121 —
Arnheim so glückliche Fortschritt- gemacht, daß ihr Kurfürst
schon am 1. November 1631 in Prag als Sieger feierlich einzog.
Bei dem Andrange so ungeheurer Noch sollte Wallenstein
abermals der Netter werden.
33. Gustav Adolf gegen Wallenstein.
Schlacht bei Lützen am 6. November 1632. *)
Gustav Adolf's Tod.
Während jener Vorgänge lebte Wallenstein zurückgezogen auf
seinen Gütern in Böhmen und Mähren und sah von ferne dem
Kriegsspiele zu, voll Schadenfreude über dessen Wechsel; denn
sein Herz kochte vor Rache. Obgleich er selbst von den gering-
fügigsten Vorfällen des Krieges die genaueste Kunde einzog; so
nahm er doch den Schein an, als sei ihm das wilde Getreide
nunmehr völlig gleichgültig, als lebe er in seiner jetzigen Lage
höchst zufrieden und glücklich. An seinem Hofe herrschte kaiserliche
Pracht. Er ließ sich täglich von sechszig Edelknaben im hellblauen
Sammet mit Gold besetzt, und von zwanzig Kammerherren, von
denen einige sogar des Kaisers Dienste verlassen hatten, bedienen.
Eine Leibwache von fünfzig Mann, mit Hellebarden bewaffnet,
stand in seinem Schloßhofe. Dreihundert auserlesene Pferde fraßen
in seinen Stallen aus marmornen Krippen. Er gab die glänzend-
sten Feste und sah es gern, wenn Alle um ihn herum sich der
ausgelassensten Fröhlichkeit überließen, wahrend er selbst stets ernst
und finster blieb. Er sprach wenig und beobachtete mit argwöhni-
schem Blicke jeden Anwesenden. Er war groß und stark gebaut,
kleine aber feurige Augen blickten unter seiner hohen Stirn stolz
hervor. Gewöhnlich trug er einen Reitkoller von Elenshauk,
*) In demselben Jahre machte der um die Naturlehre durch die wich?
tigstcn Entdeckungen und Andeutungen hochverdiente Galilei aus
Pisa sein berühmtes Weltsystem bekannt, in welchem er alle seine
Entdeckungen am Himmel auscinandersetztc. Auch Gustav Adels
hatte einst seinen lehrreichen Verträgen zu Padua beigewohnt.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf's Gustav Gustav_Adels Gustav
Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Napoleons Feldzug gegen Rußland. — Der erste Freiheitskrieg.
275
die Gegenden von Polen und Preußen zu erreichen, wo sein Heer Unterhalt finden konnte. Allein im Rathe der Vorsehung war es anders beschlossen. Früher als gewöhnlich brach der Winter herein, der in den öden Steppen Rußlands furchtbar ist. Bald war alles mit tiefem Schnee bedeckt, und der schneidende Sturm wehte über die unabsehbaren Flächen. Die Hänser und Dörfer, die an dem Wege lagen, hatten seine Schaaren schon auf dem Hinwege zerstört, weil sie in ihrem Ueber-mnthe nur au Sieg und Vordringen dachten. Nun fanden sie nirgends ein Obdach, um sich gegen die grimmige Kälte zu schützen, und keinen Bissen Brod, um den nagenden Hunger zu stillen. Das rohe Fleisch ihrer gefallenen Pferde war ^ihre einzige Nahrung, und an jedem Morgen lagen Hunderte, ja Tausende von ihnen erfroren auf den mit Schnee bedeckten Feldern. Dazu kamen die Russen, die an die Schrecknisse ihres Winters besser gewöhnt waren und ließen ihnen weder Tag noch Nacht Ruhe. Wer nur irgeud von dem geschlossenen Zuge zurückblieb, wurde von ihnen niedergehauen oder gefangen. So fchmolz das französische Heer mit jedem Tage mehr zusammen. Älle Ordnung verschwand, und das Unglück stieg zu einer so schauderhasten Höhe, daß die Worte fehlen, um es zu schildern. Am Ende kanten von der halben Million Menschen, die der unersättliche Eroberer über die Grenze nach Rußland geführt hatte, kaum 30,000 Gesunde und Waffenfähige wieder zurück.
169. Der erste Areiheilsürieg. 1813—1814.
Preußens Erhebung.
Aufruf des Königs vvn Preußen. Friedrich Wilhelm Iii. schloß mit Kaiser Alexander von Rußland ein Bündniß, um Deutschland von der Fremdherrschaft zu befreien. Er erklärte an Frankreich den Krieg und erließ (am 17. März 1813) den „Aufruf an mein Volk". In demselben hieß es: „Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden; denn unser Beginnen ist groß, und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer feinde. Aber welche Opfer auch von einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte entscheidende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand.
Keinen andern Ausweg giebt es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen
ruhmvollen Untergang".
„Das Volk steht auf". Der Ausruf des Königs brachte eine mächtige Wirkung hervor. „Das Volk stand auf, der Sturm brach los". Immer wieder klang der Ruf durch das Land: „Das Vaterland ist in Gefahr". Der Dichter Körner hatte begeistert ge jungen:
„Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen;
Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht;
Du sollst den Stahl in Feindesherzen tauchen;
Frisch auf, mein Volk! — Die Flammenzeichen rauchen;
Die Saat ist reif; ihr Schnitter, zaudert nicht!"
In dem unvergeßlichen Frühlinge und Sommer des Jahres 1813 war unter den Preußen nur eine Stimme, ein Gefühl, ein Zorn und eine Siebe: das Vaterland zu retten, Deutschland zu befreien und den französischen Uebennuth einzuschränken. Krieg wollten die Preußen; den Frieden fürchteten sie, weil sie von Napoleon keinen ehrenvollen Frieden hoffen konnten. Krieg! Krieg! schallte es von den Karpathen bis zur Ostsee, von dem Niemen bis zur Elbe. Krieg! ries der Edelmann und Landbesitzer, der verarmt war; Krieg! der Bauer, der sein letztes Pferd unter Vorspann und Fuhren todt trieb; Krieg! der Bürger, den die Einquartierungen und Abgaben erschöpften; Krieg! der Tagelöhner, der keine Arbeit finden konnte;
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleons Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Alexander_von_Rußland Alexander Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Polen Deutschland Frankreich Deutschland Ostsee
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
339
Verbindung des Saturn, des Jupiter und des Mars
im Zeichen der Fische eintreten werde, welches offenbar eine
Wasserfluth anzeige. Das Schreiben, wodurch er seine Vorher-
sagung zuerst bekannt werden ließ, war an den König von Spa-
nien, nachmaligen Kaiser Karl V., gerichtet und machte auf
denselben um so mehr Eindruck, da Stösters Gelehrsamkeit und
tiefe Einsicht in den geheimen Wissenschaften allgemein anerkannt
war, und auch seine Unglücksdrohung durch die Aussprüche ande-
rer Astrologen bekräftiget wurde.
Ein gewisser Augustinus N i p h u s bemühte sich zwar,
in einer eigenen Druckschrift jene Verkündigung als eine Chimäre
zu widerlegen; allein sic diente kaum dazu, den Kaiser, wie das
Volk, in etwas zu beruhigen. Jedermann überließ sich der pein-
lichsten Angst, und einer von Karls Feldherren, Rango, wußte
sich nicht anders zu helfen, als seinem Monarchen den Vorschlag
zu thun, auf den höchsten Bergen Magazine anzulegen, um einst-
weilen die Armee dabei campiren zu lassen. Karl blieb unschlüs-
sig und zweifelhaft, und so erschienen auf Nango's Veranlassung
zwei entscheidende Widerlegungsschriften gegen Niphus. Die
natürliche Folge davon war, daß die allgemeine Furcht sich ver-
doppelte. In Frankreich verloren Viele vor Angst den Verstand;
Manche, die am Meere und an großen Flüssen wohnten, verkauf-
ten ihre Häuser, Acckcr, Güter, rafften Lebensmittel zusammen
n»d zogen auf die Gebirge. Einige bauten Schiffe, Andere große
Archen, nach dem Beispiele des Erzvaters Noah. Dies that
besonders der Präsident Auriol in Toulouse; er ließ seine
erbaute Arche mit allen Bedürfnissen versehen, und damit sie von
der Gewalt der Fluthcn nicht möchte wcggcschwemmet werden,
dieselbe auf vier gemauerte Pfeiler erheben. Der Bürgermeister
Hcndorf in Wittenberg ließ auf dem Boden seines Hauses
Anstalten gegen die Sündstuth treffen und ein Viertel von einem
Gebräude Bier hinaufziehen, um doch einen guten Trunkzu haben»
Der angstvoll gefürchtete, mit tausend Schrecken erwartete
Februar von 1524 brach endlich herein. Der Himmel war heiter,
das Wetter war schön, die Erde blieb trocken. „Aber — hieß
es — der Monat ist noch nicht zu Ende!" — Doch ebenso
hell, ebenso freundlich folgte ein Tag dem andern, und die Sünd-
siuth, o Wunder! blieb aus.
Der Aberglaube jedoch schwand deswegen nicht» Die Mönche
09 N
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karls Rango Karl Auriol
Extrahierte Ortsnamen: Karls Frankreich Toulouse Wittenberg
35o
dem er sich auch bis zum 71, Grade südlicher
Breite, näherte, wo ein Eisfeld von unabsicht-
licher Größe dieser Fahrt das Ziel steckte (Zo.
Zanuar 1774) zum Verdrusse für Cooks for-
schende Kühnheit, die nicht erschreckte, weder
vor den fast beständig abwechselnden Stürmen
und Nebeln, die oft mehrere Wochen lang die
Sonne verhüllten, noch vor den Eismassen, die
gleich festen Klippen Furcht und Gefahr drohe-
ten, und eine Kälte aushauchten, von der Tau
und Takelwerk des Schiffs mit Rinden von Eis
bedeckt wurden, noch vor der einsamen und einför-
migen Stille, die keine andern lebendigen Wesen in
sich trug, als die kühnen Abentheurer, die mit
Kekheit die Natur auch in ihrer tiefsten Zurück-
gezogenheit aufsuchten.
Das Schrecken ward vermehrt durch Cooks
heftige Krankheit, die fein Entschluß ihm zuzog,
niemals besser zu essen als der Letzte seines
Schtffvolkes. Das zähe Pökelfleisch und andere
ungenießbare Speisen hatten endlich seine starke
Natur überwältigt, aber die sorgfältigste Pflege
und die Brühen von einem geschlachteten otahei-
tischen Hunde retteten ihn, und ihn sowohl wie
die andrer Mannschaft, die durch die gleichen
Gründe erkrankt war, stärkte die Annäherung
an die frischere und belebendere Wärme, der man
sich, über die Osterinsel gelangend, und in zwei
Monaten mehr als anderthalbtausend Seemeilen
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159
Haupt- und Pfarrkirchen, die Klöster, die Kraukenhluser und fast
alle öffentlichen Gebäude; nur wenige waren verschont geblieben.
Lissabon war ein Schutthaufen, unter welchem das Glück von
200,000 Bewohnern und die Leichname von 40,000 Erschlagenen
begraben lagen. Der Schaden der Einwohner betrug über tausend
Millionen Gulden.
So groß jedoch das Unglück war, welches über Lissabon jetzt
lag, und'so traurig der Jammer, unter welchem sie seufzten; so
boten doch diese Tage des Schreckens und des Elends manches
rührende und erhebende Bild edler Menschlichkeit, heldenmüthiger
Aufopferung und ächt christlichen Sinnes dar. In den ersten
Augenblicken, wo fast Jedermann nur auf Erhaltung des eigenen
Lebens bedacht war, sah man Einzelne mit der Errettung ihrer
unglücklichen Mitbürger beschäftigt; da wo die Gefahr sich am
größten zeigte, bemerkte man Andere, die sich mit kühnem Muth
in die Gefahr wagten, um Menschen, die ihnen unbekannt waren,
über Schutt und Trümmer davon zu tragen; wo Tausende nicht
wußten, was sie in der Verzweiflung thun sollten, beschützte ein
junger Offizier, nachdem die ganze Wache geflohen war, allein die
Münzgebäude und deren Schätze. Am meisten zeichneten sich die
geistlichen Herrn ausz sic verließen ihre unglücklichen Mitbürger
nicht, waren ihnen in den Stunden der Gefahr mit Trost und
Hülfe nahe, und erwiesen sich als treue Diener Gottes. Außer-
ordentlich war der Eindruck, den die Nachricht von der Zerstörung
Lissabons in allen christlichen Ländern machte; überäll sprach sich
die herzlichste Theilnahme an dem Schicksale seiner Bewohner aus
und Menschen aller Stände wetteiferten in der Unterstützung ihrer
hart bedrängten Mitchristen. Spanien sandte Geld, England Holz,
Fleisch, Salz, Korn, Reis, Mehl; Hamburg Hausrath, Bauholz,
Bretter, Kleidungsstücke; auch andere Staaten blieben nicht zurück,
überall legte man reichliche Gaben zusammen und sandte sie nach
Portugal; und bald stand an der Stelle der verschütteten Stadt
eine neue schönere. — So dienen selbst traurige Ereignisse zur
Veredlung der Menschen und des ganzen Menschengeschlechts, und
aus dem Unglück einiger Tage blüht oft die Wohlfahrt nachfolgen-
der Jahrhunderte auf.
184. Der Vesuv.
Ein berühmter Reisender der neuern Zeit, der sich bei einem
Ausbruche des Vesuvs gerade in Neapel befand, erzählt: Wer nie-
mals einen feuerspeienden Berg gesehen, der hat die Natur in
ihrer höchsten Kraft noch nicht gesehen. Unter allen Wundern der
Erde ist das ihrer feuerspeienden Berge gewiß das außerordentlichste.
Der Ausbruch des Vesuvs war von Tag zu Tag heftiger
geworden und hatte eine furchtbare Höhe erreicht. Man fing an,
für die Ortschaften an seinem Fuß zu bangen, und beschäftigte sich
mit Nettuugsanstalten. Neugierige ohne Zahl strömten in diese
Ortschaften und viele auf den Berg selbst, um ihn so nahe als
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Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Lissabon Lissabon Gottes Lissabons England Hamburg_Hausrath Portugal Neapel
t
271
Nebenflüsse bis hinauf in die Schluchten der Berge und im.sande der Ebene;
denn die Flüsse bringen es aus den Erzadern der Berge mit. Der ganze
Molddistrikt Zeigte sich in einer Ausdehnung von 800 englischen Meilen in die
Länge und von 100 Meilen in die Breite, und es ist nicht zu zweifeln, daß
er sich noch viel weiter ausdehne. Alles strömte dem Goldlande zu; die Ar-
beiter liefen vom Felde weg; die Matrosen verließen ihre Schisse. Bald waren
die nahe gelegenen Oerter und Inseln ohne Bewohner. Von den vereinigten
Staaten zogen ganze Scharen dorthin; von New-Uork allein gingen in kurzer
Zeit 70 Schisse mit Auswanderern ab. Ganze Karavanenzüge bereiteten
sich, den ungeheuren Weg zu Lande zu machen. Selbst von China kamen
Schisse an.
Dieser Ueberfluß an Gold änderte dort plötzlich alle Verhältnisse, und
es fiel in seinem Werthe bedeutend, während andere Gegenstände stiegen. So
gaben die Goldgräber gern für eine Flasche Branntwein oder für einen Beu-
tel Tabak 15—20 Thaler Gold; 1 Pfund geräuchertes Rindfleisch kostete bis
2 Dollars*), Roggen, Gerste, Erbsen, Bohnen 10 Dollars der Scheffel,
ein Pferd 100—300 Dollars. Der Tagelohn stieg bald auf 16—20 Dol-
lars, und ein von Spekulanten dahin gebrachtes eisernes Haus wurde augen-
blicklich für 1000 Dollars monatlich vermiethct.
Das Gold ist von der feinsten Art und kommt in verschiedener Menge
vor. Mancher findet täglich für 120—150 Thaler. Einer las in 1/i Stunde
aus einer Felsenritze 2l/2 Pfund Gold. Ein Anderer, der einen Reisenden be-
gleitete, wusch während einer Ruhezeit Goldsand aus und hatte in 5 Minuten
etwa für 3 Thaler. Ganze Goldklumpen von 10—12 Pfund Schwere gehören
nicht zu den Seltenheiten. Ja, ein Goldgräber war so glücklich, einen Klum-
pen zu finden, dessen Werth zu 11,000 Thalern angeschlagen wurde. Man
darf aber nicht glauben, daß es so ohne Mühe in Empfang genommen werden
könne: es verlangt vielmehr manche schwere Arbeit. Die Leute holen mit
einer Hacke den Schlamm vom Grunde des Wassers herauf oder graben den .
Ufersand dicht am Rande des Stromes aus und waschen denselben in hölzer-
nen oder zinnernen Schüsseln oder in größeren trogähnlichen Maschinen.
Dadurch bewirken sie, daß beim wiederholten Umrühren der leichtere Sand
und die erdigen Theile oben schwimmen. Den untern Goldsand legen sie aus
ein Tuch oder Brett zum Trocknen und blasen dann den leichten Staub mit
einem Blasebalge weg. Man sucht nur einige Fuß tief; nachdem aber das
Land sich dem Bunde der vereinigten Staaten angeschlossen hat, werden ge-
wiß auch bergmännische Anstalten und Amalgamirwerke eingerichtet werden.
Dann wird freilich auch wohl das Glück der Freiheit, Gold zu suchen, auf-
hören, dieses Scheinglück, bei welchem oftmals die gesummten Reichthümer
durch den theuren Lebensunterhalt wieder verschlungen wurden, und bei dem
*) Ein Dollar = 2 fl,.30 kr.
»
4*
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Extrahierte Ortsnamen: New-Uork China Goldsand Goldsand
500
Geographie.
nehmer' die Person ist, desto mannigfaltiger sind die Figm
ren, und eine Lende, wie ein Brettspiel tätowirt, ist ein
Zeichen non hoher Würde. Die gewöhnliche Kost der Ini
sulaner besteht in Schweinefleisch, welches hier von unge»
mein gutem Geschmack ist, inhundcflessch, Federvieh, Fii
schen, Brodfrucht, Aepfelnund anderen Früchten; und ihr
Getränk ist Wasser und Kokosmilch. Gefäße zum Kochen
wissen sie lücht zu verfertigen, daher werden alle ihre Spei»
sen gebraren, und dies geschieht in heisser Asche. — Ihre
Wohnungen legen sie unter dun Schatten eines Baums an.
Dies sind bretterne Hütten, die blos aus einem Dache ohne
Wände bestehen: denn in diesen anmuthigen Gegenden ist
Regen die einzige Witterung, die dem Körper beschwerlich
ist: Kälte, Frost, Schnee und E'.s kennt man hier gar nicht.
— Die Einwohner pflegen sich am ganzen Körper täglich
dreymal im ffesftnden Wasser zu baden, nemlich des Morr
gens, des Mittags vor Tische und des Abends. Eben
diese Reinlichkeit lieben sie auch in ihrem Anzuge. Ihr Lei
den verstreicht unter den Geschäften des Feldbaues, der Gar-
ten-Arbeit, der Jagd und der Fsscherey, und ihre Freuden
sind der Tanz und das Schwimmen, zwey Künste, worin
sie es sehr weit gebracht haben. —
Auf der Insel Tahiti herrschte vor 20 Jahren, als
die Engländer hier zum erstenmale landeten, eine Königin.
Sie wurde von den Unterthanen wie eine Mutter geliebt
und verehrt. Sie selbst begegnete den Fremdlingen mit
einer Güte und Zärtlichkeit, die jedermann in Erstaunen
setzte. Ohne alles Mistrauen fuhr sie von einigen Hofdar
men begleitet ans englische Schiff, bewillkommie die Aus»
länder mit einer Vertraulichkeit und Freude, als ob sie Bui
senfreunde empfieng, umarmte den Capitain mit schwesteri
sicher Aufrichtigkeit, ließ ihn, weil er krank war, durch
ihre
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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163
Natur ist er sehr gutmütig und thut niemandem etwas
zu Leide. Wild lebt er in sumpfigen Gegenden herden-
weise beisammen. Das südliche Asien und das mittlere
Afrika ist sein Vaterland. Seine Nahrung besteht -aus Reis,
Baumblättern, Datteln, Gras u. dgl. m. Am liebsten löscht
er seinen Durst mit Wasser; aber auch Branntwein, beson-
ders Arak, ist ihm ein sehr willkommenes Getränk. Bei
seiner Größe bedarf er natürlich sehr viel zu seinen: Unter-
halte. Muß er noch dazu schwere Dienste verrichten, so be-
darf er zu seiner Sättigung 100 Pfund Reis und frißt
nebenbei vielleicht noch eben so viel Laub und zarte Baum-
äste. Ein junger, noch nicht ausgewachsener Elefant in Kassel
fraß täglich 60 Pfund Brod, 24 Pfund Heu und drei Metzen
Mohrrüben.
20. Das Pferd.
Vor allen Tieren zeichnet sich das Pferd ans. Edel und
kräftig steht es da; stolz trägt es das Haupt mit schön ge-
wölbter Stirn und Nase; klug und mild blickt es uns an
aus den: runden, großen Auge, daß im Dunkel mit grünem
Schein leuchtet. Mit den spitzen Ohren spielt und lauscht
es aufmerksam. Die vorstehende, freie Brust zeugt von dem
Mute, der in ihr wohnt; schlank und glatt ist der Nacken,
und um den gebogenen Hals flattert die lange Mähne. Die
Beine sind sicher und fest, behende und leicht, und die Füße
gewaffnet mit harten, ungespaltenen Hufen. Ungeduldig
harrt es des befreundeten Reiters; es wiehert laut, scharrt
mit dem Vorderfuße, stampft die Erde. Wie ein Sturm-
wind fliegt es mit seinem Herrn über den weiten Plan;
aber bei Nacht und Dunkel trägt es ihn sorgsam und sicher
auf schmalen Pfaden an Abgründen vorbei. Im Kriege
folgt es verständig dem Rufe des Führers und dem Klange
der Trompete; mutig stürzt es in den Kampf, und wiehert
freudig nach errungenem Siege. Ist sein Reiter gefallen,
und es kommt vorüber an dessen Leichnam, so senkt es
trauernd sein Haupt, und Thränen scheinen seinem Auge zu
entquellen.
Ein mutiges Pferdepaar, in gleichem Schritt mit dem
zierlichen Wagen des Vornehmen forteilend, gehorsam dem
Worte des Führers, lenksam mit leichter Zügelbewegnng, ist
wahrlich ein schöner Anblick. Aber gleich schön und erfreu-
n*
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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11
verhärten — welchen ein* und erweichen — stärken bet u.
verstärken — schwächen — reinigen — weißen abweißen —
schärfen einschärfen — glätten abglätten — vertiefen —
süßen versüßen — richten — kälten erkälten — wärmen err
und auswärmen — aushölen — verspäten — genügen bet
gnügen — fernen entfernen — erwiedern.
Vorlaut scheintodt pechschwarz todtenbleich rosenroth
steinhart pflaumenweich baumstark schneeweiß haarscharf spiet
gelglatt mannstief zuckersüß eiskalt glühendheiß jahrelang.
38.
Die Tiefe Lange und Höhe: Klafter Lachter Elle
Ruthe Fuß Zoll Strich. Das Gewicht: Gran Unze
Quentchen Loth Pfund Zentner Stein — Mark Karath —
Drachme Skrupel. Das Maaß: Metze Viert Scheffel
Malter Mispel Tonne Haufen Klafter. Farbe: weiß roth
grün gelb blau violett grau braun schwarz bunt. Dauer:
vergänglich bejahrt alt nen fest unverwüstlich veränderlich
blühend. Zeitdauer: Jahrtausends Jahrhundert, Jahrr
zehend (Decennium) Jahr Monat Woche Tag Stunde Mir
nute Sekunde Augenblick. Farbe der Dinge: hellroth
dunkelroth milchweiß schneeweiß kreideweiß kohlschwarz himr
melblan hechtblau schwefelgelb. —Beschaffenheiten des
menschlichen Körpers (24): gerade aufrecht verwachsen
gesund gebrechlich lahm taub stumm blind krank kränklich
schwächlich groß klein schlank untersetzt ausgewachsen zart
weichlich abgehärtet lebendig todt entnervt abgelebt hinfällig.
39.
Fähigkeiten der Seele: Verstand Vernunft Gedacht/
niß Einbildungskraft Phantasie Urtheilskraft Gefühl Wille
Erinnerung Witz. — Stimme: heiser rein tönend stark
helle deutlich lieblich sanft gellend. Stand und Abkunft:
vornehm gering bürgerlich — Bürger- Adel- Bauernstand,
Geistliche Stand. — Gemüthsart: heiter lustig (jovial)
schwermüthig sanft heftig zänkisch eigensinnig lenksam nei-
disch eifersüchtig habsüchtig ehrgeizig. — Leidenschaften:
Zorn Neid Haß Geiz Eifersucht Ehrgeiz Wollust Nach-
Hab- Spielsucht Liebe Furcht. —
40.
Empfindungen: 1) angenehme: Freude Wohlge-
fallen Behaglichkeit. 2) unangenehme: Hunger Durst
Schmerz Traurigkeit Unruhe Angst Furcht Schreck Abscheu
Ekel. 3) gemischte: Mitleiden Erwartung Hoffnung Theil-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
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Dritter 'Abschnitt. Hio—1529.
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Seite aus Münster und Bremen hatte man es für nöthig
gefunden, eine Visitation des Klosters von Harvstehude an-
zuordnen, weil in demselben ein höchst unerbauliches, üppiges
Leben geführt wurde. Dies nahmen die Bürger, deren
Verwandtinnen zum Theil im Kloster lebten, sehr übel;
wahrscheinlich noch von den Geistlichen aufgereizt, drang ein
zusammengelaufener Haufe mit in's Kloster ein und betrug
sich so pöbelhaft muthwillig, daß der Rath kein anderes
Mittel sah, die Unruhe zu stillen, als die Einmischung des
Bischofs zurückzuweisen. Vielleicht durch dieses Gelingen
seines dreisten Beginnens ermuthigt, nahm der Pöbel an
Trotz und Rohheit zu und bediente sich abermals der noch
dauernden Theurung, seine Wuth auszulassen. Zum Rädels-
führer dieses Unfuges warf sich der Böttcher Heinrich van
Loh auf, der vormals als Leibeigner aus Mecklenburg hier
angekommen, jetzt Hamburgischer Bürger war. Auf offnem
Markte behauptete derselbe, die Großbürger hätten Ochsen
und Schweine verkauft und wollten auch Getreide nach
Island senden; dergleichen alles leide der Rath, der nie für
hinlänglichen Vorrath an Lebensmitteln sorge. Den schänd-
lichen Aufwiegler ließ der Senat nach dem Winserbaum
bringen, zugleich aber die Getreideausfuhr verbieten, so lange
die Theurung dauere. Dies war hinreichend, den Pöbel
in dem Wahn zu bestärken, der gefeierte von Loh sei un-
schuldig; lärmend die Straßen durchziehend, zwangen sie den
jüngsten Bürgermeister, das Gefängniß zu öffnen, neben dem
Befreieten herzugehen und denselben bis an sein Haus zu
bringen. Dem Zureden des ältesten Bürgermeisters Johann
Meiger gelang es endlich, sie dahin zu bewegen, daß sie
sich am nächsten Freitag in die Nicolai-Kirche verfügten
und dem Rath, der auf dem Chore stand, ihr Begehren
vortrugen, welches theilweise erfüllt ward. Aber noch waren
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_van Heinrich Johann
Meiger Johann
Extrahierte Ortsnamen: Bremen Mecklenburg Island Nicolai-Kirche