schöpft, die aus rauher Kieselerde geformt und am offenen Feuer-hart gebrannt sind. Das Mahl schmeckt allen ausgezeichnet. Die Männer trinken dazu Es brauner Trinkschale, die gleich den übrigen Tongeschirren nur mit der Hand und nicht aus der Drehscheibe geformt und geglättet ist, einen Labetrunk aus gebrauter Gerste. Die Kinder verzehren am Schluß des Mahles noch einige Waldfrüchte, wie sie gerade der Herbst bietet: Aepfel, Birnen, Brombeeren, Haselnüsse und dergleichen. Die Speisereste und Abfälle wandern dann hinein in die Herdgrube des Hauses. Durch Zufall muß aber auch manchmal ein gutes Stück des Hausrates mit hineingeraten sein, denn neben Tierknochen fand man bei der Aufdeckung mancherlei wohlerhcütene Dinge. Wenn eine solche Grube sich allmählich zu stark anfüllte, wurde sie wohl ausgeleert und der Inhalt neben dem Hause auf die Erde geschüttet. Daraus erklärt sich, daß man in den Erdschichten zwischen den Wohnungen ebenfalls allerhand Ueberbleibfel fand.
Nach der Mahlzeit: Nach dem Mahle Pflegen die Männer
der Ruhe und erzählen sich von der Jagd. Der Künstler der Sippe aber, ein junger, brauner Bursche, zieht sein scharfes Feuersteinmesser hervor und schnitzt in ein Hirschhorn allerlei Figuren. Neugierig lugen die Kinder über seine Schultern und jubeln laut auf, als sie in dem Bilde ihren Spitz erkennen. Heute ist es überhaupt ein lustiger Tag. Die größeren Knaben brauchen nicht wie sonst unter der Anleitung eines erfahrenen Mannes Steine zu Waffen und Werkzeug zu schleifen, sie dürfen ihre Trommeln Zur Hand nehmen und fleißig rühren; als solche glaubt man in der Mitte eingezogene, oben und unten offene Gefäße deuten zu müssen.
Zur Nachtzeit: Nach und nach ist die Dämmerung über das Flußtal hereingebrochen, und damit ist die Stunde gekommen, zu welcher der Steinzeitmensch seine Schlafstätte aufsuchte. Die Eltern und jüngsten Kinder verbringen die Nacht auf dem Laublager in der Hütte, die andern aber betten sich draußen. Hier wird noch schnell ein Feuer angezündet, und einige gewaltige Scheite geben ihm Nahrung für die Nacht. Es gewährt genügend Schutz gegen herumschleichendes Raubzeug und wärmt auch in der kühlen und feuchten Herbstnacht. Bald herrscht überall tiefe Stille. Kaum aber treffen die ersten Strahlen der ausgehenden Sonne die Schläfer, so erheben sie sich von ihrem Lager, um ihrer Tagesarbeit, Jagd, Viehzucht und Ackerbau, nachzugehen.
So mag es damals am Abhang unserer Gera ausgesehen haben. Und wie hier, so noch an manchen anderen Stellen der heutigen thüringischen Lande. Daraus deuten die Funde, die bald hier, bald da gemacht worden sind, hin. Wann war aber jenes Damals? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Begnügen wir uns mit der ungefähren Zeitangabe: Nicht nach 1500 v. Chr.,
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tranken dort nach altem Landbrauch Met aus ungeheuern Krügen, und sie fabten auf den heil’gen, doch der war rheinab gefahren.
„wollen drum dem blassen mann ein Zeichen unsers festtags lassen!“
Und die feuerbrände flogen
in die Hütte fridolini,
und sie sprangen jubelnd durch die
flammen: „heil und Lob sei Jdodan!“
fridolinus kam zurück, er stand am Schutte seines Hauses, und er sprach wehmütig lächelnd: „Prüfung schafft den Mut nur höher. Dank dem Herren für die Prüfung.“ Und er baut’ sein Haus von neuem, und er fand den sichern Pfad zu seiner Nachbarn rauhen herzen.
€rst die Kinder, dann die frauen lauschten seinen milden Worten, und der troti’gen Männer mancher nickte Beifall, wenn er zeigte, wie sie in €rin, der Heimat, sichrer noch den Lachs erlegten.
6.
Kaum ein lahr war abgelaufen;
’s war Palmsonntag — niederstiegen rings von allen Bergeshalden die Bewohner, und der Kahn trug sie zur Insel fridolini.
6*
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— 31 —
Streit kam, dann weiter, um ihre Genossen herbeizurufen. Wichtige Folgen hatte eine Schlägerei im Jahr 1332. Es war am Mittwoch der vierten Woche nach Ostern, an welchem alljährlich große Festlichkeiten stattfanden. Der ganze Adel war versammelt zum festlichen Mahle; abends wurde getanzt. Als sich die Franen nach Hause begeben hatten und ein Teil der Edelleute auf ihre Trinkstube gegangen war, entspann sich unter den Zurückgebliebenen, welche dem Weine am meisten zugesprochen hatten, ein heftiger Wortwechsel. Die Zorn, wie wenn sie schon darauf vorbereitet gewesen wären, waren in dicken Wämsern, teils mit, teils ohne Waffen erschienen. Bald gingen sie zu Thätlichkeiten über, so daß es zum Handgemenge kam. Da trat Meister Johannes Sicke mit mehreren Bewaffneten herein und gebot Frieden bei harter Strafe der zehnjährigen Verbannung ans der Stadt. Vergebens! Die Anwesenden waren zu erhitzt, um auf ihn zu hören. Auf beiben Seiten blitzten die blanken Schwerter; bewaffnete Knechte brachten ihren Herren Schilb und Dolch. Der Meister selbst wurde am Kragen gefaßt. Hinüber und herüber flogen Beleidigungen und Schimpfwörter. Der Saal war nicht allein mehr Kampfplatz, auch der anstoßende Markt und die Straßen wurden von dem Getümmel erfüllt. Hier wurde mit Faust und Knittel darein geschlagen, hier mit Lanze und Spieß zugestoßen, hier mit scharfen Schwertern gefochten. Dazwischen hörte man schwere Flüche und das Ächzen der Verwundeten. In den Kamps der Herren mischten sich auch die Knechte. Endlich legte sich die Hitze und die Edelleute kehrten mit geröteten Schwerten in ihre Trinkstube zurück. Auf den Straßen aber lag eine große Menge Toter und Verwundeter; von den Edelleuten waren neun erschlagen, und zwar zwei von den Mülnheün, sieben von den Zorn. Jede der beiden Parteien benutzte die Waffenruhe, um befreundete Ritter von den benachbarten Burgen zu Hülfe zu rufen. Da erhob sich Burfard Zwinger, ein Bäcker, aber ein entschlossener und kluger Mann, und rief feine Mitbürger zur Abwehr solcher Pläne auf. Die Zünfte nahmen Schlüssel, Siegel und Banner der Stadt an sich und setzten einen neuen Stadtrat ein. Zu den Mitgliedern ans dem Adel und den alten Bürgergeschlechtern trat aus jeder der 25 Zünfte ein Mitglied. Den bisherigen vier Stettmeistern trat ein Ammeister zur Seite, der die Zünfte vertrat. Der neue Rat verbannte die Adeligen, welche an den blutigen Händeln beteiligt waren. Die Trinkstuben
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Feuer und ohne Gewrze zubereitet, Das Fleisch legten sie wie einen Sattel auf den Rcken der Pferde und ritten es mrbe. Auf ihren kleinen, hlichen, aber ausdauernden Pferden saen sie Tag und Nacht und schliefen sogar auf ihnen. Denn Huser vermieden sie wie Grber. Nicht einmal feste Htten hatten sie. sondern sie fhrten auf ihren Pferden ein schweifendes Nomadenleben. Weiber und Kinder wurden auf Wagen mitgefhrt. Wo-hin sie kamen, wurden die Felder verwstet, die Drfer verbrannt, die Herden geraubt, die Ein-wohner erschlagen oder gefangen genommen.
Attila. Der frchterlichste König der Hunnen war Attila oder Etzel. Er war klein und hlich wie diebrigenhuuueu.aber seine feurigen Augen, sein stolzer Gang verrieten den hochmtigen Herr-scher. Vor ihm zitterten seine Untergebenen, noch mehr aber seine Feinde.
Man nannte ihn die Godegisel, d. h. Gottes Geiel zur Zchtigung der Welt. In seinem Holzpalast in Ungarn thronte er unter seinen
gldstrtzndn Groen, bc8 mm.,
die die Schatz- einer h-l- s-. .-,>
den Welt geraubt hatten.
Er selbst aber liebte die Einfachheit. Beim Mahle benutzte er nur hlzernes Geschirr, seine Gste aber speisten aus Gold und Silber. Die mchtigsten Fürsten der Welt schickten ihm Geschenke und warben um seine Gunst.
Die Schlacht auf den katalannifchen Gefilden. Von Ungarn aus wandte sich Attila zuerst gegen Osten. Der Kaiser von Kon-
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Gottes_Geiel Attila
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durch den Wald gelangten sie in die Nähe des Hussitenlagers. Als der Feind auf sie und ihre Bierfuhren aufmerksam wurde und hervorbrach, ließen sie die Wagen stehen und flüchteten nach der Stadt zurück. Mit Jubelgeschrei führten die Böhmen die willkommene Beute ins Lager und begannen ein wackeres Zechgelage.
Um die Wirkung des Gebräus zu erfahren, sandte man einen listigen, schlauen Späher hinaus. Dieser war mit allen Schleichwegen vertraut. Ungehindert kam er in die nächste Nähe des Lagers und sah, daß die meisten Hussiten im tiefen Schlafe lagen und auch die ausgestellten Wachen hin und her taumelten. Schnell lief er zurück und meldete der Stadtbehörde seine Wahrnehmungen. Schleunigst machten sich nun die waffenfähigen Bürger unter Führung ihrer Bürgermeister auf den Weg zum Lager und erreichten es auf einem Waldwege, ohne gesehen zu werden. Die Wachtposten wurden leicht niedergemacht. Einige entkamen zwar und versuchten, die Schläfer im Lager zu ermuntern; aber es gelang nicht, die Wagenburg genügend mit Verteidigern zu besetzen. Die kampftüchtigen Bürger überstiegen die Lagerwehr und schlugen alles nieder, was sich nicht durch schleunige Flucht zu retten vermochte.
Von den Türmen und Lughäusern hatten die zurückgebliebenen Wachen der Stadt den Vorgang da draußen mit Spannung beobachtet. Als sie die Flucht der Feinde sahen und dies den Bewohnern verkündeten, strömte jung und alt hinaus ins Lager und betrachtete mit Staunen und Heller Freude die von den Hussiten zurückgelassenen Waffen, Rüstungen, Zelte usw. Mit Beutestücken beladen und von ihren Angehörigen umringt, kehrten die Sieger unter dem Jubel der Bevölkerung in die Stadt zurück. —
Noch heute wird zur Erinnerung an diesen Sieg alljährlich ein Fest gefeiert. Am Montag vor dem Himmelfahrtsfeste bewegt sich vormittags 10 Uhr ein feierlicher Zug von der St. Marienkirche durch das Mühlentor zur St. Georgenkapelle. Voran gehen die oberen Schulklassen, geführt von ihren Lehrern, die Mädchen in weißen Kleidern und mit Kränzen im Haar. Dann folgt die Kapelle des Stadtmufikus, und daran schließen sich die Geistlichen, die städtischen Behörden und Bürger in großer Zahl. Die Musik spielt den Choral: „Vater unser im Himmelreich", der von dem ganzen Zuge mitgesungen wird. In der
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Feuer und ohne Gewrze zubereitet. Das Fleisch legten sie wie einen Sattel auf den Rcken der Pferde und ritten es mrbe. Auf ihren kleinen, hlichen, aber ausdauernden Pferden faen sie Tag und Nacht und schliefen sogar auf ihnen. Denn Huser vermieden sie wie Grber. Nicht einmal feste Htten hatten sie. sondern sie fhrten auf ihren Pferden ein schweifendes Nomadenleben. Weiber und Kinder wurden auf Wagen mitgefhrt. Wo-hin sie kamen, wurden die Felder verwstet, die Drfer verbrannt, die Herden geraubt, die Ein-wohner erschlagen oder gefangen genommen.
Attila. Der frchterlichste König der Hunnen war Attila oder Etzel. Er war klein und hlich wie diebrigen Hunnen. Aber seinefenrigenangen,sein stolzer Gang verrieten den hochmtigen Herr-scher. Vor ihm zitterten seine Untergebenen, noch mehr aber seine Feinde.
Man nannte ihn die Godegisel, d. h. Gottes Geiel zur Zchtigung der Welt. In seinem Holzpalast in Ungarn thronte er unter seinen goldstrotzenden Groen,
die die Schatz- einer hal- " aftmal" im ou(e be mtila'
den Welt geraubt hatten.
Er selbst aber liebte die Einfachheit. Beim Mahle benutzte er nur hlzernes Geschirr, seine Gste aber speisten aus Gold und Silber. Die mchtigsten Fürsten der Welt schickten ihm Geschenke und warben um seine Gunst.
Die Schlacht auf den katalaunischeu Gefilden. Von Ungarn aus wandte sich Attila zuerst gegen Osten. Der Kaiser von Kon-
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Gottes_Geiel Attila
12. Das Rittertum.
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ihm beim Entkleiden. Dann schlief er ein. Als er nach bsen Trumen erwachte, brach der lichte Tag durchs Fenster ein; doch kein Page, der ihn bediene, war zu sehen. Er erhob sich, zog sich seine Ritterrstung an und eilte aus dem Gemach. Aber alle Zimmer, durch die er kam, waren leer, niemand zu hren noch zu sehen! An der Treppe sand er sein Ro an-gebunden, weit geffnet war das Burgtor. Er stieg zu Pferde, spornte das Ro zur Eile an und strmte der die Zugbrcke. Kaum hatte er sie hinter sich, als wie von unsichtbarer Hand sie mit jhem Schall emporslog. Da er sich umwandte, hrte er eine Stimme, die ihm zurief:
Was wollt ihr? Ihr seid eine Gans!
Knnt ihr nicht austun euer Maul?
Wrt ihr doch nicht so redefaul
Und httet ihr den Wirt gefragt!
Nun bleibt euch hoher Preis versagt."
So wute Parzival erst recht nicht, was er von der Burg und ihren Be-wohnern halten sollte. Er ritt traurig weiter und traf bald nachher am Wege sitzend ein klagendes Mdchen. Von ihr erfuhr er, was er versumt hatte. Die Burg war die Gralsburg, der kranke König hie Anfortas; dieser hatte mit seinen Rittern den heiligen Gral zu bewachen. Da er aber gegen die Gralsgesetze verstoen hatte, mute er an einer schweren Wunde leiden und warten, bis er durch die Frage eines Jnglings nach den Wundern des Grals erlst wurde. Diese Frage hatte Parzival versumt und sich so sein Heil, Gralsritter zu werden, verscherzt. Als dann auch die Fluchbotin des Grals, Kundrie, am Hose des Knigs Artus den Fluch der ihn aussprach, und er ausgestoen wurde, ergriff Parzival Erbitterung und wilde Verzweiflung.
Fnf Jahre streifte er in der Welt umher, manches Land durchstrich er zu Ro und zu Schiffe; jeden, mit dem er kmpfte, warf er zu Boden. Aber keine Ruhe fand er in seinem Herzen, die Gralsburg war ihm ver-schloffen, er hatte sie noch nicht wiedergesehen. Ja er kmmerte sich nicht um Gott und zweifelte an dem Hchsten. So traf er an einem Karfreitag, an welchem er zum Hohn gegen alles Ritterrecht in voller Wehr und Waffen umherzog, einen frommen Pilger, der ihn auf den rechten Weg wies. Durch ihn wurde Parzival ermahnt, sich an einen heiligen Mann, einen Klausner, der in der Nhe wohne, zu wenden. Parzival tat es und wurde durch diesen von seinen Seelenzweifeln befreit. Er glaubte wieder an Gottes Gnade und Barmherzigkeit, er bereute sein gottloses Leben und hoffte auf Verzeihung. So gelang es ihm, die Gralsburg zu finden. Wieder wurde er
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Während seine Tischgenossen aus Gold und Silber speisten aß er von hölzernem Geräthe. Feinere Gerichte verschmähte er, Fleisch war seine fast einzige Nahrung. Schlicht war auch sein Kleid, es zeiate keine andre Sorgsalt, als das es rein wär.
Hart bedrängte er das oströmische 9?eich ; immer größer wurden seine Forderungen; da erklärte der tapfere morgenländische Kaiser seinen Tribut fordernden Gesandten: „Gold habe ich nur für meine Freunde aber Stahl für meine Feinde." Nun wandte sich Attila dem Abends lande zu, das ihm leichtere Beute versprach.
Im Jahre 451 unternahm er einen Stoß gegen das weströmische Reich. Verheerend zog er mit mehr als einer halben Million Kriegern an der Donau hinauf, überschritt den Rhein und brach in Gallien ein. Wohin der Huf seines Pferdes trat, da wuchs kein Gras mehr, die Städte wurden zerstört, das Land zur wüsten Einöde gemacht.
Einst hatten die Römer ganz Gallien besessen; jetzt gehörte ihnen nur noch der mittlere Theil; den Norden hatten die Franken, den Osten die Burgunder, den Süden die Westgothen in Besitz genommen. Nun drohte allen gemeinsam Gefahr. Da vereinigte sich der römische Statthalter Aktivs mit Franken, Burgundern und Westgothen und stellte sich Attila bei Chalons an der Marne entgegen. Furchtbar entbrannte der Kampf; wohl 180000 Leichen deckten das Schlachtfeld, und ein durch das Gefilde rinnender Bach schwoll von dem in ihm zusammenströmenden Blute hoch an. Furchtbar war auch die Erbitterung der Streitenden, drei Tage lang kämpften nach dem Glauben des Volkes die Geister der Erschlagenen in den Lüsten noch fort. Attila wurde geschlagen. Am Abend zog er sich in seine Wagenburg zurück. Hier ließ er aus den Sätteln seiner Reiterei einen Scheiterhaufen errichten; auf ihm wollte er sich verbrennen, wenn Aötius am andern Morgen den Kampf erneuern würde. Doch der Angriff unterblieb, und Attila kehrte nach Ungarn zurück; die christliche und germanische Welt war vor der hunnischen Barbarei gerettet.
Schon im folgenden Jahre unternahm er einen zweiten Stoß gegen Westrom. Diesmal brach er in Italien ein und zerstörte eine Menge oberitalienischer Städte. Viele Einwohner der verwüsteten Orte retteten sich auf die an der Küste gelegenen Inseln des adriatischen Meeres und gründeten Venedig.
Attilas Ziel war Rom; allein er erreichte es nicht: eine in seinem Heere ausgebrochene Seuche, die Bitten des römischen Bischofs Leo und reiche Geschenke bewogen ihn zum Abzug aus Italien. Er hatte gedroht, er werde wiederkommen; aber plötzlich starb er 453 an einem Blutsturz. Seinen Leichnam legte man in einen goldenen Sarg, diesen stellte man in einen silbernen und beide in einen eisernen; dann wurde er mit vielen Schätzen begraben. Die Sklaven, die das Grab bereitet hatten, wurden getödtet, damit sie die Ruhestätte des großen Königs nicht verrathen möchten.
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Attila Attila Leo Leo
Ostpreußenart. Eine traurige Völkerwanderung. 11
7. Und manchmal hat der Hunger gequält, zuweilen hat die Brücke gefehlt.
Einmal an einem Wegesknoten
hat man ihr Geld für die Tiere geboten.
8. Sie hob die Hand, als wär'ö zum Schlag.
Das war am zwölften Wandertag!
Ist noch mancher Tropfen Schweiß geronnen, — am siebzehnten hat sie ein Eiland gewonnen.
9. Ein Gutshof bei Elbing, stattlich und reich!
Aufrecht, dem biblischen Weibe gleich,
am Arme den Eimer, die Kette in der Hand, führt zuerst sie die Kühe zum Brunnenrand.
10. Doch über die Fläche der Hand ein Streifen lief blutrot und wund.
Der Gutsherr neigte sich tief.
Frieda Jung, „Aus Ostpreußens Leidenstagen".^ Verlag Ernst Buchheim. Eöthen.
10. Eine traurige Völkerwanderung.
Als die Russen im August 1914 in Ostpreußen einfielen, flohen die wehrlosen und verängstigten Bewohner nach Westen. Diese Flucht glich einer gewaltigen Völkerwanderung. Wer sie nicht gesehen hat, kann sich kein Bild davon machen. Man stelle sich nur vor: fast eine halbe Million Menschen verließen Haus und Hof und befanden sich mit ihrer beweglichen Habe auf der Flucht. Wir erblickten meilenlange Züge von Wagen, auf denen Betten, Kleider, Möbelstücke, sogar Vogelbauer mit Kanarienvögeln und Käfige mit Hühnern aufgepackt waren. Nebenher gingen die Flüchtlinge. Alte und kranke Leute saßen auf den Wagen in Betten. In den Eisenbahnzügen saßen und standen die Flüchtlinge eingezwängt wie die Heringe im Faß. Die Landbevölkerung konnte einiges von ihrer Habe mit Fuhrwerken wegschaffen, aber den städtischen Einwohnern war auch solches nicht möglich. Tausende und Abertausende haben nur das nackte Leben gerettet.
In den ersten Tagen des August saßen in einem Eisenbahnzuge, der von Königsberg nach Dirschau fuhr, einige Leute, die sich über den Ausbruch des Krieges und den Einbruch der Russen in Masuren unterhielten. Es waren ein Lehrer und seine Frau und ein noch jüngerer Landwirt nebst Frau. Ihr Dorf lag südlich von Bialla und war von russischer Artillerie beschossen worden. „Das ist alles, was wir von unserer Habe gerettet haben," sagte der Lehrer und deutete auf einen Rucksack im Gepäcknetz. „Wir habest unseren Schweinen möglichst viel Futter vorgeworfen und Pferde und Kühe in die Weidegärten gejagt, und dann sind wir auch, wie wir gingen und standen, geflüchtet," erzählte der Landwirt. Eine Lehrerfamilie ist von ihrem Wohnort sechs Meilen nach einem sicheren Bahnhof gegangen; ihre Habe führte sie auf einem Handwagen mit. Manchmal gelang es, Vieh und
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Extrahierte Personennamen: Frieda_Jung Ernst_Buchheim Ernst August August Bialla
Extrahierte Ortsnamen: Elbing Ostpreußen Westen Möbelstücke Königsberg Masuren
16
Wie die Nüssen in Neidenburg hausten.
Wohnung aus, die darüber liegt, und stecken das Haus den Bewohnern über dem Kopfe an.
Es war unterdessen zehn Uhr geworden. Nun will ich sehen, ob mein Haus noch steht und ob ich mich hineinschleichen kann. Ich erreiche die ersten Häuser der Stadt. Kein Mensch ist zu sehen. Aber, Herrgott, wie sieht es hier aus! Kein Fenster ist ganz, keine Tür heil. Und vor den Häusern und drinnen ein unbeschreibliches Durcheinander.
Ich komme in mein Haus. Sämtliche Türen stehen weit offen. Ich hatte sie nicht verschlossen, um den Herren das Einschlagen zu ersparen. Das war recht getan, denn jeden Widerstand beseitigen Axt und Kolben. Sämtliche Schränke, Schubladen, Behälter sind geöffnet. Alles, was drin war, ist herausgerissen und durchwühlt. Stühle, Kästen, Kleider, Wäsche, Wanduhren, Bilder, kurz alles, rvas sich in einer Wohnung befindet, liegt kunterbunt durcheinander. Man kann keinen Schritt frei schreiten. Zigarrenkisten liegen leer am Boden. Die Lebensmittel sind weg. Die Schmucksachen meiner Frau, silberne Bestecke und Löffel sind verschwunden. Zwei Brecheisen finde ich an verschiedenen Stellen. Es scheint fast, als gehörten die zur Ausrüstung der russischen Soldaten.
In erster Linie haben sie es natürlich aufs Geld abgesehen. Auch hier zeigt sich ihre Stärke und ihre Übung. Die gut versteckten Sparkassen der Kinder haben sie richtig gefunden. Von meiner Standuhr, von meinem Wecker haben sie die hinteren Verdeckplatten abgeschraubt, von den stehenden Bilder-rahmen die Pappe gelöst: Es könnte ja Papiergeld darin versteckt sein.
Doch, was soll ich klagen. Sie sind glimpflich mit mir umgegangen. Sie haben mir keine Betten und Sofas aufgeschlitzt, keine Türfüllungen und Spiegel eingeschlagen, kein Geschirr und keine Fenster zertrümmert, auch das Haus nicht angezündet. Nachher habe ich in den anderen Straßen und Häusern gesehen, daß das alles zu ihrem Handwerk gehört.
Die Kosakenwachen stehen träumerisch auf den Straßen. Sie sind aufgezogen, um die Stadt vor der Plünderung der eigenen Kameraden zu schützen, aber erst, als die Plünderung bereits vollendet war. Nach Th. Boenner.
2. Bild.
Gleich beim Einzuge der Russen in Neidenburg schnitten die Soldaten die jungen Lindenbäumchen an den Straßen mit ihrem Seitengewehr überall mitten durch. Sie brachen die verschlossenen Haus- und Stubentüren gewaltsam auf, ebenso die in den Wohnungen vorhandenen Schränke und Behälter und zertrümmerten Hausgerät, Spiegel und andere Möbel.
Kleider, Wäsche und Betten, Gardinen und Vorhänge wurden, soweit sie von den Soldaten nicht mitgenommen werden konnten oder an die plündernden Polen nicht abgegeben worden waren, zerrissen und mit Kot beschmutzt. Ich beobachtete, daß etwa 15 polnische Frauen und Männer und 10 russische Soldaten große Bündel mit Betten, Wäsche und dgl. mehr aus dem Wohn-hause des Schloßgutes Neidenburg trugen. Sie luden alles auf die bereit-
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