375
Das Restitutionsedikt
Wallenstein abgesetzt.
Nun hatten Tilly und Wallenstein jeden Widerstand niedergeschlagen (nur
die Städte Stralsund und Magdeburg trotzten); die beiden Feldherren standen
an der Spitze von 100,000 Mann und jetzt erließ der Kaiser das Restitutions-
edikt, d. h. er befahl, daß alle Stifte und Pfründen, welche seit dem Passauer
Vertrag waren eingezogen worden, wieder herausgegeben werden sollten. Sn
kamen wieder viele verschwundene Bisthümer und Abteien zum Vorschein, ebenso
viele Anhaltspunkte für den katholischen Glauben, wo er noch nicht erloschen
war) in vielen Städten wurde wieder katholischer Gottesdienst gefeiert, wo
man ihn längst nicht mehr geduldet hatte. Die Protestanten schwiegen und lie-
ßen sich alles gefallen, nur nicht den vom Papste verbesserten Kalender, und
ihre Sache schien so unvermeidlich verloren, als am Anfänge des Krieges die
katholische.
Gegen einen Mann aber vereinigten sich katholische und protestanti-
sche Fürsten, gegen den Wallenstein; er hatte sie durch seinen Stolz belei-
digt, es erfüllte sie mit Zorn und Neid, daß ein Soldat über sie gestiegen,
und alle ärgerte es, daß durch ihn eine Kaisermacht gegründet wurde, denn
die wollte Mar von Baiern so wenig, als Georg von Sachsen. So mußte
der Kaiser Wallenstein fallen und auf einem Reichstage zu Regensburg förm-
lich absetzen lassen (1630.) Wallenstein nahm das gleichgültig auf, zog sich
auf seine großen Güter zurück und baute Dörfer, Schlösser und Klöster, und
sorgte für seine Bauern viel besser und menschenfreundlicher, als man es von
einem so finstern Soldaten erwartet hätte. Er harrte der Zeit, die ihn
rufen werde, denn er wußte, es sei noch nicht alles zu Ende und vertraute
auf seine Sterne.
Gustav Adolf landet.
Kaum war der große Feldherr abgesetzt, so kam die Nachricht, der Schwe-
denkönig Gustav Adolf sei mit 18,000 Mann in Pommern gelandet. Ein
Feindlein mehr, meinte der Kaiser und die Wiener nannten ihn spottend den
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Extrahierte Personennamen: Tilly Georg_von_Sachsen Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf
66
Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
Reformierten baute er die Konkordienkirche. Ja, er bemühte sich, den jüdischen Philosophen Varuch Spinoza als Professor an die Heidelberger Universität zu ziehen.
Herzog Ernst von Gotha, Bernhards Bruder, führte noch während des Krieges eine strenge Kirchenzucht und den Schulzwang ein: man sagte, Herzog (Emsts Bauern seien frömmer und gelehrter als anderwärts die Edelleute.
Am kraftvollsten und nachhaltigsten unter den Staatsmännern dieser Zeit herrschte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg. ,,Für Gott und das Volk!" (Pro Deo et populo) war sein Wahlspruch, den er auf eine Denkmünze prägen ließ. Er hat den brandenburgisch-preußischen Staat geschaffen, aus dem unser
□ Deutsches Reich erwachsen sollte. □
5. Der Große Kurfürst.
1. Mit zwölf Jahren geleitete Friedrich Wilhelm die Leiche seines Oheims Gustav Adolf in Wolgast aufs Schiff. Seine Erziehung wurde in Küstritt begonnen, in Holland vollendet.
Die vier Jahre, die der heranwachsende Kurprinz in Holland verlebte, waren grundlegend für Preußens und Deutschlands Zukunft. In seiner frommen Gemahlin, der Oranierin Luise, der Dichterin des Kirchenliedes: „Jesus meine Zuversicht", verehrt das deutsche Kaiserhaus seine Ahnfrau. In heißem Bemühen rang er bei den Friedensverhandlungen mit Schweden um das hafenreiche Mündungsgebiet der Oder, um seinem Lande nach holländischem Vorbild eine Seemacht schaffen zu können.
Und als trotz der Anrechte, die sein Haus auf Pommern besaß, Vorpommern mit Rügen und Stettin den Schweden zufiel, schuf er in den hinterpommerischen und preußischen Häfen eine branden-burgische Flotte und gründete Niederlassungen in Afrika.
* *(Er unterstützte Bremen, das die Schweden erobern wollten. Er rief eine Afrikanische Handelsgesellschaft ins Leben und gründete an der „Goldküste" die Niederlassungen Eroß-Friedrichsburg, Dorotheenschanze. Als in derselben Gegend unsere heutige Kolonie Togo angelegt wurde, soll Kaiser Wilhelm I. geäußert haben, jetzt erst könne er dem Standbild des Großen Kurfürsten gerade ins Ee-
□ sicht sehen. □
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Extrahierte Ortsnamen: Wolgast Holland Holland Deutschlands Pommern Stettin Afrika Schweden Togo
21. Kurfürst Max I. 1598—1651. 53
der Form nach katholisch — ihre noch jetzt bestehende Gestalt.
Aus der Vereinigung der protestantischen und reformierten Konfession, wie sie auf Anregung des preußischeu Köuigs seit 1817 vielfach Eiugaug fand, bildete sich die unierte Kirche. Außerdem entstanden noch viele Sekten, und in Nordamerika sollen allein gegen 100 derselben bestehen.
21. Kurfürst Max I. 1598—1651.
a. Thätigkeit vor dem 30 jährigen Krieg.
Maximilian, Sohn Herzogs Wikhekrn V., einer der bedeutendsten Fürsten seiner Zeit, wurde nach dem Wuusche seines Vaters einfach und streng erzogen. Auf der Universität Ingolstadt studierte er mehrere Jahre.
Nachdem Maximilian verschiedene Länder bereist hatte,
nahm er an der Regierung Anteil. 1598 trat sie |-------------------
ihm sein Vater ganz ab. Er strebte nun vor allem 1 dahin, die zerrütteten Verhältnisse im Staatshaushalte zu ordnen und die große Schuldenlast zu vermindern. Da er voraussah, daß der Friede im Reiche nicht mehr lange zu erhalten sei, so war er bestrebt, sich ein tüchtiges Heer zu schaffen. Zu dem Zwecke ließ er den 10. Mann ausheben, schuf eine Reiterei und bildete eine Landwehr. Letztere umfaßte alle waffenfähigen Bürger und wurde an den Sonn-und Feiertagen in den Waffen geübt. Verschiedene Orte, besonders aber Ingolstadt ließ er entsprechend befestigen. Uber sein Heer setzte er tüchtige Offiziere. Die wichtigsten derselben waren Tilly, Werth und Merey. Außerdem sorgte er für Verbesserung der Gesetze, gab, um dem Luxus zu steuern, eine Kleiderordnung und suchte das Schulwesen zu heben.
Max war ein Freund der Geschichte und der Kunst. Durch zwei Jesuiten ließ er Teile aus der vaterländischen Geschichte bearbeiten. Auch ein neues Schloß, heute noch einen Teil der Residenz in München bildend, hat er erbaut und die Solen leitn n g von Reichenhall nach Traunstein hergestellt.
Die ersten zwanzig Jahre der Regierung Maximilians waren nur wenig durch kriegerische Ereignisse unterbrochen.
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Extrahierte Personennamen: Max_I. Max_I. Maximilian Maximilian Herzogs_Wikhekrn_V. Maximilian Maximilian Tilly Max Maximilians
186
Dritte Periode.
ganz verändert, und die äußere Form deö Gottesdienstes, so
wie das innere Verhältniß des Kirchen, und Schulwesens,
und die ganze Kirchenverftssung (in Betreff der Anstellung
von Superintendenten, der Verwaltung des Kkrchenvermö«
gens, der Klost?rgüter u. s. w.) neuorganisirt. Auch legte
er 1529 zu Wittenberg ein besonderes Hofgericht zu«
nächst für das Herzogthum Sachsen an *).
Die Spannung zwischen den evangelischen und katho-
lischen Ständen wurde in dieser Zelt durch die Entdeckung
eines Bündnisses erhöht, welches angeblich zu Breslau
(1527) zwischen dem Könige Ferdinand von Ungarn und
Böhmen, dem Herzoge Georg von Sachsen, den Churfür-
sten von Mainz und Brandenburg, den Herzogen von Bayern
und mehrern Bischöffen gegen die evangelischen Stände ab,
geschlossen worden seyn sollte. Diese Entdeckung hatte der
von seinem Herrn, dem Herzoge Georg von Sachsen, be-
leidigte Vicecanzler O. von Pack dem Landgrafen Phi-
lipp von Hessen unter Vorzeigung einer Kopie des Trak-
tats gemacht^ und das Original selbst, für eine Summe
von 4000 Gulden, die er zur Bestechung der herzoglichen
Kanzelisten anwenden wollte, auszuliefern versprochen. Der
heftige Charakter des Landgrafen bestimmte seinen Alliirten,
den Churfürsten von Sachsen, der sich zu Weimar befand,
zu einer noch genauern Verbindung (9 März 1528) ln
Hinsicht auf die ihnen drohende Gefahr, und man würde
*) Beruh. Gtlo. Huldr. Hellfeld, Versuch einer
Geschichte der höchsten landesherrlichen Ge-
richtsbarkeil und deren Hosge richte in Sachsen.
Jena, i7ä*.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_von_Ungarn Ferdinand Georg_von_Sachsen Georg_von_Sachsen Vicecanzler_O._von_Pack Gtlo
266
Deutschland und Italien sinken.
mit 70,000 Mann abermals in Sachsen ein und schlug den Kurfürsten
bei Grimma. Das Hauptsteer drang gegen den Main vor; Mord und
Flammen bezeichneten seinen Weg; Franken, Bayern und die Pfalz
zitterten; Hof, Kulmbach, Baireutst, Wunstedel, Nürnberg, Bamberg,
Sulzbach, Amberg u. a. kauften sich um 45,000 Gulden von dem Be-
suche der Husstten los. Prokop verbrannte auf diesem Zuge 100 Städte
und Burgen, 1400 Dörfer, und füstrte seinen Raub auf 3000 Wagen
nach Böstmen. Heimgekestrt brach er bald zu einem ästnlichen Zuge
nach Mästren auf, und in der zweiten Hälfte des Jahres wurde noch
Schlesien steimgesucht. Im Jahre 1431 kam ein neuer Kreuzkrieg gegen
die entsetzlichen Husstten zu Stande, zu welchem die Juden Kopf für
Kopf einen Gulden statten steuern müssen. Das Reichssteer statte strenge
Kriegsartikel: der Feldflüchtige soll Ehre und Gut verlieren und ver-
bannt werden; wer stiehlt oder raubt, verliert die rechte Hand; Plün-
derung, Mord und Brand finden nur auf Befehl des Feldsterrn statt;
alles Gesindel wird von dem Heere entfernt; jeder ist strengen Gehor-
sam schuldig und wohnt dem täglichen Gottesdienste bei u. s. w. Bei
Tauß lagen 100,000 Deutsche; bevor jedoch Prokop nur da war, lief
der größte Tsteil davon, und als er wirklich ankam, folgten die anderen
nach; 11,000 wurden auf der Flucht erschlagen, das ganze Lager mit
150 Kanonen, die Kreuzbulle, der Kardinalsstut des Legaten u. s. w.
fielen den Husstten in die Hände. Nun verzweifelte Sigismund und
jedermann mit den Waffen gegen die Husstten etwas auszurichten und
er forderte das Koncil in Basel auf, den Frieden mit ihnen sterzustellen,
was um so eher möglich schien, als sie selbst in Parteien zerfallen
waren, welche nur zusammenstielten, wenn es dem auswärtigen Feinde
galt. Nach langen Unterhandlungen zu Basel und Prag kam die Ueber-
einkunft zu Stande den 30. November 1433. Die vier Prager Artikel
erhielten als Prager Kompaktaten folgende Fassung: 1) Das Abend-
mahl wird in Böhmen und Mähren jedem Erwachsenen, der es so ver-
langt, unter beiden Gestalten gereicht, jedoch haben die Priester dabei zu
bemerken, daß auch unter einer Gestalt allein der ganze Christus genossen
werde. 2) Die Todsünden, besonders die öffentlichen, sollen nach dem
göttlichen Gesetze und nach den Anordnungen der hl. Väter gestraft und
ausgetilgt werden, aber nur von den dazu Berechtigten und mit Beach-
tung des Gerichtsstandes. 3) Das Wort Gottes soll von den Priestern
und Leviten, die von ihren Obern dazu Approbation und Mission haben,
frei gepredigt werden, aber in Ordnung und ohne Beeinträchtigung der
Autorität des Papstes, der in allen Dingen der oberste Ordner ist.
4) Die Kirche kann Güter, Häuser u. s. w. und die Weltgeiftlichen dürfen
Eigenthum besitzen; in Betreff der Kirchengüter sind die Geistlichen jedoch
nur die Administratoren und müssen sie treu verwalten nach den heiligen
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98
Xiv. Preußen als Großmacht.
kriegerischen Sinn zu erhalten und das Land gegen auswärtige
Feinde zu schützen; zu diesem Zwecke theilte er das Land in vier
Quartiere, über deren jedes in Kriegszeiten ein Fürst als Haupt-
mann befehligen sollte. Die außerordentlichen Beden, die früher
hier wie in der Mark erhoben worden waren, wurden seit 1527
in eine regelmäßige Besteuerung verwandelt, als die Gefahr vor
den Türken immer dringender wurde. Einen gänzlichen Um-
schwung in diesen alten Verhältnissen führte die Reformation
herbei.
Schon 1518 hatte der Freiherren. Zedlitz auf seinem Schlosse
Neutirch (zwischen Goldberg und Schönau) den Anfang gemacht,
im Sinne Luther's predigen zu lassen. Von hier aus breitete
sich die Lehre außerordentlich schnell über ganz Schlesien aus.
1522 wurden z. B. bereits die Bernhardiner aus Breslau ver-
trieben, auch sonst verfielen die Capellen und Klöster, und ver-
gebens suchte Ferdinand 1. auf Ansuchen des Bischofs und des
Domcapitels von Breslau sich diesen Neuerungen entgegenzustel-
len. Die Bewegung, welche das ganze Volk ergriff, theilte sich
auch bald den Fürsten mit. Der Herzog Friedrich Ii. von Lieg-
nitz und Brieg, Pfandinhaber von Glogan, war der erste unter
diesen, der sich zur neuen Lehre bekannte; ihm folgte Markgraf
Georg Ii., Herzog von Jägerndorf und Pfandinhaber von Oppeln
und Ratibor, sodann Karl I., Herzog von Münsterberg, Oels und
Glatz, ebenso Wenzel Adam, Herzog von Teschen und Troppau
re., und gleichzeitig traten auch die Städte ganz allgemein zur
neuen Lehre über. Dennoch hielten sich bei dieser großartigen
Bewegung mehrere Klöster, und von ihnen ging bald genug eine
traurige Reaction ans. Bei so heftiger Aufregung fehlte es auch
nicht an Schwärmern, von denen besonders Kaspar Sch w enck-
feld v. Ossig zu nennen ist, der 1528 vertrieben 1561 zu Ulm
starb; seine Anhänger unterlagen erst etwa 20 Jahre später.
Ebenso hielten sich ungeachtet der strengsten Maßregeln die Wie-
dertäufer und andere Schwärmer durch das ganze sechzehnte
Jahrhundert.
Den ersten Stillstand in diesen religiösen Bewegungen führte
die Schlacht bei Mühlberg herbei, welche den Katholiken in ganz
Deutschland ein gewaltiges Uebergewicht gab. Mit unnachsichti-
ger Strenge warf Ferdinand in Böhmen und in der Lausitz allen
Widerstand zu Boden; für Schlesien ging dies Gewitter noch
ziemlich glücklich vorüber theils durch die Bemühungen des wohl-
gesinnten Bischofs Balthasar v. Promnitz, theils durch die Rück-
sichtsnahme, daß aller Verkehr zu stocken anfing, und dadurch be-
/
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Zedlitz Ferdinand Ferdinand Friedrich_Ii Friedrich Georg_Ii Karl_I. Karl_I. von_Münsterberg Oels Glatz Wenzel_Adam Kaspar_Sch Ferdinand Ferdinand Balthasar_v
144 Friedrich Wilhelm I.
Ostpreußen. Den Ausbau der Städte, namentlich den von Berlin und Potsdam, betrieb er eifrigst. „Der Kerl hat Geld, muß bauen" mit diesen Worten feuerte er die Besitzer alter, baufälliger Häuser zum Bauen an.
^e 111 heilig wohnte von jeher ein strenger Gerechtigkeitssinn inne. Er verbesserte und vereinfachte das Gerichtsverfahren und ließ eine neue Gerichtsordnung ausarbeiten, die erst nach seinem Tode fertig gestellt werden tonnte. £521 der Verwaltung der Staatseinkünfte forderte er von den Beamten die größte Gewissenhaftigkeit und richtete, um der Staatsverwaltung einen geregelten Gang zu geben, eine Oberbehörde ein, das Generaldirektorinm.
Für die Bildung des Volkes sorgte er durch Gründung von etwa 1800 Landschulen und machte den Eltern zur strengsten Pflicht, ihre Kinder zur Schule anzuhalten. Infolgedessen waren die Bürger und Bauern gebildeter als die anderer Länder. In Stettin entstand unter ihm das erste preußische Lehrerseminar. Friedrich Wilhelm I. ist somit der Begründer des preußischen Volksschulwesens. Das eigentliche gelehrte Weseu verspottete er. Wissenschaften und Künste hat er nicht gefördert. Dagegen sorgte er für den religiösen Sinn des Volkes dnrch Erbauung von Kirchen. Auch erließ er eine Kirchenordnung. Geistliche Inspektoren hatten in den Provinzen und Kirchenvorsteher in jeder einzelnen Gemeinde darauf zu sehen, daß die Sitten
veredelt und das Schulwesen gefördert werde.
d) Ergreift gezwungen !»as Schwert. Trotz der Vorliebe des Königs für das Militär war doch seine Regierung friedlich. Nur zweimal ergriff er das Schwert, zuerst gegen die Schweden, dann gegen die Franzosen, ohne daß es zu eigentlichen Schlachten kam.
Der kriegslustige Schwedenkönig Karl Xii. bedrohte in dem „nordischen" Kriege mit Rußland und Polen das anliegende Preußen. Friedrich Wilhelm, der so viel als möglich den Krieg mied,
wollte vorerst neutral bleiben. Schweden und Rußland bemühten sich
um Preußens Gunst und Bündnis, wofür beide Staaten die Abtretung Vorpommerns an Preußen zusicherten. Wollte also Friedrich Wilhelm das wichtige Sand, um das der große Kurfürst vergeblich gekämpft hotte, erwerben, so mußte er sich mit einer der kriegführenden Parteien verbünden. Er stellte sich ans die Seite Peters d. Gr. von Rußland, eroberte Stettin und dann Stralsund. Der Krieg hörte zwar auf, aber zu einem Friedensschlüsse kam es erst nach Karls Xii. Tode. Im Frieden zu Stockholm (1720) erhielt Friedrich Wilhelm Stettin und alles Land zwischen Oder und Peene mit Usedom und Wollin, wofür er eine Entschädigung von 6 Millionen Mark an Schweden zahlte, „da er nichts Ungerechtes wollte."
Dem Kaiser zuliebe zog Friedrich Wilhelm mit Österreich an den Rhein gegen die Franzosen, erntete aber Undank. Hinter Friedrich Wilhelms Rücken schloß der Kaiser mit Frankreich einen Vertrag ab, kraft dessen das Herzogtum Lothringen beim Ableben des Herzogs an
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm I. Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Karl_Xii Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Peters Karls Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Potsdam Stettin Schweden Polen Stettin Karls Stockholm Stettin Wollin Schweden Rhein Frankreich Lothringen
Autor: Burmann, Karl, Klöden, Gustav Adolf von, Köppen, Fedor von
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
24 Aus Schlesiens Vergangenheit.
außerhalb des Landes obliegen, daß in jeder der drei Städte Schweidnitz, Jauer
und Glogau die Protestanten sich eine Kirche, doch außerhalb der Stadtmauern,
erbauen sollten. Diese drei Kirchen hat man Friedenskirchen genannt; sie
durften nur aus Bindewerk aufgeführt und mit Lehm durchflochten werden.
Nach dem Frieden zog Ferdinand Iii. (1637 —1657) in den unmittelbaren
Fürstentümern die evangelischen Kirchen ein; von den sortgenommenen kennt
man noch 628 mit Namen, die sich in Niederschlesien befanden, zu denen noch
mehrere in Oberschlesien kommen.
Die drei Friedenskirchen boten den Protestanten wenig Ersatz für das,
was ihnen genommen worden; sie mußten oft zehn Meilen weit gehen, reiten
oder fahren, um zu einer protestantischen Kirche zu gelangen. Vor und in der
Friedenskirche zu Schweidnitz fanden sich nicht selten 10 000 Menschen ein, und
Hunderte von Wagen standen um dieselbe. Viele Schlesier besuchten auch, bis
es ihnen verboten wurde, die benachbarten Kirchen der Lausitz und Mark
Brandenburg. Gerade damals, als die Protestanten in so bedrängter Lage
waren, starb der letzte Fürst aus dem protestantischen Hause der Piasten, Herzog
Georg Wilhelm von Liegnitz, im Jahre 1675, so daß nun wieder drei bedeu-
tende Fürstentümer, Liegnitz, Brieg und Wohlau, nach dem Lehnsrechte an die
Krone von Böhmen fallen mußten; denn Kurbrandenburg war nicht imstande,
seine Erbrechte dem Könige Leopold I. (1657 —1705) gegenüber, der zugleich
Kaiser von Deutschland war, mit Nachdruck geltend zu machen. Leopold wußte
in die Gemeinden in den Herzogtümern, deren Geistliche gestorben waren,
katholische Priester einzuführen. Da erschien im Anfange des 18. Jahrhunderts
in Schlesien Karl Xii. von Schweden, der mit dem Kurfürsten Friedrich August
von Sachsen, den die Polen zu ihrem Könige erwählt hatten, in einen Krieg
verwickelt war. Auf dem Wege von Polen nach Sachsen kam er durch Schlesien;
ihm eilten die protestantischen Schlesier entgegen und baten ihn, er möchte ihnen
die vom Kaiser ihnen genommenen Religionsfreiheiten wieder verschaffen. Karl
versprach es und hielt Wort. Joseph I. (1705—1711), der seinem Vater Leopold
folgte, war ein milder, gerechter Fürst; er führte damals gerade mit Frankreich
Krieg und gab, weil er in Karl einen neuen Feind fürchtete, den Forderungen
des Schwedenkönigs nach. Im Jahre 1706 kam die Alt-Ranstädter Kon-
vention zustande, in welcher der Kaiser versprach, alle Kirchen, welche den
Protestanten in den Fürstentümern Liegnitz, Brieg, Wohlau, Münsterberg, Öls
und der Stadt Breslau seit dem Westfälischen Friedensschlüsse genommen worden,
wieder zurückzugeben und ferner keine protestantische Schule und Kirche mehr
wegnehmen zu wollen, niemand zu zwingen, dem katholischen Gottesdienste bei-
zuwohnen, und die Protestanten zu den öffentlichen Ämtern zuzulassen. Kaiser
Joseph hielt Wort. Es wurden den Protestanten sofort 130 Kirchen zurückgegeben,
und außerdem durften sechs neue Kirchen, die man Gnadenkirchen nannte, in Frei-
stadt und Sagan, Hirschberg und Landeshut, Militsch und Teschen erbaut werden.
Unter Karl Vi. (1711 — 1740) herrschte in Schlesien Ruhe, obgleich
dieser Fürst in viele Kriege verwickelt war. Das Land erfreute sich eines ununter-
brochenen Friedens; auch in Religionsangelegenheiten blieb alles so bestehen,
wie es Joseph angeordnet hatte. Freilich darf nicht unerwähnt bleiben, daß die
Protestanten, besonders die protestantischen Geistlichen, nur als geduldete Personen
betrachtet wurden und sich deshalb manche Zurücksetzungen gefallen lassen mußten.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Iii Ferdinand Georg_Wilhelm_von_Liegnitz Wilhelm Leopold_I. Leopold Leopold Karl_Xii Karl Friedrich Friedrich August Karl Karl Leopold Leopold Karl Karl Joseph Karl_Vi Karl Joseph
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Reformation, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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oft vorgegangen wurde, ließen in manchem Herzen den Wunsch aufkommen, der alte Fürst möchte bald wieder zurückkehren. Gewiß, manches kann und muß entschuldigt werden, doch vieles bleibt für alle Zeiten unentschuldbar; es sei an die schrecklichen Szenen erinnert, die sich z. 23. in den Klöstern Riddagshausen und Steterburg abspielten. In der Tat, in die verwirrten Zustände mußte Klarheit so bald wie möglich gebracht werden, und als gangbarsten, besten Weg hierfür hielt man die Durchführung einer Kirchenordnnng
Im Herbste 1543 ist dieselbe auch von den Mitgliedern der Kommission herausgegeben, über die Verfasserschaft im einzelnen findet man eine zweifache Lesart. Nach der einen ist sie von Bngenhagen in Übereinstimmung mit Corvinus und Görlitz in niedersächsischem Dialekt verfaßt und in Wittenberg gedruckt, uach der andern von Görlitz unter Bugeuhageus und Corvinus' Beihilfe in plattdeutscher Sprache ausgearbeitet. Das steht jedenfalls fest, daß alle drei an der Ordnung gearbeitet haben, wenn auch das nicht ganz klar zu sein scheint, wer die Hauptarbeit darau geleistet hat. Doch ist dies eine Frage nur sekundärer Natur.
Der volle Titel der Ordnung tautet: „Christlike Kerkenordeninge im Lande
Bruuschwig-Wulsenbüttels Deles. Gedruckt tho Wittenberg anno 1543.“ Sie hat große Ähnlichkeit mit der um dieselbe Zeit entstandenen Hildesheimer Kirchenordnung und zerfällt auch wie die Ordnung vom Jahre 1528 in S Teile, und zwar handelt der 1. von der Lehre und den Zeremonien, der 2. von den Schulen und der 3. vom gemeinen Kasten oder Kirchengute. — Zu ihrer Veröffentlichung fand tut Januar und Februar 1544 eine 2. Kirchenvisitation statt, an der n. a. Dr. Cyriakus Möller, Superintendent in Wolfcnb littet, wahrscheinlich auch Görlitz und Superintendent Wende aus Helmstedt teilnahm. Diese Ordnung hat aber nicht lange im Lande Geltung gehabt. Schon am 20. 7. 1546 wurde über den Kurfürst von Sachsen und ten Landgraf von Hessen die Reichsacht ausgesprochen wegen Hochverrats an Kaiser und Reich — sie weigerten sich nämlich, den nach Regensburg berufenen Reichstag zu besuchen. Bald folgte diesem Beschlusse auch die unglückliche Schlacht bei Mühlberg (24. 4. 1547) auf der Lochauer Heide, infolge deren der Herzog Heinrich sein Land wieder erlangte. Obwohl er den Räten des Landgrafen bei seiner Entlassung aus der Haft auf der Festung Ziegenhain hatte schwören müssen, niemand im Lande Brannschweig-Wolsenbüttel der Religion halber zu beschweren, hob er doch 1548 die bestehende Kirchenordnung auf. Man wußte nun ganz genau, daß der Herzog sich auf die Durchführung der Reformation in fernem Lande niemals einlassen würde.
Bedenkt man nun ferner, wie sehr die evangelische Sache durch Moritz von Sachsen gefährdet wurde, so läßt sich ermessen, wie wenig erfreuliche Aussichten für das Wachstum der lutherischen Sache im Lande Braunschweig sich boten. Wer seine Hoffnung höher spannte nach dem unerwarteten Verrate des Kurfürsten Moritz von Sachsen in dem Passaner Vertrage, mußte mit der Zeit einsehen, daß sich wenig oder garnichts dadurch geändert hatte. Herzog Heinrich bezweckte völlige Restauration des Katholizismus. Noch 1556 erließ er den strengen Befehl, das Osterfest mit den herkömmlichen katholischen Zeremonien zu feiern, auch überall sonst im Gottesdienst die katholischen Kirchengebräuche sorgfältig zu bewahren. Dararauf ließ er fofort eine Kirchenvisitation vornehmen, um die Wirkung der Befehle zu beobachten. Sein Herzenswunsch sollte aber nicht in Erfüllung gehen, nämlich der, daß ein katholisch gesinntes Glied seiner Familie die Zügel der Regierung nach ihm übernahm. Neben Moritz von Sachsen sielen seine beiden ältesten Söhne bei Sievershansen, es ruhte Regierung und Krone auf dem lutherisch gesinnten Herzog Julius.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Corvinus Görlitz Cyriakus_Möller Heinrich Heinrich Moritz_von_Sachsen Moritz_von_Sachsen Heinrich Heinrich Moritz_von_Sachsen Julius
112 Die Neuzeit.
und seiner Bildung nach durchaus ein Spanier und hatte deshalb kein Verstndnis fr deutsche Verhltnisse. So mute sein Streben erfolglos bleiben.
8. Ergebnis des Trienter Konzils.. Das Konzil zu Trient (15451563) forderte bessere Bildung und strengere Zucht der Geist-lichen, hielt aber im wesentlichen an der alten Lehre fest und bewirkte dadurch die dauernde Trennung beider Kirchen.
ofjso 9. Begrndung des Jesuitenordens 1540. Mit groem Eifer und Erfolg trat der Ausbreitung der Reformation der Jesuiten-ordert entgegen. Sein Stifter war der spanische Ritter Igntius Loyola von Loyola. Eine schwere Verwundung machte ihn fr den Kriegs-dienst untauglich. Mit schwrmerischem Feuer widmete er sich nun ?e?Ord?ns dem geistlichen Rittertum und stiftete einen Orden, dem er den Namen Gesellschaft Jesu" und eine Regel von militrischer Strenge gab; den Oberen, vor allen dem Papste und dem Ordensgeneral war jedes Mitglied zu strengstem Gehorsam verpflichtet. Der Orden erlangte die ppstliche Besttigung und weitgehende Vorrechte. Er verstand es, die besonderen Fhigkeiten seiner Mitglieder auszubilden und zu benutzen. Durch glnzenden Gottesdienst in prunk-vollen Kirchen, durch klug berechnete Jugenderziehung und rege Missionsttigkeit gewannen die Jesuiten einen bedeutenden Einflu.
80. Die Reformation in Skandinavien.
1. Die Kalmarische Union (1397). Die drei skandinavischen Reiche Dnemark, Norwegen und Schweden hatten sich auf Betreiben
Sau"iolttoe^er tatkrftigen Regentin Margareta von Dnemark im Unions-vertrag zu Kalmar (an der Ostkste Schwedens) unter die Herr-schaft eines gemeinsamen Knigs dnischer Abkunft gestellt. Da aber Dnemark die beiden andern Staaten zu unterdrcken suchte, so strebten die Schweden danach, sich von dem Kalmarer Bunde zu lsen und ihre Selbstndigkeit wiederherzustellen.
2. Das Stockholmer Blutbad 1520. Der gewaltttige Unionsknig Christian Ii. trat diesem Streben bewaffnet entgegen
S^ckholmerund strafte den schwedischen Adel durch das Stockholmer Blutbad. Viele vornehme Schweden wurden auf seinen Befehl in Stockholm und in anderen schwedischen Stdten enthauptet. Als Grund dieser furchtbaren Tat bezeichnete er die Hinneigung der Getteten zur lutheri-schen Lehre.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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