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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 58

1911 - Erfurt : Keyser
— 58,- Weuigstens das Vordergebäude erhielt in seinem Erdgeschoß einen sichern, festen Steinbau. Vielfach wurden auch die Außenmauern ganz in Ltein ausgeführt, fodaß der Bau zu einer festen Herrenburg wurde. Die Dächer wurden hoch und spitz angelegt, um Regen und Schnee gut ablaufen zu lassen. Im Innern erhielt das Haus einen großen Flur, der sich über die ganze Tiefe er-streckte und in den oberen Geschossen meist wiederkehrte. Auf der einen Leite des Erdgeschosses legte man kleine Stuben (Kontore) an, während auf der andern ein Gewölbe (Schatzkammer) eingemauert wurde. Zu den Obergeschossen führten breite, große Stufen empor. Die Böden waren groß und geräumig, passend für den Zweck, dem sie dienen sollten (Waidverarbeitnng),*) weshalb ihnen auch durch Luken möglichst viel Luft zugeführt wurde. Von den Großanlagen dieser Art ist die älteste das Haus Johannesstr. 164, das Lilienfaß. Freilich ist uns nicht das Ganze erhalten, wie es ehemals war, sondern nur ein Teil des Erdgeschosses im Vorderhaus (Stützsäulen und Tragbalken), sowie das Hinterhaus, das aber auch Veränderungen erfahren hat. Letzteres stammt, wie eine Inschrift bezeugt, aus dem Jahre 1445. Mit diesem Zeitpunkt beginnt für Erfurt die Gotik im bürgerlichen Hausbau. Sie erstreckt sich im ganzen über 90 Jahre. Ungefähr ein Viertelhundert gotischer Häuser, die wir zumeist an ibren spitzbogigeu Türen und Toren erkennen können, und viele gotische Einzelformen an einer Reihe alter Bauten, lassen heute noch erkennen, daß unser Erfurt beim Beginn der Neuzeit sich auch im äußeren Glanze mit andern Großstädten des Reiches messen konnte. Zeichen höchster Blüte: Beim Beginn des 15. Jahrhunderts stand Erfurt in höchster Blüte. Die Stadt wurde vom Kaiser Sigismund als zum Reich gehörig betrachtet und immer wieder zu den Reichstagen eingeladen. Schon zur Kirchenversammlung in Konstanz, zu der alle christlichen Nationen Europas eingeladen waren, hatte Erfurt zwei seiner besten Professoren der Theologie, Angelus Dobelin und Johannes Zachariä, entsandt. Letzterer zeichnete sich in seiner Unterredung mit Hns so aus, daß er vom Papst eine geweihte goldene Rose erhielt. Sein Grabstein ist heute ’) Die Waidverarbeitung wurde im Herbst oder Winter vorgenommen. 600 Schock Waidbälle wurden immer aus einmal im Wasser erweicht. Dann wurden sie mit besonderen Waidhämmern zerschlagen, auf den Waidböden auf Hausen geschüttet und stark mit Wasser angefeuchtet- Bei der entstehenden Gärung erhitzte sich der Waid stark und fing an zu dampfen. Nun wurde er auseinander gerissen, umgewendet, mit besonderen Hölzern zerrieben, wiederum auf Haufen gebracht und angefeuchtet. Dies wurde noch mehrmals wiederholt; hierauf ließ man ihn 5 Wochen ruhen. Dann wurde der Vorgang noch zweimal wiederholt. Im Winter mußte aufgepaßt werden, daß der Haufen nicht kalt wurde, sonst war der Waid verdorben. Zuletzt mußte der Waid allmählich trocknen, wobei er stark an Gewicht verlor. Ganz trocken, wurde er dann gesiebt. Ein^ etwaiger Rückstand wurde zerkleinert und abermals gesiebt Im Mai oder Juni endlich war er verkaufsfertig und wurde nun, stark in tannene Fässer eingestampft, auf den Markt oder zum Versand gebracht.

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 59

1902 - Karlsruhe : Lang
— 59 — den Mörser mit einem Steine zngedeckt. Es war gegen Abend, und er wollte sich ein Licht anzünden. Als er nun Feuer schlug, fiel ein Fünflein in den nicht sorgfältig bedeckten Mörser; die Mischung entzündete sich, und mit einem gewaltigen Knall wurde der Stein an die Decke des Zimmers geschleudert. Der Mönch war darüber zuerst heftig erschrocken; als er aber der 25ertf?olb Schwarz. Sache durch wiederholte Versuche nachforschte, fand er, daß das Gemenge von Schwefel, Salpeter und Kohle durch die Entzündung eine gewaltige Triebkraft gewinnt. So wird die Erfindung des Schießpulvers erzählt; !fo ist sie auch auf dem Denkmal des Erfinders zu Freiburg im Breisgau dargestellt. Ob aber alles gerade so oder anders zugegangen ist, das weiß man nicht. Ja, nicht einmal über den Namen des Erfinders ist man sicher; die einen nennen ihn Berthold Schwarz, andere sagen, er habe Konstantin Angeltyen geheißen. Vielleicht haben beide Teile recht, und war Berthold der Kloster-

3. Geschichte des Altertums - S. 78

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
78 Geschichte der Römer. ein. Dieser war der Sohn des Siegers von Pydna, Ämilius Paullus, war aber von Publius Scipio, dem Sohn des Afrikanus, adoptiert d.h. al& Sohn angenommen worden und führte nun desfen Namen mit dem Zusätze Ämilianus. Er war ein umsichtiger und entschlossener Feldherr, dazu maßvoll und gerecht, milde und zuvorkommend im Verkehr, ein Liebhaber griechischer Bildung; beim Volke war er sehr beliebt und wurde daher vor der üblichen Zeit zum Konsul gewählt. Er schloß zunächst Karthago von der Landseite durch eine Kette von Befestigungen ab. Darauf sperrte er auch den Hafen, indem er einen Damm baute, welcher die Einfahrt abschloß. Und nun begann der Sturm auf die Stadt, in der bereits Hunger und-Krankheit herrschten. Erst wurden die Häfen erobert; darauf drangen die Römer, Schritt für Schritt erkämpfend, bis zum Marktplatz und von da in andauerndem, heftigstem Kampfe durch die brennenden Straßen bis zur Burg vor. Jetzt ergab sich der Rest der Bevölkerung, 50 000 Menschen^ die nachher in die Sklaverei abgeführt wurden. Auch der feindliche Feldherr Hasdrubal warf sich, einen Ölzweig in der Hand, Scipio zu Füßen. Nur die römischen Überläufer ergaben sich nicht; mit ihnen sand die Gattin Hasdrubals, ihren Gemahl als Feigling verfluchend, in den Flammen des' die Burg krönenden Tempels den Untergang. Karthago brannte völlig nieder. Uber die Stätte wurde der Pflug 146- gezogen, zum Zeichen, daß sie nie wieder bewohnt werden sollte. Das Gebiet von Karthago wurde unter dem Namen Afrika zur Provinz, gemacht. Scipio erhielt wie sein Adoptivgroßvater den Namen Afrikanus. Die spanischen Kriege. § 83. Während die Römer der Macht Karthagos ein Ende bereiteten und sich zu Beherrschern des Orients machten, hatten sie zugleich lange und sich immer wieder erneuernde Kriege mit den spanischen Bergvölkern zu führen, die ihre Freiheit, wie einst gegen die Karthager, so nunmehr gegen die neuen Bedränger tapfer und zähe verteidigten. Am längsten und hartnäckigsten widerstanden die Einwohner der Stadt »umantia N u m a n t i a, die am oberen Duero in wilder Gebirgsgegend auf der Höhe lag. Erst als Scipio Ämilianus gegen sie gesandt wurde, iss. erlag die Stadt nach verzweifeltem Kampfe im Jahre 133. Sie wurde zerstört und dem Erdboden gleich gemacht. Scipio aber fügte seinem Namen den Beinamen Numantimts bei.

4. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 32

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Giebeln sehen jte gar anheimelnd und traulich aus. Wie schade, daß auch hier die Zeit der Unrast und des Verkehrs nicht spurlos vorübergeht. Wir grüßen noch einmal das alte, liebe Küsterhaus und gehen au dem alten Amtsvogthaus (Daltrop) vorbei aus deu Domplatz. Im katholischen Elisabeth-Krankenhaus werden Kranke gepflegt, in der damit verbundeneu Kapelle der Gottesdieust abgehalten. Oben am Hause steht in einer Nische das Standbild der heiligen Elisabeth. Am Stahlschen Hause bewundern wir die prächtige Rokokotür. Die Blessen- statte weist auch viele alte Häuser auf. Wenn hier auch uoch einige Läden sind, so ist die Straße doch bedeutend stiller als die nahe Berliner Straße. 2tbb. 14. Das Gymnasium. Niemöllers Fabrikgebäude und Mehlhandlungen finden wir hier. Etwas weiter liegt die Gasanstalt. Hinter den Fabrikräumen seheu wir zwei große Gaskessel. In ihnen ist das Gas aufgespeichert, vou dem abends die Gaslaternen aus den Straßen, die Gaslampen in den Schaufenstern und Häusern brennen und mit dem die Leute auf dem Gaskocher ihr Essen kochen. In den Fabrikräumen wird das Gas gemacht. Wie das geschieht, werdet ihr erfahren, wenn ihr größer seid; dann besuchen wir zusammen die Gasanstalt. Gegenüber ist Güth & Wolfs Bandfabrik. Laut hören wir das Klapperu der Webstühle. An ihnen arbeiten die Weber. Was weben sie? Wenn ihr größer seid, werden wir uus auch die Weberei besehen. Die Feldstraße ist eine lange, schöne Straße. An ihr liegt das Gymnasium. Es ist eine hohe Schule. Die Schüler nennt man

5. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 98

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 98 — der Hohenzollernstraße. Zwei Männer maßen den Garten aus und steckten in der Mitte ein großes Stück Land durch vier Pfähle ab Am andern Tage kamen Arbeiter mit Karren und Spaten, machten innerhalb der ein- geschlagenen Pfähle ein großes Loch und fuhren die Erde hinten in den Garten. Man sagt, sie schachteten aus. Jetzt wurden viele Steine au- gefahren. An jedem Tage kamen mehrere Wagen voll. Die Maurer luden die Steine ab und schichteten sie an der Seite auf. Zuerst brachten die Fuhrleute immer große graue Sandsteine, dann viele weiße Hartsteine vom Hartsteinwerk. Ein Fuhrknecht fuhr Kalk und Sand an. Die Maurer machten an der Seite eine tiefe Knle, warfen Kalksteine hinein und gössen Wasser darauf. Da fing der Kalk an zu zischen und zu dampfen, die Steine zerbröckelten, und es wurde eiu weißer Kalkbrei daraus. Der Handlanger vermischte ihn mit Sand und trug den Mörtel auf den Bou. Die Maurer gebrauchten ihn zum Bauen des Hauses. Der Steinträger trug ihnen immer Steine zu. Damit die Mauer senkrecht wurde, banden die Maurer einen Stein an einen Bindfaden und ließen ihn an der Mauer herunterhängen. Nun konnten sie sehen, ob die Mauer auch senkrecht war. Das Mittagbrot aßen die Bauarbeiter in der kleinen Bauhütte oder Bau- bude. Sie war aus Holz gemacht und mit Teerpappe bedeckt. Darin be- wahrten sie auch das Handwerkszeug auf. Als das Kellergeschoß fertig war, wurden eiserne T-Träger eingemauert. Nun wuchs das Haus schnell empor, bald waren das erste und zweite Stockwerk fertig. Da kamen die Zimmerleute und richteten das Hans. Oben auf das Holzgerüst steckteu sie einen buutgeschmückten Richtkranz oder Tannenbaum. Der Altgeselle sprach den Richtspruch, und alle feierten vergnügt das Richtfest. Nuu wurden Ziegelsteine angefahren, und die Dachdecker deckten das Haus. So war es gegen Regen geschützt. Die Maurer verputzten im Hause die Wände, und dann hallte es drinnen tagelang vom Hämmern und Klopfen wider. Der Tischler setzte Treppen, Türen und Fensterrahmen ein. Der Rohrleger legte die Rohre für die Wasser- und Gasleitung bis an das Haus, der Klempner im Hause; er schraubte die Wasser- und Gaskräne auf und schlug draußen Rinnen und Rohre an. Schlosser, Glaser und Anstreicher kamen. Die Scheiben wurden eingesetzt, die Fenster, Türen, Fußböden und Decken gestrichen, die Wände tapeziert und die Oseu gesetzt. Bald staud das gauze Haus fix und fertig da. Welche Handwerker hatten mitgeholfeu? Zeichnen: Spaten, Kelle, Hammer, Beil, Säge, Tür, Fenster. Aufgabe: Was der Klempner, Tischler, Anstreicher macht! Anschlußstoff: Trojan: Richtspruch. S. 8. Aus dem Rechnen: Was der Bau eiues Hauses kostet! Wie eine Zeitung entsteht. Täglich wird die Zeituug uns ins Haus gebracht. Kommt sie aus Berlin oder einer andern weitentfernten Stadt, dann bringt sie der Brief- böte; die Gütersloher und Bielefelder Zeitungen aber tragen die Zeitnngs- jungen in die Häuser. Das habt ihr schon oft gesehen. Jeden Abend liest euer Vater in der Zeitung, und ihr habt vielleicht auch schon einmal ver-

6. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 147

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
36. Geologische Versuche und Ausflüge. Versuche. 1. Auf dem Schulhofe gießen wir Wasser in die Gosse. Es fließt langsam ab. Es entsteht ein kleiner Fluß, ein fließendes Wasser. Das Wasser fließt, es ist geschmacklos, geruchlos und farblos. Das Steinchen auf dem Grunde der Gosse sehen wir. Das Wasser ist durchsichtig. Dort ist der Trinkbrunnen. Das Wasser trinken wir. Trinkwasser heißt es darum. Nun gießen wir Wasser aus das schräge Abflußbrett. Es fließt sehr schnell herunter. 2. Ju den Sandhaufen haben wir treppenstufenartig Steine gebaut und mit Sand beschüttet. Wir gießen Wasser darauf. Was entsteht? 3. Ein Glas füllen wir mit Sand und gießen Wasser darauf. Es siukt rasch ein. 4. Bringe nuten in ein Glas eine Schicht Tou (Ortstein), darüber Saud und gieße Wasser hinein. Was geschieht? 5. Bringe Saud, Ton und zuletzt wieder Sand in ein Glas und gieße Wasser darauf. Wie verhalten sich die Schichten zu dem Wasser? 6. Wir suchen Kiesel und Sandsteinchen im Bache auf und reiben sie aneinander. Die Sandsteincheu werden zu Sand zerrieben. 7. Eine 100 g Flasche füllen wir mit Wasser aus dem Schlangenbach, der Dalke, verdampfen das Wasser und wiegen den trockenen Bodensatz ab. So bestimmen wir die Menge der Schwemmstoffe in einem Liter Bachwasser. Ein Ausflug nach einem Gewitter. Es hat heftig geregnet. Große Wafserniassen sind über die Straße geflossen. Der Abzugskanal konnte das Wasser gar nicht so schnell schlucken. Es bildete eiue breite Pfütze bis auf die Mitte der Straße. Eiu kleiner See für die Jugend! Da schwammen die Papierschiffe, Nuß- schalen und Holzstückchen. Als nach ein paar Stunden das Wasser ab- geflossen war, da lagen Sand, Steinchen, Holz, Papier und alles mögliche vor dem Abzugsloch. Das hatte das Wasser alles mitgebracht. Woher? Wir werden es auf uuserm Spaziergang erkennen. Von der Mitte der Straße ist das Wasser nach den Grabenseiten geflossen. Kleine Rinnen und Furchen zeigen uns deu Weg, den es genommen. Auf dem Acker zu unfrer Seite siud tiefere Furchen zurückgeblieben. Aus mehreren Bei- spielen dieser Art erkennen wir: Die Furchen sind abhängig von der 10*

7. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 151

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 151 — 5. Fülle eine Flasche mit Wasser, verschließe sie und laß das Wasser gefrieren. Was geschieht? Stelle die Flasche dann an den Ofen. Das Eis nahm mehr Platz ein als das Wasser, darum sprang die Flasche oder der Kork wurde herausgeschleudert. 6. Wir betrachten die Sandsteine der Apostel- und der Auferstehungs- kirche auf Risse und Sprünge. Desgleichen alte und neue Grabsteine, alte und neue Ziegelsteine auf den Dächern, altes und neues Gemäuer. Der Wassertropfen und seine Bundesgenossen, die Vernichter der Gebirge. Wie in der ganzen Natur das große Sterben beginnt, wenn die Herbststürme durch das Laud brausen, wenn die falben Blätter durch die Lüfte wirbeln, um dann irgendwo aus die uafse Erde zu fallen und unter den Fußtritten wieder zu Erde zu werden, so naht auch dem festen Erd- gerüst, den harten Steinen, unabänderlich die Stunde, die sie zerfallen läßt in Staub und Erde. Auch sie alle, der Kalkstein auf der Straße wie auch der felsenharte Granit, sind dem Untergange geweiht. Nichts kann sie retten. Ihr Vernichter und Verderber ist der kleine, unscheinbare Wasser- tropfen, der jetzt augenblicklich an unser Fenster klatscht. Steter Tropfen höhlt deu Stein, sagt schon das Sprichwort. Er steht aber nicht allein im grimmen Bernichtungskampf, sondern starke Bundesgenossen und Kampf- geführten kämpfen an seiner Seite. Es sind Sonnenschein, Sturm und Kälte. Was sie zusammen und ihre geheimen, aber noch gefährlicheren Helfer, die Säuren, anrichten, das sehen wir an alten Denkmälern, Bau- werken und Grabsteinen, an Felswänden, an den Steinen auf den Äckern und an den Wegrändern. Mancher Stein zerbricht dann oft unter dem Druck der Hand und zerfällt in Grus und Staub. Wie stark diese Ver- nichter alles Irdischen sind, das werden wir auf uuferm uächsten Ausflug erkennen. In der Lehmgrube. Heute geht's nach Sundern, zur Struckscheu Ziegelei. In unsrer Ebene haben wir nur dort einige Erhebungen. Die Landstraße steigt all- mählich. Die Felder zu beiden Seiten sind hügelig. Der Boden ist schwerer als sonst ringsumher. Der Sand ist mit Lehm gemischt. Da reckt sich schon der gewaltige Schornstein der Ziegelei in die Höhe. Rechts und links von der Straße sind tiefe Gruben. Auf den Feldbahnen lausen viele Kippkarren. In ihnen wird der Lehm zur Ziegelei befördert. Wir steigen hinab zur Anstichstelle. Der Hügel ist mit Moos, Binsen, Heide- kraut, Glockenheide, mit Birkengestrüpp und einigen Birkenstämmen be- wachsen. Eine Humusschicht von 20 bis 30 cm ist vorhanden, darunter liegt eine Schicht feinen, gelben Sandes von ungefähr 50 cm. Unter dem Sande liegt gelber und grauer Lehm in einer Mächtigkeit von 1,40 m. ihm finden sich kleine Feuersteine, Granit und Gueisgerölle. Dann folgen blaue Tone von 0,60—0,90 m. Danach treffen wir auf viele große Steine, und graben wir tiefer, so kommen wir auf Sand. Er ist 5 m mächtig. Unter ihm liegt eine Schicht gelber, grauer und blauer Tone

8. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 56

1911 - Magdeburg : Creutz
66 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz. Braunkohlengruben, bedeutender Ackerbau. Fabriken: Zucker, Malz, Maschinen. Bierbrauerei, Ziegelei. Alter Spruch von den elf wohlhabendsten Bördedörfern: Schlemmern, Bure, Barendorp, Zens, Mülinge, Eickendorp, Brumby und Glöte, Jllnitz und Ferstede, Atzendorp is ok dabi, Solln det nich elf Dörper si? Besichtigung des Moltkeschachtes und der Saline in Schönebeck a. E. An einem schönen Herbsttage schritt ich dem Moltkeschachte in Schönebeck a. E. zu. Schon von ferne sah ich den großen Fabrikschornstein und schuppen- und turmartige Gebäude. Bei meiner Ankunft wandte ich mich sogleich an den Ober- beamlen, den Steiger. Er bewillkommnete mich, sah den Erlaubnisschein des Kgl. Salzamtes an und hieß mich Bergmannskleidung (Kittel und dicke Filzmütze) an- legen. Dann führte er mich in das turinartige Gebäude, den Förderturm. Hier sah ich die gewaltigen Maschinen, Pumpen und Schwungräder, die den ganzen Betrieb regeln. Überall begrüßten uns die Bergleute mit „Glück auf". Im Ober- geschoß des Förderturms angekommen, stiegen wir in den Fahrstuhl. Das ist ein großer eiserner Kasten, in dem vier Personen stehen können. „Der Fahrstuhl", sagte der Steiger, „hängt an einem starken Drahtseile und gleitet in der einen Halste des Schachtes zwischen vier Eisensäulen hinab. Nebenan in der andern Hälfte des Schachtes bewegen sich die Pumpwerke, die das Grubenwasser und die Sole fortleiten." Die Förderleute gaben uns zwei Öllampen. „Glück auf! — Glück auf!" schallte es von beiden Seiten; dann bewegte sich der Fahrstuhl in die Tiefe. An den Schachtwänden rauschte das Wasser hinab. Nebenan arbeitete das Pumpwerk. Das Gehör schien mir zu schwinden. Es mochten aber kaum zwei Minuten vergangen sein, da waren wir unten im Bergwerke, 415 in tief unter der Erde. Hier war es stockfinster; nur unsere Grubenlampen leuchteten spärlich. Es war hier auffallend warm. „Dieser senkrechte Schacht", erzählte mein Führer, „war der Anfang des Bergwerks. Durch Sprengungen haben ihn die Bergleute hergestellt. Er hat viele Mühe verursacht. Weil das Wasser von allen Seiten eindrang, mußte er teils mit Eisenplatten ausgesetzt, teils ausgemauert werden. Als man endlich unten auf dem Grunde, „der Sohle", angekommen war, begann man wagrechte Gänge, „die Strecken", zu sprengen, durch die wir jetzt gehen. Sie führen nur durch Steinsalz, das hier eine 85 m hohe Schicht bildet. Jede Strecke ist 2,50 m hoch, 5 m breit und mehrere Kilometer lang. Alle Strecken sind nach einem sorgfältigen Plane angelegt, damit kein Zusammensturz erfolgen kann. Das Bergwerk hat mehrere Geschosse, die durch 7 m starke Decken voneinander getrenut sind. Jede Strecke führt zu einem großen, kuppelförmigen Räume, einer „Glocke". Die Strecken und Glocken liegen genau übereinander." — Als ich mich wunderte, daß keine Bergleute zu sehen seien, erwiderte der freundliche Steiger: „Während früher hier unten mehrere hundert Bergleute arbeiteten, sprengten, hackten und das Salz fortfuhren, sind setzt kaum 50 beschäftigt; denn die meiste Arbeit muß das Wasser tun. Sehen Sie, hier führt ein Schlauch dem Spritzrohre Wasser zu. Dieses wird mit großer Kraft gegen das Salz gespritzt und löst es auf; so ent- stehen die Strecken und die Glocken. Die Arbeiter haben nur aufzupassen, daß das Wasser ordentlich läuft und daß das Rohr verlängert oder verkürzt wird- Soll eine Glocke entstehen, so spritzt man zuerst 9 m hoch ein Loch in die Salz- decke, dann beginnt man, das Loch zu erweitern, indem man selbsttätig drehbare Röhrenarme an das senkrechte Rohr anschraubt. Die ganze Vorrichtung ähnelt einem Rasensprenger. Eine Glocke ist 9 m hoch und 23 m breit. Vier Glocken stoßen

9. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 76

1911 - Magdeburg : Creutz
76 4. Der Harz. sorgfältige Pflege (Düngung) begünstigen einen üppigen Graswuchs; und dieser wies die Harzer aus die Viehz u ch t und die M i l ch Wirts ch a ft hin (Harzkäse). Die Rindvieh- und Schweinezucht sind bedeutend. Aber auch der F a b r i k b e t r i e b nimmt unter den Erwerbszweigen einen breiten Raum ein, und das Wasser gibt dazu häufig eine billige Betriebskrast. Tuch-, Watten-, Leinen- und Wollwaren-, Papier-, Schokolade-, Holzwaren-, Zündholz-, Maschinen- und Eisenwarenfabriken sind allenthalben vertreten. Unter den Nebenbeschäftigungen der Harzbewohiier stehen die Kanarienvogelzucht und die weibliche Handarbeit oben an. Andreasberg ist der Hauptort der Vogelzucht. Der Preis eines Hähnchens stellt sich beim Mafsenverkans im Durchschnitt auf 6—8 M., im Einzel- verkauf auf 16—L0 M. Gute Schläger kosten aber auch oft 100 M. Die Harzer Kanarienvögel werden in der ganzen Welt begehrt. Während die Vogelzucht und die „Vugelheisle"-Schnitzerei die Arbeit des Mannes ist, stricken, häkeln und klöppeln die Frauen und Mädchen, Im Sommer ist der Harz ein beliebter Aufenthaltsort der Bewohner des Flachlandes. Von ihnen fließt den Harzern durch Zimmerverinieten, Beköstigung und mancherlei andere Dienste eine hübsche Summe zu. So sehen wir im Harze, namentlich im Oberharze, alle Personen des Hausstandes aufs angestrengteste arbeiten und sich alle Mittel dienstbar inachen zur Erhaltuug und zum Wohlstande der Familie. Es gilt, im Sommer für den unwirtlichen Winter zu sorgen, der fast alle Außenarbeit ruhen heißt. Welche Eisenbahnlinien und Heerstraßen sind für das Gebiet von Bedeutung? Der Köhler. Jin Frühjahr nimmt der Köhlermeister von Hans und Hof häufig bis zum Herbste Abschied. Er zieht in den düsteren Tannenwald. Einige jnnge £eute, die Handbuben, und einige kräftige Männer, die Schlittner, begleiten ihn. Sogleich nach ihrer Ankunft errichten sie eine einfache, aber geräumige Hütte, die Köte, Sie graben zu dein Zwecke einige junge Tannenbäume in die Erde, binden sie mit den Spitzen zusammen und bedecken sie mit Banmrinde Der Eingang ist zugleich Tür, Fenster und Schornstein. In der Mitte der Köle hängt an einer Kette der Kessel, in dem die kärgliche Mahlzeit bereitet nurd. An den Seilenwänden hängen kleine Beutelchen mit Sal}, Zwiebeln und Mehl, Auf der Erde steden ein vaar Kisten, in denen Kartoffeln, Brot und Wurst aufbewahrt weiden. Den gröftten Raum nehmen aber die breiten Moosbänke ein, die als Schlafstäiten diene». Die Wohnung ist jetzt sertig, Für die Nahrung sorgen Weib und Kind im Tale Nun gebt es an die eigentliche Arbeit. Die Schlittner ziehen auf Schlitten über Gras und Moos Knüppel und Scheitholz herbei. Der Meister richtet einen langen, starken Pfahl auf und schichtet um ihn das Holz auf. Alle Scheite stehen senkrecht um den Pfahl hernm, doch so, daß um ibn ein kleiner^Ranm freibleibt. Als Feuerloch wird auf der Erde bis zur mittleren Möhre, die den Schornstein bildet, ein schmaler Gang freigelassen, Wohl an '20—40 Ran mm et er Holz werden auf- geschichtet zu einer großen Halbkugel, Der ganze Holzstoß wird zuletzt mit Nasen und Erde bedeckt. Nun führt mau Feuer durch den wagerechten Gang bis zum Schornsteine und schüttet von oben darauf Brennstoffe. Ist das Feuer tüchtig

10. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 48

1911 - Magdeburg : Creutz
48 3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz, schmiere bereitet. Wird der Braunkohlenteer gereinigt, so liefert er das feste, glashelle Paraffin, aus welchem die billigen Kerzen hergestellt werden. Auch noch andere Schätze liefert uns das unter der Bodendecke an- stehende Gestein. Die Arbeiter der im südöstlichen Teile der Börde liegenden Kalkbrennereien und Zementfabriken erzählen uns, daß hier Muschelkalk gebrochen wird. Der bei Westeregeln an der Bode zu- tage tretende Gips hat zur Errichtung von Gipshütten Veranlassung gegeben. Die Straßen Magdeburgs und besonders der Orte in der nörd- lichen Börde sind mit Grauwacte, die in Olvenstedt und Nenhaldens- leben gebrochen wird, und mit Porphyr gepflastert. Aus Grauwacke und Porphyr, von den Leuten Bruchsteine genannt, stellt man den Unterbau der Häuser und die Mauern her, welche die Gehöfte und Gärten um- grenzen. Zahlreiche Ziegeleien brennen aus Ton Backsteine, die in großen Mengen zum Häuserbau, und Ziegeln, die zum Decken der Dächer ver wendet werden. Welche wertvollen Schätze liefert demnach das Erdinnere dem Bördebewohner? c) Industrie der Magdeburger Börde. Die Industrie beschäftigt sich damit, die gewonnenen Rohstoffe in Kunst Produkte umzuwandeln. Sie benutzt die Erzeugnisse der Landwirtschast, besonders die Zuckerrüben und die Zichorien, und der unterirdischen Schätze. In den Zuckerfabriken gewinnt man aus den Zuckerrüben den Zucker und Syrup; die Rübenschnitzel werden als Viehsutter benutzt. In der Provinz Sachsen arbeiten ungefähr 120 Zuckerfabriken; davon gehören V5 der Börde an. Aus dem Rübenschuppen bringt man die Zuckerrüben in die Rüben- Wäsche, wo sie durch besondere Vorrichtungen vom Schmutz gereinigt werden. Von hier spazieren sie in die Schnitzelmaschine, aus welcher sie zerschnitten als lange, dünne Streifen, Schnitzel genannt, heraus- kommen. Um aus den Rübenfchnitzeln den süßen Saft zu gewinnen, bringt man sie in große eiserne Zylinder. Nachdem der Saft durch besondere Vorrichtungen gereinigt worden ist, fließt er in die Ver- dampsapparate, in denen er sich zu einem dicken Safte verdichtet. Schließlich bildet sich eine grobkörnige Masse, die durch wiederholtes Einkochen und Schleudern sich zu dem sogenannten Rohzucker gestaltet. Nachdem dieser in den Raffinerien noch gereinigt worden ist, wird er dann als Brotzucker, Würfelzucker und Raffinade an die Kaufleute verkauft. Obgleich die großen Zuckerrübenfelder der Börde dem Natur- freunde eintönig erscheinen, so versüßen sie doch dem Menschen, ganz besonders den Kindern, das Leben. Wir haben gesehen, wie Landwirtschaft und Industrie in inniger Beziehung stehen; denn wo Zuckerrüben gebaut wurden, entstanden bald Zuckerfabriken, wo Zichorien angebaut wurden, legte man Zichorien darren an, in der sie geschnitten und
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