beendigung des Türkenkriegs schien Rußlands Machterweiterung nicht mehr so drohend, mit Oesterreich war Preußen in ein enges Bündniß getreten, und die ganze Sorge der preußischen Regierung war auf die Bekämpfung des revolutionären Geistes gerichtet, welcher von Frankreich aus die Völker zu ergreifen drohte. Nun hatten aber auch in Polen die Vertheidiger der neuen Verfassung sich theil-weise zu den revolutionären Ideen Frankreichs hingeneigt, und nach und nach traten in den Versammlungen und Clubs der sogenannten patriotischen Partei Anzeichen hervor, welche auf den Einfluß der französischen Jakobiner schließen lassen mußten. Friedrich Wilhelm sagte sich daher geradezu von ihrer Sache los. Die Patrioten verzweifelten jedoch nicht. Kosziusko, ein tapferer Edelmann, welcher in Amerika unter dem Freiheitshelden Washington gefochten, trat an die Spitze des auf allen Seiten begeistert aufstehenden Volkes und widerstand bei Dnbienka ruhmvoll der russischen Uebermacht. Aber die inneren Parteiungen und der Wankelmuth des Königs Stanislaus lähmten Kosziusko's Kraft, welcher nach vergeblichen Anstrengungen mit seinen eifrigsten Anhängern das Vaterland verließ. Rußland hatte nun ganz Polen in seiner Gewalt und bot Preußen eine neue Theilung des ohnmächtigen Landes an. Preußen ging daraus ein und ließ seinerseits ein Heer in Polen einrücken. In einer öffentlichen Erklärung vom 6. Januar 1793 hob Friedrich Wilhelm besonders die Gefahr hervor, welche von der Verbreitung des französischen Demokratismus in Polen durch die Grundsätze der jakobinischen Clubs seinen eigenen Ländern gedroht habe. Im Begriff, einen neuen Krieg gegen die Revolution in Frankreich zu führen, dürfe er nicht den Revolutionärs in seinem Rücken freie Hand lassen, müsse vielmehr die Ausrührer unterdrücken helfen, Ordnung und Ruhe wiederherstellen und die Wohlgesinnten in seinen Schutz nehmen. Wohl hatte der König einiges Recht zu solcher Erkläruug; denn so eben hatte eine polnische Deputation vor dem französischen Nationalconvent versichert, daß die ganze polnische Nation die jakobinischen Grundsätze theile, und die französischen Schreckensmänner hatten Kosziusko zum Ehrenbürger ernannt. In der bald darauf erfolgten zweiten Theilung Polens (16. April 1793) erhielt Preußen die Städte und Gebiete von Danzig und Thorn (welche mit Westpreußen vereinigt wurden) und den größten Theil des früheren Großpolens, nämlich die vorher noch nicht in Besitz genommenen Theile der Wohwodschafteu Posen, Gnesen, Jnowraclaw, ferner Kalifch, Plock u. s. w. (welche unter dem Namen Südpreußen vereinigt wurden), endlich den Bezirk C z e n st o ch a u (von der Woywodschaft Krakau), im Ganzen über 700 Quadratmeilen mit mehr als einer Million Einwohner, wogegen es die litthauische Herrschaft Tauroggen an Rußland abtrat. Der polnische Reichstag mußte nothgedrungen seine Zustimmung zu der neuen Verkleinerung des Königreichs geben, aber das tief gekränkte Volk erhob sich noch einmal unter der Leitung des heimlich zurückgekehrten Kosziusko und seines Freundes Madalinski (1793). Kosziusko, zum unumschränkten Befehlshaber ernannt, erließ von Krakau aus einen Aufruf aus Volk, zur Wiederherstellung der Freiheit und Wiedereroberung der entrissenen Landestheile. Ein erster Sieg der Patrioten trieb Hahn, preuh. Gesch. 20. Aufl. 23

9. Badische Sagen - S. 41

1912 - Bühl (Baden) : Konkordia
rdo einst der Hochaltar des Klösterleins stand, lieh Orohheriog Leopold ein Steinkreuz errichten mit der Inschrift: 1. Zu Speyer im Saale, da bebt sich ein klingen, mit fackeln und Kerzen ein Tanzen und Springen, Graf £berstein führet den Reib’n mit des Kaisers holdseligem Töchterlein. 2. Und als er sie schwingt nun im luftigen Reigen, da flüstert sie leise (sie kann's nicht verschweigen): „Graf Eberstein, hüte dich fein! heut' nacht wird dein Schlötzlein gefährdet fein.“ 3. „ei!“ denket der Graf, „euer kaiserlich’ Gnaden, so habt ihr mich darum zum Tanze geladen?“ — 6r sucht sein Rotz, lätzt seinen Trotz und jagt nach seinem gefährdeten Schlotz. — „Ob auch die Idelt in Trümmer gebt, das ftreuz doch unerschüttert steht, und ob das Herr im Kampfe bricht, o, Jesu Christ, dich Iah ich nicht.“ (Nach nx Schroarz, 25 Sagen von Baden.) Graf eberstein.

10. Unsere Heimat - S. 94

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
58. Aus dem Leben Kaiser Wilhelms I. 1. Kaiser Wilhelms Lieblingsblume. Kaiser Wilhelm liebte die blaue Kornblume über alles. Darum wurde sie auch Kaiserblume genannt. Als der Kaiser einmal gefragt wurde, warum er das einfache Blümchen so gern habe, erzählte er: „Als ich noch klein war und meine liebe Mutter, die Königin Luise, noch lebte, mußten wir einmal in dem Kriege, den mein Vater, König Friedrich Wilhelm Iii., gegen den Kaiser Napoleon führte, fliehen. Die Mutter war sehr traurig und weinte oft. Da brach plötzlich auf einem Feldweg, mitten zwischen Kornfeldern, ein Rad des Wagens. Wir mußten einige Stunden warten, bis der Schmied das Rad geflickt hatte. Inzwischen suchte ich mit meinen Ge- schwistern Kornblumen, um uns die Zeit zu vertreiben. Die Mutter band einen hübschen Strauß daraus, aber dabei liefen ihr die Tränen über die Wangen. Das schnitt mir tief ins Herz, und den Augenblick kann ich nie vergessen. Wenn ich nun eine Kornblume sehe, so denke ich an mein gutes Mütterchen. Darum habe ich die Kornblumen so lieb." 2. Einfachheit des Kaisers. Nach einer blutigen Schlacht im Kriege gegen Frankreich war ringsum alles mit Toten und Verwundeten gefüllt. Mit Mühe hatte man für den König eine Stube in einem halb zerschossenen Hause gefunden. Nur ein einziges Bett, ein Stuhl und ein Tisch standen noch darin. Als der König hereintrat, fragte er gleich: „Wo bleiben denn Moltke und Bismarck?" Der Adjutant sagte: „Bis jetzt sind sie noch nirgends zu sehen." „Wenn sie kommen, dann laden Sie sie ein, hier mit mir zu übernachten," sagte der Kaiser weiter, „das Bett können Sie aber ruhig wegnehmen, das können die Verwundeten viel besser gebrauchen! Dafür lassen Sie einfach Stroh bringen und ein paar Decken, das wird wohl für uns drei ausreichen!" So wurde es auch gemacht. Der König, der damals schon 73 Jahre alt war, brachte die Nacht mit Moltke und Bismarck auf der Streu zu. 3. Kaiser Wilhelm beim Dombrande in Frankfurt. Am 15. Juni im Jahre 1867 war in der Nähe des Domes ein Brand ausgebrochen, der schnell um sich griff. Auch das Dach des Domes fing Feuer, und nicht lange dauerte es, da brannte das herrliche Gebäude bis hinauf zur Turmspitze. Mit tiefem Schmerze 94
   bis 10 von 1228 weiter»  »»
1228 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1228 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 22
2 11
3 59
4 79
5 206
6 4
7 164
8 4
9 4
10 330
11 4
12 691
13 5
14 2
15 0
16 35
17 0
18 1
19 7
20 2
21 2
22 1
23 0
24 6
25 147
26 25
27 10
28 272
29 2
30 3
31 52
32 6
33 77
34 132
35 13
36 48
37 635
38 10
39 25
40 6
41 4
42 7
43 11
44 1
45 103
46 1
47 78
48 0
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 41
1 1911
2 65
3 554
4 424
5 35
6 19
7 360
8 16068
9 6738
10 62
11 6
12 197
13 197
14 16
15 1181
16 2666
17 7600
18 82
19 2458
20 1841
21 158
22 19
23 2101
24 13
25 235
26 77
27 58
28 147
29 4569
30 102
31 29
32 909
33 163
34 579
35 290
36 958
37 66
38 4539
39 1075
40 112
41 4137
42 269
43 707
44 568
45 2272
46 1076
47 8
48 15
49 21
50 9
51 2913
52 1769
53 70
54 142
55 53
56 266
57 49
58 113
59 2117
60 5538
61 375
62 172
63 287
64 384
65 11
66 505
67 189
68 1640
69 484
70 34
71 1691
72 1845
73 167
74 2598
75 292
76 514
77 1228
78 443
79 26
80 312
81 51
82 467
83 49
84 20
85 388
86 835
87 763
88 126
89 79
90 106
91 239
92 5822
93 29
94 1287
95 57
96 2664
97 424
98 6390
99 294

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3313
1 838
2 3363
3 1919
4 474
5 345
6 8256
7 245
8 212
9 716
10 886
11 420
12 6217
13 8604
14 1240
15 400
16 564
17 1142
18 584
19 835
20 189
21 1042
22 431
23 357
24 3079
25 4406
26 990
27 382
28 6008
29 913
30 674
31 352
32 3144
33 10102
34 3963
35 644
36 1006
37 435
38 615
39 1100
40 552
41 1978
42 10869
43 5219
44 349
45 296
46 2143
47 944
48 689
49 586
50 9895
51 34527
52 967
53 291
54 734
55 565
56 730
57 213
58 726
59 11527
60 257
61 1726
62 538
63 206
64 703
65 2427
66 488
67 275
68 374
69 173
70 663
71 933
72 1442
73 592
74 392
75 1349
76 317
77 428
78 391
79 282
80 466
81 50942
82 1437
83 1253
84 4411
85 672
86 282
87 358
88 399
89 4140
90 910
91 1047
92 848
93 293
94 723
95 1107
96 933
97 1230
98 228
99 231
100 17832
101 243
102 14588
103 468
104 548
105 493
106 1047
107 845
108 282
109 535
110 2721
111 6350
112 3001
113 599
114 2330
115 644
116 5093
117 366
118 260
119 1565
120 1770
121 5216
122 498
123 3755
124 2886
125 6808
126 464
127 1619
128 447
129 2401
130 524
131 10002
132 516
133 2087
134 403
135 370
136 5295
137 1376
138 330
139 787
140 1339
141 426
142 3765
143 4501
144 300
145 568
146 439
147 287
148 251
149 532
150 302
151 1310
152 8039
153 341
154 1520
155 1376
156 2798
157 1106
158 322
159 429
160 572
161 807
162 203
163 271
164 1319
165 432
166 1916
167 1459
168 2652
169 1990
170 559
171 904
172 1619
173 2887
174 236
175 12172
176 295
177 3144
178 260
179 4465
180 482
181 426
182 1694
183 8559
184 803
185 875
186 295
187 654
188 729
189 900
190 1200
191 394
192 770
193 809
194 419
195 2337
196 12114
197 371
198 640
199 831