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1. Für die Klassen 7 und 6 - S. 11

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
11 rufigen Balken herab. Ehe das Mittagsmahl beginnen konnte, holte Philemon eine alte Wanne aus Buchenholz und go lauwarmes Wasser hinein, damit die beiden Gste die Fe nach der staubigen Wanderung reinigen konnten. Endlich ging man zu Tische. Die Fremdlinge saen auf einer mit Sumpfgras gepolsterten Bank, der der ein alter Teppich, ein Kleinod der beiden Alten, ausgebreitet lag. Davor stellte die alte Baukis mit zitternden Hnden den Tisch, dessen einen wackligen Fu sie mit einer Scherbe sttzen mute. Es gab Oliven und eingemachte Kirschen, Salat und frische Radieschen, gekochte Eier und Kse, dazu die warmen Speisen vom Herde und in hlzernen Bechern etwas Wein. Zum Nachtisch standen Nsse und Feigen, Datteln, Pflaumen und Weintrauben da. Doch wie staunten die beiden gastlichen Alten, als die Becher, die sie soeben ausgetrunken hatten, sich von selbst mit kstlichem Wem fllten! Da ahnten sie, da himmlische Götter sie besuchten. Voll Ehrfurcht eilten sie, ein besseres Essen zu bereiten, sie wollten gern ihre letzte Gans schlachten. Aber diese lies schneller, als die beiden, und schreiend flog sie zu Fen der Götter. Da offenbarten sich die beiden Fremdlinge und sprachen: Wir sind Götter. Eure bsen Nachbarn sollen ihre Gottlosigkeit den, nur ihr werdet verschont werden. Verlat eure Htte und kommt mit uns auf jenen Berg." Die Alten gehorchten, ergriffen ihre Stbe und stiegen mhsam bergauf. Als sie oben angekommen waren, blickten sie um sich; da war die ganze Ebene in einen See verwandelt. Alle Bauern waren ertrunken. Die alte Htte von Philemon und Baukis war aber zu einem prchtigen Tempel geworden. Zeus fragte sie mit freundlichen Worten, was sie sich noch fr die Zukunft wnschten. Sie baten ihn, in seinem Tempel leben zu drfen und ihn zu hten. Dem fgten sie einen letzten Wunsch hinzu: eine Stunde sollte sie beide im Tod hinraffen, keiner wollte den andern berleben. Zeus erfllte diesen Wunsch. Bis zum hohen Greisenalter waren sie Hter des Tempels. Da, als sie eines Tages vor den heiligen Stufen standen und auf den See schauten, merkte Philemon, wie Baukis, und in demselben Augenblick Baukis, wie Philemon ganz mit grnem Laube bedeckt war. Philemon war in eine Eiche, Baukis in eine Linde verwandelt. So stehen beide noch jetzt vereint da. 3. Mivas. Vor alten Zeiten pflegten die Götter gern auf Erden zu wandern und mit den Menschen zu verkehren. So zog einst der bermtige, lustige

2. Die Supplingenburger - S. 58

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 58 — Siebentes Kapitel: Der Klausner und die Herzogin. Wilbrand hielt sein gegebenes Versprechen, denn kaum war am andern Tage die L>onne über dem Horizont emporgestiegen, als er auch schon aus seiner Klause trat, sein Glöckleiu läutete und dann den Weg nach Supp-lingeuburg einschlug. Es war ein kalter Herbstmorgen; aus den Wiesen lag Reif und ein frischer Wind strich über die Felder, so daß der Greis sich fester in sein Gewand einhüllte. Doch die aufsteigende Sonne verscheuchte bald die Nebelwolken, und je weiter der Klausner schritt, desto freundlicher wurde die Natur. Das Lächeln der Sonne schien ihm eine gute Vorbedeutung zu sein für das Gelingen seines Unternehmens; die letzten Bedenken schwanden ihm, und fröhlich ging er dem Ziele entgegen. Und was sein Herz fühlte, davon strömte sein Mund über; indem er durch die Felder dahinschritt, sang er Loblieder zur Ehre dessen, der alles so schön und herrlich bereitet. Wenn er einen Arbeiter traf, so redete er freundlich mit ihm, und wünschte ihm Segen und Gedeihen seiner Arbeit; wenn ihm Frauen mit Kindern begegneten, so nahm er die Kleinen aus seinen Arm und scherzte mit ihnen. Ans diese Weise kam er nur langsam weiter, und es war bereits Nachmittag, als er Suppliugeu-burg erreichte. Das von einer hohen Mauer und einem tiefen, breiten Wassergraben umgebene Schloß war vom Grafen Gebhard, dem Vater des Herzogs Lothar, ums Jahr 1050 erbaut worden. Es war ein schmuckloses, ein längliches Viereck bildendes Gebäude mit drei Stockwerken. Im Erdgeschoß befanden sich die Räume für die Diener, fowie Küche und Keller des Schlosses; das mittlere Stockwerk enthielt einen einzigen großen Saal, mit kleinen, bunten Fenstern und einem mächtigen Kamin an der einen Längsseite. An den Wänden dieses Saales hingen Waffen und Rüstungen aller Art, ferner Reh- und Hirschgeweihe,

3. Die Burgfrau von Ahlden - S. 71

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 71 - vom dunkelsten kastanienbraun bis zum hellsten lichtbraun abstuften. Dann wurde die Fidel, der Dudelsack, die Schalmei und das Cymbal herbeigeholt, und wir hatten dort auf der Pußta ein Konzert, wie es kaum schöner, gewiß aber nicht eigenartiger in den Prachtsälen eines Fürsten ertönt. Dazu tanzten die Mädchen auf dem blumigen Rasen und die jungen Burschen sangen bald schwermütige, bald heitere Weisen. Dort war_ es auch, wo ich das Lied zum ersten Male hörte, welches ich Ihnen vorhin gesungen. Lischka, das schöne Zigeunermädchen, wich nicht von meiner Seite; sie trank mit mir aus demselben Becher und blickte mich unverwandt mit ihren dunkeln Rehaugen an, so daß meine Kameraden im Scherz mir zu der Eroberung, die ich gemacht, Glück wünschten. Wie lange unser Gelage dauerte, weiß ich heute nicht mehr; die Stunden verrannen mir wie Sekunden. Immer schneller kreiste der Becher, immer wilder tönten die Instrumente, immer stürmischer flog das Blut durch meine Pulse. Lischka hatte ihr Köpfchen an meine Brust gelehnt und schien zu schlafen. Mir wurde wundersam zu Mute; es überkam mich plötzlich wie eine Ahnung, daß dieses Mädchen noch einmal in die Geschicke meines Lebens eingreifen würde. Ich sprang auf und sagte leise zu dem Kinde: „Führe mich zu Deiner Mutter, Lischka; sie soll mir die Zukunft enthüllen". Das Mädchen stand auf, ich folgte ihr. Hinter uns her tönte das Lachen meiner Kameraden. Sie erlassen es mir wohl, mein Prinz, Ihnen eine Beschreibung der Sybille zu machen, zu welcher mich jetzt meine kleine Freundin führte — ein altes, häßliches, schmutziges Taternweib, wie Sie sie alle schon gesehen haben. Sie hockte allein in ihrem Karren, fern von dem Getriebe ihrer Volksgenossen, und es schien, als ob sie mit Geistern Zwiesprache halte. Lischka trug ihr mein Anliegen vor. Die Alte warf mir einen mißtrauischen Blick zu; als sie aber in mein offenes Auge blickte, nickte sie zufrieden und beschaute alsdann mit ernster Miene die Linien meiner rechten Hand. Was sie dort

4. Die Burgfrau von Ahlden - S. 145

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 145 — einen so lieb anblicken, daß es mich bisweilen ordentlich verlegen macht. Ja die Weiber, die Weiber!" Görgei musste genug, er stellte sich beshalb ermüdet und bat den Pförtner, ihm feine Schlasstätte zu zeigen. Dieser Bitte würde alsbald entsprochen, und in kurzer Zeit war Görgei allein. Aber er schlief nicht. Er wartete geduldig, bis jeder Laut im Schlosse erstorben war; dann stand er leise auf und schlich in den Schloßhof. Der helle Monbschein begünstigte seinen Plan; er wollte nämlich sehen, ob es möglich sei, das Dach des Turmes, in welchem Eva gefangen saß, von außen zu erklettern. Eine armbicke Ephenranke, die sich mit ihren Wurzeln fest in das Gemäuer geklammert hatte 'und bis zum Dache reichte, schien ihm biefe Möglichkeit zu gewähren. Zufrieben mit dieser Untersuchung suchte er wieber sein Lager aus, und balb war er fest eingeschlafen. Am aubern Morgen stanb der Pförtner frühzeitig vor ihm und rief: „Hoho, Freund Essenkehrer, ich dachte, Ihr wolltet bei Zeiten Eure Arbeit beginnen; dann ist's Zeit, daß Ihr aufsteht. Mein Weib hat Euch ein Süpplein gekocht, und wenn Ihr gegessen habt, will ich mit Euch gehen ins Schloß. Allein darf ich Euch nicht gehen lassen, das ist gegen meine Instruktion". Görgei aß seine Morgensuppe, und dann geleitete ihn sein neuer Freund in die Burg, und zeigte ihm die Kamine, die nach seiner Meinung der Reinigung bedurften. „Wenn Ihr die fertig habt, sagte er, „so meldet Euch bei mir; ich will Euch dann auch in das Zimmer des Fräuleins führen, damit Ihr auch dort Eure Arbeit thut." Es bedarf wohl nicht der Erwähnung, daß Görgei sich beeilte; und ehe eine Stunde verging, durste er in Begleitung des Pförtners und dessen Weibes das Zimmer betreten, welches Eva von dem Knesebek als Gefängnis diente. Es^ war so einfach ausgestattet als möglich; — ein Tisch, ein Stuhl und ein Bett — das war alles. Eva saß, als Görgei mit seinen Begleitern eintrat, am Tische Tiemann, Die Burgfrau von Ahlden. 10

5. Die Burgfrau von Ahlden - S. 140

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 140 — Als sie am Abend in das Schloß und auf ihr Zimmer zurückkehrte, meldete ihr der Verwalter, daß ein Zigeunerbube unaufgefordert die weiße Gans zurückgebracht habe. „Die Halunken", fügte er hinzu, „hatten sie also doch gestohlen, sich aber wohl gefürchtet, daß ihr Diebstahl entdeckt werden könnte. Nur gut, daß das Tier wieder da ist; es hätte mir doch leid gethan." Sophie Dorothea sagte nichts dazu; sie wußte es besser, warum die Zigeuner das Tier wieder gebracht hatten. Aber sie gab den Befehl, ihnen noch Lebensmittel hinaus zu schaffen ins Lager, wozu der Verwalter freilich den Kopf schüttelte, aber doch that, was ihm aufgetragen war. Am andern Morgen waren die Zigeuner verschwunden. Nur der zertretene Rasen, einzelne Lumpen, Papierfetzen, Speisereste und Aschenhäufchen bezeichneten die Stelle, wo ihr Lager gestanden hatte. Vierzehntes Kapitel: Die Flucht vom -Zcharms. Als Lifchka zu ihren Genossen zurückgekehrt war, hatte sie sich sofort in das Zelt Görgeis, des neuerwählten Woiwoden, begeben, und ihm in längerer Unterredung ihre Begegnung mit der Burgfrau von Ahlden erzählt. Mit Aufmerksamkeit lauschte der Häuptling ihren Worten; als aber nun Lischka zum Schluß sagte: „Und nun, Görgei, zeige es, daß Du mich lieb hast; suche die Jungfrau zu finden und zu befreien, so will ich Dein Weib werden" — da hatte er sich ihr zu Füßen geworfen und gesagt: „Fordere von mir was Du willst, meine Lischka, ich will es erfüllen. Nicht umsonst werde ich der verschlagene Görgei genannt; sei gewiß, für solchen Preis hole ich, wenn es sein muß, die bleiche Jungfrau aus der Hölle!" Noch an demselben Abend hatte er im Häuptlingszelte eine lange geheime Unterredung mit den stärksten und

6. Teil 3 - S. 117

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 117 — Nachdem die Kinder angegeben haben, wie die genannten Festtage bei uns gefeiert werden, wird folgender Stoff erarbeitet. 1. Der Sonntag im elsäfxischen Dorfe. Am Sonntag trifft man nachmittags in einem elsäßischen Dorfe die Bevölkerung in Gruppen beisammen. Die Alten sitzen beim Schoppen, trinken den Wein der eigenen Feldmark, das helle, selbstgebraute Bier, sprechen „vom Prüß und vom Schwobe" und verabreden wohl auch eine Verlobung. Währenddem schieben die Burschen, die kurze Pfeife im Munde, mit der kurzen Jacke bekleidet, unverdrossen die großen, ungefügen Kegeln nach den weitauseiuanderstehenden Kegeln. Die Mädchen aber gehen Arm in Arm in langer Reihe auf der Dorfgasse auf und nieder singend und plaudernd. 2. Das Johannisfest im elsäßischen Dorfe. Am Abend des Johannistages werden Feuer angezündet, durch welche die Knaben hindurchspringen. Auf den benachbarten Höhen kommt man zusammen und schleudert brennende, aus harzigem Holze geschnittene Scheiben in die Luft. Wie Raketen stiegen „Schiwälä" (Scheibchen, denen man mit Stäbchen einen besonderen Schwung zu geben versteht) durch die Nacht. 3. Hochzeit im elsäßischen Dorfe. Schon 8 oder 14 Tage vor der Hochzeit werden die Gäste vom Bräutigam und dem Brautführer eingeladen. Der Hut des letzteren ist mit Bändern, Rosmarin und künstlichen Blumen geschmückt, und auch an der Reitpeitsche und dem Zaum der Pferde sind bunte Bänder zu be- merken. Vor jedem Hause eiuer Familie, die eingeladen wird, erdröhnt ein Pistolenschuß. Die Einladungsformel wird von dem Brautführer in Reimen hergesagt. Am Morgen des sorgfältig ausgewählten Trautages erscheinen der Brautführer und eine der Brautjungfern vor der Wohnung des Pfarrers, melden sich mit einem Pistolenschuß an und überbringen dem geistlichen Herrn eine Flasche Wein, die „Brautsuppe" (wobei ein gewaltiges Stück Rindfleisch die Hauptrolle spielt), sowie ein Schnupstuch, aus welchem ein Stengel Rosmarin herausragt. Bei der Hochzeit trügt die Braut ein aus Flittergold verfertigtes Häubchen, das, auf dem Wirbel sitzend, einer goldenen Krone gleichsieht. Ein rotes seidenes Band wallt weit über ihren Rücken hinab. Im übrigen gehen Bräutigam und Braut in schwarzer Abendmahlskleidung. Der Bräutigam schreitet im Zuge an der Seite des Pfarrers, die Braut an der des Brautführers; die Tauf- paten, welche im Elsaß sehr hoch gehalten werden, folgen gleich hinter den Eltern des Brautpaares. Junge Burschen, die auf dem Kirchhofe mit ihren Flinten und Pistolen bereitstehen, geben bei der Ankunft des Zuges einige Salven. Auch in dem Augenblicke, wo der Bräutigam der Braut vor dem Altare den Ring ansteckt und der Geistliche seinen Segen

7. Erzählungen aus der sagenhaften Vorgeschichte der Griechen und Römer - S. 8

1899 - Leipzig : Teubner
8 I- Erzhlungen aus der griechischen und persischen Sagengeschichte. gesunde Kinder konnten einst als Erwachsene dem Staate ntzen. Bis zum 7. Lebensjahre blieben die Kinder daheim bei der Mutter. Dann aber kamen sie in die staatlichen Erziehungsanstalten, wo sie in Riegen eingeteilt wurden; der erste einer jeden war ein lterer Kamerad, gleichsam ein Vorturner. Alle wurden sehr streng und einfach gehalten. Da gab es keine weichen Betten und feinen Leckerbissen. Auf Schilfrohr lag der spartanische Knabe, das er sich unten am Eurotas mit seinen eigenen Hnden hatte brechen mssen. Suppe mit Fleisch, Brot und Obst, dazu Wasser, das war seine Nahrung. Man gab ihm absichtlich nicht viel; denn man wollte, da er sich, wenn er noch hungerte, mit List das noch Fehlende verschaffte. Was er sich aus den Grten der Spartiaten nahm, das galt nicht als gestohlen, sondern als schlau gewonnene Kriegsbeute; nur fassen lassen durfte er sich nicht. Hunger und Durst, Hitze und Klte lernte er ertragen; krperlichen Schmerz verraten galt als Schande. Ein schon derber Junge hatte einmal einen kleinen Fuchs in seinen Besitz gebracht; damit es niemand merkte, wie er ihn nach seinem Versteck trug, nahm er ihn unter sein Gewand auf den bloen Leib und lie ihn nicht los, so sehr er auch kratzte und bi. Alljhrlich fanden ffentliche Geielungen der Jnglinge in einem Tempel statt. Die Männer standen herum und beobachteten, wie sich jeder verhielt, wenn die Geiel auf den nackten Rcken fiel; man durfte nicht die geringste Vernderung auf dem Gesicht des Betreffenden bemerken, sonst war es mit dessen Ansehen vorbei. Viel zu lernen brauchten die spartanischen Knaben nicht; sie wurden gebt im Singen und gottesdienstlichen Reigentanz, lesen und schreiben konnten viele nur notdrftig. Gehorsam, Ehrerbietung gegen das Alter, kurzes, schlichtes Antwortgeben wurde ihnen eingeprgt. 7. Lebensweise der Erwachsenen. Sparta blieb unbefestigt; die Tapferkeit seiner Brger sollte seine Mauer und sein einziger Schutz sein. Damit aber kein pltzlicher berfall gelinge und jeglicher Versuch eines Ausstandes der unterworfenen alten Be-vlkernng im Keime erstickt werden knne, muten die Spartaner immer im Lande bleiben; wollte einer auf die Jagd oder gar verreisen, so bedurfte er des Urlaubs. Alles war militrisch geregelt. Die Männer wohnten und speisten nicht zu Hause, sondern

8. Quellenbuch - S. 176

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 176 - 96 Schicksale des Stadtschreibers Frisius bei der Zerstörung Magdeburgs. 1631. Es war in der Nacht zum 20. Mai 1631, als der schwedische Oberst Falkenberg, der Kommandant der Stadt Magdeburg, mit den Ratsherren beriet, welche Antwort man einem Trompeter Tillys geben wollte. Auch der Stadtschreiber Frisius war zugegen. Plötzlich bringt ein Eilbote die Nachricht, daß in den Vorstädten bereits alles von feindlichen Truppen wimmele. Da eilte Frisius nach seiner Behausung. Er fand seine zitternden Kinder allein, eben aus ihrem Lager im Keller aufgeschreckt. Seine Frau war noch nicht von einem Kirchgänge heimgekehrt. Vorsichtig legte er ein altes ledernes Wams und graue Hosen an, um im Notfälle für einen gewöhnlichen Mann zu gelten; seine Frau mußte, sobald sie nach Hause zurückgekehrt, zerrissene Kleider anziehen. Unterdessen steigerte sich das Donnern der Geschütze und das Knattern der Musketen von Minute zu Minute; endlich erscholl eine „große Salve"; fliehende Bürger kamen mit ihren Gewehren gelaufen unter dem Schreckensrufe, die Stadt sei verloren. In allen Gassen hörte man das Feldgeschrei der Kaiserlichen, welche die verschlossenen Hausthüren einschlugen und unter Todesdrohungen Einlaß begehrten. Auch bei Frisius wurde bald angepocht. Es waren zwei Musketiere, die sich mit Geld, Kleidern und Schuhen zufrieden gaben und dann weiter nach Beute gingen. Kaum waren sie fort, als Frisius mit dem Beile in der Hand sein Haus zu verwüsten begann. Öfen, Thüren, Fenster, Töpfe und Teller, alles zertrümmerte er. Angelweit wurde die Thüre aufgesperrt, um den Plünderern ein anscheinend schon vollständig ausgeleertes Haus zu zeigen. Aber seine Hoffnung, nun von weiterer Heimsuchung verschont zu bleiben, ging nicht in Erfüllung. Vier Musketiere drangen ins Haus und zogen erst wieder ab, als sie mit Geschmeide und Kostbarkeiten beladen waren. Daraus versteckte sich die Familie in einer Kohlenkammer, wo sie in großer Angst die Soldaten in dem Nachbarhanse wie böse Geister fluchen und toben hörten. Frisius hatte keine Ruhe; er wollte sehen, wie es im Hause stehe; kaum war er fort, als lautes Geschrei bis in die verborgene Kammer drang. Angstvoll eilten Mutter und Kinder aus ihrem Versteck hervor und fanden den Vater von wütenden Soldaten umringt. In dem Berichte, dem das hier Erzählte entnommen ist, und welchen ein Sohn des Stadtschreibers Frisius später nach Aufzeichnungen seines Vaters und nach eigenen Erinnerungen niedergeschrieben hat, heißt es nun wörtlich weiter: „Diese Soldaten waren ungefähr sieben, alle mit brennenden Lunten und redeten in fremder Sprache; kein Mensch wußte, was sie sagten, nur daß sie stets in die Hände wiesen, wie man Geld zu zählen pflegt. Da half nun kein Entschuldigen, der Vater mochte sagen, was er wollte; sie verstanden es nicht und schossen zweimal in dem Hause nach ihm. Endlich redete der Vater auf lateinisch mit dem

9. Königreich Sachsen - S. 160

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 160 — kannst mich erlösen, wenn du allein den Schatz heben wirst, der in diesem Berge verborgen liegt. Reinhard empfand wenig Neigung, dies allein zu thun, erst als der Alte gestattete, daß Reinhard seinen Bruder zur Hebung des Schatzes mitbringen könnte, sagte er zu. Reinhard und sein Bruder versahen sich mit den nötigen Werkzeugen und bestiegen in nächster Mitternacht den Berg. Das Männlein empfing sie, gebot ihnen aber, wenn Stimmen aus der Tiefe fragen würden, was sie mit dem Schatze beginnen wollten, nicht zu antworten und sich durch Drohungen nicht abschrecken zu lassen. Die Brüder begannen zu graben und fanden, wonach sie sich sehnten, den Schatz. Als sie ihn aber heben wollten, erscholl ans der Tiefe eine furchtbare Stimme. Die Schatzgräber schwiegeu. „Gebt Antwort oder ihr müßt sterben!" erscholl es aus der Tiefe. Nun ward Reinhards Bruder doch ängstlich; er antwortete, daß sie sich mit dem Gelde ein frohes Leben zu verschaffen gedächten — da ver- sank der Schatz mit donnerndem Gepolter in die Tiefe! Seit dieser Zeit hat der unglückliche Geist noch keine Erlösung ge- funden. Pfeil. 6, Die lange Schicht zu Ehrenfriedersdorf. In der sächsischen Bergstadt Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge lebte einst ein junger Bergmann, mit Namen Oswald Barthel. Er war ein braver, fleißiger Mensch, der von allen Leuten geschätzt und gern gesehen wurde, ja, seine Vorgesetzten hatten den jungen Bergmann so lieb ge- Wonnen, daß ihm der wohlbegüterte Obersteiger Baumwald seine einzige Tochter Anna verlobte. Eines Tages sollte Oswald im tiefem Stollen „Gutes Glück" an- fahren, um einen Durchschlag zu bewirken. Dieser Auftrag war ein schwer ausführbarer, denn ein solcher Durchbruch in einen anderen Stollen ist eine der gefährlichsten Arbeiten beim Bergbau. Oswald und seine Kameraden traten am Tage St. Katharina die Fahrt mit einem herz- lichen Glückauf an, nachdem sie zuvor mit ihrem Steiger gebeichtet und das heilige Abendmahl genommen hatten. Sobald sie im Schachte an dem gefährlichen Punkte ankamen, betrieben sie die Arbeit mit größter Vorsicht, um das Einstürzen der Firstenzimmerung zu verhüten. Die Last, welche auf dieser Zimmerung ruhte, war groß. Eben wollte der Steiger eine neue Anordnung treffen, da vernahm er ein heftiges Krachen in der Firstenzimmerung. „Brüder, rettet euch", rief er, „schnell, es macht einen Bruch!" Alle folgten diesem Rufe, nur Oswald blieb zurück und — wurde verschüttet. Wohl gab man sich Mühe, den Unglücklichen zu retten, die Leute arbeiteten Tag und Nacht, aber vergebens, es brach immer mehr nach — der Ärmste wurde nicht wieder gefunden.

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 160

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 160 — mit finstern Blicken an, und der mit dem blutigen Kopftuche sprach: „Ich meine, wir sind unter Christen gekommen, unter Abtrünnige vom Glanben der Väter; denn unsere Wirte machten ein Zeichen, das ich von sterbenden Franken oft habe machen sehen." — „Ich glaube es auch," erwiderte der andere, „und wir werden hier wohl noch ein Nachspiel der Schlacht halten müssen." Darüber wurde die Frau sehr blaß und sprach: „Ihr lieben Herrn, thut uns und unserem Hause kein Unrecht an! Das Zeichen, welches ihr gesehen habt, soll nur den Hammer des großen Asathor bedeuten." Sie wußte nämlich um das Heidentum nur noch allzugut Bescheid, weil sie erst vor wenigen Jahren daraus bekehrt worden war. Tie Gäste beruhigten sich damit und tranken den Met, während der Knabe die Mutter heimlich zupfte und ihr zuflüsterte: „Mutter, was soll denn das Hammerzeichen? Ich weiß ja von keinem .Hammer." Sie aber gebot ihm zu schweigen und suchte die furcht- baren Fremden auf andere Gedanken zu bringen. Unterdeß war Berthulf, der einstweilen mit dem Pferde be- schästigt gewesen war, an den Herd zurückgekommen, und als er- sah, daß die Gäste nur aus einem Kruge tranken, hielt er es ihrem ritterlichen Ansehen nicht für ehrenvoll genug. Er ging nach einem Wandschranke, um ein altes schönes Trinkhorn zu holen, das der Schatz seines Hauses war. Dabei kam er an einem Kreuzesbild des Heilandes vorbei und neigte sich nach seiner Gewohnheit ehrerbietig davor. In demselben Augenblicke hatte der Knabe Reisig in das Feuer geworfen, so daß es höher emporschlug und mit seinem Scheine eben die Stelle des Bildes erleuchtete. „Halt!" rief der eine Kriegs- mann, „was ist das für ein Bild, vor dem du den Nacken beugtest?" — „Ihr lieben Herren," fiel schnell das kleine Mädchen ein, da es seine Mutter von neuem erbleichen sah, „es ist ja nur wieder der Hammer Asathors und weiter nichts!" Da trat Berthulf kräftigen Schrittes an das Feuer und sprach: „Davor sei Gott, daß unter meinem Dache irgend eine Lüge laut werde, die nicht sogleich ihren ehrlichen Widerruf fände! Das da an der Wand ist nicht Asathors Hammer, es ist ein Christusbild am Kreuze!" — „Gottlob, Vater," sagte der Knabe, „daß du den Hammergeschichten ein Ende machst.
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