Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
84 Beginn der Reformation; Ablaßkrämerei in den Marken.
Weise unterstützt zu haben, so ist doch die Umwandelung im Großen und Ganzen als eine Folge der Reformation aufzufassen.
Der Beginn der Reformation. Es ist hier nicht der Ort, btt Geschichte der Reformation selbst zu erzählen: nur bte Einführung berselben in bett Marken uitb die Stellung der branbenburgischen Fürsten zu der neuen Bewegung darf uns hier beschäftigen.
Der allgemeine Verfall der katholischen Kirche, welcher ihren einsichtigsten und treuesten Dienern eine Reformation „an Haupt und Gliedern" schon längst als eine unvermeidliche Nothwendigkeit erscheinen ließ, war in der Mark Branbenburg nicht minber fühlbar, als in allen'übrigen christlichen Landen.
Den letzten Anlaß zu dem kräftigen Auftreten des deutschen Reformators Martin Luther gegen bte allgemeine kirchliche Verberbniß gab bekanntlich bte Ablaßkrämerei, itnb gerabe in Branbenburg war es, wo der schlimmste aller Ablaßverkäufer, Tetzel, sein Wesen am schamlosesten trieb. Leiber hatte ein Kirchenfürst aus bettt branbenburgischen Hanse selbst dem verrufenen Dominikaner bte Vollmacht zum Ablaßverkauf gegeben. Albrecht, des Kurfürsten Joachim Bruder, war durch dessen eifrige Bemühungen Erzbischof von Magdeburg und Halberstabt, sobann auch Kurfürst von Mainz und Cardinal geworben, (wie es bamals herkömmlich war, daß bte jüngeren Söhne der Fürsten sich dem geistlichen Stanbe widmeten und mit reichen Pfründen versehen würden). Er war ein geistreicher, hochgebildeter Mann, aber er sah, wie damals die Meisten seines Gleichen, seine hohe kirchliche Stellung nur als ein Mittel an, sich den Genüssen eines üppigen Lebens hingeben zu können. Wie der Papst Leo X. selber, so brauchte auch er zur Befriedigung seiner Bedürfnisse immer neue Geldmittel, zu deren Herbeischaffung ihm die Ablaßkrämerei der geeignetste Weg erschien. Er wurde von Leo rnt; der Einsammlung der Ablaßgelder für ganz Deutschland beauftragt, die Hälfte des ganzen Ertrags aber durfte er für sich behalten. Er übergab nun die Sammlung dem in solchen Dingen bereits geübten Dominikaner Tetzel, welcher in seinem unwürdigen Treiben so weit gegangen sein soll, daß er sogar Ablaß für noch zu begehende Sünden verkaufte. Er erregte natürlich den Unwillen aller ernsten Geister und brachte Luther enblich zum öffentlichen Auftreten gegen biesen mit beut Heiligsten getriebenen Unfug. Zuerst würde auf die Sache weder von den Hohen in Dentjchlaud, noch in Rom ein großes Gewicht gelegt, man sah dieselbe als eine der oft vorkommenden Streitigkeiten unter verschiedenen Mönchsorden, als eine Eifersüchtelei der Augustiner gegen die Dominikaner an. Luther selbst ahnte noch nicht, wie weit ihn der einmal begonnene Zwiespalt führen würde. Aber die ernste und gewissenhafte Forschung nach der inneren Wahrheit und Begründung der Kirchenlehre unter dem Licht der heiligen Schrift und der unerwartete Widerspruch, welchen er nun bei der Aufstellung der nach seiner Ueberzeugung unzweifelhaftesten evangelischen Lehren fanb, führte ihn von Punkt zu Punkt weiter bis zu dem Kampfe gegen das ganze System der bamaligen Theologie. Man weiß, mit welcher Begeisterung bte Lehre des kühnen Reformators balb in allen Theilen Deutschlaubs ausgenommen würde. Auch in den Marken verbreitete sich dieselbe sehr schnell und fand im Volke fast überall einen guten Boden, doch mußten hier
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Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Albrecht Joachim_Bruder Leo_X Leo Leo Leo Tetzel
Extrahierte Ortsnamen: Branbenburg Magdeburg Mainz Deutschland Dentjchlaud Rom
Dritter Teil.
Die neue Zeit.
Vom Beginn der Reformation bis zur Gegenwart, 15171888.
Die Geschichte der Neuzeit wird in folgende Perioden geteilt:
Erste Periode: vom Beginn der Reformation bis zum westflischen Frieden, 15171648.
Zweite Periode: vom westflischen Frieden bis zum Ausbruch der groen franzsischen Revolution, 16481789.
Dritte Periode: vom Ausbruch der franzsischen Revolution bis zur Gegenwart, 17891888.
Erste Periode.
Vom Beginn der Reformation bis zum westflischen Frieden, 15171648.
Das Zeitalter der Religionskmpfe.
64.
Anfang der Reformation; Martin Luther.
1. Ursache der Reformation. Die M i b ru ch e, die in die christliche Kirche eingedrungen waren, hatten schon seit lange das Bedrfnis einer Reformation derselben an Haupt und Gliedern" hervorgerufen. Aber das Verlangen nach einer solchen war auch durch die groen Kirchenversammlungen zu Konstanz und Basel nicht befriedigt worden.
2. Martin Luther. Da trat als Reformator Martin Luther auf.
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— 43 -
Zusammenkünften am Untersberg eintrafen. Ihr Hauptsührer war Hans Ullmann, der Bürgermeister von Schlettstadt. Auf ihrer Fahne hatten sie den Bundschuh gemalt, welchen in damaliger Zeit die Bauern trugen. Mit den heiligsten Schwüren mußte jeder Stillschweigen über die Vorgänge im Bunde angeloben; schreckliche Strafe sollte den treffen, der etwas von den Plänen verraten würde. Zuerst wollte man sich der Stadt Schlettstadt bemächtigen, von hier die gesamte Banewschaft des Elsasses auf-rnfen und sich sogar mit deu Schweizern verbinden. Die Absichten des Bundes sollten dann offen dargelegt werden. Der Bauer sollte frei sein von den drückenden Lasten und Frohnden, der Bürger keine Zölle und Steuern mehr zahlen. Die Geistlichen sollten nicht mehr als eine Pfründe besitzen; ja man sprach auch von Vertreibung der Juden und Teilung in ihre Schätze — und von Abschaffung der Messe. Die Verschwörung gewann immer weitere Verbreitung, aber eben dadurch wurden ihre Pläne bekannt. Rechtzeitig noch wurde der Bundschuh unterdrückt. In Schlettstadt hatte man alle Vorbereitungen getroffen, um dem drohenden Sturme vorzubeugen. Anfangs hielt man es für unglaublich, daß Ullmann auch daran beteiligt sein könne, aber seine Flucht bewies die Schuld. In Basel wurde er ergriffen und zum Tode verurteilt. Viele seiner Genossen fielen ebenfalls dem Beile des Henkers anheim. — Wohl war für diesmal der Aufstand noch gehemmt, aber jeder wußte, daß er sich wiederholen würde. Ja, Kaiser Maximilian, der in demselben Jahre zur Herrschaft gekommen war, schloß mit Fürsten und Städten ein Bündnis zu gegenseitiger Unterstützung, wenn der böse Geist wieder erwachen sollte. Und er erwachte, als die große kirchliche Bewegung eintrat. — Doch vorher müssen wir noch drei Männer kennen lernen, die um diese Zeit von größter Bedeutung waren.
Geiler von Kahsersberg, Sebastian Brant und Jakob Wimpheling.
Dr. Johann Geiler von Kaysersberg wurde 1445 zu Schaffhausen geboren, wurde aber schon von Kindheit an bei seinem Großvater in Kaysersberg erzogen. — In Straßburg lagen schon seit Jahren Ordensgeistliche und Weltpriester fortwährend im Streite und ergingen sich von der Kanzel herab in den gröbsten
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— 49 —
Führer war Thomas Münzer. Er hielt sich weder an göttliche noch an menschliche Gebote und sagte, man müsse nur den unmittelbaren Eingebungen Gottes Gehör geben. Er verlangte Gütergemeinschaft, Freiheit des Menschen von allen Gesetzen und verwarf jedes staatliche Ansehen. Überall zog er umher und rief zur offenen Gewalt auf. Seine Lehre nahm besonders das Landvolk gierig auf, da es unter hartem Drucke litt. Im Sundgau predigte Johannes Berner im Geiste Münzers, und überall zündeten feine Worte. Im Anfange des Jahres 1525 fanden die ersten Zusammenrottungen statt. Bald ging man zur That über. Große Haufen durchzogen das Land, plünderten und brannten, wo sie nur hinkamen und verwüsteten besonders Kirchen, Klöster und Schlösser. Da ihre Scharen immer mehr anwuchsen, so suchten sie sich auch der Städte zu bemächtigen. Sie rückten vor Sulz und erzwangen die Aufnahme. Verstärkt durch abscheuliches Gesinbel zogen sie auf Gebweiler los und verlangten Öffnung der Thore. Da das niebere Volk in der Stadt mit den Bauern brausen im Einverstänbnisse war, so mußte ihr Begehren erfüllt werben. Klöster und Kirchen würden gebranbschatzt und was nur von Wertsachen zu finden war, wurde mitgenommen. Die Abtei Murbach hatte basfelbeloos. Der Bauern Versuch, Ensish eim zu nehmen, würde abgeschlagen, ba die Regierung alle Anstalten zur Verteibigung getroffen hatte. Am 30. August würden die Bauern von Ebelleuten bei Jllzach angegriffen und ein großes Blutbab unter ihnen angerichtet. Ihre Wut wurde baburch noch mehr entflammt, wahrhaft gräßlich würden ihre Thaten. Die unerhörtesten Greuel begingen sie beim Nieberbrennen von Klöstern und Schlössern. In Uff holz sperrten sie sämtliche Bewohner in die Kirche, um ungestörter ihre Räubereien begehen zu können. Unterbeffen rüstete sich der Abel bebeutenb, um ihnen entgegen zu treten. Daburch verloren sie ihren Mut und zerstreuten sich, nachbent sie das Land in das größte Elend gebracht hatten.
Ein blutigeres Ende fanden die aufständischen Bauern im Nieberelsasse. Hier hatten sich drei Haufen gebildet, die natürlich ebenfalls die Schätze der reichen Klöster als gute Bente ansahen. Scharenweise flüchteten sich Mönche und Nonnen auf den einsamen Gebirgspässen nach Lothringen. — Der eine Haufe zog unter Erasmus Gerber vor Zabern, die Resibenz der Bischöfe von (Straßburg und verlangte, die Stadt solle die Thore
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Extrahierte Personennamen: Thomas_Münzer Johannes_Berner August
§. 62, 4. Anteil der röm. Frauen an der Ausbreit, d. Christentums. 339
angesehenen Bürger von Ta gaste (im heutigen Algier), der aber noch dem Heidentum anhing. Mit christlicher Sanftmut ertrug sie die häufigen Zornausbrüche ihres leidenschaftlichen Gatten, ja es gelang ihren unablässigen Bemühungen, ihn ein Jahr vor seinem Tode noch zum Christentum zu bekehren; ebenso gewann sie auch ihre Schwiegermutter für die Religion Jesu. Zu ihren Hauptpflichten zählte sie die Unterstützung der Armen, wobei ihr Sinn stets aus den Himmel gerichtet war, um ihren Geist immer mehr in Gott zu befestigen und einst der Glückseligkeit würdig befunden zu werden-Die Erziehung ihrer Kinder lag ihr sehr am Herzen. Tiefen Schmerz bereitete der frommen Mutter lange Zeit ihr Sohn Augustinus. Obgleich er schon in seiner ersten Kindheit unter die Täuflinge aufgenommen war, trug man doch Bedenken, ihn das Sakrament empfangen zu lassen, aus Furcht, er möchte dessen Heiligkeit verletzen; denn seine jugendliche Heftigkeit hatte die früheren Eindrücke der Jugend erstickt, und wie fein Herz von maßloser Ruhmsucht erfüllt war, so war auch sein Wandel ungebunden und unordentlich, ja er ergab sich sogar einer Glaubensrichtung, die von der Kirche verdammt war. Darüber vergoß die rechtgläubige Monika bittere Thränen, aber sie ließ nicht nach, für ihren Sohn zu Gott zu beten, und ein Traum beruhigte sie: ein glanzumstrahlter Jüngling sprach zu ihr die Worte: „Wo Du bist, da ist auch Dein Sohn!" Doch dauerte es noch längere Zeit, bis Augustinus feinem Irrglauben entsagte. Endlich wurde das heiße Gebet der frommen Mutter erhört. Zu Mailand, wohin er sich 384, um daselbst die Redekunst zu lehren, von Rom aus begeben hatte, erkannte er seine verkehrte Richtung und bekehrte sich später vollständig zu den Lehren der Kirche. Damit waren alle Wünsche erfüllt, welche Monika noch an diese Welt feffelten; ihr Geist richtete sich nun immer mehr auf das Jenseits, und in ihrem fünfundfünfzigsten Jahre wurde ihr Sehnen gestillt. Im Begriff, nach Afrika überzuschiffen, erkrankte sie zu Ostia an einem Fieber, das ihre himmelwärts strebende Seele bald von den Banden des irdischen Leibes befreite.
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Erste Periode des Mittelalters.
der Übergabe Ravennas sicherte Theodorich seinem Gegner Leben und Freiheit zu; allein wenige Tage nachher wurde Odoaker einer Verschwörung beschuldigt und bei einem Mahle getötet. Theodorich eroberte ganz Italien und erhob Verona und Ravenna zu seinen Residenzen. Auch Sizilien, die südlichen Alpenländer und Südgallien unterwarf er seinem Zepter.
Er behandelte die Bewohner seines neu gestifteten Reiches mild und gerecht und hielt römische Sitten und Gebräuche möglichst bei. Seinen Goten (gegen 200 000 streitbare Männer) gab er das Drittel der Ländereien, welche Odoakers Leute in Besitz hatten, ließ die Gesetze und die Verfassung des römischen Staates bestehen, sodaß die Römer stets nach römischem Rechte gerichtet wurden, und machte alle Unterthanen steuerpflichtig. Die Goten dagegen behielten ihre eigenen Einrichtungen. Ihnen wies er den Wehrstand als ihren Beruf an, die Geschäfte des bürgerlichen Lebens den Römern. Darum mußten die Goten unablässig in den Waffen sich üben, und ihre Kinder durften feine römischen Schulen besuchen, weil nach der Vorstellung des Königs diejenigen nicht ohne Furcht die feindlichen Schwerter erblicken würden, welche schon jung vor der Rute des Lehrers gezittert hätten. Sowie er fein Volk zu tüchtigen Kriegern heranzubilden bemüht war, ebenso förderte er unter den Eingebornen Ackerbau, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft.
Aber die Römer fügten sich nur mit Unwillen der Gotenherrschaft, und die religiösen Streitigkeiten zwischen Arianern und Katholiken dauerten fort. Die verschiedenen Religionsparteien verfolgten sich aller Orten, doch der arianisch gesinnte Theodorich war weit davon entfernt, die Katholiken seines Landes irgendwie zu kränken oder zur Änderung ihrer Ansichten zu zwingen. Trotzdem erntete er nur Undank. Da nämlich im griechischen Reiche unter der Regierung des Kaisers Justin die Arianer grausam verfolgt wurden, so erachtete es Theodorich für feine Pflicht,-, feinen bedrängten Glaubensbrüdern beizustehen, und bat durch den Bifchof Johannes den Kaiser Justin, er möge die den Arianern im griechischen Reiche entrissenen Kirchen zurückgeben. Justin empfing den römischen Bifchof mit großen Ehren, lehnte aber dessen Vermittelung ab. Dadurch wurde Theodorich so argwöhnisch, daß er nicht nur den heimkehrenden Bischof einkerkern ließ, sondern auch in feiner Umgebung eine Verschwörung ahnte. Der römische Senator Albinus wurde angeklagt, er stehe mit Kaiser Justin in verräterischem Brieswechsel, und Theodorich mißtraute jetzt der ganzen römischen Adelspartei. Boethius, der reichste und gebildetste Senator,
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— 130 —
Konrad war einer der ersten und heftigsten Jnqnisitionsrichter (Ketzerrichter) in Deutschland. Die Inquisition war ein geistliches Gericht, das den Zweck hatte, die Ketzer, d. H. die von der katholischen Lehre im Glauben Abweichenden aufzuspüren und „auszuforschen", die Schuldigen durch harte Maßregeln in den Schoß der alleinseligmachenden Kirche zurückzuführen und, wenn dies nicht möglich war, mit dem Feuertode zu bestrafen. Um das Bekenntnis der „Ketzer" zu erzwingen, wandte man die entsetzlichsten Folterqualen an. Dieses schreckliche Gericht stand unter dem Schutze des Papstes selbst und war von Italien und Spanien aus nach Deutschland verpflanzt worden. Zur Erforschung der Wahrheit, ob der Angeklagte schuldig oder unschuldig fei, ließ Konrad von Marburg auch das Gottesurteil zu. Gott selbst sollte durch ein äußeres Zeichen den Urteilsspruch abgeben. Die Angeklagten mußten z. B. mit entblößtem Arme einen Ring aus einem Kessel voll siedenden Wassers heraufholen oder ein Stück glühendes Eisen auf der bloßen Hand eine Strecke weit tragen. Nur wenn sie unverletzt blieben, waren sie unschuldig. Man sollte nun glauben, daß bei diesen „Proben" alle Brandwunden davongetragen hätten und dem entsprechend für schuldig erklärt worden wären. Dies ist jedoch nicht immer der Fall gewesen, ein deutliches Zeichen, daß man Mittel kannte, durch welche die Haut gegen plötzliche Hitze widerstandsfähig gemacht wurde. Man warf die Angeklagten auch mit zusammengebundenen Armen in einen Fluß; wer oben schwamm, galt für schuldig, die Untersinkenden hatten sich von der Schuld „gereinigt". Diese Probe war die des „kalten Wassers."
Der Ketzerrichter Konrad von Marburg wandte besonders gern die Probe des „glühenden Eisens" an. Er soll mehr als 10 000 „Überführte" zum Tode verurteilt haben. Das deutsche Volk war empört über diese Ketzergerichte; Konrad, der Anstifter des Unheils, ward von den ergrimmten Bauern erschlagen.
Die Inquisition hatte aber noch andere Diener. Neue Mönchsorden waren entstanden, die es sich zur Aufgabe machten, die der Ketzerei Verdächtigen, Männer und Weiber, Hohe und Niedere, zu bekehren oder au die Inquisition auszuliefern. Hierin zeichneten sich besonders die von dem Spanier Dominicus de Gnzmann 1215 in Toulouse geeinten Dominikaner aus. Da sie das Gelübde der Armut vor allem hochhielten und gar kein Eigentum besitzen, sondern nur von Almosen leben wollten, so nannte man ihren Orden einen „Bettelorden". Sie standen nicht unter der Aufsicht und Gerichtsbarkeit eines Bifchofs, sondern gehorchten allein ihren Oberen und dem Papste. Auch konnten sie überall, wohin sie kamen, predigen, Messe lesen, Beichte
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Extrahierte Personennamen: Konrad Konrad Konrad_von_Marburg Konrad Konrad_von_Marburg Konrad Konrad Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Spanien Deutschland Toulouse
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lag es sehr am herzen, die Einigkeit und Ordnung in der Kirche wieder-herzustellen. Er bewirkte, da eine groe Kirchenversammlung zu Konstanz (am Bodensee) zusammentrat. Sie war von vielen Bischfen, bten und Priestern wie auch von weltlichen Fürsten und Herren aus fast allen Lndern (Europas besucht. Einmal sollen sogar 115000 Fremde und 30000 Pferde gezhlt worden sein - die gewhnliche Zahl der Anwesenden betrug 80 000. Das Konzil machte der Spaltung ein Ende, indem es einen neuen Papst einsetzte. der hu verhngte es eine strenge Strafe. Dieser war vor die Versammlung geladen worden, um sich wegen seiner Lehre zu verantworten. Seine Meinungen wurden fr ketzerisch erklrt; da er sich weigerte, sie zu widerrufen, wurde er zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Man zog ihm seine Priester-Kleidung aus, lie ihn hinaus vor die Stadt führen und dort verbrennen. 3m folgenden Jahre starb an demselben rte, wo hu verbrannt worden war, auch sein Freund und Anhnger Hieronymus von Prag den Feuertod.
3. Der Hussitenkrieg. Das schreckliche Schicksal dieser beiden brachte ihre Anhnger in Bhmen, die sich hussiten nannten, in furchtbare Hufregung. Sie gelobten einander, fr Hussens Lehre Gut und Leben zu lassen. Doli (Erbitterung erhoben sie sich gegen die Geistlichen und Mnche und ergriffen selbst gegen den Kaiser die Idaffen. So entstand der hussitenkrieg, der 16 Jahre lang mit wilder Wut gefhrt wurde. Wiederholt zog der Kaiser mit Heeresmacht gegen die hussiten - aber sie schlugen unter ihrem khnen Anfhrer Ziska alle Angriffe siegreich zurck. Bald wagte kein Feind mehr, Bhmen zu betreten. Da fielen sie in die benachbarten Lnder ein, plnderten und verbreiteten Schrecken weit umher. Allmhlich jedoch wurden sie unter sich selbst uneinig, und damit mar ihre Kraft gebrochen. Dem Kaiser gelang es, eine ihrer Parteien fr sich zu gewinnen und durch sie die brigen zu berwltigen. Aus den wilden hussiten ging die friedliche Gemeinde der Bhmischen Brder hervor, die unter mancher Bedrngnis ihre Lehre noch Jahrhunderte hindurch bewahrte.
30. Das 5chiepulver.
1. Das frhere Kriegswesen. Das frhere Kriegswesen war von dem heutigen sehr verschieden, denn man kannte noch nicht die Feuerwaffen, die jetzt die Schlachten entscheiden. Man kmpfte
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— 62 —
Karl Iv., ein wichtiges Neichsgesetz, das diesen verderblichen Streitig» Leiten ein (Ende machen sollte. Man nannte dies Gesetz nach der goldnen Siegelfeapfel, die an dem Schriftstück hing, die Goldene Bulle. Darin wurde bestimmt, daß sieben Fürsten allein das Hecht haben sollten, den Kaiser zu wählen, nämlich drei Erzbischöfe und vier weltliche Fürsten. Diese sieben hießen daher Kurfürsten, d. H. lvahlsürsten, und waren von allen die angesehensten. Trotzdem kam es auch noch bei spätern Kaiserwahlen manchmal zu Zwietracht und Parteiung. Nicht lange nach Karls Iv. Tode hatte das Reich sogar eine Seitlang drei Kaiser, bis endlich Karls Sohn, Sigismund, allgemein anerkannt wurde.
2. Johann k)us. Zur Zeit dieses Kaisers Sigismund herrschte in der christlichen Kirche ein großer Zwist. Drei Päpste stritten sich um die Herrschaft; jeder von ihnen tat seine beiden Widersacher samt ihren Anhängern in den Bann, und so lag die ganze Christenheit unter Fluch und Zwietracht. Dazu kam noch, daß die Priester und Mönche in tiefe Unwissenheit und Sittenverderbnis versunken waren. tdas Wunder, daß alle weit dringend nach einer Verbesserung der kirchlichen Zustände verlangte! Hm eifrigsten erhob sich gegen die Schäden in der Kirche der Tscheche Johann hus, Prediger und Professor an der -Hochschule zu Prag in Böhmen. (Er war ein frommer und gelehrter Mann, aber auch ein Feind der Deutschen. So hat er viel dazu beigetragen, daß die deutschen Professoren und Studenten (1409) Prag verließen und in Leipzig eine neue Universität gründeten. hus predigte ohne Scheu gegen das hoffärtige und zuchtlose Leben der Bischöfe und Priester, gegen die übermäßige Macht und die Anmaßungen des Papstes und gegen die kirchlichen Satzungen, die sich nicht auf die heilige Schrift gründeten. Seine Lehre fand großen Beifall bei dem Volke, und obgleich der Papst ihn in den Bann tat, so mehrte sich doch stets die Zahl seiner Anhänger.
3. Die Nirchenversaininlung zu Konstanz (1414—18). Dem Kaiser Sigismund lag es sehr am Herzen, die (Einigkeit und (Ordnung in der Kirche wiederherzustellen. (Er bewirkte, daß eine große Kirchenversammlung zu Konstanz (ambodensee)zusammentrat. Diese war außerordentlich zahlreich besucht von Bischöfen, Äbten und Priestern wie auch von weltlichen Fürsten und Herren aus fast allen Ländern (Europas. (Eines Tages sollen sogar 115000 Fremde und 30000 Pferde gezählt worden sein; die gewöhnliche Zahl der Anwesenden betrug 80000. Zuerst wurden alle drei Päpste zur Abdankung
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
182 Neue Geschichte.
man sie des geheimsten Grades würdig erachtete. Die Jesuiten schlichen sich mit beispielloser Frechheit und Beharrlichkeit in alle Länder und an allen Höfen ein, waren über 200 Jahre bei allen politischen Verhandlungen thätig, und im Besitz der Erziehung fast der ganzen katholischen Jugend, der sie sorgfältig den bittersten Haß gegen die Protestanten einpflanzten. Der Grundsatz des unbedingtesten Gehorsams gegen ihre Obern verbot ihnen schlechthin jedes Nachdenken über die Rechtmäßigkeit einer Handlung, die ihnen einmal befohlen war; und ihre Verschmitztheit hatte Spielraum genug, weil sie ungescheut zu dem Grundsatz sich bekannten, daß der Zweck jedes Mittel heilige. Unsäglich viel Unheil hat dieser Orden in allen Ländern angestellt, so daß er später selbst den Haß der ganzen katholischen Welt sich zuzog. Er wurde 1773 vom Papste aufgehoben, jedoch 1814 wieder erneuert, und ist noch das entschiedenste Rüstzeug der katholischen Kirche.
2. Spanien.
§ 73. Hier hatte der Papst in Philipp Ii., Karls V. Sohn, den treuesten Anhänger. Dieser mächtigste König seiner Zeit besaß außer Spanien auch die Niederlande, Mailand, Neapel, Sicilien, Sardinien und halb Amerika. Dabei fehlte es ihm nicht au talentvollen Staatsmännern und Heerführern; und aus Amerika floß Gold und Silber in Menge herbei. Aber seine 42jährige Regierung (1556 — 98) lieferte nur einen schauerlichen Beweis davon, wie sehr ein einziger Mann im Staude ist, das herrlichste Vaud zu ruiniren. Er hatte eine so finstere Gemüthsart daß man von ihm sagt, er habe nur ein einziges Mal in seinem Leben gelacht. Sein ungemessener Ehrgeiz und Eigensinn machte ihn taub auch gegen die Stimme der Klugheit; er verschwendete aus unnütze Unternehmungen so unermeßliche Summen, daß am Eude sogar Geistliche von Haus zu Haus für ihn Geld einsammeln mußten und'er eine ungeheure Staatsschuld hinterließ. Die Königin von England, Elisabeth, hatte ihm ihre Hand
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp Karls_V. Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Karls Spanien Niederlande Mailand Neapel Sicilien Sardinien Amerika Amerika England