Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Iv. Die Revolutionszeit. 281
Wilhelm Iv. (1840—61), der noch 1847 sagte, keine Macht der Erde werde ihn bewegen, zuzugeben, daß sich ein Stück Papier, d. H. eine Verfassung, zwischen Fürsten und Unterthanen eindränge. Als aber 18. März auch in Berlin der Straßenkampf entbrannte, war er vald ent-mnthigt und schlug so um, daß er nun an die Spitze der neuen Bewegung sich stellen und ein einiges Deutschland schaffen wollte, wozu ihm doch die Entschlossenheit fehlte. Er hatte nuu erst mit seinen polnischen Unterthanen zu kämpfe», die sich auch erhoben, und den Deutscheu in Schleswig-Holstein beizustehen, welche man in Kopenhagen dem dänischen Gesammtstaat einverleiben wollte. Die Nationalversammlung in Frankfurt aber brachte wohl eine neue deutsche Reichsverfassuug zu Stande, die Oestreich ganz beiseite ließ. Wie sie jedoch dann zum deutschen Kaiser den Preußen erwählte, der sich mittlerweile gefaßt hatte, wies er die angebotene Krone als ein Halsband ab, das ihn der Revolution leibeigen machen würde. Er wollte blos mit den Fürsten, die Lust dazu hatten, einen engern Bnnd schließen, die Union, während er Preußen eine besondere Verfassung gab. Das Frankfurter Parlament löste sich setzt auf; die republikanischen Aufstäube aber in Dresden, Baden und der Pfalz wurden durch preußische Truppen niedergeschlagen 1849.
Zu derselben Zeit rief nun Franz Joseph, der mit den empörten Ungarn nicht fertig wurde, die russische Hilfe au; und Paskewitsch konnte seinem Zar bald (Aug. 49) berichten: Ungarn liegt zu den Füßen Eurer Majestät. Nikolaus war damit Schutzherr Oestreichs geworden. Er gebot auch Preußen, sich aus dem dänischen Kriege zu ziehen, was sofort geschah; man sah jetzt in Berlin die schleswig-holsteinische Sache als Revolution an uni) suchte streng den Weg Rechtens einzuhalten. Wie nun aber in Hessen die alle Willkür des Kurfürsten wieder eingeführt wurde und das Volk sich nicht fügte, wollte Preußen letzteres schützen, Oestreich ersteren. Fast wäre es da zum Kriege gekommen; aber Nikolaus drang (Nov.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Franz_Joseph Franz Nikolaus Nikolaus Oestreich Nikolaus
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Deutschland Schleswig-Holstein Kopenhagen Frankfurt Dresden Baden Berlin Hessen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Knabenschule
Geschlecht (WdK): Jungen
— 174 —
dessen hatte die Schlacht begonnen. Ans beiden Seiten wurde mit der äußersten Tapferkeit gesümpft, denn jeder wußte, was auf dem Spiele stand. Als der Mittag herankam, hatte die preußische Artillerie schon fast all ihr Pulver verschossen und man sah sorgenvoll nach der Richtung hin, von wo. die kronprinzliche Armee kommen mußte. Da, bald nach zwei Uhr, entdeckte Bismarck in der Ferne lange dunkle Linien; die andern hielten sie für Ackerfurchen, doch Bismarck sah noch einmal durch das Glas und sagte: „Das sind keine Ackerfurchen, die Linien bleiben sich nicht gleich, sie bewegen sich vorwärts, das sind Heeresmassen." Kurze Zeit darauf meldeten heransprengende Offiziere den Anmarsch der ersehnten Armee. Wie nun diese in die Schlacht eingriff, war bald der glänzendste Sieg von den Preußen erfochten. Das österreichische Heer löste sich auf und suchte ihr Heil in der Flucht.
Erst spät am Abend trafen sich der König und der Kronprinz; tief
bewegt umarmten sie sich und der König schmückte die Brust des Sohnes mit dem hohen Orden für ausgezeichnete Verdienste. Der König halte alle Mühsale und Gefahren der Seinen geteilt; er blieb Tag über im Sattel, mußte sich mit einem Stück Brot aus der Tasche eines Soldaten begnügen und ließ sich nicht abhalten, in den Kugelregen zu reiten. Erst auf die dringende Bitte Bismarcks zog er sich zurück. Jetzt drängten sich die Soldaten um ihn her, küßten ihm die Hände, jauchzten und weinten vor Freude,
und wie einer von ihnen, in Erinnerung an die Schlacht von
Lenthen unter Friedrich dem Großen, das Lied „Nun danket alle Gott" anstimmte, fielen die andern kräftig ein. Der König suchte die Plätze auf, wo die Verwundeten lagen, tröstete sie und sah zu, ob auch alles geschah, was zu ihrer Pflege nötig war.
Nach diesem Siege erfolgte bald der Friedensschluß. Die wichtigste Bedingung desselben war die, daß Österreich aus dem deutschen Bunde ausscheiden mußte. Preußen gewann einen großen Zuwachs an Land, es erlangte den Besitz von Schleswig-Holstein, der Stadt Frankfurt am Main, Hannover, Kuihessen und Nassau; die Fürsten der drei letztgenannten Staaten verloren ihre Herrschaft. Dann wurde der norddeutsche Bund geschlossen, an dessen Spitze Preußen stand; er umfaßte alle Staaten Deutschlands, welche nördlich vom Main liegen, Bismarck wurde vom König zum Bundeskanzler ernannt.
Am 20. und 21. September erfolgte der Einzug der siegreichen
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Friedrich_dem_Großen Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Frankfurt_am_Main Hannover Deutschlands Main
300
lande und nötigten ihn, sich mit der Herrschaft über die Inset Sardinien zu begnügen. Als Napoleon Bonaparte 1801 den Befehl gab, das seines Herrschers beraubte Piemont Frankreich einzuverleiben (vollzogen 1802), entsagte K arl Ema nn el l I (4 ^uni 1802) einem Trone, den er nicht besaß, nberlreß die Ansprüche darauf seinem Bruder Viktor Emannel und trat in den Jesuitenorden. Viktor Emannel I (1802—1821) zog 1814 in Turin ein und erhielt durch die beiden Pariser Frieden und den Wiener Kongreß alle seit 1792 von Sardinien abgerissenen Staaten und dazu noch Genua und die Schutz Herr sch äst über Monaco. Unter ihm fanden die Karbon a'ri (^Kohlenbrenner, Name einer in Italien den Freimaurern nachgebildeten politischen Gesellschaft, die ihre Symbole von den Köhlern entlehnt hatte und ursprünglich aus Haß gegen die Fremdherrschaft entstanden war m der Folge aber alle Elemente der Opposition ui sich schloß) auch m Piemont Zutritt und erzeugten 1821 Militäraufstande welche den König bewogen, zu Gnnsten seines Bruders Karl H-eux abzudanken Aber die von den Karbonari geleitete Insurrektion bewog den Prinzen Karl Albert aus der Seituilime Savoyen-Carignan, den mutmaßlichen Tronfolger, stch an du^Spitze der Neaienum zu stellen. Dieser beschwor eine freisinnige Konstitution (dieselbe, welche 1820 König Ferdinand Vii von Spanien beschworen hatte), entfloh aber bald darauf in das Lager der dem Königtum treugebliebenen Truppen, welche
Truppen die Insurgenten besiegten, die absolute Gewalt wieder herstellten und den Prinzen Karl Felix (^21-1831) auf b Tron erhoben. Nachdem dieser 1831^gestorben und «tt rhm dre ältere Linie des Hauses Savoyen erloschen war, bestiegl der Prin von Carianan Karl Albert, den Tron Sardiniens und regierte anfangs absolutistisch. Seit 1847 schloß er sich ^meinen Streben Italiens nach Beseitigung des Absolutismus an, gab 184 eine konstitutionelle Verfassung und trat tn ^mselb ^ ) 6>rtmhwnoffe der Lombarbei auf, welche von Österreich abzufallen versuchte. Die Österreicher schlugen (10. Juni) eine fcinb-liche Abteilung bei Vicenza zurück und erfochten unter Radetzk
wardaberdurch die Sieg- Rabetzky's bei t».
glimpflichen Frteben bewilligte. Von dem 1852 Mm Min^erp
E;,-r-h: er*-» s» ää
fdnglfltett m fremder Herrschaft herbeizuführen, und versicherte
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Viktor_Emannel Viktor Viktor_Emannel Viktor Karl_H-eux Karl Karl_Albert Karl Ferdinand_Vii_von_Spanien Ferdinand Karl_Felix_( Karl Felix Carianan_Karl_Albert Karl
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Die Neugestaltung Deutschlands \866.
227
Erfüllung ihrer Forderung, ließen auch, da Dänemark eine solche weigerte, am 1. Februar 1864 ihre Truppen in Schleswig einrücken. Die Dänen widersetzten sich dem Einmarsch, und so war der Krieg erklärt. Die Preußen unter Friedrich Carl schlugen die Dünen bei Missunde und erstürmten später die Düppeler Schanzen, während die Österreicher unter Gablenz bei Overselk und Översee Siege erfochten. Auf Englands Vorschlag ward nun (am 25. April) in London eine Konferenz eröffnet. Auch Deutschland war hier (neben Österreich und Preußen) durch einen besondern Gesandten des Bundestags vertreten. Die Verhandlungen scheiterten an Dänemarks Hartnäckigkeit, und der Krieg begann anss neue. Er war von kurzer Dauer, aber durch eine glänzende Waffenthat der Preußen bezeichnet. Eine preußische Truppe setzte (am 29. Juli) während der Nacht auf Kähnen nach der Insel Alsen über und vertrieb die Dünen aus ihren Verschanzungen und von der ganzen Insel. Die Österreicher ihrerseits räumten Jütland von den noch daselbst befindlichen dänischen Truppen. Nun bat Dänemark um Frieden. Derselbe kam am 30. Oktober 1864 in Wien zu stände. Dänemark trat Schleswig-Holstein und Lauenburg an seine Sieger, die beiden deutschen Großmächte, einfach ab.
Zwölftes Kapitel.
Die Neugestaltung Deutschlands 1866.
Über das endgültige Schicksal der Herzogtümer gerieten Österreich und Preußen in Streit. Preußen wünschte dieselben zu besitzen; Österreich, für welches der Besitz so weit entlegener Länder keinen Wert hatte, wollte doch nicht zulassen, daß Preußens Macht dadurch verstärkt würde. Es verwendete sich für Übertragung derselben an Herzog Friedrich. Preußen lehnte dies nicht geradezu ab, verlangte aber — in seinem und Deutschlands Interesse —, daß ihm die Füglichleit gesichert werde, über die militärischen und maritimen Kräfte der Herzogtümer (den ausgezeichneten Kriegshafen in Kiel und die seetüchtige Bevölkerung dieser Länder) jederzeit frei verfügen zu können. Diese Forderungen (die sog. „Februarforderungen", weil in einer Note vom 22. Februar 1865 enthalten) wies Herzog Friedrich zurück. Nun ging Bismarck darauf aus, die Herzogtümer für Preußen zu gewinnen. Dadurch ward natürlich das Verhältnis zu Österreich ein äußerst gespanntes. Noch einmal fand eine Art von Auseinander-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Carl Friedrich Dänemarks_Hartnäckigkeit Dänemark Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Schleswig Englands London Deutschland Wien Schleswig-Holstein Lauenburg Deutschlands Deutschlands Kiel
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 195 —
486. Auf welche Weise suchte Leopold Ii. die Verwirrung im Innern zu beseitigen?
1. Er stellte in Belgien zunächst mit bewaffneter Macht die Ordnung wieder her: danach gab er dem Lande die alte Verfassung zurück.
2. Er hob einen Teil von Josephs Verfügungen [481, 482] auf; soviel als möglich suchte er jedoch zu retten :
a) er berücksichtigte die Forderungen der Landstände : die Oberherrschaft der Regierung und das staatliche Beamtentum blieben jedoch bestehen;
b) er beseitigte mit dem neuen Steuersystem die daraus den Bauern erwachsenen Vorteile : die Befreiung von der Leibeigenschaft hielt er aber aufrecht ;
c) er ließ die Forderung der staatlichen Erziehung der Priester fallen :
a) die Oberau fsicht des Staates über die Kirche wurde jedoch nicht aufgegeben, ß) die Klöster wurden nicht wieder hergestellt, y) die Andersgläubigen blieben im Besitze der ihnen gewährten religiösen Freiheiten.
487. Wie sicherte Leopold Ii. dem Staate nach außen hin den Frieden?
1. Der preußische Minister Herzberg wollte unter dem Drucke der Unruhen in Belgien und Ungarn Danzig und Thorn in Besitz nehmen:
a) Österreich sollte dafür Galizien an Polen zurückgeben,
b) Österreich sollte sich durch Eroberung türkischer Gebiete entschädigen.
2. Der österreichische Herrscher wußte im Reichenberger Vertrage Friedrich Wilhelm Ii. von diesen Absichten geschickt abzulenken: die dadurch gewonnene Kraft und Zeit benutzte er zur Unterdrückung der belgischen Erhebung.
3. Die in U n g a r n drohende Gärung wußte er zu beschwichtigen — die Türkengefahr durch einen Waffenstillstand und durch den Frieden zusistowa zu beseitigen.
488. Welche Bedeutung hatte die Regierung Maria Theresias und ihrer beiden Söhne für Österreich?
1. Die entstandenen staatlichen Verhältnisse blieben im allgemeinen bis in die Mitte des Xix. J ahrhunderts bestehen :
13*
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Extrahierte Personennamen: Leopold_Ii Leopold Leopold_Ii Leopold Herzberg Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Maria_Theresias Maria Theresias
34
Europa.
Ostsee. Sie ist schiffbar von Krakau an und für die
Schifffahrt von mehr Bedeutung als die Oder.
Mehrere Kanäle vermitteln die Verbindung zwi-
schen Elbe, Oder und Weichsel. Der Finow-Kanal
verbindet die Havel, der Friedrich-Wilhelm-
Kanal aber die Spree mit der Oder. Oder und
Weichsel werden durch den Bromberger Kanal
verbunden.
4. Die Producte sind verschieden nach der physi-
schen Beschaffenheit des Landes. Aus den Gebirgen
erhält man Metalle (Silber, Eisen, Kupfer, Blei)
und andere Mineralien (Steinkohlen); in dem
nördlichen Tieflande ist unter diesen der Torf wich-
tig. Getreide ist im Tieflande Haupterzeugniß des
Ackerbaues, am Rhein und Main steht der Wein
demselben zur Seite. Auf den Gebirgen und in einigen
Theilen des Tieflandes sind bedeutende Wälder.
Viehzucht ist in den Marschgegenden von Be-
deutung.
V. Der Flächeninhalt der zum norddeutschen
Bund gehörenden Länder beträgt 7541 lhmeilen
mit 30 Millionen Einwohnern. Die Bundesver-
fassung soll auf Grund eines von Preußen vorge-
legten Entwurfs unter Mitwirkung eines jetzt zusam-
mengetretenen Parlaments festgestellt werden. Dem
König von Preußen ist der Oberbefehl über das
Bundesheer, die Leitung der diplomatischen Angele-
genheiten, der Beschluß über Krieg und Frieden
u. s. w. Vorbehalten.
Das Königreich Preußen.
1. Preußen grenzt gegen Norden an die Nord-
see, Dänemark, Mecklenburg, die Ostsee und Ruß-
land, gegen Osten an Rußland mit Polen und Ga-
lizien, gegen Süden an Oesterreich, das Königreich
Sachsen und andere deutsche Staaten, gegen Westen
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Ostsee Krakau Rhein Main Dänemark Mecklenburg Oesterreich Sachsen
594 Einleitung.
land: Getreide und Holz in Überfluß, obgleich letzteres in einigen
Gegenden mangelt, Hanf, Flachs, Taback, wenig Obst; die
Viehzucht ist schlecht, indeß sehr wichtig, Schweine werden in be-
sonderer Menge gehalten, Bienenzucht wird nicht getrieben, aber
man erhält viel Honig und Wachs von Wald bienen. Wild in
Menge, viele Bären, besonders aber Wölfe, selten Luchse.
Das Mineralreich liefert Eisen, Galmei, etwas Kupfer, Blei
und Silber, Salz, Steinkohlen, und verschiedene Kalk- und
Thonarten. Die E. — 4,180,000 Polen/ Litthauer, Rus-
sen, Deutsche, auch Tataren; unter ihnen 3^Mill. Katholi-
ken und 200,000 Protestanten, 350 Griechen, selbst Muha-
medaner. Sehr zahlreich (400,000) sind die Inden. Alle ha-
den freie Religionsübung. Für die Cultur ist bislang noch wenig
gethan; nur die höheren Stände nehmen an der allgemeinen Euro-
päischen Bildung Theil; das Volk ist in tiefer Unwissenheit; jedoch
wird jetzt für den Volksunterricht gesorgt. Fabriken gab es bisher fast
nur in den größeren Städten, am häufigsten sind in Sw. Eisen-
fabriken; indeß heben sich Industrie (Wollweberei) und Handel im-
mer mehr, da für gute Landstraßen, Schiffbarkeit der Flüsse und Ka-
näle Sorge getragen wird. Polen, noch 1620 ein Staat von 18,000
Q.m., war sonst ein Wahlreich und hatte seit Ix. Jahrh. Könige
eigenen Stammes. Seit 1370 regierten die Jagellonen, Groß-
fürsten von Litthauen, nach deren Aussterben 1572 aber gerieth
das Land der Königswahlen wegen fast in unaufhörliche Bürgerkriege,
die Alles zerrütteten. Unter den Regenten dieser Zeit zeichnet sich be-
sonders der tapfere Johann Sobiesky (ff 1696) aus. Nach seinem
Tode kam mit August Ii. das kurfürstl. Sächsische Haus zur
Regierung, aber es gab immer Gegenpartheien und die Kriege mit
Schweden und Rußland hörten nicht auf. Auf August Ii. folgte des-
sen Sohn August Iii., welcher 1763 starb. Nun wurde unter Rus-
sischem Einflüsse der Graf Stanislaus August Poniatowsky
.1764 gewählt, der letzte der selbstständigen Polnischen Könige. In-
nere Unruhen zwischen Katholiken und Protestanten, welche letztem
seit 1736 von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen waren, führten
die Einmischung der drei Nachbarstaaten Rußland, Österreich u. Preußen,
und die drei Theilungen von 1772, 1793 und 1795 herbei. Schon
vor der Vollziehung der letztem entsagte der König 1794 dem Throne.
Nach kurzem Widerstande der empörten Polen verschwand dies Reich
aus der Reihe der Europäischen Staaten. Rußland hatte schon seit
dem Xvii. Jahrh. 5 bis 6000 Q. M. erobert. Bei den Theilungen
erhielt Österreich Galizien und den S. Theil — 2400 Q.m., Rußland
nahm den O. Theil — 6600 Q.m., das Übrige Preußen — 2800 Q.m.
Der Tilsiter Friede bildete 1807 aus dem Preußischen Theile ein
Großherzogthum Warschau — 2000 Q.m. 2mill. E., dessen
Regent der König von Sachsen wurde. Durch den Pariser Frie-
den ward Polen in seinem jetzigen Umfange wieder ein selbststän-
diges Königreich unter Herrschaft des Russischen Kaisers, der diesem
Reste des alten Polens 1815 eine eigene ständische Verfassung gab.
Die Stelle des Königs vertritt ein Statthalter (Namiestnik), jetzt
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Extrahierte Personennamen: Johann_Sobiesky Johann August August August Stanislaus_August_Poniatowsky August
aufständischen Heeres hatte man den Polen Mieroslawski herbeigerufen. Derselbe wurde aber von dem Bundesheere unter dem Prinzen von Preußen bei Waghänsel geschlagen. Die Republikaner wurden teils nach der Schweiz, teils nach der Festung Rastatt gedrängt, mit deren Kapitulation der Aufstand beendigt war.
d) Die Union. Friedrich Wilhelm Iv., der das in der preußischen Nationalversammlung abgegebene Versprechen, die Einheit Deutschlands herzustellen, durchaus halten wollte, bewog nun die Könige von Hannover und Sachsen zum Abschlüsse eines Bundes (Dreikönigsbundes), dem sich nach und nach 27 Staaten anschlossen. Dieser Bundesstaat, Union genannt, stand unter preußischer Oberleitung; das Parlament tagte zu Erfurt. Aber wie Württemberg und Bayern der deutschen Union nicht angehörten, wurde ihre Stiftung auch von Rußland und Österreich nicht gebilligt. Daher eröffnete letzteres wieder den alten Frankfurter Bundestag (2. September 1850) und zog in Böhmen ein Heer zusammen. Der Krieg zwischen der Union und Österreich schien unvermeidlich zu fein. Die Entscheidung führte Hessen herbei, dessen Kurfürst mit seinen Ständen im Kampfe lag und den Bundestag um Hilse anging, während anderseits auch Preußen, das Hessen zur Union rechnete, ein Heer dahin sandte. Da sich aber Preußen nicht stark genug fühlte, so gab der König nach einem unbedeutenden Gefechte dem Minister Manteuffel den Auftrag, mit dem österreichischen Fürsten von Schwarzenberg in Olmütz einen Vertrag abzuschließen, wonach sich Preußen allen Forderungen Österreichs unterwarf. In den darauf folgenden Dresdener Konferenzen kehrte ntart zu dem alten Bundestage zurück.
4. Der dänische Krieg, 1848—1851. Während der Verfassungskämpfe in Preußen und Deutschland war die Rolle, die Preußen in den zu derselben Zeit in Schleswig-Holstein ausbrechenden Wirren spielte, ebenfalls eine wenig erfolgreiche.
a) Veranlassung. Die Länder Schleswig und Holstein warm durch Personalunion mit der dänischen Krone verbunden (siehe S. 184). Da nun der König Friedrich Vii. von Dänemark (1848—1862) kinderlos war und in beiden Teilen der Monarchie
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Manteuffel Schwarzenberg Friedrich_Vii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Polen Schweiz Deutschlands Hannover Sachsen Erfurt Hessen Hessen Olmütz Deutschland Schleswig-Holstein Holstein
. südlich, nachdem die neue Verfassung zu Staude gebracht war, ging die Nationalversammlung auseinander und eine neue, die gesetzgebende Versammlung, trat an deren Stelle, in welcher säst lauter unerfahrene, von revolutionärem ^chwindelgeiste ergriffene Männer saßen, die nun mit aller Macht dahin arbeiteten, Frankreich in eine Republik zu verwandeln. Man suchte den König' zu verdächtigen,
er Verbindung mit den Emigranten (Ausgewanderten), welche an Oesterreich und Preußen Unterstützung gefunden hatten. Er wurde genöthigt, diesen Mächten den Krieg zu erklären. Ein österreichisch-preußisches Heer rückte iu Frankreich ein, wurde aber mit Verluste zurückgedrängt (1792). In den Septembertagen 1792 brachen rasende Volkshaufen in die Gefängnisse ein und ermordeten alle Königsfreunde mit grausamer Wuth, — über 7000 fanden ihren Tod. Ilm die Hinrichtungen schneller vollziehen zu können, t^fann man sogar die Guillotine (nach ihrem Erfinder, dem Arzte Guillotin genannt). Ein Nationalconvent wurde zusammengerufen, der über das Schicksal Frankreichs berathen und entscheiden sollte, und dieser erklärte schon in feiner ersten Sitzung (21. September 1792) das Königthum für abgeschafft und Frankreich als eine Republik.
§♦ 52. Schicksal der königlichen Familie.
Der unglückliche König Ludwig war schon den 13. August 1792 mit seiner Familie in den Tempel, einen alten Gefängnißthurm abgeführt worden, wo sie die tiefsten Schmähungen und Kränkungen ertragen mußten. Die Wächter waren schonungslos und roh, und keinerlei Bequemlichkeit war ihnen gestattet. Alles aber ertrugen sie mit der größten Geduld. Der König benutzte die meiste Zeit dazu, seine Kinder zu unterrichten. Endlich wurde er vor den Convent geführt und hier einer Unzahl Verbrechen angeklagt. Hauptsächlich
warf man dem schuldlosen Könige vor, er halte es mit den Feinden Frankreichs und beabsichtige, gegen die Bürger Gewalt anzuwenden. Trotz der klarsten Vertheidigung wurde er zum Tode verurtheilt. Malesherbes, einer feiner Vertheidiger, war der Erste, welcher den König davon benachrichtigte. „Gut", sprach er, „so bin ich doch nicht
länger in Ungewißheit. Ich schwöre, daß ich nie etwas Anderes,
als das Glück meines Volkes gewollt habe." — Er bat nur noch um
einen Beichtvater und um eine ungestörte Zusammenkunft mit feiner Familie, von welcher er schon feit längerer Zeit getrennt war. Der Convent bewilligte ihm eine zweistündige Frist. Welche Feder wäre im Stande, die Scene des Abschiedes zu schildern! Laut jammernd hingen die gebeugte Gattin Maria Antoinette (eine Tochter der Kaiserin Maria Theresia) und die Kinder (ein Prinz und eine Prinzessin) an dem unglücklichen Vater, dessen Schicksal sie soeben erst erfahren hatten. Nachdem er noch feine Kinder gesegnet, kehrte er tieferschüttert in fein Gefängniß zurück. Schon ehe der Morgen
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig August Maria_Antoinette Maria Maria_Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Oesterreich Frankreich Frankreichs Frankreich Frankreichs
— 74 —
ständig geschlagen zu werden. Er selbst entkam mit wenigen Truppen in die Türkei. Der Sultan nahm ihn gastfreundlich auf und ließ sich sogar zum Kriege gegen Rußland verleiten. Später schloß er aber Frieden und wünschte Karls Abreise. Allein weder Bitten noch Drohungen halfen etwas, der König blieb hartnäckig in der Türkei.
Da ließ der Sultan endlich Gewalt anwenden. Doch Karl widersetzte sich in feinem Haufe mit fünfzig Leuten gegen ein ganzes türkisches Heer. Der Kampf dauerte sieben volle Stunden, und zahlreiche Tote bedeckten die Erde. Endlich mußte der König sich ergeben und kehrte nach fünfjähriger Abwesenheit nach Schweden zurück. Nur von zwei Offizieren begleitet, legte er in vierzehn Tagen über zwei taufend Kilometer zu Pferde zurück. Hierauf unternahm derselbe die Eroberung Norwegens, wurde aber vor einer feindlichen Festung durch einen Schuß getötet. Schweden war durch feine Kriege sehr erschöpft und verlor bedeutende Besitzungen. Die Oftfeeprovinzen kamen an Rußland Vorpommern an Preußen.
J.j. 1756n.chr. 76. Der siebenjährige Krieg.
In d. I. 1740 starb mit dem Kaiser Karl Vi. der habsburgifche Mannesstamm in Oesterreich aus. Die Herrschaft ging nun auf feine Tochter Maria Theresia über. Allein mehrere Staaten erkannten deren Erbrecht nicht an, da sie selbst Ansprüche auf österreichische Länder zu haben glaubten. Unter ihnen war auch Preußen. Preußen hatte von geringen Anfängen aus allmählich eine bedeutende Macht erlangt. Der älteste Bestandteil desselben war die Markgraffchaft Brandenburg. Mit ihr belehnte zur Zeit des Konstanter Konzils der Kaiser Sigismund den Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern. Hierzu erwarben feine Nachkommen während der Reformation die Provinz Preußen. Dieser brandenburgifch-preußifche Staat vergrößerte sich nach und nach immer mehr und wurde um d. I. 1700 zu einem Königreiche erhoben. Ueber dasselbe regierte zur Zeit Maria Theresias Friedrich Ii. oder der Große.
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Sigismund Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich Maria_Theresias_Friedrich_Ii Maria Theresias Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Karls Schweden Norwegens Oesterreich Brandenburg Nürnberg