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nicht weit von seiner Wohnung. Auch Halle er, Der alle Morgen seine Arbeit mit Gebet und Kirchgang anfing, oft in der Kirche desselben geweilt und mancher Predigt gelauscht. Ferner wußte er, daß die Brüder nicht nur streng die alten Regeln und die Klosterzucht befolgten, sondern daß auch viele unter ihnen tüchtige Gelehrte waren.
Wartezeit: Luthers plötzlicher Eintritt ins Kloster erregte
des Vaters Unwillen anss höchste. Er sagte seinem Aeltesten ernstlich alle Gunst ab und hieß ihn wieder Tu, nachdem er . ihn zuvor Ihr genannt hatte, weil er Magister war. Erst als ihm zwei Sohne an der Pest gestorben waren, gab er traurigen und unwilligen Herzens nach, indem er spracb: „Es gehe hin, Gott
gebe, daß es wohl gerate!" (4. Bild im Rathaus zu Erfurt; aus ihm weicht der Maler in feiner Darstellung von der geschichtlichen Wahrheit ab; er zeigt den alten, tiefgebeugten Vater im Klostergarten, sich ernstlich mühend, den Sohn vom Kloftergelübde abzuhalten.). Bis dahin verbrachte Luther die achtwöchige Wartezeit, die sonst nur vier Wochen dauerte, im Hospiz, einem Gebäude innerhalb des Klosters, in welchem jeder obdachlose Mann Herberge und Beköstigung erhielt. Noch oster erschienen in dieser Zeit seine Freunde, Studenten und Bürger, vor der Klosterpforle. um ihn zurückzuholen. Doch alles war vergeblich; sie wurden nicht einmal vorgelassen. Die Wartezeit füllte Luther durch fleißiges Lesen der Bibel aus. Auch wohnte er den Gottesdiensten der frommen Mönche bet und lernte ihr Leben und Treiben kennen, wie sie ihn kennen lernten.
Als Novize: Nach langen zwei Monaten zog er die weltlichen Kleider ans und legte das Mönchsgewand an, die schwarze
Kutte und Kapuze und den weißen Tuchstreifen (Skapnlier), der über Brust und Rücken bis zu den Füßen geht. Der Neuansge-nommene, Novize genannt, wurde nun auf ein Jabr der Zucht des Novizenmeisters übergeben. Martiuus hatte viel zu lernen, vor allem aufs Wort zu gehorchen. Er mußte sich daran gewöhnen, täglich nur zwei Mahlzeiten, mittags und abends, einzunehmen. Freitags und an den Wochentagen in der Fastenzeit sogar nur eine. Er mußte lernen, mönchisch zu trinken, sitzend und das Gesäß mit beiden Händen haltend. Auch wurde ihm beigebracht, wie er einhergehen müsse, nicht steifnackig, sondern mit zur Erde gerichteten Augen. Die Zelle, die ihm zugewiesen war, durste er nie verlassen, sodaß sein Tun und Treiben darin zu jeder Zeit beobachtet werden konnte. Selbst niedrige Arbeiten blieben ihm im Ansang nicht erspart, so mußte er die Räume auskehren und wohl auch mit dem Bettelsack umherziehen (3. Bild im Rathaus zu Erfurt). Aber alle diese Arbeiten verrichtete er gern, wie er
sich auch leicht an den Gehorsam gewohnte; hoffte er doch, durch
seine Willigkeit und Demut vor Gott angenehm zu werden, und in der Zucht des väterlichen Hauses hatte er eine gute Schule des
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15. Kaiserin Augusta.
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Nächstenliebe in Berlin, Potsdam und Charlottenburg sowie in der Umgebung von Koblenz.
Ihrem Gatten war die Kaiserin eine teilnehmende Lebensgefährtin, ihren Kindern eine gute Mutter, dem Lande eine liebevolle Fürstin.
Ihr schwächlicher Gesundheitszustand brachte es mit sich, daß sie während des Sommers dem Geräusche des Hofes entfloh, um in Baden-Baden oder in Koblenz ein stilleres Leben führen zu können. Trotz der äußern Trennung blieb sie immer im Geiste mit ihrem Gemahl vereint; brieflich nahm sie an seinen Sorgen und Arbeiten Anteil, und der Kaiser machte ihr von jedem wichtigen Ereignis eingehende Mitteilung. Die erste Botschaft der glänzenden Waffentaten der deutschen Heere sandte Kaiser Wilhelm stets an seine Gemahlin.
Vortrefflich sorgte sie für die Erziehung ihrer Kinder. Mit den Lehrern besprach sie den gesamten Unterrichtsplan, wohnte häufig dem Unterrichte persönlich bei und wachte mit Strenge über deren Fleiß. Sie wollte ihre Kinder nicht in stolzer Abgeschlossenheit von den übrigen Menschen erzogen wissen. Wie sie selbst in ihrer Jugend nicht verschmäht hatte, mit den Kindern eines benachbarten Müllers und Köhlers im Walde zu spielen, so wollte sie auch, daß ihre Kinder „menschlich mit Menschen" umgehen lernten.
Nicht bloß ihren Kindern, auch ihren Untertanen war sie eine gute Mutter. Die Wunden, die der Krieg dem Lande schlug, suchte sie nach Kräften zu heilen. Sie richtete Lazarette ein für die Verwundeten, sandte Verbandstoffe und Lebensrnittel auf die Kriegsschauplätze, sorgte für die Hinterbliebenen Witwen und Waisen der gefallenen Krieger, ging selbst von Krankenbett zu Krankenbett, um den Leidenden Trost, Mut und Gottvertrauen einzuflößen. Bei ihrer Fürsorge für Kranken- und Waisenhäuser kannte sie keinen Unterschied der Konfession; katholische wie evangelische Wohltätigkeitsanstalten erfreuten sich der gleichen landesmütterlichen Liebe, und in ihrem Testamente hat sie ebenfalls keinen Unterschied gemacht. Stets war sie darauf bedacht, „den Frieden zu fördern, Streitigkeiten zu schlichten, Härten zu mildern". Dienstboten, die eine Reihe von Jahren ihrer Herrschaft treu gedient hatten, schmückte sie mit einem goldnen Kreuze; Frauen und Jungfrauen, die sich den Werken der christlichen Nächstenliebe mit Eifer und Hingebung widmeten, belohnte sie durch Verleihung des Luisenordens.
So ist die erlauchte Fürstin ihrem Volk ein erhabenes und erhebendes Vorbild geworden. Selbst einst ein fleißiges und lernbegieriges Kind, ruft ihr Beispiel den Kindern zu: „Seid fleißig, wie ich es war!" Ihre reine Freude an den Schönheiten der Natur mahnt die heranwachsenden Jungfrauen zur Herzensreinheit. Indem sie Wohltaten spendend, Leiden lindernd einherging, predigte sie ohne Worte christliche Nächstenliebe.
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Extrahierte Personennamen: Augusta Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Potsdam Charlottenburg Koblenz Baden-Baden Koblenz
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V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
15. Kaiserin Augusta.
Am 7. Januar 1890 folgte die erste Kaiserin des neuen Deutschen Reiches im Alter von 79 Jahren ihrem Gemahl ins Grab. Eine der edelsten und hochsinnigsten Fürstinnen hat Deutschland durch diesen Tod verloren.
Die Heimgegangene Fürstin war eine Freundin der Blumen, der Tiere und der Menschen. In dieser Liebe offenbarte sie ihr edles, gutes Herz. Schon als Kind zeigte sie für Blumenzucht sowie für alle Schönheiten der Natur eine lebhafte Vorliebe. Am liebsten verweilte sie an den Orten ihrer thüringischen Heimat, wo sich dem Auge eine schöne Aussicht auf herrliche Landschaften bietet. Der Rosengarten zu Dornburg war einer ihrer liebsten Aufenthaltsorte. In dem Kaiserlichen Palais zu Berlin hat sie den Wintergarten angelegt „voller Palmen und Blumen". Das lebensgroße Bild ihres Gemahls, das in ihrem Arbeitszimmer an der Rückwand des Schreibtisches angebracht war, faßte kein schwerer Goldrahmen ein, sondern eine Efeustaude schlang darum ihre lebendigen Zweige. Die herrlichen Gartenanlagen, die das Schloß Babelsberg bei Potsdam umgeben, sind unter ihrer kundigen Anleitung geschaffen worden. Die schönen Rheinanlagen bei Koblenz verdanken der für Naturschönheiten begeisterten Kaiserin ihre Entstehung.
Die nämliche Vorliebe, die sie für die Schönheiten der Pflanzenwelt zeigte, bekundete sie auch für die Tierwelt. Wenn sie in ihren Kinderjahren in den Geflügelhof kam, der in der Nähe des väterlichen Schlosses lag, war sie stets von einem dichten Schwarm von Hühnern und Tauben umgeben, die so zutraulich waren, daß sie das Futter aus ihrer Hand nahmen.
Mit ungleich größerer Liebe umfaßte sie die Menschen. Keinen Stand schloß sie von dieser Liebe aus. Künstler und Gelehrte scharte sie an ihrem Hose um sich und hörte gern von ihnen, was ihr unbekannt war. Nicht geringere Sorgfalt wandte sie dem Handwerkerstande zu. Der Gesellenvater Kolping war häufig ihr Gast in Koblenz und empfing zur Förderung seines edeln Werkes reichliche Spenden. Ebendaselbst errichtete sie die Handwerkerstiftung zur Unterstützung braver Handwerkerfamilien.
Allen, die der Hilfe bedürftig waren, widmete sie ihre landesmütterliche Liebe und Sorgfalt. Auf ihren Reisen besuchte sie vorzugsweise die Kranken- und Waisenhäuser, sprach den Hilfsbedürftigen liebreich Trost zu und ließ reiche Geschenke zurück. Eine Menge wohltätiger Anstalten und Einrichtungen hat sie entweder selbst ins Leben gerufen oder mit königlicher Freigebigkeit und mit sachverständigem Rate gefördert. Am meisten erfreuten sich ihrer hohen Fürsorge die Anstalten christlicher
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Augusta Kolping
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Dornburg Berlin Babelsberg Potsdam Koblenz Geflügelhof Koblenz
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in Klöstern lebten und mit Krankenpflege und dem Unterrichte der Jugend sich beschäftigten. Die Ritter trugen einen Weißen Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Das schwarze Kreuz war überhaupt das Zeichen für sämtliche Mitglieder des Ordens.
So lange die ursprüngliche ernste Zucht im Orden herrschte, war derselbe mächtig und geehrt, und es gab damals in ganz Europa kein besser geordnetes Staatswesen, als das des Ordens. Allmählich aber verfiel die Zucht; durch mehrere unglückliche Kämpfe gegen die Litauer wurde die Wehrkraft des Ordens säst vernichtet. Der König von Polen zwang am Ende des 15. Jahrhunderts die Ritter, ihn als ihren Oberlehensherrn anzuerkennen. Der letzte Hochmeister war Albrecht von Brandenburg. Er nahm die protestantische Lehre an und verwandelte das Ordensland in ein weltliches Herzogtum.
3. Vom großen Kurfürsten.
Kurfürst Friedrich Wilhelm trat im Jahre 1640 die Regierung der Markgrafschaft Brandenburg an. Er war erst zwanzig Jahre alt; gleichwohl besaß er einen ernsten Sinn, große Erfahrung in den Staatsgeschäften und einen festen Willen. In seiner Jugend war er von seinem Vater nach Holland auf die hohe Schule nach Leyden geschickt worden, damit er da etwas Rechtschaffenes lerne. Als man ihn bei Hofe im Haag zu einem fündhaften Leben verführen wollte, fprach er das schöne Wort: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig, daß ich unverzüglich den Haag verlasse." Ans diesen Worten erkannte der Statthalter der Niederlande den hohen Sinn des Prinzen und sprach zu ihm: „Vetter, Ihr habt das getan, Ihr werdet noch mehr tun. Des Größten und Edelsten ist fähig, wer sich selbst zu besiegen vermag."
Bei seinem Regierungsantritt war die Mark Brandenburg in einem traurigen Zustande infolge des noch immer dauernden dreißigjährigen Krieges. Friedrich Wilhelm war zu schwach, um sein Land gegen die Schweden zu verteidigen: er schloß darum (1642) einen Waffenstillstand mit ihnen und nahm an dem Kriege keinen weiteren Anteil. Die Zeit der Ruhe benützte er zur Heilung der Kriegsschäden und zur Ausbildung eines zwar nicht großen, aber tüchtigen Heeres. Sein bester General war der „alte Derflinger".*) Derselbe war in Böhmen geboren, hatte in seiner Jugend das Schneiderhandwerk erlernt, war während des dreißigjährigen Krieges Soldat im Heere des Kur-sürsten von Sachsen geworden, später in das schwedische Heer übergetreten und bis zum Generalmajor aufgerückt. Nach dem
*) Vgl. im Anhang das Gedicht: Der Derflinger.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Derflinger
Extrahierte Ortsnamen: Europa Holland Niederlande Brandenburg Schweden Sachsen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
182 Paul Gerhardt.
Ueberzeugung ergeben, ohne jedoch mit seinen Gesinnungsgenossen in den Fehler unchristlichen Eiserns und Lästerns zu verfallen. Er ließ sich in dieser Beziehung niemals Etwas zu Schulden kommen und erfreute sich deshalb der besonderen Gunst und Gnade des Kurfürsten, welcher sich nebst seiner Gemahlin Luise Henriette an den frommen geistlichen Liedern Gerhardt's innig erquickte. Als aber Friedrich Wilhelm mit dem Plane einer Vereinigung der beiden Kirchen hervortrat, fand er auch bei dem sonst so stillen und bescheidenen Diakonus lebhaften Widerstand, und dieser wandte als Theil-nehmer des vom Kurfürsten angeordneten Religionsgespräches seinen ganzen Einfluß an, um dies Unternehmen scheitern zu lassen. Ebenso gehörte er zu denjenigen, welche sich entschieden weigerten, den geforderten Revers wegen Vermeidung beleidigender Reden gegen die Reformirten zu unterzeichnen. Er wurde vor das Consistorium gefordert, wo der Oberpräsident von Schwerin ihn durch die freundlichsten, aber zugleich dringendsten Vorstellungen zur Unterschrift zu bewegen suchte. Er sagte ihm: „Das gute Zeugniß, welches eure Gemeinde über euch ablegt, die Liebe, die ihr allenthalben genießt, und das Vertrauen, mit dem man euch entgegenkommt, dies Alles läßt uns hoffen, daß ihr nicht allein ein treuer Diener eurer Kirche, sondern auch ein treuer Unterthan unseres durchlauchtigsten Kurfürsten seid. Ich kann euch nur das rühmlichste Zeugniß geben, daß ihr jederzeit bei allem euerem Festhalten au dem lutherischen Bekenntnisse doch mit Mäßigung und christlicher Duldsamkeit über die streitigen Lehrpnnkte euch ausgelassen und namentlich auf der Kanzel euch fern und frei gehalten habt von jeder Erbitterung. Auf euch hat Seine kurfürstliche Durchlaucht zur Wiederherstellung des Kirchenfriedens nicht wenig gerechnet." — Gerhardt erwiderte hierauf, daß, wenn er wirklich bisher in seinem Amte und Leben dem Kurfürsten zu keiner Ungnade Anlaß gegeben habe, man ihm auch für die Folgezeit ohne die Unterschrift des Reverses solches zutrauen möge; em treulich und ehrlich gemeintes Versprechen müsse hinreichen. Da man dennoch in ihn drang, die Unterschrift zu leisten, blieb er mit aller Ruhe und Festigkeit dabei, daß dies seinem Gewissen zuwider sei. Der Präsident bat ihn, acht Tage Bedenkzeit anzunehmen ; erst willigte er ein, gleich darauf aber stand er auf und sprach: „Hochwürdige und gnädige Herren, ich habe ein Versprechen gegeben, das ich nicht halten kann. Ich darf die acht Tage Bedenkzeit nicht annehmen, ich weiß, daß ich mich in meinen Gedanken nicht ändern werde. Das Zeugniß, welches ich heute abgelegt, werde ich, so wahr mir Gott helfe, ablegen bis zu meinem Tode. Ich kann den Revers nun und nimmermehr unterschreiben. Ich bin ein Knecht meines Herrn, ich stehe und falle meinem Herrn." So wurde denn auch gegen ihn die Absetzung ausgesprochen. Aber sofort regte es sich in der ganzen Bürgerschaft. Man konnte und wollte es nicht glauben, daß der treffliche und so milde Mann der Stadt entrissen werden sollte. Die Bürgerschaft und sämmtliche Gewerke wandten sich an den Magistrat, damit dieser Fürsprache beim Kurfürsten einlegte. Aber die Vorstellungen des Magistrats vermochten des Kurfürsten Unwillen nicht zu besänftigen, denn gerade wegen des großen Ansehens, in welchem Paul Gerhardt stand, fürchtete er um so mehr, daß das Beispiel seines Widerspruchs eine gefährliche Wirkung haben würde. Selbst die gesammten Stände der Mark trugen
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Extrahierte Personennamen: Paul_Gerhardt Luise_Henriette Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Gerhardt Paul_Gerhardt
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
442 Alt-lutherische Gemeinden; die Zillerthaler.
das bevorstehende Säcularfest der Reformation in der Vereinigung der bisherigen reformirten und lutherischen Hof- und Garnison-Gemeinde zu Potsdam zu Einer evangelisch-christlichen Gemeinde feiere und mit derselben das heilige Abendmahl genießen werde, so hoffe Ich, daß dies Mein eigenes Beispiel wohlthuend auf alle protestantischen Gemeinden in Meinem Lande wirken und eine allgemeine Nachfolge im Geiste und in der Wahrheit finden möge. Der weisen Leitung der Consistorien, dem frommen Eifer der Geistlichen und ihrer Synoden überlasse Ich die äußere Form der Vereinigung, überzeugt, daß die Gemeinden in ächt christlichem Sinne dem gern folgen werden, und daß überall, wo der Blick nur ernst und aufrichtig, ohne alle unlauteren Nebenansichten, auf das Wesentliche und die große heilige Sache selbst gerichtet ist, auch leicht die Form sich finden, und so das Aeußere aus dem Inneren einfach, würdevoll und wahr von selbst hervorgehen wird. Möchte der verheißene Zeitpunkt nicht mehr fern sein, wo unter einem gemeinschaftlichen Hirten Alles in Einem Glauben, in Einer Liebe und in Einer Hoffnung sich zu Einer Heerde bilden wird."
Die königliche Absicht fand in einem großen Theile der protestantischen Kirche sehr freudige Ausnahme, obwohl sich von vorn herein auch viele Stimmen gegen die Ausführbarkeit des edel gedachten Planes vernehmen ließen. Als jedoch später auf Befehl des Königs eine gemeinsame Agende (Formulare für die gottesdienstliche Ordnung) im Sinne und Geiste der Union zur Einführung in allen protestantischen Kirchen, auch wo die Union von den Gemeinden nicht angenommen war, ausgearbeitet worden, widersetzte sich eine Anzahl lutherischer Gemeinden (besonders in Schlesien) diesem Vorhaben, indem sie das Wesentliche des lutherischen Bekenntnisses in der unirten Agende vernachlässigt fanden und deshalb ihre alte lutherische Liturgie beibehalten wollten. Vergeblich erklärte der König durch eine Cabinetsordre vom Jahre 1834, daß die Union kein Aufgeben des bisherigen Glaubensbekenntnisses bedeute und die Autorität der besonderen lutherischen oder reformirten Bekenntnißschriften dadurch nicht aufgehoben werden solle; vielmehr werde durch den Beitritt zur Union nur der Geist der Milde ausgedrückt, welcher ungeachtet der Verschiedenheit einzelner Lehrpunkte doch die äußerliche kirchliche Gemeinschaft mit der anderen Confession annehmen wolle; mit der Einführung der gemeinsamen Agende solle endlich kein Zwang zur Union stattfinden. Die vorhandene Aufregung in jenen Gemeinden wurde durch die unvorsichtige Anwendung einzelner Gewaltmaßregeln nur erhöht, und es bildeten sich neben der unirten Landeskirche eine nicht unerhebliche Anzahl von sogenannten alt-lutherischen Gemeinden, welche durch die Verfolgung gerade zu einem um so regeren inneren Leben angereizt wurden und später (1845) die Anerkennung des Staates als eine erlaubte Religionsgesellschaft mit einem besonderen Kirchenregimente erlangten.
Wie Friedrich Wilhelm in seinen Bestrebungen für eine Union dem Beispiele seiner Ahnen folgte, so auch darin, daß er sich als der Schirm- und Schutzherr der evangelischen Kirche, selbst in fremden Ländern, erwies. Als die evangelischen Christen im Zillerthale in Throl Bedrückungen in der Ausübung ihres Glaubens erfuhren, bot ihnen der König von Preußen ein neues Vaterland in Schlesiens lieblichen Fluren an. Gegen 500 an der Zahl,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Die Niederungen. 25
Stellen weiter zu entwässern und den Boden fruchtbar zu machen. In
Entfernungen von etwa 20 m ließ er lange, breite und tiefe Gräben
ziehen, in denen sich das noch vorhandene Wasser sammelte. Ferner ließ
er den unter dein Moorboden liegenden Sand und Kies herausheben und
beide Bodenarten miteinander mischen. So erhielt er ein ertragsfähiges
Ackerland. Viele Drömlingsbewohner haben bei starkem Frost in derselben
Weise Gräben gezogen und die Erde auf die dazwischen liegenden Landstreifen
geworfen, fo daß Dämme entstanden (Moordammkultur). Der fruchtbare
Äcker belohnt in jedem Jahre diese Mühe. Welches herrliche Bild bietet
heute der Drömling demjenigen, der ihm im Sommer einen Besuch ab-
stattet! In den weiten Roggenfeldern steigt trillernd die Lerche in die Lust;
in den üppigen Weizenfeldern, deren brauner Boden mit Düngesalzen bestreut
wurde, schlägt die Wachtel. An Landfrüchten finden wir Zuckerrüben und
Kartoffeln. Dort breitet sich sogar ein breites Flachsfeld aus. Im Juni
fahren die Drömlingsbewohner von ihren Wiesen große Massen von
duftendem Heu heim, das den gutgenährten Pserden, den buntscheckigen
Rindern und den Schafen zur Nahrung dient. Die Kanäle und Grüben
sind vou Büschen, Pappeln oder Birken eingeschlossen, die Chansseen und
Wege von Apfel- und Pflaumenbäumen. In den Gewässern finden wir
Fische und Krebse. Durch drei Eisenbahnen und gepflegte Chausseen stehen
die Drömlingsbewohner mit den nächsten Städten im Verkehr. So ist
dnrch saure Arbeit der Bewohner und Fürsorge der preußischen Regierung
der Drömling für seine Bewohner zu einer Quelle des Segens geworden.
5. Lobenswerte Eigenschaften der Drömlingsbewohner.
Jede größere Gemeinde besitzt ein Gotteshaus; die kleineren Orte
sind zu einer Pfarrgemeinde vereinigt. In einem Falle gehören 7 Dörfchen
zusammen. Da ist häufig der Weg zur Kirche weit und im kalten Winter
oder im heißen Sommer oder bei Regenwetter gerade nicht angenehm.
Trotzdem sehen wir, wie die Drömlinger an jedem Sonntage in großer
Zahl zu ihrem Gotteshause wandern. Die Frömmigkeit äußern die
Drömlingsbewohner auch durch die Tat. Wie sind in Feuersgesahr alle
Dorfbewohner bemüht, den Brand zu löschen! Zu den Richtefesten liefern
die Frauen in freigebiger Weise Wurst, Schinken, Speck, Eier, Käse,.
Brot und andere Nahrungsmittel. Das Richtefest wird gleichsam als ein
Geineindesest gefeiert. Außer dieser Freigebigkeit zeigen die Drömlings-
bewohner einen hohen Grad von Ehrlichkeit. Ans vielen Weideplätzen
des Drömlings weiden noch heute Rinderscharen, von Drahtzäunen ein-
geschlossen, vom Frühling bis in den Herbst hinein. Es kommt nicht
vor, daß ein Stück Vieh gestohlen wird. Erst in der neueren Zeit versieht
man die Wohnhäuser mit Schlössern; früher standen die Wohnräume der
Hänser unverschlossen da; jedermann konnte sofort eintreten. Die Dröm-
linger sind ferner bekannt durch ihre Tapferkeit. Das Eigentum, das
sie im Kampfe mit den Naturmächten errungen haben, lieben sie und
verteidigen es bis zum letzten Blutstropfen. Als die räuberischen Schweden
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Die Niederungen. 39
Stellen weiter zu entwässern und den Boden fruchtbar zu machen. In
Entfernungen von etwa 20 in ließ er lange, breite und tiefe Gräben
ziehen, in denen sich das noch vorhandene Wasser sammelte. Ferner ließ
er den unter dem Moorboden liegenden Sand und Kies herausheben und
beide Bodenarten miteinander mischen. So erhielt er ein ertragsfähiges
Ackerland. Viele Drömlingsbewohner haben bei starkem Frost in derselben
Weise Gräben gezogen und die Erde auf die dazwischen liegenden Landstreifen
geworfen, so das; Dämme entstanden (Moordammkultur). Der fruchtbare
Äcker belohnt in jedem Jahre diese Mühe. Welches herrliche Bild bietet
heute der Drömling demjenigen, der ihm im Sommer einen Besuch ab-
stattet! In den weiten Roggenfeldern steigt trillernd die Lerche in die Luft;
in den üppigen Weizenfeldern, deren brauner Boden mit Düngesalzen bestreut
wurde, schlägt die Wachtel. An Landfrüchten finden wir Zuckerrüben und
Kartoffeln. Dort breitet sich sogar ein breites Flachsfeld aus. Im Juni
fahreu die Drömlingsbewohner von ihren Wiesen große Massen von
duftendem Heu heim, das den gutgenährten Pferden, den buntscheckigen
Rindern und den Schafen zur Nahrung dient. Die Kanäle und Gräben
sind von Büschen, Pappeln oder Birken eingeschlossen, die Chausseen und
Wege von Apfel- und Pflaumenbäumen. In den Gewässern sinden wir
Fische und Krebse. Durch drei Eisenbahnen und gepflegte Chausseen stehen
die Drömlingsbewohner mit den nächsten Städten im Verkehr. So ist
durch saure Arbeit der Bewohner und Fürsorge der preußischen Regierung
der Drömling für seine Bewohner zu einer Quelle des Segens geworden.
5. Lobenswerte Eigenschaften der Drömlingsbewohner.
Jede größere Gemeinde besitzt ein Gotteshaus; die kleineren Orte
sind zu einer Pfarrgemeinde vereinigt. In einem Falle gehören 7 Dörfchen
zusammen. Da ist häusig der Weg zur Kirche weit und im kalten Winter
oder im heißen Sommer oder bei Regenwetter gerade nicht angenehm.
Trotzdem sehen wir, wie die Drömlinger an jedem Sonntage in großer
Zahl zu ihrem Gotteshause wandern. Die Frömmigkeit äußern die
Drömlingsbewohner auch durch die Tat. Wie sind in Feuersgesahr alle
Dorfbewohner bemüht, den Brand zu löfchen! Zu den Richtefesten liefern
die Frauen in freigebiger Weise Wurst, Schinken, Speck, Eier, Käse,
Brot und andere Nahrungsmittel. Das Richtefest wird gleichsam als ein
Gemeindefest gefeiert. Außer dieser Freigebigkeit zeigen die Drömlings-
bewohner einen hohen Grad von Ehrlichkeit. Auf vielen Weideplätzen
des Drömlings weiden noch heute Rinderscharen, von Drahtzäunen ein-
geschlossen, vom Frühling bis in den Herbst hinein. Es kommt nicht
vor, daß ein Stück Vieh gestohlen wird. Erst in der neueren Zeit versieht
man die Wohnhäuser mit Schlössern; früher standen die Wohnräume der
Häuser unverschlossen da; jedermann konnte sofort eintreten. Die Dröm-
linger sind ferner bekannt durch ihre Tapferkeit. Das Eigentum, das
sie im Kampfe mit den Naturmächten errungen haben, lieben sie und
verteidigen es bis zum letzten Blutstropfen. Als die räuberischen Schweden
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Bei ihrem Einzge in Berlin war ihre erste That, die Armen Berlins zu be-schenken. Diese erste That in der neuen Heimat blieb das leitende Prinzip ihres ganzen weiteren Lebens. Auch gewhrte sie, getreu den berlieferungen ihres vterlichen Hauses, den Knsten und Wissenschaften eine heimische Sttte. Am 18. Oktober 1831 schenkte sie ihrem hohen Gemahl einen Sohn, den Prinzen Friedrich Wilhelm (den nachmaligen Kaiser Friedrich Iii.), und am 3. De-zember 1838 eine Tochter, Prinzessin Luise, die jetzige Groherzogin von Baden. Soviel es anging, war die Mutter in der Nhe ihrer Kinder, und leitete nach guter Mtter Art selbst die Erziehung. Sie hielt sie vor allem zur Einfachheit, Gottesfurcht und Nchstenliebe an. Wenn die Prinzessin von Preußen, die Kaiserin Augusta, keinen anderen Ruhmestitel bese, als die Weise, wie sie ihre Kinder erzogen, so wre ihr schon damit der Dank, die Anerkennung des deutschen Volkes gesichert." Seit dem Jahre 1850 lebte die Prinzessin mit ihtem Gemahl, der zum Gouverneur der Rheinlande und Westfalens ernannt worden war, in Koblenz. Diese Stadt erfreute sich der ganz besonderen Gunst der hohen Frau; die schne Rheinanlage ist ihr Werk. Oft und gerne kehrte die sptere Kaiserin nach Koblenz zurck. Die Teil-nhme, die sie den Wohlthtigkeitsanstalten zuwendete, gewannen ihr die Gunst und die Liebe der Bevlkerung. Diesen Bestrebungen der Nchstenliebe blieb die hohe Frau auch spter in Berlin als Knigin und als Kaiserin treu. Die nun folgenden Kriege gaben ihr reichliche Gelegenheit, diese Gesinnung zu bethtigen. Um die Krankenpflege fr den Krieg einheitlich zu ordnen, stiftete sie das Central-Komitee fr freiwillige Krankenpflege. Im Jahre 1866 schuf sie den vaterlndischen Frauenverein, der nicht allein die Kranken und Verwundeten des Krieges pflegen, sondern auch im Frieden den Notleidenden aller Art Hilfe spenden sollte. Der deutsch-franzsische Krieg bot der Sa-mariterin auf dem Throne ein reiches Arbeitsfeld. Stets war sie bereit, mit den zahlreichen Vereinen, deren Mittelpunkt sie bildete, die Wunden des Krieges zu heilen. Auch nach dem Kriege, als die Kaiserkrone sie zierte, arbeitete sie rstig weiter an den Werken der Barmherzigkeit; daneben war sie stets bemht, die in Wissenschaft und Kunst hervorragenden Männer um sich zu versammeln. Am 7. Januar 1890 folgte die erste deutsche Kaiserin, die Wohlthterin der Menschheit, ihrem hohen Gemahl in die Ewigkeit nach. Ihre Werke der Barmherzigkeit und Nchstenliebe aber tragen fort und fort ihre Frchte.
97.
Die Kaiser Friedrich Iii. und Wilhelm H.
1. Kaiser Friedrich Iii., 9. Mrz bis 15. Juni 1888, der Sohn Wilhelms I., geboren 18. Oktober 1831, erklrte bei seinem Regie-
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich Luise Augusta Friedrich_Iii Friedrich Wilhelm_H. Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich Wilhelms_I. Wilhelms_I.
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlins Baden Rheinlande Westfalens Koblenz Rheinanlage Koblenz Berlin
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treffliche Erziehung. Die junge Prinzessin hatte das Glck, unter den Augen Goethes aufzuwachsen.
Am 11. Juni 1829 vermhlte sie sich mit dem Prinzen Wilhelm, dem zweiten Sohne des Knigs Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen. Bei ihrem Einzge in Berlin war ihre erste That. die Armen Berlins zu beschenken. Diese erste That in der neuen Heimat blieb das leitende Prinzip ihres ganzen weiteren Lebens. Auch gewhrte sie, getreu den berlieferungen ihres vter-lichen Hauses, den Knsten und Wissenschaften eine heimische Sttte.
Am 18. Oktober 1831 schenkte sie ihrem hohen Gemahl einen Sohn, den Prinzen Friedrich Wilhelm (den nachmaligen Kaiser Friedrich Iii.}, und am 3. Dezember 1838 eine Tochterv Prinzessin Luise, die jetzige Groher-zogin von Baden.
Soviel es anging, war die Mutter in der Nhe ihrer Kinder, und leitete nach guter Mtter Art selbst die Erziehung. Sie hielt sie vor allem zur Einfachheit. Gottesfurcht und Nchstenliebe an. Wenn die Prinzessin von Preußen, die Kaiserin Augusta, keinen anderen Ruhmestitel bese, als die Weise, wie sie ihre Kinder erzogen, so wre ihr schon damit der Dank, die Anerkennung des deutschen Volkes gesichert."
Seit demzahrei850 lebte die Prinzessin mit ihrem Gemahl, der zum Gouverneur der Rheinlande und Westfalens ernannt worden war, in Koblenz. Diese Stadt erfreute sich der ganz besonderen Gunst der hohen Frau; die schne Rheinanlaae ist ihr Werk. Oft und gerne kehrte die sptere Kaiserin nach Koblenz zurck. Die Teilnahme, welche sie den Wohlthtigkeitsanstalten zuwendete, gewannen ihr die Gunst und die Liebe der Bevlkerung.
Diesen Bestrebungen der Nchstenliebe blieb die hohe Frau auch spter in Berlin als Knigin und als Kaiserin treu. Die nun folgenden Kriege gaben ihr reichliche Gelegenheit, diese Gesinnungen zu bethtigen. Um die Krankenpflege fr den Krieg einheitlich zu ordnen, stiftete sie, das Central-Komitee fr freiwillige Krankenpflege. Im Jahre 1866 schuf sie den vater-lndischen Frauenverein, der nicht allein die Kranken und Verwundeten des Krieges pflegen/ sondern auch den Notleidenden aller Art im Frieden Hilfe spenden sollte. Der deutsch-franzsische Krieg bot der Samariterin auf dem Throne ein reiches Arbeitsfeld. Stets war sie bereit, mit den zahlreichen Vereinen, deren Mittelpunkt sie bildete, die Wunden des Krieges zu heilen. Auch nach dem Kriege, als die Kaiserkrone sie zierte, arbeitete sie rstig weiter an den Werken der Barmherzigkeit; daneben war sie stets bemht, die in Wissenschaft und Kunst hervorragenden Männer um sich zu versammeln.
Am 7. Januar 1890 folgte die erste deutsche Kaiserin, die Wohlthterin
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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