Geschichtliches Lehrbuch
für
öhere Mädchenschulen
von
Dr. Friedrich Neubauer,
Direktor des Lessing-Gymnasiums in Frankfurt a. M.
Ausgabe B.
m. Feil.
Deutsche Hefchichte im 'gxxuetatiex. Mit 30 Abbildungen.
Sechste, nach den Lehrplänen vom 13. Dezember 1908 umgestaltete Auslage.
(16. bis 20. Tausend. ,
Halle a. d. S.
Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses.
1909.
Georg-Eckert-Instltut
für internation'le Schu’buchf orschun9
Braunschweig Inventarisiert unter
vssbibuothek" Isb! - Rr ti 7 H-5~
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Neubauer Friedrich
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diesen Plan zu hintertreiben. Die Franzosen fühlten fidi cuett als Herren Der Stadt und handelten als solche, obwohl der Kurfürst von Mainz, der größte Gegner Friedrichs Ii., ihr treuester
Verbündeter war. ^
Nach der Lchlacht: Bald aber änderte sich das Bild. <zu
der Schlacht bei Roßbach hatte Friedrich mit der Potsdamer Wacht-parade einen glänzenden Sieg über die Reichsarmee und das sran-
zösische Heer errungen. Nun flohen die Franzosen, so schnell sie
konnten, dem Rheine zu und berührten auf ihrer Flucht auch Erfurt. Am 7. November, zwei Tage nach der Schlacht, trafen die
ersten Verwundeten und Versprengten hier ein. Bald aber solgten große Scharen nach, Fußvolk und Reiterei, Offiziere und Gemeine, alles in buntem Gemisch durcheinander und alle in einem erbärmlichen Zustande. Die meisten hatten ihre Gewehre und alles, was ihre eilige Flucht hätte hindern können, weggeworfen. Viele hatten keine Helme mehr auf dem Kopfe und keine Schuhe mehr an den Füßen. Einige hielten lange Bohnenstangen in den Händen und führten nach Frosches Art ungeheure Sprünge aus. Wirk lich, eine richtige Reißausarmee! — Andere wieder weinten bitterlich. Sie hatten sich während der Schlacht an den durch das Schießen heiß gewordenen Gewehren die Finger verbrannt. Besonders ausfällig war aber die Schweigsamkeit aller. Früher hatten sie den Mund nicht voll genug nehmen können, jetzt aber entschlüpfte nur selten ein „Sacre nom de Dieu“ ihren bebenden Lippen. Friedrichs Feldherrnkunst hatte ihre ruhmredigen Zungen gelähmt. Sie beschrieben, wenn sie gefragt wurden, die Schlacht mit wenig Worten: „O mon Dieu!“ Die klein, klein Trupp! O Die groß, groß Feuer!"
Bald kamen auch die Gepäckwagen zurück. Ihr Durchzug wollte gar kein Ende nehmen; drei Tage dauerte er in einem fort. Die Bauern der Dörfer, durch welche der Rückzug ging, hatten furchtbar zu leiden. Viele Orte wurden ausgeplündert, z. B. Ollendorf, Klein-Mölfen und Tüttleben. Beim Anrücken eines versprengten Haufens zogen darum die Bauern die Sturmglocke und stellten sich, mit Mistgabeln, Dreschflegeln und Sensen bewaffnet, zur Wehr, und mancher französische Soldat hat damals durch die von der Verzweiflung übermannten Schützer des heimatlichen Herdes seinen Tod gesunden. (Nach Const. Beyer.)
61. Erfurt im Siebenjährigen Kriege.
Grund der Feindschaft: Im August 1756 fiel Friedrich Ii. unerwartet in Sachsen ein. Dafür wurde er auf dem Reichstage zu Regeusburg von den versammelten deutschen Fürsten mit der Acht belegt. Hierbei war der Kurfürst von Mainz besonders tätig gewesen. Dem König blieb das Tun des Erzbifchofes nicht ver-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrichs_Feldherrnkunst Friedrichs B._Ollendorf August Friedrich_Ii Friedrich
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nutzt, teils als Ruinen ba.1) — Das vor Jahrhunderten berühmte Erfurt war zu einer bescheibenen Mittelstabt herabgesunken.
(Nach Dr. Alfreb Overmann n. a.)
63. Schiller in Erfurt.
Zugult und September 1791.
1. Aufenthalt in Erfurt: Schon zu Ansang 1791(31. Dez. 1790 bis 11. Jan. 1791) hatte Schiller mit seiner Gemahlin von Jena aus für kurze Zeit in Erfurt geweilt. Leiber knüpften sich für den Dichter an biesen Besuch sehr trübe Erinnerungen, ba ihn ein heftiges Katarrhfieber zwang, für einige Zeit Bett und Zimmer zu hüten. Doch suchten ihm seine Erfurter Frennbe die Lei-benszeit so erträglich wie möglich zu machen, und auch der Koab-jutor Karl Theobor v. Dalberg besuchte ihn mehrmals.
Rückkehr nach Jena: Bereits am 11. Januar kehrte Schiller nach Jena zurück, die Tage bebauernb, die er in Erfurt durch feine Krankheit verloren hatte. Gegen Frau v. Stein, die innigen Anteil an feinem Leiben nahm, hat er sich später bcchin geäußert, daß er bei dem Anfall geglaubt Hätte, sterben zu müssen. Die Kräfte stellten sich nur langsam wieber ein, ja, es fehlte sogar nicht an Rückfällen. Schon acht Tage nach feiner Rückkehr erkrankte Schiller von neuem, und ein starkes Fieber entkräftete ihn so, daß die geringste körperliche Anstrengung ihm eine Ohnmacht zuzog. Doch gelang es der liebevollen Pflege seiner Gattin und den sorgsamen Bemühungen zweier Aerzte, das Gespenst des Knochenmannes abermals zu bannen, und mit der erneuten Lebenslust erwachte in Schiller auch von neuem der Wunsch, sür zwei bis brei Monate zu seinen Frennben nach Erfurt zurückzukehren.
Vorbereitungen für den 2. Aufenthalt: Er beauftragte
darum unterm 21. Mai brieflich den Professor Dominikus, ihm eine passenbe Wohnung von einigen Zimmern und etwa 3 Kammern in einem Privathause zu besorgen, weil ihm ein so langer Ausenthalt im Gasthofe zu teuer käme. Doch bürste das Logis nicht zu weit von der Hofstatt (b. i. der Statthalterei, dem heutigen Re-gieruugsgebäube) entfernt liegen. Als Mietspreis bestimmte Schiller monatlich 7—8 Taler; im ganzen wollte er, wenn er brei Monate bliebe, bafür 4—5 Louisbor (Golbstück = 20 Frank) anlegen.
Abermaliger Aufenthalt: Zunächst freilich nutzte Schiller
nach Karlsbab zur Kur, so batz er erst im August mit seiner Gemahlin zur Nachkur in Erfurt eintreffen konnte. Beibe haben dann
i) Heute ftnb von diesen nur noch die Aegidienkirche und die Türme bet Bartholomäus- (Anger), der Johannis- (Johannesstraße), Nikolai- (Augustiner* strafte', Georgs- (Geotqsgctffe) und Paulskirche (T'aulstraße) vorhanden.
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Extrahierte Personennamen: Alfreb_Overmann Schiller Schiller Karl_Theobor Karl Dalberg Schiller Schiller Dominikus Schiller Frank) Schiller August
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die Fahrt im Lenzessonnenschein. Am 2. Mai langte er abends in Eisenach an, von wo er 20 Jahre zuvor als fröhlicher Student gen Erfurt gewandert war. Ausgestoßen aus der Kirche und gebannt vom Papste, doch umjubelt vom deutschen Volke, kehrte er zurück.
Von Eisenach ging die Fahrt weiter durch den Thüringer Wald. Nichts lag da näher, als daß er einen Abstecher nach Möhra, der elterlichen Heimat, unternahm, um die Verwandtschaft zu besuchen. Er war Gast bei Heinz Luther, dem Bruder seines Vaters, und verkündete in der Dorfkirche das Wort Gottes, wie er es auch in Eisenach getan hatte. Bei seiner Abreise gaben ihm Verwandte und Freunde das Geleit bis Allenstein und nahmen beim Anbruch der Nacht innigen Abschied.
Ueberfall bei Altenstein: Nun gings in den tiefen, dun-
keln Wald. Zu beiden Seiten des engen, tiefen Hohlweges ragten hohe, dichtbewaldete Hügel empor. Dumpf rauschten die Wipfel der Tannen, und über krachendes Gezweig stob flüchtiges Rot-wild. Es war schier unheimlich; der schreckhafte Ordensbruder fuhr bei jedem Geräusch zusammen. Auf einmal vernahm man das Schnauben von Rossen und das Klirren von Harnischen. Da sprengten auch schon in höchster Eile gepanzerte Reiter mit geschlossenem Visier (Helmgitter) daher. Bei einer großen Buche in der Nähe eines Brunnens stießen sie aufeinander und umringten die Wagen. Der Ordensbruder schrie Mordio und ergriff eilends die Flucht. Amsdorf, in den Plan eingeweiht, erging sich, um den Fuhrmann zu täuschen, in lauten Schmähungen über die frechen Straßenränder. Diese aber bedrohten mit gespannter Armbrust den zitternden Wagenlenker, ihnen zu sagen, welcher der ruchlose Ketzer sei. Scheltend und fluchend rissen sie dann Luther aus dem Wagen und eilten mit ihm tiefer in den Wald. Amsdorf aber schrie immer lauter über die angetane Gewalt, indes die Reiter verschwanden.
Anfangs mußte Luther zu Fuß folgen, dann aber setzten sie ihn aufs Pferd. Um falsche Fährte zu hinterlassen, sprengten sie zuerst gen Morgen und kreuz und quer durch den Wald, bis sie nordwärts die Richtung nahmen. Außer Hörweite des Fuhrmanns behandelten die fluchenden Gesellen ihren Gefangenen überaus fein und höflich und ritten mit ibm gegen 11 Uhr in der Nacht durch das Tor der Wartburg.
Auf der Wartburg: Der Schloßhauptmann Hans von Berlepsch zog das Barett und begrüßte den Gast sehr ehrerbietig als Herrn Junker Georg. Sorgsam wachte er auch darüber, daß das Geheimnis der Person des fremden Ritters gewahrt blieb. — Eine goldene Kette schmückte nun Luthers Brust, und bald umrahmte ein stattlicher Vollbart sein Antlitz. Bei Wanderungen in die Umgebung, beim Ausritt in die Wälder und auf dem Wege nach der Stadt begleitete ibn, der dann wie ein Ritter das Schwert
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Extrahierte Personennamen: Heinz_Luther Altenstein Fuhrmann Schloßhauptmann_Hans_von_Berlepsch Georg
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konnten, das wurde von den Frauen und Kindern für spätere Zeiten in Zubern nach Haufe geschafft.
Leider find damals viele wertvolle Schriften vernichtet worden. Der Chronist berichtet: „Unnd über das alles, so zerrissen die baur und die mit inen waren uf sankt Walpurgen tagk in der Lauwengassen mehr dan zwene wagen soll bucher und wurffens auss den heussern auff die gassen; die trugen der burger gesynnde in grossen korben heym. Als dieselben am besten die zerrissenen bucher auffluden unnd in die korbe tratten unnd an die seyle wie man strau byndent, da erhübe sich ein wynndt wirbell unnd füret die zerryssene bucher, brieffe und bappire auff in die hohe über alle heuser hynwegk, das mans eyn theyll in den wyngartte an den pfehlen hernach gefunden.“
Erfurt erklärt sich für unabhängig von Mainz: In dieser Zeit des Aufruhrs hörte die amtliche Tätigkeit des Rates auf. Viele der Ratsherren blieben aus Furcht vor der aufgeregten Menge dem Rathaufe fern, einige ergriffen sogar die Flucht. Das Wahrzeichen der mainzifchen Landeshoheit, das steinerne Bild des heiligen Martin vor dem Rathaufe, wurde zerschlagen und auch die sonstigen Hoheitszeichen des Erzbifchofs entfernt. Die Stelle des Rates vertraten jetzt zwei Ausschüsse: einer für die Bürgerschaft auf dem Rathause, der andere sür die Bauern auf dem Petersberge. Auch das alte Ratsfiegel wurde durch ein neues ersetzt. Man wollte nicht mehr „die getreue Tochter des Mainzer Stifts" fein (f. S. 5 und Nr. 16) und fetzte an die Stelle des heiligen Martin den Heiland, thronend auf dem Regenbogen, und dazu die Umschrift: Recte iudicate filii hominum ut non
iudicemini“. Das Vorbild dazu hatte man im Rathaus selbst gefunden, wo über der Tür zum Sitzungszimmer des Rates Christus als Weltenrichter auf dem Regenbogen zu schauen war. Das Gemälde zeigte dieselbe lateinische Umschrift. Der Ansicht der aufgeregten Volksmenge entsprach es vollständig, daß die Leiter der Bewegung jenes Gemälde als Sinnbild für das neue Siegel der Stadt wählten. Der Rat sollte immer an die strenge Ausübung einer unparteiischen Gerichtspflege erinnert werden: „Richtet recht Menschenkinder, daß ihr nicht gerichtet werdet." — Ferner wurde die neue Lehre eingeführt. In sämtlichen Kirchen der Stadt, von denen man die kleinsten schloß, wurde evangelischer Gottesdienst gehalten; katholischer dagegen war bei Strase selbst in Klöstern und Stiftern verboten (f. Nr. 41).
Rückschlag: Nach acht Tagen kehrten die Bauern an den
heimischen Herd zurück, hoffend, daß ihre Forderungen erfüllt werden würden. Und der Rat tat auch, was er konnte. Aber schon nach Monatsfrist wurde das alte Regiment wieder eingesetzt. Da kam auch der hinkende Bote für die Bauern nach. Sie mußten die Zeche bezahlen: jeder, der beteiligt gewesen war, hatte für den angerichteten Schaden 10 Gulden Strafe zu entrichten.
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fei herab. Die Königin suchte Schlaf; doch der wollte sich nicht einstellen, da bange Sorgen sie quälten. Schluchzend lag sie auf ihrem Lager. Auch die Kammerfrau weilte schlummerlos in dem Raum vor dem Schlafzimmer der Königin. Ein brennendes Licht stand neben ihrem Bett. Da fuhr plötzlich eine große Katze die Kammerfrau meinte, sie hätte rot wie Feuer ausgesehen — durch die Stube und sprang aus ein daselbst aufgestelltes Hauo-faß. Dabei riß sie die Königskrone, welche über demselben von zwei schwedischen Löwen getragen wurde, herunter. Dann ver-schwand sie ebenso plötzlich, wie sie gekommen war.
Man glaubte, daß es der Teufel gewesen sei, der über den Tod Gustav Adolfs frohlockt hätte. Denn zu derselben Zeit, da Marie Eleonore mit Tränen im Auge so ruhelose Stunden verbrachte, lag zerschossen und zerstochen des Heldenkönigs Leichnam aus der herbstlich naßkalten Lützener Flur?)
Abreise: Mitte Dezember verließ die verwitwete Königin
Erfurt. Es war ein ergreifender Trauerzug, der durch die Straßen sich bewegte. Alle Wagen und Rosse waren mit schwarzem Tuch behängt. Ganz Thüringen trauerte seit Lützen; kein Orgelion begleitete den Gottesdienst, und kein Saitenspiel erklang bei den Hochzeitsfeiern. (Nach Pros. A. Kirchhofs.)
51. Erfurt unter schwedischer Herrschaft.
Tie schwedische Einlagerung. Die schwedischen Truppen,
die den König Gustav Adols bei seinem ersten Einzug begleitet hatten, wurden nur zum Teil in die Stadt einquartiert, die meisten kamen aus die Erfurter Dörfer zu liegen. Doch loderten an jedem Abend die Wachtfeuer auf dem Severihose und an anderen Plätzen hell auf. Den Soldaten waren allerlei Gewalttätigkeit und Plünderung aufs strengste untersagt, aber im Dunkel der Nacht wurde doch mancherlei Schlimmes verübt. Den Metzgern wurde in aller Stille Kuh und Kalb abgeschlachtet, daß am Morgen nur noch die Eingeweide int Stall lagen, und den katholischen Geistlichen
wurde manches Stück Geld für Pfeife und Tabak abgepreßt. So
waren denn die Erfurter Bürger herzensfroh, daß beim Abzüge Gustav Adolfs nur einige Regimenter zum Hierbleiben bestimmt wurden. Wer sollte ihre Freveltaten abwehren, wenn der König nicht mehr anwesend war? Er hatte noch kurz vor seinem Abmarsch einen Reiter, den man bei gewalttätiger Erpressung abge-saßt hatte, dicht vor seinem Standquartier am Gack (Pranger) mit dem Strang richten lassen.
') Das Lied: „Verzage nicht, du Häuflein klein," Gustav Adolfs Lieblingslied, das die Schweden vor der Schlacht bei Lüsten anstimmten, hat Michael Altenburg, den Pfarrer der Andreaskirche, zum Verfasser (1584—1640).
Zu derselben Zeit lebte ein anderer Erfurter Kirchenliederdichter, Math. Meyfart (1590—1642; Meyfartstraße). Von ihm stammt vas Lied: „Jerusalem, du hochgebaute Stadt!"
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24
It. Frankreich als Kaiserreich.
angeschlossen hatte, besuchte er König Friedrich Wilhelm Iii. in Potsdam und veranlaßte ihn, der Koalition beizutreten. Es kam darüber ein Vertrag mit Österreich und Rußland zustande. Der preußische Minister Graf Haugwitz wurde zum Lager Napoleons mit diesbezüglichen Erklärungen entsandt. Der Ausgang der Schlacht bei Austerlitz und Österreichs Waffenstillstand mit Napoleon änderten die Sachlage. Der preußische Minister ließ sich von Napoleon zu dem Vertrage von Schönbrunn bei Wien überreden. Hiernach schloß Preußen ein Bündnis mit Frankreich, trat Ansbach an Bayern ab, Kleve und Neuenburg an Frankreich und sollte dafür Hannover erhalten. Die durchsichtige Absicht Napoleons war, Preußen mit England zu verfeinden. Erst nach langem Zögern gab König Friedrich Wilhelm zu diesem Vertrage unter dem Drucke Napoleons seine Zustimmung und besetzte Hannover. Die Folge war, daß England Preußen den Krieg erklärte und preußische jpcmdels-schiffe, wegnahm. Kurz darauf stellte Napoleon England die Herausgabe Hannovers in Aussicht. Darauf erklärte Preußen an Frankreich 1806 den Krieg. In Süddeutschland standen noch von dem dritten Koalitionskriege her 200000 französische Truppen; diesen konnte Preußen mit einem kleinen sächsischen Hilfsheere zusammen nur 150000 Mann entgegenstellen ;^die russischen Hilfstruppen konnten so rasch nicht zur Stelle sein. So kam es, daß die preußisch-sächsischen Truppen bei Saalfeld, bei Jena und Auerstädt im Gebiete der Saale völlig geschlagen wurden; bei Saalseld fiel der preußische Prinz Ferdinand, ein Sohn des jüngsten Bruders Friedrichs des Großen. Bei Jena befehligte Napoleon selbst die Schlacht gegen den Fürsten von Hohenlohe; bei Auerstädt, an demselben Tage, dem 14. Oktober, Marschall Davoüt gegen den Herzog Ferdinand von Braunschweig, der den Feldzug von 1792 angeführt hatte. Der Herzog wurde hier tödlich verwundet. "S"
Die regellose Flucht, in der sich die geschlagenen Heere auflösten, verbreitete einen solchen Schrecken, daß die meisten preußischen Festungen ohne Schwertstreich sich den Franzosen ergaben und diese schon am 25. Oktober ihren Einzug in Berlin hielten. Die Festungskommandanten waren meist alte Offiziere, die den neuen Verhältnissen nicht gewachsen waren. Nur Kolberg, Graudenz und die schlesischen Festungen Glatz, Koset und Silberberg behaupteten sich, und Danzig leistete lange Widerstand. Die Königliche Familie floh nach Königsberg. A
Napoleon besetzte mit seinen Truppes die preußischen Provinzen recists der Oder, besonders die polnischen Bestandteile Preußens und Rußlands; von den Polen wurden die Franzosen freundlich aufgenommen, sie erhofften eine Wiederherstellung ihres Königreichs durch Napoleon. Im Winter 1807 erschien das russische Hilfsheer. Bei Preußifch-Eylau in Ostpreußen fand eine blutige Schlacht zwischen den Franzosen und den verbündeten Russen und Preußen statt. Einen vollständigen Sieg
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Graf_Haugwitz Napoleons Napoleon Napoleon Napoleons Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleons Napoleon Ferdinand Ferdinand Friedrichs Jena Napoleon Hohenlohe Marschall_Davoüt Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Glatz Silberberg Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Potsdam Napoleons Wien Frankreich Neuenburg Frankreich Napoleons England Hannover England England Hannovers Frankreich Saalfeld Jena Berlin Kolberg Danzig Königsberg
Die Besiegung Preußens 1806 —1807.
Nur an wenigen Punkten zeigte sich ein entschlossener Widerstand.-Mit unvergänglichem Ruhm bedeckte sich damals die kleine Festung Kol- Kolberz. b erg. Zuerst war es der Leutnant v on Schill, der von dort aus durch verwegene Streifzüge dem Feinde viel Schaden zufügte. Dann übernahm der hochsinnige Major Neithardt von Gneisenau den Oberbefehl, während sich die Bürgerschaft unter der Fühnw"des^alten Seemanns Joachim Nettelbeck auf das tapferste an der Verteidigung beteiligte. Ebensowenig konnte der Feind Graudenz nehmen, dessen Befehlshaber der greise General Courbiöre war. Endlich hielten einige Festungen Schlesiens dem Feinde stand, u. a. das vom Grafen Götzen verteidigte G l a tz. Auch Danzig wehrte sich lange, mußte sich aber schließlich ergeben.
Indessen hatte Alexander von Rußland in den Krieg eingegriffen, und ein russisches Heer erschien in Ostpreußen. Im Februar 1807 wurde die blutige Schlacht von Preußisch-Eylau geschlagen. Sie blieb un-entschieden; es war die erste Schlachtete Napoleon nicht gewann. Nach dieser Schlacht trat ein längerer Stillstand in den kriegerischen Unternehmungen ein. Als sie wieder aufgenommen wurden, trug Napoleon im Juni 1807 den Sieg von Frl<ü>4^crnb~ühcx die Verbündeten davon, die 3rtet>ianö jetzt über die Memel zurückweichen mußten. '$und 18°“
( Da schloß Alexander trotz aller Beteuerungen, die er Friedrich Wilhelm gemacht hatte, mit Napoleon Frieden. Zu Tilsit kamen die beiden Frieds Kaiser auf einem in der Memel verankerten Floß^ammen; ant zweiten 3ult 1807‘ Tage wurde auch der König von Preußen zu den Unterhandlungen zugezogen. Frankreich und Rußland gingen miteinander ein Bündnis ein. Den preußischen Staat ließ der Sieger, wie es in der Friedensurkunde hieß, nur aus Gefälligkeit gegen den Kaiser von Rußland bestehen; auch die Fürsprache der Königin Luise, die sich, obwohl von ihm schwer gekränkt, hatte bereden lassen ihm als Bittende zu nahen, konnte ihn nicht bewegen, die harten Bedingungen zu mildern, die er dem gehaßten Staate auferlegte. Friedrich Wilhelm mußte die Hälfte seines Gebiets abtreten, nämlich alle Lande links der Elbe und dazu die bei den polnischen Teilungen erworbenen Gebiete außer Westpreußen. Westlich der Elbe schuf Napoleon ein Königreich Westfalen und gab dies feinem jüngsten Bruder Jerome, der in Kassel feine Residenz nahm und dort ein lustiges, verschwenderlms Leben führte. Die polnischen Gebiete überwies^ er als ein Herzogtum Warschau Friedrich der nach der Schlacht von Jena dem Rheinbund beigetreten war und den Königstitel erhalten hatte. Außerdem wurde Preußen die Zahlung einer Kriegssteuer auferlegt.
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Extrahierte Ortsnamen: Danzig Tilsit Frankreich Westfalen Kassel Jena Rheinbund
296
Geschichtliche Tabellen.
1799 — 1812 1797 — 1840 1799 — 1804 1798—1801
1800
1801
1803
1804—1814
1805
1806
1806
1806—1807 1806 14. Okt.
1807
Ii. Die Aufrichtung Der napoleouischen Weltherrschaft.
Friedrich Wilhelm Iii.
Napoleon als erster Konsul.
Der zweite Koalitionskrieg (England, Österreich, Paul I. von Rußland).
Sieg Napoleons bei Marengo, Moreaus bei Hohenlinden.
Friede von Luniville.
Umsturz der Reichsverfassung. Säkularisation der geistlichen Reichsstände und Einziehung der Reichsstädte.
Napoleons Kaisertum. Königreich Italien.
Der dritte Koalitionskrieg (England, Österreich, Alexander I. von Rußland).
Kapitulation Macks bei Ulm.
Niederlage der französischen Flotte bei Trafalgar. Dreikaiserschlacht bei Ansterli tz.
Friede von Preßburg.
Napoleon gibt Neapel an seinen Bruder Joseph, Holland an Louis, Berg an Murat.
Der Rheinbund.
Franz Ii. legt die deutsche Kaiserkrone nieder.
Preußifch-franzöfifch-ruffischer Krieg. Tod des Prinzen Louis Ferdinand bei Saalfeld. Niederlage bei Jena und Auerstedt.
Kapitulation der Festungen. Verteidigung von Col-berg (Gneifenau), Graudenz (Courbiere), Glatz (Graf Götzen).
Eingreifen der Russen.
Unentschiedene Schlacht bei Preußisch-Eylau. Niederlage bei Friedlanb.
Tilsiter Friede: Abtretung der linkselblschen Besitzungen Preußens (Königreich Westfalen unter Jerome) und der polnischen Erwerbungen außer Westpreußen (Herzogtum Warschau).
Bündnis Napoleons und Alexanders.
Aussaugung Preußens durch die französische Armee.
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Extrahierte Ortsnamen: England Napoleons Moreaus Napoleons Italien England Macks Ulm Neapel Holland Rheinbund Saalfeld Jena Col-berg Westfalen Warschau Napoleons Alexanders
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170 Las Zcitaller bcs Einporkommens Vreußens 1648 — 1786.
mußte dem übermächtigen Feinde eine Schlacht liefern, wenn er nicht für den Winter den größeren Teil der Provinz in der Hand des Feindes lassen wollte.
Leurhen Bei dem Dorfe L e u t h e n, westlich von Breslau, stieß er am ö. Dezember mit 35 000 Mann auf das 70 000 Mann starke Heer Karls von Lothringen. Er wandte die schiefe Schlachtordnung an; dem rechten Flügel der Feinde stellte er nur wenige Bataillone gegenüber und warf sich mit dem größten Teil der Armee auf ihren linken Flügel. Nach heftigem Kampf um Leuthen, den Mittelpunkt der feindlichen Schlachtlinie, wurde die Schlacht durch den Sieg der Reiterei entschieden. Am Abend des blutigen Tages erscholl allenthalben auf dem Schlachtfelde der Choral: Nun danket alle Gott! Das feindliche Heer, das schwere Verluste erlitten hatte, verließ Schlesien, und Breslau ergab sich dem Sieger.
1758. § 180. Zorndorf, Hochkirch und Kunersdorf. 1758 und 1759.
Die Führung der englisch-hannoverschen Armee, die gegen die Franzosen aufgestellt wurde, übernahm jetzt der preußische General Prinz Ferdinand von Braunschweig. Dieser drängte die französische Armee bis über den Rhein zurück und schlug sie, als sie ihm endlich stand hielt, bei
Krefeld. Krefeld.
Friedrich selbst hatte es jetzt nicht nur mit den Österreichern, sondern zugleich mit den Russen zu tun; diese waren, durch polnisches Gebiet marschierend, an der Oder erschienen, wo sie das Land furchtbar vcr-
Somborupüsteten. Bei Zorndorf, nordöstlich von Küstrin, griff sie Friedrich an, und nach schwerem Kampfe, in dem sich Seydlitz glänzenden Ruhm erwarb, wurde der Feind zum Rückzug gezwungen.
Jetzt zog Friedrich wieder nach der Lausitz, wo Prinz Heinrich den Österreichern unter Daun gegenüberstand. Daun war ein äußerst bedachtsamer Feldherr, dessen Grundsatz es war, mit seinem Heere feste Stellungen zu beziehen, aus denen er sich, trotzdem er dem König an Zahl um das Doppelte überlegen war, nicht zur Schlacht herauslocken lieh. Als aber Friedrich im Vertrauen auf die ängstliche Vorsicht feines Gegners bei
Hochkirch. dem Dorfe H o ch k i r ch in sehr gefährdeter Stellung ein Lager bezog, wagte dieser in der Frühe eines Herbsttages einen Überfall, der ihm glückte. Nur der Heldenmut und die Mannszucht der Truppen rettete das preußische Heer vor der Vernichtung. Nach mehrstündigem Kampfe konnte Friedrich den Rückzug antreten, ohne vom Feinde verfolgt zu werden; aber fast alle Geschütze waren verloren und fast ein Drittel des Heeres tot oder verwundet.
Den nächsten Winter verlebte Friedrich in Breslau; mit trüben Ahnungen sah er der Zukunst entgegen. Zwar die Kosten des Krieges
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Extrahierte Personennamen: Karls Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich