49
Die Ritterburg. Die Ritter hausten auf ihren Burgen, die gewhnlich auf steilen Bergen angelegt wurden. Die Ritterburg war ge-wohnlich mit einer doppelten Mauer umgeben, einer ueren, die niedriger, und einer innern, die hher war. Der Raum zwischen beiden, in dem Hunde oder wilde Tiere gehalten wurden, hie der Zwinger. Die beiden Mauern waren durch eine Fallbrcke mit einander verbunden. der diese gelangte man in den Burghof und von diesem in die Trme und Ge-mcher der Burg. Der Hauptturm hie der Bergfried; oben in dem-selben wohnte der Turmwchter; und:it, wo es dunkel war, lagen die Ge-fangenen. Grere Burgen besaen einen prchtigen Rittersaal. Kleinere waren oft sehr einfach eingerichtet. Glasfenster hatte man noch nicht. Ebenso waren die fen noch unbekannt. Deshalb war besonders der Winter eine traurige Zeit fr die Ritter, und alles freute sich wieder auf den Frhling, wo es hinausging auf die frhliche Falkenbeize oder zu festlichen Turnieren.
29. Friedrich Barbarossa.
Die Hohenstaufen. Im schnen Schwabenlande liegt ein be-rhmtet Berg, welcher der Staufen oder Hohenstaufen genannt wird. Auf demselben stand in alten Zeiten eine prchtige und starke Burg. Hier war der Stammsitz eines der mchtigsten deutschen Kaisergeschlechter, welches nach dem Berge die Staufer oder Hohenstaufen heit. Der berhmteste der hohenstaufifchen Kaiser ist Friedrich mit dem Beinamen Barbarossa, d. h. Rotbart. So nannten ihn die Italiener wegen der rtlichen Farbe, seines Bartes. Von derselben Farbe war sein Haupthaar. Er war von mittlerer Gre, und ein scharfes Auge belebte sein knigliches Antlitz. Sein Volk liebte ihn, und selbst seine Feinde muten ihn bewundern.
Barbarossa in Italien. Italien stand im Mittelalter unter der Herrschaft der deutschen Könige. Aber die mchtigen italienischen Städte wollten sich von dieser Herrschaft frei machen. Besonders bermtig waren die Bewohner der reichen Stadt Mailand. Sie mihandelten die kaiserlich gesinnten Nachbarstdte, und ein Schreiben Friedrichs hatten sie sogar zerrissen und in den Staub getreten. Da beschlo Friedrich, an den ber-mtigen Mailndern Rache zu nehmen. Er unternahm mehrere Zge nach Italien und belagerte Mailand. Nach tapferer Gegenwehr mute sich die ausgehungerte Stadt ergeben. Barfu, in hrenen Bugewndern, einen Strick um den Hals, so zogen die Mailnder hinaus in Friedrichs Lager und flehten die Gnade des Kaisers an. Gern gewhrte ihnen dieser Verzeihung. In Friedrichs Abwesenheit emprten sie sich von neuem. Aber-mals belagerte der Kaiser die Stadt, und zum zweiten Male erschienen die Bewohner in demtigem Aufzuge und flehten um Gnade. Doch jetzt bte
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs
76
aus dem kaiserlichen Schatze. Seine Wahlsprche waren: Kein Bittender darf traurig seinen Kaiser verlassen!" und Lieber will ich zugrunde gehen als tten!" Er vollendete das von seinem Vater begonnene Amphi-theater, das 87000 Personen fassen konnte. (Fig. 40 u. 41.) Britannien wurde unter seiner Regierung erobert. Doch auch groe Unglcksflle fallen in seine Zeit. Das Jahr 79 brachte einen frchterlichen Ausbruch des Vesuv. Drei Städte: Pompeji, Herkulanum und Stabi wurden verschttet. Seit dem Jahre 1860 hat man umfassende Ausgrabungen veranstaltet und einen groen Teil der Stadt Pompeji offengelegt; Tempel, Privathuser, Bder, die Stadtmauern sind zum Vorschein gekommen, Bildsulen, Gemlde, Hausgerte aller Art sind gefunden worden, auch menschliche Krper, in der Lage und Stellung, in der sie der Tod berrascht hat. Diese Ausgrabungen zeigen nicht nur die Anlage einer ganzen Stadt des Altertums, sondern auch die Einrichtung und Ausschmckung der Privatwohnungen. (Fig. 53.)
Auf Titus folgte sein jngerer Bruder Domitian. Er kann die Geiel des Menschengeschlechts genannt werden. In Strmen flo das Blut der Christen. Er war grausam und feige zugleich. Den Daziern kaufte er den Frieden ab gegen eine jhrliche Abgabe. Das war uu-erhrt in Rom. Im Triumph zog der Besiegte in Rom ein. Verkleidete Sklaven vertraten die Stelle der Gefangenen.
Die Flavier beherrschten das Rmische Reich von 69 bis 96 nach Christus.
Die durch Annahme an Kindes Statt erwhlten Kaiser. Nach der Ermordung des Domitian wurde Nerva von den Verschworenen zum Kaiser ausgerufen. Mit ihm beginnt eine glcklichere Zeit des Reiches. Er nahm Trajan an Kindes Statt an. Trajan war Spanier von Geburt und der erste Auslnder, der den rmischen Kaiserthron bestieg. Er verlangte strenge Befolgung der Gesetze. Auch die Christen traf feine Strenge, weil sie sich weigerten, den heidnischen Gttern zu opfern. Viele von ihnen wurden im Zirkus den wilden Tieren vorgeworfen. Im brigen war die Regierung dieses Kaisers segensreich. Er begnstigte Knste und Wissenschaften und frderte den Handel durch Anlage von Straen. In Asien trug er sein siegreiches Schwert bis nach Indien. Unter ihm erhielt das Rmische Reich seine weiteste Ausdehnung. Wie sehr die Zeitgenossen den Segen seiner Regierung schtzten, beweist der Wunsch, den der Senat den sptem Kaisern beim Antritt der Regierung zurief: Sei glcklicher als Augustus, besser als Trajan!"
Auf Trajan folgte dessen angenommener Sohn Hadrian. Dieser lie in Deutschland von der Mndung der Altmhl in die Donau bis unterhalb Bingen am Rhein einen Grenzwall aufwerfen, der das rmische Germanien von dem freien Germanien trennte. Rom und feine Umgebung schmckte er mit herrlichen Bauwerken, von denen sein Grabmal, die jetzige Engelsburg in Rom, noch erhalten ist.
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Extrahierte Personennamen: Titus Domitian Christus Nerva Augustus Hadrian
Extrahierte Ortsnamen: Britannien Pompeji Pompeji Rom Rom Asien Indien Deutschland Donau Rhein Germanien Germanien Rom
75
Nero lie sich selbst einen Palast, das goldne Haus, mit Grten, Wildgehegen und Seen errichten. Er erffnete die Christenver-folgungen. Die Apostel Petrus und Paulus erlitten unter ihm den Mrtyrertod. Mit Nero starb im Jahre 68 die Familie des Angustus aus.
Die Zerstrung Jerusalems. Im Jahre 70 u. Chr. wurde die Stadt Jerusalem von Grund aus zerstrt. Der rmische Statthalter war wegen Gewaltttigkeiten gegen die Juden beim Kaiser verklagt worden und suchte sich zu retten. Er bezahlte Aufrhrer, die in Jerusalem einen Aufstand gegen die Rmer erregten. Der Statthalter hatte erreicht, was er gewollt. Seine Gewaltttigkeiten schienen dadurch gerechtfertigt. Der Feldherr Vespasian sollte den Aufstand niederwerfen. Da er aber unerwartet als Kaiser auf den Thron des Rmischen Reiches berufen wurde, ber-nahm sein Sohn Titus den Oberbefehl der das rmische Heer. Nun folgte eine lange Belagerung der Stadt Jerusalem. Mutig schlugen die Juden die Strme der Rmer ab. Titus stellte milde Behandlung fr die bergabe der Stadt in Aussicht. Die Unterhndler wurden mit Pfeilen und Steinen beworfen. Da lie er 500 Juden vor den Toren der Stadt ans Kreuz schlagen, um den Belagerten zu zeigen, was ihrer wartete, wenn sie seine Bedingungen ausschlgen. Sie taten es trotzdem. Mit dem Mute der Verzweiflung kmpften sie weiter. Da wurde die Stadt mit einem Walle umgeben; mau versperrte alle Ausgnge; die Brgerschaft sollte durch Hunger zur bergabe gezwungen werden. Eine Frau ttete ihr eignes Kind und verzehrte es; so hoch war das Elend gestiegen. Trotzdem wurde die bergabe verweigert. Titus drang endlich in die Stadt bis zum Tempel. Die Juden verteidigten ihr Heiligtum mit der grten Anstrengung, und Titus wollte den Tempel schonen. Ein Soldat warf aber ein brennendes Holzscheit hinein; da stand der Prachtbau in Flammen. Am 1. September des Jahres 70 n. Chr. erfllte sich Jerusalems schreckliches Schicksal. Die ganze Stadt wurde niedergerissen. Kein Stein blieb auf dem andern. Titus feierte in Rom einen glnzenden Triumph, und es wurde ihm ein Triumphbogen von Marmor in der Form eines Prachttores errichtet; daran sind in erhabener Arbeit die Opfer-gerate des jdischen Tempels abgebildet. (Fig. 43.)
Das Herrscherhaus der Flavier. Vespasian war aus dem Geschlechte der Flavier. Er war ein einfacher Fürst, sparsam fr seine Person und das Reich. Aber wo es galt, Not zu lindern oder Kultur-zwecke zu frdern, geizte er nicht. Rom atmete unter seiner Regierung auf. (Fig. 45.)
Sein Sohn Titus wird die Liebe und die Wonne des Men-schengeschlechtes genannt. Jeden Tag, an dem er keine Wohltaten er-wiesen hatte, hielt er fr verloren. Er war ein ganzer Soldat. Kein Kaiser vor ihm hat im Kriege Gleiches geleistet, wie er in der Einnahme Jerusalems. Jeder hatte Zutritt zu ihm. Er gab mit vollen Hnden
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Extrahierte Personennamen: Apostel Titus Titus Titus Titus Jerusalems Titus Titus
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalems Jerusalem Jerusalem Jerusalem Rom Jerusalems
Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
1. Bau einer Pyramide (etwa 2900 v. Chr.) Einer der mächtigen ägyptischen Könige des Alten Reiches von Memphis besichtigt den Bau seiner Grabpyramide. Die Grabkammer mitten im Innern, deren Zn-gang noch offen bleibt, ist längst fertig; doch Jahr um Jahr wird von unten nach oben ein neuer Steinmantel ausgelegt, so daß die Pyramide mit jedem Regierungsjahre des Königs an Größe wächst. Die von den Steinmetzen unten sorgsam hergerichteten Kalksteinquadern werden auf einer Bretterbahn mühsam hinausgeschafft; unzählige Menschen, Sklaven und Kriegsgefangene, von denen viele den Anstrengungen im Brande der Wustensonne erliegen, find dabei tätig; nur Hebebäume und Walzen sind ihre einfachen Hilfswerkzeuge. — Zwei Priester erläutern dem Pharao den Bauplan auf der Steintafel, die ein knieender Sklave hält. Der eine der Priester trägt eine Perücke, der andere (der Baumeister) das vor der Sonne schützende Faltentuch über dem glattrasierten Kopfe. Der Herrscherstab und der schlangenartige Schmuck am Stirnreif der Krone bezeichnen den König als Herrn über Leben und Tod. Diener mit großen Fächern wedeln ihm Kühlung zu; links hinter ihm steht der Führer der bewaffneten Leibwächter. — Die gewaltige Pyramide im Hintergründe ist etwa 150 m hoch; ihre Stufen find verkleidet und der Zugang zur Grabkammer ist vermauert worden, nachdem sie die Mumie ihres Erbauers aufgenommen hat.
2. Olympische Spiele. Das Bild stellt einen Waffenlauf dar, am dritten Tage der fünftägigen Festfeier in der Mitte des vierten Jahrhunderts v. Chr. Die etwa 190 m lange Laufbahn, das Stadion, ist von stufenförmigen Sitzreihen für die Zuschauer umgeben. Soeben endet der letzte der Rundläufe, welche die Wettkämpfer auszuführen haben; die ganze Haltung der Zuschauer zeigt eine fieberhafte Erregung. Die Wettläufer find dicht vor dem Ziel; sie tragen den Erzhelm, den Rund-schild, den Brustpauzer und eherne Beinschienen. Einer ist vor dem Ziel erschöpft zusammengesunken. Dem Sieger aber jauchzt ganz Griechenland zu, denn ans allen Landschaften sind die Zuschauer herbeigeströmt: rechts der einfach gekleidete Spartaner und der ernste Philosoph aus Tarent in kunstvoll übergeworfnem Mantel; vor ihnen der den Mantel schwenkende Jüngling aus Milet und der sitzende arkadische Landmann mit dem ärmellosen Gewände aus Schaffell; noch weiter links der vornehme junge Thebaner im feinwollenen buntumraudeteu Leibrocke nebst dem ältern Freunde und Reifegefährten, dem die Kürbis flasche an der Seite hängt. Heute erhält der Sieger nur die Palme, übermorgen aber schmückt ihn der Obmann der Kampfrichter im heiligen Tempelhaine des olympischen Zeus (in der Altts) mit dem Kranze von Blättern des heiligen Ölbaumes, dem höchsten Preise, den ein Grieche erringen kaun. — Von der Altis ist auf dem Bilde nur der Nordostwinkel zu erkennen; er ist durch die Schatzhäuser am Fuße des Kronionhügels und die lange Echohalle hinter den jenseitigen Zuschauern begrenzt.
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810
Die einzelnen Länder Asien's.
Tigris (Z. 941) bildet, und zahlt über J/2 Mül. Einwohner.
Das Ganze ist, mit Ausnahme weniger Straßen, ein Knauel
enger, langer Gassen, in deren breitesten kaum drei. Menschen
neben einander gelten ' könnest.' Kein-. Wagen, fein Pferd iss'
in - diesen Gassen zu sehen; aber Hunderte von Menschen -
drängen und stoßen sich in denselben. Selbst auf dem Flusse
wohnen gegen 60,000 Menschen in Schiffen. Viele und
prächtige- Tempel erheben sich; von großer Bedeutung sind
Gewexbfleiß und Verkehr; viele europäische Kaufleute halten
ssch des ^Handels wegen hier-auf. — Makao, eine nach
europäischer -Weise gebaute und den Portugiesen- gehörige
Stadt, liegt, im Südosten.ber vorigen-auf der gleichnamigen
kleinen Insel und -hat - einen Hafen und 45,0(X) Einwohner,
unter denen sich aber nur 5000 Portugiesen' befinden. Man
zählt 14 kathol. Kirchen; wichtig' ist der Verkehr. — Die
Insel Hain an, im Süden von Chinä und vor 'dem Busen
von Tonkrn. gelegen, wird'nur an den Küsten von Chinesen
bewohnt, ■ während" im' Innern luiabhangige. Gebirgsvölker
Hauserk-. K i o n t,setze n,' eine Stadt auf der ^cordküste, ist befestigt,
hat einen Hafen und 200,000 Einw.,' welche Handel und
Perlenfiselmei- - treiben.. . - .
. §. 950.- 4> -Die Zahl der Ost-Provinzen beträgt
vier. — Flutschen, eine sehr volkreiche Stadt im Vordosten:
von Kanton und am S.iho, der sich unfern derselben in das
östliche Meer ergießt, .besitzt.mehrere höhere Unterrichtsanstalten,
Seiden- und Baumwollen-, 'Papier- und Metallfabriken und
treibt Schifffahrt und Handel. Eine Brücke»'von 100
Bogen,.'und-von Quadersteinen erbaut, führt über den Fluß. —
Die Insel Formosa (Taiwan) liegt im chinesischen Meere
und wird durch die Straße -von. Folien vom Festlande'
.geschieden. Sie Oberfläche begreift 1062 Q.meil., auf
dessen hss Mill. Menschen lebt. Das Land, ist sehr gebirgig,
wenig bewässert, doch im Ganzen fruchtbar; Erdbeben, sind nicht
selten. - Nur-der. nördliche und westliche Theil gehört den Chinesen;
den östlichen haben halbwilde. Eingebörne insse. Die^ Stadt
Taiwan liegt auf,der -Westküste, hat.eilten.hafen und
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Der Rhein:
14
berge einfassen. Sie müssen das Erdreich festhalten, damit es bei starken Regen-
güssen nicht weggeschwemmt wird. Wir ermessen, wie mühselig die Arbeit der
Weinbauern ist! Wie oft müssen sie den steilen Hang mit allerlei Arbeitsgerät
hinaufklettern! Auch der Dünger muß in Körben auf dem Rücken hinaufgeschleppt
werdend —Wir sehen, daß die Abhänge geschmückt sind durch Ruinen und Schlösser.
Ganz zu hinterst, an dem Abhang deshnnsrück, erblicken wir das herrliche Schloß
Rheinstein, das aus einer Ruine wiederhergestellt worden ist (siehe auch Bild 13).
Es gehört dem Bruder unseres Kaisers, dem Prinzen Heinrich in Kiel. — Auf
der Höhe des Taunus erhebt sich das Niederwald - Denkmal. Man steigt
zu ihm hinauf von dem berühmten Weinort Rüd esh eim aus. Der ist auf unferm
Bilde nicht mehr sichtbar; er liegt weiter rechts.
Das Niederwald - Denkmal.
§ 13 Dieses schöne Denkmal ist errichtet worden zum Andenken an den Krieg
von 1870/71. Auf einem hohen Unterbau (Postament) erhebt sich eine edle
Frauengestalt. Das ist die Germania. Sie soll das neue herrliche Deutsche
Reich bedeuten (Sinnbild oder Symbol des Deutschen Reiches). Sie hat sich von
ihrem Thronsessel erhoben und zeigt in freudigem Stolz die schwer erkämpfte Reichs-
kröne. Die Linke umfaßt mit festem Grisf das Reichsschwert. Die Germania
selbst ist 12v2 m hoch, also so hoch wie ein zweistöckiges Haus; das Schwert mißt
7 m, hat also die Höhe eines einstöckigen Hauses; der Kops ist 1 m laug. Das
Standbild ist eins der größten/ die es gibt. Aber wichtiger als seine Größe ist
seine wunderbare Schönheit. — Der Schöpfer des Bildwerks ist der Bildhauer
Johannes Schilling in Dresden. Gar schön ist auch der 25 m hohe Unterbau.
Aus Vorsprüngen des unteren Sockels sehen wir zwei Engelsgestalten, den Engel
des Krieges und den Engel des Friedens. Jeder ist 7 m hoch, und die Trompete,
die der Kriegsengel bläst, mißt fast 3 m. Zwischen den Engeln befindet sich ein
Flachbild (Relief, fpr. reljeff!). Es zeigt in Lebensgröße den deutschen Kaiser
Wilhelm I. und die deutschen Fürsten und Heerführer. Die linke Seite dieses
Sockelstücks zeigt den Auszug der deutschen Krieger, die rechte Seite ihre Heim-
kehr. Diese beiden Flachbilder sind ganz besonders schön und ergreifend. —
Taufende von Menschen steigen alljährlich hinauf, um dieses stolze, schöne Denkmal
zu betrachten. Zugleich erfreuen sie sich an dem Ausblick über den Rheinstrom und
seine herrlichen Ufer. — In den nächsten Jahren wird man auch gegenüber, auf
dem Hunsrückabhang, ein großes Denkmal bauen, ein Bismarckdenkmal. Es
wird sich über dem Winkel erheben, den Rhein und Nahe bilden, also etwa da, wo
wir auf unferm Bild 12 eine Ruine feheu.
§ 14 3. Das enge Rheintal von Bingen bis Bonn. Schon auf Bild 12 erkennen
wir (links), daß der Rhein an der Biegestelle bei Bingen in ein enges Tal eintritt.
Wie dieses Engtal beschaffen ist, sehen wir besonders gut auf Bild 15. Auf beiden
Seiten steigen die Felswände steil hinan zur Hochfläche Sie gehören auf der
einen Seite dem Taunus, auf der andern Seite dem ? an. Sie treten fast immer
hart an den Fluß heran. Nur ab und zu bleibt Platz für ein Städtchen. Wir
1 Noch schwerer haben es die Weinbauern an der Mosel (suche den Fluß!), denn hier sind
die Abhänge meist noch steiler. Die Weinberge hängen stellenweise fast übereinander wie die
Ballone an großstädtischen Häusern.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Johannes_Schilling Wilhelm_I.
S/av« Oßirts^vv"fäö-trmfrfa<>tt ^ipfpflptlp S 1 Fs
Abb. 16. Der Lorelei-Felsen.
(Wir blicken flußabwärts, nach Norden.)
3. Der Rhein in der (Niederrheinischen) Tiefebene.
Statt der hohen Felswände hat der Rhein jetzt weitgedehnte, fruchtbare § 15
Ebenen zur Seite. Hier sind an seinen Ufern große Städte entstanden^. Die
größte von ihnen ist die Festung Cöln (Skizze 20, Nr. 6), Q = 500000 Einw.
(Über Festungsbau siehe Straßburg!) Liegt Cöln am linken oder rechten Rhein-
nfer? Bis hierher können von der Nordsee die Seeschiffe gelangen. Dadurch
ist Cöln eine große Handelsstadt geworden. Gegründet wurde die Stadt schou
von den Römern. Sie ist in der ganzeil Welt berühmt durch ihren Dom. Wir
sehen auf unferm Bilde, daß er zwei Türme hat. Die sind 156 in hoch. (Wie
hoch rechneten wir immer einen Kirchturm?) Es gibt nur einen einzigen Kirch-
türm auf der Welt, der noch höher ist. Das ist derturm des Münsters zu Ulm in
Württemberg, 161 in hoch, (an der Donau; suche die Stadt auf deiner Atlaskarte!)
Diese beiden Dome fassen jeder 30000 Personen. (Welche Stadt in deiner Heimat
hat soviel Einwohner?) Nur in Italien gibt es Kirchen, die noch größer sind. In
der größten, der Peterskirche, finden 45 000 Personen Platz. Wichtiger als die
Größe ist aber die Schönheit des Domes, außen und innen. Alle Außenwände
sind reich verziert mit Steinmetzarbeiten, und die Herrlichkeit des Innern läßt
1 Gründe: Der Fluß ist hier ruhiger, breiter und tiefer; die fruchtbare Ebeue liefert
viele Erzeugnisse; in der Ebene wird der Verkehr nicht durch Gebirge behindert.
Harms-Sievert. Erdkundliches Lernbuch für Mittelschulen. I. Teil. 2
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Die Kaiserzeit.
2. Auch nach Titus kam noch mancher treffliche Kaiser. Tra-janus empfing in seinem Palaste hoch und niedrig mit gleicher Gte und begrndete durch ganz Italien wohlttige Stiftungen, nament-lich zur Erziehung armer Rinder, eine Art Waisenhuser. Sein Nachfolger Hadrianus, gleich ihm ein Spanier von Geburt, durch-ronderte alle Teile seines Reiches, um seine Völker kennen zu lernen, Beamte und Offiziere zu berwachen. Antoninus Pius htete den Frieden, weil es besser sei, einen Brger zu retten, als tausend Feinde zu tten; und Marcus Aurelius, der Philosoph auf dem Throne, schrieb im Feldlager an der Donau den Satz nieder, es sei Menschenpflicht, unablssig fr die Mitmenschen ttig zu sein, ohne Rcksicht auf Lohn und Tadel.
3. Aber auch in diesen glcklichen Zeiten galten die Christen als staatsgefhrliche Gottesleugner (Atheisten); denn sie weigerten den Kaiserbildern gttliche Verehrung und machten kein Hehl aus ihrem Abscheu gegen die Götter. Gar oft erscholl der Ruf: Die Christen vor die Lwen!" Unter Trajan wurden sie gefoltert und mit halbgeschorenem Kopf in die Steinbrche und Bergwerke geschickt. So konnten sie nur verstohlen Gottesdienst abhalten in ihren unterirdischen Grabkammern bei Rom und Neapel: den Katakomben.
Aber je grausamer die Verfolgungen wurden, desto strker wuchs die Zahl der Bekenner. Ihrer Lehre wandten sich mehr und mehr auch vornehme Frauen zu, wie die Vlutzeugin Cacilia, welche die Kirche als Erfinderin der Orgel verehrt.
4. Mit Konstantin dem Groen gelangte das Christentum zur Herrschaft. Als Csar Galliens, Spaniens und Britanniens zog er gegen den Herrscher Italiens, Maientius. Da zeigte ihm ein Traum am Himmel ein Kreuz mit der Umschrift: Mit diesem Zeichen wirft du siegen!" Nun lie er auf der Stange seines goldenen Banners das Kreuz anbringen und auf dem seidenen Fahnentuch die Anfangsbuchstaben (das Monogramm) des Namens Christi einsticken. Dies Lbarum" wehte in der siegreichen Schlacht an der Mil-vischen Brcke (Ponte Molle). Maientius ertrank mit Tausenden seiner Soldaten in denvherbstlich angeschwollenen Tiber.
5. Konstantin nahm seinen Wohnsitz in Byzanz (Neu-Rom"); es wurde die Hauptstadt der Christenkaiser und trgt bis heute den Namen Konstantins-Stadt, Konstantinopel.
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Extrahierte Personennamen: Marcus_Aurelius Maientius Konstantin
Extrahierte Ortsnamen: Titus Italien Donau Rom Neapel Galliens Spaniens Britanniens Italiens Maientius Christi Byzanz Konstantinopel
122 Zur Erweiterung: Die Rmer.
unverschuldete Armut wie bei groen Unglcksfllen war seine Rasse immer offen. Er stellte ffentliche Lehrer der Redekunst mit fester Besoldung an und untersttzte die Dichter durch Ehrengeschenke.
2. Der Untergang der Städte Pompeji und Herculaneum ist von Schiller und verschiedenen Dichtern geschildert worden/) Die Ausgrabungen, deren wichtigste Ergebnisse im Museo Borbonico in Neapel aufgestellt sind, haben fr die Wissenschaft einen unschtzbaren Wert. Angesichts dieser umfassenden Reste wird uns das ganze Sein und Treiben der Griechen und Rmer lebendig, die hier vermischt wohnten, ihre ffentlichen und noch mehr ihre huslichen Verhltnisse. Da sehen wir die Zimmerwnde, im Sockel dunkel, nach oben in lichteren Farben gemalt; die Flchen, durch Palmen und Gewinde abgeteilt, zeigen auf heute noch leuchtendem Hintergrund (dem pompejantfchen Rot") reizende Bilder des Alltaglebens in knstle-rischer Verklrung: Kinder (Genien) bei Spiel und Arbeit, Tnze-rinnen, Vorgnge der Arbeit und Erholung, der Geschichte oder der religisen Sage (Mythologie). Die Fubden sind mit Steinen bemalt": ein Pflaster von farbigen Steinchen (Mosaik) bildet unter der Haustre einen Hund an der Kette, anderwrts die Alexander-schleicht. Selbst die Sklavenstbchen sind mit freundlichen Bildern ausgestattet. An den Hausgerten bemerkt man vielfach das Kreuz oder andere Sinnbilder des Christentums.
(3.) Titus schmckte die Stadt mit prachtvollen Badeanstalten, den Thermen des Titus". An die Zerstrung Jerusalems erinnert sein Triumphbogen, an dessen Innenseite ein Reliefbild jdische Gefangene zeigt, die den siebenarmigen Leuchter und andere Tempel-schtze tragen. Auch das von seinem Vater begonnene Flavische Amphitheater lie er durch gefangene Juden vollenden. Das Volk nannte es wegen seiner Gre das Kolosseum (Coliseo), und die Sage will noch heute in gewissen Nchten die Juden darin fronen sehen. (Andersens Improvisator.) Auf 80 Bogen erhebt es sich an der Stelle des Goldenen Hauses. Seine himmelan wachsenden Marmor-sitze faten 87 000 Menschen. Die Rede ging, solange dies Weltwunder stehe, werde Rom stehen. Jedes der vier Stockwerke ist mit Sulen anderer Art geschmckt; Lcher am obern Rande der groenteils erhaltenen Mauern muten die Stangen aufnehmen, auf denen riesige Linnen decken zum Schutz vor der Sonnenglut ausgespannt wurden. Hier fochten zur Belustigung der Massen Tausende von Gladiatoren gegeneinander auf Leben und Sterben; laut- und reglos
*) Von H. Gregorovius in seinem Euphrion" und von Bulwer in den Letzten Tagen von Pompeji".
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Extrahierte Personennamen: Schiller Titus Andersens_Improvisator H._Gregorovius
Extrahierte Ortsnamen: Pompeji Herculaneum Museo_Borbonico Neapel Jerusalems Rom
Titus. Die Adoptivkaiser. Das Christenwm. V 213 4. 123
harrte der Unterliegende, ob die Zuschauer durch Umwenden des Daumens sehten Tod fordern wrden. Aus der berschwemmten Bodenflche (Arena) wurden blutige Seeschlachten veranstaltet.
Solche Belustigungen forderte das Volk in allen greren Stdten. Billiges oder unentgeltliches Brot und blutige Zirkus-spiele (panis et circenses) bildeten den Inhalt seines Strebens. Wahrlich, eine edlere Gesinnung tat not!
3. Das Christentum und der Niedergang des Reiches.
1. Gerade die besten Kaiser haben die Christen am schrfsten verfolgt: sie erblickten in ihnen Zerstrer der Rmerreligion und des Rmerstaates. Dem Volke waren Juden und Christen gleichbedeutend und gleich verhat.*)
2. An das Flavische Haus schlieen sich die Adoptivkaiser an, von denen einer den andern als Sohn annahm und dadurch zu seinem Nachfolger bestimmte. Der erste war der greise Nerva.
3. Der von ihm adoptierte T r a j a n u s eroberte Dacien (Rumnien und Siebenbrgen), und der Senat ehrte ihn dafr durch die marmorne Trajanssule auf dem Trajansplatz, den er selbst angelegt Hatte. Unter manchen fast unvergnglichen Werken (Brcken, Straen, Hfen) baute er die erste Brcke der die Donau. Auf der Rckkehr von einem groen Partherkriege starb er. Sein Landsmann Hadrianus, den er auf dem Totenbett adoptierte, gab die Eroberungen im Osten auf, um sich ausschlielich friedlicher Arbeit zu widmen. In Britannien legte er gegen die wilden Kale-donier vom Solway-Busen bis zur Mndung des Tyne einen Erenz-wall an. In zahlreichen Stdten, die er auf seinen Reisen besuchte, vor allem in Athen, verewigte er sich durch stolze Bauten; auf dem Grabe des Alkibiades in Phrygien und auf dem Berge, von dessen Hhe die Zehntausend Tenophons das Meer erblickt hatten, errichtete er Denkmler. In gypten bewunderte er das Klingen der Memnonsfule und auf dem tna den Sonnenaufgang.
4. Schon machte sich an der Donau die beginnende Vlkerwanderung durch verheerende Barbaren-Einflle bemerkbar. Auf einem Marsch im Lande der Quaden war Marc Aurels Heer am Verdursten; da rettete es ein Gewitter, das nach der Legende auf das Gebet der christlichen Soldaten der Donnerlegion" losbrach. Auf einem zweiten Zuge gegen die Markomannen und Quaden starb der Kaiser in Vindobna (Wien).
*) Die Verbreitung des Christentums unter den Mhseligen und Veladenen" stellen u. a. die Romane von E. Ebers (Homo sum"; Der Kaiser") und G. Taylor (Antinus"), dar.
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