Friedrich Wilhelm im Kampfe mit Ludwig Xiv. und den Schweden.
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§ 161. Zerwürfnis und Versöhnung mit dem Kaiser. Die Türken bor Wien. Der Kurfürst hatte noch einen zweiten Grund, dem Kaiser zu zürnen, ansprüche. Damals war der letzte Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau gestorben, und diese Lande mußten gemäß dem von Joachim Ii. geschlossenen Erbvertrage an Brandenburg fallen; aber Kaiser Leopold I. zog sie als Lehen der Krone Böhmen ein. Unter diesen Umständen stellte sich Friedrich Wilhelm auf die Seite der Gegner des Kaisers und schloß ein Bündnis mit Ludwig Xiv.
Da auch andere bedeutende Reichsfürsten mit Frankreich solche Verträge abgeschlossen hatten, so konnte Ludwig Xiv. seine Raubpolitik fortsetzen. Er richtete damals die Reunionskammern ein, d.h. fran-g^Äten. zösische Gerichtshöfe, welche prüfen sollten, welche deutschen Gebiete einst zu den in den letzten Friedensschlüssen abgetretenen Ländern gehört hätten; auf diese erhob er dann als auf französischen Besitz Anspruch und ließ sie durch Truppen besetzen. Ferner überfiel er im Jahre 1681 mitten im Frieden die alte deutsche Stadt Straßburg, die Perle des Elsaß, und S^raßburg" machte sie, ohne daß ihm jemand entgegentrat, zu einer französischen Stadt. 1681 •
In derselben Zeit wurde der Kaiser von Osten her bedrängt. 1683 Die Dirken erschien ein 200 000 Mann starkes Türkenheer, von dem Großvezier Kara 1683.
Mustafa befehligt, vor Wie n. Die schwache Besatzung der Stadt, durch Bürger und Studenten verstärkt, leistete unter dem Befehl des Grafen Ernst Rüdiger von Star h emberg den Angriffen und Minen des Feindes tapferen Widerstand; doch machte dieser bereits gefährliche Fortschritte, dazu drohten Seuchen und Hungersnot. Da nahte ein Entsatzheer heran; es war riber 80 000 Mann stark und bestand aus Kaiserlichen, Reichstruppen und aus Polen, die ihr König Johann Sobieski führte. Am Kahlenberge trug es einen glänzenden Sieg davon. Der Feind floh, und sein Lager wurde erbeutet; Kara Mustafa wurde nachher auf Befehl des Sultans hingerichtet.
Darauf begann der Kaiser den Angriffskrieg aus Ungarn, das sich zum größeren Teile in der Hand der Türken befand.
Bei der Befreiung von Wien hatten brandenburgifche Truppen nicht mitgewirkt. Indessen war das französische Bündnis des Kurfürsten nicht von Dauer. Schon der Raub Straßburgs hatte ihn tief entrüstet; den Anlaß Zum Bruch gab, daß Ludwigxiv. 1685 das Edikt von Nantes aufhob. Da erließ der Kurfürst trotz der französischen Drohungen das P o t s - Das Edikt damer Edikt, wodurch er den gemißhandelten Hugenotten eine Zu- 1b“m: flucht in seinen Landen eröffnete. So wanderten denn unter ihm und feinem Nachfolger etwa 20 000 „Röfugiös" in Brandenburg ein und fiedelten sich in Berlin und anderen Städten an; es waren zumeist gebildete und
10*
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Geschichtliche Tabellen.
1632 1632 16. Nov.
1634
1637 — 1657
1648
1648
1648-1786
1134—1320
1134
1324—1373
1373 — 1411
1411
1415 — 1701
1417 18. April
Gustav Adolfs Sieg bei Breitenfeld über Tilly;
sein Siegeszug bis Mainz.
Sieg am Lech; Tod Tillys; Eroberung von München. Gustav Adolf und Wallenstein bei Nürnberg.
Tod Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen;
Rückzug Wallensteins, d) Der schwedisch-französische Krieg. Ermordung Wallensteins zu Eger.
Sieg der Kaiserlichen bei Nördlingen.
Friede zu Prag zwischen dem Kaiser und den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg. Ferdinand Iii.
Bernhard von Weimar im Oberelsaß. Sein Tod. Bansr (Sieg bei Wittstock); Torstenson; Wränget; Königsmark.
Eroberung der Kleinseite von Prag durch Königsmark. Der westfälische Krieg.
V. Das Zeitalter des Emporkommens Preußens.
Vorgeschichte der Mark Brandenburg.
Die A s k a n-i e r in der Mark.
Albrecht der Bär.
Waldemar; sein Krieg mit den Nachbarfürsten.
Die Wittelsbacher.
Ludwig. Der falsche Waldemar.
Die Luxemburger.
Karl Iv. Fürsorge für die Mark.
Sigmund. Verpfändung der Mark an Jobst v. Mähren. Sendung des Burggrafen Friedrich Vi. von Nürnberg nach der Mark.
Die Kurfür st en aus dem Hause Hohen-z o l l e r n.
Friedrich I.
Friedrichs feierliche Belehnung zu Konstanz. Demütigung des märkischen Adels. Hussitenkriege. Friedrich Ii. der Eiserne. Demütigung bet: märkischen Städte.
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168
Das Zeitalter des Emporkommens Preußens 1648 — 1786.
Schweden trat dem Bunde bei, in der Hoffnung, die im Stockholmer Frieden verlorenen Teile Pommerns wiederzugewinnen. Ferner beschloß das deutsche Reich gegen ihn wegen seines Friedensbruches den Reichskrieg. Friedrich.friedrich hatte nur einen starken Bundesgenossen, England, das, solange William Pitt Minister war, ihm treu blieb und ihn mit Subsidiengeldern unterstützte; dazu kamen Hannover und einige kleinere deutsche Staaten. Friedrich besah, von den Besatzungstruppen abgesehen, für den Kampf im Felde ein Heer von 150 000 Mann. Es waren trefflich ausgebildete Leute, Krieger von Beruf, deren Tapferkeit der König oft in den ehrendsten Worten anerkannt hat, freilich zum guten Teile Ausländer und zur Desertion geneigt. Unter seinen Feldherren ragte hervor der bewährte und allgemein beliebte Feldmarschall Schwerin; demprinzenhein-rich hat sein königlicher Bruder nach dem Kriege das Zeugnis gegeben, er sei der einzige General, der keinen Fehler gemacht habe; noch größeren Ruhm sollten sich der Husarengeneral Hans Joachim von Zieten, dessen unbedingte Furchtlosigkeit und Pflichttreue aus einem tiefen und herzlichen Gottvertrauen entsprangen, und der kühne und frische Reiterführer S e y d -l i tz erwerben.
Einer Welt in Waffen stand König Friedrich wie ein Held gegenüber.
„Ich aber, dem Schiffbruch droht,
Muß, mutig trotzend dem Verderben,
Als König denken, leben, sterben."
'Er traf in einer Instruktion, die er einem seiner Minister übergab, die notwendigen Vorkehrungen für etwa eintretende Unglücksfälle. Falls er entscheidend geschlagen würde, so sollte die königliche Familie und der Staatsschatz je nach den Umständen nach Magdeburg, Küstrin oder Stettin gebracht werden; wenn er selbst fiele, so sollten „die Dinge ohne die geringste Veränderung ihren Fortgang nehmen" und seinem Bruder August Wilhelm, der als Thronfolger den Titel eines Prinzen von Preußen erhalten hatte, die Huldigung geleistet werden. „Wenn ich", fährt er fort, „da« Unglück haben sollte, in die Hände des Feindes zu fallen, so verbiete ich, daß man auf meine Person die geringste Rücksicht nehme; sollte mich ein solches Unglück treffen, so will ich mich für den Staat opfern, und man soll meinem Bruder gehorchen, welcher so wie alle meine Minister und Generäle mir mit seinem Kopse dafür haften wird, daß man weder eine Provinz noch einen Heller für mich opfern und den Krieg mit Verfolgung der eigenen Vorteile fortsetzen wird, gleich als wenn ich nie auf der Welt gewesen wäre."
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Hans_Joachim_von_Zieten Friedrich August Wilhelm
— 102 —
und kränkte denselben bei jeder Gelegenheit. Öfter geschah es auch, daß er den Prinzen mit Stockschlügen und Fußtritten mißhandelte, als dieser schon Offizier eines Garderegiments war. Darüber wollte der achtzehnjährige Prinz fast verzweifeln und beschloß, nach England zu entfliehen. Als er seinen Vater aus einer Reise in die Rheingegenden begleiten mußte, wollte er in Steinsfurt *) seinen Fluchtplan ausführen. Allein die Sache wurde entdeckt; Friedrich wurde einem General zur Bewachung übergeben, und der erzürnte König wollte ihn als einen Deserteur vor ein Kriegsgericht stellen und zum Tode verurteilen lassen. Mit großer Mühe wurde er durch die Bitten der Königin und des Kaisers Karl Vi. davon abgebracht. Friedrich wurde in der Festung Küstrin eingekerkert und mußte es mit ansehen, daß sein Freund Katte, der ihm zur Flucht hatte helfen wollen, vor feinem Fenster enthauptet wurde. Nach viermonatlicher Kerkerhaft wurde der Prinz freigelassen, mußte aber in Küstrin bleiben und bei der Domänenkammer als Beamter arbeiten. Erst ein volles Jahr nach dem Fluchtversuche wurde er vom Könige wieder in Gnaden ausgenommen und erhielt feine Ossi-ziersstelle wieder. Fortan war er ernstlich daraus bedacht, sich aus seinen künftigen Regentenberuf vorzubereiten.
Friedrich Wilhelm I. starb 1740 und hinterließ feinem Sohne einen wohlgeordneten Staatshaushalt, einen Staatsschatz von neun Millionen Taler. Das tüchtige Heer zählte über 70000 Mann.
In dem nämlichen Jahre starb auch Kaiser Karl Vi. Dessen Tochter Maria Theresia sollte die österreichischen Länder erben; allein die Erbschaft wurde ihr von dem Kurfürsten von Bayern streitig gemacht. Auch Friedrich Ii. erhob Ansprüche auf Teile von Schlesien, welche die Familie der Hohenzollem früher besessen hatte. Durch zwei glückliche Kriege, den ersten und den zweiten schlesischen Krieg, erreichte er, daß Maria Theresia im Frieden zu Dresden (1745) ihm Schlesien abtrat. Hierdurch wurde sein Länderbesitz um 600 Quadratmeilen mit anderthalb Millionen Einwohnern vermehrt.
Im Jahre 1756 erhielt er durch eiueu sächsischen Beamten geheime Brieffchaften aus der sächsischen Regierungskanzlei, nach denen er annahm, daß die Kaiserin Maria Theresia mit dem Kurfürsten August von Sachsen, der Kaiserin Elisabeth von Rußland und dem Könige Ludwig Xv. von Frankreich ein Bündnis geschlossen habe, um Schlesien wieder zu gewinnen, den preußischen Staat zu zerreißen und dessen König aufs tiefste zu demütigen. Er beschloß, dem befürchteten Angriffs zuvorzukommen und rückte am 29. August 1756 mit einem Heere von
"*) Bei Sinsheim in Baden.
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176
34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund.
schaffen und damit die freudige Stimmung der Teilnehmer aufs höchste zu
steigern war es ein Fest geworden, das noch lange die Einbildungskraft des
Volkes, auch außerhalb Bayerns, beschäftigte und das sogar in der Sage von
Doktor Faust fortlebt, die den Erzzauberer auf seinem Mantel eigens nach
München fliegen läßt um diese Herrlichkeiten anzusehen. Es war die glänzende Ouvertüre zu des Fürsten Lebensgange.
Mit seiner Vermählung war Wilhelm selbständig geworden und der neunzehnjährige Thronfolger erhielt nunmehr seine eigene, vom Vater unabhängige Hofhaltung. Albrecht V. hatte dem juugen Paare Landshut als Residenz angewiesen, den ehemaligen Herrschersitz der reichen Herzoge von Niederbayern und seines Großoheims Herzog Ludwig, eine Stadt, wie sie reizvoller kaum gesunden werden konnte im Bayerland. Georg Hnffnagel, ein gewerbekundiger Kaufmann aus Autwerpeu, der die kampfdurchwühlteu Niederlande verlassen und sich „vnder den schütz vnnd schirm deß friedsamen Fürsten Hertzog Albrechten in Beyern gegeben, bey welchem er dann der Kunst Menig oder Zinnober zu machen fridlich obliget", hat uns ans eben dieser Zeit eine begeisterte Schilderung des damaligen Landshut hinterlassen. Gar lieblich und lnstsam dünkt ihm Ort und Gau, „welcher von der natur und mutter aller dinge reichlich begabt ist". Er rühmt die Fruchtbarkeit des Bodeus, die wogenden Getreidefelder, die grünen, lustigen Wiesen und Weideplätze, die „mancherley baumsrücht und vberauß köstlichen Wein, welcher zugleich Got vud die menschen erquicken soll" und meint schließlich, „daß dise gegend billich mit den allerlüstigsten vnnd fruchtbarsten in gantz Europa kan verglichen werden".
Man sieht, dem vielgereisten Manne ist es ordentlich wohl geworden beim Anblick dieser friedlichen Natur und ihres reichen Erntesegens. Und wie anmutig ist nicht die Stadt selbst, die „von schönen, lüstigen gebäwen" glänzet, und der wunderliebliche, neue Hosgarten vor der Stadtmauer, welchen Wilhelm seinem lieben Ehegemahl „durch spitzsündigkeit und hülff etlicher Frantzösischer gärtner vor wenig jaren bawen lassen". Mit großer Anschaulichkeit rühmt Hnffnagel dessen Reize. Kein Wunder, meint er. daß „der durchlauchtigste Hertzog mit seinem außerwelten gemahel dise stat vornemlich zu feinem Sitz vnnd Hoffhaltnng emehlet, so es doch sonst vil andere stattliche statt in Beyern hatt".
Vorn Hofgarten an der Isar führt uns der Niederländer in feiner Beschreibung hinauf nach der alten Burg Trausnitz, die Kronprinz Wilhelm, der ihm „ein außbnnd der tugeut zu vuferer zeit" dünkt, „welcher sich kurtzweiliger und außläudischer ding höchlich annimpt" und „darzu ein sonderlich freygebiger Patron vnnd liebhaber aller sinnreicher leut ist", zu eiuem Fürstensitze der Renaissance umgestalten läßt. Bereits hat er des Schlosses „vornehme Säl vud Gemach mit wunderschönen Gemahlert, auch alten und newen Bildern", malen und zieren lassen, „darinn jm dan nicht allein die sehr schöne gelegen-heit und natur deß orts sonder auch der grausam sinn- und kunstreiche Meister
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34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreunds
177
Fridrich Suftris, ein gehonter Holländer, aber anß Welschland dahin kommen, behülfflich gewesen, welcher auch noch täglich darmit Omgehet, das; er jn mit seiner täglichen arbeit und netoen fünden ziere, als mit lustigen Bächlein, die allenthalben dardnrch rauschen, mit lieblichem fliegen und gef an g mancherley Geoögels, mit Nymphen oder Juncksraweu Bildern, Gemählen, Kräuterfeldern und dergleichen dingen mehr, die zur ergetzlichkeit vnnd Wollust dienlich find, also, daß beyde, der durchlauchtigste Fürst und auch der sinnreiche Meister, welcher wol wehrt ist, daß er vmb einen solchen Fürsten vnnd Patronen sey, höchlich zu loben und zu preisen".
Aus diesen Worten Huffitagels erhellt unzweideutig, daß nicht Herzog Albrecht V., sondern Kronprinz Wilhelm während feines Landshuter Aufenthaltes von 1568—1579 es gewesen ist, der die alte Trausnitz baulich und gärtnerisch zu dem gemacht hat, was sie trotz ihres bedauernswerten Verfalles noch heute geblieben ist — ein Schatzkästlein der Renaissance, ein Heim, wo Natur und Kunst, wo der Zauber der Erinnerung an vergangene Zeiten des altbayerisch gemuteten Besuchers Sinne gar wundersam gefangen nehmen.
Von diesem sonnigen, kunstersüllten Hintergründe hebt sich ein vielgestaltiges Hofleben ab. Der Hofstaat ist, wie Herzogin Renata es von ihrer Heimat Lothringen her gewohnt war, auf großem Fuße eingerichtet. Außer den zahlreichen Dienern, Kämmerlingen und Verwaltungsbeamteu stehen italienische Komödianten und Springer in Diensten, französische Gärtner, die herrschenden Moden widerspiegelnd ein deutscher, ein spanischer, ein französischer Schneider, dazu Mohren, ein Löwenwärter, ein Leopardmeifter, Zwerge und viel ander minderes Volk — fürwahr, man glaubt tu eines der farbenglühenden Bilder Meister Paolo Veronefes zu schauen.
Vor allem aber hatte der Fürst einen auserlesenen Kreis von Musikern und Sängern um sich versammelt; denn seine frühesten Kunftneigungen galten der Musik und hierin es seinem Vater Albrecht V. gleichzutun bildete seinen ersten Ehrgeiz.
Kronprinz Wilhelm selbst war musikalisch hochgebildet. Er spielte die Laute, Zither, Lyra und andere Instrumente und war, wie berichtet wird, ein guter Sänger. Sein Berater in allen musikalischen Fragen ist seines Vaters Kapellmeister Orlattdo di Lasso, mit dem ihtt bald und zeitlebens herzliche Freundschaft verband. Orlando ist ein häufiger und stets freudig begrüßter Gast auf der Trausnitz. Und die zahlreichen, von mehr oder minder gepfefferten Witzen übersprudelnden Briefe, die der Meister an den Kronprinzen richtet, bleiben ein wertvolles Denkmal dieses Bundes, schon deshalb, weil sie uns lehren, daß der vertraute, niemals den Gebieter zeigende und Vertrauen erweckende Persönliche Verkehr mit seinen Künstlern — und nicht allein mit den großen unter ihnen — ein Hauptzug ist in dem liebenswürdigen Bilde Herzog Wilhelms als Kunstfreund.
Sronseber, Lesebuch zur Geschichte Bayerns.
12
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186
34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund.
So beschleicht ihn bei Anlage des Gartens der Maxburg in München gar verführerisch der Gedanke, wie erfreulich und nutzbringend es wäre hier eine Weintraubenkultur anzulegen und echten „Münchener" zu keltern. Was könnte man nicht an Geld ersparen, das jetzt für teuren Wein ins Ausland gehe. Und so läßt er „mit großen vnkösten" Weinreben „aus Vugeru, Oesterreich vud vorn Rhein, Neckhar, Tauber, anß Jtalia, Fraukhreich bub andern orten" kommen und setzt sie zusammen, „damits ein heurath abgeben", und alsbald reiften, sorglich gehegt, die Trauben heran. Von den 50 Eimern, die er im Jahre 1610 von diesem Gewächse erzielte, hatte er dem Augsburger Patrizier Philipp Hainhofer bei seinem Besuche in München „zur nachtmalzeit zwo große Flaschen" geschickt, „einen rotten, den Sie Rappes nennen und ein schtller, der so schön inirn gleiß, als wanns ein Carsnnkel toere", und dieser trank ihn wirklich und gab sein Urteil dahin ab, daß er „kein schönern wein
nie gesehen habe, und ist nit nur schön, sondern auch gnet daruebeu".
(Siu andermal soll er für feine Schwester, die Erzherzogin Maria in
Graz, die Mutter des späteren Kaisers Ferdinand Ii., ein „Jesukind" kleiden,
ihr für die Karwoche ein „heiliges Grab" zusammenstellen, weil er das ja so meisterhaft verstehe, Hinwider einen blauen Kachelofen für ihr „Stübl" besorgen. Oder der alte Herr fällt feinen ihn vergötternden Neffen und Nichtlein in die Hände, die nicht eher Ruhe geben, bis er ihnen einen „Wurz-garteu" für ihr „Kripperl" einrichtet, und wie hätte er, der große Freund und Förderer dieses liebenswürdigen, besonders in München gepflegten Kunstzweiges, solch herziger Bitte aus Kindermund widerstehen können?
Alle diese Kleinigkeiten wurden von ihm mit gleicher Hingabe wie seine großen Bauten überdacht und ausgeführt, weil ihm eben jede menschliche Fertigkeit als eine Gottesgabe galt, die sorgsam gehegt und gefördert werden müsse.
Im Jahre 1579 starb Herzog Albrecht und Wilhelm siedelte als
Herrscher nach München über, wohin Suftris ihm alsbald nachfolgte.
Ich habe vielleicht zu lange bei der Kronprinzenzeit Wilhelms V. verweilt. Aber ich tat es mit Absicht, weil mir vor allem daran liegt an der Hand
bisher nnverwerteten Materials einen Einblick zu gewähren nicht in die
künstlerische Detailarbeit jener Tage, sondern vornehmlich in die Ideen und Stimmungen, aus denen heraus der Fürst zum Freund und Förderer der Künste heranreifte. Die 10 Jahre feines Landshnter Wirkens sind auch für den jugendlichen Fürsten die „Epoche seiner Entwickelung" gewesen, jene Zeitspanne im Leben, von der einst der greise Goethe meinte, als er Rückschau hielt auf Erstrebtes und Erlebtes, daß eigentlich sie „die bedeutendste Epoche eines Individuums" bilde; was später noch folge, fei „der Konflikt mit der Welt" und „die)er hat nur insofern Interesse, als etwas dabei herauskommt".
Was Herzog Wilhelm nunmehr anbahnt in feiner Kunstpflege als
Landesfürst, alfo von 1579 bis zu seiner freiwilligen Thronentsagung im
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290
Geschichtliche Tabellen.
1632 1632 16. Nov.
1634 1637 1657
1648 1648
Gustav Adolfs Sieg bei Breitenfeld der Tilly;
sein Siegeszug bis Mainz.
Sieg am Lech; Tod Tillys; Eroberung von Mnchen. Gustav Adolf und Wallenstein bei Nrnberg. Tod Gustav Adolfs in der Schlacht bei Ltzen;
Rckzug Wallensteins.
d) Der schwedisch-franzsische Krieg. Ermordung Wallensteins zu Eger.
Sieg der Kaiserlichen bei Nrdlingen.
Friede zu Prag zwischen dem Kaiser und den Kur-
frsten von Sachsen und Brandenburg. Ferdinand Iii.
Bernhard von Weimar im Oberelsa. Sein Tod. Ban6r (Sieg bei Wittstock); Torstenson; Wrnget; Knigsmark.
Eroberung der Kleinseite von Prag durch Knigsmark. Der westflische K-s-rfg. A
1648-1786
1134 1320 Ua134
1324 1373
1373 1411
1411
1415 1701
1417 18. April
V. Das Zeitalter des Emporkommeng Preuens.
Vorgeschichte der Mark Brandenburg.
Die A s k a n i e r in der Mark.
Albrecht der Br.
Waldemar; sein Krieg mit den Nachbarfrsten. Die Wittelsbacher.
Ludwig. Der falsche Waldemar. Die Luxemburger.
Karl Iv. Frsorge fr die Mark.
Sigmund. Verpfndung der Mark an Jobst v. Mhren. Sendung des Burggrafen Friedrich Vi. von Nrnberg nach der Mark.
Die Kurfr st en aus dem Hause Hohen-
z o I l e r n.
Friedrich I.
Friedrichs feierliche Belehnung zu Konstanz. Demtigung des mrkischen Adels. Hussitenkriege. Friedrich Ii. der Eiserne. Demtigung der mrkischen Städte.
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Das Zeitalter des Emporkommens Preuens 1648 1786.
den Thron bestiegen, auf welchen Georg Ii. gefolgt war. Die Verfassung Englands nahm in dieser Zeit immer mehr die Form an, welche wir P a r l a -mentarismus nennen. Das Parlament gab in allen wichtigen Fragen den Ausschlag; es kam allmhlich dahin, da die Könige von England ihre Minister jedesmal der im Parlament herrschenden Partei entnahmen. Indessen breitete sich der englische Hand el, die englische Schissahrt und der englische Kolonialbesitz immer weiter aus, und England ber-flgelte in dieser Beziehung sowohl Holland wie Frankreich. Infolge seines Gegensatzes zu Frankreich stellte es sich in dem groen Streite, der sich jetzt um die pragmatische Sanktion erhob, auf die Seite sterreichs.
Rußland. Als eine Macht, die zwar noch immer halb asiatisch, aber durch den weiten Umfang der beherrschten Landstrecken bedrohlich war und von vorn-herein einen erobernden Charakter hatte, griff jetzt auch Rußland in die Hndel der europischen Politik ein. In P o l e n, wo die staatliche Ordnung durch fortwhrende Wirren erschttert wurde, wo der König ohnmchtig und der herrschende Adel in Parteien gespalten war, war bereits der russische Einflu herrschend. Den Zarenthron bestieg im Jahre 1741 infolge einer Palastrevolution Elisabeth, die jngste Tochter Peters des Groen. ^ \
.740-1742. 176. Der erste schleiche Krieg 17401742 und die Anfnge des sterreichischen Erbfolgekrieges. Als Friedrich die Nachricht von dem Tode Karls Vi. erhielt, entschlo er sich sofort die miliche Lage sterreichs aus-zunutzen; er hoffte, durch einen glcklichen Angriffskrieg Schlesien zu erobern, Preußen groß zu machen und fr sich selbst unsterblichen Ruhm zu erwerben. Sein Haus hatte ein altes Anrecht auf die Herzogtmer Lieg-n i tz, B r i e g und W o h l a u, die zur Zeit des groen Kurfrsten trotz des von Joachim Ii. geschlossenen Erbvertrags von dem Kaiser eingezogen worden waren (vgl. 161). So fiel denn Friedrich in Schlesien ein und besetzte schnell fast das ganze Land, wo er besonders von den protestantischen Ein-Mollwitz, wohnern mit Freuden aufgenommen wurde. Durch den Sieg bei Moll-witz (unweit Brieg) behauptete er seine Eroberung.
Indessen brach der sterreichischeerbsolgekrieg aus. Unter- sttzt von Frankreich, eroberte Karl Albert von Bayern Bhmen. In dieser Not wandte sich Maria Theresia, der von den auswrtigen Mchten nur England beistand, an die Ungarn; ihren kleinen Sohn Joseph auf dem Arme, erschien sie im Reichstag zu Preburg. Bald trat ein Um-schwung ein. Zwar wurde der Kurfürst von Bayern zu Beginn des Jahres 742-1745 1742 in Frankfurt als Karl Vii. zum deutschen Kaiser gewhlt, und so fiel zum ersten Male wieder seit dreihundert Jahren die deutsche Krone an
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Extrahierte Personennamen: Georg_Ii Elisabeth Peters Friedrich Friedrich Karls Joachim_Ii Friedrich Friedrich Karl_Albert_von_Bayern_Bhmen Karl Maria_Theresia Maria Theresia Joseph Karl_Vii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Englands England England Holland Frankreich Frankreich Karls Schlesien Brieg Frankreich England Ungarn Frankfurt
Der siebenjhrige Krieg. 17561763^
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novers und waren sehr erfreut, als sich Friedrich bereit erklrte, die Neutralitt Norddeutschlands zu schtzen. Der Pariser Hof aber wurde da-durch sehr verstimmt. Ludwig Xv. war ein launischer, unzuverlssiger Monarch, dazu eiferschtig auf den groen Preuenknig; die sittenlose Frau,
die ihn beherrschte, die Marquise von Pompadour, war eine Gegnerin Friedrichs. Dazu machte Osterreich groe Versprechungen. So wurde im Frhjahr 17 06 ein Bndnis zwischen Frankreich, Ost erreich und Rußland abgeschlossen. _ _ fule
Indessen hatte Friedrich nicht nur der die russischen und sterreichischen Truppenrstungen, sondern auch der die Abmachungen der drei Mchte Nachrichten erhalten; die letzteren stammten teilweise von einem bestochenen schsischen Kanzleibeamten. Er war sofort entschlossen, lieber zuvorzu-kommen als sich zuvorkommen zu lassen". Als nun mehrere Anfragen, die er an Maria Theresia richtete, von dieser ablehnend beantwortet wurden,
fiel er im Sptsommer 1756 ohne Kriegserklrung in Sachsen ein. Der Besetzung Kurfürst dieses Landes, August Iii., der zugleich König von Polen war, 1756. und sein verschwenderischer und gewissenloser Minister Graf Brhl,
unter dessen Verwaltung das Volk mit Steuern berlastet und doch der Staat in Schulden gestrzt wurde, waren ihm feindlich gesinnt; es stand bei Friedrich fest, da er bei dem geplanten Einfall nach Osterreich nicht in seinem Rcken eine Regierung bestehen lassen durfte, die sich bei der ersten Gelegenheit seinen Gegnern anschlieen wrde.
Whrend sich die schsischen Truppen in einem befestigten Lager bei Pirna sammelten, besetzte Friedrich Dresden und entnahm dem dortigen Archiv eine Reihe von Aktenstcken, welche er verffentlichen lie, um die groe Verschwrung gegen ihn aller Welt zu beweisen. Das Lager bei Pirna wurde eingeschlossen. Als ein sterreichisches Heer unter dem Feldmarschall Browne sich nherte, ging ihm der König nach Bhmen entgegen und schlug es bei L 0 b 0 s i tz zurck. Bald darauf muten sich die Sachsen, die fofcoft^ unter der schlechten Witterung und dem Mangel an Vorrten auf das r|e2j"e0nber schwerste litten, ergeben; August Iii. begab sich nach Warschau. Die vtt 1756, Mannschaften wurden gentigt dem König von Preußen den Fahneneid zu leisten und der preuischen Armee einverleibt; doch desertierten von ihnen so viele zu den sterreichern, da diese besondere schsische Regimenter bilden konnten. Das Land trat unter preuische Verwaltung und hat einen groen Teil der Kriegslasten tragen mssen.
In den folgenden Monaten kam das endgltige Kriegsbndnis Vollendung gegen Friedrich zustande; es hatte den Zweck, ihn eines groen Teils seiner bcniffenb Lande zu berauben und so den preuischen Staat zu zerstren. Auch
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