Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die neue Zeit - S. 363

1877 - Leipzig : Brandstetter
I 363 4. Um den König ganz in ihre Gewalt zu bekommen, hatten die Freiheitsmänner von Paris den Plan entworfen, ihn für immer nach Paris zu bringen. Orleans und seine Helfershelfer schlossen sich dieser Partei an und erregten durch künstliche Mittel eine Brodtheuerung, indem sie die Kornwagen unterwegs auffingen. Nun wurde ausgesprengt, der König und die Aristokraten (so nannte man die Hofpartei) wollten Paris aushungern. Am 5. Oktober sammelte sich vor dem Rathhause eine Menge Weiber, mit Aexten, Spießen und Säbeln bewaffnet; die Fischweiber, „die Damen der Halle" genannt, spielten die Hauptrolle, aber auch Männer in Weiberkleidern sah man unter ihnen. Orleans hatte sie mit Geld und Branntwein beschenkt, das Rathhaus wurde erstürmt, die Waffen von den Weibern in Beschlag genommen. Nachdem sie getobt und gelärmt hatten, hieß es: „Nach Versailles I nach Versailles!" Ein Lumpenkerl, mit Namen Maillard, stellte sich an ihre Spitze und so brachen sie nach Versailles auf. Lafayette, der aus dem nordamerikanischen Freiheitskriege wohlbekannte Held, bot die Nationalgarde aus, um dem Pöbel Einhalt zu thun; aber die Nationalgardisten zwangen ihn selber, sie nach Versailles zu führen. „Wir kämpfen nicht gegen verhungerte Weiber I" riefen sie drohend. Schon war der Abend eingebrochen und der Regen goß in Strömen herab; aber das hinderte den Haufen nicht, mit 20 Kanonen abzuziehen. Die Weiber waren schon um Mittag in Versailles und mit Gesang und Trommelschlag zogen sie in die Nationalversammlung. Maillard, den bloßen Säbel schwingend, mit einem Weibe neben sich, welches an einer langen Stange eine Trommel trug, hielt im Namen des Volkes eine Rede. „Wir haben kein Brod," rief er, „wir wissen, der König und seine Minister sind Verräther; aber der Artn des Volkes ist erhoben, sie zu zerschmettern!" Die Worte würden von seinen Begleitern mit den heftigsten Drohungen gegen den König und die Königin begleitet. Darauf brang die ganze Rotte der Weiber tobenb und lärmenb in den Saal und mischte sich unter die Abgeorbneten, Ein Weib bemächtigte sich sogar des Präsibentenstuhles und ahmte mit der Glocke in der Hctnb die Verrichtungen des Präsibenten nach. Dann holten sie Lebensmittel und Wein herbei, tranken und sangen, fluchten und schimpften wilb durch einanber und erstickten fast mit ihren Liebkosungen mehrere der Abgeorbneten. Die Versammlung suchte sie zu beruhigen und der Präsibent selbst führte einige in's Schloß zum Könige. Dieser gab ihnen die gütigsten Versprechungen, ja umarmte sogar eines dieser Weiber, weil sie ihm nur unter dieser Bebingung glauben wollten. Dann lagerten sie sich wie Soldaten auf dem großen Parabeplatze, zünbeten Feuer an, tranken und fangen um die Wette. Gegen Mitternacht traf auch die Pariser Nationalgarbe ein. Der eble Lafayette, welcher sowohl ein Freund der Freiheit, als voll Rechtlichkeit und Ehrliebe war, hatte Alles aufgeboten, um fernere Ausbrüche der rohen Leibenschaften zurückzuhalten. Er hatte zuvor den Haufen

2. Uebersicht der Weltgeschichte in synchronistischen Tabellen - S. 89

1873 - Breslau : Kern
V. Zeitraum. Labinetskriegs-Zeitalter 1740—1789. 89 Kabinetskriege. Amerika. Culturgeschichte. Bairi scher Erbfolgekrieg 1778 —79, endet ohne eine Schlacht durch den Frieden zu Teschen 1779, 13. Mai. Fehler Kabinetskrieg 1787—92, Türkei erklärt Russland den Krieg 1787, 24. Aug., Oesterreich an die Türkei 1788, 9. Febr., Schweden an Russland 23. Juni, Dänemark an Schweden 19. Aug., Schlacht bei Fockschani 1789, Türken besiegt. Schlacht bei Martinjesti 22. Sept., desgl. Friede von Werelä mit Schweden und Dänemark 1790, 16 Aug. Friede von Jassy mit den Türken 1792. Unabhärigigkeits - Erklärung 17-76, 7. Juli. Kapitulation von Saratoga, 1777, Folge davon: Franklin, Bündniss mit Frankreich 1778. Spaniens Anerkennung als Freistaat 1779. Schlacht bei Carnden 1780. Schlacht bei Jamestown 1781. Seeschlacht bei Dominica 1782. Kriede \ u Versailles, 1783. Preußen erkennt den Staat erst 1785 an. Verfassung von 1789. Jesuiten aus Spanien vertrieben 1767. Panorama (Breisig) 1767. Winkelmann und Sterne t 1768. Enke berechnet die Entfernung der Sonne auf 20,682,329 Meilen. Cooks Reisen 1768—79, 3mal um die Welt. Der erste Blitzableiter in Deutschland (Jakobi-Kirchthurm in Hamburg) 1769. Stolberg, Voß, Hölty, Thümmel, Pfeffel, Bürger um 1770. Abschaffung der Tortur in Sachsen 1770. Weimar, durch Karl August das deutsche Athen. Sein Freundschastsbund auf Du und Du mit Göthe. Gründung d. Seehandlung in Berlin 1772. Aufhebung des Jesuitenordens 1773. Phosphor aus Knochen durch Scheele 1776. Illuminatenorden durch Weißhaupt in Ingolstadt 1776. I. Zeitraum. Revolutions-Zeitalter 1789—1815. Das übrige Europa. Die Übrigen Erdtheile. Kriege. Culturgeschichte. Karl Iv. v. Spanien 1788—1808, Aufhebung des fal. Gesetzes , daher weibl. Erbfolge. Selim Iii.,Reformen, daher Aufstände der Janitfcharen 1789 —1807. Verfassung der Verein. Staaten 6. April. Washington, Präsident, 1789-1797. Juli. Graf Artois (Karl X.) und das auswärtige Frankreich; Hauptsitz Koblenz. Galvani entdeckt die Berührungs-Electricität 1786. Hermstädt in Berlin, Sauerstoffgas aus Braunstein. Chladny, Klangfiguren 1787. Der Papst nennt von jetzt an die prmß. Könige nicht mehr „Markgrafen von Brandenburg." Wöllmers Religions-Edikt 1788. Rouget de Lisle (f 1835), Dichter und Komponist der Marseillaise. Abfall Belgiens von Oesterreich. 5. Apr. Schutzbündnis Polens mit Preußen. Guillotin (f 1814), Arzt in Paris, erfindet die Guillotine. Knigge f (Umgang mit Menschen). 3. Mai. Konstitution in Polen; Ponia-towski, erblicher König. Belgien wieder unterworfen. Gustav Iii. v. Schweden in Aachen; Pläne gegen Frankreich. Staat Vermont. Neger-Aufstand in St. Domingo. Manifest von Koblenz. Mozart und Mirabeau f.

3. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 240

1875 - Münster : Coppenrath
— 240 — Zug nach Versailles. — Am 5. Oktober 1789 brach in Paris ein neuer Tumult als Folge einer großen Brodtheuerung aus, ein Tumult, der alle übrigen an Gräßlichkeit überbot. Ein roher Haufen Weiber, unter denen die Fischweiber — die sogenannten Damen der Halle — die Hauptrolle spielten, zog mit dem Schrei: „Brod! Brod! — Nach Versailles! Nach Versailles!" — durch die hungernde Hauptstadt. Männer, als Weiber verkleidet, schloffen sich dem Gesindel an. Das Rathhaus wurde erstürmt, Waffen und Kanonen von den wüthenden Weibern fortgeführt. Mit jedem Augenblicke wuchs die tobende Menge, und immer wüthender und allgemeiner wurde das Geschrei: „Brod! Brod! — Nach Versailles! Nach Versailles!" Lafayette, derselbe, welcher an dem amerikanischen Freiheitskriege so thätigen Antheil genommen hatte und jetzt Befehlshaber der Nationalgarde war, ließ diese unter Waffen treten, um das Gesindel auseinander zu treiben. „Wir fechten nicht gegen verhungerte Weiber!" riefen die Garden und forderten selbst, nach Versailles geführt zu werden. Vergehens suchte Lafayette durch Bitten und Ermahnungen die Aufrührer zu besänftigen. Ihn größeres Unglück zu verhüten, gab er der Gemalt nach; und ungeachtet der Abend schon einbrach, und der Regen in Strömen vom Himmel goß, brach der Haufe mit zwanzig Kanonen unter wildem Freudengeschrei nach Versailles auf. Gegen Mittag langte der Vortrab der Weiber mit ihren männlichen Alliirten unter Gesang und Trommelschlag in Versailles an. Ihr erster Besuch galt der Nationalversammlung. Ein roher Mensch, Maillard, den bloßen Säbel schwingend, mit einem Weibe neben sich, welches an einer- langen Stange eine Trommel trug, hielt im Namen des Volkes eine Rede. „Wir haben kein Brod," rief er, „wir wissen, der König und seine Minister sind Verrathet; aber der Arm des Volkes ist erhoben, sie zu zerschmettern." Diese Worte wurden von seinen Begleitern mit den heftigsten Drohungen gegen den König und die Königin begleitet. Darauf drang die ganze Rotte der Weiber tobend und lärmend in den Saal und mischte sich unter die Abgeordneten. Ein Weib bemächtigte sich sogar des Sitzes des Präsidenten und ahmte, mit der Glocke in der Hand, seine Verrichtungen nach. Dann holten sie Lebensmittel und Wein herbei, tranken, sangen, fluchten, schimpften und schrieen wild durcheinander. Die Versammlung suchte vergebens sie zu beruhigen; der Präsident selbst führte einige Weiber in's Schloß zum Könige. Dieser gab ihnen

4. Epochen der französischen Geschichte - S. 138

1880 - Nördlingen : Beck
138 Xiii. Richelieu und die Hugenotten. taires4). Au mepris du serment qu'il avait prete Saint-Jean-d'angely5), le prince de Soubise6) s'etait saisi des Sables-d'o-lonne7). Poursuivi par l'armee du roi, il s'etait retir la Rochelle, comme les oiseaux craintifs se cachent dans le creux des rochers quand l'aigle les poursuit. La il regut encore grce de Sa Majeste, mais, comme la reconnaissance des infideles est aussi infidele qu'eux-memes, ces grces descendirent si peu avant dans son coeur, que ne lui en demeurerent aucun sentiment ni memoire. Sa rebellion, aussi feconde que l'hydre8), renait de nouveau; il met le feu dans le royaume tandis que le roi est employe la defense de ses allies, ainsi qu'tirostrate9) embrasa le temple de Diane, tandis qu'elle etait attentive promouvoir10) la nais-sance d'alexandre11)." Avec la secrete assistance des Rochelois, Soubise arma quelques gros navires et force chaloupes12). A la tete de cet armement il entra dans le port du Blavet13), o il saisit sans 3 Jahre fanden Nationalsynoden statt. Im Kriege gruppierten sich die Provinzen in grfsere Kreise, an deren Spitze wieder ein besonderer Rat stand, der seinerseits eine allgemeine Versammlung berufen konnte. Die Mitglieder aller dieser Versammlungen waren geivhlte Deputierte. Zwei auf 3 Jahre ernannte Deputierte vertraten stndig am Hofe die Interessen der reformierten Kirche. Das Edikt v. Montpellier untersagte jedoch die politischen Versammlungen. 4) Nach dem Edikt von Nantes behielten 75 Städte eine reformierte Besatzung, die vom König besoldet wurde. Dazu kamen die Städte La Rochelle, Nimes u. Montauban, die weder Garnison noch Gouverneur hatten, endlich die Städte und festen Pltze des reformierten Adels. Der Friede v. Montpellier 1622 liefs den Hugenotten nur noch 2 Sicherheitspltze, La Rochelle u. Montauban. 5) Diese Stadt (Departcm. Gharente inferieure) wurde im Sommer 1621 von den kgl. Truppen erobert. 6) Katharina, die letzte Erbtochter der alten, an der Gharente begterten Familie Soubise, vermhlte sich mit Renatus v. Rohan. Dessen zweiter Sohn, Benjamin, erbte Namen u. Gter der Mutter; er gehrte zu den Huptern der Hugenotten; gest. 1642 in London. 7) An der Kste im Departem. Vendee. 8) Sagen- haftes Tier der griech. Mythologie, eine Schlange mit 9 Kpfen, von Herkules nach hartem Kampfe erlegt, da statt eines abgehauenen Kopfes immer wieder zwei neue hervorwuchsen. 9) Im J. 356 vor Chr. wurde der prchtige Tempel der Diana v. Ephesus, von Herostratus in Brand gesteckt, ein Raub der Flammen, in derselben Nacht, in welcher Alexander der Gr. geboren wurde. 10) Diana wurde als Gttin der Geburten u. Ernhrerin der Jugend verehrt. n) Die vorliegende Stelle, mit ihren zum Teil der Antike entnommenen, gesuchten Gleichnissen ein Beispiel damaliger Schreibweise, stammt aus dem Mercure franqaise, einer im J. 1605 gegrndeten Zeitung, die, bis 1646 fortgefhrt, in einer Sammlung von 25 Bnden erhalten ist. Aus dem Mercure ging die Stelle in die Memoiren Richelieus der; ihr Verfasser ist ein Advokat, Namens d'olive. 12) Kleine Fahrzeuge ohne Verdeck, mit Segeln u. Rudern. ,s) Gegenber der heutigen Festung L'orient in der Bretagne, Dep. Morbihan.

5. Bilder zur Kunstgeschichte der neueren Zeit - S. 36

1910 - Breslau : Hirt
70. Eugen Delacroix, Barrikadenkampf. 28. Juli Z830. ^en Klassizismus Davids lste naturgem, entsprechend dem hnlichen Vorgang in Deutschland, die Romantik ab. An die Stelle der schnen aber kalten Form setzte die franzsische Romantikdie Farbe; auer im Mittelalter hielt sie mit gesundem Realis-mus auch in den farbenglhenden sdlichen Lndern, die Napoleons Zug nach gyp-ten erschlossen hatte, Umschau und versagte sich auch nichtden Forderungen der Gegen-wart. So stellt Delacro ix den Barrikadenkampf vom 28. Juli 1830 mit dem ganzen Feuer der gallischen Rasse dar. Die Freiheit selbst fhrt ihr Volk zum Sturm. Auch die Plastik berwindet das kalte Davidsche Pathos. Vergleiche 70 und 711 Entspricht die Kriegsgttin Bellona in 71 Lessingsjregeln im Laokoon? 71. Franyois Rde, Die Marseillaise. Relief am Are de l'etoile, Paris.

6. Italien - S. 26

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
26 Imperialismus alle nächsten Mittwoch, den 23. September, mit vereinigten Logen im Tempel einfinden, um die Richtlinien zu hören, die der Großmeister der Familie dem Vaterland zieht. Die Zeit der Ernte ist gekommen. ... Sei nun ein jeder schweigend zum Opfer seiner eigenen Überzeugung bereit! Beschlüsse nach der Mailänder Zeitung L’Italia: Intensive Arbeit eines jeden Freimaurers, um eine öffentliche Stimmung zugunsten der Tripel-Entente zu schassen, gegen die Neutralität Italiens, für den Krieg; Zeitungen, Brüder, Anhänger, Freunde, alle sollten für dieses Ziel arbeiten. Wenig von Kurland sprechen . . .! (Rentiert, Süöö. Monatshefte, Juni 1915.)1 Viii. Der Imperialismus. 52. Zehnsucht nach einem neuen Italien. a) D'gnnunzio, Rede im Lostanzitheater. Rom, 12.Tttai 1915. ... Nein, nein, wir wollen nicht, wir wollen nicht ein Museum sein, ein Gasthof, eine Sommerfrische, ein mit Preußischblau übermalter Horizont für die internationalen Honigmonde, ein Liebesmarkt, wo man kauft und verkauft, feilscht und betrügt. Unser Genius ruft uns, um unseren Stempel auf die umgegossene und verworrene Masse der neuen Welt zu drücken. Über unsern Himmel zieht wieder jener hauch, der in den wundervollen Terzinen atmet, in denen Dante den Flug des römischen Adlers darstellt, o Bürger, den Flug eures Hdlers (Süöö. Monatshefte, Juni 1915.) b) Vorrede Marinettis zu I Poetae Futuristi (Mailand 1912): ...tdir wollen, daß die Regierung das Lateinische und Griechische beseitigt, die schleichende Pest an der italienischen Jugend. tdir machen uns zu Vorkämpfern aller heftigen Sports unter freiem Himmel. tdir wollen ein Italien, das kriegerisch ist, intensiv und planmäßig landwirtschaftlich, industriell und im Handel tätig; wir wollen ein Rom, das nicht kosmopolitisch, sondern italienisch ist. 33. Der libysche Feldzug. a) Strategischer und ökonomischer wert der Kolonie. Ich schicke voraus, daß ich völlig die Anschauung teile, daß Italien nicht eine andere Ration dort sich festsetzen lassen durfte, ohne das Gleichgewicht im Mittelmeer erschüttert zu sehen. Gb nun das Land, dessen Besetzung wir eingeleitet haben, fruchtbar oder dürr fei, mit guten oder schlechten Ankerstellen, das kümmert uns jetzt nicht. Nachdem wir uns den Besitz von Tunis, die — von England 1883 angebotene — Mitherrschaft in Ägypten entgehen ließen, müssen wir uns mit dem begnügen, was die andern übergelassen haben, und im Gegenteil froh fein, daß unser guter Stern uns nicht irgendeine befreundete Macht auf den hals geschickt hat (Zuerst fürchtete man Frankreich, nach dem uns. D. v.), um uns unserer letzten afrikanischen Hoffnung zu berauben. ... 1 Weiteres bei Dumas, Vorrede zu op. cit. 11a.

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 77

1877 - Oldenburg : Stalling
77 dieser Wahl mit solcher Entschiedenheit, da, da Defsolles ihm widerstrebte, Decazes als erster Minister an die Spitze der Geschfte gelangte (19. Nov. I81i>). Sein Streben war, weder die Ultra's noch die Liberalen allzu mchtig werden zu lassen, sondern einen Mittelweg einzuschlagen, um beide Par-teien zu befriedigen. Bald aber sollte ihn ein erschtterndes Ereigni von der begonnenen Bahn abrufen. Ein Sattlergehlfe, Namens Louvel, durch das Lesen revolutionrer Schriften von glhendem Hasse gegen die Bour-bonen entflammt, in denen er die Feinde und Unterdrcker Frankreichs erkannte, fate den wahnsinnigen Entschlu, sein Vaterland durch Ermordung desjenigen Prinzen zu erlsen, auf welchem bei der Kinderlosigkeit Angouleme's die Hoffnung der regierenden Linie beruhte. Der Herzog von Berry hatte sich am 13. Febr. 1820 mit seiner Gemahlin in die Oper begeben. Die Herzogin wnschte vor Beendigung der Vor-stellung nach Hause gebracht zu werden. Der Herzog fhrte sie zu ihrem Wagen; aber in dem Augenblick nahte sich ihm Louvel und stie ihm einen Dolch mit solcher Heftigkeit in die Brust, da derselbe bis an den Griff eindrang. Der Mrder ward alsbald ergriffen. Als der Herzog nach der Wunde griff und das zurckgebliebene Eisen fhlte, rief er aus: Ich bin ein Mann des Todes!" und ahnte sein Schick-sal. Seine Gemahlin strzte herbei und ihre Kleider wurden vom Blute ihres Gatten berstrmt. Man brachte den Prin-zen in einen an die knigliche Loge stoenden Saal, seine Ver-wandten eilten herbei. Um Unruhen zu verhten, lie man die Vorstellung fortdauern, und so begleitete denn die Musik der Oper und des Ballets den Todeskampf des Sterbenden, der, ergeben in den Willen der Vorsehung, eine seltene Gro-muth des Charakters bekundete. Er verlangte nach einem Priester und rief dann Alle um Verzeihung an, die er in feinem Leben auf irgend eine Weise verletzt haben knnte. Er trftete feine verzweifelnde Gattin und bat den König um Begnadigung feines Mrders. Seine kleine Tochter segnend, sagte er: Mchtest du glcklicher als deine Angehrigen fein!" Sein letzter Seufzer war von dem einftimmigen Klagelaut feiner Familie begleitet. Als das erste Morgengrauen in das matt erleuchtete Gemach siel, kniete der greife König an dem

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 53

1877 - Oldenburg : Stalling
53 dieser Unglcklichen lebten noch am folgenden Tage, und ihr grliches Jammergeschrei mischte sich mit dem Jubelrufe der Trken. Abends machten sie auf einem Platze ein groes Feuer an, bohrten den Griechen ihre glhenden Ladestcke in den Leib, zogen ihnen glhenden Draht durch Nasen und Ohren, oder streckten ihnen unter kanibalischem Jauchzen Hnde und Fe in die Flammen. Der neue Tag brachte neue Martern; man nagelte die Griechen mit den Ohren auf einen Tisch, fllte ihnen den Mund mit brennenden Kohlen, warf den Mttern entrissene und an die Bajonette gespiete Suglinge in die Flammen; endlich wurden achtzig Spiee aufgerichtet und Griechen darauf gespiet, da ihr Jammergeschrei die Lfte erfllte, bis sie nach einer Stunde den Geist aufgaben. Damit endete das Morden in Kon-stantinopel, aber aller Orten sanken die christlichen Kirchen und ihre Priester wurden dem Tode geweiht. Vergebens suchten die europischen Gesandten den Divan zu milderen Maregeln zu bestimmen; der russische Gesandte Straganoff protestirte gegen die Verletzung frherer Vertrge zu Gunsten der Christen, aber Beleidigungen des Pbels und Zerstrung eines russischen Gesandtschaftshotels waren die Antwort, und Straganoff mute zuletzt nach Odessa flchten und allen Ver-kehr mit der Pforte abbrechen. Diese blutigen Gruel, weit entfernt, den Aufstand zu dmpfen, fachten allenthalben die Gluth der Verzweiflung und der Rache an. Schon im Mrz hatten die freiheits-stolzen, unbezwungenen Mainoten, die Nachkommen der alten Spartaner in Lakonien, unter Mauromichali, Kolokotronis und anderen Fhrern die Fahne des Aufstandes aufgepflanzt und durch ein feierliches Hochamt die Erffnung des heiligen Kampfes angekndigt. Vor allen war es Theodor Koloko-tronis, dessen Willenskraft und entschiedene Persnlichkeit seinen Schaaren unbedingtes Vertrauen einflte. Den Mai-noten folgten die Inseln Spezzia, Hydra und Jpsara, die gegen 200 grere und kleinere Fahrzeuge besaen. Obgleich weniger als die brigen Griechen vom trkischen Drucke heim-gesucht und von manchen Lasten befreit, wollten sie doch ihre Abhngigkeit nicht lnger ertragen, und zogen durch ihren Freiheitssinn gleich im Anfang die Aufmerksamkeit der He-

9. Theil 8 - S. 579

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
579 diesen bereden, mit ihnen nach Frankreich zu ent- fliehen, sandte auch wirklich Weib und Kind voraus, und verschwand selbst bald nachher, in der Nacht des 12. Dec., ohne die mindeste schrift, ltche Anweisung zurückzulassen. Diese Flucht erleichterte dem Prinzen Wil, Helm von Oranien sein Geschäft. Auch der Pö- bel wurde nun laut, und ließ seine Schaden, freude an den katholischen Kirchen, Meßgeräthen und Bildern aus. Des Königs Staatsrarh ward gar nicht mehr geachtet, und eine militärische Schreckengewalt existirre nicht mehr. Den ärg, sten Unruhen vorzubeugen, traten die vornehm- sten Bischöfe und Peers zusammen, und hielten durch Hülfe der Londoner Stadtmiiiz, das Volk im Zaume. Endlich kam der Prinz mit seinen Holländern in der Hauptstadt an, von Hohen und Niedern freudig bewillkommn Aber sehr zur ungelegenen Zeit erschien auch der entflohene Jakob wieder, den die-Bürger in Fevereham erkannt, angehalten, und nach London geschleppt hatten. Er war fast besinnungslos, dachte gar nicht mehr an die Möglichkeit einer Wiederetn, sehung, und sah nichts als das Schicksal seines Vaters vor Augen. Wilhelm Iii. benutzte diese Betäubung, indem er sie durch scheinbare Schreck- mittel zu vermehren suchte. Er gab ihm eine starke holländische Wache, und befahl ihm in der Naa)t, die Hauptstadt zu verlassen. Die Sol,

10. Bis zum Frieden von Campo Formio - S. 300

1824 - Berlin : Duncker & Humblot
300 ner von einem Deutschen, Namens Westermann, geführt, den Angriff auf die Vorderseite erneuern, werden die Vertheidiger derselben von den Einge- drungenen inr Rücken gefaßt und überwältigt. Acht- zig Schweizer gewinnen die große Treppe und ste- hen in tapferer Gegenwehr, bis der letzte von ih- nen gefallen ist. Nun stürzt die Menge hinauf, und schonungslos wird Alles, was sie findet, er- mordet. Einige Schweizer werden lebendig aus den Fenstern geworfen, und von den Untenstehenden mit Lanzen aufgefangen, andere aus ihren Schlupfwin- keln zum Tode hervorgezogen. Zhre rochen Uni- formen machten den Verfolgern auch die Entflohe- nen kennbar, und so groß war die Wuth, daß meh- rere Personen auf der Stbaße, bloß weil sie röche Kleider trugen, selbst einige Föderirte von Brest, als Schweizer todt geschlagen wurden. So siel der größte Theil dieser treuen und tapfern Men- schen, die nach einer verständigen Anweisung und Führung den König und sein Haus gegen den An- drang eines feigherzigen Pöbels zu beschützen ver- mocht hatten, als nutzlose Opfer der Unentschlossen- heit und Rathlosigkeit eines Gebieters, der aus Gutherzigkeit fein Leben so wenig als seine Krone vor Räubern und Rebellen zu wahren verstand. Mit und nach den Schweizern wurden die Bewoh- ner des Schlosses, die sich nicht geflüchtet hatten, ohne Unterschied des Ranges, des Alters und des Geschlechts ums Leben gebracht, die Hofmarschalle und Kammerherren, wie die Küchenjungen und Thürhüter. Ueberall floß das Blut, überall lagen
   bis 10 von 17 weiter»  »»
17 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 17 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 10
2 40
3 30
4 86
5 197
6 13
7 83
8 9
9 3
10 569
11 4
12 1123
13 4
14 4
15 1
16 53
17 0
18 0
19 27
20 8
21 4
22 1
23 3
24 8
25 316
26 63
27 29
28 255
29 8
30 1
31 131
32 34
33 17
34 343
35 89
36 59
37 379
38 2
39 88
40 25
41 37
42 15
43 7
44 9
45 139
46 7
47 25
48 0
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 11
1 1440
2 75
3 97
4 60
5 12
6 32
7 69
8 17
9 133
10 18
11 10
12 49
13 184
14 212
15 19
16 759
17 1407
18 9
19 169
20 22
21 129
22 643
23 490
24 20
25 226
26 35
27 5
28 246
29 43
30 67
31 72
32 92
33 10
34 12
35 265
36 64
37 60
38 66
39 325
40 85
41 34
42 291
43 94
44 141
45 411
46 440
47 13
48 10
49 14
50 1
51 18
52 84
53 111
54 352
55 65
56 20
57 23
58 181
59 87
60 27
61 20
62 4
63 16
64 38
65 142
66 457
67 53
68 138
69 34
70 12
71 213
72 43
73 58
74 14
75 299
76 103
77 921
78 15
79 10
80 8
81 25
82 1526
83 99
84 45
85 50
86 11
87 347
88 220
89 14
90 29
91 82
92 499
93 2
94 797
95 25
96 15
97 5
98 202
99 8

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 7
1 6
2 5
3 6
4 1
5 5
6 2
7 52
8 18
9 9
10 2
11 2
12 2
13 0
14 1
15 0
16 22
17 19
18 0
19 4
20 0
21 6
22 0
23 0
24 2
25 5
26 7
27 0
28 0
29 98
30 3
31 5
32 0
33 20
34 0
35 28
36 2
37 0
38 2
39 15
40 8
41 1
42 0
43 2
44 4
45 6
46 4
47 1
48 0
49 44
50 1
51 2
52 20
53 39
54 57
55 7
56 0
57 3
58 8
59 41
60 2
61 26
62 18
63 3
64 8
65 17
66 3
67 103
68 7
69 17
70 5
71 11
72 3
73 225
74 45
75 6
76 22
77 5
78 4
79 38
80 3
81 39
82 19
83 0
84 0
85 0
86 2
87 1
88 9
89 0
90 0
91 62
92 21
93 4
94 0
95 1
96 1
97 5
98 63
99 9
100 14
101 0
102 16
103 32
104 1
105 2
106 3
107 1
108 0
109 0
110 4
111 17
112 1
113 0
114 0
115 1
116 1
117 1
118 2
119 0
120 2
121 6
122 8
123 5
124 2
125 0
126 3
127 8
128 1
129 2
130 1
131 12
132 0
133 0
134 0
135 0
136 96
137 1
138 0
139 1
140 6
141 7
142 1
143 24
144 7
145 9
146 0
147 21
148 22
149 0
150 9
151 9
152 5
153 0
154 4
155 4
156 4
157 17
158 3
159 2
160 1
161 4
162 1
163 0
164 1
165 19
166 13
167 0
168 2
169 11
170 5
171 1
172 192
173 55
174 4
175 15
176 20
177 29
178 3
179 4
180 0
181 0
182 49
183 56
184 8
185 1
186 1
187 0
188 3
189 2
190 4
191 3
192 0
193 0
194 3
195 0
196 5
197 9
198 2
199 80