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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 79

1906 - München : Oldenbourg
18. Bayerische Stammesangehörige als Vertreter des mittelalterlichen Chronistenstils. 79 hett man aufgelegt ain guldeins tuch und am seideins küß. in dem ersten stand do man heraus get bei dem sagran, do stund der füng, nach im Herzog Albrecht, darnach ain Herzog von Brannsweig, darnach ain landgras von Hessen, darnach bischof Sixt, darnach über zwen stand2) des türkischen kaisers brnder.3) do man das ewangelinm gelesen Hett, gieng der bischof hinauf und nam das pitch von des küugs eaplan und eredenzt das mit ainem roten seyden tüchlein und gab das dem kling alaiu zu küssen, also tet er auch mit dem agnns, nam er di Paten mit der credenz und gab das dem küng zu küssen, do das gotlich ambt volbracht ward, gieng der küng aus gen sand Sigmund und darnach in di bnrk. er schiket etlichs Volk gen Augspurk. do nun der bischof all fürsten und ir Volk wol gespeist hett, rait der küng mit den fürsten obgenant auf gen München, der bischof gab im das gelait, so weit sein land wer et. Zu München ward der küng gar srolich von seiner fbefteren empfangen, man machet im zu lieb di selb nacht amen tanz. er tanzet zwir4) mit feiner fbester. d) Johannes Turmair, genannt Aveutinus?) Beschreibung des Baierlands in der gemein auf das Kürzest. Das ganz land in der gemäht ist vast6) fruchtpar, reich an salz traib viech bischen holz Waid wilbprüt und kurz alles, so zu der fchuabehuaib7) bient, ist allba übrigs genueg. Viech salz traib wirb in ander laut getriben, gefüert und verkauft. Wein pringt man aus andern lanben auf land und Wasser, neinlich ab dem Rein, Neckar, cmß dem Elsaß, welschen lanben, Chrain, Hister-reich8), Veltliner tal, Tramin, Franken und Österreich. Und, als das gemain geruech, nienbert lebt und tigt man paß?) Der lengft tag ist über sechzehen stnnb, der kürzest bei acht stunben lang. Oster- u. westerwind, den man ober und niber nent, wäen bick10) und oft und gegen bcnen pflegt man nit zu pauen; der oberwinb pringt gern regen und ungeteilter, der anber fchoen und ftaet Wetter. Beschreibung der sitten des lands auf das Kürzest und in der gemain. Das baierisch Volk (gentainlich bavon zu reben) ist geistlich, schlecht und gerecht, get, läuft gern firchfertenn), Hat auch vil ftrchfart; legt sich mer auf Kirchenstuhl. -— S) d. H. zwei Kirchenstühle hinterhalb. — 3) Prinz 3) schern, Bruder des türkischen Sultans B ajazeih, der von den Johannitern gefangen und von dem König von Frankreich an König Maximilian als Gefangener ausgeliefert worden war. — 4) zweimal. 6) „S amtliche Werk e", auf Veranlassung Sr. Majestät des Königs von Bayern herausgegeben von der Kgl. Akademie der Wissenschaften, Iv. Band, bayerische Chronik, herausgegeben von Matthias Lexer, München 1883, S. 41 ff. 6) sehr, oft. — 7) Speise. — 8) Istrien. — 9) wohnt man besser. — 10) wehen häufig. — U) Wallfahrten^

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 78

1906 - München : Oldenbourg
78 18. Bayerische Stammesangehörige als Vertreter des mittelalterlichen Chronistenstils. sig, und der hertzog von Österreich ward gefangen und groß ritterschaft mit im, auch wurden tr vil erschlagen. Do nn der streit geendet ward, do wurden die ritter und knecht aus Peheim, Beirn und Franckhen vast kriegn *), dann jeder wolt den freidigen hertzog von Österreich gefangen haben, do sprach der fürst: „des kriegs will ich euch wol bescheiden; tragt mir für ein jeder seinen Wappen rock und die Heiuat2), die er auf dem hawpt gefnrt hat, so wil ich den zeigen, dem ich vancknuß gelobt hab", und do nu die kleinat für den surften von Österreich gebracht wurden, do klopft er auf ein knemawl und sprach: „das kuemawl kund ich hewt weder mit stechen noch schlahen von mir bringen; dem hab ich gelobt." Das was ein beirischer edelman, genant Ringsmawl?) c) Veit Arnpeck?) Des römischen Königs Maximilian I. Besuch in Landshut, Freising und München. Anno 1491 am smalzigen sambstag^) kam der römisch küng gen Landshut. do das erhört sein swager Herzog Albrecht, am gcchlmcmtag6) von München für er ab auf der Mer gen Landshnt. darnach am aschermitbochen kam der küng mit 700 psarden gen Freising, der bischof, weichpifchof, abt von Beichen-ftefen, all drei in iren inselen, der brobst von der Nenenstist mit seinem stab, thnmherren, korherren und alle briesterschaft in korkappen mit dem heiltnm und die hantberchzünft mit irn gemalten und vergülten kerzen giengen im engegen aus dem thnrn herab in di ftat mit der Proceß bis zu dem heiligen geist. do wartet man sein lang, es was im aber nit gemaint.7) er schicket wol etlich fürsten vor. darnach schuf man die Proceß ab. er rait nachet sam bei der nacht ein und was über nacht in dem geschloß in der neuen tunitz8) und kamer. der bisch'os antbortt9) ihm die schlüssel zu dem geschloß. Herzog Albrecht was in des bischoss stnben und kamer und der bischof in der alten turuiz und filberkamer und hielt den küng und alle, di mit im da waren, frey aus mit essen und trinken und fuetter. am pfinztag10) im chor fuugen sein Ringer11) aiu ambt von sand Sigmund, und der Weichbischof fang das ambt, und zwen tnmherren dienten im, und das heiltnm stund als auf dem altare. auch hett man amen tisch beraitt vor dem sacrameutgeheus. darauf las meß am ersten ain reichspfründener und darnach des küngs caplan. dem küng x) — gerieten fast in Zank. — ä) Helmzierden. — 3) Albrecht von Rindsmaul, Pfleger zu Neustadt an der Donau. 4) Aus seiner bayerischen Chronik, cod. germ. Nr. 2817, fol. 414 b—417 a. — Beit Arnpeck, Pfarrer zu Landshnt, lebte um 1440—1495. Seine Werke sind in chronologischer Ordnung: 1. eine österreichische Chronik (lateinisch), 2. eine bayerische Chronik (lateinisch), 3. eine deutsche Umarbeitung der letzteren, 4. eine lateinische Chronik der Bischöfe von Freising. 5) auch feister Samstag genannt, d. i. Sonnabend vor Estomihi — Fastnachtssonntag. — 6) Fastnachtsmontag, Montag nach Estomihi. — 7) es war ihm nicht gefällig, lieb. — 8) Gaststube in Hösen und Schlössern — Dürniz. — 9) überantwortet. — l0) Donnerstag. n) seine Sängerkapelle.

3. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 189

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 189 — — Mädchen. Bokwedenhinnerk = Buchweizenpfannkuchen. Döppken- spiäler — Gaukler. Elwerken ^ Erdbeeren. Faxen ^ dummes Zeug. Fitzen = mit der Gerte schlagen. Fiemig — spitzig, feindlich. Flärbacke — Klatscher. Fnlwams — sauler Mensch. Hille = eilig. Klabastern - Lärm machen. Knisterfinken — gekochte, abgestreifte Rüben. Likedahl geradeaus. Möppkeubraud — Teig mit Schweineblut. Mnläpe ^ Maulaffe. Nüösel — Lampendocht. Nütte = tüchtig. Obsternatsch = widerspenstig. Patthüpker = Straßenpflasterer. Pielpobbe - kleiner Frosch. Poggenstohl — Fliegenpilz. Prömken ^ Priemchen Kautabak. Quicksteert — Bachstelze. Quiäsekopp = Querkops. Ramenten = Poltern. Rüggkamm — Rückgrat. Scharphase = Igel. Schillegasten = geschälte Gerste. Schnutentüg ^ Mundwerk. Schölkeu — kleine Tasse. Schwappen ^ Wasserdampf. Stünsken = kleiner Futtertrog für Ziegen. Tirrläuskön - Schlüsselblume. Uesenpatt = Krötenspur, ümmesüß = umsonst. Ver- knusen = nicht vertragen. Mit Verlöw — mit Erlaubnis. Veruienig ^ boshaft. Wiesepinn ^ kluger Mensch. Wisse — gewiß. 53. Aberglaube. Wenn der Weuuerk (Maulwurf) über den Weg läuft, so kommt eine Leiche über den Weg. Die Leute, die am Sonntag während des Vater unser geboren sind, können mehr sehen als andre Menschen. Es stirbt jemand im Hause, wenn eine Eule auf dem Dache schreit. Ebenso verkündet das Heulen des Hundes oder das Blühen eines Baumes im Herbste den Tod eines Hausbewohners. Die Bartholomäusbutter (b. h. am Bartholomäustage gemachte un- gesalzene Butter) hat besondere Heilkraft. Der Glaube an Hexen ist heute noch vorhanden. Einmal wöchent- lich erschien eine Hexe auf Bethlehems Hof, um dort Butter zu holen, Sie soll in Brackwede gewohnt haben. Erhielt sie das Gewünschte nicht, so verhexte sie das Vieh. Als die Hexe auf dem Sterbebette mit dem Tode rang, umsprangen schwarze Katzen ihr Lager. Bei ihrem Tode ver- schwanden sie plötzlich. — War das Vieh verhext, dann sagte man: „Es ist Abgunst darauf." Eiue verhexte Kuh stieß ganz eigentümlich gezogene Laute aus. Aus ihrer Milch gewann man die Butter sehr schwer. Um sie rascher zu bekommen, begab mau sich mit der Butterkerre auf fremdes Eigentum, weil man dann nicht mehr im Machtbereich des bösen Geistes war. Manchmal schlug man die Sahne so lange mit Ruten, bis der kam, der sie verhext hatte. Ver- schiedene Mittel wurden gegen Verhexung augewandt. Oft half es, wenn mit einer Strohdocke, die unter dem Dache gehangen hatte, der Rücken des Tieres gestrichen wurde. Häufig stellte man es auch auf dem Markte zum Kauf aus. Bot irgend ein Käufer dem Eigentümer für das Stück Vieh, dann wich die Abgunst von dem Tiere. Ein uralter Weiden- und Erlen- busch, der sich an einer sumpfigen Wiese entlangzieht, galt als Wohnort der Hexen. Man sagt, dort säßen sie mtb sonnten ihr Geld.

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 99

1911 - Magdeburg : Creutz
Das Flachland. 99 der unteren Unstrut als nordthüringische Mundart gesprochen wird. Die Bewohner sind von kräftigem Bau und lebhaft in ihrem ganzen Wesen. Gegen Fremde zeigen sie sich freundlich und ohne Mißtrauen. Voll Witz wissen sie sehr lebhaft und gewandt zu erzählen. Das Hauptfest der Bewohner im No. ist die Kirmeß, im So. das Erntedankfest. Wie man in den Grnnddörfern am See spricht. „Gutten Tahk au, Froh Nackserrn, is'n Ehr Mann derrheme?" „Gutten Tahk, Härr Frawalter, giehn Se mant ninn in dä Schtobbe, Bärkmann is drinne. Heite is's odder au eiszackerlingenkohlt— „Na, tuaö brengen Se 'n uns Guts? Anrehs, lank ämool ä Schthul rebber, daß sich derr Härr ä linschen setzen kann?" „No loß mant, Guts brenge ich gerode au niche. 'N Härrn Ammetinann Hann se's geschtakt, daß Errn dä Hasen wäcksangen tetet. Ä is mächtig ratterig geworrn. Geschtieht 'rn Eire Schuld inn?" — „Was sarr ä Wäckwors hat änn sunne Ge- schichten uffs Tapeht gebracht?" — Do odder gunk's drußne uff äimool gerode wedder ze bimmeln luhs. „Nu kummet, Härr Frawalter, ich will Eich weisen, ab'ch dä Hasen wäckfange, abber nich!" Hingne im Gohrten sahtz wedder ä Hase in änner Schläfe. Un weil'r sich mant mett 'n Hingerleisten gefangen hulte, sprunk ä rickwärtzg un formärtzg, rebber und nebber. Rutsch, rutsch, do hutt'u ohle Bärk- mann im Genicke, macht'n dä Schläfe luhs, schmancht'n melt sei'n Ruhrschtoke ä paar damische epper — un luß'n loosen! Alle dunschken, lätschken, kunne dar auskratzen: Hupp, hupp, doch'n Zaun, was gibbest dä, was kannt dä, pärscht ä dä Howebrete nahn — nn wäck war ä! „«säht, Härr Frawalter, fit varrhält sich dä Sache. Dar kimmt sein Läben nich wedder un beknabbert mein'ne Kuhlschtauden. Nu derrzehlt 's Eirn Härrn." Nach L, Kr ei d n er. Bei Mücheln in Th. spricht man etwa so: M.: Na endlich kummderr! Wi lauge bleibdernar? Derr kuund doch ä biß- chen ier von hem sordjie! Merr sin äb'n vun Koffendrinken usfgestann un ham alles schun abgereimd. Ihr wißtche: Wer nich kimmt zur rechden Zeid, der muß nähme, was er kreid- B.: I, das is che su! Merr hadd'n vermiddche nach^siere vähl zedune uu da hadd sich de Zeid verkräbelt. Merr kunnd'n schun enne Schtunne ier bei Eich sei. Ich sahde ie och zun Jungen, se sollten de Färe anspanne, aber da woar kene Hierschte un kene Siehfk. A. Langrock. F. Sage. per Rabe auf dem Schloßhofe zu Merseburg. Der Bischof Thilo von Trotha hielt sich zu seinem Vergnügen einen Raben, der ihm durch sein Schwatzen viel Spaß machte. Eines Tages vermißte der Bischof feinen kostbaren Siegelring. Man durchsuchte jeden Winkel des Hauses und ver- hörte die Dienerschaft: aber der Ring blieb verschwunden. Da kam dem Leib- jäger des Bischofs ein häßlicher Gedanke. Er trug schon lange gegen den alten Kammer- diener einen schweren Groll im Herzen, weil er ihn um des Bischofs Gunst beneidete. Er brachte dem Raben die Worte: „Hans Dieb, Hans Dieb" bei: Johannes, kurz Hans, hieß nämlich der Kammerdiener. Als der Bischof den Raben diese Worte rufen hörte, hielt er sie für ein Urteil Gottes und ließ den alten Kammerdiener ergreifen. Trotzdem dieser leugnete und seine Unschuld beteuerte, wurde er ins Gefängnis geworfen, verurteilt und hingerichtet. — Bald darauf hatten Dachdecker am Turme des bischöflichen Palastes zu tun. Aus Neugierde durchsuchten sie das Nest des Raben, das sich hier befand; denn sie wußten, daß Raben gern glänzende Sachen stehlen. Zu ihrem größten Erstauuen sahen sie hier eine Menge Gold- 7*

5. Badische Sagen - S. 36

1912 - Bühl (Baden) : Konkordia
buntem Geroirre. Ls find stattliche Reiter in goldgesticktem Jagdrocke, mit wallender Feder auf dem Hute. lbnen folgt eine Schar von Treibern, umkreist von den lechzenden Hunden. Unaufhaltsam eilen sie dabin auf der Spur des Edelwildes, des Sechzebnenders, dem es beute gilt. ln roindesschneller flucht durchbricht der Hirsch das Dickicht, fast schon haben ibn die blutgierigen Rüden erreicht; sie kläffen, sie bellen, sie beizen ibn zu Tode. Noch ist er zroar allen voran. Das mächtige Geroeib liegt auf dem schlanken Rücken, um seinen rasenden Laus nicht zu bemmen. kaum berührt er den Boden. Aufgeschreckt ist der ganze Wald, gestört die träumerische Rube, und scheu flattern die Vogel auf. Der Specht läßt sein Hämmern, des pinken Schlag verstummt, die Raben und Doblen auf den höchsten Wipfeln der Tannen rufen ihr heiseres Rab! Rab! und folgen kreisend des Markgrafen Jagd. Sie kennen ihn roobl, den kühnen Jäger und stolzen Weidmann. Er jagt durch den weiten Forst immer auf der Spur des Hirsches. Endlich wird das edle Tier, umzingelt von Hunden, die Beute der Jäger. Dun ertönt laut und lang ein Jagdhorn, und alles eilt zum Sammelplatz, um sich am Mahle zu stärken und zu erfrischen. 3. Bei dem Mahle bemerkte die Markgräfin plötzlich, datz sie ihren kostbaren Fächer verloren habe. Da eilten die Herren nach allen Richtungen, um den Fächer zu suchen. Markgraf Karl ist so glücklich, ihn an einem moosbewachsenen Baumstumpfe zu finden. Müde von der Jagd nahm er den mit der Feder des fluechahnes geschmückten Hut ab und lieh sich zum Sitzen nieder. Dann sah er sich um. Den Platz kennt er roobl. Eine kleine Jüaldroiese roar es, umgeben von hoben, mächtigen Eichen und dichtem Unterholz, ln der Mitte stand

6. Unsere Heimat - S. 131

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
den Auftrag, die Schuhe zum Schuhmacher zu trageu und ihu zu bitten, sie sogleich zu sohlen. Das ließ sich Ännchen nicht zweimal sagen. 2. Es war ein kleines, niedriges Zimmer im Parterre, in das " sie eintrat. Richtige der Meister saß auf einem dreibeinigen Stuhl. An der Wand hing eiu Käfig, in dem ein Vogel saß. Sicherlich „Bärbchens Schnhe müssen gesohlt werden." war es ein Häusling. Ännchen machte große Augen. Sie war so erstaunt, daß sie ganz und gar vergaß „Guten Tag" zu sagen. Darüber wunderte sich der Schuhmachermeister und sah sie fragend an. Auch die Katze war sehr erstaunt. Sie schaute aus und dachte: „Ist das Mädchen aber unhöflich!" Der Schuhmacher fragte: „Nun, was bringst du denn?" „Bärbchens Schuhe," antwortete Ännchen, „die sind kaput und müssen gesohlt werden." „Ist's eilig?" forschte der Meister. „Ja," antwortete sie, „du mußt sie gleich machen!" Das Mädchen reichte sie ihm hin. „Wie heißt du denn?" fragte der Mann auf dem Dreibein. „Ännchen," sagte sie leise. „Bist du zum erstenmal hier?" „Ja," antwortete sie. „Na, dann kannst du gleich einmal sehen, wie die Schuhe gesohlt werden." Gerade das wollte sie ja. Aus dem Knie des Meisters lag ein großer Stiesel, den hielt er mit einem schmalen Riemen fest. In seiner linken Hand hatte er einen spitzen Gegenstand, mit dem schlug er kleine Löcher in 131

7. Elsässische Geschichtsbilder - S. 16

1884 - Straßburg : Bull
— 16 — fanraten, als ein Löwe, der ans dem Käfig gebrochen war, auf sie losstürzte. Heinrich war groß von Gestalt und traute dem kleinen Kuno nicht viel zu; er wollte deshalb dessen Schwert ergreifen, um der Bestie zu begegnen. Doch Kurzebold sprang ihm zuvor und erschlug den Leu mit wuchtigem Hiebe. Unser Held hatte aber eine Eigentümlichkeit: Äpfel und Weiber konnte er nicht ausstehen und kehrte in keinem Wirtshause ein, wo er eines von beiden sah. Dagegen war es ihm am wohlsten im Kampfe mit starken und mutigen Rittern.

8. Geschichte - S. 59

1913 - Berlin : Oehmigke
— 59 — seit zwei Menschenaltern die Küche in ein Seitenhaus gebracht. Nur ein warmes Morgenbier oder eine Jngwersuppe kochte bisweilen die Burgfrau ihrem Eheherrn hier, wenn er über Land ritt und es Zu garstig blies, Getafelt ward noch, aber es waren nicht mehr die alten lustigen Seiten. Here Gottfried war häufig grämlich, und wenn er lustig ward, dann schickte die Hausfrau die Knechte hinaus. Die Knechte waren eigentlich froh, wenn sie ihre Schüssel Brei im Stall oder auf dem Hofe verzehren konnten, und die Hausfrau war auch froh, wenn sie früher den Tisch aufbrechen konnte. Sie meinte, was das lange Plaudern täte. Gescheites käme nicht 'raus. Herr Gottfried Bredow aber meinte, sie hätte unrecht, denn der Wein sei da, daß er des Menschen Herz erfreue; mit andern zusammen trinken, sei eine gute Gewohnheit aus alter Zeit, aber da die gute alte vorüber sei, müsse er sich in die Zeit schicken, wie sie ist und allenfalls auch allein trinken. Wilibald Alexis (Die Hosen des Herrn von Bredow). 20. Die Herbstwäsche einer Rittersfrau. Wenn du aus einem langen, bangen Kiefernwald kommst, der von oben aussieht wie ein schwarzer Fleck Nacht, den die Sonne auf der Erde zu beleuchten vergessen, und nun fangen die Bäume an sich zu lichten, die schlanken braunen Stämme werden vom Abendrot angesprenkelt, und die krausen Wipfel regen sanft ihre Nadeln in den freier spielenden Lüften, da wird dir wohl zumute ums Herz. Das Freie, was du vor dir siehst, sind nicht Reben-gelünde und plätschernde Bäche, aus fernen, blauen Bergen über ein Steinbett schäumend; 's ist nur ein Elsenbruch, vielleicht nur ein braunes Heidefeld, und darüber ziehen sich Sandhügel hinauf, in denen der Wind herrscht, das magere Grün, das von unten schüchtern heraufschleicht, auheuleud wie ein neidischer Hund, der über seinen nackten Knochen noch murrend Wache hält. Eine Birke klammert sich einsam an die Sandabhänge; ein Storch schreitet vorsichtig über das Moor, und der Habicht kreist über den Büschen. Aber es ist hell da; du atmest auf, wenn der lange, gewundene Pfad durch die Kiefernnacht hinter dir liegt, wenn das feuchte Grün dich anhaucht, das Schilf am Fließe rauscht, die Käfer schwirren, die Bachstelzen hüpfen, die Frösche ihren Chor

9. Geschichte - S. 64

1913 - Berlin : Oehmigke
— 64 — wie wir sahen, fest auf dem Boden, wenn sie sah, daß alles im Schick war, so war sie doch wie das Wetter herunter, wo etwas außer Schick kam. Lange reden und zurechtweisen liebte sie nicht, und wo sie meinte, daß einer schwer hörte, da hielt sie auch die paar Worte noch für zuviel. Noch wußte der verdrossene Knecht nicht eigentlich, wie es gekommen; aber jetzt hörte er vortrefflich und verstand alles und rieb nur ein klein wenig das Ohr oder die Schulter. Eine so rührige Frau war die Frau von Bredow. Loben tat sie nicht viel, sie hielt's für Überfluß; denn daß jeder täte, wie er tun muß, hielt sie für Lohns genug; aber wem sie mal auf die Schulter klopfte, wenn sie durch die Reihen ging, dem war es wie ein Tropfen starken Weines, der nach langer Mattigkeit und Bangigkeit durch die Adern rinnt und die Glieder wieder stärkt. So war es mit der Herbstwäsche am Lieper Fließ bestellt. Eine gute Stunde abwärts von der Burg war das Lager, und ein dichter Wald und ein tiefer, weiter Morast lagen dazwischen. Also mußte im Lager nicht allein gewaschen und gebleicht, sondern auch gekocht und gebettet, gesungen und gebetet und gewacht werden: alle Verrichtungen, wie es einer Stadt Art und Sitte ist. Das Gebet verrichtete am Morgen der Dechant für alle, wenn die Schelle über der Hütte der Edelfrau läutete. Das Waschen und Kochen geschah einen Tag wie den andern. Das Singen und Spielen machte sich von selbst, und für das Wachen sorgte die Frau von Bredow. Kein Zigeunerbub' hätte einen Strumpf von der Leine, kein Fuchs aus dem Korbe eilt Huhn stehlen dürfen. Eine Woche weniger denn einen Tag dauerte schon die Wäsche. Vor dem Klopfen und Klatschen waren die Fische aus dem Fließ auf eine Meile entflohen. Von den hohen Kiefernstämmen, wo sie nisteten, hatten zu Ansang die Fischreiher mit ihren langen, gelben Schnäbeln neugierig herabgeschaut. Da gab es Jagd und Kurzweil für die jungen Burschen. Vor den Bolzen und Pfeilen, die durch ihre luftigen Burgen sausten, hielten die zähen Tiere aus. Selbst wenn der Pfeil einem den Flügel durchbohrte, wenn fein Herzblut hinabträufte, er gab in banger Todesangst nicht nach. Er krallte sich an dem Aste fest, bis die Bolzen wie der Hagel kamen und endlich Holz, Leib und Gefieder miteinander hinab stäubten und splitterten. Aber des

10. Geschichte - S. 67

1913 - Berlin : Oehmigke
— 67 — so meinen wir es anch aufrichtig, um so mehr, ba wir hoffen, Ihr werdet Eurem Vetter La drüben, dem Gans von Putlitz, auf die Seele binden, daß er uns künftig ungeschoren läßt." — „Ja, dafür kann ich nicht stehen. Der Gans ist mein guter Vetter, aber er hat manche üble Gewohnheiten. Weiß er, wo etwas zu holen ist, was er gerade gebrauchen kann, so kann er das nicht lassen, er muß es haben, und sollte er auch ein paar Knechte darüber verlieren. Ich kenne das, habe es früher ab und zu auch wohl so gemacht; aber künftig soll guter Landfrieden zwischen mir und meinen Nachbarn sein, wenigstens gewiß und wahrhaftig so lange, wie ich da oben in Preußen bin." Lange noch gingen die Reden hin und her; da stieß ein Schöppe den Bürgermeister an und zeigte auf die ungeheure Sanduhr, die am Ende der Tafel aufgestellt und eben bis auf das letzte Körnlein ausgelaufen war. Der Bürgermeister räusperte sich und redete dann zu seinen Gästen, nicht im Tone eines Hercn vom Hause, sondern eines demütig Bittenden: „Liebe Herren und ehrenhafte Ritter, wollt es euch gefallen lassen, die baltische Sitzung nun aufzuheben, sintemalen die elfte Stunde der Nacht herangekommen ist ui.d nach einer Satzung vom Jahre 1388 um die elfte Stunde jedes Gelage und alles Schlampampen aufhören soll. Eh' Ihr euch aber erhebt, nehmt in diesem Bccher einen Zehrpsennig auf die weite Reife mit. Es find sechzig Schock böhmischer Groschen darin, die euch wohl nütz und zu Diensten sein werden auf eurem Zuge zu den Deutsch-Herren; denn es heißt, der Gröschlein soll alldort kein Überfluß vorhanden fein." — „Hm! Hm!" meinte Dietrich von Quitzow, „das nehm' ich gern an. Ist ein tüchtig Stück Geld, sechzig Schock böhmischer Groschen; nun gebt her! Wir hoffen, es Euch in Güte zu vergelten." Man stand auf, und während man sich nach alter Sitte küßte und die Hände schüttelte, traten die beiden Quitzows und Kaspar Gans von Putlitz zusammen und beredeten sich leise, riefen einen am Eingang des Saales wartenden Knecht heran, gaben ihm flüsternd Aufträge und mischten sich dann, als dieser das Rathaus verlassen hatte und zu Pferde fortsprengte, unter die froh erregten Bürger. Ruhig häkelten die Ritter ihre Schwerter und Dolche in ihren Gurt, schlugen ihre Mantel um die Schultern und setzten die mit kostbarem Pelzwerke verbrämten Baretts auf. 5*
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