16
Aus der deutschen Vorzeit.
Beim Eintritt der Wintersonnenwende, wo Fro sich anschickt, die belebende Sonne der Erde wieder zu nähern, wurde ihm zu Ehren das Julsest an zwölf geweihten Nächten gefeiert. Für dieses Fest war in jedem Hause ein weißer Eber als Opfertier gezogen worden, dem man die Borsten vergoldete. Am Nachmittage des Hauptfestes löschte man das Feuer in den Wohnungen aus, zog hinaus auf eine Wiese, wo ein Eichenpfahl eingeschlagen wurde, in welchen man ein neues Rad mit seiner Achse einließ, das neun Speichen hatte- Das Rad war mit Stroh umwunden und wurde von neun Jünglingen und Jungfrauen mit Stricken von Osten nach Westen, dem Laus der Sonne entsprechend, gedreht, bis sich die Achse entzündete und das Stroh entflammte. Dann steckten die Versammelten unter lautem Jubel ihre Fackeln in Brand und trugen die geheiligten Flammen in die Häuser, wo der Julblock auf dem Herde für ein neues Jahr wieder entzündet wurde. Wie Menschenmacht ans dem toten Holze die Flammen hervorzubrechen zwang, so ruft sie, nach ihrem Glauben, auch Fro aus dem Tagesgestirn wieder hervor, damit die Sonne von neuem neun Monate siegreich strahle. Über dem brennendenjulblockwurde der'geweihte Eber gebraten, mit den vergoldeten Borsten wurden die Hausgenossen beschenkt. Die rechte Hand aus das Haupt des Ebers gelegt, schwuren die Hausgenossen einander Liebe, Treue und Gehorsam, worauf das bereitete Opfertier verzehrt wurde und der Metbecher zu Ehren des Gottes kreiste. Frigg aber (Frau Holde), Odins Gemahlin, besichtigte während des Festes der zwölf Nächte im Umzuge das Hauswesen, wo sie die fleißigen Frauen und Jungfrauen segnete, während sie den lässigen allerlei Ungemach zuschickte.
Die heidnischen Feste sind in christliche umgewandelt oder verdrängt worden, aber manche der mit denselben verbundenen Gebräuche haben sich im Volke bis zur Gegenwart erhalten.
§. 3. Die ecjlea äampfe zmslüm Germanen ntuf Kölnern.
Cimbern und Teutonen. Die ersten germanischen Völkerschaften, welche mit den Römern feindlich zusammenstießen, waren die Cimbern und Teutonen. Die Cimbern waren vom Norden Deutschlands nach dem Süden ausgewandert, um sich in Italien neue Wohnsitze zu suchen. Sie waren bis zu den Ostalpen vorgedrungen, als sie in dem heutigen Kärnten auf die Römer trafen, welche von Süden her die daselbst wohnenden Kelten unterworfen hatten. Als sie von den Römern Wegweiser nach Italien verlangten, führten diese dieselben irre, um sie zu vernichten. Die Cimbern aber rächten die Treulosigkeit, indem sie die Römer unter ihrem Konsul Papirius Carbo bei Noreja in der Nähe von Klagensurt 113 v. Chr. vollständig besiegten. Doch anstatt jetzt geradeswegs nach Süden zu ziehen, wandten sie sich der Nordseite der Alpen entlang nach Westen und fielen in Gallien ein, wo sie nacheinander vier römische Heere schlugen. Von Gallien zogen sie nach Spanien, wurden dort aber zurückgewiesen
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Extrahierte Personennamen: Holde Odins_Gemahlin Papirius_Carbo Chr
43
8.
Aus Roms Heldenzeit.
Der Rmer liebte sein Vaterland der alles, fr dasselbe bte er sich in strenger Mannszucht, zog gern in den Krieg und gab freudig sein Leben hin.
Einst, so erzhlt die Sage, entstand auf dem Forum zu Rom unter Blitzen und Donnern ein tiefer Erdspalt. Niemand wute das schreckliche Ereignis zu deuten, und alles Volk frchtete den Zorn der Götter. Da erklrten die Agurn das waren Männer, welche die Zukunft erforschten , der schwarze Schlnnd werde sich schlieen, wenn das kostbarste Gut Roms hinabgestrzt werde. Niemand wute Rat. Da kam der edle ^ursus Marcus Crtius in prchtiger Rstung daher geritten. Als er den Spruch der Auguru gehrt hatte, rief er ans: Was ist in Rom kst-licher als der Opfertob frs Vaterland?", empfahl seine Seele den Gttern der Unterwelt und sprang in den ghnenden Abgrund. So-gleich schlo sich der Spalt. Die Rmer gedachten lange Zeit in Ehrfurcht und Dankbarkeit des opfermutigen Jnglings.
*
Im Kriege der Rmer gegen die benachbarten Latiner geschah es,
da der Konsul Manlius Torqutus bei Todesstrafe verbot, sich mit Manlius den Feinden in Zweikmpfe einzulassen. orquaw?
Eines Tages ritt sein eigner Sohn mit wenigen Begleitern auf Kundschaft aus. Bald traf er eine Schar feindlicher Reiter. Ihr Anfhrer reizte den Rmer mit hhnenden Worten zum Zweikampfe. Da konnte der jugendliche Manlius nicht widerstehu. Er strmte gegen den Latiner an und streckte ihn zu Boden. Mit der Rstung des getteten Feindes kehrte er siegesfreudig ins Lager zurck. Aber streng wies der Vater den ungehorsamen Sohn von sich:'Ich freue mich deines Mutes und deiner Tapferkeit, aber du hast gegen meinen Befehl gehandelt und hast dein Leben verwirkt." Laut klagte das Heer und bat fr den Jngling,
allein der Vater blieb unerbittlich und lie den Sohn enthaupten.
*
In demselben Kriege standen die feindlichen Heere einst schlachtbereit am Fue des Besv. In der Nacht vor dem Treffen trumte beiden rmischen Feldherrn, das Heer werde siegen, dessen Anfhrer sein Leben opfre. Sie kamen am Morgen berein, da der fr das Vaterland sterben solle, dessen Heeresteil zuerst im Kampfe wanke.
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70 Schlacht am See Trasimenus (217).
auf für den Kern seines Fußvolks; die leichten Truppen verteilte er in den einschließenden Bergen, während er die Reiterei am westlichen Eingang in einem Seitenthal versteckte. Am frühen Morgen, während dichter Nebel rings die Gegend deckte, rückte Flaminins mit seinem ganzen Heere unbedenklich in den Paß ein. Plötzlich stieß die Spitze des Zuges auf das punische Lager, wo die Truppen kampfbereit standen, und zu gleicher Zeit schloß die punische Reiterei den Paß im Rücken der Römer, während von der Seite aus den Bergen die leichten Trnppen mit lautem Geschrei sich herandrängten. Von drei Seiten waren die Römer eingeschlossen, und ans der vierten Seite dehnte sich der See drei Stunden weit aus. Die Bestürzung und Verwirrung war groß, zumal da der Nebel alle Aussicht benahm. Aber Flaminins verlor den Mut nicht, er forderte seine Truppen auf, tapfer darauf los zu gehen und sich durchzuhauen; doch man hörte in dem Getöse feine Stimme nicht. In kleineren Haufen kämpfte man, wie man sich eben zusammenfand, mit Mut und Verzweiflung, so wild und heiß, daß ein gewaltiges Erdbeben, das in diesen Stunden Italien heimsuchte, von keinem der Streitenden gemerkt wurde. Flaminins selbst focht aufs tapferste und ermutigte die Seinen durch Wort und Beispiel. Nach dreistündigem Kampfe fiel er, von einem gallischen Speere durchbohrt, und nun suchte, wer noch übrig war, sich durch die Flucht zu retten. Aber wo war ein Ausweg? Die meisten gingen zu Grunde oder wurden gefangen. 6000 Mann des Vordertreffens hatten sich nach den östlichen Hügeln durchgehauen. Als der Nebel sich hob, sahen sie drunten in der Niederung ihr zertrümmertes, niedergeworfenes Heer, und eilten davon. Am folgenden Tage wurden sie eingeholt und gefangen genommen. Auch 4000 Reiter, die der heranziehende Servilius vorausgeschickt hatte, fielen in Feindeshand. Im ganzen verloren die Römer in der Schlacht am trasimenischen See (23. Juni) an 30 000 M., Hannibal nur 1500 M.
In Rom war ungeheurer Schrecken. Schon glaubte man Hannibal im Anzug gegen die Stadt und rüstete sich
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Cn. Servilius. C. Flaminius. 69
ganze Niederung. Vier Tage und drei Nächte mußte sein Heer durch Wasser und Schlamm marschieren, ohne zur Ruhe und Rast einen andern trockenen Platz zu finden, als das znsammengehänfte Gepäck und Haufen gefallenen Viehs. Viele Menschen kamen um, die Pferde wurden von der Klauenseuche ergriffen und fielen haufenweise; Hannibal selbst, der auf dem einzigen noch übrigen Elefanten ritt, verlor durch Entzündung ein Auge. Nachdem er endlich wieder auf festen Boden gelangt war und seine Truppen sich hatte erholen lassen, zog er in die Nähe von Arretium, wo ihn Flaminius erwartete. Flaminius hielt sich sür einen großen Feldherrn und war ein rascher unbesonnener Mann. Um ihn zu einer Schlacht zu reizen, ehe Servilius herankäme, verwüstete Hannibal das ganze Land umher durch Feuer und Schwert und nahm dann den Schein an, als wollte er durch schnellen Abzug sich der Rache des Flaminius entziehen. Obgleich der Kriegsrat dagegen war, ließ Flaminius sogleich das Zeichen zum Ausbruch geben und die Fahne zur Schlacht aufstecken. Als er sich ungestüm auf sein Pferd warf, stürzte dies und schleuderte ihn zur Erde. Zugleich kam die Meldung, daß eine Fahne trotz aller Anstrengung des Fahnenträgers nicht ans der Erde heraus wolle. Da rief der Konsul: „Geh, sage ihnen, wenn ihnen vor Feigheit die Hände zu lahm wären, so sollten sie die Fahne herausgraben." Die höheren Offiziere waren bedenklich und voll Unmut; aber der gemeine Soldat teilte die kühnen Hoffnungen des Feldherrn und folgte freudigen Mutes.
Hannibal zog feine Straße eiligst nach Süden, der kampslustige Konsul ihm nach, in steter Furcht, der fliehende Feind möchte ihm entrinnen. Südlich von Eortona führt die Straße an dem See Trafimenus (See von Perugia) vorbei, so daß der See zur Rechten liegt und gleich zur Linken sich waldige Berge erheben. Wenn man von Westen her durch einen schmalen Eingang in den Paß gelangt ist, kommt man weiter östlich in einen ausgedehnten Kessel, der nach Süden hin durch die an den See gelehnten Hügel geschlossen wird. In diesem Felde schlug Hannibal sein Lager
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Narses. Schlacht am lactarischen Berg 553. 41
Als Belisar im I. 549 aus Italien zurückberufenes^ ward, setzte der Kaiser den Narses an seine Stelle. Dieser schlug die Goten bei Taginä in Hetrnrien in einer hartnäckigen Schlacht, in welcher der heldenmütige Totilas auf den Tod verwundet und das ganze Gotenheer zersprengt ~ wurde. Hierauf zog Narses in Rom ein, das in diesem Kriege furchtbar zu leiden hatte und aus einer Hand in die andere ging. Diesmal wurde es zum füuftenmal eingenommen. Die Goten sammelten sich wieder in Oberitalien und wählten den tapferen Tejas zu ihrem König.
Er zog nach Campanien, um dem von Narses belagerten Cnmä zu Hilfe zu kommen, und wurde hier in der Nähe v-' des Vesuv am lactarischen Berge (Milchberg) durch den Mangel an Lebensmitteln zu einer Entscheidungsschlacht gezwungen (553). Auf beiden Seiten wurde mit unerhörter Tapferkeit gekämpft. Tejas focht an der Spitze der Seinen y ' zu Fuß, wie alle seine Goten, allen erkennbar und beständig von den kampflustigen Feinden bedrängt, mit Löwenmut und streckte mit seinem Speere einen nach dem andern zu Boden, während er die nach ihm geworfenen feindlichen Lanzen mit seinem Schilde auffing. Hing der Schild voll von Spießen, so reichte ihm sein Waffenträger einen andern.
So hatte er schon den dritten Teil des Tages kämpfend -f-dagestanden, stets an derselben Stelle, und wieder hingen 12 Lanzen in seinem Schild; da rief er den Waffenträger, und wie er eben den Schild wechselte, traf ihn ein sausender Speer tief in die Brust, daß er sterbend niedersank.
Die Römer bemächtigten sich der Leiche und steckten feinen Kopf auf einen Speer. Als das die Goten sahen, kämpften sie mit neuer Wut bis in die Nacht, während der sie unter den Waffen stehen blieben, um am folgenden Morgen >' x den Kampf zu erneuern. Und wiederum fochten sie vom Morgen bis zum Abend. Endlich am dritten Tage ließen A sie, ermattet von der langen Blutarbeit, dem Narses sagen, wenn man sie mit ihrer gesamten Habe frei abziehen lasse, so wollten sie sich andere Wohnsitze suchen, da ihnen Italien nun einmal vom Himmel nicht befchieden zu fein scheine;
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Hetrnrien Rom Oberitalien Milchberg Italien
34
Rmische Sagengeschichte.
erffnete er eine Freistatt fr Heimatlose. Aber die benachbarten Sa bin er weigerten sich, dem zusammengelaufenen Volk ihre Tchter zu vermhlen. Nun lud sie Romulus samt ihren Angehrigen zu einem Festspiel, und die Rmer raubten die zuschauenden Mdchen.
3. Die Nachbarn unternahmen einen Rachezug; Romulus kam ihrem Angriff zuvor und besiegte sie. Aber die Sabiner im Gebirg Apennin zogen ihnen zu Hilfe und bemchtigten sich der Burg auf dem Kapitol. Des Burgvogts Tochter Tarpeia ffnete ihnen das Tor; sie hatten ihr dafr versprochen, was sie an den linken Armen trgen. Aber statt der goldenen Spangen, die sie gemeint hatte, warfen sie die schweren Schilde auf die Verrterin. Zwischen ihnen und dem Rmer-Heer (der Legion) entbrannte ein hitziger Kampf; da warfen sich die geraubten Sabinerinnen zwischen ihre Gatten und Vter und stifteten Frieden. Die Sabiner wurden auf dem Quirinalischen Hgel angesiedelt; beide Völker verbanden sich zu einem Volke der Quinten.
4. In einem Gewitter, das während einer Heerschau ausbrach, wurde Romulus unter die Götter entrckt. Der Senat, 100 Greise, die er zu seinem Rat erlesen, whlte den weisen Sabiner Numa zum König. Der gewhnte in langem Frieden die Rmer an Gtter-Verehrung und an die Gesetze, die ihm die Nymphe Egeria am Waldquell offenbarte.
2. Die Sage von den Horatiern und Curiatiern.
1. Um so kampflustiger war der dritte König Tullus Hosti -Ii us. Selbst mit Roms Mutterstadt Alba scheute er den Krieg nicht. Auf den Vorschlag des Albanerfeldherrn sollten zwei Paar Drillings-brder, die sich in beiden Heeren fanden, im Einzelkampf den Krieg ausfechten. Zwei Rmer fielen; die drei Albaner waren verwundet. Da wendete sich der unversehrte H o r at iu s arglistig zur Flucht, und als die drei Curiatier ihm nachsetzten, stach er sie einzeln nieder und raubte ihre Rstung.
2. An des Knigs Seite schritt Horatius dem Heere voraus der Heimat zu. Am Tor erwartete seine Schwester mit anderen Jung-frauen die Sieger. Sie war die Braut eines der Curiatier gewesen; beim Anblick des Waffenrockes, den sie ihm gestickt, brach sie in laute Klagen aus. Entrstet stie der Bruder sie nieder: So fahre jede Rmerin hin, die einen Feind betrauert!"
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106
Zur Erweiterung: Die Rmer.
Der Konsul des Jahres 217, gl am in ins, war offenbar ein hervorragender Mann. Die Rmer verdachten ihm, da er die un-gnstigen Vorzeichen miachtete. Aber angesichts des berfalls der Punier, die ihm hinter den Hhen am Nordrande des Trasi-menischen Sees in dichtem Nebel einen Hinterhalt gelegt hatten, bewies er groe Geistesgegenwart und nnerschrockenen Mnt.
4. Rom selbst anzugreifen, fhlte sich Hannibal zu schwach. Vorerst versuchte er in Apulien und in Kompanien, dem arten Italiens", die rmischen Bundesgenossen zum Abfall zu bewegen, durch Freundlichkeit, indem er ihre Gefangenen ohne Lsegeld zurcksandte, dann durch schonungslose Verwstungen.
5. Gerade darum gab der Senat den Konsuln des Jahres 216, dem bewhrten Patrizier L. milius Paullus und dem Volks-mann C. Terentius Varro, die Weisung, den Umstnden ge-m und des Vaterlandes wrdig zu handeln.
Am Flu Aufidus trafen sie den Feind. Sie rsten uns den Sieg," rief Hannibal aus, als er bei dem Dorfe Cann das Doppelheer, 80000 Mann und 6000 Pferde, unter Varro Stellung nehmen sah. Die Mitte seiner eigenen Schlachtordnung bildeten gallische Sldner, die er nach rmischer Art bewaffnet hatte, mit Iberern vermischt; bei ihnen nahm der Feldherr selbst seinen Platz. Auf dem linken, dann auf dem rechten Flgel warf seine ber-legene Reiterei die rmische der den Haufen. Mittlerweile muten die Gallier vor dem wuchtigen Stoe der rmischen Legionen plangem zurckweichen und aushalten, bis die Reiter den Feind im Rcken faten und die afrikanischen Reserven, Hannibals Kern-trnppen, seitlich vorrckten und die unbeweglich eingeschlossenen Rmer in beiden Flanken angriffen. Fast wehrlos wurden die Legionen niedergemacht.
Noch heute heit die Walstatt im Volksmunde Campo del san-guine, das Blutfeld.
6. In dieser Not hat der Senat, den Kineas eine Gesellschaft von Knigen genannt hatte, den Staat gerettet. Dem Konsul Varro sprach er feierlichen Dank aus, weil er am Vaterlande nicht verzweifelt sei. Um der malosen Angst zu begegnen, sorgte er fr sichere Nachrichten der die Ereignisse auf dem Kriegsschauplatz. Eine Abordnung der Gefangenen, die um Loskauf baten, wies er ab; der sie begleitende Karthager, der Friedensverhandlungen ein-leiten wollte, durfte die Stadt nicht Betreten.
Aber auch das Volk erwies sich der Lage gewachsen. Die Rmer waren ein Bauernvolk; ihre vornehmsten Männer fhrten mit
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rüsteten sich, den Feind in Spanien anzugreifen. Doch ehe sie fertig waren, stand Hannibal schon in Italien. Da zog ihm P. Cornelius Scipio mit einem Heere entgegen. Er wurde am Ti ein ns geschlagen. Der Konsul Scipio wurde selbst verwundet und nur durch die Tapferkeit„ seines erst 16jährigen Sohues Publius, des nachmaligen Überwinders von Karthago, gerettet. Scipio eilte über den Po zurück an den Fluß Trebia, wo Tib. Sempronius ihm neue Truppen zuführte. Dieser drang ans eine entscheidende Schlacht, Scipio riet ab. Doch von Hannibal gereizt, ließ sich jener ans einen Kampf ein, und die Römer wurden abermals geschlagen. Nun ging ganz Oberitalien zu dem Sieger über.
Die Römer machten jetzt umfassende Rüstungen. Im Frühling des folgenden Jahres drang Hannibal über die Apenninen nach Mittelitalien vor, wo der Arno die ganze Gegend überschwemmt hatte. Vier Tage und drei Nächte mußten die Soldaten fortwährend im Wasser waten. Hannibal verlor infolge einer heftigen Erkältung ein Auge. Kaum war er auf dein Trockenen, so wußte er das römische Herr in einen Hinterhalt zu locken und schlug es am trasimenischensee so vollständig, daß 15 000 Römer, unter ihnen der Konsul selbst, ihren Tod sanden; 6000 wurden gefangen.
Rom zitterte; der Senat ernannte Q. Fabiusmaximus zum Diktator. Aber Hauuibal hielt sein Heer zur Eroberung der festen Stadt zu schwach und umging dieselbe, um zunächst die Bundesgenossen von Rom abtrünnig zu machen. Fabius Maximus solgte dem Hannibal überall, ließ sich aber in keine Schlacht mit ihm ein, sondern suchte immer die Anhöhen besetzt zu halten und ihm auf jede Weise zu schaden. Die römischen Soldaten waren mit dieser Art Kriegführung gar nicht zufrieden; sie nannten ihren Feldherrn daher cunctator, d. h. Zauderer. Doch dieser ließ sich nicht irre machen und hätte beinahe den schlauen Karthager gefangen. Hannibal sah sich plötzlich in einer von Bergen eingeschlossenen Thalebene und den Fabius auf den Anhöhen. Dieser versperrte sorgfältig alle Ausgänge. Hannibal schien verloren; da ersann er folgende List. Er ließ 2000 Ochsen Reisbündel an die Hörner binden, dieselben anzünden und die Tiere gegen die Römer treiben. Diese stürzten aus die Feuer zu, und in der allgemeinen Verwirrung entkam Hannibal der Falle, die ihm gelegt worden war.
Als nun Hannibal alles umher verwüstete, aber die Güter des Fabius sorgfältig schonte, da wurde der Unwille gegen diesen
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Diese billige Forderung erbitterte die Gemüther der stolzen Quirlten,
und der Consul T. Manlius erklärte, er würde, wenn der Senat diese
Forderungen feig bewilligte, bewaffnet in den Senat kommen und jeden
Latiner, den er in der Curie erblicke, niederstoßen. Der Latiner Annius
aber, ihr Wortführer, eilte in Hast, voll Zorns aus dem Tempel und
stürzte die Treppe des Kapitols hinab, so daß er, schwer am Kopfe
beschädigt, an der untersten Stufe ohne Bewußtseyn oder todt dalag,
welcher Unfall als ein Wink des göttlichen Unwillens betrachtet wurde.
Die übrigen Gesandten reisten sogleich ab und konnten nur durch Ge-
leit vor der Wuth und Mißhandlung des Pöbels geschützt werden.
Sv war der Krieg unvermeidlich. Die Consuln T. Manlius Tor-
guatus und P. D ec ins Mus zogen in Eilmärschen nach Samnium,
von wo sie verstärkt nach Kampanien gingen und den Latinern gegen-
über am Vesuv ein Lager bezogen. Damit nicht durch ein unzeitiges
Gefecht Nachtheil dem Ganzen erwachse, hatten die Consuln bei Todes-
strafe verboten, daß keiner sich in ein einzelnes Gefecht bei den Vor-
posten einlassen solle. Als des Manlius Sohn mit einigen Reitern
auf Kundschaft ausgeschickt, in die Nahe des feindlichen Lagers heran-
fprengte, forderte ihn ein tuskulanischer Befehlshaber hohnend zunr
Zweikampf heraus. Uneingedenk des väterlichen Befehls nahm der
Jüngling die Herausforderung an. Mit eingelegten Lanzen sprengten
sie auf einander los. Beim zweiten Stoß bohrte Manlius dem Pferde
seines Gegners den Spieß zwischen die Ohren, so daß es bäumte und
seinen Reiter abwarf. Als der Tuskulaner sich erheben wollte, stach
ihn Manlius durch die Rippen hindurch am Boden fest. Mit der er-
beuteten Rüstung ritt er, begleitet von seinem jauchzenden Geschwader,
in das Lager zurück. Als er aber seinem Vater die ritterliche Beute
zeigte, wandte sich dieser von ihm hinweg und berief sogleich eine
Versammlung, vor der er seinen Sohn, weil er das Gebot der Con-
suln übertreten hatte, nach der Strenge der Kriegszucht verurtheilte
und auf der Stelle enthaupten ließ. Die Zuschauer brachen in laute
Klagen und Verwünschungen aus, als sie das Haupt des tapfem
Jünglings fallen sahen, und ehrten seine Leiche durch eine feierliche
Verbrennung. Bei den Mitlebenden wie bei der Nachwelt erfüllte
nachher Manlischer Zuchtbefehl (Manliana imperia) die Gemüther mit
Schaudern und Abscheu. Diese Strenge machte aber die Soldaten
gehorsamer und diensteifriger und war im entscheidenden Kampfe von
großem Nutzen. Bevor die Consuln zur Schlacht ausrückten, verkün-
digte der Opferschauer dem Decius Unglück, dem Manlius aber einen
glücklichen Ausgang der Schlacht. »So steht Alles gut," sprach
7
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104
über den Apennin entgegen; ihr Heer bestand aus vier Legionen, einer
zahlreichen Reiterei und einem Heer von Bundesgenossen und Latinern,
das noch stärker war, als das römische. Die Samniter und Gallier
stellten sich zur Schlacht, die Etrusker und Umbrer sollten das römische
Lager angreifen; die Etrusker zogen aber aus der Gegend von Sen-
tiuum ab, als sie die Verheerung ihres Landes vernahmen. Beim ersten
Zusammentreffen focht man mit gleichen Kräften; Fabius hielt ohne
Wanken auf seinem rechten Flügel das Gefecht mit den ihm gegen-
überstehenden Samnitern bis tief in den Tag hinein, Decius drang
auf seinem linken Flügel gleich anfangs hitziger vor und schlug die
gallische Reiterei, als aber die Gallier unter gewaltigem Getöse mit
ihren Sichelwagen heranfuhren, da stob die römische Reiterei auseinander
und stürzte in besinnungsloser Flucht fort. Dadurch gerieth auch das
Fußvolk in Unordnung und vergebens rief Decius die Weichenden zurück.
Da gedachte er an die Todesweise seines Vaters, und ließ so-
gleich durch den ihn begleitenden Oberpriester sich und die feindlichen
Schaaren den Göttern des Todes weihen. Dann fügte er der ge-
wöhnlichen Formel noch die Worte hinzu : » Schrecken und Flucht,
Mord und Blut, der Zorn der himmlischen und unterirdischen Götter
lasse ich vor mir hergehen: trage den Fluch der Vernichtung mit mir
auf der Feinde Fahnen, Waffen und Wehren hinüber, und Verderben
trifft die Gallier und Samniter mit mir auf Einer Stelle.« Nach
diesen Worten trieb er sein Roß in die Linie der Gallier und fand den
gewünschten Tod. Der Oberpriester Livius, dem Decius die Führung
seiner Schaaren übertragen hatte, begeisterte durch seine Rede und
Verkündigung, daß die Feinde durch ihres Consuls Tod den Todten-
gcistern verfallen seyen, und bei ihnen schon Verblendung der Holle
und Geisterscheu herrsche, die wankenden Legionen und Reiter. Der
Sieg blieb nach einem Kampfe der Verzweiflung den Römern.
25,000 Feinde, unter ihnen Gellius Egnatius sollen an diesem Tage
gefallen, 8000 gefangen seyn. Die Römer gaben ihren Verlust zu
8200 Mann an. In Etrurien und Samnium dauerte der Krieg mit
wilder Streitlust und abwechselndem Glück fort. Der selbst mit Un-
glück vertheidigten Freiheit wollten die Samniter nicht entsagen und
lieber besiegt werden, als den Sieg unversucht lassen. Im Jahr 293,
als der durch seines Vaters und seinem eignen Ruhm ausgezeichnete
Lucius Pap ir ins Cursor Consul war, rüsteten sich die Samniter
zu einem furchtbaren Kampfe. Ein Heer von 40,000 Mann, die
Kerntruppen Samniums, geschmückt mit prächtigen Waffen und nach
uralten Gebräuchen der einheimischen Religion durch geheime Opfer
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