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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 175

1911 - Erfurt : Keyser
— 175 — diesen Plan zu hintertreiben. Die Franzosen fühlten fidi cuett als Herren Der Stadt und handelten als solche, obwohl der Kurfürst von Mainz, der größte Gegner Friedrichs Ii., ihr treuester Verbündeter war. ^ Nach der Lchlacht: Bald aber änderte sich das Bild. <zu der Schlacht bei Roßbach hatte Friedrich mit der Potsdamer Wacht-parade einen glänzenden Sieg über die Reichsarmee und das sran- zösische Heer errungen. Nun flohen die Franzosen, so schnell sie konnten, dem Rheine zu und berührten auf ihrer Flucht auch Erfurt. Am 7. November, zwei Tage nach der Schlacht, trafen die ersten Verwundeten und Versprengten hier ein. Bald aber solgten große Scharen nach, Fußvolk und Reiterei, Offiziere und Gemeine, alles in buntem Gemisch durcheinander und alle in einem erbärmlichen Zustande. Die meisten hatten ihre Gewehre und alles, was ihre eilige Flucht hätte hindern können, weggeworfen. Viele hatten keine Helme mehr auf dem Kopfe und keine Schuhe mehr an den Füßen. Einige hielten lange Bohnenstangen in den Händen und führten nach Frosches Art ungeheure Sprünge aus. Wirk lich, eine richtige Reißausarmee! — Andere wieder weinten bitterlich. Sie hatten sich während der Schlacht an den durch das Schießen heiß gewordenen Gewehren die Finger verbrannt. Besonders ausfällig war aber die Schweigsamkeit aller. Früher hatten sie den Mund nicht voll genug nehmen können, jetzt aber entschlüpfte nur selten ein „Sacre nom de Dieu“ ihren bebenden Lippen. Friedrichs Feldherrnkunst hatte ihre ruhmredigen Zungen gelähmt. Sie beschrieben, wenn sie gefragt wurden, die Schlacht mit wenig Worten: „O mon Dieu!“ Die klein, klein Trupp! O Die groß, groß Feuer!" Bald kamen auch die Gepäckwagen zurück. Ihr Durchzug wollte gar kein Ende nehmen; drei Tage dauerte er in einem fort. Die Bauern der Dörfer, durch welche der Rückzug ging, hatten furchtbar zu leiden. Viele Orte wurden ausgeplündert, z. B. Ollendorf, Klein-Mölfen und Tüttleben. Beim Anrücken eines versprengten Haufens zogen darum die Bauern die Sturmglocke und stellten sich, mit Mistgabeln, Dreschflegeln und Sensen bewaffnet, zur Wehr, und mancher französische Soldat hat damals durch die von der Verzweiflung übermannten Schützer des heimatlichen Herdes seinen Tod gesunden. (Nach Const. Beyer.) 61. Erfurt im Siebenjährigen Kriege. Grund der Feindschaft: Im August 1756 fiel Friedrich Ii. unerwartet in Sachsen ein. Dafür wurde er auf dem Reichstage zu Regeusburg von den versammelten deutschen Fürsten mit der Acht belegt. Hierbei war der Kurfürst von Mainz besonders tätig gewesen. Dem König blieb das Tun des Erzbifchofes nicht ver-

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 305

1902 - Karlsruhe : Lang
- 305 — 5. Und der Bayer darauf: „(Se= schmiedet in Eins Sind Heuer im Feuer wir worden! Heut ward sie geschlagen die Brücke des Mains, Geschlagen von Süden nach Norden! Und wie wir hier sterbend zum Bunde die Hand, Zum Schwure der Treue erfassen, So reichen die Rechte sich Land und Land, Im Tode sich nimmer zu lassen!" — 6. Und als nun erglommen mit Felsen und Wald Des Abendrots glühende Brände, Da ruhten die Tapfern friedlich und kalt, Im Tod noch verkettet die Hände. Doch wir hörten den Schwur und wir halten ihn euch, Bei dem rinnenden Herzblut im Sande! Und die Kunde vom wiedererstandenen Reich, Sie donnre von Lande zu Lande! I. Lohmeyer. Die Trompete von Uionvillr. 1. Lie haben Tod und Verderben gespien: Wir haben es nicht gelitten, Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterie'u, Wir haben sie niedergeritten. 2. Tie Säbel geschwungen, die Zäume verhängt, Tief die Lanzen und hoch die Fahnen, So haben wir sie zusammengesprengt, Kürassiere wir und Ulanen. 3- -Toch ein Blutritt war es, ein Todesritt; Wohl wichen sie unseren Hieben, Doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt, Unser zweiter Mann ist geblieben. 4. Tie Brust durchschossen, die Stirne zerklasst, 'Lo lagen sie bleich aus dem Rasen, In der Kraft, in der Jugend dahingerafft: — Nun, Trompeter, zum Sammeln geblasen! o. Und er nahm die trompet' und er hauchte hinein; ,xa — kie mutig mit schmetterndem Grimme Uns geführt in den herrlichen Kampf hinein, — Der Trompete versagte die Stimme! 6. Nur ein klanglos Wimmern, ein Schrei voll Schmer; Entquoll dem metallenen Munde; Eine Kugel hatte durchlöchert ihr Erz, — Um die Toten klagte die wunde! 7. Um die Tapfern, die Treuen, die Wacht am Rhein. Um die Brüder, die heut gefallen, — Um sie alle, es ging uns durch Mark und Bein, Erhub sie gebrochenes Lallen. Hud nun kam die Nacht, und wir ritten hinbann Rundum die Wachtfeuer lohten, Die Rosse schnoben, der Regen rann — Und wir — dachten der Toten, der Toten. _______________________ Ferd. Freiligrath. Berger-Stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. 20

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 306

1902 - Karlsruhe : Lang
— 306 — Die Nasse von (ßrnudottc. 1. Heiß war der Tag und blutig die Schlacht, Kühl wirb der Abenb und ruhig die Nacht, Droben vom Walbsaum nteber ins Tal Dreimal schmettert Trompetensignal, Labet so laut und schmettert so hell, Rust die Dragoner zurück zum Appell. 2. Truppweis in Rotten zu breien und zwei'n Stellen die tapferen Reiter sich ein, Aber nicht alle kehren zurück, Mancher liegt ba mit gebrochenem Blick; Kam zur Reveille frisch noch und rot, Liegt beim Appell bleich, blutig und tot. 3. Lebige Rosse, den Sattel leer, Irren verwaist auf der Walstatt umher; Doch der Trompete fchmetternb Signal Rust aus der Ferne zum brittenmal. Schau! und der Rappe bort spitzt das Chr, Wiehernb wirft er die Rüstern empor. 4. Sieh, und der Braune gesellt sich ihm bei, Trabt ihm zur Seite wie sonst in der Reih'; Selber der blutige Schimmel, so tnüb, Hinkt auf brei Beinen und reiht sich ins ©lieb; Truppweis, in Rotten zu breien und zwei'n, Stellen die lebigen Rosse sich ein. 5. Rosse wie Reiter verstehn den Appell; Ruft die Trompete, so finb sie zur Stell. Über breihunbert hat man gezählt Rosse, zu benen der Reitersmann fehlt. .Über breihunbert, o blutige Schlacht, Die so viel Sättel hat lebig gemacht. 6. Über breihunbert, o tapfere Schar, Wo bei vier Mann ein Gefallener war! Über breihunbert, o ritterlich Tier, Ohne den Reiter noch treu dem Panier! Wenn ihr die Tapfern von Gravelotte nennt: Denkt auch der Rosse vom Leibregiment! Karl Gerok. Kaiser Wilhelm. 1. Wer ist der greife Siegeshelb, Der uns zu Schutz und Wehr Fürs Baterlanb zog in das Felb Mit Dentschlanbs ganzem Heer? Wer ist es, der vom Baterlanb Den schönsten Dank empfing? Bor Frankreichs Hauptstabt siegreich stand Hub heim als Kaiser ging ? Du ebles Deutschland sreue bich, Dein König, hoch und ritterlich, Dein Wilhelm, bein Kaiser Wilhelm ist’s!

4. Geschichte des Altertums - S. 62

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
62 Geschichte bei- Nümer. Um den fortwährenden Einfällen der Einwohner der benachbarten Etrusker st adtveji ein Ende zu machen, erbot sich das mächtige und stolze Geschlecht der Fabier, allein den Kampf gegen diese Stadt zu übernehmen. Mit ihren Klienten zogen sie aus Rom hinaus und erbauten unfern von Veji eine Burg. Von dort fügten sie den Vejentern viel Schaden zu, lieferten ihnen glückliche Gefechte und fingen ihre Herden weg, bis sie endlich in einen Hinterhalt fielen und allesamt, über 300 Männer, erschlagen wurden. Nur ein Knabe blieb, wie erzählt wird, am Leben, von dem die späteren Fabier stammten. Als einige Zeit später die St qu er einen Sieg über ein römisches Heer davontrugen, wußte sich der Senat keinen Rat, als daß er Lucius «tnctnnatur. Ouinctius Cincinnatus zum Diktator ernannte. Dieser war zwar ein Mann von altem Adel, aber arm; er besaß nur ein kleines Bauerngut, das er, genügsam und einfach, mit seiner Gattin selbst bewirtschaftete. So trafen ihn denn die Boten des Senats, wie er hinter dem Pfluge herging. Nachdem er sich von seiner Gattin die Toga *) hatte bringen lassen, vernahm er die Nachricht von seiner Ernennung; dann eilte er nach Rom, hob Truppen ans und brachte den Feinden eine völlige Niederlage bei. Das Decemvirat intb die Gesetze der zwölf Tafeln. § 66. Die Decemvirn. Damals richteten die Plebejer alle ihre Anstrengungen darauf, die schriftliche Festsetzung des Rechts zu erreichen. Nach langem und heftigem Widerstande willigten die Patrizier darein, daß zehn Männer, Decemvirn, mit unbeschränkter Gewalt bekleidet werden sollten. Die Gesetze um die Gesetze abzufassen und aufzuzeichnen. Auf zehn Bronzetafeln sofern, wurden sie niedergeschrieben und öffentlich ausgestellt, so daß jeder von ihnen Kenntnis nehmen konnte. Da aber das Werk der Gesetzgebung noch nicht zu Ende geführt war, wurden für das nächste Jahr noch einmal zehn Männer ernannt, unter denen auch einige Plebejer waren; und diese fügten zu den zehn Gesetzestafeln noch zwei weitere hinzu. So hatte die Plebs wieder etwas Großes erreicht; es war ihr zweiter Sieg. Aber die Decemvirn schalteten wie Tyrannen und ließen sich schwere Gewalttaten zu Schulden kommen. Der einflußreichste unter ihnen war swiis Apptus Claudius, der stolze und anmaßende Sproß eines auch sonst 1) Die Toga war das römische Nationalgewand, das nur der freie Bürger und die freie Bürgerin tragen durfte, ein breites Stück Tuch, das faltig um den Körper gelegt wurde. Darunter trug man das hemdartige Untergewand, die Tunika, die durch einen Gürtel zusammengehalten wurde.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 565

1906 - München : Oldenbourg
117. Die Schlacht von Beaumont, 30. August. 565 Wir hielten uns nicht lange auf. Was noch Widerstand leistete, wurde erschossen; es waren aber nur wenige; die Mehrzahl war gefangen oder floh, so rasch sie konnte. Jetzt knallten auch unsere Büchsen; nicht so hell und scharf wie die Chassepots, aber gut genug um zu treffen und dies ist ja doch die Hauptsache. Französische Batterien auf der Flucht vor Beaumont. Etwas langsamer — denn schließlich gehl ja sogar einer Lokomotive der Puster aus, geschweige denn einem Jäger, der nur eine Lunge im Leibe hat, aber einen Tornister und noch mehr auf seinem Körper —, jedoch immer noch schnell genug folgten wir den Fliehenden nach. Bald erreichten wir den jenseitigen Waldrand; dort hielten wir und nun ging ein echtes, richtiges Scheibenschießen los ans die armen Kerls, die sich todmüde über die Felder hinüberwälzten. Als es nichts mehr zu schießen gab, drangen wir wieder vor; unser guter „Alter" marschierte zu Fuß mit geschwungenem Säbel voraus. Wer geglaubt hatte, der „Alte" sei alt, der hatte sich gründlich getäuscht. Wenn es galt Strapazen zu ertragen, große Leistungen zu machen, den Feind anzugreifen, dann war er jung; da tat's ihm keiner zuvor und nvöc wenige waren ihm gleich. Unterdessen hatte die 4. Kompagnie links von uns einen tüchtigen Bor* fprung erreicht. Da winkte der „Alte" und sprang vor die Front. „Auf, Jäger! Vorwärts!" Von neuem ging die Jagd los; wir hatten ja wieder frische Kräfte. Jetzt protzten die Franzosen auf und jagten davon. Flink machten sie ihre Sache, aber doch nicht flink genug, daß die 4. Kompagnie nicht noch zwei Geschütze samt Bedienung und Bespannung erwischte. Freilich waren wir auch gleich droben, aber die 4. Kompagnie war dieses Mal die erste. Nun, wir gönnten es ihr; denn wir waren ja schon gründlich getauft worden, sie bisher aber noch nicht. 9tacht>em das ganze Bataillon sich zusammengesunden hatte, und zwar allein, denn die anderen waren noch weit zurück, beglückwünschten wir uns

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 288

1906 - München : Oldenbourg
288 55. Eine Szene aus der Sendlinger Bauernschlacht. Des Verhaus knorriges Astwirrsal vermochte den Stürmern nicht halt zu gebieten, nicht Schutz den Verteidigern zu geben, denn schlecht taugt zum Nahkampf das zum Streitgerät geformte Ackerwerkzeug, nutzlos ist es auf die Ferne. Man ballt sich zu Knäueln zusammen die Wehr vorstreckend; so lehrten es die kriegserfahrenen Offiziere und Soldaten, die aus dem Verbände der aufgelösten kurbayerischen Regimenter in die Reihen der Landesverteidiger traten — „lieber dem Teufel zu dienen denn dem Kaiser". Der Leiter des gesamten Aufstandes, der Jägerwirt von Tölz, auf schnaubendem Schecken reitend, starrt trüb und unschlüssig die Straße hinab, wo es in erdrückenden Massen heraufzieht. — „Alles verloren!" — „Wenn's schon zum Sterben ist, dann drauf!" „Lieber bayrisch sterben als kaiserlich verderben!" Da werfen die Verzweifelnden und Zagenden sich den Grenadieren des Regiments „Bischof von Osnabrück" entgegen, die das Dorf umgehend durch die Gaffe einbrechen. ^ Der kleine Tambour schaut zaghaft ins Getümmel: das ist anders, als wenn man sich daheim im Dorfwirtshaus au die Gurgel fuhr ober mit dem Schlagring die Kopse zerbeulte, das ist bitteres Sterben in einem erbarmungslosen Ringen. Da „scheppert" die dünne Sensenklinge gegen den starren Gewehrlauf, die Axt gegen die Partisane, hier würgt das Messer gegen den Degen, ba prasselt tödliches Blei in die Leiber. Doch auch durch die Dorfgasse wälzt sich im Laufschritt von Neuhofen und Thalkirchen herüber fränkisches Fußvolk vom Regiment „Jahnns von Eberstätt". Es soll der Arbeit nicht viel mehr finden. In dichtem Knäuel bahnt hauend, stechend und schießenb der Haufe der Isarwinkler sich eine Gasse ins Freie, mit ihnen der französische Garbekapitän Gauthier, einer ihrer Führer. Ihr sicheres Blei hält die Verfolger in Achtung und wenn auch viele stürzenb den Weg zeichnen zur Heimat, die Braven erreichen fechtend den schützenden Wald. Den breiten „crabatischen" Krummsäbel oder die lauge Radschloßpistole in der Faust jagen über den Heil. Geisthof die Cusanihusaren herein von de Wendt, dem Kommandanten der kaiserlichen Besatzung Münchens, selbst geführt. Mit Roß und Waffen wohl versehen boten biefe Reiter von den Usern der Dran, Sau und östlichen Donau als leichte, flüchtige Scharen dem ihre Dienste, der ihnen Sold und Beute versprach. Schrecken und Furcht, aber auch Haß und bitteres Rachegefühl erweckten überall ihre barbarischen Gepflogenheiten. Hoch in den Bocksätteln mit ausgezogenen Kuieeu sitzend neigen sich die Vordersten zu wahllosem Hieb und Schuß in die dichte Masse der Sensenmänner, die die Wucht des Galoppsprunges hinwegsegt. Manch nervige Bauernfaust klammert sich da in die Zügel oder die haarige Roßschnauze, daß das Tier scheuend auffährt oder vorprellend den

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 557

1906 - München : Oldenbourg
116. Die ersten Siege. 557 Am Fuße des zusammenstürzenden Kirchturmes trafen die einzelnen deutschen Regimenter von verschiedenen Seiten her zusammen. Endlich war der letzte Widerstand in Fröschweiler. gebrochen. Die Schlacht war damit endgültig entschieden. Der Feind warf sich auf die Rückzugsstraßen. Mac Mahon selbst, der von dem mißlungenen Angriff seiner Reiterei unverwundet zurückgekommen war, leitete den Rückzug. „Den Degen" — so schilderte ihn ein französischer Bericht in diesem Augenblick — „hatte er an der Klinge gefaßt und schwang ihn wie eine Keule. Unablässig bearbeitete er mit den Sporen sein großes, schaumbedecktes, schwarzes Pferd, das dritte Pferd an diesem Tage. Sein Rock hing in Fetzen, seine Krawatte war fort, das offene Hemd ließ die nackte Brnft sehen. Er aber zündete sich eine Zigarre an und gab kaltblütig die Rückzugsbefehle." Doch was halfen Befehle, wo schon alle Ordnung aufgelöst war! Schou längst hatte die sinnlose Angst alle Truppenteile erfaßt und trieb sie dahin, wo nur ein Ausweg zur Rettung noch zu entdecken war. Der Reiterangriff hatte wenigstens einem Teile der französischen Armee Luft gemacht und ihm Zeit und Gelegenheit zum Entweichen verschafft; diese Gelegenheit wurde auch allerseits so schnell wie möglich benutzt. In wilder Flucht zogen sich die fran-zösischen Regimenter, die trotz äußerster Tapferkeit keinen Erfolg hatten erringen können, zurück, Geschütze, Fahnen und zahlreiche Gefangene in den Händen der Sieger zurücklassend. Die Straße nach Hagenau bedeckte sich mit Flüchtlingen: es war ein schauderhaftes Durcheinander unter dem nachgesendeten Geschützfeuer der Deutschen, das sich von Minute zu Minute zu verdoppeln schien. Als der Abend einbrach, wurde die Unordnung in der Dunkelheit noch entsetzlicher, Geschrei, Geheul, Flüche, ein höllisches Wettrennen nach der Eisenbahn zu der Station Brumath. Hier galoppierten ledige Pferde, den Sattel unterm Bauche schleppend, zum Stadttore vou Hagenau herein; dann folgte ein Kürassier auf blut- und schaumbedecktem Pferde, ohne Küraß, ohne Waffen: dann ein Kanonier auf ungesatteltem Pferde — auf allen Gesichtern lag unaussprechliche Angst. Dann kamen ganze Schwärme von Reitern; oft saßen zwei Znaven auf einem Pferde. Andere schwangen ihre Säbel und hieben wie wahnsinnig auf die armen Pferde ein; wieder andere warfen den Helm, den wuchtigen Säbel und den schwerfälligen Panzer von sich um schneller vorwärts zu kommen. Nun mischte sich auch Fußvolk unter die Reiter; die militärische Ordnung war vollständig gebrochen. Das waren keine Soldaten mehr, die da vorbeirasten; das waren arme, furchtsame Kinder geworden, einzig und allein auf die Sicherung ihrer schon mehr oder weniger schadhaften Haut bedacht. Immer größer ward der Lärm; unter die Haufen der Kürassiere mischten sich Ulanen und Husaren; alles drängte sich durch die Straße; ledige Pferde liefen, als wären sie von gleicher Furcht getrieben, an allen Orten mit dem Schwarme; Zugpferde mit abgeschnittenen Zugsträugen, von Fußsoldaten oder Kanonieren geritten. Wie

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 564

1906 - München : Oldenbourg
564 117. Die Schlacht von Beaumont, 30. August. die zweite und erste ähnlich, die vierte folgte als zweites Treffen. Dies Beispiel wirkte. Nun wurde der Wald lichter. „Ausschwärmen!" — „Bajonette aufpflanzen!" — „Vorwärts, Jäger, vorwärts!" Die Flügel kamen kaum hinaus, so drängte die Mitte vor. Alles war jetzt im Hellen Lauf. Und wie hielten sie aus, die braven Kerls! Für diesen Dauerlauf verzieh ich ihnen all die Müh' und Plag', die mir das Algäuer Phlegma in der Garnison so oft verursacht hatte. Der Wald hörte auf. Eine etwa 200 Schritt breite Lichtung lag vor uns. Eine weiße Dampflinie bezeichnete den jenseitigen Rand. Dazwischen beleuchtete die Sonne rote Hosen. Dort standen sie also, die Herren Franzosen. Richtig, das sind die Chassepots, die so lustig uns um die Ohren pfiffen. — Tut nichts; werden schon aushören. — Wir aber hörten nicht auf. nämlich zu laufen. Nicht einen Schuß gaben wir ab. „Vorwärts!" schrie der Hauptmann; „vorwärts, Jäger!" riefen wir ihm nach und hinaus ging's aufs freie Feld. Da stürzten freilich gleich einige nieder. „Hurra! hurra!" — Wie das durch die Nerven ging!— „Hurra! hurra!" schrie, nein, brüllte die ganze Kompagnie und vorwärts ging's in einem Lauf, bis wir dort waren, mitten unter ihnen drin, daß sie meinen mußten, eine Wolke habe uns aus-gespieu zu ihrem Verderben. Den Waldrand faßte ein kleiner Graben ein. Da stürzten die vordersten der Unsrigen hinein; ich sprang flott drüber weg, war uoch ein junger Kerl damals und nicht umsonst von jeher ein gewandter Turner und Fechter. Hinter mir folgte mein rechter Flügelkorporal. Dann kamen unsere Jäger und von den Franzosen riß der größte Teil aus, als wir dicht vor ihren Gewehrmündungen standen und sie nur hätten losdrücken dürfen um noch manchen flotten Jäger dahinüber zu schicken, wo man zwar als treuer Soldat gut aufgenommen wird, aber doch nicht gerne freiwillig hingeht. Ein anderer Teil jedoch blieb stehen und wehrte sich verzweifelt. Half ihnen aber nicht viel. Immer mehr Jäger, auch die Zehner kamen heran und glichen alsbald das Zahlenmißverhältnis so ziemlich aus. Noch gellt’s mir in den Ohren, wie unser guter Oberleutnant v. Z. einen großen Burschen anschrie: ,,ä das les armes!“ als dieser auf zwei Schritte auf ihn anlegte. Dem Kerl fiel das Gewehr aus der Hand, als ob es glühend geworden wäre. Dem schmächtigen Franzmann, der es auf meinen armen Schädel abgesehen hatte, ging es nicht so gut. Er lag im Anschlag und zielte; da rannte ihm ein Jäger das Bajonett mitten durch die Brust. Der Schuß war in die Höhe gegangen, mir hat er nichts getan. Einem französischen Feldwebel schlug ich den Säbel aus der Hand. Er bat um Pardon.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 574

1906 - München : Oldenbourg
574 119. Der Straßenkampf in Bazeilles. noch unvollkommene Vorstellungen. Es wurde mit der blutdürstigen Rachgier lebenslänglicher Todfeinde gestritten. Auf deutscher Seite langgenährter Haß, auf französischer die Erbitterung hochmütiger Weltbeherrscher über die Anmaßung herausfordernder Parvenus. War es doch unbewußt bei jedem einzelnen ein Zweikampf der zwei kriegerischesten Nationen der Neuzeit um die Welthegemonie! Dieses instinktive Bewußtsein riß wohl auch die Einwohner fort sich an dem Blutbade zu beteiligen. Sie taten es in der Uniform von Nationalgardisten, aber wie Meuchelmörder. Man hat erzählt, die Bayern hätten ganze Familien in die Flammen gestoßen; aber ich habe selber gesehen, wie ein bayerischer Jäger ein altes Mütterchen, das in der brennenden Straße vor Mattigkeit zusammenbrach, durch einen Trunk aus seiner Feldflasche erquickte und ihr dann half das Bündel mit ihren Habfeligkeiten anf den Rücken zu heben. Ich habe ferner beobachtet, wie ein Einwohner einen verwundeten Bayern in ein brennendes Haus zu schleifen suchte und wie der Frevler von den herzueilenden Kameraden niedergemacht und dann selber in die Flammen geschleudert wurde. Keiner von beiden verdient Vorwürfe: Völkerhaß ist unerbittlich. Bazeilles war längst in Brand geschossen; Hitze und Qualm machten es in vielen Straßen unmöglich den Kamps fortzusetzen. Teilweife war ja auch der blühende Flecken fchon eingeäschert. Überall geschwärzte Ruinen! Achtzig Häuser, nicht Hütten, nicht Lehmkaten, sondern zweistöckige Quaderbauten, aus massivem Sandstein aufgeführt, lagen in Trümmern. Die heldenmütigen Verteidiger ließen sich einfach mit den Bauten verbrennen. Zuletzt trat der elementare Dämon, der in jeder Menschenbrust steckt, in seine Rechte. Man fiel sich mit den Naturwaffen an, man umkrallte und würgte sich. Ich sah Leute, die mit abgerissenem Bajonett aufeinander losgingen und sich, nur an die Vernichtung des Gegners denkend, zu gleicher Zeit beim ersten Stoße niedermachten; Offiziere, die einander ohne zu parieren den Degeu durch den Leib rannten; Sterbende, die sich in ihre Sieger krampfhaft verbissen oder Vorüberschreitende umzureißen suchten. Man warf die Verteidiger summarisch zum Fenster hinaus, daß das Gehirn umherspritzte. Man schmetterte sie von hinten mit Steinen nieder, wo sie, obwohl allerseits umgangen, bis zuletzt hinter Schutthaufen und Mauerresten am Boden liegend, feuerten ohne sich um den Todesstreich zu kümmern, der sie vom Rücken her bedrohte. Es war ein berserkerhaster Kampfzorn. Ich fah auf der Hauptstraße einen Marinesoldaten mit zerschmettertem Beine liegen, in seinem Schmerze fast verschmachtend. Ein bayerischer Oberst bot ihm einen Trunk Wasser und Wein aus seiner Feldflasche, eine aufopfernde und erbarmuugsvolle Tat mitten im Feuer. Aber der Sterbende wies ihn zurück, knirschte mit den Zähnen und lästerte Gott.— Wilde Flüche, das unheimliche Klirren des Bajonettkampses, dazwischen gellendes Angstgeschrei flüchtender Weiber, Schmerzensgebrüll! Und durch das

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 596

1906 - München : Oldenbourg
596 125. Vormarsch gegen die Loire. Bevölkerung im Einverständnis kamen und verschwanden sie, lagen im Hinterhalt, wichen fliehend einem ernsten Angriff aus und erschienen bald wieder an einer anderen Stelle. Sehr viele aber trieben ihr Wesen mit Heimtücke. Sie trugen nur Schärpe oder farbiges Halstuch um sich vor ihren Landsleuten und im Falle der Gefangenschaft als Soldaten auszuweisen. Gar oft kam es vor, daß solche „Hannes" oder „Pisangs", wie unsere Soldaten die Bauern (paysans) nannten, in der landesüblichen blauen Bluse, breitbeinig, die Hände tief in der Hosentasche, den Pfeifenstummel im Munde, ruhig den Vorbeimarsch von Truppen mit ansahen, dann rasch ihre Flinten ergriffen und von der Seite oder von hinten feuerten; wurde dann der Wald oder das Dorf abgesucht, versteckte der Franktireur Gewehr und Abzeichen und stand in aller Unschuld als harmloser Bauer da. Die große Kriegführung konnte dadurch nicht gehemmt, wohl aber im einzelnen viel Unheil angerichtet werden und das Schlimmste war als unvermeidliche Folge gegenseitige wütende Erbitterung. Den Franzosen selber trug diese veraltete, nur fälschlich als patriotisch betrachtete Kriegsweise den größten Schaden ein. Die moderne, menschlich gewordene Zeit führt allein Krieg mit den Soldaten und will die bürgerliche Bevölkerung schotten; das kann jedoch nur geschehen, wenn diese sich selber jeder kriegerischen Handlung vollständig enthält. Die deutsche Oberleitung wachte mit eiserner Strenge über der Schonnng von Privatleuten und ihrem Eigentum; um so weniger durfte jener heillose Unfug, geduldet werden. Daher verfuhr man mit diesem feigen Gesindel sehr kurz; die Ortschaften, deren Einwohner die Waffen erhoben hatten, wurden niedergebrannt, den Gemeinden außerdem schwere Geldstrafen auferlegt. Diese vermeintliche Härte kam als Warnung den Franzosen selbst znstatten und verfehlte nicht ihre Wirkung. Gewöhnlich wurden in den besetzten Orten die Waffen eingefordert und vernichtet und die Behörden waren oft recht eifrig sie auszuspüren und einzuliefern. Denn die Franktireurs belästigten auch ihre eigenen Landsleute und neben sonst ehrlichen, nur verblendeten Männern gab es unter ihnen genug, die unter dem Deckmantel der Vaterlandsliebe nur schändliche Räuberei trieben. Es ließ sich gar nicht übersehen, wie stark diese Scharen und ob sie nicht die Vorläufer von regelmäßigen Truppen waren; bettn sie dienten auch zur Deckung und Verschleierung neu entstehender Truppettkörper. Da die Armee bei Paris vor jedem Angriff gesichert werden mußte, schwärmte die starke deutsche Reiterei, sechs Divisionen, nach allen Seiten ans um auszukundschaften und auch Lebensrnittel auszutreiben. Ringsum fielen kleine Gefechte vor und als die 4. Kavalleriedivision feststellte, daß sich vor Orleans bedeutende Streitkräfte sammelten, wurde zu ihrer Bekämpfung am 6. Oktober eine besondere Heeresabteilung dem General von der Tann unterstellt, bestehend aus dem 1. bayerischen Korps und der 22. Division (die thüringisch-hessischen Regimenter 32, 95, 83, 94) unter General von Wittich.
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