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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 18

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
18 Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919. d. H. das nordwestliche, Burgund, d.h. das südöstliche Gallien; in der Bevölkerung von Neustrien und Burgund trat das germanische Element vor dem romanischen zurück. Diese Teilungen schwächten die Macht des Reiches und beschworen viele blutige Streitigkeiten und Kriege herauf. Verfall der Zudem verfiel das merowingische Königshaus in sittlicher Beziehung. Jnger. Es gibt wenige Fürstengeschlechter, deren Geschichte so viel Verräterei und Treulosigkeit, so viel Mord- und Schandtaten jeder Art kennt: aber auch die Tatkraft, die Chlodowech und manche seiner Söhne auszeichnet, ging ihren Nachfolgern allmählich mehr und mehr verloren. Die Rettung und Neuordnung des Reichs in dieser furchtbaren und an Gewalttaten überreichen Zeit ging von dem austrasischeu Geschlecht der Pippiniden oder Karolinger aus. Die arabische Völkerwanderung. § 18. In merkwürdiger Weise schließt sich an die germanische Völkerwanderung die arabische an. Sie entsprang aber einer anderen Ursache: der religiösen Begeisterung. Mohtlmmed. Mohammed, ein Araber aus Mekka, in seiner Jugend ein Hirt, dann ein vielreisender Kaufmann, hatte eine neue Religion, den Islam, gelehrt; er hatte verkündet, daß es nur einen Gott, Allah, gebe und er 622. selbst sein Prophet sei. Im Jahre 622 hatte er seine Heimat verlassen -von diesem Auszug, der Hidschra, an rechnen die Mohammedaner die Jahre —, und in Medina Aufnahme gefunden; von dort aber war er siegreich nach Mekka zurückgekehrt und hatte bald ganz Arabien für seine Lehre gewonnen und seiner Herrschaft unterworfen. Nach seinem Tode wurden seine Aussprüche im Koran zusammengefaßt. Mohammeds Anhänger, die Moslemin, breiteten unter Führung der Chalifen, d. H. Nachfolger des Propheten, ihren Glauben mit Feuer und Schwert aus. Sie eroberten Syrien und Ägypten, die bisher zum oströmischen Reich gehört hatten, und stürzten das neupersische Reich. Dann gewannen sie Nordafrika und über-Ewberung schritten die Straße von Gibraltar, um auch Spanien in ihre Gewalt zu Spanien, bringen. Im Jahre 711 erlag ihnen das Heer der Westgoten unter 71l König Roderich in einer großen Schlacht; fast ganz Spanien fiel in die Hand der Araber, und nur in den Bergen Asturiens an der Nordküste behaupteten die Reste der Westgoten ihre Unabhängigkeit. Als sie auch die Pyrenäen überschritten, wurden sie von Karl Martell zurückgeschlagen (§ 21). Das arabische Reich umfaßte das gewaltige Gebiet vom Hindukusch bis zum atlantischen Ozean. Bagdad wurde seine Hauptstadt; dort herrschte Harun al-Raschid, der mit Karl dem Großen Geschenke tauschte. Zwar

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 13

1911 - Erfurt : Keyser
— 13 — chensmühle an der Gera) eine Furt durch die Gera herstellen (?), damit man mit dem Vieh von dem einen User an das andere kommen konnte. An dieser Stelle wurde dann ein Dors erbaut, welches nach dem König und der Furt Erpessmt, auch Erphesfnrt, genannt wurde. Es geschah dies etwa um das Jahr 325 n. Chr. Später wurde das Dors nebst dem dabei gelegenen Schilderode durch Zwischenbauten verbunden, daß sie einen einzigen Crt, Erfurt, ausmachten. Aus Erpes folgte König Hoher. Sein Sohn soll das Schloß Moleberg, die Mühlburg, erbaut haben (319 oder 349). — Die nächsten 100 Jahre herrschte in Thüringen tiefer Friede. Das wurde aber anders, nachdem Günther, damals Gunthahar genannt, zum Kriegskönig gewählt worden war. Er verband sich mit dem Frankenkönige Chlodius (428—448) zu einem gemeinschaftlichen Kriegszuge gegen den römischen Feldherrn Aetins. Da ihm aber die Thüringer Großen die Heeressolge verweigerten, trat er von dem Bündnis zurück. Nun wurde Ehlodius am Nie-derrhein (430) von Aetins besiegt. Ueber den Wortbruch Günthers erbittert, siel der Frankenkönig später in Thüringen ein und machte das Land seinem Reiche zinsbar. Um aber den Thüringern das Joch leicht zu machen, ließ er die Kriegskönigswürde bestehen; nur brachte er es dahin, daß man seinen Stiessohn Merwig wählte. König Günther war darüber sehr erzürnt und saun ans Rache. Bald fand sich auch eine günstige Gelegenheit. Der Hunnenkönig Attila drang mit einem gewaltigen Heere von 700 000 streitbaren Männern über den Rhein, um Gallien und Franken zu erobern, und König Günther sandte ihm einen treugebliebenen Heerhausen zu. Ucberall, wohin die wilde Horde kam, wurde geraubt und das Land verwüstet, so die Städte Straßburg. Speier, Worms, Mainz und Trier. Endlich wurde das Hunnenheer ausgehalten. Auf den katalannischen Feldern kam es zu einer furchtbaren Schlacht, in welcher die vereinigten Römer, Goten, Franken und Burgun-den Sieger blieben. Attila mußte den Rückzug antreten. Kaum die Hälfte feiner Mannschaft rettete er bei Köln über den Rhein. König Günther ließ ihn zu sich nach Jsanach einladen. Attila kam in das Thüringer Land und wohnte am Hofe Günthers, der wieder zu Macht und Ansehen gekommen war. Günther hatte eine schöne Tochter, Kriemhilde, welche Attila zur Gemahlin nahm. Nun herrschte er zu Eisenach selbst wie ein König, berief die vornehmsten Thüringer zu sich, ernannte sie zu Heerführern und schenkte ihnen verschiedene Dörfer. Der Festjubel dauerte einige Monate. Da erhielt Attila die Botschaft, daß steh germanische Volksstämme im Süden und Osten des Reiches gegen ihn erhoben hätten. Er verließ darum Eisenach und zog nach Italien. Der von den Thüringern erwählte König Merwig soll ein kluger, umsichtiger und tapferer Herrscher gewesen fein. Er erbaute der Sage nach viele Ortschaften, gründete Arnstadt, umgab Merse-

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 223

1902 - Karlsruhe : Lang
Aus der reichsliindischeir Widjtf. I. Gksaß-Lotßringen zur Zeit der Vömertzerrschaft. 1. Die ältesten Bewohner des Reichslandes. Die ältesten Bewohner des Reichslandes waren die Kelten. Dieses Bolk hatte in den frühesten Zeiten England, Frankreich und einen großen Teil von Deutschland inne. Es bildete aber in keinem der genannten Länder einen einheitlichen Staat, sondern zerfiel in eine große Zahl von Stämmen, die sich oft blutig befehdeten. Drei von diesen Stämmen saßen im Elsaß: die Rauraker im Sundgau, die Sequaner im Ober-Elsaß, die Mediomatriker im Unter-Elsaß. Diese dehnten sich bis nach Lothringen hinein aus, wo auch ihre Hauptstadt Divodurum, das spätere Metz, lag. Nördlich von ihnen wohnten die Trevirer mit der Hauptstadt Trier: den südlichen Teil Lothringens besaß der Stamm der Leuker. Die Kelten waren Heiden und verehrten verschiedene Götter, z. B. den Sonnengott Bel und den Kriegsgott Hesns. Dunkle Haine, geheimnisvolle Quellen, hochragende Felsspitzen hielten sie Tür die Wohnsitze ihrer Gottheiten. Solche heilige Stätten waren im Elsaß der Tännichel bei Rappoltsweiler, der Lottelsels auf dem Schneeberg, der Ungersberg bei Weiler. Den Göttern dienten eigene Priester, welche Druiden hießen; auch gab es Priesterinnen. Druidinnen genannt. Neben den Priestern hatte der Adel alle Gewalt. Die Kelten waren große, starke Männer mit langen, blonden Haaren und blauen Augeu. Ihre Nahrung war einfach und bestand aus Milch, Käse, wilden Früchten und Wildbret. Aus kühnen Jagdzügen erlegten sie in den großen Wäldern und Sümpfen Wölfe, Bären, Eber und Auerochsen. Neben Jaad war Krieg ihre Lieblingsbeschäftigung. Tapfer griffen sie den Feind an; doch, wenn ihnen der erste Schlag mißlang, verzagten ste leicht. Auch Zank- und Händelsucht, insbesondere Eitelkeit und Prahlerei wurden an ihnen getadelt. -• Wie das Reichsland römisch wurde. Zwei Feinde machten den Kelten oder Galliern im heutigen Reichslande ihre Wohnsitze streitig: germanische Scharen und die

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 558

1906 - München : Oldenbourg
558 116. Die ersten Siege. die wilde Jagd eilten die Reiter der Stadt zu und ohne Aufenthalt durch. An den Stationen warfen gesunde Fußsoldaten die Verwundeten aus den Bahnwagen und setzten sich selbst hinein. Als der Zug davonsauste, waren alle Wagen überfüllt; auf den Wagendächern hingen sie, an den Türgriffen, auf den Trittbrettern, mit halbem Leibe in der Luft, einige in voller Rüstung, andere halb nackt. Auf der Straße kam nun Fuhrwerk aller Art, Protzen ohne Geschütze, Kanzleikarren, Ambulanzwagen, aber mit Gesunden bepackt. Jetzt sauste und polterte ein zerbrochener Muuitiouskarren einher, dann ein Bauernwagen mit Bettzeug und allerlei Habseligkeiten — ohne ihre Besitzer. Ein Zuave leitete die Pferde, zwei gräßlich verstümmelte Tnrkos lagen auf dem Wagen quer über, ein Haufe unbewaffneter Soldaten klammerte sich außerdem noch oben an. Dann kamen verschiedene Marketenderwagen. Die Reiterei sämtlicher deutscher Divisionen übernahm sofort die Verfolgung und setzte sie 6 Meilen weit bis Zabern fort. Wie überstürzt die Eile war, womit die Franzosen die Flucht antraten, geht schon daraus hervor, daß Marschall Mac Mahnn selbst seinen Stabswagen, der die Papiere seines Bureaus und seine Briefschaften enthielt, zurückließ. Außerdem wurde die Kriegskasse, bestehend in 360000 Francs, erbeutet sowie zahlreiches wertvolles Troßgepäck. Auch die Bevölkerung der ganzen Umgegend flüchtete in blinder Flucht karawanenartig dem Wasgenwalde zu. Der Verlust der Frauzosen betrug an Toten und Verwundeten 5000 Mann, an Gefangenen 8000 Mann, darunter 2500 Verwundete. Vonseiten der Deutschen war der Sieg mit einem Verlust von 489 Offizieren, 10 153 Mann an Toten und Verwundeten erkauft. Und doch erschien beim Anblick der eroberten Stellungen diese schreckliche Zahl fast gering! Nachdem die Franzosen die Vormittagsstunden hindurch auch zahlenmäßig die Oberhand gehabt hatten, waren schließlich den 60000 Franzosen in ihrer fast uneinnehmbaren Stellung 90000 Deutsche als Angreifende gegenübergestanden. Ein trauriges Bild der Zerstörung bot Wörth. Die Häuser der Hauptstraßen waren alle verwüstet, Fenster und Türen zerschlagen und zerschossen. Langsam brach der Abend über die wechselnden, oft herzzerreißenden Bilder herein. Aber je schwerer der Kampf, um so herrlicher der Sieg. Und diesen hatten die Deutschen in erhebendster Weise gewonnen. Selten wurden Schlachten mit einer solchen idealen Hingebung, mit solcher überschäumenden und alles durchdringenden natürlichen Begeisterung geschlagen wie die Anfangsschlachten dieses Krieges bei Weißenburg und Wörth. Der Gedanke „Vaterland!" und das Bewußtsein dieses vor der rücksichtslosen Mißhandlung eines haßerfüllten geschworenen Feindes zu retten, retten zu müssen beseelte die Brust jedes einzelnen Kämpfers mit feurigem Mute und triumphierte mächtig über alle Gefahren, Anstrengungen, Nöten und Leiden des Kampfes. Ja auch alle Schrecknisse des Todes besiegte das durchmannende Gefühl dieser hohen Aufgabe. Ein wahrhaft homerischer Geist von ursprünglichem Kampfeszorn

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 594

1906 - München : Oldenbourg
594 124. Der Volkskrieg an der Loire — ein neuer, zweiter Krieg. befand. Man kann diese Erhebung, streng genommen, keinen Aufstand nennen, etwa in dem Sinne des spanischen Aufstandes gegen Napoleon I. Allein der Grad der Volkserhebung und sein Einfluß auf die deutschen Operationen schuf neue Schwierigkeiten, mit welchen nicht nur die deutsche Heeresleitung in Hinsicht der Erlangung von Nachrichten und folgerichtig ihrer Anordnungen und Ziele, sondern auch die Truppenführung, herunter bis zur einfachen Patrouille, gerade in der Periode oon Conlmiers bis zur zweiten Einnahme von Orleans zu kämpfen hatten. Die deutschen Heere an der Loire hatten im November zwei Gegner: der eine waren die neuen Armeen, der andere war das feindselige und bewaffnete Volk. Beide vereinigten sich darin, der deutschen Heeresleitung jeden Schritt zu erschweren, nämlich durch die systematische Zerstörung aller Kommnnikations- und Verkehrsmittel, durch die Absicht der mechanischen Abschließung des eigenen Besitzes von Fremden. Ob die Wege zu Nachrichten überhaupt verstopft werden, ob die Patrouille von einem bewaffneten Bauer oder einem Soldaten heruntergeschossen wird, ob Straßen, Wege, Wegweiser, Eisenbahnen, Telegraphen von Soldaten oder Freischärlern oder Bauern unbenutzbar gemacht werden, ob die Regierung, die Armee oder das feindselige Volk die Mittel des Unterhalts für die gegnerische Armee vernichtet, ob ihre rückwärtigen Verbindungen von der Armee oder dem Volke unterbrochen und bedroht werden usw., das ist für die einfache Tatsache nicht von Belang. Die verschiedenen Tatsachen zusammen, besonders wenn, wie es hier der Fall war, System darin liegt, verändern nicht nur den Charakter des Krieges, sondern erschweren die Operationen in einem Grade, der wieder nur dann richtig abgeschätzt werden kann, wenn über die Gestaltung und den Charakter des Kriegsschauplatzes völlig richtige Begriffe vorhanden sind. Hiebei fällt der Charakter des Volkes, sein Temperament, sein nationaler Stolz, sein Vertrauen in seine Mittel und die geographische Gestalt samt den Kommunikationsmitteln zu Laude und zur See ins Gewicht, und wenn dies zusammen berücksichtigt wurde, so war das Frankreich von 1870 ein Land, deffen fernere Widerstandsfähigkeit feit der Vernichtung der kaiserlichen Heere bei Sedan und Metz schwer genau beurteilt werden konnte, die aber auch nicht unterschätzt werden durfte. Neben allen diesen Gesichtspunkten sprachen aber auch die Einheit und Gleichheit eines großen Volkes in Bezng auf seinen hohen Kulturzustand gewichtig mit. Es gibt Länder und Völker, welche nach der Beseitigung ihrer Feldarmee ohne weiteres eines längeren Widerstandes unfähig werden, weil die Hilfsquellen sehr ungleich über ihr Gebiet verteilt sind und es an Kommunikationen u. s. w. gebricht Truppen und Armeebedarf sicher und schnell nach jeder beliebigen Richtung hin überzuführen. Ein solches Land war das Frankreich von 1870 nicht. Selbst wenn es zur Hälfte vom Feinde unterworfen war, konnte die andere Hälfte vermöge ihres Reichtums an Menschen

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 599

1906 - München : Oldenbourg
125 Einnahme von Orleans. 599 Der Krieg, der vielen schon fast beendet schien, trat in völlig neue Verhältnisse ein und verlängerte sich ins Ungewisse. Wieder nahm er einen dramatischen Zug an, der seit Metz und Sedan geschwunden war, die Entwickelung erregte aufs nene erwartungsvolle Spannung. Ganz Europa, dessen Völker die unerhörten Siege der bisher gering geachteten Deutschen nicht ohne einige Mißgunst gesehen hatten, verfolgte mit höchstem Interesse den wiederbelebten Wasfengang. ■V V X f~i 0 N!\! Bayerische Artillerie im Kampfe bei (Eoulmiers. Da der Feind über die Loire bis nach Salbris gewichen war, beschränkte sich Tann bei der geringen Zahl seiner Truppen darauf den Flußabschnitt bei Orleans zu halten, während die 22. Division und die 4. Kavalleriedivision die zahlreichen Freischaren im Nordwesten vertreiben sollten. Am 18. Oktober fanden sie die offene Stadt Chateau dun durch Barrikaden verschlossen und von Franktireurs, denen sich die Einwohner kämpfend zugesellten, hartnäckig verteidigt. Die Division stürmte die in Brand geschossene Stadt noch spät abends in gräßlichem Handgemenge; Chäteaudun, großenteils ein rauchender Schutthaufen, büßte mit fast völligem Ruin. Durch sein grausiges Schicksal gewarnt, ergab sich am 21. Chartres, wo den regulären Truppen Abzug gewährt wurde. Der von Gambetta ernannte neue Oberbefehlshaber, General d'aurelle de Paladines, der in kurzer Zeit durch Strenge und fleißige Übung seine

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 601

1906 - München : Oldenbourg
126. Eine gefährliche Eisenbahnfahrt. 601 höchst befriedigt und dieser Sieg hals ihnen sogar über die Bestürzung hinweg, welche die Kapitulation von Metz (27. Oktober) hervorgerufen hatte. So viel hatten sie auch wirklich erreicht: die Loirearmee, an deren Wert viele nicht hatten glauben wollen, war eine Tatsache geworden, mit der ernstlich gerechnet werden mußte. Die deutsche Heeresleitung hatte mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen; Paris fesselte zu viele Kräfte, während fortwährend ringsum neue Armeen ans der Erde schossen. Es war die höchste Zeit, daß Metz siel, sonst wurde die weitere Belagerung der Hauptstadt in Frage gestellt. 126. Eine gefährliche Eisenbahnfahrl. Don Adolf von Erhard.') Von der Eisenbahn-Geniekompagnie des Genie-Regiments (heute 1. und 2. Pionier-Bataillon), die selbst zur bayerischen „Feldeisenbahn-Abteilung" gehörte, war ein Detachement in der Stärke von 3 Unteroffizieren und 36 Mann am 14. Oktober 1870 zu Bahnhofsarbeiten in Etampes zurückgeblieben, ant 22. in Orleans eingetroffen um daselbst bis 9. November den Betrieb auf der Strecke Orleans-Juvisy zu leiten und vereinigte sich erst nach verschiedenartigen Verwendungen am 20. Januar 1871 wieder mit der Abteilung. Kaum graute der Morgen des 9. November, so begannen die Geschütze bei Coulmiers zu spielen und bald ließ der ununterbrochene Donner der Kanonen auch in Orleans erkennen, wie heftig im Westen der Stadt um den Sieg gerungen wurde. Von der großen Übermacht der entgegenstehenden französischen Loirearmee hatte man in den uneingeweihten Kreisen keine Ahnung, wohl aber zeigten die freudigen Mienen der gut unterrichteten Stadtbewohner und deren plötzlich schross hervortretendes, feindseliges Gebahren gegen die noch anwesenden Deutschen, welchen Hoffnungen sie sich hingaben. Von dem Generalstabschef des 1. bayerischen Armeekorps von Heinte th war der Feldeisenbahn-Abteilung morgens der Befehl übermittelt worden, den ganzen im Bahnhof von Orleans vorhandenen Fahrpark zum Rückzug in der Richtung gegen Paris bereit zu halten und sobald die Meldung erfolge, daß auch die letzte Kompagnie des Jnfanterie-Leibregiments, welche am Vor- nicht möglich war, — der Eindruck, daß man bei Nacht, in Schnee und Regen, still, ohne Signale zurückmarschierte, lies; sich nicht verwischen und, gestehen wir es ein, das Bewußtsein, das; gerade uns Bayern dies passieren mußte, milderte dieser: fatalen Eindruck eben nicht." Vgl. Hugo Helvig „Das 1. bayerische Armeekorps von der Tann im Kriege 1870/71." S. 207. München 1872, R. Oldenbourg. „General von der Tann hatte sich mit Geschick und Glück einer mißlichen Lage •entzogen; eine Verfolgung fand überhaupt nicht statt." Moltke a. a. O. S. 127. l) „Bayerische Einzeltaten und Gefechtsbilder aus dem Deutsch-Französischen Kriege 1870/71." Nr. 15, S. 47. München 1899, I. Lindauer.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 593

1906 - München : Oldenbourg
124. Der Volkskrieg an der Loire — ein neuer, zweiter Krieg. 593 Sprache wohnt in dieser Stille; wie wächst die Ergriffenheit an solchem Schweigen! Drunten liegt das deutsche Land, das Land, das mehr getan für die Erlösung des Geistes als irgend ein anderes und dennoch mehr gelitten als irgend ein anderes. Seine Geschichte ist eine Messiade in der Weltgeschichte. Elend und Schmach ist über uns ergangen, 30 Jahre hat der Krieg in unseren Gauen gewütet, der Druck der Fürsten und die Gier der Eroberer- Haben das deutsche Volk, das edelste unter den Völkern, gebeugt. Und dennoch schritt es in stiller Arbeit weiter, dennoch konnten sie ihm eines nicht rauben, das war die Treue und die Kraft seines Herzens. Mit dem Herzen hat es heute die große Tat der Befreiung vollbracht und an dieser Tat hat der ärmste Mann, hat jedes Kind sein Teil, das die Hände zum Himmel erhob und für Deutschland gebetet hat. Das ist der wahre Boden unserer Einigkeit; im Herzen liegt unsere Kraft. O Vaterland, wie schön bist du, wie blühend liegst du zu unseren Füßen, so reich an Schmerzen und so reich an Ruhm! Hell lodern die Frendenfener auf allen Alpen. Und wenn sie noch so ferne sind, aus ihren Flammen schlägt doch ein Stück vom deutschen Geiste znm Himmel und der Himmel wird ihn beschirmen. 124. Der Volkskrieg an der Loire — ein neuer, zweiter Krieg. Don Fritz Hoenig.') Mit dem Volkskrieg an der Loire trat der Krieg unter der französischen Republik in eine neue politische Phase. Ursprünglich nur vou den beiderseitigen Heeren geführt nahm er nunmehr einen völlig veränderten Charakter an und gestaltete die Aufgabe der Strategie, je nachdem sich die Operationen mehr an den Grenzen oder im Herzen des Landes abspielten, weit schwieriger und erhöhte die Mühen und Anstrengungen der Truppen erheblich. Die deutschen Heere kämpften nicht nur gegen eine andere Regierung, sie kämpften vor allen Dingen gegen eine andere Armee. Dabei befanden sie sich in großer Unterlegenheit an Zahl, aber in der Überlegenheit an Tüchtigkeit. Der Kriegsschauplatz an der Loire war sehr verschieden von dem im Osten Frankreichs. Die regnerischen Novembertage im Verein mit den kurzen Tagen und langen Nächten legten den Operationen empfindliche Fesseln an und ließen in vielen Fällen das als unmöglich erscheinen, was znr Sommerszeit aus festen Straßen und bei langen Tagen ausgeführt werben kann. Hiezu trat dann noch vor allen Dingen die Erhebung, in der sich das republikanische Frankreich seit dem Tage von Coulmiers (9. November) !) „Der Volkskrieg an der Loire im Herbste 1870." I. Bd., S. 5 ff. Berlin 1893 E. S. Mittler & Sohn. ffrcnsebet, Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 596

1906 - München : Oldenbourg
596 125. Vormarsch gegen die Loire. Bevölkerung im Einverständnis kamen und verschwanden sie, lagen im Hinterhalt, wichen fliehend einem ernsten Angriff aus und erschienen bald wieder an einer anderen Stelle. Sehr viele aber trieben ihr Wesen mit Heimtücke. Sie trugen nur Schärpe oder farbiges Halstuch um sich vor ihren Landsleuten und im Falle der Gefangenschaft als Soldaten auszuweisen. Gar oft kam es vor, daß solche „Hannes" oder „Pisangs", wie unsere Soldaten die Bauern (paysans) nannten, in der landesüblichen blauen Bluse, breitbeinig, die Hände tief in der Hosentasche, den Pfeifenstummel im Munde, ruhig den Vorbeimarsch von Truppen mit ansahen, dann rasch ihre Flinten ergriffen und von der Seite oder von hinten feuerten; wurde dann der Wald oder das Dorf abgesucht, versteckte der Franktireur Gewehr und Abzeichen und stand in aller Unschuld als harmloser Bauer da. Die große Kriegführung konnte dadurch nicht gehemmt, wohl aber im einzelnen viel Unheil angerichtet werden und das Schlimmste war als unvermeidliche Folge gegenseitige wütende Erbitterung. Den Franzosen selber trug diese veraltete, nur fälschlich als patriotisch betrachtete Kriegsweise den größten Schaden ein. Die moderne, menschlich gewordene Zeit führt allein Krieg mit den Soldaten und will die bürgerliche Bevölkerung schotten; das kann jedoch nur geschehen, wenn diese sich selber jeder kriegerischen Handlung vollständig enthält. Die deutsche Oberleitung wachte mit eiserner Strenge über der Schonnng von Privatleuten und ihrem Eigentum; um so weniger durfte jener heillose Unfug, geduldet werden. Daher verfuhr man mit diesem feigen Gesindel sehr kurz; die Ortschaften, deren Einwohner die Waffen erhoben hatten, wurden niedergebrannt, den Gemeinden außerdem schwere Geldstrafen auferlegt. Diese vermeintliche Härte kam als Warnung den Franzosen selbst znstatten und verfehlte nicht ihre Wirkung. Gewöhnlich wurden in den besetzten Orten die Waffen eingefordert und vernichtet und die Behörden waren oft recht eifrig sie auszuspüren und einzuliefern. Denn die Franktireurs belästigten auch ihre eigenen Landsleute und neben sonst ehrlichen, nur verblendeten Männern gab es unter ihnen genug, die unter dem Deckmantel der Vaterlandsliebe nur schändliche Räuberei trieben. Es ließ sich gar nicht übersehen, wie stark diese Scharen und ob sie nicht die Vorläufer von regelmäßigen Truppen waren; bettn sie dienten auch zur Deckung und Verschleierung neu entstehender Truppettkörper. Da die Armee bei Paris vor jedem Angriff gesichert werden mußte, schwärmte die starke deutsche Reiterei, sechs Divisionen, nach allen Seiten ans um auszukundschaften und auch Lebensrnittel auszutreiben. Ringsum fielen kleine Gefechte vor und als die 4. Kavalleriedivision feststellte, daß sich vor Orleans bedeutende Streitkräfte sammelten, wurde zu ihrer Bekämpfung am 6. Oktober eine besondere Heeresabteilung dem General von der Tann unterstellt, bestehend aus dem 1. bayerischen Korps und der 22. Division (die thüringisch-hessischen Regimenter 32, 95, 83, 94) unter General von Wittich.

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 605

1906 - München : Oldenbourg
127. Ergebnisse der Schlacht von Orleans am 3. und 4. Dezember. 605- Landstraße mit Taschentüchern und Gewehren, trotzdem ganze Trnppenabtei-lungen stehen blieben vor Verwunderung über das unsinnige Beginnen im tollen Jagen in Feindesrachen zu rennen. Nichts hielt den Ingenieur und seine Begleiter mehr auf, der Bahnhof war in Sicht, von französischem Militär nichts zu bemerken; daher ward mit gemäßigter Geschwindigkeit in den einsam und verlasfeu daliegenden Bahnhof eingefahren, die Maschine vor den Zug gelegt und angekoppelt. Zurück geht es mit dem Zuge an den Augen der eben noch so besorgten Leute an der Landstraße vorüber. Nach weniger als einer halben Stunde besand sich auch dieser Zug zu Toury in Sicherheit und das Detachement konnte stolz sein, die bei dem Rückzüge von Orleans ihm zugewiesene Aufgabe trotz der schwierigsten Umstände voll und ganz erledigt zu haben. 127. Ergebnisse der Schlacht von Orleans am 3. und 4. Dezember. Don Hermann Kunz.') Die Ergebnisse der zweitägigen Schlacht von Orleans waren glänzend, die eigenen Verluste der Sieger dabei gering zu nennen. Der Haupterfolg der Schlacht liegt aber nicht in der Masse der gemachten Gefangenen und der eroberten Geschütze, sondern in der Zersprengung der französischen Loirearmee und in dem großen Niedergang des moralischen Elements bei den Franzosen. Nicht leicht dürfte es schärfere Gegensätze in der moralischen Verfassung eines und desfelben Heeres geben, wie wir sie bei der Loirearmee binnen weniger Tage feststellen konnten. Am 1. Dezember gingen die Massen dieses Heeres mit srohester Siegeszuversicht vorwärts, begeistert durch die ^.ügen-proklamatiouen Gambettas, stolz auf die angeblichen Erfolge der Pariser-Armee, begierig darauf es deu Pariser Äameraden gleichzutun. Heitere Fröhlichkeit herrschte vor, die berühmte »gaite gauloise«, auf welche die Franzosen nicht ohne Grund stolz sind, spiegelte sich auf den Gesichtern der Tausende ab, die bei Villepion in den Kampf zogen. Als nun gar noch ein Sieg die Anstrengungen dieses Tages lohnte, da gab es kein Halten mehr. Jetzt war nur noch von Enthusiasmus die Rede. Man fürchtete ordeutlich, die verhaßten »Prassiens« würden sich dem gallischen Ansturme noch rechtzeitig entziehen und dadurch einer Niederlage entgehen. Aber der Erfolg war sicher; wehe dem, der etwa daran gezweifelt hätte! Wer aber gar gewagt hätte solche Zweisel auszusprechen, den hätte man einfach für einen Verräter gehalten. So war die Stimmung am Morgen des 2. Dezember, am Jahrestage der Schlacht von Austerlitz. i; „Die Schlacht von Orleans", S. 239. Berlin 1894, Mittler.
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