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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 558

1906 - München : Oldenbourg
558 116. Die ersten Siege. die wilde Jagd eilten die Reiter der Stadt zu und ohne Aufenthalt durch. An den Stationen warfen gesunde Fußsoldaten die Verwundeten aus den Bahnwagen und setzten sich selbst hinein. Als der Zug davonsauste, waren alle Wagen überfüllt; auf den Wagendächern hingen sie, an den Türgriffen, auf den Trittbrettern, mit halbem Leibe in der Luft, einige in voller Rüstung, andere halb nackt. Auf der Straße kam nun Fuhrwerk aller Art, Protzen ohne Geschütze, Kanzleikarren, Ambulanzwagen, aber mit Gesunden bepackt. Jetzt sauste und polterte ein zerbrochener Muuitiouskarren einher, dann ein Bauernwagen mit Bettzeug und allerlei Habseligkeiten — ohne ihre Besitzer. Ein Zuave leitete die Pferde, zwei gräßlich verstümmelte Tnrkos lagen auf dem Wagen quer über, ein Haufe unbewaffneter Soldaten klammerte sich außerdem noch oben an. Dann kamen verschiedene Marketenderwagen. Die Reiterei sämtlicher deutscher Divisionen übernahm sofort die Verfolgung und setzte sie 6 Meilen weit bis Zabern fort. Wie überstürzt die Eile war, womit die Franzosen die Flucht antraten, geht schon daraus hervor, daß Marschall Mac Mahnn selbst seinen Stabswagen, der die Papiere seines Bureaus und seine Briefschaften enthielt, zurückließ. Außerdem wurde die Kriegskasse, bestehend in 360000 Francs, erbeutet sowie zahlreiches wertvolles Troßgepäck. Auch die Bevölkerung der ganzen Umgegend flüchtete in blinder Flucht karawanenartig dem Wasgenwalde zu. Der Verlust der Frauzosen betrug an Toten und Verwundeten 5000 Mann, an Gefangenen 8000 Mann, darunter 2500 Verwundete. Vonseiten der Deutschen war der Sieg mit einem Verlust von 489 Offizieren, 10 153 Mann an Toten und Verwundeten erkauft. Und doch erschien beim Anblick der eroberten Stellungen diese schreckliche Zahl fast gering! Nachdem die Franzosen die Vormittagsstunden hindurch auch zahlenmäßig die Oberhand gehabt hatten, waren schließlich den 60000 Franzosen in ihrer fast uneinnehmbaren Stellung 90000 Deutsche als Angreifende gegenübergestanden. Ein trauriges Bild der Zerstörung bot Wörth. Die Häuser der Hauptstraßen waren alle verwüstet, Fenster und Türen zerschlagen und zerschossen. Langsam brach der Abend über die wechselnden, oft herzzerreißenden Bilder herein. Aber je schwerer der Kampf, um so herrlicher der Sieg. Und diesen hatten die Deutschen in erhebendster Weise gewonnen. Selten wurden Schlachten mit einer solchen idealen Hingebung, mit solcher überschäumenden und alles durchdringenden natürlichen Begeisterung geschlagen wie die Anfangsschlachten dieses Krieges bei Weißenburg und Wörth. Der Gedanke „Vaterland!" und das Bewußtsein dieses vor der rücksichtslosen Mißhandlung eines haßerfüllten geschworenen Feindes zu retten, retten zu müssen beseelte die Brust jedes einzelnen Kämpfers mit feurigem Mute und triumphierte mächtig über alle Gefahren, Anstrengungen, Nöten und Leiden des Kampfes. Ja auch alle Schrecknisse des Todes besiegte das durchmannende Gefühl dieser hohen Aufgabe. Ein wahrhaft homerischer Geist von ursprünglichem Kampfeszorn

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 594

1906 - München : Oldenbourg
594 124. Der Volkskrieg an der Loire — ein neuer, zweiter Krieg. befand. Man kann diese Erhebung, streng genommen, keinen Aufstand nennen, etwa in dem Sinne des spanischen Aufstandes gegen Napoleon I. Allein der Grad der Volkserhebung und sein Einfluß auf die deutschen Operationen schuf neue Schwierigkeiten, mit welchen nicht nur die deutsche Heeresleitung in Hinsicht der Erlangung von Nachrichten und folgerichtig ihrer Anordnungen und Ziele, sondern auch die Truppenführung, herunter bis zur einfachen Patrouille, gerade in der Periode oon Conlmiers bis zur zweiten Einnahme von Orleans zu kämpfen hatten. Die deutschen Heere an der Loire hatten im November zwei Gegner: der eine waren die neuen Armeen, der andere war das feindselige und bewaffnete Volk. Beide vereinigten sich darin, der deutschen Heeresleitung jeden Schritt zu erschweren, nämlich durch die systematische Zerstörung aller Kommnnikations- und Verkehrsmittel, durch die Absicht der mechanischen Abschließung des eigenen Besitzes von Fremden. Ob die Wege zu Nachrichten überhaupt verstopft werden, ob die Patrouille von einem bewaffneten Bauer oder einem Soldaten heruntergeschossen wird, ob Straßen, Wege, Wegweiser, Eisenbahnen, Telegraphen von Soldaten oder Freischärlern oder Bauern unbenutzbar gemacht werden, ob die Regierung, die Armee oder das feindselige Volk die Mittel des Unterhalts für die gegnerische Armee vernichtet, ob ihre rückwärtigen Verbindungen von der Armee oder dem Volke unterbrochen und bedroht werden usw., das ist für die einfache Tatsache nicht von Belang. Die verschiedenen Tatsachen zusammen, besonders wenn, wie es hier der Fall war, System darin liegt, verändern nicht nur den Charakter des Krieges, sondern erschweren die Operationen in einem Grade, der wieder nur dann richtig abgeschätzt werden kann, wenn über die Gestaltung und den Charakter des Kriegsschauplatzes völlig richtige Begriffe vorhanden sind. Hiebei fällt der Charakter des Volkes, sein Temperament, sein nationaler Stolz, sein Vertrauen in seine Mittel und die geographische Gestalt samt den Kommunikationsmitteln zu Laude und zur See ins Gewicht, und wenn dies zusammen berücksichtigt wurde, so war das Frankreich von 1870 ein Land, deffen fernere Widerstandsfähigkeit feit der Vernichtung der kaiserlichen Heere bei Sedan und Metz schwer genau beurteilt werden konnte, die aber auch nicht unterschätzt werden durfte. Neben allen diesen Gesichtspunkten sprachen aber auch die Einheit und Gleichheit eines großen Volkes in Bezng auf seinen hohen Kulturzustand gewichtig mit. Es gibt Länder und Völker, welche nach der Beseitigung ihrer Feldarmee ohne weiteres eines längeren Widerstandes unfähig werden, weil die Hilfsquellen sehr ungleich über ihr Gebiet verteilt sind und es an Kommunikationen u. s. w. gebricht Truppen und Armeebedarf sicher und schnell nach jeder beliebigen Richtung hin überzuführen. Ein solches Land war das Frankreich von 1870 nicht. Selbst wenn es zur Hälfte vom Feinde unterworfen war, konnte die andere Hälfte vermöge ihres Reichtums an Menschen

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 599

1906 - München : Oldenbourg
125 Einnahme von Orleans. 599 Der Krieg, der vielen schon fast beendet schien, trat in völlig neue Verhältnisse ein und verlängerte sich ins Ungewisse. Wieder nahm er einen dramatischen Zug an, der seit Metz und Sedan geschwunden war, die Entwickelung erregte aufs nene erwartungsvolle Spannung. Ganz Europa, dessen Völker die unerhörten Siege der bisher gering geachteten Deutschen nicht ohne einige Mißgunst gesehen hatten, verfolgte mit höchstem Interesse den wiederbelebten Wasfengang. ■V V X f~i 0 N!\! Bayerische Artillerie im Kampfe bei (Eoulmiers. Da der Feind über die Loire bis nach Salbris gewichen war, beschränkte sich Tann bei der geringen Zahl seiner Truppen darauf den Flußabschnitt bei Orleans zu halten, während die 22. Division und die 4. Kavalleriedivision die zahlreichen Freischaren im Nordwesten vertreiben sollten. Am 18. Oktober fanden sie die offene Stadt Chateau dun durch Barrikaden verschlossen und von Franktireurs, denen sich die Einwohner kämpfend zugesellten, hartnäckig verteidigt. Die Division stürmte die in Brand geschossene Stadt noch spät abends in gräßlichem Handgemenge; Chäteaudun, großenteils ein rauchender Schutthaufen, büßte mit fast völligem Ruin. Durch sein grausiges Schicksal gewarnt, ergab sich am 21. Chartres, wo den regulären Truppen Abzug gewährt wurde. Der von Gambetta ernannte neue Oberbefehlshaber, General d'aurelle de Paladines, der in kurzer Zeit durch Strenge und fleißige Übung seine

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 601

1906 - München : Oldenbourg
126. Eine gefährliche Eisenbahnfahrt. 601 höchst befriedigt und dieser Sieg hals ihnen sogar über die Bestürzung hinweg, welche die Kapitulation von Metz (27. Oktober) hervorgerufen hatte. So viel hatten sie auch wirklich erreicht: die Loirearmee, an deren Wert viele nicht hatten glauben wollen, war eine Tatsache geworden, mit der ernstlich gerechnet werden mußte. Die deutsche Heeresleitung hatte mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen; Paris fesselte zu viele Kräfte, während fortwährend ringsum neue Armeen ans der Erde schossen. Es war die höchste Zeit, daß Metz siel, sonst wurde die weitere Belagerung der Hauptstadt in Frage gestellt. 126. Eine gefährliche Eisenbahnfahrl. Don Adolf von Erhard.') Von der Eisenbahn-Geniekompagnie des Genie-Regiments (heute 1. und 2. Pionier-Bataillon), die selbst zur bayerischen „Feldeisenbahn-Abteilung" gehörte, war ein Detachement in der Stärke von 3 Unteroffizieren und 36 Mann am 14. Oktober 1870 zu Bahnhofsarbeiten in Etampes zurückgeblieben, ant 22. in Orleans eingetroffen um daselbst bis 9. November den Betrieb auf der Strecke Orleans-Juvisy zu leiten und vereinigte sich erst nach verschiedenartigen Verwendungen am 20. Januar 1871 wieder mit der Abteilung. Kaum graute der Morgen des 9. November, so begannen die Geschütze bei Coulmiers zu spielen und bald ließ der ununterbrochene Donner der Kanonen auch in Orleans erkennen, wie heftig im Westen der Stadt um den Sieg gerungen wurde. Von der großen Übermacht der entgegenstehenden französischen Loirearmee hatte man in den uneingeweihten Kreisen keine Ahnung, wohl aber zeigten die freudigen Mienen der gut unterrichteten Stadtbewohner und deren plötzlich schross hervortretendes, feindseliges Gebahren gegen die noch anwesenden Deutschen, welchen Hoffnungen sie sich hingaben. Von dem Generalstabschef des 1. bayerischen Armeekorps von Heinte th war der Feldeisenbahn-Abteilung morgens der Befehl übermittelt worden, den ganzen im Bahnhof von Orleans vorhandenen Fahrpark zum Rückzug in der Richtung gegen Paris bereit zu halten und sobald die Meldung erfolge, daß auch die letzte Kompagnie des Jnfanterie-Leibregiments, welche am Vor- nicht möglich war, — der Eindruck, daß man bei Nacht, in Schnee und Regen, still, ohne Signale zurückmarschierte, lies; sich nicht verwischen und, gestehen wir es ein, das Bewußtsein, das; gerade uns Bayern dies passieren mußte, milderte dieser: fatalen Eindruck eben nicht." Vgl. Hugo Helvig „Das 1. bayerische Armeekorps von der Tann im Kriege 1870/71." S. 207. München 1872, R. Oldenbourg. „General von der Tann hatte sich mit Geschick und Glück einer mißlichen Lage •entzogen; eine Verfolgung fand überhaupt nicht statt." Moltke a. a. O. S. 127. l) „Bayerische Einzeltaten und Gefechtsbilder aus dem Deutsch-Französischen Kriege 1870/71." Nr. 15, S. 47. München 1899, I. Lindauer.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 593

1906 - München : Oldenbourg
124. Der Volkskrieg an der Loire — ein neuer, zweiter Krieg. 593 Sprache wohnt in dieser Stille; wie wächst die Ergriffenheit an solchem Schweigen! Drunten liegt das deutsche Land, das Land, das mehr getan für die Erlösung des Geistes als irgend ein anderes und dennoch mehr gelitten als irgend ein anderes. Seine Geschichte ist eine Messiade in der Weltgeschichte. Elend und Schmach ist über uns ergangen, 30 Jahre hat der Krieg in unseren Gauen gewütet, der Druck der Fürsten und die Gier der Eroberer- Haben das deutsche Volk, das edelste unter den Völkern, gebeugt. Und dennoch schritt es in stiller Arbeit weiter, dennoch konnten sie ihm eines nicht rauben, das war die Treue und die Kraft seines Herzens. Mit dem Herzen hat es heute die große Tat der Befreiung vollbracht und an dieser Tat hat der ärmste Mann, hat jedes Kind sein Teil, das die Hände zum Himmel erhob und für Deutschland gebetet hat. Das ist der wahre Boden unserer Einigkeit; im Herzen liegt unsere Kraft. O Vaterland, wie schön bist du, wie blühend liegst du zu unseren Füßen, so reich an Schmerzen und so reich an Ruhm! Hell lodern die Frendenfener auf allen Alpen. Und wenn sie noch so ferne sind, aus ihren Flammen schlägt doch ein Stück vom deutschen Geiste znm Himmel und der Himmel wird ihn beschirmen. 124. Der Volkskrieg an der Loire — ein neuer, zweiter Krieg. Don Fritz Hoenig.') Mit dem Volkskrieg an der Loire trat der Krieg unter der französischen Republik in eine neue politische Phase. Ursprünglich nur vou den beiderseitigen Heeren geführt nahm er nunmehr einen völlig veränderten Charakter an und gestaltete die Aufgabe der Strategie, je nachdem sich die Operationen mehr an den Grenzen oder im Herzen des Landes abspielten, weit schwieriger und erhöhte die Mühen und Anstrengungen der Truppen erheblich. Die deutschen Heere kämpften nicht nur gegen eine andere Regierung, sie kämpften vor allen Dingen gegen eine andere Armee. Dabei befanden sie sich in großer Unterlegenheit an Zahl, aber in der Überlegenheit an Tüchtigkeit. Der Kriegsschauplatz an der Loire war sehr verschieden von dem im Osten Frankreichs. Die regnerischen Novembertage im Verein mit den kurzen Tagen und langen Nächten legten den Operationen empfindliche Fesseln an und ließen in vielen Fällen das als unmöglich erscheinen, was znr Sommerszeit aus festen Straßen und bei langen Tagen ausgeführt werben kann. Hiezu trat dann noch vor allen Dingen die Erhebung, in der sich das republikanische Frankreich seit dem Tage von Coulmiers (9. November) !) „Der Volkskrieg an der Loire im Herbste 1870." I. Bd., S. 5 ff. Berlin 1893 E. S. Mittler & Sohn. ffrcnsebet, Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 596

1906 - München : Oldenbourg
596 125. Vormarsch gegen die Loire. Bevölkerung im Einverständnis kamen und verschwanden sie, lagen im Hinterhalt, wichen fliehend einem ernsten Angriff aus und erschienen bald wieder an einer anderen Stelle. Sehr viele aber trieben ihr Wesen mit Heimtücke. Sie trugen nur Schärpe oder farbiges Halstuch um sich vor ihren Landsleuten und im Falle der Gefangenschaft als Soldaten auszuweisen. Gar oft kam es vor, daß solche „Hannes" oder „Pisangs", wie unsere Soldaten die Bauern (paysans) nannten, in der landesüblichen blauen Bluse, breitbeinig, die Hände tief in der Hosentasche, den Pfeifenstummel im Munde, ruhig den Vorbeimarsch von Truppen mit ansahen, dann rasch ihre Flinten ergriffen und von der Seite oder von hinten feuerten; wurde dann der Wald oder das Dorf abgesucht, versteckte der Franktireur Gewehr und Abzeichen und stand in aller Unschuld als harmloser Bauer da. Die große Kriegführung konnte dadurch nicht gehemmt, wohl aber im einzelnen viel Unheil angerichtet werden und das Schlimmste war als unvermeidliche Folge gegenseitige wütende Erbitterung. Den Franzosen selber trug diese veraltete, nur fälschlich als patriotisch betrachtete Kriegsweise den größten Schaden ein. Die moderne, menschlich gewordene Zeit führt allein Krieg mit den Soldaten und will die bürgerliche Bevölkerung schotten; das kann jedoch nur geschehen, wenn diese sich selber jeder kriegerischen Handlung vollständig enthält. Die deutsche Oberleitung wachte mit eiserner Strenge über der Schonnng von Privatleuten und ihrem Eigentum; um so weniger durfte jener heillose Unfug, geduldet werden. Daher verfuhr man mit diesem feigen Gesindel sehr kurz; die Ortschaften, deren Einwohner die Waffen erhoben hatten, wurden niedergebrannt, den Gemeinden außerdem schwere Geldstrafen auferlegt. Diese vermeintliche Härte kam als Warnung den Franzosen selbst znstatten und verfehlte nicht ihre Wirkung. Gewöhnlich wurden in den besetzten Orten die Waffen eingefordert und vernichtet und die Behörden waren oft recht eifrig sie auszuspüren und einzuliefern. Denn die Franktireurs belästigten auch ihre eigenen Landsleute und neben sonst ehrlichen, nur verblendeten Männern gab es unter ihnen genug, die unter dem Deckmantel der Vaterlandsliebe nur schändliche Räuberei trieben. Es ließ sich gar nicht übersehen, wie stark diese Scharen und ob sie nicht die Vorläufer von regelmäßigen Truppen waren; bettn sie dienten auch zur Deckung und Verschleierung neu entstehender Truppettkörper. Da die Armee bei Paris vor jedem Angriff gesichert werden mußte, schwärmte die starke deutsche Reiterei, sechs Divisionen, nach allen Seiten ans um auszukundschaften und auch Lebensrnittel auszutreiben. Ringsum fielen kleine Gefechte vor und als die 4. Kavalleriedivision feststellte, daß sich vor Orleans bedeutende Streitkräfte sammelten, wurde zu ihrer Bekämpfung am 6. Oktober eine besondere Heeresabteilung dem General von der Tann unterstellt, bestehend aus dem 1. bayerischen Korps und der 22. Division (die thüringisch-hessischen Regimenter 32, 95, 83, 94) unter General von Wittich.

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 605

1906 - München : Oldenbourg
127. Ergebnisse der Schlacht von Orleans am 3. und 4. Dezember. 605- Landstraße mit Taschentüchern und Gewehren, trotzdem ganze Trnppenabtei-lungen stehen blieben vor Verwunderung über das unsinnige Beginnen im tollen Jagen in Feindesrachen zu rennen. Nichts hielt den Ingenieur und seine Begleiter mehr auf, der Bahnhof war in Sicht, von französischem Militär nichts zu bemerken; daher ward mit gemäßigter Geschwindigkeit in den einsam und verlasfeu daliegenden Bahnhof eingefahren, die Maschine vor den Zug gelegt und angekoppelt. Zurück geht es mit dem Zuge an den Augen der eben noch so besorgten Leute an der Landstraße vorüber. Nach weniger als einer halben Stunde besand sich auch dieser Zug zu Toury in Sicherheit und das Detachement konnte stolz sein, die bei dem Rückzüge von Orleans ihm zugewiesene Aufgabe trotz der schwierigsten Umstände voll und ganz erledigt zu haben. 127. Ergebnisse der Schlacht von Orleans am 3. und 4. Dezember. Don Hermann Kunz.') Die Ergebnisse der zweitägigen Schlacht von Orleans waren glänzend, die eigenen Verluste der Sieger dabei gering zu nennen. Der Haupterfolg der Schlacht liegt aber nicht in der Masse der gemachten Gefangenen und der eroberten Geschütze, sondern in der Zersprengung der französischen Loirearmee und in dem großen Niedergang des moralischen Elements bei den Franzosen. Nicht leicht dürfte es schärfere Gegensätze in der moralischen Verfassung eines und desfelben Heeres geben, wie wir sie bei der Loirearmee binnen weniger Tage feststellen konnten. Am 1. Dezember gingen die Massen dieses Heeres mit srohester Siegeszuversicht vorwärts, begeistert durch die ^.ügen-proklamatiouen Gambettas, stolz auf die angeblichen Erfolge der Pariser-Armee, begierig darauf es deu Pariser Äameraden gleichzutun. Heitere Fröhlichkeit herrschte vor, die berühmte »gaite gauloise«, auf welche die Franzosen nicht ohne Grund stolz sind, spiegelte sich auf den Gesichtern der Tausende ab, die bei Villepion in den Kampf zogen. Als nun gar noch ein Sieg die Anstrengungen dieses Tages lohnte, da gab es kein Halten mehr. Jetzt war nur noch von Enthusiasmus die Rede. Man fürchtete ordeutlich, die verhaßten »Prassiens« würden sich dem gallischen Ansturme noch rechtzeitig entziehen und dadurch einer Niederlage entgehen. Aber der Erfolg war sicher; wehe dem, der etwa daran gezweifelt hätte! Wer aber gar gewagt hätte solche Zweisel auszusprechen, den hätte man einfach für einen Verräter gehalten. So war die Stimmung am Morgen des 2. Dezember, am Jahrestage der Schlacht von Austerlitz. i; „Die Schlacht von Orleans", S. 239. Berlin 1894, Mittler.

8. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 628

1888 - Berlin : Hertz
628 Nach der Schlacht bei Sedan. theilen wird. Darum müssen wir schlagserlig bleiben; aber schon jetzt meinen Dank Jedem, der ein Blatt zum Lorbeer- und Ruhmeskranze unseres Vaterlandes hinzugefügt." Als der König seine Verbündeten erwähnte, richtete er seine Augen besonders auf die Prinzen Luitpold von Baiern und Wilhelm von Württemberg. Am folgenden Tage brachte der König beim Mittagsmahle im Hauptquartier folgenden Trinkspruch aus: „Wir müssen heut aus Dankbarkeit auf das Wohl meiner braven Armee trinken. Sie, Kriegs-Minister v. Roon, haben unser Schwert geschärft; Sie, General v. Moltke, haben es geleitet und Sie, Graf v. Bismarck, haben seit Jahren durch die Leitung der Politik Preußen auf seinen jetzigen Höhepunkt gebracht. Lassen Sie uns also auf das Wohl der Armee, der drei von Mir Genannten und jedes Einzelnen unter den Anwesenden trinken, der nach seinen Kräften zu den bisherigen Erfolgen beigetragen hat." Wie bedeutend die Armee Mac Mähens vor den letzten zerschmetternden Schlägen noch gewesen, darüber ist nachträglich noch volle Gewißheit erlangt worden. Nachdem die Franzosen in der Schlacht bei Beamnont nahezu 25,000 Manu verloren hatten, wurden in der Schlacht bei Sedan 25,000 Mann gefangen, bei der Kapitulation aber 83,000 Mann (darunter 400 Offiziere und über 50 Generäle) und außerdem 14,000 Verwundete vorgefunden. Unter Hinzurechnung von etwa 3000 Mann, die nach Belgien versprengt waren, betrug mithin die Mac Mahon'sche Armee vor den Tagen von Beaumont und Sedan etwa 150,000 Mann. Der großartige Gesammterfolg der Operation gegen Mac Mahon war vor Allem dadurch erreicht worden, daß es der bewunderungswürdigen deutschen Heeresleitung gelungen war, ungeachtet des großen Vorsprungs der Mac Mahon'schen Armee, welche theilweise auf der Eisenbahn nach dem Norden befördert war, alle Kräfte der beiden Kronprinzlichen Armeen aus den weitesten Entfernungen in kräftigsten Eilmärschen nicht blos zur rechten Zeit heranzuziehen, sondern noch die feindliche Armee zu überflügeln und rings zu umgehen, so daß Mac Mahon sich am 1. September zu seiner großen Ueberraschung eingeschlossen sah. Es war hier eines der größten Meisterstücke der Feldherrnkunst gelungen, welches dem General von Moltke, sowie allen den Führern und Truppen, welche zur Durchführung hingebend mitgewirkt haben, für alle Zeiten zum höchsten Ruhme gereichen wird. Nur durch eine so ungewöhnliche Kriegsthat konnte es geschehen, daß eine so starke, tapfere, heldenmüthige Armee sich genöthigt fand, vor dem Sieger einfach die Waffen zu strecken, ein Ereigniß, welches bei solcher Truppenzahl in der Kriegsgeschichte aller Völker unerhört war. Mit dem Kaiser selbst, dem verwundeten Marschall Mac Mahon und seinem ganzen Heere fielen 400 Feldgeschütze, darunter 70 Mitraillensen, ferner 150 Festungsgeschütze, 10,000 Pferde und ein reiches Material in die Hände der Deutschen. Ein beispielloser Erfolg in allen Beziehungen! Ausfall Bazaine's und Schlacht bei Noissevillc. Gleichzeitig mit dem Versuche Mac Mahons, zum Entsätze von Metz der deutschen Ein-

9. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 697

1888 - Berlin : Hertz
Empfang des Kaisers. 697 Solche Thaten gehören für ewig der Geschichte an und mit Stolz blickt das Vaterland auf Euch als seine würbigen Söhne. Wohl konnten so große Erfolge nicht ohne die schmerzlichsten Opfer errungen werben und mit Wehmuth gebenken wir der zahlreichen gefallenen Kameraden, ein ehrenvolles Gedächtniß ihnen für alle Zeiten bewahrenb. Jnbem Ich Euch nunmehr auf Befehl Sr. Maj. des Kaisers und nach glücklich und ruhmvoll erkämpftem Frieden verlasse, spreche Ich Euch Allen Meine höchste Anerkennung und Meinen Dank aus; Ich scheide von Ench — Ihr preußischen und bairischen Corps, Ihr Württembergischen und babischen Truppen — mit dem Wunsche und in der Zuversicht, daß die auf blutigen Schlachtselbern geschlossene Waffenbrüderschaft und Einigkeit nimmer zerreißen werbe, sonbern mächtig erstarke zur Ehre, zum Ruhme und zum Segen des wieber erstanbenen gemeinsamen bentschen Vaterlanbes." Der Empfang des Kaisers in der Heimath war überall ebenso herzlich wie glänzenb. Um dem siegreich heimkehrenben Fürsten beim ersten Betreten der deutschen Grenzmark den Zoll der Dankbarkeit barzubringen, hatten sich über 400 rheinische Städte- und Lanbgemeinben vereinigt, dem Kaiserlichen Kriegsherrn einen golbenen Lorbeerkranz darzn-bringen. In der gleichzeitig überreichten Abresse hieß es: „Euer Majestät Heimkehr aus dem Lanbe des Feindes, welcher frevelhaft den von den deutschen Fürsten und Völkern gewünschten Frieden brach, wird ein Siegeszug sein von einer Grenze des Vaterlandes bis zur andern. Ihn begleiten die Bewunderung des Königlichen Helden, welchen ein ehrwürdiges Alter vom Feuer der Schlachten nicht fernhält; die Ehrfnrcht vor der Weisheit, welche des Feindes Pläne vereitelte; der gerechte Stolz auf alle die tapferen Heerführer, welche mit aufopferndem Muth und reicher Umsicht ihren Schaaren voranleuchteten; die Frenbe über den Triumph der unter Einer glorreichen Führung geeinigten deutschen Heere und das erhebeube Bewußtsein ihrer gleichen Tapferkeit. Aber, Allergnäbigster König, an der Schwelle Allerhöchst Ihres Reiches begrüßt Euer Majestät vor allen die Dankbarkeit, welche die vom Feinde nächst bebroht gewesene Provinz schnlbet. Die Rheinprovinz war dem Einfall eines mit wilben Horben vermischten Heeres ausgesetzt; sie blieb vor besseu Schrecknissen bewahrt durch die Besonnenheit und Raschheit, welche den von den Grenzen mit Tapferkeit zurückgeworfenen Feind auf seinem Boden aufsuchte, verfolgte und Nieberlage auf Niederlage ihm beibrachte. Die Siege waren nicht blos jetzt die Rettung der Provinz; sie werben das Gelüste bannen, die westliche Grenzmark Deutschlands von dem Herrscherstamme abzureißen, welcher über ein halbes Jahrhundert ihr tapferer Schützer war; sie werden für alle künftigen Zeiten ein einiges Deutsches Vaterland begründen und erhalten." Der Kaiser dankte in einfachen herzlichen Worten; indem er den Dank zunächst auf die Vorsehung übertrug, wies er dann noch auf das Verbienst der Führer, besonders auf die Weisheit des Grafen Moltke hin. In der Erwieberuug der Adresse der Rheinlande sagte er: „Mit Gottes

10. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 708

1888 - Berlin : Hertz
708 Die Commune in Paris. Mischung in die inneren Angelegenheiten Frankreichs und jeder Bestimmung über die Zukunft eines großen Nachbarvolkes zu enthalten. Daß dieser Entschluß nur bis zu der Grenze durchgeführt werde, wo die Interessen Deutschlands durch weitere Enthaltung gefährvet werden, wo namentlich die Ergebnisse des Präliminarfriedens dadurch in Frage gestellt werden könnten, daß eine faktische Regierung in Frankreich, sei es die jetzige, sei es eine künftige, die Macht nicht hätte, ihn auszuführen; wo diese Grenze eintritt, kann nur die Zukunft lehren. Sollte sie erreicht werden, dann würden wir mit Bedauern, aber mit derselben Entschlossenheit, mit der wir bisher gehandelt haben, das Nachspiel dieses Krieges zu Ende führen/' Die deutsche Regierung erleichterte der französischen Regierung besonders die Sammlung einer starken Truppenmacht bei Versailles. Frankreich durfte nach dem Friedensvertrage außer der Garnison von Paris nur Truppen hinter der Loire halten. Es war ein wichtiges Zugeftänd-niß Seitens der deutschen Regierung, daß sie die Vereinigung einer bedeutenden Armee bei Versailles gestattete. Zum Oberbefehlshaber der letzteren wurde der Marschall Mac Mahon berufen. Aber es währte lange, bis die Truppen von Versailles mit der Hoffnung auf Erfolg vorgehen konnten, da sich inzwischen die Commune durch das Zuströmen revolutionärer Kräfte aus allen Ländern verstärkte und ungehindert ihre Schreckensherrschaft übte. Die Freiheit und das Leben, ebenso wie das Eigenthum der Bürger waren der absoluten Willkür preisgegeben, — Geld und Geldeswerth, Nahrungsmittel und aller sonstige Besitz wurde von bewaffneten Volkshaufen Namens der Commune oder nach eigener Begier aus den Privathäusern mit Gewalt weggenommen, — ein Schutz war nirgends vorhanden, ein Widerstand nicht möglich. Der Erzbischof von Paris und die angesehensten Geistlichen wurden ohne Grund verhaftet, die Kirchen und die Grabdenkmäler beraubt, die Gottesdienste geschlossen und verboten. Jedermann konnte auf die Anklage des Ersten Besten verhaftet und im willkürlichsten Verfahren vernrtheilt werden. Tausende flohen, Tausende dagegen wurden mit Gewalt zurückgehalten, zumal alle Männer im Alter von 17 bis 45 Jahren, welche zum Waffendienst für die Commune gezwungen wurden. In der zweiten Hälfte April konnte Mac Mahon endlich mit größerer Kraft gegen Paris vorgehen. Unter dem Schutze des Mont Valerien gelang es den Truppen der Regierung eine feste Stellung bei Neuilly zu gewinnen und unter erbitterten und blutigen Kämpfen allmälig, wenn auch sehr langsam vorzudringen. Heftiger als während der Belagerung durch die deutschen Truppen wurden die westlichen Stadttheile von Paris vom Mont Valerien aus beschossen und verwüstet, und immer sicherer wurde die Niederlage der Commune. In demselben Maaße aber erhöhten sich die Greuelthaten der Machthaber in Paris. Der Erzbischof und eine große Arzahl Gefangener wurden ermordet, die berühmtesten Paläste und öffentlichen Gebäude durch Petroleum in Brand gesteckt und die ganze Stadt mit Mord und Brand bedroht. Der größte Theil der Pariser Bevölkerung sehnte den Augenblick der Befreiung von dieser Gewaltherrschaft herbei,
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