Die Bewohner Deutschlands.
22
mit der nordamerikanischen Gegenküste unter 45° hat, und daß die Mitteltemperatur der
skandinavischen Küste 9° höher ist, als sie ohne ihn sein würde.
3. Die Oberrheinische Tiefebene hat 10v2—11 °, Ostpreußen nur 6x/2—170 mittlere Jahres-
wärme (Deutschland im Durchschnitt 8—9°; der Rhein ist jährlich etwa 25, die Weichsel 80 Tage
mit Eis bedeckt (Grund s. oben.)
4. Was der Süden an Wärme mehr haben sollte als der Norden, wird durch die Höhen-
läge wettgemacht (Jahresmittel Münchens 1° niedriger als Hamburgs).
5. Niederschläge bekommt der Westen etwa 75, der Osten 55 ein (Grund der Verschieden-
heit!), Deutschland im Durchschnitt 65 ein. Deutschland liegt in dem Gebiet der Niederschläge
zu allen Jahreszeiten; am regenreichsten ist durchweg der Juli.
20 6. 42% aller Winde wehen aus Südwest oder West. Die barometrischen Minima liegen
meist in der Gegend von Island; das für uns maßgebende Maximum befindet sich dagegen meist
über Spanien und den benachbarten Teilen des Atlantischen Ozeans. Der dadurch bedingte
Südwind wird durch die Achsendrehung der Erde nach rechts abgelenkt und tritt deshalb bei uus
als Südwest auf. Südwest- und Westwinde sind von großer Bedeutung nicht bloß für die
Niederschläge, sondern auch für die Temperatur, da Seewinde durchweg milder und wärmer
sind als Landwinde. (Grund!)
7. Deutschland liegt im Gebiet der sommergrünen Laubbäume; das ist zugleich das
wichtigste Ackerbau- und Rindviehzuchtgebiet Europas. Der Charakterbaum ist die Buche.
Sie ist an das Seeklima gebunden und reicht ostwärts kaum über die Grenze Deutschlands und
Österreichs hinaus. Mit Wald ist der 4. Teil Deutschlands bestanden. 2/3 der Wälder sind
Nadelwälder (aus den Sandebenen die Kiefer, im Gebirge Fichte und Edeltanne). Mitten
durch Deutschland läuft die Grenze des Weinbaues. Der nördlichste Punkt des Wein-
banes überhaupt befindet sich bei Grünberg in Schlesien.
8. Die großen Raubtiere sind ausgerottet. Der Wolf kommt zuweilen noch aus
Rußland in die ostpreußischen Wälder herüber. Selten läßt sich noch ein Luchs, etwas häufiger
die Wildkatze blicken. In einigen Waldungen hat sich noch das Wildschwein erhalten. Selten
geworden ist auch der Biber. Jagdwild: Hirsche, Rehe, Hasen. Das Elentier wird noch gehegt in
einem Walde am Kurischen Haff, das Wisent — nicht Auerochs — im Wildpark des Fürsten Pleß
in Oberschlesien. In den Wäldern der Ebene kommt das Birkhuhn, in den Gebirgswäldern der
Auerhahn vor, über den Alpen schwebt der Stein-, über den Küsten der Seeadler. Unter den
Reptilien ist stellenweise die Kreuzotter noch recht stark vertreten.
6. Die Bewohner Deutschlands.
21 1. Deutschland ist zu 92% von Deutschen bewohnt. Bon den 8% Nichtdeutschen
kommen allein 6% (fast 4 Mill.) auf die Polen. In Posen ist reichlich die Hälfte
polnisch, in Westpreußen */»/ in Schlesien in Ostpreußen V5. Was versteht
man unter Polengefahr? Die Tätigkeit der Ansiedelungskommission! Große
polnische Arbeiterkolonien sind auch im Ruhrkohlengebiet entstanden;
der Kreis Recklinghausen hat z. B. 20% Polen (Ursache?).
Nächst den Polen sind die Franzosen am stärksten vertreten (1/5 Mill., Grund?). Außer
den Polen sind an Slawen vorhanden die Masnren in Ostpreußen, die Kassnben südwestlich
von Danzig, die Litauer in der Umgegend von Memel, die Wenden an der oberen Spree.
Zahl der Nichtdeutschen: Polen fast 4000000, Franzosen 200000, Masuren 150000, Dänen
140 000, Litauer 100 000, Kafsuben 100 000, Holländer 80 000, Italiener 70 000.
2. Eine Linie, die ungefähr in der Richtung Krefeld—kassel—harz—meseritz
(Posen) quer durch Deutschland führt, trennt die „plattdeutsch" Redenden Nieder-
dentschlands von den „hochdeutsch" Redenden Oberdeutschlands.
Die Oberdeutschen scheiden sich in 4 Stämme. Im Süden wohnen neben-
einander Schwaben und Bayern (Grenze Lech; die Schwaben in der Ober-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
Extrahierte Personennamen: Grünberg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Rhein Jahresmittel_Münchens Hamburgs Deutschland Deutschland Island Spanien Atlantischen_Ozeans Deutschland Europas Deutschlands Deutschlands Deutschland Schlesien Oberschlesien Deutschlands Deutschland Polen Posen Westpreußen Schlesien Ostpreußen Recklinghausen Polen Ostpreußen Danzig Polen Masuren Holländer Posen Deutschland Oberdeutschlands Schwaben Schwaben
§ 83. Die Bewohner Deutschlands.
177
Wiesen und des Obstbaues, das wärmere Breitengebiet macht sich im
W. im Auftreten der Rebe, das subarktische im O. und in den Ge-
birgen in den Nadelhölzern, den Weiden und Birken bemerkbar.
Die in den deutschen Wäldern früher heimischen Raubtiere sind
ganz oder nahezu ausgerottet, so der Wolf, der nur im O. aus Ruß-
land, im W. aus Frankreich in strengen Wintern nach Deutschland
herüberwechselt, serner Luchs und Wildkatze, die vereinzelt noch vor-
kommen. Das Wildschwein wird von Jagdfreunden noch gehegt, ebenso
der dem Aussterben nahe Elch in Ostpreußen. Längst ausgestorben ist
der Ur, nicht mit dem Auerochs oder Wisent, der in Oberschlesien
durch den Fürsten. Pleß noch gehegt wird, zu verwechseln. So bleiben
uns heute neben kleineren Raubtieren (Fuchs, Marder, seltener
Fischotter) nur der Edelhirsch, Damhirsch und das noch weit
verbreitete Reh. Der Biber kommt noch stellenweise vor.
§83.
Die Bewohner Deutschlands.
Die Bewohner Deutschlands gehören überwiegend dem germa-
nischen Stamme an. Das Reich zählt heute 60 Mill. Einw. Unter
diesen sind 6 — 7% Slawen (Polen, Kaschuben, Masuren, Wenden,
Tschechen in Ost-, Westpreußen, Posen und Schlesien), ferner Dänen in
Nordschleswig, Franzosen im Reichslande Elsaß-Lothringen, Wallonen
im Reg.-Bez. Aachen und Litauer in Ostpreußen.
In den Nachbarländern, Holland, Belgien, der Schweiz und
Österreich, wohnen noch gegen 20 Mill. Deutsche.
Die Bevölkerungsdichtigkeit ist im W. größer als im O. In Ost-
preußen kommen 54, in der Rheinprovinz 213 Einw. auf 1 qkm. Am
dichtesten bevölkert sind der sächsische Jndustriebezirk und der Reg.-Bez.
Düsseldorf (etwa 500 Einw. auf 1 qkm).
Dem Bekenntnis nach gehören etwa 2/3 der Bewohner der evan-
gelischen, 1/3 der römisch-katholischen Kirche an. Im N. überwiegt das
evangelische Bekenntnis, jedoch kommen auch überwiegend katholische
Gebiete (Westfalen, Rheinlande, Posen usw.) vor. Im S. überwiegt
das katholische Bekenntnis, jedoch sind Württemberg, Baden und Hessen
überwiegend evangelisch.
Nach der Mundart unterscheiden wir Ober- und Nieder-
deutsche. Die Oberdeutschen zerfallen wieder in die Stämme der
Bayern, zwischen Lech und Inn, der Schwaben, vom Lech bis zum
Wasgenwald, und der Franken im Gebiete des Mains und Mittel-
rheins. Die Hessen, Thüringer und Schlesier bezeichnet man
Daniel, Leitfaden. Ausg. f. Mädchensch. Ii. Teil. 12
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Daniel
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Ruß- Frankreich Deutschland Ostpreußen Oberschlesien Deutschlands Deutschlands Polen Masuren Posen Schlesien Nordschleswig Reichslande_Elsaß-Lothringen Aachen Holland Belgien Rheinprovinz Reg.-Bez Westfalen Rheinlande Posen Baden Hessen Bayern Schwaben Mains Hessen
Die Bewohner Deutschlands.
§ 8
• (Kunstanstalt u, Verlag 2öulj. Fülle, Barmen )
Abb. 3, § 6. Eine Talsperre.
Vorne, an einer Einengung des Tales, die Sperrmauer, die wegen des gewaltigen Wasser-
drucks talaufwärts gewölbt und nach unten zu stark verbreitert ist. Diese Talsperre faßt „nur"
3 Mill. cbm Wasser. Die Eder-Talsperre (Sperrmauer 50 m hoch und unten 34 m dick!)
wird 60—70 mal soviel Wasser fassen.
3. Niederschläge bekommt der Westen etwa 75, der Osten 55 cm (Grund der Verschieden-
heit! Deutschland im Durchschnitt 65 cm). Hauptregenzeit ist der Juli. — Hauptwinde:
der Südwest- und der Westwind.
4. Deutschland liegt im Gebiet der sommergrünen Laubbäume; das ist zugleich das wich-
tigste Ackerbau- und Rindviehzuchtgebiet Europas. Der Charakterbaum der Laubwälder ist die
Buche. 2/3 der Wälder sind Nadelwälder (auf den Sandebenen die Kiefer, im Gebirge Fichte
und Edeltanne). Mit Wald ist der vierte Teil Deutschlands bestanden. Mitten durch Deutsch-
land läuft die Grenze des Weinbaus (§44, 1 b).
5. Die großen Raubtiere sind ausgerottet (der Wolf kommt zuweilen noch aus Rußland
in die ostpreußischen Wälder herüber). Jagdwild: Hirsche, Rehe, Hasen (Elentier gehegt in einem
Walde am Kurischen Haff, das Wisent — nicht Auerochs — im Wildpark des Fürsten Pleß in
Oberschlesien).
6. Die Bewohner Deutschlands.
(Vaterl. Erdk. § 44—51).
1. Deutschland ist pt92°/0 von Deutschen bewohnt. Von den 8% Nichtdentschen § 8
kommen allein 6% (fast 4 Mill.) auf die Polen.
In Posen ist reichlich die Hälfte polnisch, in Westpreußen Ys, in Schlesien V4, in Ost-
preußen V5. Was versteht man unter „Polengefahr"? Was tut die Ausiedeluugskommifsion?
(Bisher 315 deutsche Bauerndörfer mit 100 000 Einw. geschaffen.) — Großepolnischearbeiter-
kolonien sind auch im Ruhrkohlengebiet entstanden; der Kreis Mecklinghausen hat
Z- B. 20% Polen. (Ursache?). — Nächst den Polen sind die Franzosen am stärksten vertreten
(Ys Mill., Grund?). Außer den Polen sind an Slawen vorhanden die Masureu in Ostpreußen,
die Kassuben südwestlich von Danzig, die Litauer in der Umgegend von Memel, die Wenden
an der oberen Spree.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Personennamen: Niederschläge Erdk
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Barmen Deutschland Deutschland Europas Deutschlands Kurischen_Haff Oberschlesien Deutschlands Deutschland Polen Posen Westpreußen Schlesien Mecklinghausen Polen Ostpreußen Danzig
76
Königreich Preußen.
finden und unter denen die fast 6 Q.m. großen Spirding- uno
Mauersee in Ostpreußen die bedeutendsten sind; ja selbst die drei
großen Haffe, das Kurische, Frische und Stettiner Haff
sind eigentlich Landseen mit süßem Wasser, jene durch schmale
Landzungen (Nehrungen), letzteres durch Inseln von der Ostsee ge-
trennt. — 2) Der westliche Haupttheil Preußens ist mehr gebirgig,
als eben, letzteres nur in den nördlichen und westlichen Gegenden.
Hier sind zuerst die Wesergebirge mit der Porta Westphalica
(Durchgang der Weser durch dasselbe), weiter westlich die Egge,
die Sauerländischen Gebirge und der Westerwald in West-
falen, keines derselben über 3000 F., meistens unter 2000 F. hoch,
das Siebengebirge in Jülich Kleve Berg, bis 1500 F. hoch,
der Hunds rück, 2300 F., die Eissel, 1600 F. und das Hohe
Veen, 3000 F. hoch, in Niederrhein. Der Boden ist hier durch-
gehends fruchtbarer, nur in den nördlichen und westlichen Gegenden
giebt es große Heidstrecken und Moraste. Zwei Ströme theilen sich
in das Gebiet dieser Provinzen, a) Die Weser, welche nur etwa
12 M. weit, zum Theil als Granzfluß, Westfalen berührt u. die Die-
mel aufnimmt. — b)Der Rhein gehört auch nur auf eine Strecke
von nicht einmal 40 M. hierher. Die Egge trennt seine Neben-
flüsse von dem Gebiete der Weser. Er nimmt von O. her die
Lahn. Ruhr und Lippe, von W. her die Mosel und Erste
auf. Auch die Roer (rur) gehört zu seinem Gebiete, fließt jedoch
in die Niederländische Maas. Noch ist die Ems zu bemerken,
welche auf der Egge entspringt und nach Hannover übergeht. Ver-
schiedene kleine Flüsse fließen nach den Niederlanden zur Pssel und
dem Süder See. Landseen giebt es in diesem Theile des Staates
bis auf den kleinen Laach er See gar nicht. — Preußen hat ei-
nige nicht unwichtige Kanäle ino. z.b. den Friedrichsgraben
zwischen Pregel und Memel in Ostpreußen; den B rom berg er Ka-
nal, welcher die Weichsel mit der Oder verbindet, in Posen; den
Müllroser Graben in Brandenburg zwischen Oder und Spree;
den P lau eschen Kanal in Sachsen zwischen Havel und Elbe, u.
a. m. Die westlichen Provinzen haben keine so bedeutenden Ka-
näle. — Preußen ist nicht ausgezeichnet durch Reichthum an Pro-
ducten, hat aber einige Gegenden, die sehr gesegnet sind, und man-
che Erzeugnisse von großer Wichtigkeit. Von Hausthieren finden
sich Pferde am besten und meisten in Ostpreußen, Pommern und
Brandenburg, Rindvieh vorzüglich in den Rheinprovinzen, Wests,
u. Schlesien, Schafe besonders in Sachsen, Schlesien u. Brandb.
Ziegen in größter Menge in Wests, und Sachsen (überhaupt in
Berggegenden), Schweine dagegm vorzüglich in Ostpreuß., Nie-
derrhein und Wests. Wild ist nicht in großer Menge vorhanden;
das Elenthier selten in Ostpreußen. Unter den Raubtbieren
bemerken wir Wölfe in großer Menge in Preußen und Posen
auch in Niederrhein; Bären finden sich noch in Ostpreußen und
Posen. An der Ostsee lebt der Seehund. Pommern ist durch
Gänsezucht bekannt und an andern wilden und zahmen Geflügel
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Polen.
297
graue Rinder, in der Krimm grauwollige Schaafe, von
deren Lämmern das Pelzwerk Krimmer den Namen hat;
wogegen gen N. schnelle Rennthiere, blaugraue Füchse, schwarz-
braune Zobel, weiße Hermeline und Eisbären die Schneefelder
durchstreifen. Im Urwalde von Bialowicza (im oberen
Njemengebiet) leben Auerochsen, Eber, Hirsche, Rehe, Biber,
Bären, Luchse, Wölfe." Die letzteren sind fast im ganzen
östlichen Tieflande noch eine Hauptplage. In den Wäldern
Preußens und Litthauens kommt auch noch das Elennthier vor.
Im östlichen Tieflande wohnen über 70 Mill. Menschen.
Die große Mehrzahl bildet der Stamm der S l a v e n, welcher
sich wieder in die Hauptvölker Russen und Polen theilt.
An der Ostseeküste bildet im S. die Hauptmasse der Bevöl-
kerung der lettische Stamm, im N. der tschudische
Stamm; zähle nach S. 169. die zu beiden Stämmen gehörigen
Zweige auf. Im O. und So. giebt es auch viele Tataren,
Mongolen u.a. (Das Nähere bei Rußland.) Außerdem
giebt es aber an der Ostseeküste viele Deutsche, in Preu-
ßen die Hauptmasse der Bevölkerung, als Colonisten aber
fast durch, das ganze Tiefland zerstreut. Juden wohnen
auf der ganzen Erde nicht so dicht als im Weichselgebiete. —
Außer einigen Strichen, welche Oesterreich und Preußen
im Weichsel- und obern Dnjestergebiete besitzen, gehört das
ganze Tiefland zum russischen Reiche. Früher gab
es (von den schwedischen Besitzungen an der Ostsee und den
türkischen am schwarzen Meere abgesehen fs. 226, 287.]) drei
Staaten: Das Königreich Polen, das Ordens-
land Preußen, das Großfürstenthum Moskau.
Unserer Weise nach wählen wir bei der näheren Schilderung
dies Verhältniß zum Ausgangspuncte.
1. Das Königreich Polen.
Landkarten, welche 80 Jahre und älter sind, zeigen zwi-
schen Deutschland und Rußland ein ausgedehntes Reich von
den Karpathen im W. bis zu der Düna und Dnjepr im O.
Dies ist das alte Königreich Polen, mit 13,000 tum. "
und 16 Mill E. Der kleinere, aber beste westliche Theil,
das eigentliche Polen, zerfiel wieder in Großpolen (wozu
polnisch Preußen gerechnet ward) und Kleinpolen. Der
östlichere größere, aber weniger fruchtbare und bevölkerte Theil
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 375 —
jeder den einen Zipfel der Wurst in den Mund nehmen und heben,
mit dem andern Teil fuhren sie um den Kopf, und wenn sie das
dritte Mal zum Munde kamen, so biß er es ab; das war alsdann
sein Teil. Davon ist dann das Sprichwort noch heut zu Tage
vorhanden: „Man muß dir eine Wurst braten, die dir dreimal
ums Maul geht."
Im Amte Beckum liegen die Pfarrdörfer Lippborg an der
Lippe mit 1915, Sünninghausen mit 561 und Vellern mit 811
Eingesessenen, alle drei mit hügeligen Wald- und Ackerfluren.
Die Stadt Ahlen westlich von Beckum und gleichfalls an der
Werse und an der Köln-Mindener Bahn, auf sehr fruchtbarem
Boden, mit 5595 Einwohnern, von denen 5262 katholisch, 231
evangelisch, 102 jüdisch sind, hat eine katholische und evangelische
Kirche und ein Amtsgericht; Strontianitban, Plüschweberei, Fabrik
für verzierte und emaillierte Geschirre und landwirtschaftliche Ma-
fchinen vertreten die Industrie; Schweine- und Kälberzucht und
der Viehhandel sind bedeutend; der Fang der vielen Hechte in der
Werse ist beträchtlich. Nach der Sage ist Ahlen von dem heidnischen
Fürsten Alanus im 4. Jahrhundert gegründet. Der Name wird
aber auch von Alah = Heiligtum abgeleitet; man errichtete gern
christliche Kirchen auf heidnischen Kultusstätten, und das soll auch
Bischof Liudger gethau haben. Die Stadt war früher eine Festung.
Im Amte die große Pfarr- und Landgemeinde Heessen mit 2129
und die kleinere Dolberg mit 1032 Eingesessenen.
Östlich von Beckum liegt die Stadt Oelde, auch an der Köln-
Mindener Bahn, mit 3241 Bewohnern, von denen 3060 katholisch,
123 evangelisch, 58 jüdisch, hat eine katholische und evangelische
Kirche und ein Amtsgericht. Die Bewohner treiben Ackerbau und
Viehzucht und einen lebhaften Handel mit gemästeten Ochsen, Kühen
und Schweinen; auch sind dort große Branntweinbrennereien und
eine Fabrik für emaillierte Geschirre. Der alte Ort bestand schon
zu Liudgers Zeiten; dieser bildete aus ihm und einigen umliegenden
Dörfern eine Pfarrei.
Im gleichnamigen Amte liegen die Land- und katholischen Pfarr-
gemeinden Ennigerloh mit 3352 und Stromberg mit 1536 Ein-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
— 44 —
den Ebenen. Nur ein geringer Teil der Niederschläge gelangt ohne
weiteres in die Bäche und Flüsse. Die zahlreichen Wälder mit ihren
dichten Moospolstern wirken wie ein Riesenschwamm, sie saugen die nieder-
fallenden Wassermengen begierig auf und geben sie nach und nach an die
darunter liegenden Erd- und Gesteinsmassen ab. Dem Laufe der nn-
durchlässigen Gesteinsschichten folgend, gelangen die Wassermassen nach
langer Wanderung schließlich an die Oberfläche der Erde und bilden hier
Quellen. S. Skizze I, Ii, Iii.
Weil die Bächlein und Flüsse meist von den hohen Bergen herab-
kommen, haben sie einen schnellen, reißenden Lauf und bringen namentlich
in Zeiten der großen Regengüsse im Herbst und der Schneeschmelze im
Frühling eine Fülle von Trümmerstücken der verwitterten Gesteine ins
Thal und überfluten zerstörend die Wiesen und Äcker. Die Bewohner
wissen aber die Natnrkräste in ihren Dienst zu ziehen. Dieselben Bäch-
Fig. 15. a Durchlässige Schichten- Sandstein, Kalk, Gesteinstrümmer,
d. Undurchlässige Schichten: Thon, Thonschiefer, Lehm.
lein, welche zeitweise zerstörend die Fluren bedecken, bewässern befruchtend
die Wiesen, treiben die zahlreichen Hammerwerke, Holzschneidereien,
Mühlen u. s. w. Einzelne kleine Flüßleiu kommen kaum zur Ruhe,
immer wieder werden sie in kleinen Teichen zu neuer Arbeit gestaut
(Lenne, Rhamede, Bohrte, Eneppe, Henne). In den Zeiten der großen
Regengüsse und der Schneeschmelze kann der Mensch nur einen geringen
Teil der Wasserfluten nutzbringend verwerten. Man ist darum iu deu
letzten Jahren bestrebt gewesen, diese Wassermassen in riesigen Teichen,
die man durch Absperrung eines ganzen Thüles herstellte, aufzuspeichern
für den Sommer, wo es sonst vielfach an Wafser zu den industriellen
Betrieben fehlte. Die Heilerbecker Thalsperre bei Milspe faßt etwa
450000 edm Wasser, die Fulbecker Thalsperre zwischen Altena und
Lüdenscheid 700000 cbm.
Wenden wir nun noch unseru Blick auf die Bewohner der Gewässer.
In den klaren Gebirgsgewässern trieben früher zahlreiche Fische (Forellen,
Barsche, Weißfische) und Krebse ihr Weseu. Infolge der mannigfaltigen
Verunreinigung des Wassers durch die zahlreiche» industriellen Anlagen
hat aber die Zahl der Fische beständig abgenommen. In neuerer Zeit
sind durch die Fischereivereine unter Beihilfe des Staates Versuche an-
gestellt worden, durch Einsetzen künstlicher Fischbrut den Fischreichtum
wieder zu heben.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
herrlichen Aussicht wird der Wanderer im Gebirge seine helle Freude haben
an der schönen Pflanzen- und Tierwelt. Freilich ist die Beobachtung des
Tierlebens im Walde nicht jedermanns Sache. Da mnß man ost mit
der Sonne und stellenweise noch viel früher aufstehen, weuu man die
Bewohner der Wälder zu Gesichte bekommen will. Neben dem stolzen
Hirsch, dem Könige der Wälder (Wittgenstein, Arnsberger Wald), treffen
wir häufig in Rudeln das flüchtige Reh. Eilfertig krenzt Meister Lampe
nnsre Straße, um seine furchtsame Person im Dunkel des Waldes iu
Sicherheit zu bringen. Dort verbergen sich geschickt die listigen Räuber
des Waldes, Fuchs, Wiesel und Marder. Grimbart, den Dachs, sucht
man bei Tage vergeblich im Walde, er verläßt erst am Abend seinen Bau.
Die kleinen Singvögelein erfüllen Berg und Thal mit ihrem lieb-
lichen Gesauge; im Schatten des Waldes suchen und finden sie Zuflucht
vor deu zahlreichen kleinem und größern Feinden iwürger, Sperber,
Falke, Eule, Habicht). Den vereinzelt vorkommenden Auerhähnen, Birk-
Hähnen (Fasanen) wird eifrig nachgestellt; jedoch ist die Jagd im Gebirge
zwar eine recht gesunde, aber keine sehr gewinnbringende Beschäftigung.
E. Die Beschäftigung der Bewohner des Gebirgsdreiecks.
Die Beschäftigung der Bewohner ist von der Natur des Landes
abhängig. Ein großer Teil der Bewohner des Gebirgs gewinnt als
Ackerbauer seinen Lebensunterhalt. Weil aber der Ackerbau wegen der
Unfruchtbarkeit des Bodens und der Rauheit des Klimas nur kümmerliche
Erträge liefert, kann er allein die Bewohner nicht ernähren. Im Kreise
Siegen, sowie in den Ortschaften, welche an der Ruhr und ihren zahl-
reichen Nebenflüssen liegen, blüht die Viehzucht. Die in zahlreichen Mol-
kereien gewonnene gewürzige Butter wird iu andere Gegenden versandt.
Aber nur ein geringer Teil des Bodens ist Acker- und Wieseubodeu.
Weil der größte Teil des Bodeus mit Hoch- und Niederwaldungen
bedeckt ist, finden viele Bewohner ihre Beschäftigung im Walde als
Waldarbeiter.^) Da gilt es große Bestände niederzulegen, neue auszuforsten
und zu durchlichten. Die Verarbeitung der Weichhölzer zu deu mannig-
fachsten Küchengeräten bietet namentlich den Bewohnern der entlegenen
Kreise Wittgenstein^) und Brilon eine günstige Erwerbsquelle. Bei der
weiteren Verarbeitung der gehauenen Stämme zu Holzkohlen, Brettern,
Fässern, Papier finden zahlreiche Arbeiter lohnende Beschäftigung.***) Der
größte Teil des gewonnenen Holzes wird aber als Bau- und Gruben-
holz versandt. Der Ruhrkohlenbezirk bezieht aus Westfalen allein in
einem Jahre 351000 t (35100 Eisenbahnwagen) Grubenhölzer; ebenso
ist der Bedars au Grubeuholz im Kreise Siegeu und Olpe recht groß.
*) S, Hauberge. S. 30—32.
**) Berleburg, Girkhausen, Langewiese.
***) Gerbereien s. Hauberge, Seite 30—32.
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Preußen. Einleitung. 187
Sachsen bauet Koriander, Anis, Kümmel, Fenchel; Krapp liefert Schlef.
in Menge, Waid und Saflor bauet Sachs., Scharte Schles. u. Sachs.,
Rübsaamen Sachs., S.brandenb. u. die Rheinländer; Obstbau ist nur
ausgezeichnet am Rhein, in Pomm. und in Sachs., verbreitet sich aber
immer mehr. Bedeutenden Weinbau treibt Niederrhein; unwichtig ist
er in Schles. u. Sachs. Große Waldungen sind in Brandend., Pomm.,
Schles., auch in den Rheinprovinzen. Weberkarden bauet Sachs. (Mag-
deburg) und Schlesien; Arzneikraurer finden sich besonders im Riesenge-
birge, Kamillen werden stark in der Gegend von Jeitz in Sachs, gebauet;
Furrerkraurerbau ist am ausgedehntesten in Schles., Pommern, Sachs, u.
am Rhein. Die Viehzucht, nirgend ausgezeichnet, kommt immer mehr
in Aufnahme, besonders hebt sich die Schafzucht in den O. Provinzen be-
deutend, und unter lomill. Schafen zahlt man schon i Mill. ganz ver-
edelte. Schles. u. Brandend, liefern die besten Pferde, die Gebirgslander
das beste Rindvieh. Ziegen finden sich weit mehr in W. als in O., nir-
gend mehr als in Gebirgen von Wests., vorzüglich in dem Weserlande und
am unteren Rhein. Schweinezucht ist besonders in Wests, wichtig; Pomm.
liefert ausgezeichnete Ganse. An wild ist da, wo Wälder sind, kein
Mangel. Von reißenden Thieren findet sich der Wolf in Schles.; häufi-
ger in W. des Rheins. Biber sind einzeln in Wests. Der Seehund lebt
an der Küste der Ostsee. Bedeutend ist Lre Fischerei sowohl in der Ostsee
als in den vielen Seen und Flüssen; Häringe, wachse, Aale, Maranen,
Störe, Neunaugen u. a. Fische sind in verschiedenen Gegenden wichtige
Artikel. Schildkröten leben in einem See in Brandend. Das Sam-
meln der Blutigel ist in einigen Gegenden Pommerns ein eigner Er-
werbszweig. Bienenzucht ist besonders in Schlesien und Sachs, zu Hause,
in Brandenburg sogar waldbienenzuchr. Seidenbau, der fast ganz ein-
gegangen war, wird jetzt wieder befördert, und lieferte 1828 schon 8900 Pf.
Cocons. Der Mineralreichrhum Preußens ist in den Gebirgsprovinzen
höchst bedeutend; Goldsand, aber jetzt wahrscheinlich nicht benutzt, findet
sich in der Mosel; der Gewinn aus anderen Erzen ist unbedeutend. Schles,
Wests, u. Sachs, liefern Silber, jährlich 20,000 Mark; Sachs, u. Wests,
ziemlich viel Kupfer, 16,000 Ztnr. und Messing 17,000 Itnr.; die Rhein-
prov. u. Schles. viel Blei, 30,00oztnr. und 40,000 Ztnr. Bleiglanz (Gla-
surerz); Schles, Wests, u. Niederrhein Galmei u. Zink, 200,000 Itnr.;
fast alle Geb. des Landes Eisen, 1,700,000ztnr.; Schles. Arsenik i700ztnr.;
Wests und Schles. Kobalt 14,000 Ztnr. Reich ist Sachs, u. Wests an
Salz, über i^Mill.ztnr.; Brandend, u. Sachs, an Alaun, 30,000ztnr.;
Sachs, u. Schles. haben auch Schwefel (900ztnr.); Salpeter u. Vitriol
2i,000ztr.; Braun- u. Steinkohlen finden sich in den Rheinprovinzen,
Wests, Schles. u. Sachs, in Überfluß, 7,800,000 Tonnen; Torf besonders
in Brandend, u. Pomm. in Menge; Edelsteine in Schles, Mühlsteine
in Schles, Sachs, u. Niederrh.; nutzbare Thon- u. Kalkarten in verschie-
denen Provinzen; Marmor vorzüglich in Schles. u. Sachsen. Viele, aber
wenig berühmte Mineralquellen. — Unter den E. sind gegen 9 Millionen
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— 167
Abb. 114. Skelett einer pflanzenfressenden Riesenechse (Diplodocus) im Sencken-
bergischen Museum zu Frankfurt a. M. 18 m lang.
Abb. 115. Wahrscheinliches Aussehen des Diplodocus.
Auf das Tertiär folgte eine Zeit, in der eine erhebliche Temperatur-
erniedrigung eintrat, die Eiszeit. Es bildeten sich große Gletscher-
massen, die einen großen Teil der gemäßigten Zone bedeckten. In
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