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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 27

1896 - Leipzig : Hirt
27 dem Spiele stehen, so will ich Euer Gebot befolgen, es komme, was da wolle, und des Kaisers Drohung mge der mich ergehen." Hiermit rstete sich Heinrich zu dem Heerzug und kam bald nach Welsch-lernt) zu der Stadt, wo die Deutschen lagen; jedoch verbarg er sich vor des Kaisers Antlitz und floh ihn. Sein Zelt lie er ein wenig seitwrts vom Heere ans-schlagen. Eines Tages lag er da und badete in einem Zuber und konnte aus dem Bade die Gegend berschauen. Da sah er einen Haufen Brger aus der belagerten Stadt kommen und den Kaiser dagegen reiten zu einem Gesprch, das zwischen beiden Teilen verabredet worden war. Die treulosen Brger hatten aber diese List ersonnen; denn als der Kaiser ohne Waffen und arglos zu ihnen ritt, hielten sie gerstete Mannschaft im Hinterhalte, und berfielen den Herrn mit frechen Hnden, da sie ihn fingen und schlgen. Als Herr-Heinrich diesen Treubruch geschehen sah, lie er Baden und Waschen, sprang aus dem Zuber, nahm den Schild mit der einen, und sein Schwert mit der andern Hand, und lief, wie er war, unter die Menge der Feinde. Khn schlug er unter sie, ttete und verwundete eine groe Menge und machte sie alle flchtig. Darauf lste er den Kaiser aus seinen Banden, lief schnell zu-rck, legte sich in den Zuber und badete nach wie vor. Als Otto wieder zu seinem Heere kam, erkundigte er sich, wer sein uu-bekannter Retter gewesen wre; zornig sa er im Zelt auf seinem Stuhl und sprach: Ich war verraten, wo mir nicht zwei ritterliche Hnde geholfen htten; wer aber den Mann kennt, fhre ihn zu mir, da er reichen Lohn und meine Huld empfange; kein khnerer Held lebt hier noch anderswo." Nun wuten wohl einige, da es Heinrich von Kempten gewesen war; doch frchteten sie den Namen dessen auszusprechen, dem der Kaiser den Tod geschworen hatte. Mit dem Ritter" antworteten sie stehet es so, da schwere Ungnade auf ihm lastet. Mchte er Deine Huld wieder gewinnen, so lieen wir ihn vor Dir sehen." Da nun der Kaiser sprach: und wenn er ihm gleich seinen Vater erschagen htte, solle ihm vergeben sein", nannten sie ihm Heinrich von Kempten. Otto befahl, da er alsbald hergebracht wrde; er wollte ihn aber erschrecken und bel empfangen. Als Heinrich von Kempten hereingefhrt war, gebrdete der Kaiser sich zornig und sprach: Wie trauet Ihr Euch, mir uuter die Augen zu treten? Ihr wit doch wohl, warum ich Euer Feind bin, der Ihr meinen Bart gerauft und ohne Schermesser geschoren habt! Welch hochfahrender bermut hat Euch jetzt hierher gefhrt?" Gnade, Herr" sprach der khne Ritter ich kam gezwungen hierher. Mein Abt, der hier steht, gebot es bei schwerer Strafe. Gott sei mein Zeuge, wie ungern ich diese Fahrt gethan. Aber meinen Dienst-eid mute ich halten. Wer mir das bel nimmt, dem lohne ich so, da er sein letztes Wort gesprochen hat." Da begann Otto zu lachen: Seid mir tausendmal willkommen, Ihr auserwhlter Held! Mein Leben habt Ihr ge-rettet, das mute ich ohne Eure Hilfe lassen." So sprang er auf, kte ihm Augen und Wangen. Von Feindschaft war keine Rede mehr: der hochgeborene Kaiser lieh und gab ihm groen Reichtum und brachte ihn zu Ehren, von denen man lange erzhlt hat.

2. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 25

1907 - Leipzig : Voigtländer
11. Karls des Groen Kriege. aber sprach: wenn du eine Saat von Eisen in dem Felde aufstarren siehst, dann wird Karl kommen." Kaum hatte er dies gesagt, als sich im Westen eine finstere Wolke zeigte. Sie kam nher und nher- end-lich sah man den eisernen Karl in einem Eisenhelm, mit eisernem Panzer, eine eiserne Lanze in der Linken und das mchtige Schwert in der Rechten. Ruch sein Schild war ganz aus Eisen, und selbst sein Streit-ro schien ehern zu sein. Fast ebenso war auch sein Heer gerstet. Die Strae, das ganze Feld war mit eisernen Mnnern bedeckt, und die Schwerter blitzten in der Sonne. Siehe, da ist er, nach dem du so viel gefragt hast," rief der Franke. wie htte der Langobardenknig diesem starken Feinde widerstehen knnen? Karl eroberte seine Hauptstadt, nahm ihn gefangen und schickte ihn als Mnch in ein Kloster. Das langobardische Reich vereinigte er mit dem frnkischen. 3. Karls 3ug nach Spanien. Karl zog auch gegen die Kraber in Spanien zu Felde und entri ihnen das Land nrdlich vorn Ebroflusse. His er aber aus dem siegreichen Kampfe wieder heimkehrte, berfielen pltzlich in einem engen Gebirgstals Feinde sein Heer, und viele seiner Krieger wurden niedergehauen. Da fiel auch sein berhmter Feldherr, der wackere Held Roland, der dessen Tod die Sage folgendes erzhlt: Don vier Speerstichen zu Tode verwundet, nahm Roland sein herrliches, leuchtendes Schwert und schlug mit aller Kraft auf einen marmorstein; denn er wollte die gute Waffe lieber zertrmmern, als den Krabern berliefern. Hber das.schwert spaltete den Stein und zerbrach doch nicht. Dann ergriff er sein Horn und blies mit solcher Kraft hinein, da es zersprang und ihm selbst die Halsadern zerrissen. König Karl,' der schon acht Meilen voraus war, vernahm den gewaltigen Schall und kehrte wieder um; aber er fand den Helden schon tot und beweinte ihn bitterlich. 4. Karls Kriege gegen die Bayern und Dnen. Karl unterwarf auch die Bayern, die sich seiner Herrschaft nicht fgen wollten und schickte ihren Herzog in ein Kloster. Durch das Gebiet der Bayern rckte er weiter gen Osten vor und machte sich alles Land bis tief nach Ungarn hinein untertnig. Selbst die Dnen im Norden, die da-mals argen Seeraub trieben, bekamen die Strke seines armes zu fhlen.

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 27

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 27 — des Zr ankenreich es in der Nähe des Rheins bis zur Elbe und Nordsee t)ivüon jeher hatten sie mit den Zranken in Streit gelegen; fort-während machten sie verheerende (Einfälle ins Zrankenland. Um sein Reich gegen diese lästigen Nachbarn zu sichern, beschloß Karl, sie mit (Bemalt zu unterwerfen und zum Christentum zu bekehren. Aber erst nach Dielen $elbzügen, nach mancher Schlacht beugte sich der streitbare Sachsenherzog widukind vor dem mächtigen Zrankenkönig und Unterwarfen sich die besiegten Sachsen der fränkischen Herrschaft. Mit dem Tode ward jeder Sachse fortan bedroht, der sich nicht taufen tiefe. Viele Sachsen wurden mit Weib und Kind ihrer Heimat entführt und im Zrankenland angesiedelt. (Eine solche Ansiedelung war Sachsen-pausen bei Frankfurt a. M. 3. Das Langobardenreich. (Einen zweiten Krieg führte Karl gegen die Langobarden in Italien, mit deren König Desiöertus er in Zwist geraten war. Mit einem wohlgerüsteten, stattlichen Heere überstieg er die Alpen, eroberte die Hauptstadt des Langobardenkönigs, Nahm ihn gefangen und schickte ihn als Mönch in ein Kloster. Das iangobardische Reich aber vereinigte er mit dem fränkischen. 4. Zug nach Spanien. Auch gegen die Araber in Spanien Zog Karl zu Seide und entriß ihnen das Land nördlich vom (Ebro, ftls er aber aus dem siegreichen Kampfe wieder heimkehrte, überfielen 5einde in dem engen ©ebirgstale Roncesvalles plötzlich sein Heer und töteten viele seiner Krieger. Da fiel auch Karls berühmter Zeldherr, der tapfere Roland, über dessen Tod die Sage folgendes erzählt: Von vier Speeren zu Tode verwundet, nahm der Held sein herrliches feuchtendes Schwert und schlug es aus allen Kräften auf einen Marmor* stein; denn er wollte es lieber zertrümmern, als den Arabern über* liefern. Aber das Schwert spaltete den Stein und zerbrach doch nicht, filsbann ergriff er sein Horn und stieß mit solcher Kraft hinein, daß cs Zersprang und die Adern an Rolands halse zerrissen. König Karl, der schon acht Meilen voraus war, vernahm den gewaltigen Schall Und kehrte wieder um; aber er fand den Helden tot und beweinte tyn bitterlich. 5. Weitere Nriege. Diebaqern wollten sich Karls Herr* ^aft nicht fügen, doch er unterwarf sie ohne Mühe und schickte ihren Herzog Tassilo in ein Kloster. Dann rückte er durch ihr Gebiet weiter 3en Osten vor und machte sich alles Land bis tief nach Ungarn hinein Untertänig. Auch die Dänen im Norden, die damals argen Seeraub sieben, bekamen die Stärke seines Armes zu fühlen. Durch diese !

4. Geschichtsbilder - S. 91

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 91 — „Du sollst so vorbereitet kommen, daß du schlagfertig ziehen kannst, mit Lebensmitteln und Kleidern, jeder Reiter mit Schild und Lanze, einem zweihändigen und einem kurzen Schwert, Bogen und Köcher mit Pfeilen. Auf den Wagen müßt ihr Hacken, Keile, Manerbohrer, Äxte, Grabscheite, eiserne Schaufeln haben und was sonst im Kriege nötig ist. Die Vorräte müssen auf drei Monate reichen. Insbesondere aber gebieten wir, daß ihr in guter Ordnung (zum Sammelplatze) zieht und euch nicht untersteht, irgend etwas zu nehmen, außer Futter für das Vieh und Holz und Wasser." 3. Andere Kriege Karls. — König Karl unterwarf die Langobarden und entriß den Mauren das spanische Land bis zum Ebro. Gen Osten machte er alles Land der Avaren bis tief nach Ungarn hinem sich untertänig. Die Dänen im Norden, welche damals argen Seeraub trieben, zwang er, bis zur Eider zurückzuweichen. Das Reich, welches Karl nach so viel siegreichen Kriegen beherrschte, würde durch seine Eroberungen das mächtigste m ganz Europa: bet größte Teil Deutschlanbs und Italiens, ganz Frankreich und selbst ein Teil Spaniens gehörten ihm an (Karte V). Die Gebiete an den Grenzen (Marken) stellte König Karl unter Markgrafen. Die Bewohner biefer Marken mußten stets bereit fein, die Grenze gegen die räuberischen Dänen, Slaven, Avaren Mauren zu schützen. . . , , . Die Rolandssage. — Als Karl aus Spanien heimzog, wurde sein r in einem engen Gebirgstlale plötzlich von Feinden überfallen, und viele ter Krieger würden nieb er gehauen. Hier fiel auch sein ebler, getreuer Held lanb. Von vier Speeren zum Tode verrounbet, nahm er sein herrliches, chtenbes Schwert und schlug aus allen Kräften auf einen Marmorstein, benn wollte es lieber zertrümmern, als den Arabern überliefern. Aber das Schwert Itete den Stein und zerbrach boch nicht. Aisbann ergriff er fein Horn und ß mit solcher Kraft hinein, daß es zersprang und die Abem an feinem Halse rissen. König Karl, der schon weit voraus war, vernahm den gewaltigen Schall b kehrte um; aber er fanb den Helben tot baliegen und beweinte ihn bitterlich. 4. Karls Kaiserkrönung (800). — Mit dem Bischöfe zu Rom, c schon damals Papst (d. i. Vater der Christenheit) genannt wurde, stand crl in guter Freundschaft. Gegen Feinde leistete er ihm seinen machtvollen chutz. Als daher Karl im Jahre 800 am Weihnachtfeste in Rom war und : festlichen Schmuck am Altare der Peterskirche zum Gebete niederkniete, xt der Papst Leo vor und fetzte dem Könige eine goldene Kaiserkrone aufs mpt. Das versammelte Volk aber rief mit lautem Jubel: „Heil und Sieg 4tl dem Großen,^em von Gott gekrönten römisch en Kaiser!" So irbe die römische Kaiserwürde, die seit dem Untergange des alten Römer-ichs (476) aufgehört hatte, wiederhergestellt und einem deutschen Könige geben. Diese Würde machte Karl zum obersten weltlichen Herrscher in r ganzen abendländischen Christenheit, in welcher der Papst der geistliche berherr war.

5. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 28

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 28 unsere knftige Herrin ist, sehen soll, auf da ich meinem Herrn sicher berichten kann, wie ihre Gestalt ist." Wie das der König hrte, so lie er seine Tochter holen, und als nun Authari sie schweigend angeschaut hatte, wie schn sie war, und sie ihm in allem sehr wohl gefiel, so sprach er zu dem Könige: Da uns die Gestalt deiner Tochter wohlgefllt und wir. sie darum zu unserer Knigin wnschen, so mchten wir, falls es eurer Herrlichkeit beliebt, einen Becher Weins aus ihrer Hand entgegennehmen, wie, sie ihn uns spter reichen wird." Als der König einwilligte, da es so geschehe, so reichte Theudelinda zuerst jenem den Becher mit Wein, der das Haupt zu sein schien, und hierauf dem Authari, von dem sie nicht wute, da er ihr Brutigam sei. Als dieser getrunken hatte und ihr den Becher zurckgab, so berhrte er, ohne da es jemand bemerkte, ihre Hand mit dem Finger und strich ihr mit seiner Rechten von der Stirne der Nase und Wangen herab. Ganz schamrot erzhlte das Theudelinda ihrer Amme; da sagte diese %\x ihr: Wenn dieser Mann nicht selbst der König und dein Brutigam wre, so htte er auf keinen Fall dich zu berhren gewagt. La uns aber einst-weilen stille sein, damit dein Vater nichts davon erfhrt. Denn wahrlich, es ist sin Mann, der es wohl verdiente, König zu sein und mit dir vermhlt zu werden." Es blhte aber damals Authari in jugendlichem Mannesalter, war von edler Ge-stalt, wallendem, hellem Haar und sehr angenehmem Antlitz. Bald nachher machten sie sich mit kniglichem Geleite wieder auf den Weg zurck nach ihrer Heimat und zogen eilig durch das Gebiet der Noriker. Tie Provinz Norikum, welche von dem Volk der Bayern bewohnt wird, grenzt aber gegen Morgen an Pannonien, gegen Abend an Schwaben, gegen Mittag an Italien, gegen Mitternacht an die Donau. Als nun Authari in die Nhe der Grenze von Italien gekommen war und die Bayern, die ihm das Geleite gaben, noch um sich hatte, so erhob er sich, so sehr er konnte, auf dem Pferde, das ihn trug, und stie mit aller Macht die Streitaxt, die er in der Hand hielt, in einen nahestehenden Baum und lie sie darin stecken und sprach dazu die Worte: Solche Hiebe fhrt Authari." Wie er das gesprochen hatte, da ei'fomtit- die Bayern, die ihm das Geleite gaben, da er der König Authari selber sei. - -Ms nun nach einiger Zeit der König Garibald durch den Anzug der Franken in Not kam, da floh feine Tochter Theudelinda mit ihrem Bruder, der Gunduald hie, nach Italien und lie ihrem Verlobten Authari ihre Ankunft melden. Der ging ihr sogleich in stattlichem Aufzuge zur Hochzeit entgegen und traf sie auf dem Sardisfelde oberhalb Veronas, wo am fnfzehnten Tage des Wonnemonats unter allgemeinem Jubel die Hochzeit gefeiert wurde.

6. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 281

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Chlodowechs Söhne und Enkel bis zum Tode Chlothars. 281 Habt ihr denn den Munderich noch niemals gesehen?" Und sogleich stürzten jene auf ihn los. Aber Munderich durchschaute auf einmal den ganzen Verrat und rief: „Deutlich sehe ich, daß du das Zeichen gabst, mich zu ermorden. Aber wahrlich, du Meineidiger, niemand soll dich mehr lebend schauen!" Und damit stieß er ihm den Speer zwischen die Schultern, so daß Aregisel durchbohrt niedersank und starb. Dann rissen Munderich und die Seinen die Schwerter aus der Scheide und richteten ein großes Blutbad unter Aregisels Leuten an. Jeden streckte Munderich nieder, den er erreichen konnte, bis er endlich den letzten Atem aushauchte. Seine ganze Habe wurde nach seinem Tode für den königlichen Schatz eingezogen. Theuderich aber kehrte darauf nach Hause zurück. Inzwischen hatte Theuderichs hochbegabter Sohn Theudebert mit Chlothars ältestem Sohn Gunthari einen kühnen Einfall in Septimanien gemacht, um dieses Land, den letzten Rest des westgotischen Reichs in Gallien, den Westgoten zu entreißen, die seit Chlodowechs Tode manches bereits Verlorene wieder gewonnen hatten. Und als Gunthari plötzlich heimkehrte, ließ sich der kühne Theudebert dadurch nicht abhalten, allein weiter vorzudringen und eine Burg nach der andern zu erobern. Da ereilte ihn die Nachricht, sein Vater Theuderich sei schwer erkrankt. Sofort brach er den Feldzug ab und kehrte schleunigst nach Hause zurück; denn seines Vaters Boten hatten ihm gesagt, wenn er nicht schnell käme und seinen Vater nicht mehr lebend anträfe, so würden seine Oheime Childebert und Chlothar ohne Zweifel sich seines Thrones bemächtigen. Die Besorgnis war nur_ allzu begründet. Deshalb zögerte Theudebert nicht, augenblicklich die Heimfahrt anzutreten, um den Vater noch am Leben anzutreffen. Doch Theuderich starb, ehe der Sohn die Heimat erreichte, gegen Ende des Jahres 533, im dreiundzwanzigsten Jahre seiner Herrschast. 7. Chlodowechs Sühne und Cnkel bis zum Tode Chlothars. (Bon 534 bis 561.) Haum hatte der mächtige Theuderich die Augen geschlossen, als seine Brüder sich erhoben, dem Neffen das Erbe zu entreißen. Aber Theudebert war kein schwacher Knabe, wie die unglücklichen Kinder Chlodomers, sondern ein kraftvoller und kluger Mann, der sein väterliches Erbe gegen die habsüchtigen Oheime zu behaupten wußte. Er gewann die Großen seines Reiches^ durch königliche Freigebigkeit für sich, daß sie für ihn die Waffen ergriffen, und behauptete sich so in seiner Herrschaft. Theudebert war ein Mann von seltenen Gaben, und Gregor ist nicht ganz mit Unrecht seines Lobes voll. Selbst Züge von Edelmut — einer bei den Mero-

7. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 153

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Sagen von Desiderius und Adelgis. 153 Westen auf wie eine finstere Wetterwolke, und als sie näher kam, da sah man es von funkelnden Waffen blitzen, und nun ritt er. daher, der eiserne Karl, bedeckt mit eisernem Helm und Schild, umkleidet mit eisernen Schienen und ' eisernem Panzer, in der Hand die hochragende eiserne Lanze. Auch das Roß, das er ritt, schien eisern an Mut und an Farbe; und alle, die ihn umgaben, waren auf gleiche Weise ausgerüstet wie er. Eisen erfüllte die Felder und Straßen, die Sonnenstrahlen brachen sich in dem Glanze des Eisens. Das alles sah der spähende Otter mit einem einzigen raschen Blick, wandte sich zu Desiderius und schrie: „Steh da! dort hast du den Karl, nach dem du so viel gefragt hast!" Und mit diesen Worten stürzte er ohnmächtig zu Boden. Unten jammerte das Volt in der Stadt. „ O das Eisenwehe, das Eisen!" Der König aber stieg vom Turme herab und suchte Tröstung im Gebet; wie er denn stets ein frommer Christ war und regelmäßig um Mitternacht aufstand und in die Kirche ging, um zu beten. Man erzählt aber, daß die Thore der Kirche sich vor ihm von selbst geöffnet hätten. Im eigenen Hause des unglücklichen Königs lauerte der Verrat. Jtkmge hatte Karl vergeblich die starke Stadt belagert. Da sah die jüngste Tochter des Desiderius den Frankenkönig von einer Zinne aus und ward von Liebe zu ihm ergriffen. In blinder Leidenschast schrieb sie an Karl einen Brief, in dem stand, daß sie, wenn der König sie zum Ehgemahl nehmen wollte, ihm die Stadt und ihres Vaters Schatz ansliefern werde. Diesen Brief wickelte sie um einen Pfeil und schoß ihn auf einer Armbrust über den Ticino. Er kam wirklich in Karls Hände, und dieser antwortete so, daß die thörichte Leidenschaft den Sinn der Jungfrau nur noch mehr gefangen nahm. Unter dem Haupte ihres schlummernden Vaters hervor stahl sie die Schlüssel der Stadt und meldete dem Frankenkönig, daß er in der kommenden Nacht das Stadtthor geöffnet finden werde, ^lls alles in Pavia arglos des Schlummers pflegte, zog das feindliche Heer still und geräuschlos ein. Fröhlich hüpfte die Jungfrau dem Geliebten entgegen. Aber es war finstere Nacht; sie geriet in das Gedränge, ward zu Boden gerissen und endete unter den Hufen der fränkischen Rosse. Das war der Lohn ihres Verrates. Durch das Wiehern der Pferde und das Klirren der Waffen erwachten die Bewohner der Stadt und liefen verwirrt aus ihren Häusern hinaus. Viele wurden im Dunkel der Nacht zertreten oder erschlagen. Als die Franken in den königlichen Palast drangen, warf sich Adelgis ihnen entgegen und erschlug viele. Aber sein Vater wehrte ihm und sprach: „Es ist Gottes Wille, daß der Langobarden Reich vergehe.'1 Da entfloh Adelgis in der allgemeinen Verwirrung ans der Stadt, während Karl in die Königsburg einzog und den Desiderius gefangen nahm. Die ganze

8. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 345

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Zeit der inneren Kriege bis zu Chilperichs Tode. 345 nommen. Sie war ganz verlassen und mittellos. Da begann sie den leidenschaftlichen Kampf, der ihren Namen in der Geschichte berühmt und gefürchtet gemacht hat." Es lebte fern vom Hofe Chilperichs eine frühere Gemahlin dieses Wüstlings mit Namen Audovera. Drei Söhne und eine Tochter hatte sie ihm geboren. Der älteste Sohn Thendebert war einst, als er in Chilperichs Auftrag in Australien einfiel, in die Gewalt König Sigiberts gekommen , war indes von diesem nach längerer Gefangenschaft edelmütig feinem Vater znrückgegebeu worden. Bei einem zweiten Kriege gegen Sigibert aber fiel er im Kampfe (575). Sein jüngerer Brnder Mero-wech nun war es, der, von Leidenschaft für die noch immer schöne Brun-Hilde entflammt, sich Heimlich zu ihr nach Rouen begab, wo sie gefangen gehalten wurde, und sich mit ihr trauen ließ (576). Wütend eilte Chil-perich herbei, um sie zu trennen. Jene aber flüchteten sich beizeiten in eine kleine Kirche des heiligen Martin, die aus der Stadtmauer zu Roueu lag und aus Holz gezimmert war. Der König versuchte sie durch mancherlei Kunstgriffe herauszulocken, doch gelang es ihm nicht. Das Paar verlangte einen heiligen Schwur, durch den er die neue Ehe anerkenne. Darauf leistete er ihnen wirklich den Eid, sie verließen die Zufluchtsstätte, durch Küsse wurde die Bersöhnung besiegelt. Doch bald siegte das Mißtrauen in Chilperichs Herzen über die flüchtige Rührung, und Fredegundes Einflüsterungen bestärkten ihn darin. Er ließ den Sohn der Waffen berauben und ihn in Haft halten. Brunhilde entrann nach Australien und versuchte hier als Herrscherin aufzutreten. Aber die Großen des Reichs wollten davon nichts wissen und duldeten nicht einmal, daß ihr Gemahl Merowech zu ihr kam, als Fredegundens Haß ihn zu vernichten beschlossen hatte. Der Unglückliche war zum Mönch geschoren worden und hatte einen Fluchtversuch gewagt. Mehrmals entkam er den Nachstellungen seiner Verfolger. Endlich aber wurde er in eine Falle gelockt. Die Bürger einer Stadt in der Champagne, wo er sich versteckt hielt, ließen ihm sagen, er solle nur zu ihnen kommen; sie wollten sich ihm unterwerfen und feinen Vater verlassen. Mit einigen Getreuen eilte er dahin. Bald aber zeigte es sich, daß sie — offenbar von Fredegunde dazu angestiftet — ihn verraten wollten. Auf einem Hose umstellten sie ihn mit Bewaffneten und sandten Boten an Chilperich, damit er feinen Sohn von ihnen in Empfang nehme. Merowech sah den sichern Untergang vor Augen. Da rief er einen treuen Diener zu sich und sprach: „Wir waren stets ein Herz und eine Seele. Darum laß mich nicht in die Hände meiner Feinde fallen. Nimm dieses Schwert und stoße mich nieder." Und jener zögerte nicht, ihm den letzten Liebesdienst zu erweisen (577). Er wurde dann samt den andern An- hängern Merowechs aus grausame Weise hingerichtet.

9. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 328

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
328 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Wenn wir auch meistens das sittliche Verderben von den Romanen über die Deutschen kommen sehen, so haben doch andrerseits auch alte germanische Gebräuche der wildesten Art aus der Heidenzeit sich trotz der veränderten Lebensverhältniffe lebendig erhalten und den Anlaß zu entsetzlichen Freveln gegeben, ja sich teilweise sogar in die feine romanische Welt eingeschlichen und zur Verwilderung der Sitten beigetragen. So namentlich die Blutrache. Dazu erzählt uns Gregor folgende merkwürdige Beispiele, die allerdings beide erst der Zeit angehören, über welche im nächsten Abschnitt berichtet werden soll, die aber selbstverständlich nicht die ersten in ihrer Art sind. Die erstere der beiden Erzählungen bietet zugleich ein Bild echt christlicher und bischöflicher Handlungsweise, das geeignet ist, jene widerlichen Fratzen eines Cato und Cautinus vergessen zu machen. (1) Die 8ehde zu Tours. Im Jahre 585*) erhob sich zwischen den Bewohnern des Gebietes von Tours eine gefährliche innere Fehde. Der Franke Sichar nämlich feierte das Fest der Geburt des Herrn mit Austrigisel und andren Gaugenossen in dem Dorfe Mantelan bei Tours, und der Priester des Ortes sandte einen Knecht aus, um einige Leute einzuladen, daß sie in sein Haus kämen zu einem Trinkgelage. Da aber der Knecht kam, zog Austrigisel, einer von denen, die eingeladen wurden, sein Schwert und unterfing sich auf ihn einzuhauen, und alsbald sank der Knecht hin und starb. Als dies Sickar, der mit dem Priester in Freundschaft lebte, vernahm, daß nämlich ein Knecht desselben ermordert sei, nahm er seine Waffen, ging mit feinen Knechten in die Kirche und erwartete hier den Austrigisel. Dieser aber rüstete sich, da er solches vernahm, auch mit seinen Waffen und ging mit einer Schar dem Sichar entgegen.**) Da nun alle durcheinander wogten und jeder Teil zuschlug, ward Sichar von den Geistlichen in die Mitte genommen und dem Getümmel entrückt. Er entfloh auf feinen Hof (der nicht in der Ortschaft lag), ließ aber fein Silberzeug, feine Kleider und vier feiner Knechte, die verwundet waren, im Hause des Priesters zurück. Nach seiner Flucht brach Austrigisel in dieses Haus ein, tötete die Knechte und nahm Gold, Silber und die übrigen Sachen Sichars mit sich. Danach, als sie im Gericht der Bürger (d. h. im Gericht des Grasen von Tours, in denen die Bürger die Beisitzer waren) erschienen, erging das Urteil, daß Austrigisel als Totschläger und weil er nach der Tötung der Knechte die *) Gregor, Buch 7, Kap. 47. Giesebrecht 2, S. 53 ff. **) „Es wird also ganz wie einst in den Urwäldern, so nun in dem Dorf, ja in der Kirche Fehde begonnen zwischen diesen Franken; Romanen sind hier nicht beteiligt." Dahn.

10. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 72

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
72 Die Langobarden bis zum Verlust ihrer Selbständigkeit. rief weinend: „Bruder, durchbohre mich nicht! Ich kann mich ja schon auf einem Roß halten". Da ließ jener den Speer sinken, ergriff den Knaben und hob ihn auf ein leeres Pferd. Auf dem glatten Rücken des ungefattelten Tieres setzte er ihn, hieß ihn den Zügel ergreifen und rief: «Halte dich an, so fest du kannst!" Dann schwang er sich selbst auf fein Roß, und sie jagten den Brüdern nach. Bald verbreitete sich die Kunde, daß des Herzogs Söhne entkommen seien. Etliche Avaren sprangen sogleich auf ihre Pferde und jagten den Flüchtigen nach. Jene aber entrannen glücklich ihren Verfolgern, bis auf Grimwald, welcher bald hinter den älteren Brüdern zurückblieb. So ward er von dem vordersten der Avaren eingeholt. Schon sah er den Tod vor Augen; aber Gott, der ihn zu großen Dingen ausersehen hatte, breitete seine Vaterhand über ihn aus. Dem rohen Barbaren fuhr es plötzlich durch den Kopf: „Warum sollst du das Kind töten? bewahre es dir lieber zum Dienste auf." Und er faßte Grimwalds Roß am Zügel und führte es so samt dem Knaben nach dem Lager zurück, hoch erfreut über die köstliche Beute; denn der Kleine war von schönem Wuchs und Antlitz, groß und glänzend waren seine Augen, und das lichtblonde Haar hing ihm in langen Locken um die Schultern. Grimwald wußte, welchem traurigen Los er entgegen geführt ward, und tiefer Schmerz ergriff ihn, da er sich so gefangen dahin geschleppt sah. Aber in seiner kleinen Brust regten sich große Gedanken. Er war ja nicht waffenlos; an seiner Seite hing ein kleines Schwert, das ihm sein Vater geschenkt hatte. Es war scharf und von gutem Stahl. Unbemerkt zog er es aus der Scheide, und schnell wie der Blitz hieb er mit aller Macht nach des ahnungslosen Barbaren Schädel und traf so gut, daß der Feind alsbald tot vom Pferde fiel. Nun wandte der Knabe Grimwald fein Roß um und floh fröhlich von dannen, bis er seine Brüder wieder eingeholt hatte; und als er ihnen von seiner Not und Befreiung erzählte, freuten sie sich höchlich über den kleinen Helden. Von Grimwald wird später noch vieles zu berichten fein. Die Avaren aber brachten wirklich alle gefangenen Langobarden, die schon im Mannesalter standen, mit dem Schwert um und schleppten Weiber und Kinder in die Gefangenschaft. Die verräterische Romhilde, die alles Unheil verschuldet hatte, sollte dem verdienten Schicksal nicht entgehen. Zuerst zwar erwies ihr der Aüarenfönig alle Ehre und behandelte sie, um seinem Eid zu genügen, als sein eheliches Weib. Aber schon am zweiten Tage änderte er fein Benehmen und that ihr allen möglichen Schimpf an; dann ließ er sie von seinen rohen Kriegern auf die gräßlichste Weise martern und sie zuletzt mit einem Pfahl durchstoßen, indem er ihr höhnend zurief: „Das ist der Mann, den du verdienst". Auf so schaudervolle Art endete das schändliche Weib, das ihr Vaterland verraten und Hunderte ihrer Mit-
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