— 228 —
Versuch der Verteidigung wurde nur in der Auguststraße unternommen. Hier stellten sich die Volksmänner hinter der Barrikade auf und setzten den Kampf fort. Da wurden zwei Geschütze vor der Straßenmündung am Anger aufgefahren; diese gaben eine starke Ladung ab. Eine Kanonenkugel flog durch die Barrikade, streifte das im Bau begriffene Bahnhofshotel (Hotel Silber), riß ein Stück aus einem Balken und fuhr jenseits der Bahngleise in den Festungswall. Sofort entfernten sich die Barrikadenkämpfer; nur der Fahnenträger blieb stehen, bis ihm eine Kugel die Brust zerschmetterte. Daraus wurde die Barrikade von den Truppen weggeräumt. Der Kampf beschränkte sich nun nur noch auf die Einnahme der Häuser, aus denen auf das Militär geschossen worden war. Viele, die sich in sie zurückgezogen hatten, sind durch Hinterhäuser und Gärten entkommen; aber es ist dennoch gelungen, gegen 260 Aufrührer gefangen zu nehmen und nach dem Petersberg zu bringen. Gefallen sind im Kampfe auf Seiten des Militärs 7 Mann und zwar 2 Musketiere, 1 Pionier und 4 Kürassiere, auf Seiten der Aufständischen gegen 20. Sie wurden in aller Stille der Erde übergeben. Die Beerdigung der gefallenen Krieger fand am 27. Nov. vom Lazarett aus statt (Hügelgasse, Gelände der Kunstschule). Hinter den 7 reichgeschmückten Särgen ritt der hier wohnende Feldmarschall v. Müffling (gest. 1851, Grabmal auf dem Brühlerfriedhof), dann folgten das Offizierkorps, die sämtlichen Behörden und eine zahllose Menge von Bürgern. Nach einer ernsten, liefergreifenden Rede des Militärpfarrers erfolgte unter den üblichen militärischen Ehren die Einsenkung in ein weites Grab ans dem Jobannessriedhos. Ueber ihm wurde ein Denkmal errichtet, dessen Grundsteinlegung ein Jahr später am Gedenktage stattfand. (Nach Prof. Dr. Brünnerl.)
84. Das Erfurter Unionsparlamenf.
Im Frühling 1849 (26. Mai) schloß König Friedrich Wilhelm Iv. mit den Königen von Sachsen und Hannover das sogenannte Dreikönigsbündnis, um ohne Oesterreich einen engeren deutschen Bundesstaat zu bilden. Tatsächlich schlossen sich nach ergangener Aufforderung diesem Bündnis auch die Mehrzahl der kleineren deutschen Staaten an. Als aber dann in Oesterreich der Volksansstand unterdrückt worden war, griff dieses wieder mit Nachdruck in die deutschen Angelegenheiten ein. Im Verein mit Bayern und Württemberg, die dem Dreikönigsbündnis nicht beigetreten waren, suchte es — nicht ohne Erfolg —, die Höfe von Dresden und Hannover dem Bunde abspenstig zu machen. Trotzdem aber hielt Preußen fest an seinen Bestrebungen zur Gründung einer deutschen Vereinigung (Union) und berief 1850 das erste Unionsparlament nach Erfurt, um eine neue Reichsverfassung beraten zu lassen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Deutschland und Preußen.
219
reich in den Kampf, und eine vereinigte Flotte dieser Mächte vernichtete die ägyptisch-türkische Flotte in der Bucht von Navarino, in der Gegend von Pylos, wo der homerische Nestor geherrscht hatte.
Auf diese Schlacht erfolgte die Kriegserklärung des Kaisers Nikolaus I. von Rußland, der im Jahre 1825 seinem Bruder Alexander I. auf dem Throne gefolgt war, an die Türkei; das Ergebnis des Wa russisch-türkischen Krieges (1828—1829) war die Gründung eines Krieg. Königreichs Griechenland.
§ 224. Die Julirevolution in Frankreich. 1830. Von noch geschichtlicher Bedeutung war es, daß in Franaich das Regiment der Bourbonen gestürzt wurde. Auf Ludwig ivill. war sein Bruderr Start X"." gefolgt. Als dieser ünlwtfs8w eme Reihe von „Ordonnanzen" 1830. erließ^durch die er ungesetzlicherweise wesentliche Bestimmungen derjber^ fassung abänderte, entstand in Paris ein Straßenausstand, und eine provisorische Regierung wurde eingesetzt. Wenige Wochen, nachdem die französischen Truppen Algier erobert hatten, mußte Karl X. dem Thron entsagen. Er begab sich nach England. Zum „König der Franzosen" aber wurde der einer Nebenlinie her Bourbonen entstammende Herzog von Orleans, Louis Philipp, gewählt. Er suchte als „Bürgerkönig" zu regieren, hatte aber zwischen den streitenden Parteien eine schwierige Stellung.
Die Julirevolution machte überall in Europa den größten Eindruck, aufstand. Ihre wichtigsten Folgen waren ein großer P o l e n a u s st a n d, der von den Russen erst spät und unter vielem Blutvergießen niedergeworfen werden konnte, und eine Erhebung der Belgier, welche die Vereinigung mit Holland von vornherein nur ungern ertragen hatten und sich losrissen. Unter Genehmigung der großen Mächte wurde ein Königreich Belgien geschaffen und zum König Leopold, Prinz von Sachsen-Koburg, gewählt.
Deutschland und Preußen
§ 225. Nationale und liberale Bestrebungen in Deutschland. Mch .
in Deutschland war ein Teil der Bevölkerung von Mißstimmung darüber erfüllt, daß die Früchte der großen Kriege so wenig den nationalen Wünschen entsprochen hatten, und sehnte sich nach einer Besserung der politischen Zustände. Die Zerrissenheit Deutschlands war wiedergekehrt, ein starkcs, einiges Vaterland nicht geschaffen worden. Auch die Hoffnung, daß in den deutschen Staaten Volksvertretungen geschaffen würden, erfüllte sich nur teilweise; insbesondere Österreich und Preußen wurden auch ferner
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Extrahierte Personennamen: Nikolaus_I._von_Rußland Nikolaus_I. Alexander_I. Ludwig_ivill Ludwig Karl_X Karl Louis_Philipp Philipp Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Navarino Griechenland Frankreich Franaich Paris Algier England Europa Holland Sachsen-Koburg Deutschland Deutschland Deutschland Deutschlands
113. und 14. Jahrhundert
Italien.
Frankreich.
England.
Der Osten.
(1266 Manfred fllt in der Schlacht bei Benevent.
Ludwig Ix., der Heilige.
Die Mongolen vernichten das Kalifat.
Rußland unter dem Khanat von Kiptschak an der Wolga.
1268 Ende Konradins. Karl von Anjou, König von Neapel u. Sizilien. Blte von Venedig und
Genua. (1282) Siziliauische Vesper. Sizilien mit Aragon vereinigt.
Aufblhen von Florenz.
Eduard I. Erobe-ruug von Wales. Anfnge des Unterhauses.
Um 1300 Philipp Iv., der Schne.
Dante Alighieri.
Die Visconti in Mailand.
5'Cola di Rienzi,
ifrancesco Petrarca.
)ie osmotischen Trken in Kleinasien.
(13271377) 13281498 Haus Eduard Iii.
Valois (lterelinie).
(1339 1453) Der hundertjhrige Englischfranzsische Krieg.
1346 Schlacht bei Crecy.
Trennung des Par-laments in Ober-und Unterhaus.
Wiclif in Oxford.
Die Trken in Europa. Hauptstadt Adrianopel.
Philipp der Khne, der erste Herzog v. Bur-guud.
Pfeifer, Geschichte. V. C.
10
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iii Die Zeiten der Politik. 245
18,000 Pfund in die See geschüttet. Dieser Theesturm führte einen völligen Bruch herbei. Die Engländer brauchten Gewalt gegen Boston: die Amerikaner traten zu einem Congreß in Philadelphia zusammen; und beilexington unweit Boston (1775) floß das erste Bürgerblut.
Vier Jahre lang kämpften die Amerikaner ohne Bundesgenossen; und es war ein schwerer Kampf für sie, da es ihnen an Geld und Kriegsvorräten, und vor allem an geübten Soldaten gebrach. Indessen stand es schon um der ungeheuren Entfernung willen so, daß der alte, kranke Pitt, der, ans seine Krücke gestützt, im Parlamente erschien, ausrufen konnte: „Mylords, so wenig ich mir anmaßen wollte, Sie mit dieser Krücke vor mir her zu treiben, so unmöglich ist es für uns, Amerika zu erobern." Dazn hatten die Amerikaner an zwei wackern Männern eine große Stütze. Der eine war Benj. Franklin, der Sohn eines Seifensieders, der vom armen Buchdrucker an, als welcher er selbst auf dem Schubkarren das nöthige Papier über die Straße führte, zu den höchsten Aemtern gelangte. Seine nüchternen und populären Flugschriften erwarben ihm ein solches Zutrauen, daß ihn Jedermann zu Rathe zog, er auch als Abgeordneter nach England geschickt wurde. Als er im schlechten Rocke, eine Stutzperücke auf dem Kopfe und einen Stock von Apfelholz hi der Hand, in's Parlament eintrat, lächelte man über den amerikanischen Spießbürger. Aber schnell verwandelte sich der Spott in Bewunderung, als er zu sprechen anfieng und die Rechte seines Vaterlandes mit der ruhigsten Klarheit auseinandersetzte. In Paris speiste er als Abgeordneter öfters mit dem Könige. Er ist der Erfinder der Blitzableiter; und deutsche und holländische Universitäten sandten ihm das Doktordiplom zu. Die Grabschrift, die er sich setzte (er starb 1799, 84 Jahre alt), lautet: „Der Leib B. Franklins, Druckers, liegt hier als Speise für Würmer, wie der Einband eines alten Buches, woraus das Werk gerissen, Aufschrift und Vergoldung abgegriffen ist. Aber das Werk wird nicht
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Extrahierte Personennamen: Franklin
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iv. Die Revolutionszeit. 273
trieben die Braunschweiger ihren leidenschaftlichen Herzog, und die Hessen und Sachsen erzwangen eine freie Verfassung. — Besonders aber erhoben sich die katholischen Belgier, welche mit den reformirten Holländern zu einem Königreich vereinigt worden waren, und setzten es durch, daß sie einen besondern König, den Koburger Prinzen Leopold, wählen durften. In diesem Belgien haben die Anhänger des Papstes über die Freiheitofreuude, die ihnen zum Siege halfen, immer größere Vortheile errungen. — Auch die Polen standen auf, das verhaßte russische Joch abzuwerfen; sie wurden aber, da die gehoffte Hilfe Frankreichs ansblieb, 1831 hart bestraft.
Jedoch der Bürgerkönig, so hieß man Louis Philipp, wurde seines Thrones nicht recht froh, so schlau er sich auf ihm zu behaupten suchte. Er hatte bald mit Aufständen der Royalisten und der Republikaner zu kämpfeu, bald sich vor Mordversuchen politischer Schwärmer in Acht zu nehmen; zweimal (1836 und 40) machte auch der Erbe des Korsen, Louis Napoleou, verwegene Anschläge, mit Hilfe der Bonapartisten in der Armee ihm seine Krone zu rauben. Es gelang zwar dem Könige im Verein mit England, dem er sich am nächsten anschloß, in Spanien und Portugal Regierungen einzusetzen, die ihm freundlich gesinnt waren; und nach langen Kämpfen wurde die Provinz Algier unterworfen, die freilich gegen den Fanatismus der Araber nur durch ein großes Heer sich behaupten ließ. Am Ende aber überlistete er England in der Frage, wie die junge spanische Königin Jsabella und ihre Schwester zu verheiratheu wäreu, indem er da einem seiner Söhne die Anwartschaft auf deu spanischen Thron zu sichern suchte. Wohl drang er damit durch, verlor aber au Ehre; und in Frankreich selbst wurde man allgemach seiner müde. Er hat dem Papst den Gefallen gethan, Inseln der Südsee wie Tahiti, die sich zum Evangelium bekehrt hatten, katholische Priester aufzudräugeu oder sie mit Kriegsschiffen geschmeidig zu machen. Ihm selbst hat das nicht viel geholfen. Im Februar 1848
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Louis_Philipp Philipp Louis_Napoleou
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
148
Mittlere Geschichte.
lich Empörungen seiner eigenen Kinder, so entschloß er sich noch zu einer feierlichen Kirchenbuße, weil er doch durch unvorsichtige Worte Anlaß zum Mord gegeben hatte. Barfuß im Büßergewand gieng er znr Kirche, warf sich weinend vor dein Grabe des heil. Thomas, wie Becket jetzt hieß, nieder und betete mit ausgebreiteten Armen. Dann nahten sich Geistliche und Mönche mit Ruthen, und gaben ihm aus deu bloßen Rücken, die Bischöfe 5, die andern je 3 Streiche. Zuletzt mußte er noch Wasser, mit dem Blute des Märtyrers vermischt, trinken (1174).
Ihm folgte 1189 Richard Löwenherz, der, um seine Sünden gegen den Vater zu büßeu, einen Kreuzzug unternahm, viele Heldenthaten verrichtete, aber wenig zum Besten seines Staates that. Sein Nachfolger Johann ohne Land kam tu deu Bann; und um frei zu werden, unterwarf er sich gänzlich dem Papste, nahm sein Reich von ihm als päpstliches Lehen an, versprach Tribut zu zahlen und leistete dem Legaten kniefällig Huldigung. Das empörte die Großen Englands; in stürmischem Aufstand wurde von ihnen (1215) der große Freiheitsbrief erzwungen, die Magna Charta, welche bis heute noch die Grundsäule der Freiheit und des Wohlstandes Englands ist. Unter dem gleich schwachen Könige Heinrich 111. entstand das Hans der Gemeinen (1265), indem außer der obereu Geistlichkeit und den Baronen ans jeder Grafschaft 2 Ritter, und aus gewissen Städten und Flecken je 2 Bürger zum Parlament gerufen wurden. Bald durften leine Steuern auferlegt, selbst keine Gesetze mehr gegeben werden, ohne Bewilligung des Unterhauses. Später (1343) wurde das Parlament in das Ober- und Unterhaus getrennt, oder in die Kammer der Barone und Prälaten, und in die der Ritter und Städte-deputirten.
Anno 1450 begann der schreckliche 35jährige Thron* krieg zwischen den Häusern Jork und Lancaster, oder zwischen der weißen und rothen Rose, wie man die Häuser nach ihren Abzeichen nannte. Neben einer nner-
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Extrahierte Personennamen: Thomas Richard_Löwenherz Johann Heinrich
76
Neuere Zeit.
densfürsten,, der allmächtige Minister und Günstling des
Königs, wird immer verhaßter. Die Franzosen besetzen in
Folge der Invasion in Portugal auch spanische Festungen.
1808. Allgemeine Währung. Der Aufstand zu Aranjuez
18. März, zwingt Karl Iv. die Regierung seinem Sohne
Ferdinand Vit. abzutreten. Er eilt unter den Schutz
Napoleoni nach Bayonne, wohin ihm Ferdinand folgt.
Napoleon ernennt seinen Bruder
1808—1813 Joseph zum König von Spanien.
Die getäuschte Nation erhebt sich aus ihrer Lethargie und
zeigt sich im Kampfe gegen die französische Herrschaft viel-
fach des alten Ruhmes würdig. Z>oei französische Heere
(unter Dupopt bei Bahlen und Junot bei Eintra) strecken
das Gewehr. England sendet Hülfstruppen. .
1809. Napoleon übernimmt die Kriegsführung und siegt in
mehreren blutigen Schlachten; überläßt seinen Feldherrn
die Behauptung ìes Landes. Ein allgemeiner Geruillas-
krieg gegen die Franzosen, mit Wuth und Grausamkeit
geführt.
1812. Constitution der Cortes, 20. März.
Wellington schlägt die Franzosen bei Salamanka,
22. Juli.
1813. 21. Juni. Wellington's großer Sieg bei Vit-
toria über Joseph und Jourdan nöthigt die Franzosen
Spanien zu räumen. Ferdinand Vii. von Napoleon frei-
gegeben.
1814. Ferdinand Vii. kehrt aus den spanischen Thron zu-
rück, hebt die. Cortes auf, stellt die Inquisition und die Je-
suiten wieder her und belohnt den Heldenmuth des Volks
mit Einkerkerungen und Hinrichtungen.
1820. Der lange verhaltene Unwille bricht aus. Riego und
Quiroga, Obersten der nach Amerika bestimmten Trup- -
pen, proklamiren den 1. Jan. auf der Insel Leon die Con-
stitution der Cortes von 1812. Allgemeiner Aufstand. .Im
März muß der König die Cortes berufen und beschwört
die Constitution, Die Inquisition für immer aufgehoben.
• 1 •
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Ferdinand Ferdinand Napoleon Joseph Napoleon Joseph Jourdan Ferdinand Napoleon Ferdinand Riego Quiroga Jan
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Bayonne Spanien England Wellington Salamanka Spanien Amerika
Frankreich.
65
Katharina don Medici s, welche dem protestantischen
Hause Bourbon, den Nachkommen eines jüngern Sohnes
Ludwig's Ix., die Thronfolge mißgönnt. Darüber Ver-
schwörungen, Meuchelmord und sechs Religionskriege. Nach-
dem dritten erhalten die Protestanten 1570 im Frieden zu
St. Germain freie Religionsübung lind vier Festungen als
Sicherheitsplätze. Heinrich von Bourbon, König von
Navarra, das Haupt der Protestanten, heirathet die Schwester
des Königs Karl Ix. Aber auf Anstiften der Guisen und
der Königin Mutter *
die Pariser Bluthochzeit, 157?, 24. August. Gegen
30,000 Protestanten (Coligny) werden in Paris und in
den Provinzen -ermordet. — Heinrich Iii. entflieht auf die
Nachricht von seines Bruders, Carl's Ix., Tod aus Polen
1574. Der Uebermuth der-Guisen drängt ihn, sich seinem
Feinde, Heinrich von Bourbon in die Arme zu werfen. Mit
ihm belagert er Paris 1589, wird aber durch den Domi-
nikaner Jaques Clement zu St. Cloud ermordet.
4. Das Haus Bourbon 1589 1792.
1589—1610. Heinrich Iv. findet erst nach 4fährigem Kampf,
und nachdem er' 1593 zum Katholicismus übergegairgen,
allgemeine Anerkennung; sichert aberden Protestanten durch
das Edict von Nantes, 1598, Religionsfreiheit und glei-
che Rechte mit den Katholiken. Sully ordnet die Finan-'
zen und hebt mächtig den Wohlstand des Landes. Beschäf-
tigt mit dem Plane zu einer großen europäischen Republik
und zu einem ewigen Frieden fällt der edelste und beste Kö-
nig durch die Hand des Meuchelmörders Ravaillac, 1610,
14. Mai.
1610—1643. Ludwig Xiii., unter Vormundschaft seiner Mut-
ter Maria von Medicis. Kardinal Richelieu, 1624
Premierminister ( + 1642) unterdrückt durch Strenge und
Klugheit die Macht der Protestanten (Rochelle, Hauptsitz
der Hugenotten, erobert 1628), so wie die noch unruhigen
Großen (Montmorency hingerichtet 1632, Cinqmars 1642);
Hartmann, Weltgeschichte.' * 5
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Extrahierte Personennamen: Katharina_don_Medici Germain Heinrich_von_Bourbon Heinrich Karl_Ix Karl August Coligny Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_von_Bourbon Heinrich Jaques_Clement Heinrich_Iv Heinrich Sully Ludwig_Xiii Ludwig Maria_von_Medicis Maria Richelieu Hartmann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Navarra Paris Polen Paris Nantes
178
A n l> a n g.
Ludwig stirbt 1824, ihm folgt sein Bruder Karl X., zu
Hlieims 1825 gekrönt. Die Unzufriedenheit des Volks steigt.
Eroberung von Algier 1830. Ausbruch einer neuen Revolution
zu Paris im Juli 1830. Karl X. verbannt; das Haus Orleans
(Ludwig Philipp) auf den Thpou erhoben.
3) Niederlande: Sowie im Juli 1830 in Frankreich
eine Umgestaltung eintrat, so reißt sich auch das katholische
Belgien durch einen im August 1830 üi Brüssel ausgebrochenen
Ausstand von Holland los, und behauptet sich im Kampfe
gegen die Holländer. Das Haus Oranien von der Regierung
Belgiens ausgeschlossen. Einmischung der auswärtigen Machte,
Londoner Conferenz. Im Juni 1831 der Prinz Leopold von
Sachsen-Coburg zum König von Belgien gewählt. .Die Ein-
nahme der Citadclle von Antwerpen ( Chasse) durch die
Franzosen erzwungen im Dcc. 1832.
4) Italien: Das lombardisch-venetianische Königreich
durch den Kaiser von Oesterreich 1815 gegründet. In Nea-
pel, welches Ferdinand Iv. 1816 mit Sicilien zum Königreich
beider Sicilien erhoben, durch die Carbonari 1820 Ausbruch
einer Revolution, die nach dem Congresse der Monarchen von
Oesterreich, Rußland und Preussen zu Troppau und Laibach
1821 durch eine österreichische Armee gedämpft wird; eben so
eine ähnliche Empörung in Piemont schnell wieder unterdrückt.
5) Spanien: Der 1813 zurückgekehrte König Ferdi-
nand Vii. beschränkt die Cortes-Verfassung von 1812, stellt
Jesuiten re. wieder her. Daher 1820 durch Quiroga und
Riego eine Revolution ausbricht; der König muß die Cortes-
Verfassung beschwören. Parteikämpfe dauern fort, bis durch
eine französische Armee des Herzogs von Angoulemc 1823 die
alte Ordnung zum Theil wieder hergestellt wird; aber Unzu-
friedenheit bleibt. Ferdinand Vii. stirbt den 29. Sept 1833;
seine Gemalin Christiua (Prinzessin beider Sicilien) über-
nimmt die Negierung für ihre Tochter, die Königin Jsabella
Ii. (geboren den 10. Okt. 1830); allein der Bruder Ferdinands, ’
Don Carlos, sucht seine Ansprüche geltend zu machen, und
so entsteht ein noch fortdauernder Bürgerkrieg.
L— , ..
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Karl_X. Karl_X. Karl_X Karl Ludwig_Philipp) Ludwig Philipp August Leopold_von
Sachsen-Coburg Leopold Chasse Ferdinand_Iv Ferdinand Quiroga Ferdinand Christiua Ferdinands Carlos
Extrahierte Ortsnamen: Algier Paris Niederlande Frankreich Holland Belgiens Belgien Antwerpen Italien Oesterreich Nea- Sicilien Sicilien Oesterreich Laibach Spanien Sicilien Ferdinands
Frankreich -- Könige aus dem Hause Capet. 271
drückte seine Unterthanen durch schwere Auflagen, schaltete mit ver*
derblicher Willkühr über das Münzwesen und vertrieb die Juden,
um sich ihrer Güter zu bemächtigen. Wegen seiner Streitigkeiten
mit dem Papste erhielten die Abgeordneten der Städte Zutritt
aus den Reichstagen, und so erlangte der Bürgerstand (tiers-etai)
eine Stimme bei den öffentlichen Berathungen. Auch wurde ein
oberster Gerichtshof bleibend zu Paris errichtet unter dem Namen
des Parlaments. Philipps ältester Sohn,
Ludwig X., genannthntin, der Zänker, war sein Nach-
folger. Gr fand die Staatskasse leer, das Land erschöpft und ~ 10
die allgemeine Stimmung gegen die Regierung höchst bedenklich. “ 2
Der Finanzminister, Enguecrand de Marigni, wurde selbiger als
Opfer dargebracht, zum Tode verurtheilt und gehenkt. Um Geld
zu gewinnen verstattete Ludwig den von seinem Vater vertriebe-
nen Juden gegen Bezahlung die Rückkehr, verkaufte den Leibeige-
nen die Freiheit, bewilligte, gegen Zahlung, Urlaub aus dem noch
fortdauernden Kriege in Flandern, und hatte durch alle diese elen-
den Mittel dem Uebel des Geldmangels doch nicht abgeholfen,
als ihn der Tod in seinem 26. Jahre hinwegnahm. Sein Bruder
Philipp V. folgte in der Regierung. Er brachte den 13fs
Krieg in Flandern zu Ende; Lille, Douay und Archies kamen ~~ ri
an Frankreich.- Die kaum zurückgekehrten Juden weckten durch “ 6
ihre Betriebsamkeit abermals den Neid. Das Mährchen von Ver-
giftung der Brunnen und daß sie den Aussatz verbreiteten fand '
Glauben und zog diesem unglücklichen Volke eine neue Verban-
nung unter tausendfältigen Verfolgungen zu. Den Plan Philipps,
durch ganz Frankreich gleiches Maß und Gewicht einzufuhren,
vereitelte sein zeitiges Absterben, und da er keine männlichen Nach-
kommen hinterließ, ererbte sein Bruder,
Karl Iv. der Schöne, den Thron. Eine Wolke italic- ij02,
nischer Finanzbeamtcn bedeckte Frankreich, allgemein verhaßt we- „‘ay
gen ihrer Bedrückungen und räuberischen Habsucht. Der neue ---
Monarch nahm ihnen die gemachte Beute und schickte sie, leer,
wie sie gekommen waren, nach ihrem Vaterlande zurück; der
Oberaufseher der Finanzen aber, la Guette, starb auf der Fol-
ker, da man das Geständniß, wohin er die unterschlagenen Gel-
der versteckt habe, von ihm erpressen wollte. Karl schuf eine neue
Pairie, deren Inhaber zu großen Ehren gelangen sollten, nämlich
er ernannte einen Enkel Ludwigs des Heiligen, von dessen jüng-
stem Sohne Robert, den Baron Ludwig von Bourbon, zum
Herzoge und Paic des Reichs. Mit Karl Iv. erlosch das Haus
der Eapetinger, aus welchem vierzehn, meistentheils mittel-
mäßige, Könige 541 Jahre über Frankreich geherrscht hatten.
Das Haus Valois gelangte mit
Philipp Vi., Philipps Iv. Bruderssohn, auf den. Thron. J32ö
Ein zehnjähriger, unter mehrmaligen Stillständen geführter Krieg
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Extrahierte Personennamen: Philipps Philipps Ludwig_X. Ludwig_X. Marigni Ludwig Ludwig Philipp_V. Philipp_V. Philipps Philipps Karl_Iv Karl Karl Karl Ludwigs Robert Ludwig_von_Bourbon Ludwig Karl_Iv Karl Philipp_Vi Philipp Philipps Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Flandern Flandern Lille Douay Frankreich Frankreich Frankreich