Ii. Die außereuropäischen Erdteile. - 5. Die deutschen Kolonien. 261
3. Den nördlichen Teil bildet
eine zum Wolta abfallende Hoch-
ebene, in deren Busch- und Baum-
steppen Viehzucht getrieben werden
kann.
4. Das Gebirge erreicht stellen-
weise die doppelte Höhe des Brockens.
§ 423. c) Wirtschaftliche Be-
deutung. Die Bewohner, die zu den
Sudännegern gehören, sind die fried-
lichsten unserer Kolonialbewohner.'
außer Ackerbau und Handel kennen
sie auch gewerbliche Tätigkeit. Die
Ausfuhr besteht in Mais, Kautschuk,
Palmkernen, Palmöl und Erdnüssen.
Die Baumwollkultur scheint eine ge-
sicherte Zukunft zu habeu. Eingeführt
werden Baumwoll- und Eisenwaren,
daneben der den Negern Verderb-
liche Branntwein. Sitz des Kaiser-
lichen Landeshauptmanns ist Lome,
6000 E., Ausgangspunkt einer
Küstenbahn und zweier in das In-
nere führenden Bahnlinien.
4. Deutsch-Südwestafrika.
1,5 mal so groß wie das Deutsche Reich,
Schätzung von 1909: 200000 E.
Im Jahre 1909: 9100 ansässige Europäer
ldazu 2700 Schutztruppe).
§ 424. a) Lage. Die 1500 km
lange Küstenstrecke unserer zweitgröß-
ten, aber am dünnsten bevölkerten
Kolonie reicht vom Oränje- bis an
den Kuueuefluß. Im 0 ist meist der
Meridian des Nadelkaps die Grenze.
Diese erreicht im No mit dem
„Caprivi-Zipfel" den Sambesi. Der
Wendekreis des Steinbocks schneidet
die Mitte der Kolonie.
Angrenzende Gebiete sind im N
die portugiesische Kolonie Angola,
im 8 und 0 britische Kolonien. Die
Walfischbai und 12 Küsteninseln sind
ebenfalls britisch.
N-
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TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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248
C. Länderkunde.
mit dem Seengebiet des Innern, das auf schmalen, festgetretenen Wegen durch
Busch. Wald und Steppe von den langgereihten Trägerkolonnen erreicht wird.
5. Die portugiesischen Kolonien Mosambik und Sosäla. Sie
sind getrennt durch den Sambesi. Wegen des ungesunden Klimas ist die
Zahl der Europäer gering.
Ter wichtigste Hafen Loureneo-Marqnez ^lorengßn märkes^ liegt an
der Delagöa-Bai, südwestlich von bedeutenden Petroleumquellen. Er
vermittelt die Eisenbahnverbindung nach Transvaal.
D. Nordafrika.
§ 396. Nordafrika umfaßt die Übergaugsländer Abefsinieu und
Sudan, die Sahara, Ägypten und die Syrien- und Atlasländer.
ß 397. 1. Abessinien ist das Alpenland Afrikas. Es erhebt sich aus
reichen Kulturlandschaften schließlich zu kühlen Hochflächen, deren tafelförmige
Berge zuletzt nur noch Gerste reifen lassen. Das Wasser sammelt sich in
dem 1800 m hoch gelegenen Tana-See, der den Blauen (fc). i. trüben) Nil
speist. Stets waren die Bewohner ein kriegerisches Volk, das seine Unab-
hängigkeit seit dem Altertum zu bewahren wußte. In dem Küsteustreiseu,
der das Gebirge vom Roten Meere trennt, liegt die italienische Kolonie
Eritrea mit der Stadt Massäua.
§ 398. 2. Der Sudan ist das Land südlich der Sahara zwischen
Abessinien und dem Atlantischen Ozeap.
a) Das obere Nilgebiet. Der Viktoria- und der Albert Edward-
See sind die Quellseen des Nil. Das Wasser beider Seen wird dem
Albert-See zugeführt, den der Fluß unter dem Namen Bahr el-Dschebel
verläßt. Dann fließt er unter dem Namen Weißer (d. i. klarer) Nil bis
zur Aufnahme seiner letzten Nebenflüsse.
b) Der Tfäd-See ist das große Wasserbecken in der Mitte des Sudau,
ein Süßwasserbecken von wechselnder Größe. In dem wohlbewässerten Ge-
biet entstand westlich vom See eine reiche Kulturlandschaft, deren Mittel-
Punkt das vielbesuchte Kuka ist.
c) Der Nigir ist der stark gewuudeue Fluß von Hochsndän. Infolge
der niedrigen Lage seiner Quelle (1000 m) ist sein Gefälle gering. Die
Ufer sind meist flach, und weil auch der 1200 km lange Beiute ihm sein
Wasser zuführt, ist er überall schiffbar und wird von europäischen Dampfern
befahren. Die Wassersülle bei seinem Austritt aus dem Hochlande (10° N)
trennen den Ober- und Unterlauf.
ä) Im nordwestlichen Sudan fließen der Senegal und der Gambia,
nach denen das französische Senegambien benannt ist.
e).Oberguinea' ist die flache Küstenstrecke von dem sich stetig ver-
größernden Nigirdelta bis zur Felseuküste der Sierra Leone, d. h. Löwen-
1 Niederguinea ist das schmale ungesunde Küstengebiet von Deutsch-Südwestafrika
bis über die Mündung des Kongo hinaus.
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Ii. Die außereuropäischen Erdteile. — 4. Afrika.
251
Frankreich plant für militärische Zwecke die Anlage einer „Transfähara-
bahn" (oder einer Telegraphenleitung?) von Algier zum Tsäd-See und nach
Senegambien.
§ 402. 4. Ägypten erstreckt sich im No des Erdteils so weit wie von
Basel bis zur Nordsee. Es besteht hauptsächlich aus dem 20 km breiten
Niltal zwischen der Arabischen und der Libyschen Wüstenplatte und dem
Delta an der Küste, das etwa die Größe der Provinz Schleswig-Holstein hat,
und ist eigentlich nur eine lang gestreckte Flußoase der syrisch-arabischen
Küste. Nachdem der Nil in der eigentümlichen L-Form nördlich von Chartüm
Nubien durchflössen hat, bildet er nördlich vom Wendekreise die letzten
seiner zahlreichen Stromschnellen und tritt dann in das breitere ägyptische
Tal ein, dessen fruchtbarer Boden wie auch das Delta ein Geschenk des Nil ist.
Denn alljährlich, wenn im tropischen Teile seines Gebietes die Regenzeit
einsetzt, beginnt für das im Sommer regenlose Ägypten eine andere Zeit!
das Wasser steigt, wenn die Sonne senkrecht über Abessinien steht und dessen
Riesenflüsse die Wassermengen des Hochgebirges in den Strom führen. Vom
Juli an tritt der Nil aus und verwandelt bis Oktober das Land in einen
langen Süßwafferfee, deffen bräunliches Waffer den fruchtbarsten Schlamm ab-
lagert. Dann verkehren die Bewohner der meist hochgelegenen Dörfer auf
Barken oder auf hohen Dämmen. In unserem Herbst fällt das Wasser, es
stellen sich als willkommene Gäste die Zugvögel ein, und es beginnt an den frei-
werdenden Flußufern die Aussaat, so daß bald — in unserem Winter —■ ganz
Ägypten einem Fruchtgefilde gleicht. Vor allem gedeihen Getreide, Baum-
wolle, Zuckerrohr und Dattelpalmen; Wald und Wiese fehlen.
Durch Hebewerke und Kanäle wird die Bewässerung des Landes geregelt,
das durch die Dämme in einzelne Becken zerlegt ist. Stauwerke machen
es jetzt möglich, das Waffer des Flnffes nach Belieben abzulaffeu. Ein
solches ist das „Nilwehr" unterhalb Kairo und das großartige, gewaltige,
von den Engländern angelegte Stauwerk von Afsuan, das in einer
Länge von fast 2 km das ganze Tal durchquert. (Bild 129.) Man kann
dadurch den Wafferabfluß nach Belieben regeln und hält den Strom über
200 km aufwärts schiffbar.
Aufgabe. Beschreibe das Bild 129 aus dem Gedächtnis!
Ägypten, vielleicht das älteste Kulturland der Erde, hat seine Bewohner
am frühesten zu einem seßhaften Dasein gezwungen, weil der Mensch hier nur
als Ackerbauer leben konnte. Das ganze Leben wird vom Nil beeinflußt!
die Wohnungen müffen auf künstlichen Erhebungen angelegt werden, bei
dem Mangel an Holz wurde der getrocknete Nilschlamm das Baumaterial
für Wohnungen und die Wunderwerke der Pyramiden. Die hohe Frucht-
barkeit bewirkt eine so dichte Bevölkerung, daß auf etwa 30 000 qkm
(= Provinz Sachsen) gegen 10 Millionen Menschen wohnen. Schon im
Altertum führte dies zur Teilung der Arbeit (Kastenwesen). Aufgesucht
wird das heutige Ägypten wegen seiner gesunden Luft von Brustkranken.
Für Freunde der ältesten Geschichte wird es stets seine Anziehungskraft
bewahren. Herrliche Tempelreste finden sich in einer Ausweitung ftes Niltals
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Extrahierte Personennamen: Chartüm
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Frankreich Algier Tsäd-See Basel Nordsee Libyschen_Wüstenplatte Kairo
Ii. Die außereuropäischen Erdteile, — 2. Asien.
215
B. Vorderasien.
H 334. Übersicht. Es liegt westlich einer Linie von der Südostecke
Tur'äns zur Jndusmündnng. Den nördlichen Teil bilden die Hochländer
von Iran und Kleinasien, die durch das Hochland von Armenien
verbunden sind. Nördlich davon liegt Kankasien, südlich das Tiefland
von Mesopotamien; dettsw nimmt Arabien ein. Die Ränder sind höher
als das Innere und deshalb reich an Niederschlägen; das Innere hat absluß-
lose Gebiete mit Salzseen, Steppen und Wüsten. Vorderasien ist das Ver-
bindnngsglied zwischen Asien, Europa und Afrika. Seine Lage ist daher wichtig
für den Weltverkehr, dem durch den Sueskaual eine neue Straße eröffnet wurde.
§ 335. 1. Arabien ist die größte Halbinsel der Erde, sünsmal so groß
wie das Deutsche Reich. (Grenzen?) Es ist ein Tafelland; seine erhöhten
Ränder fangen namentlich im Sw die Feuchtigkeit der Seewinde ab und
sind mit fruchtbaren Landschaften geschmückt. Das Innere ist trocken, und
die nur bei Gewitterregen wasserführenden Flußbetten sind Trockentäler. Die
vielerorts wüste Halbinsel ist im 8 von Sanddünen erfüllt; die Landschaft
Jemen liegt aber bereits im Gebiete der Monsunregen. Nach Nw und be-
sonders in der Mitte treten die Oasen zahlreicher auf. Dann geht die Wüste
allmählich in die Syrische Steppe über. Mit der Wasserarmut hängt es zu-
sammeu, daß das Auffangen des Wassers in Zisternen und die künstliche
Berieselung des Bodens uralt ist. Arabien ist das Land der Kamele und
der windschnellen Rosse; in den Wüsten lebt der Strauß. Die keilartige
Halbinsel Sinai ist von felsigen, ernst und schroff emporragenden Bergen
erfüllt, aber fast durchweg Wüste, die einst unter Moses Führung von den
Israeliten durchwandert wurde. Durch Mohammed wurden die Wüstenstämme
geeinigt und begannen ihren Siegeszug durch drei Erdteile. Der Islam herrscht
in Asien noch heute bis in den Ostindischen Archipel und bis Ostturkestäu.
Die Bewohner der Wüste sind nomadische, räuberische Beduinen, die
oft die Karawanen der in Städten seßhaften Händler und der Pilger ge-
fährden. Ihr Wohlstand besteht hauptsächlich in ihren Herden, die von
einer Steppenweide zur anderen getrieben werden.
Staatlich unabhängig von der Türkei sind:
a) Oman, dessen von England stark beeinflußter Herrscher iu der Handels-
und Hafenstadt Maskat, einem der heißesten Orte der Erde, wohnt.
h) Der britische Küstenanteil mit dem stark befestigten Freihafen Aden,
einem Hauptsammelplatz der Dampferlinien; die unter britischem Schutze
stehenden Bahrein-Jnseln sind durch Perlenfischerei berühmt.
o) Im höher gelegenen und deshalb oasenreichen Innern liegt das ehe-
malige Reich der Wahabiten, einer streng korangläubigen Sekte.
Alles übrige Land beansprucht die Türkei. Der Hafen Dschidda am
Roten Meere führt alljährlich Tausende von Pilgern aus den mohammedanischen
Ländern dreier Erdteile nach Mekka, dem Geburtsort Mohammeds (heilige
Moschee mit der Käaba). Medina ist die Grabesstadt Mohammeds. Eine
Bahn von Damaskus längs der Pilgerstraße ist schon teilweise im Betrieb.
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Extrahierte Personennamen: Mohammed Mohammeds Mohammeds
Extrahierte Ortsnamen: Asien Vorderasien Kleinasien Armenien Mesopotamien Asien Europa Afrika Sueskaual Deutsche_Reich Asien Oman England Dschidda Mekka Mohammeds Medina Mohammeds Damaskus
250
C. Länderkunde,
aller Art bedeckt: mit Getreide, Baum-
wolle, Aprikosen und Pfirsichen, vor
allem aber mit der in regelmäßigen
Reihen gezogenen D a t t e lp alm e, der
„Königin der Oase". So wird die Oase
svon dem ägyptischen Uah — Wohn-
stätte, Rastort) zur „Speisekammer
der hungernden Wüstenstämme".
Im übrigen ist die Pflanzenwelt der
Wüste dürftig und beschränkt sich auf
harte Gräser und Dorngebüsch; auch
die Tierwelt ist nicht reich. Von den
Vögeln spielen die Raubvögel eine
Rolle, unter den Reptilien die Skor-
pione, von Säugetieren kommt außer
Springmäusen eine Fuchsart vor.
Mehr Leben herrscht am Rande der
Wüste, von wo Antilopen, Gazellen und
Strauße hineindringen, denen Löwen,
Panther und Hyänen nachstellen. >
Die Bewohner, etwa 5 Mill.,
leben in den Gebirgen und Oasen.
Manche schweifen als gut berittene
Räuber durch die Wüste (Beduinen)
oder dienen den Reisenden als Führer.
Das Reisen einzelner in der Wüste ist
unmöglich,, darum vereinigen sich die
Reisenden zu größeren Gesellschaften,
Karawanen genannt.
Aufgabe. Womit muß eine Kara-
wane ausgerüstet sein?
§ 401. Eine der wichtigsten
Oasenlandschaften ist Fessän, über
die der früher vielbenutzte Karawanen-
weg von Tripolis zum Tfäd-See geht.
Hier liegt die kleine Stadt Mürfuk,
gegen die Räuber der Wüste mit
einer Lehmmauer umzogen. Alt-
bekannt ist das fast 30 m unter dem
Meeresspiegel gelegene Siwah in
der Libyschen Wüste mit dem schon
von Alexander dem Großen besuchten
Ammonsorakel, dessen Tempel noch
heute steht. Hier wachsen gegen
200000 Dattelpalmen; der jährliche
Versand nach Unterägypten beträgt
80000 Zentner.
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Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde Alexander_dem_Großen Alexander
252
C. Länderkunde,
129. Das Nilstaubecken bei Assuan in Oberägypten.
(Nach einer Zeichnung von i!, F. Dickinson aus der „Illustrierten Zeitung" in Leipzig,)
Die gewaltige, 1800 m lange Sperrmauer durchzieht den Nil im Gebiete seiner letzten Stromschnellen, die
von den Nilbooten in einer Reihe von Treppenschleusen umgangen werden. Im Staubecken liegt die be-
rühmte Insel Philä mit wertvollen Ruinen altägyptischer Tempelbauten. Schon jetzt bespülen die Nilfluten
zur Zeit des Hochwassers die Grundmauern der Ruinen, bei der geplanten Erhöhung des Dammes um
7 m aber werden sie die Insel ganz überschwemmen.
130. Die Pyramiden von Gizeh.
Von Kairo führt eine schnurgerade, mit prachtvollen Bäumen bestandene Strafe durch Pflanzungen hinaus
in die Wüste zu den drei großen Pyramiden (die des Cheops 140 m). Rechts dürftige Fellachenhäuser
aus Nilschlamm gebaut, mit Schilf oder Zweigen gedeckt.
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Ii. Die außereuropäischen Erdteile. — 4. Afrika.
253
auf der Ruinenstätte des alten Theben. Am Rande der Libyschen
Wüstenplatte stehen die ältesten Bauten von Menschenhand, die als Gräber
der ägyptischen Könige gebauten Pyramiden, deren höchste 140 m hoch
ist. Gegenüber auf dem letzten Ausläufer der Arabischen Wüstenplatte liegt
Kairo (660), die größte Stadt Afrikas, von den erobernden Arabern ge-
gründet, und an der Nordküste Alexandria (340), von Alexander dem
Großen angelegt. Im Altertum Millionenstadt, sank sie nach der Ent-
deckuug des Seeweges nach Ostindien auf 30000 Einwohner, ist jetzt aber
neu erblüht.
§ 403. Der Sneskanal (160 km) zwischen Port Said und Sues
verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und ist ein Teil des
Dampferweges von Europa uach Asien und Australien (Eröffnung 1869).
Die Kosten betragen bei den größten Schiffen für Hin- und Rückfahrt
rund 150000 Ji. Segler und Frachtdampfer fahren deshalb noch vielfach
über Kapstadt nach dem 0.
Der ägyptische König, Chedive genannt, ist dem Sultan der Türkei
tributpflichtig; doch übt England, das den Sneskanal nicht unter fremden
Einfluß kommen lassen will, eine Schutzherrschaft aus, die einem Besitz fast
gleichkommt.
Zeichnung: Der Nil von der Quelle bis zur Mündung. Der
20. Längenkreis dient als Richtungslinie.
§ 404. 5. Die Syrien- und Atlasländer. Sie werden im Nw durch-
zogen von dem an Erzen reichen Atlas. Die parallelen Ketten von der
Länge der Alpen, aber von geringerer Höhe, schließen Hochflächen mit ab-
flußlosen Seen und Salzsümpfen ein, auf deueu das für die Papierbereitung
wichtige Halfagras wächst. Der Abhang zum Mittelmeer ist äußerst srucht-
bar. Hier liegen die ausgedehnten Gemüsebezirke, die schon srüh im Jahr
die europäischen Städte mit den herrlichsten Früchten, besonders Blumen-
kohl, versorgen.
§ 405. 6. Politische Übersicht. 1. Die deutschen Besitzungen (s. die
deutschen Kolonien, S. 256ff.). 2. Der englische Sudan, ein wichtiges Baum-
wolleulaud der Zukunft, mit Chartüm (Lage?) und Port Sudan. 3. Das
britische Somal-Land am Golf von Aden. Die westafrikanischen Be-
fitznngen Englands umfassen vier Gebiete, worunter das am Nigir das
wichtigste ist. 4. Der französische Besitz ist gleichfalls bedeutend und um-
faßt im W außer verschiedenen Küstenstrecken die Gebiete des Senegal und
des oberen Nigir sowie Dähome.
Aufgaben. 1. Suche am Benue die wichtigste englische Handelsstadt Jola!
2. Suche St. Louis in Senegambien, benannt nach Ludwig Xiv., und
am Nigirbogen Timbuktü, wo eine von N kommende Karawanenftraße
ausläuft! 3. Beachte, daß die Unterläufe des Gambia, des Nigir in britischen
Händen sind!
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Louis Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv.
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Theben Libyschen
Wüstenplatte Arabischen_Wüstenplatte Kairo Afrikas Alexandria Altertum_Millionenstadt Ostindien Europa Australien Kapstadt England Englands Nigir Senegal Nigirbogen Gambia
Ii. Die außereuropäischen Erdteile. — 5. Die deutschen Kolonien.
257
vom Umfang des Harzes. Der höchste Gipfel ist der Kibo, dessen oberster
Punkt, die Kaiser-Wilhelmspitze, 6000 m erreicht und ewigen Schnee und
Gletscher trägt. Die höher gelegenen Teile des Riesenberges sind zum
Ackerbau für Europäer geeignet.
Aufgabe. Betrachte auf der Spezialkarte des Atlas die Form des Berges
und gib an, was über seinen Wasserreichtum zu sagen ist!
§ 412. c) Seen und Flüsse. Die drei großen, hochgelegenen Seen
sind für den Verkehr mit dem westlichen Binnenlande von größter Be-
deutuug. 1. Der inselreiche und zur Hälfte deutsche Viktoria-See (von
der Größe Bayerns) ist die Eingangspforte zum reichen Sudan; auf ihm
verkehren daher außer britischen und deutschen Dampfern die Flotten der
Negerstaaten. 2. Der Njassa (von der Größe Siziliens) steht durch einen
Abfluß mit dem Sambesi in Verbindung, dessen Wasserfälle aber die
Schiffahrt bis zum Meere nicht gestatten. 3. Der Tanganjika wässert
bei hohem Wasserstande zum Kougo ab. Seine Länge beträgt 650 Inn
(= Nordsee—alpen).
Die Flüsse sind wegen ihrer Wasserfälle und des unregelmäßigen
Wasserstandes nur in der Nähe der Küste für flache Raddampfer befahrbar.
Aufgabe. Vergl. Gestalt und Wasserspiegelhöhe der drei Seen und suche
die Erklärung in ihrer Lage!
§ 413. d) Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Das Klima ist an der Küste
für Europäer ungesund. Malaria und Ruhr werden den Weißen gefährlich,
und es scheint, als wenn durch den Wind selbst in die höheren Gebiete
Fieberkeime getragen werden. Während an der Küste die Temperatur-
gleichmäßiger ist, wird es im Innern nachts oft empfindlich kalt. Wohl
sind 60^ des Landes wegen der Dürre ohne künstliche Bewässerung nicht
dauernd anbaufähig, aber die Steppen eignen sich zu einer nomadisch be-
triebenen Viehzucht, die freilich nicht selten durch Riuderpest und eine böse
Fliegenart zu leiden hat. Am Südufer des Viktoria-Sees und in einzelnen
Küstengebieten betreiben die Eingeborenen Ackerbau auf Mais, Reis, Hirse
und Hülsenfrüchte. An Plantagenprodukten liefert die Kolonie Häute, Kaffee,
Baumwolle, Wachs, Kopra, Tabak und den ölhaltigen Sefam, dazu Hanf
saus der Sisalstaude); auch Elfenbein wird ausgeführt. Die Wälder der
Kokospalmen und Kautschukbäume liefern reichen Ertrag; doch fehlt noch
ein weitreichendes Eisenbahnnetz, das auch die Ausnutzung der reichen Edel-
Holzwälder (Zedern usw.) gestatten würde.
§ 414. e) Die Bevölkerung besteht meist aus ackerbautreibenden Bäntn-
negern, die in starken, rechteckigen „Tembeu" aus Lehm oder in runden
Hütten mit Kegeldach wohnen. In den Küstenstädten und Karawanen-
Plätzen finden sich Araber und Inder; jene betrieben vor der deutschen Be-
sitzergreisnng einen schwunghaften Handel mit Sklaven, für die Sansibar der
Hauptmarkt war. (Vgl. § 395.) Die Inder sind die Kaufleute Ostafrikas;
sie brachten den Küstenbewohnern den Islam und die bäutu-arabifche Misch-
spräche, das Kisuahel, das als Haudelssprache in Ostafrika gilt.
Hering, Erdkunde für Präparandenanstalten, 17
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Aus der allgemeinen Geschichte.
I. pie Kulturvölker des Morgenlandes.*)
1. Von den Ägyptern.
Im östlichen Teile von Nordafrika, im Norden vom Mittelmeere, im Osten vom Roten Meere, im Süden von Nubien, int Westen von der Libyschen Wüste begrenzt, liegt Ägypten. Durch die etwa 15 Meilen breite Landenge von Suez, die das Mittelländische Meer von dem Roten scheidet, hing Ägypten mit Arabien, also das afrikanische Festland mit dem asiatischen zusammen, bis im Jahre 1869 die Landenge durchstochen und beide Meere durch den Suezkanal verbunden wurden. Das alte Ägypten war ein Landstrich von ungefähr 120 Meilen Länge und 75 bis 90 Meilen Breite, seiner ganzen Länge nach von dem Nilflusse durchströmt. Dem Nil verdankte Ägypten schon im Altertum feine Fruchtbarkeit. Er tritt nämlich alljährlich zu bestimmten Zeiten aus seinen Usern, überschwemmt das Land und läßt da einen äußerst fruchtbaren Schlamm zurück. Die Überschwemmung beginnt in der Zeit des längsten Tages und erreicht den höchsten Wasserstand Ende September. Ende Oktober ist der Fluß wieder in sein gewöhnliches Bett zurückgekehrt, und nun beginnt die Einsaat, die bis zum Mai des folgenden Jahres tausendfältige Frucht brächte, wenn die gegenwärtigen Bewohner noch den nämlichen Fleiß auf den Anbau der Felder verwendeten wie die alten Ägypter.
Im Altertum wurde das Land eingeteilt in Oberägypten mit der Hunderttorigen Königsstadt Theben, Mittelägypten mit der Hauptstadt Memphis, in deren Nähe sich vierzig Pyramiden
*) Kulturvölker nennen wir diejenigen Völker, welche durch ihr geistiges Leben, ihre Kunst und Wissenschaft, ihre Tätigkeit im Handel und Gewerbe dazu beigetragen haben, die Bildung und Gesittung der Menschen zu fördern. Von den Babyloniern und Assyriern reden wir hier nicht, weil sie nicht in unmittelbare Berührung gekommen sind mit den Kulturvölkern an den Ufern des Mittelmeeres, denen wir einen Teil unserer Bildung verdanken. Die Gefchichte der Juden ist, soweit sie hier heranzuziehen wäre, aus dem Religionsunterrichte bekannt, weshalb wir sie mit Rücksicht ans den beschränkten Raum füglich übergehen können.
Berger-Stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. 11
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103. Eine Fußreise mit König Max Ii.
und reich mit Alpenrosen bekränzt. Die Türöffnung war so niedrig, daß man nur gebückt hereinkommen konnte, Fenster waren nicht vorhanden. Zum Ersatz fiel durch die zahlreichen Löcher des Daches eine Art Rembrandtisches Oberlicht in das geheimnisvolle Helldunkel. In Ermangelung eines Tisches diente die Stalltüre als Tafel, zwei Bänke von alten Brettern, aus Klötze gelegt, statt der Stühle. Da jedoch diese Bänke etwas höher geraten waren als der Tisch, so ragten unsere Kniee einen halben Fuß über die Tasel, die Füße schwebten in der Lust und wir mußten die Teller beim Essen in den Händen halten. Im Gegensatze zu alledem war nun aber die Stalltüre mit dem feinsten Tafelzeug gedeckt, wir speisten auf kostbareu Tellern, tranken aus silbernen Reisebechern und, wie jeden Tag, lag das kalligraphisch zierlich geschriebene „Menu" neben dem Gedecke des Königs. Der Kontrast gegen die Umgebung war so abenteuerlich, daß uns der König zur feierlichen Eröffnung der Tafel dieses nach allen Regeln französisch verfaßte Menu vorlas — von der Reissuppe mit Huhn, zu den Forellen mit neuen Kartoffeln, dem Rindsbraten mit Sauce ä la Montpensier, den Koteletten mit neuen Erbfen und Bohnen, dem Rehziemer in Lorbeerblättern gebraten, bis zum „Schmarren ä la Plnmser Alp", der Erdbeertorte, den Kirschen und Melonen und dem Konfekt, woran sich zuletzt die Taffe Mokka reihte mit einer Havanna, welche Seine Majestät vom bayerischen Konsul in Havanna als das erlesenste Produkt der berühmten Insel zum Geschenk erhalten hatte. Es war alles echt mit einziger Ausnahme des Gerichtes, welches eigentlich das echteste hätte sein sollen, des „Schmarrens ä la Plumser Alp", und der König, welcher auf feinen Jagdzügen auch die Originalküche feines Volkes gar wohl kennen gelernt hatte, meinte, diefer zivilisierte Schmarren erinnere ihn an eine gewisse Sorte von Dorfgeschichten. So fanden wir auch das mitgebrachte Hofbräuhausbier nebst Rheinwein und Champagner echter als das Triukwasser, welches uns der Berg bot; denn das war in Ermangelung einer Quelle aus einem Schneebache geschöpft und gewann keinen Beisall.
Bei der schneidenden Kälte, die in dem Stalle herrschte, zogen wir unsere Mäntel und Überzieher an, bedeckten die Kniee mit den Plaids und zitterten trotzdem vor Frost, bis Essen und Trinken uns die gehörige innere Wärme gab. Die wunderliche Situation entfesselte unseren Humor; niemals in meinem Leben habe ich einer fröhlicheren Tafel beigewohnt Geist, Witz und Laune sprudelten in dem Tischgespräche und die heitere Stimmung erreichte ihren Gipfel, als wir uns beim Braten plötzlich von außen belagert sichen. Den Kühen war es nämlich draußen zu kalt geworden, sie kamen zu ihrem Stall zurück und suchten brüllend durch die offene Türe einzudringen, wurden aber von den servierenden Bedienten mit ihren Servietten tapfer bekämpft und endlich zurückgeschlagen. Schade, daß sich kein Maler zur Stelle fand; die Hoftafel im Kuhstalle würde ihm Stoff zum originellsten und stimmungsvollsten Genrebild geboten haben.
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