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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 137

1911 - Erfurt : Keyser
— 137 — die Fahrt im Lenzessonnenschein. Am 2. Mai langte er abends in Eisenach an, von wo er 20 Jahre zuvor als fröhlicher Student gen Erfurt gewandert war. Ausgestoßen aus der Kirche und gebannt vom Papste, doch umjubelt vom deutschen Volke, kehrte er zurück. Von Eisenach ging die Fahrt weiter durch den Thüringer Wald. Nichts lag da näher, als daß er einen Abstecher nach Möhra, der elterlichen Heimat, unternahm, um die Verwandtschaft zu besuchen. Er war Gast bei Heinz Luther, dem Bruder seines Vaters, und verkündete in der Dorfkirche das Wort Gottes, wie er es auch in Eisenach getan hatte. Bei seiner Abreise gaben ihm Verwandte und Freunde das Geleit bis Allenstein und nahmen beim Anbruch der Nacht innigen Abschied. Ueberfall bei Altenstein: Nun gings in den tiefen, dun- keln Wald. Zu beiden Seiten des engen, tiefen Hohlweges ragten hohe, dichtbewaldete Hügel empor. Dumpf rauschten die Wipfel der Tannen, und über krachendes Gezweig stob flüchtiges Rot-wild. Es war schier unheimlich; der schreckhafte Ordensbruder fuhr bei jedem Geräusch zusammen. Auf einmal vernahm man das Schnauben von Rossen und das Klirren von Harnischen. Da sprengten auch schon in höchster Eile gepanzerte Reiter mit geschlossenem Visier (Helmgitter) daher. Bei einer großen Buche in der Nähe eines Brunnens stießen sie aufeinander und umringten die Wagen. Der Ordensbruder schrie Mordio und ergriff eilends die Flucht. Amsdorf, in den Plan eingeweiht, erging sich, um den Fuhrmann zu täuschen, in lauten Schmähungen über die frechen Straßenränder. Diese aber bedrohten mit gespannter Armbrust den zitternden Wagenlenker, ihnen zu sagen, welcher der ruchlose Ketzer sei. Scheltend und fluchend rissen sie dann Luther aus dem Wagen und eilten mit ihm tiefer in den Wald. Amsdorf aber schrie immer lauter über die angetane Gewalt, indes die Reiter verschwanden. Anfangs mußte Luther zu Fuß folgen, dann aber setzten sie ihn aufs Pferd. Um falsche Fährte zu hinterlassen, sprengten sie zuerst gen Morgen und kreuz und quer durch den Wald, bis sie nordwärts die Richtung nahmen. Außer Hörweite des Fuhrmanns behandelten die fluchenden Gesellen ihren Gefangenen überaus fein und höflich und ritten mit ibm gegen 11 Uhr in der Nacht durch das Tor der Wartburg. Auf der Wartburg: Der Schloßhauptmann Hans von Berlepsch zog das Barett und begrüßte den Gast sehr ehrerbietig als Herrn Junker Georg. Sorgsam wachte er auch darüber, daß das Geheimnis der Person des fremden Ritters gewahrt blieb. — Eine goldene Kette schmückte nun Luthers Brust, und bald umrahmte ein stattlicher Vollbart sein Antlitz. Bei Wanderungen in die Umgebung, beim Ausritt in die Wälder und auf dem Wege nach der Stadt begleitete ibn, der dann wie ein Ritter das Schwert

2. Elsässische Geschichtsbilder - S. 47

1884 - Straßburg : Bull
— 47 — ihm die Schreiner eine tragbare Bühne, welche sie jedesmal in das Münster brachten, wenn Mathias predigen wollte. An Zells Seite traten bald Wolfgang Kapito aus Hagenau, Kaspar Hedio aus Ettlingen in Baden und Martin Butzer, ver Sohu eines Küfers aus Schlettstadt. Dieser letztere war einer der ersten Prediger, welcher sich verheiratete und zwar mit einer früheren Nonne. Seinem Beispiele folgten Hedio und Kapito. Der Bischof wolltu sie deswegen vor das geistliche Gericht stellen, aber sie weigerten sich, zu erscheinen und der Rat der Stadt unterstützte sie. Überhaupt gewann die neue Lehre immer mehr Anhänger. Viele Mönche und Nonnen verließen die Klöster und legten ihr Ordenskleid ab. In Straßbnrg kam es schon so weit, daß Bittschriften um Abschaffung der Messe an den Rat kamen. Von Jahr zu Jahr stieg der Sturm um Gewährung dieses Verlangens. Vergebens strengte der Bischof alles dagegen an, vergebens sandte selbst Kaiser Karl V. ein Abmahnungsschreiben — am 20. Februar 1529 erklärte die Schöffenversammlung die Messe für abgeschafft. Auf dem Reichstage zu Speier verteidigte der Stadtmeister Jakob Sturm von Sturm eck diese Maßregel. Hier erhielten die Anhänger der neuen Lehre den Namen „Protestanten", weil sie gegen die gefaßten Beschlüsse Beschwerde, Protest, einlegten. Im folgenden Jahre (1530) wurde der Reichstag zu Augsburg abgehalten, wo die Lutheraner dem Kaiser ihr Glaubensbekenntnis überreichten. Aber Straßbnrg neigte mehr der Lehre Zwinglis, eines Schweizer Reformators, als Luthers zu und so legte es im Verein mit noch drei andern Städten ein besonderes Glaubensbekenntnis vor. Lange mußten die Abgesandten im Vorzimmer des Kaisers warten, bis ihnen noch die Erklärung zu teil wurde, der Kaiser habe jetzt wichtigere Dinge zu thun, als sie anzuhören, sie sollten nur am nächsten Morgen wiederkommen. Und als sie sich folgenden Tages einfanden, hieß es, die kaiserliche Majestät sei auf die Jagd geritten. Ihre Schrift kam gar nicht zur öffentlichen Verlesung. Die Abgesandten erhielten nur den Rat, wenn sie wohl fahren wollten, möchten sie in den Schoß der alten Kirche zurückkehren. Jakob Sturm brachte es dahin, daß 1532 Straßbnrg dem schmalkal-dischen Bunde beitrat, den protestantische Fürsten zur Abwehr etwaiger Angriffe geschlossen hatten. Dieser Mann war es, welcher in jenen vielbewegten Zeiten mit unermüdlichem Eifer die Angelegenheiten der Stadt leitete. Während seines Lebens war er

3. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 88

1895 - Leipzig : Voigtländer
88 dorthin gekommen seien, welche gefhrliche Schwrmerei unter dem Volke verbreiteten. Da glaubte er nicht lnger auf seinem einsamen Bergschlosse zurckbleiben zu drfen. Voll Besorgnis, das Reformationswerk knne auf schlimme Wege geraten, verlie er pltzlich die Wartburg und kehrte trotz Acht und Bann nach Wittenberg zurck. Dort bekmpfte er in einer Reihe von eindringlichen Predigten die falschen Auswchse seiner Lehre, und die Schwarmgeister zogen sich ins Dunkel zurck. Nun gab er dem neuen Gottes-' dienste eine festere Ordnung, und wirkte fr Errichtung christlicher Schulen. . 4 ^Auch trat er, das Mnchskleid ablegend/wie viele andere Geistliche, in den Ehestand,.indem er sich mit Kath arina von Bora vermhlte (1525). 1525 7. Der Bauernkrieg 1525. Unterdessen erhoben sich, aus Miver-stndnis der Predigt von der christlichen Freiheit und wegen harter Bedrckung^ die Bauern gegen ihre Gutsherren. Sie hatten ihre Forderungen in ..12 Ar-tifeln" zusammengefat und zogen damit vor die Burgen und Schlsser, um die Gutsherren zu zwingen, diese Forderungen zu erfllen. So kam es, be-sonders am Rheine, in Schwaam, Franken und Thringen zu dem Bauern-krieg, in welchem eine Menge Klster und Schlsser beraubt und zerstrt wurden. Die s chwbischen Bauern ntigten einen Ritter, Gtzvonber-lichingen mit der eisernen Hand", ihr Anfhrer zu werden; doch verlie er sie bald wieder. Der von Luther verdammte Aufstand endete nach der Niederlage des Schwrmers Thomas Mnzer bei Frankenhausen in Thringen mit harter Bestrafung der Emprer. 8. Einfhrung der Reformation. Die Reformation aber wurde in einem groen Teile von Deutschland eingefhrt, besonders im Kurfrstentum ;/ Sachsen durch Johann den Bestndigen, den Nachfolger seines Bruders Friedrich des Weisen (seit 1525). in Hessen durch den Landgrafen Philipp den (B r omiiain, in vielen Reichsstdten, ferner in Preußen, wo der Hochmeister des deutschen Ordens Alb recht von Brandenburg mit seinem bertritte zur evangelischen Lehre das Land 1525 in ein weltliches Herzogtum verwandelte, 1525. -------f r" 57. (118.) 4 Kaiser Karl V. 15191556; Fortgang der Reformation. 1. Karls Herrschaft. Nach dem Tode Maximilians I., 1519, war sein erst 19jhriger Enkel als Karl V. zum deutschen Kaiser gewhlt worden. Von seiner Mutter Johanna, der Tochter Ferdinands und Jsa-bellas, besa er als König Karli. (seit 1516) Spanien, Neapel und die in Amerika entdeckten Lnder; durch seinen Vater Philipp, Kaiser Maximilians Sohn, war er Erbe der sterreichischen Hausmacht. Man hat

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 73

1905 - Leipzig : Voigtländer
m. Die neue Zeit. Dom Beginn der Reformation (1517) bis zur Gegenwart. 33» Die Reformation. 1. Luthers Jugend und Llosterleben. Im Laufe der Zeit waren in die christliche Kirche mancherlei Mißbrauche eingedrungen, und viele sehnten sich nach einer Deformation, d. H. Verbesserung der kirchlichen Zustände. Dies schwierige Werk wurde endlich von dem deutschen Mönche Luther mit Mut angegriffen. Martin Luther wurde am St. Martinsabend, dem 10. November 1483, zu Eisleben am Harz geboren. Als er sein vierzehntes Jahr erreicht hatte, ließ ihn sein Vater, ein geringer Bauers- und Bergmann, die lateinischen Schulen in Magdeburg und Eisenach besuchen, wo er vor den Türen der Bürgerhäuser fein Brot erfang. Dann bezog der junge Luther die Universität zu Erfurt. Ein Ereignis, das ihm hier begegnete, wurde wichtig für sein Leben. Eines Tages, bei einem Gange übers Feld, wurde er von einem schweren Unwetter überfallen; ein Blitz streckte ihn betäubt zu Boden. „Wie," dachte er, „wenn du nun so unerwartet vor Gottes Nichterstuhl getreten wärest?" Bestürzt und in sich gekehrt beschloß er, der Welt zu entsagen und sein Leben Gott zu weihen. Er ging ins Augustinerkloster zu Erfurt und ward Mönch. Sein alter Vater, der gewünscht hatte, daß er ein Rechtsgelehrter werde, war über diesen Schritt sehr verdrossen. Luther aber fügte sich willig in das stille Klosterleben, betete und saftete viel und studierte die Schriften der alten Kirchenlehrer, so daß er sich große Gelehrsamkeit erwarb. Daher berief ihn sein Landesherr, der Kurfürst von Sachsen, zum Lehrer an die neuerrichtete Universität zu Wittenberg. Im Jahre 1508 trat Luther diese Stelle an. Er erwarb sich die Würde eines Doktors der heiligen Schrift und gewann als Professor und Prediger viel Ansehen.

5. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 175

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
I. Die Reformation. 175 los. Anna aber warf sich im Kämmerlein mit ihren Kindern nieder, und seufzte: „Herr, nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!" ein Wort, das sie auch später kräftig tröstete. Denn Zwingli kam nicht wieder. Einem Gefallenen vorbetend, war er von Steinwurf und Speerstich getroffen worden. Aufgefordert, die Jungfrau anzn-rnfen, schüttelte er das Haupt und erhielt den Todesstreich. Seine Leiche wurde auf dem Schlachtfelde verbrannt; aber sein Werk blühte fort. Denn Gott hatte noch andere Männer erweckt, die freudig in seine Fuß-stapfen traten. Unter diesen ist am berühmtesten geworden Joh. Calvin, geb. zu Noyon 1509. Er hatte eine ungemeine Geisteskraft, die aber mit unbeugsamem Starrsinn sich paarte, der seine Persönlichkeit, so gediegen sein Charakter war, minder lieblich machte, als die anderer Reformatoren war. Aus Frankreich, wo er zuerst wirkte, durch Verfolgungen verdrängt, kam er nach Genf (1536). Die Genfer verbannten ihn zwar nach 2 Jahren wegen seiner strengen Kirchenzucht, nahmen ihn jedoch 1541 mit großen Ehren wieder auf. Er fetzte hier nach heftigen Kämpfen, unter welchen manche Feinde den Widerspruch mit dem Leben bezahlen mußten, sein strenges Znchtfystem durch; und Genf wurde in sittlicher Hinsicht ein Musterstaat für die Evangelischen. Am meisten mißbilligt man sein Verfahren gegen Mich. Servede, einem spanischen Arzt. Dieser Mann, der über dem Suchen nach Wahrheit weit von ihr abkam und unter den katholischen Irrthümern auch ächt christliche Lehren, wie die von der Dreieinigkeit Gottes und der Gottheit Christi verwarf, flüchtete sich, in Spanien mit dem Feuertode bedroht, nach Gens; und Calvin ließ zu, daß man Servede, der seinen Glauben nicht abschwören wollte, lebendig verbrannte (1555). Sein Urtheil war übrigens von Richtern gefällt worden, die nicht zu Calvins Freunden gehörten, und die evangelischen Kantone hatten es bestätigt. Calvin wirkte noch höchst segensreich bis zum I. 1564, da er starb.

6. Erzählungen aus der Deutschen Geschichte - S. 27

1874 - Hadersleben : Westphalen
Im Jahre 1519 starb Kaiser Maximilian, und der Kurfürst von Sachsen wurde für Norddeutschland bis zur Wiederbesetzung des Kaiserthrons Reichs-verweser. Dies war für Luther ein Glück. Der Papst sah nun ein, daß es am besten sei, den Weg der Güte einzuschlagen. Er sandte seinen Kammerherrn von Miltitz mit einer geweihten goldenen Rose an den Kurfürsten und gedachte durch ein solches Zeichen der Freundschaft diesen für sich zu gewinnen. Luther hatte mit Miltitz in Altenburg eine Zusammenkunft. Derselbe brachte es durch sein freundliches Wesen dahin, daß Luther ihm versprach, den Ablaßstreit ruhen zu lassen, falls auch seine Gegner schweigen würden. Letzteres geschah aber nicht. Dieselben traten, Eck an der Spitze, in heftigster Weise gegen Luther auf, und Eck forderte Dr. Karlstadt, einen Freund Lnther's, nach Leipzig zur Disputation. Diese fand statt, dauerte 17 Tage und hatte die Folge, daß Viele sich auf Luther's Seite stellten. Dieser griff von nun an nicht nur den Ablaß, sondern auch die Lehre von den 7 Sakramenten, die Lehre von der Verwandlung des Brotes in den Leib Christi, die Entziehung des Kelches bei den Laien, die Ohrenbeichte und die Verehrung der Heiligen an. Jetzt sprach der Papst den Bann über ihn aus, und Eck bekam den Auftrag, solches zu verkündigen. Luther aber ließ am 10. December 1520 vor dem Elsterthor zu Wittenberg ein Feuer anmachen und warf mit eigener Hand vor den Augen des Volkes die Bannbulle in die Flammen. Mit diesem Schritte hatte Luther sich von der römischen Kirche losgesagt. Seme Feinde trachteten ihm immer ernstlicher nach dem Leben, aber sein Kurfürst schützte ihn, und manche der vornehmsten Edelleute, wie Ulrich von Hutten und Franz von Sickingen, boten ihm sichere Zuflucht auf ihren Burgen. Zu seinen Freunden gehörten auch die großen Maler Albrecht Dürer und Lucas Kranach, sowie der berühmte Meistersinger Hans Sachs, der über Luther ein Lied dichtete, betitelt: Die wittenbergische Nachtigall. Der beste Freund des großen Reformators aber war Philipp Melanchthon. 24. Der Reichstag zu Worms; Luther's Aufenthalt auf der Wartburg und der Lauernkrieg. Nach Maximilian's Tode wählten die Kurfürsten dessen Enkel zum Kaiser, der schon König von Spanien war und der sich nun als Herrscher Deutschlands Karl V. nannte. Karl berief einen Reichstag nach Worms, vor welchen Luther gefordert ward. Mit einem kaiserlichen Geleitsbrief versehen, reiste er getrosten Muthes von Wittenberg ab. Als seine Freunde ihn warnten, sprach er: „Wenn man auch zwischen hier und Worms ein Feuer anzündete, das bis zum Himmel reichte, so wollte ich doch hindurch, und wenn auch so viele Teufel in Worms wären, als Ziegel auf den Dächern, ich ginge doch hinein." Am Nachmittage des 17. April 1521 trat der Mönch Martinus in die glänzende Reichsversammlung. An der Thür klopfte ihn der alte Ritter Frnndsberg auf die Schulter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst heute einen schwereren Gang, als ich in manchem Kriege ging.' Die erste

7. Geschichte der Neuzeit - S. 5

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Martin Lucher. Die Bauern. I 2t3s. 5 rief den reis ab auf einer Reise, in seiner Eeburtsstadt Eisleben. Die Leiche wurde nach Wittenberg bergefhrt. Auf dem Wege luteten die Glocken; scharenweise eilte das schluchzende Volk herbei. Unser Vater ist gestorben; wir sind alle Waisen geworden," klagte Melanchthon vor der Gemeinde und vor den Studenten. In der Schlokirche zu Wittenberg ruht der Leib des Reformators. 3. Der Bauernkrieg. 1. Dem machtlosen Kaiser gegenber wurden die Landesfrsten immer mchtiger. In den Einzellndern aber schoben Adel, Geist-lichkeit und Städte die kosten der Staatsverwaltung, die Steuern, am liebsten auf den Bauernstand, der lngst wehrlos geworden und in eine Art Leibeigenschaft gesunken war. Er hatte keinen Anteil mehr an Rechtsprechung und Kriegspflicht, an Wald und Weide; zum Auswandern fehlte Ziel und Berechtigung. Abgaben hatte er nicht nur an den Staat zu entrichten: an den Herrn oder das Kloster, dessen Eigentum die Gter waren, fiel die dritte Garbe der Ernte und beim Tode des Gmndholden" der Sterbfall" oder das Best-Haupt", das beste Stck des Nachlasses. Schwer lastete die Fron-arbeit in Hand- und Spanndienst, schwerer noch der Wildschaden: der Bauer mute als Treiber jagen helfen, durfte aber sein Feld nicht selber schtzen gegen das Wild; der Wilderer" wurde grausam gestraft, etwa gar auf einen Hirsch geschmiedet. Am meisten traf der Ha des gemeinen Mannes" die Geistlichkeit, der er von Halmfrchten, Wein und Heu den Groen, von Vieh und Gartenfrchten, Obst und Hanf den Kleinen Zehnten schuldete. Je mehr der Adel an Glanz und Wohlleben hinter dem reichen Brger zurckstand, desto schonungsloser sog er den hrigen Landmann aus. Der Bauer ist an Ochsen Statt, nur da er keine Hrner hat," hhnten die Stdter den Flegel" oder Tlpel" (Drfler). Die Sommernchte hindurch muten die rmsten wohl das Wasser im Burgraben peitschen, damit das Quaken der Frsche die Herrschaft nicht im Schlafe stre; in der Wutachgegend, im sdlichen Schwarzwald, muten sie in der Erntezeit Schneckenhuser suchen, auf die die Grfin von Lupfen Garn winden wollte. 2. In dieser Lage nun hrte und las man in Luthers Bibelbersetzung von der christlichen Freiheit und Gleichheit; leidenschaftliche Prediger vermischten gegen Luthers Willen und Vorbild geist-

8. Erzählungen aus der Geschichte des Altertums und der deutschen Geschichte - S. 55

1909 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Kapitel Xi. Martin Luther. oo nicfjt hindern, bafe Luther vom Papst gebannt wurde. Auch der Kaiser kümmerte sich jetzt um die Angelegenheit. Er ließ Luther auf dem 9ieich»-tag zu Worms im Jahre 1521 vor sich erscheinen. Wenn Luther auch uoch in des Reiches Acht kam, war er vogelfrei, jeder konnte ihn gefangen nehmen oder töten. Gegen die Bannbulle*) hatte Luther sich gewehrt. Er hatte die Schrift öffentlich verbrannt. Nnn mußte es sich zeigen, ob er auch der Acht widerstehen würde. Der Kaiser hatte ihm wenigstens freies Geleit hin und zurück zugesagt. Auf dem Reichstag bekannte Luther nun frei und furchtlos, daß er nicht anders könne als glauben, daß ein Mensch allein durch seinen Glauben selig werde. Vom Papst aber und dessen Priestern wollte er nichts wissen. Er bekräftigte seine Aussagen mit dem Wort: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders; Gott helfe mir. Anten.“ Darauf wurde die Acht ausgesprochen und Luther für vogelfrei erklärt. Doch kam Luther glücklich zurück und wurde vom Kurfürsten ein Jahr lang auf der Wartburg versteckt gehalten. Hier lebte er als Junker Jörg und fing an, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Erst nach Jahren ist das schwere Werk fertig geworden. Als Luther wieder von dem sicheren Versteck herunter kam, hat er gewaltig gepredigt und für seine Sache gewirkt. Großes Aufsehen hat es erregt, daß er, der Mönch war, sich ver- Und zwar hat er doch ein heiratete, sich eine So Katharina von Bora, Luthers Ehefrau-Gemälde von Lukas Kranach. gewesene Nonne, Katharina von Bora, zur Frau genommen, ist er der Gründer des evangelischen Pfarrhauses geworden. Da hat er mit seiner Frau und seinen Kindern glücklich gelebt. Viele Freunde waren oft seine Gäste. Dann ging es heiter zu. Musik wurde gepflegt, die Luther sehr liebte. Auch hat er viele schöne Lieder gedichtet, die gesungen wurden und noch gesungen werden, z. B. „Ein feste Burg" und „Vom Himmel hoch". Seine Lehre wurde von vielen Tausenden angenommen. *) Bulle heißt eine solche Schrift nach der Kapsel oder bulla, die daran befestigt ist. In dieser bulla befindet sich das Siegel des Papstes.

9. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 12

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
12 Dar Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519 —1648. Dingen auch die Sache Luthers zur Verhandlung. Ein kaiserlicher Herold lud ihn unter Zusicherung freien Geleits vor den Reichstag; und Luther versprach trotz aller Warnungen und aller Hinweise auf das Schicksal des Böhmen Hus zu kommen, „und wenn dort", wie er sagte, „so viel Teufel wären, als Ziegel auf den Dächern". Seine Reise war wie ein Triumphzug; wie der päpstliche Legat selbst nach Nom berichtete, „riefen Luther damals neun Zehntel der Deutschen Luther". Am 17. April ward er zum " ersten Male vor den Kaiser und den Reichstag vorgefordert; auf die Frage, ob er seine Schriften widerrufen wolle oder nicht, bat er sich Bedenkzeit aus,. 18. April die ihm gewährt wurde. Am 18. April, abends 6 Uhr, erschien er von 15-1' neuem vor dem Reichstag. Aufgefordert, eine klare und bündige Antwort zu geben, erklärte er: wenn er nicht durch Zeugnisse der Schrift oder durch einleuchtende Vernunftgründe überführt würde, so könne und werde er nicht widerrufen, da wider das Gewissen zu handeln unsicher und gefährlich sei. Er schloß, wie berichtet wird, mit den Worten: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helf mir. Amen." Als er in seine Herberge kam, rief er freudig und unerschrocken: „Ich bin hindurch!" Auf viele unter den Fürsten hatte er Eindruck gemacht. Der Kaiser freilich sagte: „Der soll mich nicht zum Ketzer machen." Er erließ, als der Reichstag seinem Ende zuging, mit Zustimmung der noch Das Wormser anwesenden Fürsten das Wormser Edikt, wodurch Luther in die <£bt!t‘ Reichsacht erklärt und die Verbreitung seiner Bücher und seiner Lehren verboten wurde. § 13. Luther auf der Wartburg. Die Schwarmgeister. Luther, der bereits vorher abgereist war, wurde unterwegs in einem Tale de& Thüringer Waldes auf Befehl des Kurfürsten Friedrich des Weisen unter dem Schein eines räuberischen Überfalls aufgegriffen und nach der Wartburg bei Eisenach geführt. Dort lebte der Reformator in Reitertracht als Junker Jörg; und auf den freien Höhen dieses Schlosses, umgeben vom Die Bibel- grünen deutschen Walde, begann er die Bibel, zunächst das neue Testament, Übersetzung..^ deutsche Sprache zu übersetzen. So machte er dem deutschen Volke ein herrliches Geschenk; auch dem gemeinen Manne ermöglichte er es, sich in die Worte des Evangeliums zu versenken und Trost, Erbauung und Belehrung daraus zu schöpfen. Seine Sprache war nicht gelehrt, sondern so volkstümlich wie möglich; so verbreitete sich denn seine Bibelübersetzung mit ungemeiner Schnelligkeit in deutschen Landen, und kein Buch hat mehr als dieses zur Entstehung unsrer neuhochdeutschen Schriftsprache beigetragen.

10. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 286

1822 - Berlin : Reimer
286 Poetische Lesestücke. Die stolzen Unterdrücker stöhn vernichtet; Gott zeugte Leut, daß Er durch ihn gerichtet! Db rings um ihn sich schwarze Wetter tbürmten Er baut' allein auf Gott und eignen Werth! Db Fürsten nicht, nicht Kriegerheer' ihn schirmten; Im Werke ward sein hoher Geist verklärt! Und als sein heil'ges Tagwerk nun vollendet, Da kehrt' er froh zu dem, der ihn gesendet! Nicht von der Erde Schimmer kalt umflossen, Nur einfach, ohne Schmuk, sich selbst genug, Steht dort das kleine Haus, dem er entsprossen Sein Bild nur ziert es, und ein frommer Spruch, Der sagt uns: Gottes Wort war Luthers Lehre, Drum blüht sie ewig, ewig Luthers Ehre! Za ewig blühet, was ihr uns erränget, Ihr Helden großer Zeit, nach Luther- Rath! L>b auch kein Denkmal seinem Nameu pranget; Wozu ein Denkmal noch für Luthers That? Denn was der Geist uns geistig hat geboren, Das geht durch keiner Zeiten Macht verloren! ^ Ein Denkmal konnt' er nur sich selber gründen, Und fester stieg es auf, als Erz und Stein, Go lange noch des Glaubens Blitze zünden, Wird seines Namens Ruhm unendlich seyn! Carrara's Marmor wird in Staub vergehen, Doch Luther- Denkmal ewig flammend stehen! H. A. E r h a r i5. Lebens-Bilder. Der Morgen. Die Fluren ruhn im dichten Nebelschleier, Den Eos schmückt mit goldnem Purpursaum; Der Hahn erwacht, es flieht der leichte Traum, Und 'jede Brust fühlt leichter sich und freier;
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