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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 207

1902 - Karlsruhe : Lang
— 207 Im Jahre 1682 gelangte Peter, der Sohn des Zaren Alexei Romanow, auf den Thron. Da er erst zehn Jahre alt war, regierte an seiner Statt seine herrschsüchtige Schwester Sophie, die damit umging, ihren Bruder vom Thron zu stoßen. Peter nahm im Jahre 1689 die Regierung selbst in die Hand und sperrte die Schwester in ein Kloster. Er hatte seine Jugendbildung durch deu gelehrten Genser Lesort erhalten und war von ihm über die Zustände der europäischen Reiche unterrichtet worden. Zur Regierung gelangt, begann er nach Lesorts Ratschlägen die Einrichtungen seines Reiches zu verändern, um es allmählich den europäischen Staaten gleich zu machen. Um das russische Heer nach europäischer Art einzurichten, ließ Peter Offiziere und Exerziermeister, Stückgießer und Kanoniere aus Deutschland kommen; er selbst diente in seinem Heere als gemeiner Soldat, als Trommelschläger, Unteroffizier, um deu Dienst in allen seinen Teilen kennen zu lernen. Ebenso erlernte er den Flottendienst. Um sich die Kenntnisse zu erwerben, die ihm zur Neugestaltung seines Reiches unentbehrlich waren, reiste er unter einem angenommenen Namen durch Deutschland, Holland, nach England. Überall warb er unter Zusicherung großer Vorteile Handwerker aller Art an und schickte sie nach Rußland, um dort einen tüchtigen Gewerbestand Zu begründen. In dem holländischen Dorfe Zaandam arbeitete er selbst unter dem Namen Peter Michailoff eine Zeitlang als Zimmergeselle, um sich genau über den Schiffbau zu unterrichten. Die vornehmen Russen waren mit Peters Bestrebungen nicht zufrieden; darum bewogen sie die Strelitzen, ein altrussisches Schützenkorps, zu einem Ausstande. Der Zar unterdrückte den Ausstand mit blutiger Strenge; das Strelitzenkorps wurde ausgehoben, eine große Zahl der Mannschaften geköpft, gehängt, erschossen und der Rest unter die Regimenter des Heeres gesteckt. ^ Peter der Große fcth ein, daß der Handel Rußlands keinen Aufschwung nehmen könne, solange er keine Seehäsen besaß; darum bekriegte er die Türken und zwang sie, ihm die Stadt Asow abzutreten und den russischen Schiffen freie Fahrt ans dem Schwarzen Meere zu gewähren. Aus demselben Grunde verband er sich mit dem Könige von Dänemark und dem Kurfürsten von Sachsen, der zugleich König von Polen war, gegen den König Karl Xii. von Schweden, der allgemein für einen Jüngling von geringer Begabung gehalten wurde, über den man leicht siegen könne. Allein in dem im Jahre 1700 ausbrechenden nordischen Kriege zeigte Karl Xii. Heldenmut, Tatkraft und Feldherru-geschick in solchem Maße, daß er im ersten Kriegsjahre den Dänenkönig zwang, von dem Bunde zurückzutreten und mit seinem

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 246

1906 - München : Oldenbourg
246 45. Der Bucintoro auf dem Starnberger See. Auf alles dies sei hier nicht näher eingegangen, sondern nur kurz hingewiesen, dagegen soll etwas mehr von dem Bucintoro erzählt werden. Wer Hütte, wenn von der einzigartigen Lagunenstadt, dem unvergleichlich schönen Veuedig die Rede war, nicht auch von dem goldstrotzenden Bucintoro gehört? Jenem glänzenden Prachtschiffe, das bei den meisten Festlichkeiten der Republik Venedig verwendet wurde: beim Empfang fremder Fürstlichkeiten, z. B. König Heinrichs Iii. von Frankreich, ebenso wie bei der Rückkehr der Königin Katharina Kornaro nach ihrem erzwungenen Verzicht auf die Insel Cypern. Auf dem Bucintoro fuhr alljährlich am Himmelfahrtstage der Doge, umgeben von den höchsten Würdenträgern und Beamten und Ratsherren der Republik, unter dem Donner der Kanonen, dem Geläute der Glockeu und dem Schmettern der Trompeten, umringt von einer ganzen Flotille festlich geschmückter Fahrzeuge, hinaus in das Adriatische Meer, um die symbolische Vermählung der Republik mit dem Meere, der Adria, zu feiern. Die Pracht und der Lnxus, womit dies pruukvolle Staatsschiff ausgestattet war, hat nicht verfehlen können auf alle Fremden, welche die stolze Königin der Adria besuchten, einen tiefen Eindruck zu machen. So wird es als eine der Sehenswürdigkeiten Venedigs in den meisten Reisebeschreibungen erwähnt, welche die nach dem Heiligen Land reisenden, m Venedig sich einschiffenden Pilger uns hinterlassen haben. Die Kunde davon war natürlich auch nach Bayern, nach München gedrungen. Es ist irrig, wenn man gesagt hat, erst nach dem Besuche des Kurfürsten Ferdinand Maria und seiner Gemahlin in Venedig im Jahre 1667 sei der bayerische Bucintoro entstanden — derselbe war vielmehr bereits im Jahre 1663 vollendet?) Übrigens hatten die bayerischen Herzoge schon immer zu ihren Lnstsahrten auf dem Starnberger See ihre eigenen Schiffe. Herzog Albrecht V. „belebte den See mit einer Luftflotte, darunter eine königliche Fregatte, drei Schiffe von Lärchenholz mit eichenen Säulen darauf, Gondeln nach Vene bischer Art, alles zierlich geschnitzt, bemalt und vergoldet." Wann freilich Ferdinand Maria oder sehte Gemahlin zuerst den Gedanken gefaßt den Bncintoro selbst nachzubilden ist unbekannt; unsicher auch, wen er zuerst aus Venedig zur Leitung des Banes berufen hat. Es werden die italienischen Zimmermeister Anastasio Margiolo und Francesco Zanti als diejenigen genannt, welche den Bau im Jahre 1661 oder 1662 begonnen haben, Francesco Santnrini und Francesco Manro als die Vollender des Baues bezeichnet. Im Jahre 1664 ist noch ein venezianischer Arsenalarbeiter, namens Nicolo, aus Venedig gekommen um das neue Schiff „aufzutaakeln und in Trimm zu bringen". *) Was die Etymologie des Wortes Bucintoro anlangt, so scheint es am richtigsten von dem lateinischen buceus, bussius, bucia, buccia, bussa, buza abzuleiten zu sein, welches ein größeres Fahrzeug bedeutet und italienisch „buzo“ lautet; Bucintoro wäre dann ein buzo d’oro oder buzin d’oro.

3. Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen - S. 110

1896 - Leipzig : Voigtländer
und zuletzt bei Nancy besiegt, wo er fiel. Seine Erbtochter Maria ver-mahlte sich mit des Kaisers Sohne Maximilian; dieser mute zwar das Herzogtum Burgund (die Bourgogne) an Frankreich berlassen, behauptete aber das brige Erbe, so da die Niederlande nebst der burgundischen Frei-grafschast (Franche Comt) an das sterreichische (Habsburgische) Haus kamen. 3. Maximilian I. (14931519), der letzte Ritter", grndete den ewigen Landfrieden, zu dessen Aufrechterhaltung er das Reichskammer-Gericht (in Speyer, zuletzt in Wetzlar) einsetzte und Deutschland in zehn Kreise teilte (s. Karte Ix). Den Verkehr befrderte er durch Einfhrung des Post wesens (Thurn- und Taxissche Posten). Dem Hause Habsburg erffnete er die Aussicht auf neuen Machtzuwachs durch die Vermhlung seines Sohnes Philipp mit Johanna (dertochter Ferdinands des Katholischen), der Erbin von Spanien, und die Verlobung seines Enkels Ferdinand mit Anna, der Schwester des kinderlosen Knigs von Bhmen und Ungarn. (Andere mge Kriege führen; du, glckliches sterreich, heirate!") Die schweizerische Eidgenossenschaft. Kaiser Maximilians Versuch, die Schweizer dem Reichskammergerichte zu unterwerfen, milang, und seitdem kann man sie als losgetrennt vom Reiche betrachten. (Ihre vllige Trennung von Deutschland wurde jedoch erst im westflischen Frieden 1648 ausgesprochen.) 60. Kultur?ustande dieser Periode. 1. Wirtschaftliches Leben. Das Ackerland hatte fast schon die jetzige Ausdehnung erlangt. Daher hatte schon vielfach die Auswanderung der lndlichen Bevlkerung nach den stlichen (slavischen) Grenzlndern be-gnnen. Das Handwerk war immer ausgedehnter und vielseitiger geworden: im Jahre 1363 wurden in Nrnberg 50 verschiedene Handwerke gezhlt. Es gab auch schon Maschinen, die durch Wasserkraft bewegt wurden. Die Znfte gewannen eine immer festere Gestaltung mit den drei Stufen: Lehrling, Geselle, Meister. Um Meister zu werden, mute der Geselle die Meisterprfung (mit einem ^Meisterstck") bestehen. Der Handel hatte sich immer groartiger entwickelt. Die groen sddeutschen Reichsstdte, namentlich Augsburg und Nrnberg, trieben hauptschlich mit Italien Handel, von wo sie insbesondere die morgenlndischen Spezereien erhielten. Die Hansastdte bezogen aus Rußland Pelze, aus Skandinavien Fische, aus Eng-land Wolle. Ausgefhrt wurden namentlich Tuche, Leinwand und Metall-waren. 2. Stnde. Immer schrfer hatte sich der Unterschied gestaltet zwischen Adel und Nicht-Adeligen oder Gemeinen". Deradel war abgestuft in den

4. Geschichte der Neuzeit - S. 65

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 3. Abfall der Niederlande. 65 dischen Schule gingen zu Grunde. Die Statthalterin beschwichtigte mit Hilfe des Adels den Tumult und sagte Milderung der Ketzer-verfolgungen und Amnestie zu; allein Philipp wollte nicht nachgeben und schickte den Herzog Alba mit 10 000 Mann aus Spanien ab, um seinen Willen mit Gewalt zur Geltung bringen. Auf die Nachricht von Albas Ernennung zum Oberbefehlshaber, dessen Grausamkeit und Ketzerhaß allgemein bekannt und gefürchtet waren, wanderten mehr als 100 000 Niederländer aus, um in Deutschland und der Schweiz oder andern Ländern Zuflucht und Sicherheit zu suchen. Mit ihnen verließ auch der Prinz Wilhelm von Oranien das Land. Er war wegen seines Verstandes ein Liebling Karls gewesen und hatte durch Spione Philipps grausame Absichten erfahren. Vergeblich warnte er die Freunde. Egmont, dem der spanische König zwei Siege über Frankreich (bei St. Quentin 1557 und bei Grave-lingen 1558) zu danken hatte, und Hoorn wollten ihm nicht glauben. Traurig sprach er beim Abschied zu Egmont: „Ich fürchte, Sie werden der erste sein, über dessen Leiche der Spanier einziehen wird." Er hatte wahr geredet. Kaum hatte der grimme Herzog 1567 seinen Einzug in Brüssel gehalten, so begann er die Reformierten und Anhänger der vaterländischen Partei aufs grausamste zu verfolgen. Die Feder sträubt sich, alle Greuelthaten zu berichten, welche begangen wurden. Jeden Tag sah man unschuldige Opfer verbrennen, hängen, köpfen oder vierteilen. Keine Hinrichtung aber machte einen erschütternden Eindruck, als die der Grasen Hoorn und Egmont. Sie wurden des Hochverrats beschuldigt und starben gefaßt am 5. Juni 1568 auf dem Schaffst. Vergeblich hatte Egmonts Gemahlin, eine Schwester des Kurfürsten von der Pfalz, den blutdürstigen Herzog fußfällig um Gnade für ihren Gemahl gebeten. Margareta selbst war empört über diese Grausamkeiten und legte ihr Amt nieder; allein Alba mit seinem Blutrate schaltete um so willkürlicher. Er brauchte bedeutende Geldsummen und verordnete, da er von Spanien kein Geld empfing, daß jeder Bürger den hundertsten Pfennig seines Vermögens, dann den zehnten und noch einmal den zwanzigsten seines Erwerbes abgeben solle, wobei er prahlte, er hoffe aus den Niederlanden mehr Geld zu ziehen als aus Peru. Jetzt entstand allgemeiner Ausruhr. Krämer, Fischer, Bäcker, Brauer und Handelsleute schlossen ihre Geschäfte, da sie einsahen, daß man ihren Ruin wollte; die Stände protestierten gegen die harten Auslagen, und der Aufstand ward allgemein. Diese Stimmung des Landes benutzten zunächst die Meergeusen. So nannte man Cassians Weltgeschichte Iii. 5. Aufl. v. Ph. Beck 5

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 294

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 204 — Bauwerkzeugen. Schon binnen vier Monaten waren die Wälle und Gräben vollendet, und nun begann mit noch größerem Eifer der Häuserbau. In einigen Jahren erblickte man bereits eine ausgedehnte Stadt in der früheren Einöde. Peter machte sie zu seiner Residenz, befahl vielen seiner Großen, sich dort niederzulassen, zog Kaufleute, Handwerker und Künstler dahin, und so wurde Petersburg eine der schönsten und volkreichsten Städte Europas. 9. Peters letzte Reise und Tod. — Noch einmal machte Peter eine Reise ins Ausland. Mit seiner Gemahlin Katharina, der Tochter eines Bauern, die er zur Kaiserin erhoben hatte, kam er nach seinem Lieblingslande Holland und sah Zaandam wieder, wo er einst als Peter Baas gezimmert und geschmiedet hatte. Dann ging er nach Paris, und hier fand er wieder genug des Neuen, das seine Wißbegierde anregte. Auch in Deutschland hielt er sich eine zeitlang auf. Alle eingesammelten Erfahrungen aber kamen seinem Reiche zugute. Seine Russen in Bildung und Gesittung den übrigen Völkern immer näher zu bringen, des Landes Kraft und Wohlfahrt auf jegliche Weise zu steigern, blieb Peters eifrige Sorge bis zu seinem Ende. Er starb 1725 nach 36jähriger Regierung, erst 53 Jahre alt. Mit Recht hat ihm die Geschichte den Beinamen „der Große" beigelegt. 111. Karl Xii. von Schweden. 1. Schweden in Kriegsnot. — Seit dem dreißigjährigen Kriege war Schweden das mächtigste Reich im nördlichen Europa. Auch die Küstenländer an der Ostsee, welche jetzt zu Rußland gehören, waren damals im Besitze der Schweden. Als nun Karl Xii., ein Jüngling von 15 Jahren, den schwedischen Thron bestieg, hielten die Herrscher der Nachbarländer die Gelegenheit für günstig, Schwedens Macht herabzudrücken. Vor allen strebte der Zar Peter der Große darnach, sein Reich bis an die Ostsee auszudehnen, um sich eine Seemacht zu schaffen. Er verband sich daher mit den Königen von Dänemark und Polen zum Kriege gegen Schweden. Den jungen, unerfahrenen Karl zu besiegen schien nicht schwierig.

6. Die Burgfrau von Ahlden - S. 82

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 82 - Als Gertrud allein war, sann sie Tag und Nacht auf nichts anderes, als wie sie sich an Ethelwolf für den Betrug rächen konnte. Sie fand ein grausames Vergnügen darin, sich von ihrem Vater und dessen Dienern von der Schönheit der weltberühmten Hauptstadt London, von der Pracht des königlichen Hofes und der Macht und dem Ansehen des englischen Königs erzählen zu lassen; und wenn sie dann bedachte, daß sie von dem Orte, an dem sie als Königin hätte herrschen können, nunmehr durch die Untreue ihres Gemahls für immer verbannt sein müsse, so überließ sie sich dermaßen ihrer Traurigkeit, daß niemand sie zu erheitern imstande war. Zu dieser Zeit geschah es, daß ein italienischer Maler im Aufträge des Herzogs von Modena eine Studienreise durch England machte, um die Bildnisse der schönsten englischen Damen zu sammeln, mit denen der Herzog seine Galerie schmücken wollte. Er kam auf dieser Reise auch an den Hof des Herzogs von Devon, weil er von der Schönheit der Prinzessin Gertrud gehört hatte, und er bat um die Erlaubnis, dieselbe malen zu dürfen. Sowohl der Herzog als auch Gertrud bewilligten ihm dieselbe gern, und der Maler begann alsbald sein Werk. Während aber so die Prinzessin ihm in den verschiedensten Stellungen saß, fand sie Gelegenheit, dem Maler zu sagen, daß am Hofe des Königs von England viele schöne Frauen sich befänden, die es sich zur Ehre anrechnen würden, von einem so geschickten Maler gemalt zu werden, und sie überredete ihn leicht, sich an den Hof Eduards zu begeben. Ehe der Maler jedoch seine Reife nach London antrat, bat Gertrud ihn, dem Könige ihr wohlgetroffenes Bildnis zu zeigen; sie war sicher, daß dieser alsdann fragen würde, welche Dame das Bild vorstelle, und^ auf diese Weise hoffte sie, daß Eduard hinter die Schliche ihres Gemahls kommen werde. Der Maler versprach der Prinzessin gern, ihre Bitte zu erfüllen, und sobald er ihr Bildnis vollendet hatte, trat er die Reise nach London an. Gertrud aber hatte durch ergebene Diener das Gerücht aussprengen lassen, daß

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 43

1858 - Weimar : Böhlau
43 Herrschest in Italien gegründet werden. Für seinen ältesten Sohn Johann erlangte Alexander von Ferdinand dem Katholischen den Titel eineß Herzogs von Gandia. Er trennte dann die Stadt Benevent vom Kirchenstaate, machte aus derselben ein unabhängiges Herzogthum und beschenkte mit demselben seinen ältesten Sohn. Kurze Zeit nachher wurde Johann ermordet. Der allgemeine, durch Zeugen bestätigte Ver- dacht siel auf seinen schändlichen Bruder Cäsar, den die Erhebung seines Bruders bis zur Wuth neidisch gemacht hatte. Cäsar verließ nun mit seines Vaters Bewilligung den geistlichen Stand, und wurde, seinem heißen Wunsche gemäß, zur Erwerbung einer weltlichen Herrschaft für das Haus Borgia bestimmt. Die Unterstützung dieses Unternehmens hatte Ludwig Xii. von Frankreich zugesagt, um von dem Papste die Erlaubniß zur Scheidung von der Königin Johanna zu erlangen. Zur Bildung einer weltlichen Herrschaft für Cäsar Borgia waren die Besitzungen der adligen Herrn und päpstlichen Vasallen in der Romagna und der Mark Ankona ausersehen. Diese Vasallen oder soge- nannten päpstlichen Vicare waren fast unabhängige Fürsten geworden; gegen ihre Unterthanen übten sie die volle fürstliche Gewalt und miß- brauchten sie nicht selten. Doch hatte das Dasein vieler kleinen Fürsten neben einander auch manchen wohlthätigen Einfluß auf Leben und Bil- dnng. An ihren Höfen wurden Künste und Wissenschaften geehrt; ein seiner geselliger Ton, Sinn für höheren Lebensgenuß verbreitete sich aus ihrer Nähe. Wer von dem einen dieser kleinen Gewaltherrn verfolgt wurde, der fand bei einem anderen Schutz. Nach der Eroberung von Mailand durch die Franzosen entriß Cäsar, der von Ludwig zum Herzog von Valentinois ernannt worden war und mit französischen und schweizerischen Hülfstruppen unterstützt wurde, Jmola, Forli, Pesaro, Rimini, Faenza, später auch Urbino und Came- rino ihren Besitzern. Wo Waffengewalt nicht ausreichte, halfen treulose Ränke. Mit furchtbarer Grausamkeit wüthete der Sohn des heiligen Vaterö; kein Alter, kein Geschlecht fand vor ihm Schonung. Um das Geld zu den vielen Kriegszügen und sonstigen Ausgaben zusammenzu- bringen, nahm der Papst zu jeder Art von Erpreffung seine Zuflucht. Reiche Leute, besonders Prälaten, wurden gezwungen, den Papst zum Erben einzusetzen, oder es wurden nach ihrem Tode ihre Güter einge- zogen. Erledigte Aemter wurden an den Meistbietenden verkauft. Man nahm auch zu Gewalt und Mord seine Zuflucht. Bei bedeutenden Todesfällen dachte man sogleich an Vergiftungen durch den Papst. Die Reichthümer, welche dieser auf so schändlichen Wegen an sich riß, wur- den von ihm und seinem Sohne in den ausschweifendsten Lustbarkeiten vergeudet. Aber für so viele Frevel traf den Papst die rächende Ver- geltung. Alexander Vi. starb 1503 an Gift, welches er im Einver ständniß mit seinem Sohne mehreren zu einem Gastmahle geladenen Kardinälen reichen lassen wollte. Durch ein Versehen verwechselte der Diener die Becher, und der Streich fiel auf das schuldige Haupt der Urheber zurück. Cäsars kräftige Natur widerstand dem Gifte, aber wäh- rend seiner Krankheit zerrann seine Macht; das mit verruchten Freveln gewonnene Fürstenthum löste sich aus; eine Landschaft nach der andern fiel ab; der größte Theil der Romagna ging für ihn verloren.

8. Geographie für Lyceen, Gymnasien, Mittelschulen und zum Privatunterrichte - S. 337

1837 - Heidelberg : Winter
357 Europa. Italien. 7. Republik San Marino. Sie liegt in der Lcgation Urbino im Kirchenstaate, enthält l‘/8 lllm. mit 7000 katholischen Einw. und steht unter dem Schutze des Pabstes. Sie hat an der Spitze des hohen Rathes, der aus Patriciern, Bürgern und Landleuten besteht, und dem engern Rath von 12 Gliedern, 1 Capitano, alle drei Monate wechselnd, und 2gonfalioneres (Panncrherrn). Einkünfte': 50,000 Gulden. Jeder Bürger ist Soldat. St. Niarino (Villa Marii), Hptst. auf einem Berge mit einem einzigen Zugang, gegen 6ooo E. hat 3 kleine Castelle und in der Haupt- kirche die Statue und das Grab des heil. Einsiedlers Marinns, wel- cher sie im Jahr 43o gründete. Weinbau. Vier Dörfer gehören dazu. 8. Das Königreich beider Sicilien. Es besteht ans dem Königreich Neapel in Unteritalien und der Insel Sicilien. Grenzen: im 9t. der Kirchenstaat, Tosca, nisches und adriatisches Meer; im O-, S. und W.-das mittel- ländische Meer. Flächeninhalt: 2000 lum. Einwohnerzahl: 7,500,000 katholische Christen, Albaneser (80,000 an der Ost- küste) und Inden (2000). Es sind 24 Erzbischbse (worunter der Erzbischof zu Palermo Primas des Königreichs ist), 35 Jm- mediat- und 40 Suffragan-Bischöfe. Mehrere Mönchsorden sind hergestellt. Universitäten: (Akademie der Wissenschaften) zu Neapel, Palermo und Catania. 4 Lyceen und 13 Kollegien. Treffliche Musik; Zeichnungs-Akademie in Neapel. Bibliotheken und Kunstsammlungen. Der Boden ist an vielen Orten vulkanisch, aber dennoch, ausser der apulischen Ebene, die zur Schafzucht benuzt wird, sehr fruchtbar, und liefert viele besonders südliche Produkte. — Industrie und Fabriken sind wenig bedeutend, jedoch im Zunehmen. — Der Handel, in Neapel passiv, in Sicilien mehr aktiv, meist von Ausländern betrieben, ist besonders wichtig in Landesprodukten: Getraide, Baumöl, Südfrüchten, Wein, (z. B. Lacrimä Christi am Vesuv), Reis, Baumwolle, Zucker- rohr, Safran, Pferden, Korallen re. — Handelsstädte: Neapel, Messina, Palermo, Catania, dann die Häsen: Manfredonia, Gallipoli, Siragossa, Trapani, Salerno, Bari, Taranto, Bar- letta rc. — Münzen: Dnkati (I st. 37 kr.), Scudi (2 fl. 20 kr.). In Sicilien: Unzen (4 fl. 48 kr.). Tari (11 »/? kr.). Verfassung. Die Regierung ist unumschränkt-monarchisch. Der König Franz Ii. seit 1830 bedarf keiner Krönung und der Thron ist für Prinzen und Prinzessinnen erblich. Der Kron- prinz heißt Herzog von Calabrien. Der Adel ist sehr zahlreich, über 100 Fürsten, 150 Herzoge, 600 Marchesen, Grafen und Baronen. — Es sind 5 Ritterorden: des heiligen Januar; der Cvnstantinische; des heil. Ferdinand; Franz des ersten und beider Sicilien. — Staats-Einkünfte: über 30 Mill. Gulden. — Land- macht : 30,000 M. und eine Ralionalmjlitz. Feste Pläzc: Gaeta,

9. Die neue Zeit - S. 264

1877 - Leipzig : Brandstetter
2g4 Peter's des Großen letzte Regierungsjahre. 1. ^uge der si^oße Czar lebte, hörte er nicht auf, neue Einrichtungen zu machen, Mißbrauche abzuschaffen und an der Bildung seines Volkes kräftig zu arbeiten. Um neue Ideen zu sammeln, reiste er für sein Leven gern in andere Länder. Einmal zog er auch nach Pyrmont in's Bad Der Graf von Waldeck bewirthete ihn auf seinem Schlosse ganz prächtig und fragte ihn zuletzt, wie ihm sein Schloß gefalle. „Recht gut!" antwortete Peter, „es hat nur einen großen Fehler: die Küche ist m groß angelegt." — Im Jahre 1716 machte er eine größere Reise, auf der er auch sein geliebtes Holland wieder besuchte. Hier wurde er mit einer feierlichen Rede empfangen. Der Redner hatte in den pomphaftesten Ausdrücken gesprochen. „Ich danke ihnen," antwortete Peter, „aber ich habe Sie nicht verstanden. Mein Holländisch lernte ich beim Schiffsbau in Saardam; doch diese Sprache lernte ich nicht." — Auch nmt strich er fleißig auf den Schiffswerften umher und besuchte alle Sehenswürdigkeiten. Stunden lang sah er den Malern in ihrer Werkstatte zu. Dann reiste er nach Paris. Ludwig Xiv. war kurz vorher gestorben Sein Urenkel, Ludwig Xv., ein siebenjähriges Kind, war jetzt König. Als dieser königliche Knabe Petern besuchte, nahm ihn dieser ohne Weiteres auf die Arme, küßte ihn und sprach: „Ich wünsche, Sire, daß Sie wohl aufwachsen und einst löblich regieren mögen! Vielleicht können wir mit der Zeit einander nützlich werden." In Paris fand Peter's Wißbegierde noch mehr Nahrung als in Holland. Aus einer Anstalt eilte er zur andern, besuchte die Gelehrten, Künstler und Fabriken und machte bei den Künstlern große Bestellungen. Als er in die Kirche kam, wo der kluge Richelieu begraben lag, umarmte er dessen Bildsäule und rief: „großer Mann! Dir würde ich die Hälfte meiner Staaten gegeben haben, um die andere Hälfte von dir regieren zu lernen." Seine Spazierfahrten führten ihn auch nach St. Cyr, wo Frau von Maintenon in Ruhe lebte. Sie war unpäßlich und verbat sich anfangs den Besuch. Aber Peter bestand darauf. ,^Jch muß," sagte er, „der Frau meine Hochachtung beweisen, die es so gut mit dem Könige und mit dem Reiche meinte und, wenn sie gegen die Hugenotten sich ungerecht bewies, nur aus Einfalt und Aberglauben fehlte." Er trat Sinthtet, zog leise die Vorhänge ihres Bettes auf, setzte sich zu rhren Füßen auf's Bett, und fragte nach ihrem Beftnden. „Mein Alter ist meine Krankheit," antwortete sie mit schwacher Stimme. Peter sagte ihr, das Bewußtsein, die Wohlthäterin Frankreichs gewesen zu sein und der tägliche Anblick der Schaar von Mädchen, die ihr noch jetzt ihr Glück verdankten, müsse ihr jene Krankheit gewiß erleichtern. Höchst vergnügt kehrte Peter über Holland und Norddeutschland nach Rußland zurück.'

10. Geschichts-Bilder - S. 280

1878 - Langensalza : Greßler
260 Kruzifixe und Heiligenbilder, überfiel Kirchen und Klöster raubte und zerstorte dle Gerätschaften; die kostbarsten Bilder der nieder-landlschen^Schule gmgen zu Grunde. In Folge dessen befchwich-u^te die etal^altenn mit Hülse des Adels den Tumult und sagte Milderung der Ketzerverfolgungen und völlige Gnade zu; allein Philipp wollte mcht nachgeben und schickte den Herzog von Alba 5 I 'S J1 aus Spanien ab, um seinen Willen mit Gewalt zur Geltung zu bringen. Aus die Nachricht von Albas Ernennung zum Oberbesehls-l)aber, beiseit Grausamkeit und Ketzerhaß allgemein bekannt und gefürchtet waren, wanderten mehr als 100,000 Menschen aus, um m Deutschland und der Schweiz oder andern Ländern Zuflucht und (Sicherheit zu suchen, »iluch sehr viele hochgestellte Herren verließen oas Land, unter diesen der Prinz von Oranien. '@r war weaen jeines Verstandes ein Liebling Karls gewesen und hatte durch jpptotte Philipps Abfichten erfahren. Vergebens warnte er die Freunde. Egmont und Hoorn wollten ihm nicht glauben. Traurig sprach er beim Abschied zu Egmont: »Ich fürchte, Sie werden der Erste sein, über dessen Leiche der Spanier einziehen wird.« Er i^atte waht geredet. Kaum hatte der schwarze Herzog seinen Ein zug ln Brüssel (1567) gehalten, so begann er die Reformirten und Anhänger der vaterländischen Partei auf's Grausamste zu verfolgen. Die Feder sträubt sich, alle Gräuelthaten zu berichten, welche begangen wurden, Jeden Tag sah man unschuldige Opser verbrennen, hangen, köpfen oder viertheilen. Keine Hinrichtung aber machte entert [o er|d)ütterttbett (Sinbrucf, q[§ die bet ©reifen »pootn und Egmont. Sie wurden des Hochverrats beschuldigt und starben gefaßt aus dem Schaffst (1568). Vergeblich hatte Egmonts ©e-mahhn, eine Schwesser des Kurfürsten von der Pfalz, den blutdürstigen Herzog um Gnade für ihren Gemahl gebeten. Margarethe war empört über diese Grausamkeiten und legte ihre Statthalterschaft nieder; allein Alba schaltete um so willkürlichere Er brauchte bedeutende Geldsummen und verordnete, da er von Spanien kein Geld empfing, daß jeder Bürger den hundertsten pfenmg seines Vermögens, dann den zehnten und noch einmal den zwanzigsten seines Erwerbes abgeben solle, wobei er prahlte, er hoffe aus den Niederlanden mehr Geld zu ziehen, als aus Peru. — Jetzt entstand allgemeiner Aufruhr. Krämer, Fischer, Bäcker, Brauer und Handelsleute schlossen ihre Geschäfte, da sie einsahen, daß man ihren Ruin wollte; die Stände protestirten gegen die harten Auslagen, und der Ausstand ward allgemein. Diese Stimmung des Landes benutzten zunächst die Meergeusen. (So nannte man die vertriebenen Niederländer, welche ohne festen
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