Der erste Kreuzzug 1096—1099.
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Auch das geistige Leben regte sich stärker. Neben den lateinischen Bildung. Prosawerken entstanden bereits deutsche Heldenlieder. Die wundervollsten Denkmäler jener Zeit aber sind die herrlichen Kirchen, die am Rheine und anderswo im romanischen Stil oder Rundbogenstil aufgerichtet wurden, vor allen anderen die Dome zu Mainz, Speier und Worms (s. § 71).
Der erste Kreuzzug. 1096 — 1099.
§ 52. Der erste Kreuzzug. In der Zeit, als der erste der großen Kämpfe zwischen Kaisertum und Papsttum ausgefochteu wurde, entstand die tiefe religiöse Erregung der christlichen Völker des Abendlandes, welche zum ersten Kreuzzug führte. Von jeher waren Wallfahrten nach dem heiligen Vorgeschichte Lande, um an Christi Grabe zu beten und seine Sünden zu büßen, in Kreuzzüge, der Christenheit Brauch gewesen; sie hatten auch unter der Herrschaft der Araber, die seit dem siebenten Jahrhundert im Besitze Palästinas waren, fortgedauert, ohne daß die Pilger wesentlich belästigt worden wären. Aber seit die seldschu(fischen Türken Palästina erobert hatten, wurde es anders, und die Christen hatten Mißhandlungen und Grausamkeiten zu erdulden. Unter diesen Umständen regte sich der Gedanke, durch eine gemeinsame kriegerische Unternehmung die heiligen Stätten zu befreien. Der ritterliche, kampflustige Adel, der das Abendland erfüllte, von der religiösschwärmerischen Stimmung der Zeit ergriffen, zugleich nach abenteuerlichen, beutereichen Fahrten in weite Ferne verlangend, nahm die Anregung mit Begeisterung auf. Die Päpste aber förderten den Plan, weil er eine ungeheure Erhöhung der kirchlichen Macht versprach. 1095 berief Urban Ii. ein Konzil nach der Stadt Clermont im mittleren Frank-Konzil von reich. Dort versetzte sein Wort die Menge in solche Erregung, daß sich etermont Tausende mit dem Ausruf „Gott will es" das Kreuz aufhefteten und sich dadurch zur Teilnahme an dem Zuge verpflichteten. Feurige Prediger trugen die Begeisterung weiter, unter ihnen der Einsiedler Peter von Amiens, von dem die Sage erzählte, ihm sei im heiligen Lande Christus erschienen und habe ihm den Auftrag gegeben, den Befehl zur Befreiung des heiligen Landes dem Papste zu überbringen.
Die ersten ungeordneten Scharen freilich, die unter Peter von Amiens und dem Ritter Walter von Habenichts nach Osten zogen und zum großen Teil aus Gesindel jeder Art bestanden, erreichten nicht einmal das Ziel ihrer Fahrt; wer nicht auf dem Marsche das Leben einbüßte, verlor es unter den Schwertern der Türken in Kleinasien. Dann Der erste aber zogen im Frühjahr 1096 auf verschiedenen Wegen wohlgerüstete Ritterheere dem zum Versammlungsort bestimmten Konstantinopel zu; kein König
Neubauer, Geschichtl. Lehrbuch. B. Hi. 6. Aufl. 4
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Die Zeit Wenzels (1378 — 1400) und Ruprechts (1400 — 1410.)
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und wurden reich durch Handel und Gewerbe; unter ihnen nahmen Danzig und Thorn die erste Stelle ein. Deutsche Bauern und Gutsbesitzer wurden angesiedelt und ernteten zumal in den fruchtbaren Weichselniederungen reichen Ertrag. Der Orden führte eine gute Verwaltung, hatte bedeutende Einnahmen und gewann großen Reichtum, während er zugleich nach außen machtvoll dastand.
Allmählich aber wandelten sich die Dinge. Die Ritter halten keine Verfall. Heiden mehr zu bekämpfen, zumal seit die angrenzenden Litauer Christen geworden waren, und allmählich griffen Trägheit, Genußsucht und Schwelgerei im Orden um sich. Dazu waren die Ordensritter wegen ihres Hochmuts bei den Bürgern der Städte und den Landedelleuten nicht beliebt, und gar mancher Untertan des Ordens hielt es heimlich mit den Polen, den Feinden des Ordens und des Deutschtums. Zu Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts brach ein neuer Krieg mit Polen aus, das seit kurzem mit Litauen zu einem großen Reich verbunden war; und in der Schlacht bei Tannenberg 1410 wurde der Orden geschlagen, der Hochmeister und viele Ordensritter fielen, von den Ordenskomturen entkam nur einer. Zwar gelang es dem Feinde nicht, die Marienburg zu nehmen, und für dieses Mal wurde der Orden gerettet. Aber einige Jahrzehnte später brach der Krieg von neuem aus, und der Orden mußte 1466 im Frieden von Friede von Thorn nicht nur Westpreußen abtreten, sondern auch den Rest seines 1466! Besitzes vom König von Polen zu Lehen nehmen. So unterlag damals der deutsche Staat, der die Wacht an der Weichsel hielt, den slavischen Gegnern, weil ihn das deutsche Reich, Kaiser und Fürsten, im Stich ließen.
§ 84. Die Schweizer Eidgenossenschaft. Während sich die Lage der Bauern fast überall im Deutschen Reiche im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert verschlechterte, waren in den Alpentälern am Vierwaldstätter See Bauernstaaten entstanden, welche alle Versuche sie zu unterwerfen zurückwiesen und sich durch ihre kriegerische Tüchtigkeit zu einer machtvollen Stellung emporschwangen. Seit der Schlacht am Morgarten hatte sich die Eidgenossenschaft sehr vergrößert; acht „Orte" gehörten jetzt dazu, dabei die beiden Städte Zürich und Bern. 1386 zog wiederum ein Herzog Leopold von Österreich aus, um die Eidgenossen dem Hause Habsburg zu unterwerfen; aber wiederum erlitt sein Ritterheer bei Sempach eine Schlacht bei furchtbare Niederlage. Nach der Sage war es Arnold von Winkelried, @i386?* der die Schlacht entschied; soviel feindliche Speere, als er ergreifen konnte, erfaßte er, drückte sie sich mit den Worten: „Sorgt für mein Weib und meine Kinder!" in die Brust und bahnte so den Seinigen eine Gasse in die
Neubauer, Beschicht!. Lehrbuch. B. Hi. 6. Aufl. Q
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Deutsche Geschichte bis zur Gründung des nationalen Staats 919.
d. H. das nordwestliche, Burgund, d.h. das südöstliche Gallien; in der Bevölkerung von Neustrien und Burgund trat das germanische Element vor dem romanischen zurück. Diese Teilungen schwächten die Macht des Reiches und beschworen viele blutige Streitigkeiten und Kriege herauf.
Verfall der Zudem verfiel das merowingische Königshaus in sittlicher Beziehung. Jnger. Es gibt wenige Fürstengeschlechter, deren Geschichte so viel Verräterei und Treulosigkeit, so viel Mord- und Schandtaten jeder Art kennt: aber auch die Tatkraft, die Chlodowech und manche seiner Söhne auszeichnet, ging ihren Nachfolgern allmählich mehr und mehr verloren. Die Rettung und Neuordnung des Reichs in dieser furchtbaren und an Gewalttaten überreichen Zeit ging von dem austrasischeu Geschlecht der Pippiniden oder Karolinger aus.
Die arabische Völkerwanderung.
§ 18. In merkwürdiger Weise schließt sich an die germanische Völkerwanderung die arabische an. Sie entsprang aber einer anderen Ursache: der religiösen Begeisterung.
Mohtlmmed. Mohammed, ein Araber aus Mekka, in seiner Jugend ein Hirt, dann ein vielreisender Kaufmann, hatte eine neue Religion, den Islam, gelehrt; er hatte verkündet, daß es nur einen Gott, Allah, gebe und er 622. selbst sein Prophet sei. Im Jahre 622 hatte er seine Heimat verlassen -von diesem Auszug, der Hidschra, an rechnen die Mohammedaner die Jahre —, und in Medina Aufnahme gefunden; von dort aber war er siegreich nach Mekka zurückgekehrt und hatte bald ganz Arabien für seine Lehre gewonnen und seiner Herrschaft unterworfen. Nach seinem Tode wurden seine Aussprüche im Koran zusammengefaßt. Mohammeds Anhänger, die Moslemin, breiteten unter Führung der Chalifen, d. H. Nachfolger des Propheten, ihren Glauben mit Feuer und Schwert aus. Sie eroberten Syrien und Ägypten, die bisher zum oströmischen Reich gehört hatten, und stürzten das neupersische Reich. Dann gewannen sie Nordafrika und über-Ewberung schritten die Straße von Gibraltar, um auch Spanien in ihre Gewalt zu Spanien, bringen. Im Jahre 711 erlag ihnen das Heer der Westgoten unter 71l König Roderich in einer großen Schlacht; fast ganz Spanien fiel in die Hand der Araber, und nur in den Bergen Asturiens an der Nordküste behaupteten die Reste der Westgoten ihre Unabhängigkeit. Als sie auch die Pyrenäen überschritten, wurden sie von Karl Martell zurückgeschlagen (§ 21).
Das arabische Reich umfaßte das gewaltige Gebiet vom Hindukusch bis zum atlantischen Ozean. Bagdad wurde seine Hauptstadt; dort herrschte Harun al-Raschid, der mit Karl dem Großen Geschenke tauschte. Zwar
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Extrahierte Personennamen: Mohammed Mohammeds_Anhänger Mohammeds H. Roderich Karl_Martell Karl Karl_dem_Großen Karl
Friedrich Ii. 1215 — 1250.
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Sein Leben ist erfüllt von schweren Kämpfen mit dem Papsttum. Er hatte bei der Kaiserkrönung versprochen, einen Kreuzzug zu unternehmen.
Aber mit anderen Regierungssorgen beschäftigt, verschob er dessen Ausführung von Jahr zu Jahr. 1227 endlich versammelte er ein Kreuzheer in Apulien. Da brach eine Pest aus, an der auch Landgraf Ludwig von Thüringen, der Gemahl der heiligen Elisabeth, starb; und der Kaiser schob den Plan von neuem auf. Jetzt wurde er von dem greisen, aber leidenschaftlichen Papste Gregor Ix. mit dem Banne belegt. Trotzdem trat^Wnfter Friedrich im nächsten Jahre den Kreuzzug an. Er landete an der Küste von 1228 bis Palästina, und es gelang ihm, mit dem Sultan von Ägypten einen Vertrag 1229■ abzuschließen, durch welchen Jerusalem und die andren heiligen Stätten ihm abgetreten wurden. So zog er denn in die heilige Stadt ein; und obwohl der Patriarch das Interdikt über sie aussprach und alle geistlichen Handlungen, Gottesdienst, Glockenläuten verbot, setzte er sich selbst in der Kirche des heiligen Grabes die Krone von Jerusalem aufs Haupt.
Zurückgekehrt, schloß er mit dem Papste Frieden und wurde vom Banne gelöst. Es folgten einige Friedensjahre, in denen sich der Kaiser der Verwaltung seiner unteritalischen Lande zu widmen vermochte.
Für diese hat er Außerordentliches geleistet. In Deutschland dagegen ist er nur noch selten gewesen. Während er in Unteritalien einen starken, geschlossenen Staat begründete, trat er in Deutschland der wachsenden Zersplitterung nicht entgegen; vielmehr hat gerade er die deutschen Fürsten als Landesherren anerkannt.
§ 63. Friedrichs Kampf mit den Lombarden und dem Papste. Da
entstand gegen Friedrich eine Empörung unter den lombardischen Städten. Bald schloß sich Papst Gregor Ix. seinen Gegnern an und ^anmu<| bannte ihn, indem er ihn wegen Unglaubens, wegen seines Verkehrs mit Mohammedanern und heimlicher Ketzerei mit Vorwürfen überhäufte. So folgte ein neuer Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum, der dritte der gewaltigen Zusammenstöße beider Weltmächte. In diesem hatte das Papsttum eine starke Hilfe an den vor kurzem gegründeten Bettelmönchsorden der Franziskaner und Dominikaner, welche ihre Aufgabe darin sahen, unter dem niederen Volke Seelsorge zu treiben, ihm zu predigen und die Beichte abzunehmen, und schnell großen Einfluß gewannen.
Während Papst und Kaiser in Italien einander gegenüberstanden, wurde Einfall^der die deutsche Ostmark von einer furchtbaren Gefahr bedroht. Die Mongolen 1241. halten unter dem Dschingiskhan, d. H. dem großen Fürsten, weite Gebiete
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Extrahierte Ortsnamen: Apulien Palästina Jerusalem Deutschland Unteritalien Deutschland Italien
Die Zeit der Völkerwanderung.
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622
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751—911 751 — 768
754 768 — 814
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Die arabische Völkerwanderung. Mohammeds Flucht (Hidschra) von Mekka nach Medina.
Eroberung von Syrien, Iran, Ägypten und Nordafrika durch die Chalifen.
Vernichtung des Westgotenreiches und Eroberung Spaniens durch die Araber.
3. Die karolingijche Zeit.
Pippin der Ältere, Hausmeier in Austrasien.
Pippin der Mittlere.
Karl Martell.
Sieg über die Araber bei Poitiers.
Pippin der Jüngere macht sich zum König der Franken; Absetzung Childerichs Iii.
Die karolingischen Könige.
Pippin der Jüngere.
Besiegung der Langobarden; Entstehung des Kirchenstaats.
Tod des Bonisatius (Winfried).
Karl der Große.
Unterwerfung der festländischen Germanen: der Langobarden (Desiderius), der Sachsen (Eresburg, Jrminsul; Blutgericht von Verden; Widukinds Taufe; Gründung von Bistümern).
Absetzung des Bayernherzogs Tassilo.
Schutz der Reichsgrenzen:
Feldzug nach Spanien; die spanische Mark.
Feldzüge gegen die Awaren (im Donautieflande);
die Ostmark.
Feldzüge gegen die Wenden und Dänen.
Erneuerung des abendländischen Kaisertums; Kaiserkrönung Karls in Rom durch Papst Leo Iii.
Ordnung des Reichs. Das Maifeld. Grafen, Markgrafen, Königsboten. Die Königsgüter. Fürsorge für die Bildung (Alkuin).
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Extrahierte Ortsnamen: Mohammeds Mekka Medina Syrien Nordafrika Spaniens Poitiers Sachsen Eresburg Spanien Donautieflande Ostmark Karls Rom
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Die Zeit der zunehmenden Auflösung des Reichs 1273 — 1519.
Macht seines Hauses zu mehren, und belehnte seinen damals noch nn-Römerzug. mündigen Sohn Johann mit Böhmen. Dann aber zog er nach Italien, um in diesem durch die Kämpfe der Guelsen und Ghibellinen zerrütteten Lande den Frieden wiederherzustellen. Von vielen wurde er mit Jubel begrüßt, vor allem von dem großen Florentiner Dante, dem Dichter der „Göttlichen Komödie", der ans seiner Vaterstadt wegen seiner kaiserlichen Gesinnung verbannt worden war. In Rom erhielt Heinrich die Kaiserkrone, jedoch nicht von dem Papste selbst, sondern durch päpstliche Abgeordnete. Denn Papst Clemens V. hatte seine Residenz nach Avignon verlegt, und etwa 70 Jahre lang haben die Päpste in dieser südfranzösischen Stadt ihren Sitz gehabt, eine Periode, die man als die Trche^ ^s babylonischen Exils der Kirche bezeichnet hat.
Im übrigen war Heinrichs Macht zu schwach, als daß er viel hätte erreichen können. Zudem raffte ihn ein früher Tod hinweg. In Pisa ist er beigesetzt.
Ludwig der Bayer 1314—1347 und Friedrich der Schöne 1314—1330.
Thronstreil. Nach dem Tode Heinrichs Vh. fand eine Doppelwahl statt. Die habsburgische Partei wählte Herzog Friedrich den Schönen von Österreich, Albrechts I. Sohn; die Gegner erhoben Herzog Ludwig von Bayern, einen Wittelsbacher. So tobte in Süddeutschland wieder ein Bürgerkrieg, der sich lange Jahre ergebnislos hinzog.
§ 76. Die Schweizer Eidgenossenschaft. In jene Zeiten fällt die Erhebung der drei Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden gegen die Herrschaft der Habsburger, welche die Hoheitsrechte, die sie in jenen Gebieten ausübten, auch über die freien Bauern ausdehnen und eine landesfürstliche Macht begründen wollten. Dieser Ereignisse hat sich die Sage bemächtigt. Sie erzählt, wie die Vögte, welche Albrecht I. über das Land gesetzt habe, sich maßlose Bedrückungen hätten zuschulden kommen lassen. Die Tell- vor allen der Landvogt Geßler, der seinen Hut auf dem Markte zu Altdorf Rümsage. aufrichten ließ und von den Vorübergehenden verlangte, daß sie den Hut grüßten wie ihn selbst. Sie erzählt, wie der kühne Alpenschütze Wilhelm Tell sich dessen geweigert, wie er den Apfel vom Haupte seines Sohnes geschossen, wie er in der hohlen Gasse bei Küßnacht den Landvogt erschossen habe. Sie berichtet ferner, wie sich ehrenhafte Männer aus den drei Kantonen in stiller Nacht auf dem Rütli, einer Waldwiese hoch über dem See, zusammengefunden und den Schwur getan hätten, das Vaterland zu befreien.
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— 210 —
Feldlager verwandelt, und zahllose Wachtfeuer lohten mit qualmender Flamme zum wetterschwarzen Nachthimmel empor.
Selbst die Domstufen dienten als Schlafstätte, und auf den Steinfliesen der Häuser brannten die Lagerfeuer und ruhten die Soldaten. Pferde und Menschen lagen nebeneinander, ermattet von den Anstrengungen der Flucht und dem ausgestandenen Hunger.
Alle Läden waren geschlossen. In höchster Eile brachten die Bürger ihre Habseligkeiten, die letzten Reste aus der langen Erpressungszeit, in sichere Verwahrung. Sie fürchteten eine allgemeine Plünderung, da bekannt geworden war, daß die fliehenden Franzosen die Dörfer ausgeraubt hatten. Es war darum ein Glück für die Stadt, daß der Kaiser in diesen Tagen mit feinem Gefolge in ihr Aufenthalt nahm. Auf seinen Befehl durchstreiften zahlreiche Wachen nach allen Richtungen die Stadt und nahmen alle, die sich einfallen ließen, Sicherheit und Ruhe zu stören, in Haft und schafften sie ins Biwak.
Unterdessen dauerte der Durchzug der geschlagenen Armee weiter fort und schien tatsächlich kein Ende nehmen zu wollen. Am Tage übertraf das Truppengewühl in den Straßen vom Anger bis zum Brühlertor alles bisher Gesehene. Nur in den Nachtstunden wurde es etwas ruhiger, da ein kaiserlicher Befehl für diese Zeit die Tore selbst feinen Soldaten sperrte. Die fliehende Armee mußte in der Nacht außerhalb der Stadt vorübermar-fchiereu.
Abreise Napoleons: In der Nacht vom 24. zum 25. Oktober verließ Napoleon die Stadt; denn die Preußen und Verbündeten waren ihr bedenklich nahe gekommen. Der Donner ihrer Geschütze rollte schon aus der Ferne herüber, selbst das Knattern des Gewehrfeuers war deutlich hörbar. So wurden schnell die Zelte niedergerissen, die Tornister gepackt und die Gewehre geschultert. Kurz nach Mitternacht marschierte eine Abteilung der kaiserlichen Garde vor der Hosstatt auf und nahm zu beiden Seiten des Eingangs Ausstellung. Dann fuhr der Reifewagen des Kaisers vor. Ihm folgte eine endlose Reihe von Kutschen. Diener mit Pechfackeln bildeten eine Ehrengasse bis zum Wagen. Nachdem dann ein lauter Trommelwirbel gerührt war, trat der Kaiser mit einem reichen Gefolge von Marschällen und Adjutanten aus dem hohen Tor. Den Kopf bedeckte der kleine Dreispitz. Des Kaisers Züge waren finster und bleich. Sein Blick streifte flüchtig die Menge. Fester schlug er den Wettermantel um sich und bestieg den Wagen. Ein General war sein Reisebegleiter. Vom Turm der nahen Wigbertikirche kündete mit dumpfen Schlägen die Glocke die zweite Stunde der Nacht.
Gerade jetzt dröhnte der Widerhall des Gefchützfeuers der Preußen und ihrer Verbündeten gewaltiger über die Stadt. Langsam fetzte sich der Zug der Wagen in Bewegung. Das Auge des Kaisers starrte schweigend in die finstere Nacht. Dachte er viel-
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— 215
davorstehenden Kinderschar, die _ das lustige Tierchen mit Nüssen
fütterte O du glückliche, sorglose Jugend!
u (Nach Const. Beyer u. ct.)
78. Vpie die Preußen endlich in Erfurt einziehen, die Franzosen aber ihren Buszug halten.
6. 3anuar und 16. Itlai 1814.
Einzug der Preußen: Der langersehnte 6. Januar 1814
war da. Am Morgen verkündete ein Anschlag an den Straßenecken den Bürgern den Einmarsch der Preußen. Er jonte um 12 Uhr stattsinden, doch jedermann der Feier sernblerben. -wer ungeachtet dieses Verbotes harrte eine dichte Menge m den Em-zugsstraßen nach dem Schmidtstedtertor zu und ertrug geduldig zum letzten Male die Ausschreitungen der dort ausmarschierten
französischen Regimenter.
Der Einzug verzögerte sich bis nachmittags 2 Uhr. La verkündete endlich ein weithin schallendes Jubelgeschrei die Ankrmst der Befreier. Dem Zuge voran ritt eine Abteilung französischer Reiterei, der noch die Wache aus dem Schmidtstedtertor^ zu Fuß folgte. Dann kamen die Generale Kleist v. Nollendors und v. Börstel mit ihrer zahlreichen Begleitung zu Pferde. Hinter ihnen ritten 6 Trompeter der Landwehr-Ulanen in einfachen, grauen Uniformen^ den Tschako mit dem Kreuz geschmückt. Den Schluß bildete ein Bataillon der schlesischen Infanterie, begleitet von einem Musikkorps. Unter dem Geläut sämtlicher Glocken und dem Jauchzen der Menge gelangte der Zug auf den Anger, wo ihm vom Balkon des Packhofes (Ecke der heutigen Bahnhofstraße) mit Posaunenton das herrliche Lied: „Nun danket alle Gott!"
entgegentönte. Alle waren tief ergriffen, brachte doch der heutige Tag die Erlösung von einer 73tägigen Belagerung unter der Gewaltherrschaft der Franzosen. £Yw...
Störung des Einzugs durch die Franzosen: Plötzlich
fielen aus geringer Entfernung einige Flintenschüsse, und sogleich stürzte sich alles Volk in wildem Gedränge nach der Gegend des Ursulinenklosters, von woher man den Knall gehört Hatte. Ein betrunkener französischer Offizier hatte in seiner Wut von der bei der Natmleonssäuie1) stehenden Wache aus auf das Volk feuern
i) Errichtet zum Andenken an die Geburt des Sohnes Napoleons, der den Titel „König von Rom" erhielt. — Zugleich wurde auch die sogenannte Napoleonshöhe angelegt. Sie wurde am 14. August 1812 von ihrem Schöpfer, dem Präsidenten v. Resch, feierlich eingeweiht und mit einer Büste Napoleons, die in einem Tempel stand, versehen. Doch schon 1813 wurden Tempel Büste durch die Verbündeten bei der Belagerung Erfurts zerstört, und abermals ein Jahr später erhielt die Anlage bei der efen Feier der denkwürdigen Völkerschlacht (am 15. Oktober 1814) den Namen Friedrich Wilhe^shohe und wurde mit einer Büste Friedrich Wilhelms Iii. geschmückt. Das schlichte mal, das sie jetzt ziert, wurde am 18. Oktober 1868 feierlich eingeweiht.
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Extrahierte Personennamen: Napoleons August Napoleons Friedrich_Wilhe^shohe Friedrich Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
— 233 —
geschlossen heran. „Eine Salve! Dann mit dem Bajonett draus!" ries jetzt eine Stimme. Es war Generalmajor v. Bose, der sich zu Fuß der vorstürmenden Abteilung angeschlossen hatte. Das Massenfeuer wurde abgegeben; doch gleichzeitig erfolgte die österreichische Antwort. Nun galt's! Bei äußerster Anstrengung aller Kräfte ging's mit Hurra dem Feinde entgegen. Doch bald wurden die Schritte kürzer; zuletzt hielt die Spitze, feuerte und — wich zurück. Ihr folgten die übrigen. Das feindliche Feuer war zu stark.
Nachtkampf in Podol: Zum Glück kamen jetzt die ande-
ren Abteilungen heran. Sie erneuten sofort den Angriff, und trotz des mörderischen feindlichen Bleibagels, der ihnen entgegenschlug, gelang es, das erste Gehöft Podols zu nehmen. Der Anfang war gemacht; aber noch lange tobte der Kampf im Innern des Dorfes. Es war unheimlich, in die dunklen, voller Feinde steckenden Häuser einzudringen. Aber bald wurde die Arbeit leichter. Ein großer Schrecken schien die Feinde befallen zu haben. Die meisten von ihnen kamen jammernd und winselnd hervorgekrochen und ergaben sich widerstandslos.
Erfolg des Kampfes: Gegen % 2 Uhr erstarb endlich das
Gefecht, nachdem auch die Jserbrückeu im blutigen Handgemenge genommen waren. So hatte denn im Nachtgesecht bei Podol die 15. preußische Brigade mit verhältnismäßig geringen Verlusten der berühmten „Eisernen" der Oesterreicher den Ort und die wichtigen Jser-Nebergänge entrissen und damit den weiteren Vormarsch gesichert.
Vormarsch auf Münchengrätz: Tags darauf folgte man
dem Lauf der Jfer abwärts auf Müuchengrätz zu. Hier tritt bald hinter Podol an das anfangs flache südliche User ein nicht unbedeutender Höhenzug heran, der gegen den Fluß steil abfällt. Der Bergabhang ist so schroff, daß es den Vorrückenden unmöglich gewesen war, Streifwachen zur Beobachtung des Feindes auf die Höhe zu schicken. Nach den anderen Seiten dagegen ist der Abfall weniger steil. Diesen Umstand hatte sich der Feind nutzbar gemacht und zwei Batterien auf den Muskyberg geschickt, um, unterstützt durch zwei Bataillone Infanterie, den Marsch der Preußen nach Möglichkeit auszuhalten.
Cefterrctchifcher Angriff: Gerade als die Hauptmacht der
8. Division, in deren Verband die Erfurter Regimenter marschierten, den Fuß des Berges erreichte, wurden an feinem oberen Rande einige Dampfwolken sichtbar. Da man nicht erkennen konnte, nach welcher Richtung der Pulverdampf sich bewegte, nahm man an, daß es die Batterie der Vorhut sei, die auf abziehende Oesterreicher feure. Doch die angenehme Täuschung hielt nicht lange an. Bald wurde das Zischen heftiger, kräftiger und länger anhaltend, und ein scharfer Knall folgte dem andern. Nun lief alles auseinander und suchte sichere Deckung im Ehausfeegraben
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und in dem etwas entfernteren, tiefen Eifenbahneinschnitt. Um das Feuer abzulenken und auf sich zu ziehen, fnhren jetzt schnell zwei Batterien am Fuße des Nordabhanges ans. Zwar versprach das Schießen gegen die bedeutende Höhe wenig Erfolg, aber der Hauptzweck wurde erreicht. Bald hatten die preußischen Geschütze ein lebhaftes und wohlgezieltes Feuer des Feindes auszuhalten. Es schien, als regne es Feuer vom Himmel. Der Lärm war betäubend, und nur mit Mühe ließen sich die Pferde halten. Trotzdem versah jeder Kanonier treu seine Pflicht.
Siegreiches Vordringen der Preußen: Ans einmal wurde
das feindliche Feuer schwächer, dann hörte es ganz auf. Der Feind batte den Rückzug antreten müssen. Die 7. preußische Division, die auch am frühen Morgen bei Turnau die Jfer überschritten hatte, war geradewegs auf den Mnskyberg losmarschiert. Dort angekommen, hatten einige ihrer Abteilungen fofort von Nord-osten her die Hochebene des Berges erstiegen und die Oesterreicher vertrieben. Diese mußten auch gegen 11 Uhr Münchengrätz räumen, wenn sie nicht gefangen werden wollten; denn schon hatten die Preußen oberhalb und unterhalb des Ortes die Jser überschritten und näherten sich ihm bedenklich.
Im Biwak bei Dobrawuda: Gegen 3 Uhr nachmittags
bezog die 8. Division endlich bei Dobrawuda Biwak. Die Kräfte der Mannschaften waren völlig erschöpft. Zumal das 32. Regiment hatte, obwohl es im Kampfe selbst nicht zur Verwendung gekommen war, furchtbar gelitten. Unter Mittag hatte es sich nahe bei Münchengrätz in einer engen Talschlucht gesammelt. Glühend heiß brannte die Sonne herunter. Mehrere Soldaten brachen durch Hitzschlag zusammen, und jeden Augenblick blieb einer im Chausseegraben zurück. Es fehlte an Wasser. Die wenigen Brunnen eines nahen Dorfes konnten nicht genug geben, und so warfen sich die Leute an stinkenden Pfützen nieder, um ihren Durst zu löschen. Die Offiziere mußten fcharf zugreifen, um es zu verhindern. — Leider herrschte der gleiche Wassermangel auch im Biwak. Der einzige Brunnen des Ortes war bald ausgeschöpft. Der nur wenige Meter breite Dorfteich mußte daher das Wasser für alle Zwecke liefern. Hier wurden Pferde getränkt, dort wuschen sich Soldaten, an einer anderen Stelle wurden Kleidungsstücke und Kochgeschirre gereinigt, daneben aber schöpften Mannschaften Wasser zum Kochen. Wahrlich, ein sonderbares Bild! Bald umzog sich der Himmel, und alles eilte, Hütten zu bauen. Zu diesem Zwecke wurden die Strohdächer der Häuser abgedeckt. Ein wolkenbruchartiger Regen ging hernieder, doch konnte der Ueberflüß an Regenwasser dem Mangel an Trinkwasser nicht abhelfen. Er hatte nur das Gute, daß alle, obwohl sie tüchtig durchnäßt, erfrischt wurden. (Nach den Reg.-Gesch. d. 31. u. 71. Ins.-Reg.)
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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