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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 190

1911 - Erfurt : Keyser
— 190 — die Beschießung gefaßt zu machen. Diese Nachricht verbreitete einen allgemeinen Schrecken in der Stadt. Man sah nur noch bleiche Gesichter und verstörte Mienen. Wer bares Geld, Silber und Goldsachen besaß, vergrub alles schnell an sichere Plätze. Schmachvolle Uebergabe der Biabt: Gegen 3 Uhr erschien ein französischer Unterhändler vor der Stadt und verlangte Einlaß. Er wurde gewährt, und man führte ihn auf den Peters-berg. Die Verhandlungen dauerten nicht allzulange. Zwar mußte er noch zweimal ins französische Lager zurück, dann aber wurden die Bedingungen angenommen. Die gesamte Besatzung, 14 000 Mann, barunter 8000 Kranke und Verwundete, würde gefangen genommen. Die Offiziere erhielten, nachbem sie auf Ehrenwort versprochen hatten, bis zur Auswechselung nicht zu bienen, bett Abschieb. Der Bürgerschaft wurde Sicherheit zugesagt, doch sollte sie das einrückende französische Militär mit Achtung ausnehmen und bewirten. ^ Einmarsch der Franzosen: Am 17. Oktober hielten die Zieger zu derselben Zeit, zu welcher die gefangenen Preußen die Stadt verlassen und ihre Gewehre und sonstige Waffen auf dem Glacis vor bcr Stadt nieberlegen mußten, ihren Einzug. Sie kamen zum Jobamtestore herein, boch nicht in Parabe, fonbern in bichten Kolonnen. Sie kamen so, wie sie das Schlachtselb verlassen halten oder von ihrem Lager auf der bloßen Erde aufgestanden waren, teilweise waren sie ganz wunderbar ausgeputzt. Manche hatten kattunene oder schwarzruftene Mäntel um, die sie den vogtläudifchen ober thüringischen Bauernweibern gegrippt batten. Viele erschienen auch in schwarzen Ehorrccken, welche den Dorfpastoren geraubt waren, noch anbere hatten sich Hosen aus Stofftapeten und Bettvorhängen zusammengeschneibert. Ein Tambourmajor hatte ättett blauen Banernkittel statt der Uniform an, ttttb ein attbcrer Solbat trug eine alte Weiberpelzmütze unter seinem Helm. Die Avantgarbe hatte hölzerne Löffel in den Hutkrempen, weshalb sie auch noch lange Zeit danach mit dem Namen Löffelgarde bezeichnet wurde. Ueber ihren mit geraubten Sachen vollgestopften Tornistern und Bündeln hingen große Stücke Fleisch, Hühner, Gänse und Enten. Auch hatten sie große Bauernbrote auf die Bajonette ihrer Gewehre gespießt. Die Offiziere waren sehr einfach gekleidet. Sie hatten keine Schärpen, auch kein Portepee (Degenquaste) ant Säbel. Sie führten weder Packwagen noch Packpferde mit sich. Alle trugen ihr Gepäck wie die Gemeinen ans dem Rücken und hatten ihre Mäntel umgehängt. Der Marsch der Franzosen war außerordentlich schnell, und einige Musikkorps spielten, gleichsam um die Erfurter zu verhöhnen, das Lied: „Freut euch des Lebens". Die Gesichter der Einziehenben waren furchterregend Manche der Franzosen waren vom Pulverbamps so schwarz wie die Mohren, und vor den fürchterlichen Schnauzbärten konnte man ihre Gesichter kaum erkennen.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 84

1911 - Erfurt : Keyser
— 84 — Ablaß gewährt, die an den Gräbern Gebete sprechen würden. Auch stiftete der Rat eine Prozession, die jährlich am Markuslage {25. April) die Gräber besuchte und an der zuletzt die gesamte Geistlichkeit Erfurts teilnahm. b) Die Geißler, jene Schwärmer, die durch Geißelung des eigenen Leibes Gott versöhnen wollten, daß er die Pest wieder wegnehme, erschienen um dieselbe Zeit in Thüringen. Sie erregten durch ihr Tun und Reden das größte Aussehen. Sie trugen mit roten Kreuzen versehene Hüte, die säst das ganze Gesicht bedeckten, hatten die Oberkörper bis an die Hüften entblößt und bearbeiteten sich bis aufs Blut mit mehrschnurigeu Peitschen, in die kleine eiserne Haken eingeflochten waren. Dabei machten sie die wunderlichsten Bewegungen, warfen sich der Länge nach aus die Erde und sangen: „Tret herzu, wer buszen woeile, Luczeber ist eine bösse geselle.“ Wiederholt lagerten ihrer an 3000 und mehr bei Ilversgehofen und verlangten, in Erfurt eingelassen zu werden. Aber der Rat schloß die Tore und ließ die Mauern bewachen. Er traute den Brüdern nicht recht, die unter der Maske der Büßer auf Raub und Diebstahl ausgingen, wie es die Erfahrung an manchen Orten gelehrt hatte. (Nach Prof. Dr. Carl Beyer.) 27. Der 3udenmord in Erfurt. Nachdem die Pest um die Mitte des 14. Jahrhunderts in Deutschland ausgebrochen war, entstand bald das Gerücht, die Juden hätten die Brunnen und die Heringe vergiftet, weil nach dem Genusse des Wassers und der Fische die Erkrankung sofort einzutreten pflegte. Daraufhin wurden an vielen Orten die Juden von ihren Mitbürgern erschlagen. In Thüringen begannen die Verfolgungen am 2. Januar 1349, an welchem Tage viele Juden in Gotha, Eisenach, Arnstadt n. a. Orten ohne Gnade getötet und ihre Häuser rein ausgeplündert wurden. In Erfurt fand das große „Judenschlagen" am 21. März desselben Jahres statt. Hier sprach man nicht bloß von vergifteten Brunnen und Heringen, auch die Gera sollte Gift enthalten, weshalb man lange Zeit hindurch gar nicht mehr mit Wasser kochte. Die einsichtsvolleren aber unter den Geistlichen und Bürgern wußten es besser. Sie waren eingeweiht in die von langer Hand her vorbereitete Bewegung, die den Mord nur darum ins Werk setzte, um die Schulden los zu werden, die viele Edle, Bürger und Bauern gemacht hatten, aber zu bezahlen nicht in der Lage waren. Die Schuldenmenge lastete schwer aus allen Ständen. Der hohe Zinsfuß, der oft zwölf oder mehr vom Hundert betrug, machte die Rückzahlung des Kapitals fast zur Unmöglichkeit. An der Spitze der Verschwörung stand ein Mitglied der Gefrunden, Hugo der Lange, der ein Jahr lang Ratsmeister gewesen war und großen Einfluß ans die Bürgerschaft

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 249

1902 - Karlsruhe : Lang
— 249 — blutigen Händeln beteiligt waren, wurden in die Verbannung geschickt und die Trinkstuben des Adels abgebrochen; die höchsten Ämter, die des Arnrneisters und zweier Städtrneister, sollten lebenslänglich sein. Damit war die Macht des Adels gebrochen; die Zünfte, der Handwerkerstand, bekamen eine überwiegende Stellung in der Leitung der städtischen Angelegenheiten. 2. Judenverfolgungen und der schwarze Tod. Im 14. Jahrhundert traf das Reichsland weiteres Unglück: es kamen Krankheiten, Überschwemmungen, Mißwachs und Hungersnot. In großer Menge strömte armes Volk aus Lothringen und Frankreich in das fruchtbare Elsaß, weil es glaubte, hier Arbeit und Nahrung zu finden. Aber durch diese Einwanderung stieg das Elend nur, die Städte wurden übervölkert. Seuchen brachen aus und rafften in den enggebauten Städten zahllose Menschen hin. In Colmar allein sollen in einem Jahr 13600 Menschen gestorben sein. Dem Bürger fehlte es an Geld, und in seiner Not wandte er sich an die Juden, die infolge ihres einträglichen Handels über große Summen verfügten. Für hohe Steuern, die sie erlegten, genossen sie den Lchntz der Fürsten und Landesherren. Das reizte aber das Volk; in den Zeiten der Not erhob es sich gegen feine Gläubiger, und überall entstanden Judenverfolgungen. In Colmar lebte in jenen Tagen ein Wirt, König Armleder genannt, weil er lederne Armringe trug. Der behauptete, das Evangelium verbiete, den Inden Schutz und Rechte angedeihen zu lassen. Die Juden müßten außer Landes gebracht werden; gingen sie nicht gutwillig, müsse man^sie töten. Zahlreiche Hansen scharten sich um den neuen König, der göttliche Eingebungen zu haben behauptete. Sie bewaffneten sich und zogen gegen die Juden aus. In vielen Städten vertrieben sie diese, plünderten ihr Hab und Gut und töteten viele. In Straß bürg allein kamen an 6000 ums Leben. Bald nach dieser Jndenversolgnng suchte neues Unglück das Land heim. Eine fürchterliche'seuche, der schwarze Tod genannt, hielt seinen Umzug durch ganz Europa. Da ging man zunächst wieder gegen die Inden los, sie seien an dem allgemeinen Sterben schuld, sie hätten die Brunnen vergiftet! Aber das Hinmorden noch so vieler Juden tat der verheerenden Krankheit seinen Abbruch. Nun glaubten die Leute, ihr sündhaftes Leben habe die Krankheit verschuldet, und taten sich zu großen Prozessionen oder Geißelfahrten zusammen. Singend und betend zogen sie von Ort zu Ort, um den lieben Gott zu versöhnen. Die Teilnehmer an dem Zuge nannte man Geißler. In allen Orten, durch die sie kamen, warfen sie sich aus die Erde nieder, geißelten sich gegenseitig bis aufs Blut und fangen und beteten, um die Krankheit

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 570

1906 - München : Oldenbourg
570 118. Die Schlacht bei Sedan. Granaten von Freund und Feind kreuzten sich über unseren Köpfen und die in den weichen Wiesengrund einschlagenden Projektile rissen tiefe Furchen. Dazwischen rasselten die knarrenden Mitraillensen mit ihrem ohrenzerreißenden^ schrillen, widerlichen Spektakel. Einzelne Schüsse und Kanonenschläge waren nicht mehr zu unterscheiden, ununterbrochen über das ganze weite Tal hin rollte der dröhnende Donner der Geschütze, daß die Erde bebte und die Lüfte zitterten. Von allen Höhen und den Waldmauern der Forste auf den fernen Bergen wurde der Widerhall tosend in hundertfachem Echo in das Tal zurückgeworfen, wo die Schallwellen zusammenschlugen und in einem einzigen dumpfen Brausen sich vereinten, daß die Kämpfer noch tagelang es im Trommelfell summen zu hören vermeinten. Nur das Rasseln der Mitrailleufen drang durch diesen Kosenden Chor durch, das Knattern der Gewehre wurde vom Brüllen der Kanonen verschlungen. — Ich bin in 16 Schlachten und Gefechten im Feuer gestanden, habe aber niemals ein so gewaltiges, fürchterliches Höllenkonzert erlebt. Endlich, es war um die Mittagstuude, schien das Eingreisen der Abteilungen unserer 2. und 3. Division sich geltend zu machen, indem der Kampf sich wehr nach Norden und Osten zog. Doch brach das Gefecht in Bazeilles nicht ab. Die Häuser und Scheunen am Eingänge des Dorses waren mit Vei> mundeten überfüllt und das schöne Schloß Dorival als Ausnahmsspital eingerichtet. Im reizenden Parke lagen und saßen die Verwundeten auf dem Rasen; die Ärzte hantierten; Stöhnen, Wimmern und Schmerzeusschreie erschollen. Fortwährend wurden Verwundete hereingetragen, darunter auch Hauptmann Heinrich Frhr. von Harold vom 2. Jägerbataillon, dem ich noch bei Wörth zugejubelt hatte, als er mit einem riesigen Transporte von Gefangenen bei uns vorbeikam. Jetzt lag er mit durchschossenem Beine auf der Bahre und nach zwei Monaten erlag er seiner Wunde in der Heimat. Die Häuser in den Straßen vor uns standen lichterloh in Flammen, kein Mensch versuchte zu löschen; unter dem Schutte und zwischen den glimmenden Balken lagen zahlreiche Leichen, zum Teil angekohlt. Patrouillen brachten Einwohner, die heimtückisch aus den Kellern den Unsrigen in den Rücken gefeuert, Verwundete massakriert und iu die Flammen geworfen, sich mit den Waffen in der Hand widersetzt haben sollten; wir mußten ihre Bewachung übernehmen. Die Unglücklichen sahen schrecklich aus, viele waren mit Kolben und Säbel schlimm zugerichtet worden, die Kleider hingen ihnen in Fetzen vom Leibe. Das war im Kampfe geschehen. Auf den verzerrten Gesichtern aber prägten sich die wilden Leidenschaften aus, der Fanatismus, der ihnen die Waffen in die Hand gedrückt hatte, die Haare hingen zerrauft ins Antlitz und die blutunterlaufenen Augen loderten in wilden Gluten. Wenige werden wohl den folgenden Morgen überlebt haben; über ein Ehepaar saß ich selbst tags darauf tirt Standgerichte.

5. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 240

1888 - Berlin : Hertz
240 Mißhandlungen; Fluchtversuch. mand mehr sprechen, bin beständig in Lebensgefahr, von lauter Aufpassern umgeben, mir fehlt es selbst an der nöthigen Kleidung, noch mehr an jedem anderen Bedürfnisse, und was mich endlich ganz überwältigt hat. ist der letzte Auftritt, den ich in Potsdam mit dem Könige hatte. Er läßt mich des Morgens rufen; so wie ich eintrete, faßt er mich bei den Haaren, wirft mich zu Boden, und nachdem er seine starken Fäuste auf meiner Brust und auf meinem ganzen Leibe erprobt hatte/schleppt er mich au das Fenster und legt mir den Vorhangstrang um den Hals. Glücklicherweise hatte ich Zeit gehabt, mich aufzuraffen und seine beiden Hände zu fassen; da er aber den Vorhangstrang aus allen Kräften zuzog und ich mich erdrosseln fühlte, rief ich endlich um Hülfe. Ein Kammerdiener eilte herbei und befreite mich mit Gewalt aus des Königs Händen. Ich habe zu viel Ehrgefühl, um eine solche Behandlung auszuhalten, bin aufs Aeußerste gebracht und entschlossen, dem auf die eine oder die andere Weise ein Ende zu machen." Er dachte seitdem ernstlich daran zu flüchten. Der König, welcher von den Heirathsplänen mit England Nichts mehr wissen wollte, bestimmte seine Tochter jetzt für den Markgrafen von Schwedt und verlangte von seiner Gemahlin und von Wilhelminen unbedingten Gehorsam. Auf den Wunsch der Königin schrieb jedoch Friedrich noch einmal an den englischen Hos, um die Verheiratung seiner Schwester mit dem Prinzen von Wales zu sichern, und betheuerte dabei, daß er selbst keiner Anderen als der Prinzessin Amalie seine Hand geben würde. Als der König den Inhalt dieses Schreibens erfuhr , stieg seine Heftigkeit noch höher; er mißhandelte den Kronprinzen und Wilhelmine körperlich, so oft er sie sah. Nach einem derartigen Auftritte theilte Friedrich seiner Schwester den festen Entschluß mit, sich durch die Flucht einer solchen Behandlung zu entziehen. Zwar kam bald darauf ein englischer Gesandter nach Berlin, um noch einmal über die Heirathsangelegenheit mit dem Könige zu unterhandeln, aber an den Bedingungen, welche England stellte, und an des Königs Heftigkeit zerschlug sich die Sache wiederum, und der Kronprinz, welcher hiermit jede Hoffnung auf eine Besserung seiner Lage verloren hatte, beschloß nun, die erste günstige Gelegenheit zu benutzen, um nach England zu fliehen, wo ihm freundliche Aufnahme zugesichert war. # Fluchtversuch und Bestrafung. Die Prinzessin Wilhelmine that Alles, um den Bruder von seinem Vorhaben abzubringen, aber er wurde durch erneuerte Mißhandlungen darin noch bestärkt. Bald fand sich eine scheinbar günstige Gelegenheit. Der Kronprinz begleitete seinen Vater auf einer Reise nach Süddeutschland; zwar wurde er dabei auf das Strengste beaufsichtigt, weil sein Vertrauter, der leichtsinnige Lieutenant von Katte, schon in Berlin durch unvorsichtige Andeutungen Verdacht erregt hatte, aber-nichtsdestoweniger versuchte 'der Prinz sein Vorhaben ins Werk zu setzen. Katte, der in Berlin geblieben war, sollte nach der getroffenen Verabredung Urlaub zu einer Werbung nehmen und mit den Geldern, Papieren und Kleinobien des Prinzen voraus nach England gehen. Auch der Lieutenant von Keith in Wesel war mit den Beiden im Einverständnisse. In Anspach erhielt Friedrich einen Brief von Katte, der ihn bat, die Flucht zu verschieben, da er noch keinen Urlaub erhalten habe; der Kronprinz erwiderte aber, er wolle nicht

6. Elsässische Geschichtsbilder - S. 32

1884 - Straßburg : Bull
— 32 — wurden abgebrochen. Der erste Ammeister war Burkard Twinger. Als er starb, wurde er im Münster beigesetzt und eine Gedenktafel seiner Verdienste eingemauert. — Ähnliche Bewegungen, wie in Straßburg, traten auch in andern Städten des Elsasses, in Colmar und Hagenau, ein. Die Judenverfolgungen. Am Anfange des 14. Jahrhunderts hatte das westliche Europa mehrere starke Mißjahre gehabt. Im I.1313 herrschten im Elsasse verheerende Seuchen; in den folgenden Jahren traten Überschwemmungen, Mißwachs und Hungersnot ein. Aus Lothringen und Frankreich kamen zahlreiche Massen, Brot und Arbeit suchend, nach den rheinischen Landern. Dadurch vermehrte sich nur der Notstand. In Colmar starben in einem Jahre 13 000 Menschen. Durch diese Umstande gerieten die gewerbetreibenden Leute ins tiefste Elend, und damit vollständig in die Gewalt der jüdisch-m Wucherer, die ihrerseits ungeheure Summen als Schutzgelder an Bischöfe, Fürsten und selbst an die Kaiser zahlten. Allerwärts im Lande herrschte eine gehässige Stimmung gegen die Juden. Da erhob sich zu Colmar der Schenkwirt Zimperlein von Andlau, Arm-leder genannt, weil er lederne Ringe am Arme trug, und predigte, es sei im Evangelium verboten, die Juden zu schützen. Sie alle müßten mit Feuer und Schwert vernichtet werden. Bald hatte er eine große Schar Anhänger um sich gesammelt, mit denen er unter vorgetragenem Kreuze in Städte und Dörfer einzog. Überall richtete er unter den Juden ein gräßliches Blutbad an, und die Bürger sahen gar oft mit wilder Freude der Plünderung, Vertreibung und Tötung der Armen zu. Viele jüdische Väter töteten selbst ihre Kinder, damit sie nicht mit Gewalt getauft würden. Ermutigt durch seinen Erfolg trat Armleder immer kühner auf. Seine blutgierige Schar wuchs zu einem Heere an. Wenige nur trugen Degen und Spieß, die meisten waren mit Äxten, Gartenmessern, Hacken und andern Geräten bewaffnet. Selbst in größere Städte drangen die Horden und erwürgten, wen sie nur von Juden sahen. Kein Alter, kein Geschlecht wurde verschont. In Ensisheim und Rufach zählte man mehr als 1500 Hingeschlachtete. In Colmar suchten die armen Verfolgten ans der Umgegend Schutz. Da rückte Armleder vor die Stadt und ver-

7. Geschichte - S. 156

1913 - Berlin : Oehmigke
— 156 — Wer kommt? Wer? — Hurra, die Vierundsechziger. Hurra, die sind wieder breiter und stärker, Das macht, es sind richtige Uckermärker. Die sind schon mehr für Kolbe und Knüppel, conferatur Wester- und Oster-Düppel. Verstehen sich übrigens auch auf Gewehre, siehe Fohlenkoppel und Arnkiel-Oere. Fünfzig dänische Feuerschlünde können nichts gegen Prenzlau und Angermünde. Wer kommt? Wer? — Füsiliere, Fünfnnddreißiger. Hurra, das wirbelt und schreitet geschwinder, Hurra, das sind Berliner Kinder! Jeder, als ob er ein Gärtner wäre, trägt die Sträußchen auf seinem Gewehre. Gärtner freilich, gegraben, geschanzt, dann sich selber eingepflanzt, eingepflanzt auf Schanze zwei. — Die flinken Berliner sind vorbei. Wer kommt? Wer? — Hurra, unsre Sechziger. Oberst von Hartmann, fest im Sitze, grüßt mit seiner Säbelspitze. Hut ab und heraus die Tücher! Das sind unsere Oderbrücher, keine Knattrer und bloße Verschluser, lauter Barnimer und Lebuser. Fest ist ihr Tritt, frank und frei. Major von Jena ist nicht mehr dabei. Wer kommt? Wer? — Artillerie und Ingenieurs elfte Ulanen, Zietenhufaren, Paukenwirbel und Fanfaren. Halt, der ganze Waffenblitz präsentiert vor König Fritz.

8. Geschichte - S. 107

1913 - Berlin : Oehmigke
— 107 — zugleich den nächsten seiner süß schlafenden Dragoner an der Schulter rüttelnd. Wie ein grauer Schatten trabte ein Reiter durch den Dunst an, zwei andere folgten, dann ein Haufen, und man vernahm das Stampfen einer größeren Kavallerieabteilung im raschen Anmarsch. Das kleine Häuflein der Schweden hatte sich schnell auf der Brücke in Linie gestellt, die beiden Korporale mit dem Posten in der Front. Aber schon parierte der vorderste der schattenhaften Reiter seinen Gaul dicht vor den Karabinermündungen und rief: „Versprengte vom Regiment Bülow! Haben die Brandenburger dicht auf den Fersen. Gebt Raum, die Pferde sind abgehetzt, wir halten die Straßen nicht länger und müssen in die Stadt!" Es war eine alte, heisere Stimme, eine Stimme wie die der beiden alten Korporale Sven und Rolf, die das hervorstieß, und der Mann auf dem wirklich schweißtriefenden, abgehetzten, schnaubenden Gaule war auch alt und grau verwettert. Er trug einen dunkelbraunen Rock über dem Brustküraß, einen breiten, an der Seite aufgeklappten Dragonerfilz, doch ohne Feder und Kokarde. Er trug mächtige Stulphandschuhe und Reiterstiefel, doch keine Feldbinde, und wie seine nun allgemach auch heranreitenden Begleiter trug er das Schwert in der Scheide. „Schnell, schnell, Kamerad von Wangelin! Wir hängen seit dreien Tagen in den Sätteln und halten uns kaum mehr. Es eilt — laßt uns durch." Die beiden Korporale sahen sich zögernd an. „Gebt die Parole, Herr!" „Wir sind drei Tage von der Armee. Sahen die Brandenburger bei Burg auf dem Marsche. Wie können wir euch die Petrol' vom gestrigen Abend geben? Macht Platz, ich sag' euch, Wacht-kommandant, der Oberst Wangelin ist mein guter Freund. Er liegt zum Wahrzeichen mit euch drüben in Rathenow, und ich bin Leutnant im Regiment Bülow. Jetzt haltet uns nicht länger auf!" „Was sagt Ihr dazu, Korporal Knäckabröd?" fragte der Korporal Kok. „So arg wird's doch nicht pressieren!" sagte der Korporal Sven. In demselben Augenblick aber richtete sich der alte Blanrock im Sattel auf und schrie krächzend: „Also nicht? Na, dann ho?

9. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 44

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
44 Bei den Verwundeten von Tannenberg. Der Fahrstuhl hielt, wir stiegen aus und traten auf den Hellen Dachgarten hinaus. Es war doch so etwas wie ein beklemmendes Gefühl, das auf uns lastete. In wenigen Augenblicken sollten wir den Schrecken des Krieges ins Auge sehen. Da lagen auch schon die ersten in bequemen Liegestühlen, mit sauberen, blauweiß gestreiften Anzügen bekleidet. „Na, wie geht's?" und es ist, als ob man das zu einem altbekannten Freunde spräche. Der junge Bursche dreht sich herum: „Ach, ganz gut, macht sich." 1 , i Ein braunverbranntes Gesicht lacht uns an. „Schwer verletzt?" „Die Schulter ist wohl ziemlich dahin, aber mit der Zeit wird es schon werden." Dann kommen ihm die Worte von den Lippen, immer hastiger, so zum Zerspringen voll ist ihm das Herz. Er ist ein junger Mann, 24 Jahre alt, und hat wie alle seine Kameraden, die hier liegen, bei Tannenberg gefochten. Verwundet war er liegen geblieben. Abends hatten ihn die Russen mit einem großen Leiterwagen aufgelesen und nach Neidenburg geschafft, das sie damals besetzt hielten. Er konnte sich nicht beklagen, die russische Infanterie hatte wacker und ehrlich gekämpft. Auch als Gefangener war es ihm nicht schlecht gegangen. Russische Offiziere hatten ihm Tee und Zigaretten gebracht und sich der Verwundeten wohl angenommen. Es lag kein Groll- in seinen Worten. Aber vom Nebenlager blitzt es herüber. „Ja, die Infanterie! Aber die Kosaken!" Dabei drohen Tränen dem Braven die Stimme zu ersticken. Die Kameraden berichten: er ist jung verheiratet, sein Heimatdorf mit seiner Besitzung ist niedergebrannt, und seine Frau ist — ja, wer weiß, wo. Zu Hause hielt man ihn schon für tot, endlich hat er ein Lebenszeichen von seinen Eltern erhalten. „Aber bald komm' ich hier wieder heraus," grollt er herüber, „dann " Der Rest ist eine Bewegung der Wut; er will sofort ins Feld, zu seinem geliebten Hauptmann. — — Zigarettenringel steigen fröhlich in die warme Sommerluft empor. Frieden atmen rings die Schläfer. Langsam schreiten wir weiter. Vom Dachgarten geht's hinunter über blitzende Fliesen durch saubere Küchen und Waschräume in die Stockwerke. Die Vorsteherin weist auf eine neue Tür. „Der ist immer ganz allein, gehen Sie nur zu ihm." Doppeltüren klappen, auf weißem Bette sitzt aufrecht ein lachender Mann. Durch seine Hände gleitet eine kleine schwarze Bleikugel. Auch er ist gleich gut Freund. Am Tage zuvor haben sie ihn mit Röntgenstrahlen durchleuchtet und dann das Ding herausgeholt. Im Knie war es ihm stecken geblieben. „Die Russen schossen ja immer zu kurz, die Kugel war auch schon vorher aufgeschlagen." Dann erzählte er noch: 8000 Mann hatten sie lange, lange 35 000 Russen nicht nur aufgehalten, sondern zurückgeschlagen, bis diese in den Wäldern saßen; da konnten sie dann nicht mehr heraus. „Die Sümpfe waren es weniger, aber die Wälder, da erstickten sie in der eigenen Masse." Auch dieser war nach Neidenburg gekommen. Sechzig qualvolle Stunden hatte die Bahnfahrt gedauert von dort bis Berlin. Über Danzig, Stettin war es gegangen. Überall hatten sie verwundete Kameraden abgegeben. Drei waren nicht mehr zum Ziele gekommen.

10. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 135

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Kaiserlichen Prinzen im Felde. 135 tapfer ist unser Kronprinz. Beim Sturmangriff stellt er sich an die Spitze seiner Garde, und drauf geht's auf die Rothosen. Die Entbehrungen des Krieges scheut der Kronprinz nicht. Das zeigt uns folgende Geschichte: Bei einen: ungestümen Vordringen seiner Truppen konnte die Proviantkolonne nicht schnell genug folgen, so daß sie längere Zeit ohne Verpflegung sein mußten. Dies Kriegsschicksal traf auch den Kronprinzen und seinen Stab. Da sah der Kronprinz, wie sich die Soldaten weiße Futterrüben aus dem Felde zogen. Lächelnd trat er an eine Gruppe heran, um auch davon zu kosten. Ein Soldat reichte ihm eine geputzte Rübe, und der Kronprinz aß wacker drauf los. Alsdann sprach er: „Hm, schmeckt gar nicht so schlecht, im Gegenteil, famos!" Und dem Vorbilde des Kronprinzen folgten alle Offiziere seines Stabes. Prinz Eitel Friedrich griff in der Schlacht bei St. Quentin (spr. ßäng kangtäng) am 28., 29. und 30. August 1914 ebenfalls tüchtig mit an. Als es ans Stürmen ging, nahm der Prinz die Trommel eines gefallenen Tambours auf, schlug sie selbst und rief seinen Soldaten zu: „Vorwärts, Kameraden! Immer vorwärts!" Das gab frischen Mut. Mit neuem Feuer stürzten die Truppen sich auf die Feinde und eroberten die feindlichen Stellungen. Prinz Adalbert wird sich wahrscheinlich auf einem großen Kriegsschiff befinden und dort im Dienste des Vaterlandes kämpfen. Prinz August Wilhelm zog auch mit seinen Soldaten durch dick und dünn. Sein Anzug und seine Gesichtsfarbe zeugten davon. Eine französische Dame berichtet, wie sie in Reims (spr. rängs) einen jungen deutschen Offizier getroffen habe, dessen Uniform man es ansah, daß er vor keiner Mühe und Gefahr zurückgeschreckt habe. Er hielt die Dame höflich an und bat sie, doch einige verwundete Offiziere aufzunehmen, die ihm sehr am Herzen lägen. Es war Prinz August Wilhelm. Dieser Hohenzollernsproß mußte bereits sein Blut fürs Vaterland opfern. Er verunglückte auf einer Dienstfahrt in Belgien mit seinem Auto und wurde schwer verwundet. Nach seiner Genesung kehrte der Prinz wieder zu seinem Truppenteil zurück. Prinz Oskar hat so wacker witgefochten, daß er von der Überanstrengung krank wurde. Das Stürmen einer feindlichen Stellung ist eben keine leichte Sache. Ein niedliches Geschichtchen von ihm erzählt ein Offizier in einem Feldpostbrief seiner Gattin: Ein Reserveleutnant traf kürzlich in Feindesland auf der Straße einen jungen Offizier, der keine Achselstücke auf dem Feldrock trug, dafür aber das Eiserne Kreuz im Knopfloch. Unser Reserveleutnant redete den jungen Kameraden an: „Sagen Sie mal. Sie haben schon das Eiserne Kreuz, wie kommt denn das? Unser Regiment hat doch noch nichts. Von welchem Regiment sind Sie denn?" — Der junge Offizier: „Vom Zk.-Grenadier-Regiment." — Der Reserveleutnant: „Na, die haben sich ja auch ganz gut geschlagen. Haben alle Herren das Eiserne Kreuz?" — Der junge Offizier: „Nicht alle, aber sie werden es wohl alle bekommen." — Der Reserveleutnant: „Bei Ihnen
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