— 58,-
Weuigstens das Vordergebäude erhielt in seinem Erdgeschoß einen sichern, festen Steinbau. Vielfach wurden auch die Außenmauern ganz in Ltein ausgeführt, fodaß der Bau zu einer festen Herrenburg wurde. Die Dächer wurden hoch und spitz angelegt, um Regen und Schnee gut ablaufen zu lassen. Im Innern erhielt das Haus einen großen Flur, der sich über die ganze Tiefe er-streckte und in den oberen Geschossen meist wiederkehrte. Auf der einen Leite des Erdgeschosses legte man kleine Stuben (Kontore) an, während auf der andern ein Gewölbe (Schatzkammer) eingemauert wurde. Zu den Obergeschossen führten breite, große Stufen empor. Die Böden waren groß und geräumig, passend für den Zweck, dem sie dienen sollten (Waidverarbeitnng),*) weshalb ihnen auch durch Luken möglichst viel Luft zugeführt wurde. Von den Großanlagen dieser Art ist die älteste das Haus Johannesstr. 164, das Lilienfaß. Freilich ist uns nicht das Ganze erhalten, wie es ehemals war, sondern nur ein Teil des Erdgeschosses im Vorderhaus (Stützsäulen und Tragbalken), sowie das Hinterhaus, das aber auch Veränderungen erfahren hat. Letzteres stammt, wie eine Inschrift bezeugt, aus dem Jahre 1445.
Mit diesem Zeitpunkt beginnt für Erfurt die Gotik im bürgerlichen Hausbau. Sie erstreckt sich im ganzen über 90 Jahre. Ungefähr ein Viertelhundert gotischer Häuser, die wir zumeist an ibren spitzbogigeu Türen und Toren erkennen können, und viele gotische Einzelformen an einer Reihe alter Bauten, lassen heute noch erkennen, daß unser Erfurt beim Beginn der Neuzeit sich auch im äußeren Glanze mit andern Großstädten des Reiches messen konnte.
Zeichen höchster Blüte: Beim Beginn des 15. Jahrhunderts stand Erfurt in höchster Blüte. Die Stadt wurde vom Kaiser Sigismund als zum Reich gehörig betrachtet und immer wieder zu den Reichstagen eingeladen. Schon zur Kirchenversammlung in Konstanz, zu der alle christlichen Nationen Europas eingeladen waren, hatte Erfurt zwei seiner besten Professoren der Theologie, Angelus Dobelin und Johannes Zachariä, entsandt. Letzterer zeichnete sich in seiner Unterredung mit Hns so aus, daß er vom Papst eine geweihte goldene Rose erhielt. Sein Grabstein ist heute
’) Die Waidverarbeitung wurde im Herbst oder Winter vorgenommen. 600 Schock Waidbälle wurden immer aus einmal im Wasser erweicht. Dann wurden sie mit besonderen Waidhämmern zerschlagen, auf den Waidböden auf Hausen geschüttet und stark mit Wasser angefeuchtet- Bei der entstehenden Gärung erhitzte sich der Waid stark und fing an zu dampfen. Nun wurde er auseinander gerissen, umgewendet, mit besonderen Hölzern zerrieben, wiederum auf Haufen gebracht und angefeuchtet. Dies wurde noch mehrmals wiederholt; hierauf ließ man ihn 5 Wochen ruhen. Dann wurde der Vorgang noch zweimal wiederholt. Im Winter mußte aufgepaßt werden, daß der Haufen nicht kalt wurde, sonst war der Waid verdorben. Zuletzt mußte der Waid allmählich trocknen, wobei er stark an Gewicht verlor. Ganz trocken, wurde er dann gesiebt. Ein^ etwaiger Rückstand wurde zerkleinert und abermals gesiebt Im Mai oder Juni endlich war er verkaufsfertig und wurde nun, stark in tannene Fässer eingestampft, auf den Markt oder zum Versand gebracht.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
— 59 —
den Mörser mit einem Steine zngedeckt. Es war gegen Abend, und er wollte sich ein Licht anzünden. Als er nun Feuer schlug, fiel ein Fünflein in den nicht sorgfältig bedeckten Mörser; die Mischung entzündete sich, und mit einem gewaltigen Knall wurde der Stein an die Decke des Zimmers geschleudert. Der Mönch war darüber zuerst heftig erschrocken; als er aber der
25ertf?olb Schwarz.
Sache durch wiederholte Versuche nachforschte, fand er, daß das Gemenge von Schwefel, Salpeter und Kohle durch die Entzündung eine gewaltige Triebkraft gewinnt.
So wird die Erfindung des Schießpulvers erzählt; !fo ist sie auch auf dem Denkmal des Erfinders zu Freiburg im Breisgau dargestellt. Ob aber alles gerade so oder anders zugegangen ist, das weiß man nicht. Ja, nicht einmal über den Namen des Erfinders ist man sicher; die einen nennen ihn Berthold Schwarz, andere sagen, er habe Konstantin Angeltyen geheißen. Vielleicht haben beide Teile recht, und war Berthold der Kloster-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
78
Geschichte der Römer.
ein. Dieser war der Sohn des Siegers von Pydna, Ämilius Paullus, war aber von Publius Scipio, dem Sohn des Afrikanus, adoptiert d.h. al& Sohn angenommen worden und führte nun desfen Namen mit dem Zusätze Ämilianus. Er war ein umsichtiger und entschlossener Feldherr, dazu maßvoll und gerecht, milde und zuvorkommend im Verkehr, ein Liebhaber griechischer Bildung; beim Volke war er sehr beliebt und wurde daher vor der üblichen Zeit zum Konsul gewählt. Er schloß zunächst Karthago von der Landseite durch eine Kette von Befestigungen ab. Darauf sperrte er auch den Hafen, indem er einen Damm baute, welcher die Einfahrt abschloß. Und nun begann der Sturm auf die Stadt, in der bereits Hunger und-Krankheit herrschten. Erst wurden die Häfen erobert; darauf drangen die Römer, Schritt für Schritt erkämpfend, bis zum Marktplatz und von da in andauerndem, heftigstem Kampfe durch die brennenden Straßen bis zur Burg vor. Jetzt ergab sich der Rest der Bevölkerung, 50 000 Menschen^ die nachher in die Sklaverei abgeführt wurden. Auch der feindliche Feldherr Hasdrubal warf sich, einen Ölzweig in der Hand, Scipio zu Füßen. Nur die römischen Überläufer ergaben sich nicht; mit ihnen sand die Gattin Hasdrubals, ihren Gemahl als Feigling verfluchend, in den Flammen des' die Burg krönenden Tempels den Untergang.
Karthago brannte völlig nieder. Uber die Stätte wurde der Pflug 146- gezogen, zum Zeichen, daß sie nie wieder bewohnt werden sollte. Das Gebiet von Karthago wurde unter dem Namen Afrika zur Provinz, gemacht. Scipio erhielt wie sein Adoptivgroßvater den Namen Afrikanus.
Die spanischen Kriege.
§ 83. Während die Römer der Macht Karthagos ein Ende bereiteten und sich zu Beherrschern des Orients machten, hatten sie zugleich lange und sich immer wieder erneuernde Kriege mit den spanischen Bergvölkern zu führen, die ihre Freiheit, wie einst gegen die Karthager, so nunmehr gegen die neuen Bedränger tapfer und zähe verteidigten. Am längsten und hartnäckigsten widerstanden die Einwohner der Stadt »umantia N u m a n t i a, die am oberen Duero in wilder Gebirgsgegend auf der Höhe lag. Erst als Scipio Ämilianus gegen sie gesandt wurde, iss. erlag die Stadt nach verzweifeltem Kampfe im Jahre 133. Sie wurde zerstört und dem Erdboden gleich gemacht. Scipio aber fügte seinem Namen den Beinamen Numantimts bei.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Giebeln sehen jte gar anheimelnd und traulich aus. Wie schade, daß auch
hier die Zeit der Unrast und des Verkehrs nicht spurlos vorübergeht. Wir
grüßen noch einmal das alte, liebe Küsterhaus und gehen au dem alten
Amtsvogthaus (Daltrop) vorbei aus deu Domplatz.
Im katholischen Elisabeth-Krankenhaus werden Kranke gepflegt, in
der damit verbundeneu Kapelle der Gottesdieust abgehalten. Oben am
Hause steht in einer Nische das Standbild der heiligen Elisabeth. Am
Stahlschen Hause bewundern wir die prächtige Rokokotür. Die Blessen-
statte weist auch viele alte Häuser auf. Wenn hier auch uoch einige Läden
sind, so ist die Straße doch bedeutend stiller als die nahe Berliner Straße.
2tbb. 14. Das Gymnasium.
Niemöllers Fabrikgebäude und Mehlhandlungen finden wir hier. Etwas
weiter liegt die Gasanstalt. Hinter den Fabrikräumen seheu wir zwei
große Gaskessel. In ihnen ist das Gas aufgespeichert, vou dem abends
die Gaslaternen aus den Straßen, die Gaslampen in den Schaufenstern
und Häusern brennen und mit dem die Leute auf dem Gaskocher ihr Essen
kochen. In den Fabrikräumen wird das Gas gemacht. Wie das geschieht,
werdet ihr erfahren, wenn ihr größer seid; dann besuchen wir zusammen
die Gasanstalt.
Gegenüber ist Güth & Wolfs Bandfabrik. Laut hören wir das
Klapperu der Webstühle. An ihnen arbeiten die Weber. Was weben sie?
Wenn ihr größer seid, werden wir uus auch die Weberei besehen.
Die Feldstraße ist eine lange, schöne Straße. An ihr liegt das
Gymnasium. Es ist eine hohe Schule. Die Schüler nennt man
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
— 98 —
der Hohenzollernstraße. Zwei Männer maßen den Garten aus und steckten
in der Mitte ein großes Stück Land durch vier Pfähle ab Am andern
Tage kamen Arbeiter mit Karren und Spaten, machten innerhalb der ein-
geschlagenen Pfähle ein großes Loch und fuhren die Erde hinten in den
Garten. Man sagt, sie schachteten aus. Jetzt wurden viele Steine au-
gefahren. An jedem Tage kamen mehrere Wagen voll. Die Maurer luden
die Steine ab und schichteten sie an der Seite auf. Zuerst brachten die
Fuhrleute immer große graue Sandsteine, dann viele weiße Hartsteine
vom Hartsteinwerk. Ein Fuhrknecht fuhr Kalk und Sand an. Die Maurer
machten an der Seite eine tiefe Knle, warfen Kalksteine hinein und gössen
Wasser darauf. Da fing der Kalk an zu zischen und zu dampfen, die
Steine zerbröckelten, und es wurde eiu weißer Kalkbrei daraus. Der
Handlanger vermischte ihn mit Sand und trug den Mörtel auf den Bou.
Die Maurer gebrauchten ihn zum Bauen des Hauses. Der Steinträger
trug ihnen immer Steine zu. Damit die Mauer senkrecht wurde, banden
die Maurer einen Stein an einen Bindfaden und ließen ihn an der Mauer
herunterhängen. Nun konnten sie sehen, ob die Mauer auch senkrecht war.
Das Mittagbrot aßen die Bauarbeiter in der kleinen Bauhütte oder Bau-
bude. Sie war aus Holz gemacht und mit Teerpappe bedeckt. Darin be-
wahrten sie auch das Handwerkszeug auf. Als das Kellergeschoß fertig war,
wurden eiserne T-Träger eingemauert. Nun wuchs das Haus schnell
empor, bald waren das erste und zweite Stockwerk fertig. Da kamen die
Zimmerleute und richteten das Hans. Oben auf das Holzgerüst steckteu sie
einen buutgeschmückten Richtkranz oder Tannenbaum. Der Altgeselle
sprach den Richtspruch, und alle feierten vergnügt das Richtfest. Nuu
wurden Ziegelsteine angefahren, und die Dachdecker deckten das Haus. So
war es gegen Regen geschützt. Die Maurer verputzten im Hause die Wände,
und dann hallte es drinnen tagelang vom Hämmern und Klopfen wider.
Der Tischler setzte Treppen, Türen und Fensterrahmen ein. Der Rohrleger
legte die Rohre für die Wasser- und Gasleitung bis an das Haus, der
Klempner im Hause; er schraubte die Wasser- und Gaskräne auf und schlug
draußen Rinnen und Rohre an. Schlosser, Glaser und Anstreicher kamen.
Die Scheiben wurden eingesetzt, die Fenster, Türen, Fußböden und Decken
gestrichen, die Wände tapeziert und die Oseu gesetzt. Bald staud das gauze
Haus fix und fertig da. Welche Handwerker hatten mitgeholfeu?
Zeichnen: Spaten, Kelle, Hammer, Beil, Säge, Tür, Fenster.
Aufgabe: Was der Klempner, Tischler, Anstreicher macht!
Anschlußstoff: Trojan: Richtspruch. S. 8.
Aus dem Rechnen: Was der Bau eiues Hauses kostet!
Wie eine Zeitung entsteht.
Täglich wird die Zeituug uns ins Haus gebracht. Kommt sie aus
Berlin oder einer andern weitentfernten Stadt, dann bringt sie der Brief-
böte; die Gütersloher und Bielefelder Zeitungen aber tragen die Zeitnngs-
jungen in die Häuser. Das habt ihr schon oft gesehen. Jeden Abend liest
euer Vater in der Zeitung, und ihr habt vielleicht auch schon einmal ver-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
36. Geologische Versuche und Ausflüge.
Versuche.
1. Auf dem Schulhofe gießen wir Wasser in die Gosse. Es fließt
langsam ab. Es entsteht ein kleiner Fluß, ein fließendes Wasser. Das
Wasser fließt, es ist geschmacklos, geruchlos und farblos. Das Steinchen
auf dem Grunde der Gosse sehen wir. Das Wasser ist durchsichtig.
Dort ist der Trinkbrunnen. Das Wasser trinken wir. Trinkwasser heißt
es darum. Nun gießen wir Wasser aus das schräge Abflußbrett. Es fließt
sehr schnell herunter.
2. Ju den Sandhaufen haben wir treppenstufenartig Steine gebaut
und mit Sand beschüttet. Wir gießen Wasser darauf. Was entsteht?
3. Ein Glas füllen wir mit Sand und gießen Wasser darauf. Es
siukt rasch ein.
4. Bringe nuten in ein Glas eine Schicht Tou (Ortstein), darüber
Saud und gieße Wasser hinein. Was geschieht?
5. Bringe Saud, Ton und zuletzt wieder Sand in ein Glas und gieße
Wasser darauf. Wie verhalten sich die Schichten zu dem Wasser?
6. Wir suchen Kiesel und Sandsteinchen im Bache auf und reiben sie
aneinander. Die Sandsteincheu werden zu Sand zerrieben.
7. Eine 100 g Flasche füllen wir mit Wasser aus dem Schlangenbach,
der Dalke, verdampfen das Wasser und wiegen den trockenen Bodensatz ab.
So bestimmen wir die Menge der Schwemmstoffe in einem Liter
Bachwasser.
Ein Ausflug nach einem Gewitter.
Es hat heftig geregnet. Große Wafserniassen sind über die Straße
geflossen. Der Abzugskanal konnte das Wasser gar nicht so schnell
schlucken. Es bildete eiue breite Pfütze bis auf die Mitte der Straße.
Eiu kleiner See für die Jugend! Da schwammen die Papierschiffe, Nuß-
schalen und Holzstückchen. Als nach ein paar Stunden das Wasser ab-
geflossen war, da lagen Sand, Steinchen, Holz, Papier und alles mögliche
vor dem Abzugsloch. Das hatte das Wasser alles mitgebracht. Woher?
Wir werden es auf uuserm Spaziergang erkennen. Von der Mitte der
Straße ist das Wasser nach den Grabenseiten geflossen. Kleine Rinnen
und Furchen zeigen uns deu Weg, den es genommen. Auf dem Acker zu
unfrer Seite siud tiefere Furchen zurückgeblieben. Aus mehreren Bei-
spielen dieser Art erkennen wir: Die Furchen sind abhängig von der
10*
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
— 151 —
5. Fülle eine Flasche mit Wasser, verschließe sie und laß das Wasser
gefrieren. Was geschieht? Stelle die Flasche dann an den Ofen. Das
Eis nahm mehr Platz ein als das Wasser, darum sprang die Flasche
oder der Kork wurde herausgeschleudert.
6. Wir betrachten die Sandsteine der Apostel- und der Auferstehungs-
kirche auf Risse und Sprünge. Desgleichen alte und neue Grabsteine, alte
und neue Ziegelsteine auf den Dächern, altes und neues Gemäuer.
Der Wassertropfen und seine Bundesgenossen, die Vernichter der Gebirge.
Wie in der ganzen Natur das große Sterben beginnt, wenn die
Herbststürme durch das Laud brausen, wenn die falben Blätter durch die
Lüfte wirbeln, um dann irgendwo aus die uafse Erde zu fallen und unter
den Fußtritten wieder zu Erde zu werden, so naht auch dem festen Erd-
gerüst, den harten Steinen, unabänderlich die Stunde, die sie zerfallen läßt
in Staub und Erde. Auch sie alle, der Kalkstein auf der Straße wie auch
der felsenharte Granit, sind dem Untergange geweiht. Nichts kann sie
retten. Ihr Vernichter und Verderber ist der kleine, unscheinbare Wasser-
tropfen, der jetzt augenblicklich an unser Fenster klatscht. Steter Tropfen
höhlt deu Stein, sagt schon das Sprichwort. Er steht aber nicht allein im
grimmen Bernichtungskampf, sondern starke Bundesgenossen und Kampf-
geführten kämpfen an seiner Seite. Es sind Sonnenschein, Sturm und
Kälte. Was sie zusammen und ihre geheimen, aber noch gefährlicheren
Helfer, die Säuren, anrichten, das sehen wir an alten Denkmälern, Bau-
werken und Grabsteinen, an Felswänden, an den Steinen auf den Äckern
und an den Wegrändern. Mancher Stein zerbricht dann oft unter dem
Druck der Hand und zerfällt in Grus und Staub. Wie stark diese Ver-
nichter alles Irdischen sind, das werden wir auf uuferm uächsten Ausflug
erkennen.
In der Lehmgrube.
Heute geht's nach Sundern, zur Struckscheu Ziegelei. In unsrer
Ebene haben wir nur dort einige Erhebungen. Die Landstraße steigt all-
mählich. Die Felder zu beiden Seiten sind hügelig. Der Boden ist
schwerer als sonst ringsumher. Der Sand ist mit Lehm gemischt. Da
reckt sich schon der gewaltige Schornstein der Ziegelei in die Höhe. Rechts
und links von der Straße sind tiefe Gruben. Auf den Feldbahnen lausen
viele Kippkarren. In ihnen wird der Lehm zur Ziegelei befördert. Wir
steigen hinab zur Anstichstelle. Der Hügel ist mit Moos, Binsen, Heide-
kraut, Glockenheide, mit Birkengestrüpp und einigen Birkenstämmen be-
wachsen. Eine Humusschicht von 20 bis 30 cm ist vorhanden, darunter
liegt eine Schicht feinen, gelben Sandes von ungefähr 50 cm. Unter dem
Sande liegt gelber und grauer Lehm in einer Mächtigkeit von 1,40 m.
ihm finden sich kleine Feuersteine, Granit und Gueisgerölle. Dann
folgen blaue Tone von 0,60—0,90 m. Danach treffen wir auf viele große
Steine, und graben wir tiefer, so kommen wir auf Sand. Er ist 5 m
mächtig. Unter ihm liegt eine Schicht gelber, grauer und blauer Tone
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
66 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz.
Braunkohlengruben, bedeutender Ackerbau. Fabriken: Zucker, Malz,
Maschinen. Bierbrauerei, Ziegelei.
Alter Spruch von den elf wohlhabendsten Bördedörfern:
Schlemmern, Bure, Barendorp,
Zens, Mülinge, Eickendorp,
Brumby und Glöte,
Jllnitz und Ferstede,
Atzendorp is ok dabi,
Solln det nich elf Dörper si?
Besichtigung des Moltkeschachtes und der Saline
in Schönebeck a. E.
An einem schönen Herbsttage schritt ich dem Moltkeschachte in Schönebeck a. E.
zu. Schon von ferne sah ich den großen Fabrikschornstein und schuppen- und
turmartige Gebäude. Bei meiner Ankunft wandte ich mich sogleich an den Ober-
beamlen, den Steiger. Er bewillkommnete mich, sah den Erlaubnisschein des Kgl.
Salzamtes an und hieß mich Bergmannskleidung (Kittel und dicke Filzmütze) an-
legen. Dann führte er mich in das turinartige Gebäude, den Förderturm. Hier
sah ich die gewaltigen Maschinen, Pumpen und Schwungräder, die den ganzen
Betrieb regeln. Überall begrüßten uns die Bergleute mit „Glück auf". Im Ober-
geschoß des Förderturms angekommen, stiegen wir in den Fahrstuhl. Das ist ein
großer eiserner Kasten, in dem vier Personen stehen können. „Der Fahrstuhl",
sagte der Steiger, „hängt an einem starken Drahtseile und gleitet in der einen
Halste des Schachtes zwischen vier Eisensäulen hinab. Nebenan in der andern
Hälfte des Schachtes bewegen sich die Pumpwerke, die das Grubenwasser und die
Sole fortleiten." Die Förderleute gaben uns zwei Öllampen. „Glück auf! —
Glück auf!" schallte es von beiden Seiten; dann bewegte sich der Fahrstuhl in die
Tiefe. An den Schachtwänden rauschte das Wasser hinab. Nebenan arbeitete das
Pumpwerk. Das Gehör schien mir zu schwinden. Es mochten aber kaum zwei
Minuten vergangen sein, da waren wir unten im Bergwerke, 415 in tief unter
der Erde. Hier war es stockfinster; nur unsere Grubenlampen leuchteten spärlich.
Es war hier auffallend warm. „Dieser senkrechte Schacht", erzählte mein Führer,
„war der Anfang des Bergwerks. Durch Sprengungen haben ihn die Bergleute
hergestellt. Er hat viele Mühe verursacht. Weil das Wasser von allen Seiten
eindrang, mußte er teils mit Eisenplatten ausgesetzt, teils ausgemauert werden.
Als man endlich unten auf dem Grunde, „der Sohle", angekommen war, begann
man wagrechte Gänge, „die Strecken", zu sprengen, durch die wir jetzt gehen. Sie
führen nur durch Steinsalz, das hier eine 85 m hohe Schicht bildet. Jede Strecke
ist 2,50 m hoch, 5 m breit und mehrere Kilometer lang. Alle Strecken sind nach
einem sorgfältigen Plane angelegt, damit kein Zusammensturz erfolgen kann. Das
Bergwerk hat mehrere Geschosse, die durch 7 m starke Decken voneinander getrenut
sind. Jede Strecke führt zu einem großen, kuppelförmigen Räume, einer „Glocke".
Die Strecken und Glocken liegen genau übereinander." — Als ich mich wunderte,
daß keine Bergleute zu sehen seien, erwiderte der freundliche Steiger: „Während
früher hier unten mehrere hundert Bergleute arbeiteten, sprengten, hackten und das
Salz fortfuhren, sind setzt kaum 50 beschäftigt; denn die meiste Arbeit muß das
Wasser tun. Sehen Sie, hier führt ein Schlauch dem Spritzrohre Wasser zu.
Dieses wird mit großer Kraft gegen das Salz gespritzt und löst es auf; so ent-
stehen die Strecken und die Glocken. Die Arbeiter haben nur aufzupassen, daß
das Wasser ordentlich läuft und daß das Rohr verlängert oder verkürzt wird-
Soll eine Glocke entstehen, so spritzt man zuerst 9 m hoch ein Loch in die Salz-
decke, dann beginnt man, das Loch zu erweitern, indem man selbsttätig drehbare
Röhrenarme an das senkrechte Rohr anschraubt. Die ganze Vorrichtung ähnelt
einem Rasensprenger. Eine Glocke ist 9 m hoch und 23 m breit. Vier Glocken stoßen
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
76 4. Der Harz.
sorgfältige Pflege (Düngung) begünstigen einen üppigen Graswuchs; und
dieser wies die Harzer aus die Viehz u ch t und die M i l ch Wirts ch a ft
hin (Harzkäse). Die Rindvieh- und Schweinezucht sind bedeutend.
Aber auch der F a b r i k b e t r i e b nimmt unter den Erwerbszweigen
einen breiten Raum ein, und das Wasser gibt dazu häufig eine billige
Betriebskrast. Tuch-, Watten-, Leinen- und Wollwaren-, Papier-,
Schokolade-, Holzwaren-, Zündholz-, Maschinen- und Eisenwarenfabriken
sind allenthalben vertreten.
Unter den Nebenbeschäftigungen der Harzbewohiier stehen die
Kanarienvogelzucht und die weibliche Handarbeit oben an.
Andreasberg ist der Hauptort der Vogelzucht. Der Preis eines Hähnchens
stellt sich beim Mafsenverkans im Durchschnitt auf 6—8 M., im Einzel-
verkauf auf 16—L0 M. Gute Schläger kosten aber auch oft 100 M.
Die Harzer Kanarienvögel werden in der ganzen Welt begehrt. Während
die Vogelzucht und die „Vugelheisle"-Schnitzerei die Arbeit des Mannes
ist, stricken, häkeln und klöppeln die Frauen und Mädchen,
Im Sommer ist der Harz ein beliebter Aufenthaltsort der Bewohner
des Flachlandes. Von ihnen fließt den Harzern durch Zimmerverinieten,
Beköstigung und mancherlei andere Dienste eine hübsche Summe zu.
So sehen wir im Harze, namentlich im Oberharze, alle Personen
des Hausstandes aufs angestrengteste arbeiten und sich alle Mittel dienstbar
inachen zur Erhaltuug und zum Wohlstande der Familie. Es gilt, im
Sommer für den unwirtlichen Winter zu sorgen, der fast alle Außenarbeit
ruhen heißt.
Welche Eisenbahnlinien und Heerstraßen sind für das Gebiet von
Bedeutung?
Der Köhler.
Jin Frühjahr nimmt der Köhlermeister von Hans und Hof häufig bis zum
Herbste Abschied. Er zieht in den düsteren Tannenwald. Einige jnnge £eute, die
Handbuben, und einige kräftige Männer, die Schlittner, begleiten ihn. Sogleich
nach ihrer Ankunft errichten sie eine einfache, aber geräumige Hütte, die Köte, Sie
graben zu dein Zwecke einige junge Tannenbäume in die Erde, binden sie mit den
Spitzen zusammen und bedecken sie mit Banmrinde Der Eingang ist zugleich
Tür, Fenster und Schornstein. In der Mitte der Köle hängt an einer Kette der
Kessel, in dem die kärgliche Mahlzeit bereitet nurd. An den Seilenwänden hängen
kleine Beutelchen mit Sal}, Zwiebeln und Mehl, Auf der Erde steden ein vaar
Kisten, in denen Kartoffeln, Brot und Wurst aufbewahrt weiden. Den gröftten
Raum nehmen aber die breiten Moosbänke ein, die als Schlafstäiten diene». Die
Wohnung ist jetzt sertig, Für die Nahrung sorgen Weib und Kind im Tale
Nun gebt es an die eigentliche Arbeit. Die Schlittner ziehen auf Schlitten
über Gras und Moos Knüppel und Scheitholz herbei. Der Meister richtet einen
langen, starken Pfahl auf und schichtet um ihn das Holz auf. Alle Scheite stehen
senkrecht um den Pfahl hernm, doch so, daß um ibn ein kleiner^Ranm freibleibt.
Als Feuerloch wird auf der Erde bis zur mittleren Möhre, die den Schornstein bildet,
ein schmaler Gang freigelassen, Wohl an '20—40 Ran mm et er Holz werden auf-
geschichtet zu einer großen Halbkugel, Der ganze Holzstoß wird zuletzt mit Nasen
und Erde bedeckt. Nun führt mau Feuer durch den wagerechten Gang bis zum
Schornsteine und schüttet von oben darauf Brennstoffe. Ist das Feuer tüchtig
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
48
3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz,
schmiere bereitet. Wird der Braunkohlenteer gereinigt, so liefert er das
feste, glashelle Paraffin, aus welchem die billigen Kerzen hergestellt werden.
Auch noch andere Schätze liefert uns das unter der Bodendecke an-
stehende Gestein. Die Arbeiter der im südöstlichen Teile der Börde
liegenden Kalkbrennereien und Zementfabriken erzählen uns, daß hier
Muschelkalk gebrochen wird. Der bei Westeregeln an der Bode zu-
tage tretende Gips hat zur Errichtung von Gipshütten Veranlassung
gegeben. Die Straßen Magdeburgs und besonders der Orte in der nörd-
lichen Börde sind mit Grauwacte, die in Olvenstedt und Nenhaldens-
leben gebrochen wird, und mit Porphyr gepflastert. Aus Grauwacke
und Porphyr, von den Leuten Bruchsteine genannt, stellt man den Unterbau
der Häuser und die Mauern her, welche die Gehöfte und Gärten um-
grenzen. Zahlreiche Ziegeleien brennen aus Ton Backsteine, die in großen
Mengen zum Häuserbau, und Ziegeln, die zum Decken der Dächer ver
wendet werden. Welche wertvollen Schätze liefert demnach das Erdinnere
dem Bördebewohner?
c) Industrie der Magdeburger Börde.
Die Industrie beschäftigt sich damit, die gewonnenen Rohstoffe in
Kunst Produkte umzuwandeln. Sie benutzt die Erzeugnisse der
Landwirtschast, besonders die Zuckerrüben und die Zichorien,
und der unterirdischen Schätze. In den Zuckerfabriken gewinnt man
aus den Zuckerrüben den Zucker und Syrup; die Rübenschnitzel
werden als Viehsutter benutzt. In der Provinz Sachsen arbeiten ungefähr
120 Zuckerfabriken; davon gehören V5 der Börde an.
Aus dem Rübenschuppen bringt man die Zuckerrüben in die Rüben-
Wäsche, wo sie durch besondere Vorrichtungen vom Schmutz gereinigt
werden. Von hier spazieren sie in die Schnitzelmaschine, aus welcher
sie zerschnitten als lange, dünne Streifen, Schnitzel genannt, heraus-
kommen. Um aus den Rübenfchnitzeln den süßen Saft zu gewinnen,
bringt man sie in große eiserne Zylinder. Nachdem der Saft durch
besondere Vorrichtungen gereinigt worden ist, fließt er in die Ver-
dampsapparate, in denen er sich zu einem dicken Safte verdichtet.
Schließlich bildet sich eine grobkörnige Masse, die durch wiederholtes
Einkochen und Schleudern sich zu dem sogenannten Rohzucker gestaltet.
Nachdem dieser in den Raffinerien noch gereinigt worden ist, wird
er dann als Brotzucker, Würfelzucker und Raffinade an die Kaufleute
verkauft. Obgleich die großen Zuckerrübenfelder der Börde dem Natur-
freunde eintönig erscheinen, so versüßen sie doch dem Menschen, ganz
besonders den Kindern, das Leben.
Wir haben gesehen, wie Landwirtschaft und Industrie in
inniger Beziehung stehen; denn wo Zuckerrüben gebaut
wurden, entstanden bald Zuckerfabriken, wo Zichorien angebaut
wurden, legte man Zichorien darren an, in der sie geschnitten und