Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 23

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Das Christentum und die Germanen. 23 Winnen. Man erzählte, er habe einst auf dem römischen Sklavenmarkt schöne germanische Knaben zum Verkauf ausgestellt gesehen; auf die Frage welchem Volke sie angehörten, antwortete man ihm, es seien Angeln; da sagte er: „Sie sollen Engel werden." Die Angelsachsen nahmen das Christentum mit großem Eifer an; bald zogen angelsächsische Missionare aus, um das Evangelium weiterzutragen. Willibrord predigte es den Friesen, welche von der Rheinmündung nach Osten wohnten und mit den Franken seit langer Zeit im Grenzkriege lebten. Noch bedeutender aber wirkte Winfried oder, wie ihn der Papst Bonifattus. später nannte, Bonifatius. Er stammte aus einem edlen Geschlecht in Wessex. Früh war er in ein Kloster eingetreten. Als er die Priesterweihe empfangen hatte, ging er zu den Friesen, um dort zu predigen. Nachdem er darauf ein erstes Mal in Rom geweilt und sich vom Papst selbst die Vollmacht hatte geben lassen, den Deutschen das Christentum zu bringen, wirkte er besonders in Hessen und Thüringen. Als ein gewaltiger Prediger, der die Gemüter entflammte und mit sich fortriß, als starke Persönlichkeit, die furchtlos der Gefahr entgegenging, unbeirrt ihr Ziel verfolgte, zugleich Ehrfurcht gebot und Liebe weckte, wurde er zum Apostel der Deutschen. Zu Geismar in Hessen fällte er eine dem Donar geweihte Eiche, ohne, wie die Heiden glaubten, von der Rache des Gottes ereilt zu werden. Ergründete Kirchen, stellte Geistliche an, baute Klöster, unter denen Fulda hervorragt. Vom Papste wurde er zum Erzbischof ernannt und erhielt seinen Sitz in Mainz; als solcher schuf er Bistümer, teilte ihnen ihre Sprengel zu und organisierte so, unterstützt von Pippin, die germanische Kirche. Er ist es auch gewesen, der die Bischöfe des Frankenreichs veranlaßte, sich zum Gehorsam gegen den Papst zu verpflichten; er hat dies für nötig erachtet, um zu verhindern, daß die fränkische Geistlichkeit von neuem in Verwilderung und weltliches Leben herabsänke. In seinem Alter lebte wieder die Sehnsucht in ihm auf, den Friesen das Evangelium zu predigen. Im Friesenlande ist er von einer heidnischen 754. Schar überfallen und, da er jede Gegenwehr verbot, getötet worden; feine Leiche liegt in Fulda begraben. § 23. Deutsche Bistümer und Klöster. So nahm das Christentum auf germanischem Boden zu. Bistümer hatten bereits in vielen der Bummer, alten Römerstädte bestanden, z. B. in Köln, Mainz und Trier, in Straßburg und Augsburg. Dazu traten nunmehr die von Bonifatius gegründeten Bistümer, z. B. Würzburg, Regensburg. Salzburg.

2. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 44

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
44 Die deutsche Katscrzeil 919—1250. rung und leiteten die Erziehung Heinrichs; unter ihnen gewann bald größeren Einfluß als Anno der Erzbischof Adalbert von Bremen, der nicht minder ehrgeizig war, aber durch sein glänzendes und gewandtes Auftreten und dadurch, daß er ihm größere Freiheit gestattete, den jungen König ganz für sich einnahm. Freilich Ware für den leidenschaftlichen Jüngling ein strengerer Erzieher besser gewesen. Heinrichs § 47, Heinrich Iv. und die Sachsen. Mit fünfzehn Jahren trat richkei!. Heinrich die Regierung an. Er war nach den Schilderungen der Geschichtschreiber seiner Zeit ein hochbegabter Fürst, der schnell auffaßte und sich schnell entschloß, von stolzem Wesen, an Kühnheit und Tapferkeit hervorragend, dazu von hohem Wuchs und gebietendem Blick. Andrerseits war er maßlos in seinen Entwürfen und von gewaltigem Ehrgeiz; erst durch viele Leiden und harte Erfahrungen lernte er die in ihm wohnende Leidenschaft zügeln. Er gedachte die königliche Gewalt zu einer gewaltigen Höhe zu erheben. Darunter mußte zunächst der Stamm der Sachsen leiden. Denn in den Harz-landschasten pflegte Heinrich seine Residenz zu nehmen, und die Kosten seines Haushalts lasteten auf den Umwohnern; dazu entstand dort eine Reihe königlicher Burgen, deren Besatzungen sich mancherlei Übergriffe erlaubten. Man glaubte, der König wolle das sächsische Herzogtum, das in der Hand des Geschlechts der Billuuger lag, beseitigen. So erfaßte Adel und Bauern-m@achfenbcr fw* gleiche Erbitterung ; sie fanden ein Haupt in dem sächsischen Grafen Otto von Nordheim, einem ebenso tüchtigen Feldherrn wie klugen Staatsmann. 1073 brach der Aufstand aus; das sächsische Aufgebot, das gegen die Wenden hatte ziehen sollen, erschien statt dessen vor der Harzburg bei Goslar und belagerte sie. Nächtlicherweile entfloh der König über das Gebirge und begab sich an den Rhein. Heinrichs Lage wurde dadurch noch schlimmer, daß auch die süddeutschen Herzöge, Welf von Bayern und Rudolf von Schwaben, unter dem Vorwand, der König habe Mörder gegen sie gedungen, von ihm abfielen. Da Henrich?in fand er Hilfe bei der Bürgerschaft der Stadt Worms. Aber obwohl es ihm gelang, ein Heer aufzustellen, war er doch nicht stark genug, den Sachsen im Felde zu begegnen; vielmehr schloß er mit ihnen einen Vertrag und gab seine Zustimmung dazu, daß die von ihm errichteten Burgen niedergerissen würden. Dies geschah. Auch die Harzburg wurde zerstört, wobei sogar die Burgkapelle und die dort befindlichen Gräber nicht geschont wurden. Über diese Verletzung des Heiligen aber entstand in Deutschland ein allgemeiner, gewaltiger Unwille. Heinrich vermochte ein neues Heer zusammenzubringen, bei dem auch die süddeutschen Herzöge nicht fehlten. Nun-

3. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 7

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Germanen. 7 heutigen Hessen, die Cherusker an der mittleren Weser, die Hermunduren in Thüringen, die Langobarden an der unteren Elbe, die Semnonen in der Mark Brandenburg, die Markomannen in Böhmen, die Goten an der unteren Weichsel zu nennen. Die Völkerschaften zerfielen in Gaue. Nur einige östliche Stämme wurden von Königen beherrscht. Bei den übrigen stand der Volksversammlung, die bei Neu- oder Vollmond zusammentrat, und an der alle freien Männer in Waffen teilnahmen, das Recht zu, über Krieg und Frieden und andere allgemeine Angelegenheiten zu beschließen. Hier wurden auch die Herzöge gewählt, die im Kriege den Oberbefehl führten; hier die Häuptlinge, welche die wehrfähige Mannschaft des Gaus im Kampfe befehligten und die Gauversammlungen, wo man Recht sprach, leiteten. Kampferprobten und berühmten Häuptlingen schlossen sich gern jüngere Leute an; sie wurden ihre Genossen im Kriege wie im Frieden, beim Gelage wie im Ernst der Schlacht, ein Gefolge, das von dem Gesolgsherrn seinen Unterhalt und Geschenke aus seinem „Hort", d. h. Schatz, erhielt, dafür ihm aber durch einen Eid zur Treue bis in den Tod verpflichtet war. Es gab drei Stände, den Adel, die Freien und die Unfreien.stände. Dem Adel gehörten meist die Häuptlinge an. Die unfreien Sklaven waren wohl meist Kriegsgefangene oder deren Nachkommen; sie erhielten von ihren Herren ein Stück Land zum Bebauen, von dem sie ihnen einen Zins zu leisten hatten. Die Germanen waren damals ein Volk von Krieaern. Arbeit, Voiks- o ' charakter. insbesondere die Bestellung des Ackers, hielten sie für ihrer unwürdig und überließen sie den Frauen und Sklaven. Wenn sie nicht zum Kampfe oder zur Jagd auszogen, gaben sie sich gern träger Muße hin; ihre Neigung zum Nichtstun, zur Unmäßigkeil beim Gelage, zum Würfelspiel fiel den römischen Beobachtern auf. Zu ihren vornehmsten Tugenden gehörten die kriegerischen Eigenschaften der Tapferkeit und Todesverachtung, dazu die Treue, die der Gefolgsmann dem Gesolgsherrn, der Geschlechtsgenosse dem Geschlechtsgenossen erwies. Sie legte dem einzelnen die Pflicht der Blutrache auf, d. h. die Pflicht, die Ermordung eines Angehörigen durch den Tod des Mörders oder eines seiner Verwandten zu rächen, falls er den Frevel nicht durch Erlegung des „Wergeldes", einer in Rindern bestehenden Buße, gesühnt hatte. Neben der Treue feiern die römischen Schriftsteller besonders die derben, aber einfachen und unverdorbenen Sitten der Germanen und ihr inniges Familienleben. Zwar blieb die Frau ihr Leben lang in der Me Frauen.

4. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 46

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
46 Die deutsche Kaiserzeit 919—1250. Da faßte dieser einen raschen Entschluß, um des einen seiner Gegner ledig zu werden; er überwand sich soweit, vor der Kirche sich zu demütigen, um den Fürsten jeden Vorwand zum Abfall zu benehmen. Im Winter begab er sich, von seiner treuen Gemahlin Bertha begleitet, über die Westalpen nach Oberitalien. Der Papst, der sich bereits auf der Reise nach Deutsch* Heinrich in land befand, eilte erschreckt nach der Burg Canossa, die seiner Freundin, Januar' der Markgräfin Mathilde von Tuscien, gehörte. Dorthin kam auch 1077' Heinrich, nicht als Angreifer, sondern um barfuß und im Büßergewande die Vergebung der Kirche zu erflehen, und erreichte so, daß ihn der Papst vom Banne löste und ihm das Abendmahl reichte. Rudvlf von Trotzdem wählten die Fürsten einen Gegenkönig, Rudolf von Schwaben, dieser erhielt bald den Beistand Gregors Vii., der Heinrich von neuem mit dem Banne belegte. Zwischen Rudolf und Heinrich, der nach Deutschland zurückgekehrt war, entstand ein Bürgerkrieg. Der bedeutendste Führer der Aufständischen war Otto von Nord heim. Heinrich dagegen fand eine kräftige Stütze an Friedrich von Hohenstaufen, dem Stammvater dieses Geschlechts, dem er auch das Herzogtum Schwaben verlieh und später seine Tochter zur Gattin gab. Der Krieg wurde im Jahre 1080 durch die Schlacht bei Hohenmölsen in der Gegend von Merseburg entschieden; dort siegten zwar die Aufständischen; aber Rudolf verlor im Kampfe die rechte Hand und starb. Nach dem Tode des Gegenkönigs vermochte sich Heinrich gegen den Papst zu wenden und nach Italien zu ziehen. Nach wechselvollen Kämpfen Heinrichs gelang es ihm, in Rom einzudringen und sich von einem Gegeupapst die Römerzug. ^ai|er{rone aufs Haupt setzen zu lassen. Gregor fand indessen eine Zuflucht in der Engelsburg, in der er belagert wurde. Nach Heinrichs Abzug befreite ihn der Normannenherzog Robert Guiskard, d. h. der Schlaue, der Eroberer und Beherrscher Unteritaliens, der ebenso wie die Päpste in den deutschen Königen seine Gegner sah und darum ihr natürlicher Verbün-Tod deter war. Er führte Gregor nach Salerno, wo dieser im Jahre 1085 Gregors Vii. ^ ätzten Worte waren: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der Verbannung." § 49. Heinrich Iv. und seine Söhne. Auch ferner aber hat es Kaiser Heinrich nicht an Gegnern gefehlt. Ein großer Teil des hohen Adels war lange unversöhnlich. Nicht minder war es die Kirche, die wenige Jahre nach Gregors Tode unter dem klugen und gewandten Papste Urban Ii. einen gewaltigen Aufschwung ihrer Macht erlebte; denn in jene Zeiten fällt der erste Kreuzzug, den die abendländische Christenheit in ungeheurer religiöser Begeisterung zur Eroberung des heiligen Landes unternahm

5. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 54

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
54 Die deutsche Katserzeit 919 -1250. angemaßten Rechte und stellte anstatt der gewählten Bürgermeister Beamte an ihre Spitze, die er selbst ernannte. Als sich Mailand gegen ihn erhob und die kaiserlichen Gesandten schimpflich vertrieb, legte er sich vor die Stadt und nahm sie nach zweijähriger Belagerung 1162 ein. Auf Wertung Gnade und Ungnade mußten sich die Mailänder unterwerfen. Im Büßer» Mailands, gewande und mit Stricken um den Hals zog die Bürgerschaft vor dem Kaiser vorüber, und die Flaggenstange des mailändischen Fahnenwagens senkte sich vor seinem Thron. Dann wurden die Tore und Mauern niedergelegt und ein Teil der Stadt zerstört; den Bewohnern wurde befohlen sich in vier Flecken anzusiedeln. Nie war ein deutscher König in Italien mächtiger gewesen. § 57. Friedrich im Kampfe mit Papst Alezander Iii. und den Lombarden. Aber bald folgte ein Umschwung. Damals bestanden unter den Kardinälen, d. H. den hohen römischen Geistlichen, zwei Parteien; die eine wählte den Kardinal Roland, der als Papst den Namen Alexander Iii. annahm, die andere einen Gegenpapst. Für den letzteren trat Friedrich ein und wurde deshalb von Alexander mit dem Banne belegt; so begann der zweite der großen Kämpfe zwischen Kaisertum und Papsttum. Im Jahre 1167 zog Friedrich mit einem starken deutschen Ritterheere gegen die päpstliche Hauptstadt. In der römischen Campagna trugen die un^wck- Deutschen einen glänzenden Sieg davon, nahmen Rom ein und zwangen Römerzug. foen Papst §ur Flucht. Da brach auf dem fieberreichen römischen Boden plötzlich eine Seuche aus und raffte in wenigen Tagen die Blüte des deutschen Heeres dahin; mit dem Reste mußte Friedrich einen schnellen Rückzug eintreten. Für die lombardischen Städte aber war dies Unglück das Zeichen zum Aufruhr; sie Vertrieben die kaiserlichen Beamten, schlossen einen Bund zur Verteidigung ihrer Freiheit, und Mailand erstand wieder aus seinen Trümmern. Dazu erbauten die Lombarden eine Bnndes-festung, die sie nach des Papstes Namen Alessandria nannten. Italien war für Friedrich zum größten Teile verloren. Erst mehrere Jahre später konnte er wieder über die Alpen ziehen und den Kampf gegen die aufständischen Städte wieder aufnehmen. Vergeblich belagerte er zunächst Alessandria. Dann wandte er sich, um einen entscheidenden Schlag führen zu können, an seinen Lehnsmann und bisherigen Verbündeten Heinrich den Löwen um Hilfe. Beide trafen in einem Alpenort zusammen; aber Heinrich verweigerte ihm die Heeresfolge. So blieb das kaiserliche Heer zu schwach, um der feindlichen Übermacht widerstehen zu können. Bei segnano. Segnano unterlag 1176 die deutsche Ritterschaft nach hartem, blutigem

6. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 58

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
58 Die deutsche Kaiserzeit 919 — 1250. Papsttum zu einer alles überragenden Macht. Er hat mehrere Staaten Europas genötigt, seine Lehnshoheit anzuerkennen, insbesondere England, dessen König Johann ohne Land, der treulose Bruder und Nachfolger des tapferen Richard Löwenherz, sich vor ihm demütigen mußte. Vierter Er gab die Anregung zu einer neuen Kreuzfahrt, dem vierten Kreuz-*1204?’ zug; dieser führte allerdings nicht zur Wiedereroberung von Jerusalem, sondern zur Einnahme von Konstantinopel und zur Gründung des „lateinischen" Kaisertums, das sein Dasein nicht lange gefristet hat. Innocenz hat auch die Inquisition, d. H. die gerichtliche Aufsuchung und Verfolgung der Ketzer, ins Leben gerufen. In dem deutschen Thronstreit gelang es Philipp allmählich, Boden Philipps zu gewinnen. Da wurde er von dem Pfalzgrafen Otto von Wittels-€ri208.n9' f> ci ch, der sich von ihm beleidigt glaubte, zu Bamberg ermordet. Jetzt Otto iv. fand Otto It., der Welfe, auch bei den Staufen Anerkennung; er konnte bald nach Italien ziehen und sich dort von Innocenz Iii. die Kaiserkrone auf das Haupt setzen lassen. Als er aber einen Angriff auf das unteritalische Reich Friedrichs, des Sohnes Heinrichs Vi., unternahm, trat ihm Innocenz entgegen, sprach den Bann über ihn ans und gestattete Friedrich, dem Ruf der staufischen Partei zu folgen und sich in Deutschland als Gegenkönig ausstellen zu lassen. Anfangs war dessen Anhang nur gering; aber 1215 konnte sich Friedrich Ii. im Dome zu Aachen frönen lassen. Otto Iv. starb 1218 machtlos und verlassen auf der Harzburg. Friedrich Ii. 1315 —1250. Zriedrichs ii. § 62. Friedrichs Ii. Persönlichkeit, Kreuzzug und Landesverwaltung. Persönlich- Friedrich, der jetzt allgemein in Deutschland anerkannt wurde, war ein frühreifer, hochbegabter Fürst, einer der geistvollsten unter den deutschen Königen, dazu hochgebildet, da er am Hofe zu Palermo einen vorzüglichen Unterricht genossen und mit christlichen und arabischen Gelehrten in Verkehr gestanden hatte. Er war ein Staatsmann von feinster Berechnung und klarstem Urteil; dazu ein hochstrebender Manp von großen Gedanken und mächtiger Willenskraft. Von Wärme des Gemüts aber war bei diesem Fürstensohne, der in frühester Kindheit Vater und Mutter-verloren und sich an kalte Verstellung hatte gewöhnen müssen, wenig zu spüren. Er konnte, wie sein Vater, von unerbittlicher Härte sein. Dazu war seine Bildung mehr italienisch als deutsch, seine Neigungen zogen ihn mehr nach Italien als nach Deutschland, sein italienischer Besitz erschien ihm als der Mittelpunkt feiner Politik; dieser gewaltige Hohen-staufe war dem deutschen Vaterlande entfremdet.

7. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 60

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 Die deutsche Kaiserzeit 919-1260. Asiens und sodann Rußland und Polen erobernd und verheerend durchzogen, und im Jahre 1241 erschienen mongolische Scharen in Schlesien. Kein deutscher König, kein Reichsheer trat ihnen entgegen. Es war Herzog Heinrich der Fromme von Liegnitz, der mit ihnen auf der „Walstatt" den Kampf aufnahm. Er selbst und die meisten feiner Ritter starben den Heldentod; aber die Mongolen wagten es doch nicht, in das an Gewappneten und an Burgen reiche Deutschland weiter vorzudringen, sondern kehrten um. Jnnocen»Iv. Damals starb Gregor Ix. Ihm folgte als Papst Innocenz Iv., der bisher als Kardinal freundliche Beziehungen mit Friedrich unterhalten hatte, als Papst aber den Kampf gegen ihn fortfetzte und auf einem zu Lyon abgehaltenen Konzil von neuem auf das feierlichste den Bann über ihn aussprach. Jetzt griff die Erhebung auch nach Deutschland hinüber; dort ©esenttintge.wurde in der Person des Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen ein Gegenkönig aufgestellt; als dieser bald starb, wählte man den Grafen Wilhelm von Holland zum König. Dem Kaiser standen im Kampfe feine Söhne zur Seite, König Konrad Iv. und sein besonders geliebter Sohn, der schöne Enzio. Es war für ihn ein schwerer Schlag, daß Enzio von den Bolognesern gefangen wurde, die ihn bis zu feinem Tode im Kerker gehalten haben. Aber unerschüttert und ungebeugt stand Fried- 1250. rich da, bis er im Jahre 1250 in Apulien starb. Er wurde neben feinem Vater im Dome zu Palermo begraben. Kaisersage. An Friedrich Ii. zunächst knüpfte sich die Sage, er fei nicht ge- storben und werde einst wiederkommen, um ein Reich des Friedens aufzurichten. Erst später wurde sie auf Friedrich Barbarossa übertragen, den man sich in den Tiefen des von Raben umschwärmten Kyffhäufers sitzend dachte, und an den sich die Hoffnung knüpfte auf das einstige Wiedererstehen der alten deutschen Kaiferherrlichkeit. Das Ende der Staufen und das Interregnum. Der Allsgang der Kreuzzüge. Konradiv. § 64. Das Ende der Staufen. Konrad Iv. folgte feinem Batet schon im Jahre 1254 im Tode nach, mit Hinterlassung eines unmündigen Manftcd.sohnes. Da fetzte sich ein anderer Sohn Friedrichs Ii., Manfred, die Krone des unteritalifchen Reichs auf das Haupt und trieb als Vorkämpfer der ghibelliuifchen Partei in Italien die Guelfen und den Papst noch einmal in die Enge. Endlich übertrug der Papst die unteritalifche Krone an Karl von Anjou, den Bruder König Ludwigs des Heiligen von Frankreich; ihm erlag Manfred in der Feldfchlacht und kam selbst um.

8. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 83

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Sigmund 1411 — 1437. 83 Wohnsitz wieder nach Rom. Aber gleich darauf fand eine Doppelwahl statt: ein italienischer Papst residierte seitdem in Rom, ein französischer in Avignon, und beide sprachen gegenseitig über sich und ihre Anhänger den Bann aus. Nachdem diese Kirchenspaltung dreißig Jahre gedauert hatte, setzte ein Konzil zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen neuen; aber dadurch wurde die Lage noch schlimmer, da jene beiden nicht abdankten. Es gab nunmehr drei Päpste. Drei Päpste. Dazu kam, daß das päpstliche Regiment überhaupt damals viele Mißstände aufwies. Wenn die Päpste früher den deutschen Königen öfter Simonie vorgeworfen hatten, so übten sie jetzt selbst die Übertragung geistlicher Stellen für Geld in großem Umfange. Dazu trat der gewinnsüchtige Mißbrauch des Ablasses, d. H. des an die Verrichtung guter Werke geknüpften Nachlasses zeitlicher Sündenstrafen. Über diese und andere Schäden entstand bei vielen denkenden und nationalgesinnten Männern ein tiefer Unwille; immer weiter verbreitete sich das Verlangen nach einer „Reform Forderung der Kirche an Haupt und Gliedern". So sah denn das Konzil, Kirchen, das 1414 unter kaiserlichem Schutze in Konstanz zusammentrat, als reform' seine Aufgabe einerseits die Beseitigung der Kirchenspaltung, andrerseits die Reform der Kirchenverfassung an. Aber es fand noch eine dritte Aufgabe vor; es mußte zu den Lehren Stellung nehmen, die damals der böhmische Priester und Gelehrte Johann Hus aufstellte, und die sich nicht nur auf die Kircheuverfaffung,Johann Hus. sondern auch auf die kirchliche Lehre bezogen. Er hatte, beeinflußt von den Schriften des englischen Theologen John Wiclif, den Ablaß und die zunehmende Verweltlichung der Kirche, aber auch das Papsttum selbst und einige wichtige Lehren der Kirche als dem Evangelium nicht entsprechend angegriffen; insbesondere hatte er gefordert, daß beim heiligen Abendmahl auch den Laien und nicht nur den Priestern der Kelch gereicht werde. Hus hatte in Böhmen viel Anhang gefunden. Jetzt wurde er vor das Konzil gefordert. Das Konstanter Konzil war wohl die glänzendste Versammlung Das Konzil geistlicher und weltlicher Fürsten im Mittelalter. Einer der drei Päpste,ö'uuhs‘5 Johann Xxiii., hatte sich eingefunden, ferner viele Kardinäle, Erzbischöfe, 1418-Bischöfe und andere Prälaten, dazu die Menge der weltlichen Fürsten und Würdenträger. Der Reichstag, der gleichzeitig stattfand, wurde dadurch besonders bedeutend, daß Sigmund 1415 die Mark Brandenburg, die er Belehnung einst geerbt, dann aber an seinen Vetter Jobst von Mähren verpfändet hatte, mäl?nben= und in der zu jener Zeit völlige Zerrüttung und Gesetzlosigkeit herrschte, 1415. 6*

9. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 64

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
64 Die deutsche Kaiserzeit 919 — 1260. Burgkapelle an. Auf den übrigen Seiten war der Burghof von der starken Burgmauer oder von Wirtschaftsräumen umgeben; in einer Ecke befand sich der oft von der Burglinde beschattete Ziehbrunnen, der in vielen Fällen von großer Tiefe war. Ritterliches Auf der Burg hauste die ritterliche Familie. Sie lebte von dem, was die Gutshöfe einbrachten, und von den Zinsen, welche die untertänigen Bauern zu leisten halten und meist nicht in Geld, sondern in Getreide, Vieh, Wolle ablieferten. Zur Winterszeit war das Leben oft recht öde und eintönig, nur unterbrochen durch einen Jagdzug oder den Besuch eines fahrenden Sängers. Desto fröhlicher begrüßte man das Kommen des Frühlings. Dann zog man hinaus zur Pirschjagd oder zur Falkenbeize, man übte reiche Gastlichkeit oder versammelte sich zu den großen ritterlichen Waffen festen. Da bewiesen die Ritter auf abgestecktem Kampfplatz vor edlen Frauen ihre Kunst in der Führung der Waffen; entweder kämpften sie Mann gegen Mann mit stumpfen oder scharfen Waffen, oder sie ritten im Massenkampf, dem eigentlichen Turnier, gegeneinander. Die Zeit der Hohenstaufen war die Blütezeit des Rittertums. Ritterliche Tugenden wurden damals am meisten gepriesen; ritterliches Wesen anzunehmen trachtete der reich gewordene Bauernsohn, zum Ritterstande gezählt zu werden war der Wunsch der großen Geschlechter in den Städten, und auch mancher Bischof und Erzbischof war in allem ritterlichen Tun und Ritterliche treiben wohl bewandert. Auch im geistigen Leben hatten nicht mehr die Dichtes'. Geistlichen, wie bisher, sondern die Ritter die Führung; damals entstanden die großen ritterlichen Heldengedichte, das Nibelungenlied und das Lied von Gudrun, das Lied von Parzival, das Wolfram von Eschenbach gedichtet hat, und viele andere. Unter den ritterlichen Minnesängern steht Walther von der Vogelweide an erster Stelle. Verfall des Allmählich verfiel das Rittertum. Die Erwerbsarbeit verachtete diesen Stand; so kam es. daß so manches ritterliche Geschlecht verarmte. In ihrer Gier nach Besitz und Wohlleben, in ihrer Eifersucht auf die verhaßten Bürger wurden nicht wenige Ritter zu Wegelagerern und Straßenräubern, die den Wagenzügen auflauerten, die Fuhrleute niederschlugen, die Waren plünderten, ansehnliche Gefangene in den Burgturm warfen und nur gegen hohes Lösegeld freigaben. Bei solchem wüsten und rechtlosen Treiben kam ihnen der echte und rechte Rittersinn abbanden; Roheit trat an Stelle der Zucht, wildes Benehmen an Stelle der höfischen Sitte. Die ritterliche Dichtkunst vollends konnte nicht mehr gedeihen. Aber auch für das Kriegswesen verlor im Laufe des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts das Rittertum allmählich an Bedeutung. Um

10. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 95

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Zeit der fränkischen (salischen) Kaiser. 95 955 962 973 — 983 983 — 1002 1002 — 1024 1024 —112^ 1024 — 1039 1039 — 1056 1056 — 1106 1077 '£11 Besiegung der Ungarn auf dem Lechfelde. k.' Kaiserkrönung Ottos; Begründung des römischen Reiches deutscher Nation. Otto Ii. (Theophano). Niederlage bei Cotrone durch die Araber. Wendenaufstand. Otto Iii. Residenz in Rom; Weltreichspläne. Heinrich Ii. Wiederherstellung der Ordnung im Reiche. i 2. Die Zeit der fränkischen (salischen) Kaiser. Konrad Ii. Erwerbung von Burgund. Gefangenschaft und Tod Ernsts von Schwaben. Heinrich Iii. Landfriedensbestrebungen. Absetzung dreier Päpste. Heinrich Iv. a) Vormundschaftliche Regierung seiner Mutter Agnes von Poitou, dann der Erzbischöfe Anno von Köln und Adalbert von Bremen. b) Heinrich's Kampf mit den Sachsen (Otto von Nordheim). Flucht von der Harzburg nach Worms. Sieg über die Sachsen. c) Heinrichs Kampf mit Papst Gregor Vii. (Simonie, Laieninvestitur, Cölibat). Beginn des Jnvestiturstreits, des ersten der Kämpfe zwischen Kaiser und Papst. Absetzung Gregors Vii. durch die Synode von Worms, Heinrichs Iv. durch Gregor. Abfall der Fürsten. Heinrich in Canossa. Bürgerkrieg mit dem Gegenkönig Rudolf von Schwaben; Rudolfs Tod bei Hohenmölsen. Heinrichs Kaiserkrönung. Tod Gregors Vii. in Salerno, der Residenz des Normannenherzogs Robert Guiskard. d) Heinrichs fernere Kämpfe mit den Päpsten, dem deutschen Adel und seinen Söhnen. Abfall Konrads. Fürsorge des Kaisers für den Landfrieden. Abfall Heinrichs; Tod des Kaisers zu Lüttich. I 0 *
   bis 10 von 73113 weiter»  »»
73113 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 73113 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 190
1 1223
2 1704
3 633
4 9020
5 3877
6 1165
7 1636
8 436
9 738
10 37992
11 4425
12 3734
13 317
14 2712
15 455
16 1836
17 480
18 53
19 655
20 4527
21 649
22 3490
23 2362
24 539
25 3925
26 6641
27 8380
28 1281
29 509
30 632
31 4529
32 763
33 1705
34 3637
35 586
36 3246
37 24713
38 509
39 4490
40 851
41 1137
42 11131
43 1378
44 264
45 11833
46 6854
47 2210
48 3597
49 414

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 562
1 4300
2 1309
3 2298
4 2132
5 99
6 360
7 3784
8 4805
9 6571
10 281
11 438
12 532
13 782
14 2245
15 1174
16 7091
17 34058
18 192
19 1165
20 3654
21 1230
22 1346
23 5691
24 293
25 3028
26 6096
27 235
28 982
29 1025
30 763
31 1979
32 716
33 659
34 1620
35 1041
36 2648
37 3589
38 1656
39 2997
40 438
41 8479
42 1994
43 7122
44 416
45 5745
46 754
47 738
48 198
49 171
50 324
51 356
52 9174
53 1436
54 1887
55 3009
56 11798
57 419
58 3047
59 2699
60 1357
61 729
62 389
63 2784
64 1806
65 4553
66 2073
67 3638
68 11780
69 3772
70 372
71 6482
72 3605
73 1219
74 2151
75 1492
76 1760
77 4043
78 1375
79 794
80 412
81 292
82 2816
83 4657
84 832
85 1168
86 3015
87 2503
88 3469
89 1959
90 3885
91 848
92 20636
93 85
94 7879
95 3450
96 2529
97 1890
98 29660
99 306

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 21093
1 12115
2 9822
3 13498
4 7322
5 16058
6 27805
7 19409
8 4666
9 19066
10 15052
11 10130
12 23634
13 16026
14 14709
15 9313
16 14204
17 8469
18 13745
19 21532
20 4764
21 11320
22 10287
23 4295
24 22230
25 19302
26 14297
27 11030
28 18404
29 17363
30 12547
31 7731
32 17077
33 69761
34 22298
35 11385
36 8078
37 10189
38 7762
39 27982
40 17064
41 7188
42 19170
43 22174
44 13645
45 6088
46 13641
47 19642
48 9530
49 10935
50 26551
51 39696
52 26668
53 7103
54 38469
55 16085
56 7167
57 5676
58 14591
59 70119
60 8504
61 14520
62 22059
63 5713
64 10465
65 19188
66 7247
67 15486
68 6056
69 6797
70 7931
71 15849
72 10952
73 15839
74 10909
75 15857
76 8252
77 13413
78 19069
79 9458
80 20483
81 110253
82 7268
83 19900
84 15935
85 11557
86 10083
87 9834
88 10928
89 13412
90 9148
91 22548
92 10098
93 8291
94 11167
95 19035
96 7157
97 14364
98 11297
99 11864
100 61542
101 9486
102 25618
103 17550
104 10624
105 8650
106 8318
107 13091
108 7447
109 16867
110 13821
111 16134
112 13851
113 10790
114 14846
115 10311
116 13954
117 5533
118 8516
119 21331
120 10486
121 26048
122 11445
123 14328
124 23856
125 16601
126 10455
127 30701
128 8090
129 16521
130 9281
131 39141
132 11451
133 28212
134 10861
135 5900
136 60985
137 9650
138 7402
139 13537
140 15753
141 7526
142 24916
143 21728
144 7803
145 23701
146 9609
147 5523
148 16477
149 9154
150 10383
151 14502
152 30444
153 9177
154 12784
155 18368
156 22686
157 16246
158 10712
159 14106
160 10917
161 9210
162 9385
163 8882
164 10788
165 15016
166 25843
167 7361
168 11357
169 9906
170 7490
171 20569
172 14095
173 34987
174 8737
175 68843
176 15700
177 54366
178 7195
179 26970
180 10456
181 8868
182 34310
183 84687
184 15135
185 6482
186 7512
187 10250
188 26096
189 11596
190 6408
191 13174
192 14920
193 23297
194 10771
195 14808
196 31427
197 11305
198 11370
199 16505