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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 38

1911 - Erfurt : Keyser
— 38 - Zur andern; auf dem braunen Grunde wuchs wenig anderes als Wolfsmilch, Heidekraut und dunkle Waldbeeren. Dann senkte er sich in ein stilles Waldtal, sührte durch sumpsigeu Grund und das Bett eines Baches und stieg auf der andern Seite wieder in den Wald. Einigemal kamen die Reisenden auch über altes Ackerland; noch waren die Beetfurchen sichtbar, aber Schlehdorn und stachliger Ginster standen dicht wie eine Hecke daraus, und die Pserde halten Mühe durchzudringen. Zuletzt erklommen die Rosse der Reisenden mühsam die Höhe des Jdisberges, auf dessen Mitte sich eine Hobe Esche aus dem niedrigen Kraut erhob. Hier verbrachten sie die Nacht, um sich beim ersten Morgengrauen wieder zum Aufbruch zu rüsten; denn es war noch eine weite Tagsahrt bis in den Bergwald der Tbüringe (Jdisberg = Veste Coburg). Unter Franken und Wenden: Heute ritt der Führer noch schneller als am letzten Tage; aber sein scharser Blick prüfte wieder jeden Busch und Stein. So oft sie aus dem Wald in ein Wiesen-tal kamen, gab er seinen Begleitern ein Zeichen zurückzubleiben und winkte nach einer Weile mit gehobener Hand ihm zu folgen. — In der Landschaft lagen in den Tälern oder aus halber Höhe der Berge, wo ein kräftiger Quell aus dem Boden rann, hie und da Dörfer und einzelne Höfe fränkischer Ansiedler, die meisten Höfe klein, die Häuser zerfallen, notdürftig gestickt, daneben oft leere Brandstätten. Jedes Dorf und jeder Hof waren umwallt, aber auch Wall und Graben waren verfallen und zerrissen. Nur wenig Leute sahen sie auf dem Felde, in den Dörfern rannten die Kinder und Frauen an den Hoszaurt und starrten den Reisenden nach. Zuweilen war am Hausgiebel über dem Zeichen des Besitzers ein Kreuz gemalt, dann segnete der Reisende die Bewohner mit dem Christengruß. — Wieder kamen sie an ein Dorf, ohne Zaun standen die hohen Strohdächer, welche fast bis zum Boden reichten. Nackte Kinder, bräunlich und mit Schmutz bedeckt, wälzten sich neben den Ferkeln aus der Dungstätte. Kleiner waren die Leute, rundlich und Platt die Gesichter und statt der bedächtigen Ruhe, mit welcher die Reiter anderswo von den Dorfbewohnern begrüßt wurden, tönten ihnen hier lautes Geschrei, Schelte und Verwünschungen in fremder Sprache entgegen. „Sind die Fremdlinge häufig auf eurem Grunde?" fragte der Fremde. „Es sind Wenden von ostwärts, in mehreren Dörfern hausen sie hier und in Thüringen, sie zahlen Zins dem Grafen des Frankenherrn, aber übelgesinnt bleiben sie und widerbellig." So ging es eine Stunde vorwärts durch Buschholz und über Wiesengrund, endlich sahen sie in der Entfernung seitwärts vom Wege einen großen Hof unter Lindenbäumen. Da sie aber herankamen, fanden sie das Dach zerrissen, die Tür eingeschlagen, die Kohlen eines Feuers vor dem Hause und im Grase einen toten Mann, das Haupt durch einen Kolbenschlag gebrochen.

2. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 59

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 59 — Vor unfern Füßen schnellen kleine Heupferdchen empor, Käfer hasten über den Boden dahin. Dort weiter leuchtet das Heidekraut mit seinen tausend und abertausend roten Glöckchen durch die Kiefernstämme. Bienen fliegen summend von Blüte zu Blüte, und goldene und bunte Falter schwirren durch die Luft. Im dichten Walde lacht der Specht, der Ruf des Kuckucks hallt zu uus herüber, und das flinke Eichhörnchen flüchtet vor unfern Schritten iu die dichten Banmwipfel. Dort liegt einsam ein altes Haus. Ein Eichbaum hält schützend seine Äste über das rote Schindeldach. Hühner sonnen sich im warmen Sonnenschein, und faul liegt der Hund vor seiner Hütte. Es herrscht tiefe Stille iu der fouueudurchglühten Heide. Nur zum Bienenhause schwirren summend die fleißigen Bienen mit ihrer Honig- last. Der alte Bauer erzählt uns schmunzelnd von seinen Honigernten. (Abseits von Th. Storm.) Kein Bächlein, kein Wässerlein finden wir hier. Manchmal waten wir durch fußhohen Sand. Der Hügel bei dem Kütten- strothscheu Hofe trägt ein Holzgerüst. Was bedeutet es? Ihn besteigen wir. Nach Westen fällt er ungefähr 12 m ziemlich steil ab. Da erblicken wir wieder ein ganz andres Bild. Unten am Fuße des Hügels feheu wir Acker- und Gartenland. Kartoffeln, Bohnen, Erbsen und Hackfrüchte sind dort augebaut. Der Boden ist dunkel und schwerer. Laubbäume und Büsche mischen ihr helles Grün unter die dunklen Kiefern. Weiterhin dehnt sich eine weite Wiesenlandschaft ans, ein Bach fließt mitten hindurch. Es ist die Wappel. Sie fließt in fast nördlicher Richtung der Dalle zu. In den Wiesen kurz vor der Neuen Mühle mündet die Wappel in die Dalle. An Wiesen und Ackerfeldern vorbei wandern wir der Wiedenbrücker Straße zu. Hin und wieder begleiten schmale Kiesern- Wälder unsern Weg, der uns über die Köln-Mindener Eisenbahn führt. Sie führt von Nordosten nach Südwesten. Im Nordosten liegt Gütersloh, die nächste Station im Südwesten ist Rheda. Aus der Landstraße kommen wir au zwei Krügen (Wirtschaften) vorbei. Fuhrleute halten dort mit ihren Frachtwagen, Radfahrer steigen ab, und mancher Wanderer kehrt ein, um sich durch einen frischen Trunk zu er- auicken. Zu unsrer Linkeu begleitet uns die Bahn. Alle Augenblicke fährt ein Zug vorüber. Rauch und weißer Dampf steigt auf, und fort rollt der Zug in die weite Welt hinaus! Wenn wir doch mitfahren könnten! Immer mehr nähert sich die Bahn der Straße, vor uns ragt ein gewaltiger Schornstein empor, langgestreckte Gebäude liegen daneben. Ein scharfer Geruch kommt uns in die Nase. Es ist eine Lederfabrik. Hier macht man aus Tierhäuten Leder zu Schuhen, Koffern usw. Bald erheben sich zwei schwarzweiße Schlagbäume vor unsern Augen. Die Eisenbahn fährt über die Straße hinweg. Wir überschreiten die Gleise und sehen die Türme der Stadt. Zur Linken erblicken wir die Volksschule in Kattenstroth. Ein Landweg zweigt hier von der Straße ab und läuft an der Bahn entlang. Es ist der alte Weg nach Rheda. Während bis jetzt nur hin und wieder ein Haus am Wege stand, treten sie nun immer näher aneinander. Die Felder verschwinden, und Häuser und Gärten mit ihren Hecken und Bäumen verhindern die Fernsicht. Am alten Friedhof und der katholischen Kirche vorbei wandern wir der Stadt zu.

3. Unsere Heimat - S. 6

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
Fensterbrett. Ihre blauen und rotgelben Blüten funkelten im Glänze des jungen Sonnenlichtes. „Der Frühling ist da," sagte die Mutter. „Kann man denn den Frühling sehen?" fragte Gerda. „Ei freilich," erwiderte die Mutter, „den kannst du jetzt überall sehen, auf deinem Schulweg, in deu Anlagen, auf den Straßen, auf dem Schulhof, in der ganzen Stadt." Da nahm sich Gerda vor, Umschau nach dem Frühling zu halten. 2. Als sie hinaus ins Freie kam, merkte sie, daß die Lust weich und lind war. „Das ist Frühlingsluft," dachte sie. Die Sonne stand schon ziemlich hoch am Himmel, obwohl es doch noch früh am Morgen war. Sie merkte sich den Platz genau, wo die Sonne um diese Zeit stand. Eilig schritt sie die Straße entlang. Links und rechts zogen sich Vorgärtchen hin. In einem stand ein Mann, der den Boden umgrub und Samen ausstreute. Die Fenster des Hauses waren geöffnet. 3. Jetzt trat sie in die Anlagen. Auf einem großen Beete gerade oor ihr waren einige Stadtgärtner damit beschäftigt, Blumeu in den Boden einzusetzen. Aus dem nahen Gebüsch tönte ihr der helle Schlag einer Schwarzamsel entgegen, ein Buchfink schmetterte dazwischen, und auch die anderen Vögel stimmten ein. ,,Die singen gewiß dem Frühling ein Lied," sagte Gerda leise zu sich und ging weiter. Da schlug ihr ein schwanker Zweig in das Gesicht. Sie faßte ihn mit der Hand, um ihn zu entfernen. Wie sie ihn so ansah, merkte sie, daß der Zweig ganz voll junger, zarter Blättchen war. Auch die andren Zweige, ja das ganze Gebüsch vor ihr standen in vollem Grün. Zwischen den Stränchern auf den grünen Wiesen aber leuchteten ihr allerlei weiße und rote Blumen entgegen. Hier grüßten sie die kleinen Gänseblümchen, dort die weißen Schnee- glöckchen, dahinter die gelben Schlüsselblumen und bunten Krokus. „Die haben gewiß ihre schönsten Kleider angetan, um den Frühling zu empfangen! Ob er auch auf uufrem Schulhof schon eingezogen ist?" dachte sie. 4. Als sie dort eintrat, hörte sie, wie ein Lehrer zu einem andren sagte: „Heute wird es warm, das Thermometer zeigt schon 10 Grad." Sie kannte zwar schon ein Thermometer. Aber sie nahm sich doch vor, ihren Vater zu fragen, wie man daran fehen könne, ob es warm werde. Im Schulhof sah sie nach den Bäumeu. Einige wie der Kirschbaum und die Kastanie waren voller Knospen^ andre wie die Eiche hatten noch ihr winterliches Kleid an. Im

4. Unsere Heimat - S. 7

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
Schulgarten aber standen schon einige Blumen in Blüte. Auf einer saß sogar ein Bienchen und hatte seinen Rüssel tief in die Blumenkrone gesteckt. Auch in das Schulhaus war der Frühling bereits eingezogen. Auf einem Tischchen im Gange standen Tulpen, Veilchen und Busch- Windröschen. Es waren Blumeu, die der große Schulgarten aus dem Ostend der Stadt geschickt hatte. Die Schüler sollten sie im Unterricht beschreiben. Als mm gar Gerda in der Pause von einer Schülerin der I. Klasse hörte, daß ein Rotschwänzchen sein Nest in ein Nist- kästchen an der Turn- Halle ge- baut hätte, da gab es für sie kei- neu Zwei- fel mehr. Der Früh- ling war da, und sie hatte ihn wirklich ge- sehen. „Kommt," sagte sie zu Kind°rr°>g°n, ihren Freundinnen, „jetzt wollen wir Ringelreihen tanzen!" Da liefen die Kinder herbei, faßten sich an den Händen, bildeten einen Kreis und sangen: „Häschen in der Grube saß und schlief. Armes Häschen, bist du krank, daß du nicht mehr hüpfen kannst? Has hüpf, Has hüpf!" Sie hatten aber nur einmal herumgetanzt, da schellte es schon. Nun mußten sie sich in Reih und Glied aufstellen und in die Klassen gehen. Es tat Gerda zwar leid, aber sie tröstete sich schnell. „Es schadet nichts," dachte sie,- „denn der Frühling ist ja da, und ich habe ihn selbst in der Schule gesehen." 7 Kmderreigeu.

5. Unsere Heimat - S. 28

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
19. Unser Stadtteil. Cvn der Nähe unsres Schulhauses liegen noch folgende Straßen^ \3 .... Wer kann ihre Namen erklären? An ihnen liegen viele Wohnhäuser. Unsre Schule ist kein Wohnhaus. Sie ist ein öffentliches Gebäude. Es gehört der Stadtgemeinde, die es hat bauen lassen. Die Post, das Krankenhaus, der Bahnhof sind öffentliche Gebäude. Wer kennt noch andre öffentliche Gebäude? 2. Der Stadtteil, in dem unsre Schule liegt, hat sich im Laufe der Jahre sehr verändert. Wie war er früher? Wir zeichnen jetzt den Plan unsres Stadtteils auf! 1. Schreibt die öffentlichen Gebäude unsres Stadtteils auf! 2. Beschreibt euern Schulweg! 3. Zeichnet die N-Straße mit ihren Querstraßen auf! 4. Beschreibt die Straße, in der euer Wohnhaus liegt! 20. Der Vorgarten. in besonderer Schmuck des Hauses ist ein Borgarten. Hier pflegt die Mutter die bunten Blumen und die grüuen Sträucher und gibt ihnen zu trinken, wenn der Himmel mit dem Regen ver- zieht. Sie nimmt das Unkraut fort, das den Pflanzen die beste Nahrung raubt. Sie lockert die Erde, damit sich die zarten Wurzel- chen beim Eindringen in den Boden die Füßchen nicht verletzen. Da gedeihen die Blumen und danken dem Menschen durch ihre herrlichen Farben und den süßen Duft. 2. Die Menschen haben die Blumen zu ihren Freunden gemacht. Sie setzen sich gern nach Feierabend zu ihnen in den Vorgarten und ruhen sich bei den bunten Freunden von des Tages Last und Arbeit aus. Gern weilt die Mutter auch nach- mittags in dem Garten, stickt oder strickt, häkelt oder näht. Die Kleinsten tollen dann auf dem grünen Rasen umher oder spielen mit dem Sande, der auf den schmalen Wegen liegt. Die Mutter kann sie ruhig spielen lassen, denn die vielen Wagen, Radfahrer und Autos können ihnen hier nichts anhaben. Gern schauen sie durch das Eisengitter oder durch das Tor in der Mauer, um sich das Leben und Treiben auf der Straße zu betrachten, aber hinaus wagen sie sich nicht. Auf das Beet dürfen sie nicht treten. Das wäre denn doch zu schade! Das blaue Vergißmeinnicht, die gelbe 28

6. Unsere Heimat - S. 30

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
Fahne befestigt. Der Hausherr (Bauherr) erschien und spendete allen Arbeitern Bier und Zigarren. Der älteste Zimmergesell dankte in einer Rede und wünschte dem neuen Hause Glück. 4. Als nun das Haus unter Dach Mar, kamen noch andre Handwerker und machten ihre Arbeiten. Der Spengler verfertigte die Dachrinnen. Der Schreiner setzte die Türen und Fenster ein. Auch die Treppen richtete er auf und legte den Fußboden. Der Schlosser kam und versah die Türen mit Schlössern. Der Glaser setzte Scheiben ein. Der Installateur legte Wasser- und Gas- leitnngen an. Tapezierer und Maler schmückten die Zimmer und Flure. Der Häfuer setzte die Ofen. Es gibt nur wenige Hand- werker, die nicht am Hansbau beteiligt find. 5. Gar oft besuchte der Hausherr seine zukünftige Wohnung. Man konnte ihm die Freude am Gesicht ablesen, wenn er bemerkte, daß es mit dem Baue stink weiterging. Das Stangengerüst war ja längst entfernt. Auch im Hause wurde schließlich die letzte Hand angelegt. Der Schutt wurde abgefahren. Der Gärtner kam und grub den Boden beim Hause um. Was von dem Platze übrig geblieben war, wurde zu einem hübschen Garten umge- arbeitet. Der Gärtner teilte die Wege und Beete ab. Dann säte er Grassamen und pstauzte Sträucher und Blumen. Bald wurde der Rasen grün, die Blumen blühten, und uun schmückte der Garten das Haus, wie der schöne Rahmen das Bild ziert. In einer Ecke ließ sich der Hausherr vom Schreiner noch eine Laube zimmern und vom Weißbinder grüu anstreichen. Über der Haustür ließ er deu Spruch anbringen: „Grüß Gott! Tritt ein! Bring Glück herein!" 1. Zeichnet einen Dachziegel! 2. Beobachtet die Verwitterung der Gesteine an alten Mauer- werken und Gebäuden! 22.Vom Wetter und Himmel. Cveben Morgen fragen die Menschen i „Was für Wetter ist heute?" <\J Ist es schön draußen, lacht ihr Gesicht wie heiterer Sonnen- schein. Wenn es aber schlechtes Wetter ist, so zieht sich leicht eine düstere Falte über ihre Stirn, und mißmutig sehen sie immer 30

7. Unsere Heimat - S. 97

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
sitzt. Man sieht ihr auf den ersten Blick die Jugend an. Auch erkennt man sofort, daß sie noch nicht oft auf dem Pferde gesessen hat. Ihre Blicke und ihre Haltung verraten Unsicherheit. Aber sie wird das Reiten bald lernen und dann fester int Sattel sitzen. 3. Ihr Oberkörper, der leicht nach vorn geneigt ist, wird von einer Rüstung bedeckt. Auf der rechten Schulter trägt sie eine schwere, breit herabfallende Fahne. Ihren Kopf schmückt ein Helm mit zwei ehernen Adlerflügeln. Mit ihrer Linken stützt sie sich leicht auf die Schulter des vor ihr stehenden Reichskanzlers. 4. Wer ist diese Jungfrau in voller Kriegsrüstung? Sie will das deutsche Reich darstellen und zwar das junge Deutschland, wie es am 18. Januar 1871 in Frankreich gegründet wurde. Es scheint, als ob Bismarck die junge Reiterin in den Sattel gehoben habe. Jetzt aber wendet er ihr den Rücken. Er steht schützend, mit der einen Hand abwehrend, vor ihr, als wolle er sagen: „Setzen wir Deutschland nur in den Sattel, reiten wird es schon können!" Was aber bedeutet das ungeschlachte Tier unter den Husen des Pferdes? Es soll die Feinde Deutschlands andeuten. Aber das Roß, auf dem Deutschland reitet, wird ihm mit dem Vorderhns den Kopf zertreten. Auch der kühne Reitersmann hat keine Äugst vor dem gewaltigen Drachen, ebensowenig wie einst Siegfried vor dem greulichen Lindwurm. Und selbst das junge Deutschland sürchtet sich nicht vor seinen Feinden, es fürchtet niemand auf der Welt, es fürchtet nur Gott! 61. Die Roßkastanie. enn die Roßkastanie blüht, sieht sie ans wie ein gewaltiger Christbaum. Jede Blüte bildet einen hübschen Strauß sür sich, der wieder aus vielen einzelnen Blütchen besteht. Die Blüten- blätter sind weiß mit gelben und roten Fleckchen. Es gibt aber auch rote Kastanienblüten. Die sieben Staubblätter sind goldgelb und bilden einen bequemen Sitz sür die Bienen und Hummeln, die den süßen Honig naschen. Mitten zwischen den Staubfäden steht der grüne Stempel stolz wie ein Kegelkönig unter den Kegeln. In manchen Blüteu fehlt der Stempel) dann wird aus der Blüte keine Frucht. 2. Die Kastanie wird im Frühjahr schon zeitig grün. So- bald es wärmer wird, brechen langsam ihre Knospen hervor. Sie 97

8. Unsere Heimat - S. 162

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
zu essen. Aber das wollen wir aus später verschieben. Vielleicht halten wir. dort unser Maifest, oder wir gehen mit unsren Eltern am 3. Psiugsttag, dem „Wäldchestag," zu diesem Plätzchen. Heute wählen wir den Weg nach Isenburg. Au den Schießständen vorbei überschreiten wir die Eisenbahnbrücke. Durch eine Schneise schlagen wir die Richtung nach der Oberschweinstiege ein. Links und rechts hohe Bäume! Hier ist kein Park mehr, hier ist echter Wald. Dort liegt eine schlanke Kieser/ der Sturm hat sie eutwurzelt. Daneben unter Eichen und Buchen dürres Holz, aus dem Boden i überall verwelktes Laub! Hier und da schauen grüne Gras- spitzchen hervor. Es sieht gerade so aus, als ob sie sich durch das j Laub hindurchgebohrt hätten! Wir heben eine Hand voll welker Blätter auf, um zu seheu, wo die Würzelchen sind. Die Stelle, wo das Hälmchen seine Wurzel hat, ist so feucht, als wäre das Pflanzchen eben erst gegossen worden. Ja, jetzt verstehen wir, warum sie hier so zeitig aus dem Boden schauen können. Das dürre Laub hält die jungen Pslänzcheu warm und feucht und gibt ihnen Nahrung. Und der eigentümliche Geruch, der aus dem Boden dringt, moderig und doch nicht unangenehm! 5. Im Weitergehen will uns dieser Geruch uicht mehr ver- lassen. Es ist, als ob er überall aus dem Boden strömte, als ob I er durch deu ganzen Wald zöge! Wir atmen leicht und ties. Mau spürt ordentlich, wie wohl das Atmen tut. Die Lust ist hier viel frischer als in der Stadt. Kein Wunder, daß so viele Leute, Kranke und Gesunde, den Wald zu allen Jahreszeiten aussuchen, um sich zu erholen! Und wie klng, daß sich die Menschen sogar Häuser in den Wald gebaut haben wie drüben bei Isenburg und im Buchschlag! Ja, im Wolde möchte auch ich gern leben, nicht nur zur schönen Sommerzeit, sondern das ganze Jahr hind.nrch! 6. Husch, husch! Was war das? Ei, sieh dort aus dem Stamme der Tanne ein Eichhörnchen! Komm, wir lausen hin, vielleicht können wir es fangen! Aber es ist schneller als wir. Drei, vier Bäume laufen wir mit, da ist es auch schon verschwunden. Ob es noch andre Tiere hier gibt, Hasen oder Rehe? Schwerlich an einem Platze, wo so viele Menschen und Wagen kommen und gehen! Das Wild liebf ruhige, abgelegene Plätze. Aber wenn wir weiter und tiefer in den Wald gingen, könnte es uns schon glücken, Hasen, Rehe, Füchse, sogar Hirsche zu sehen. Au manchen Stellen werden letztere von j Förstern und Wildhütern gehegt und gepflegt. In früherer Zeit 162

9. Unsere Heimat - S. 137

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
besonders schön, der französische Salat sei viel besser als der Sachsen- Häuser. Darüber war die gute Sachsenhäuseriu furchtbar zornig geworden und gab nun ihrem Unmut in derben Worten Ausdruck. Alle Leute, die um sie Herumstauden, lachten, und wir lachten auch. Dann aber wandten wir uns zu den Obstständen. „Ja, da möchte ich auch gern Verkäuferin sein! Sieh nur die herrlichen roten und schwarzen Kirschen und dort die großen köstlichen Ananas-Erdbeeren! Ist das nicht ein herrlicher Anblick! Was uns diese duftenden Walderdbeeren alles erzählen könnten, wenn sie nur zu reden oer- ständen!". . . Aber schnell wurde ich aus diesen Gedanken heraus- gerissen. Gar nicht weit oon uns entstand ein kleiner Auflauf. Der Aufseher, den ich zuerst sür einen Schutzmann gehalten hatte, führte einen Jungen am Arm. „Denke nur," sagte meine Mutter, „der hat Kirschen gestohlen dort aus dem Korbe, und jetzt wird er auf die Hallenpolizei gebracht. Ist das nicht schrecklich!" Wir wurden ganz traurig. Ehe wir aber die Obststände oerließen, kauste meine Mutter zwei Pfund Kirschen und gab mir eine Hand voll. Wie gerne hätte ich dem Jungen einen Teil davon geschenkt, nur damit er nicht zum Diebe geworden wäre! Nuu wandten wir uns zu den Blumenständen. Ein süßer Dust strömte uns entgegen. Welche Pracht hier! Da gab es Blumen in allen Farben und Formen, Blumen draußen in Wald und Feld gepflückt, und Blumen in Gärtnereien gezogen. Neben uns stand eine junge Frau. Sie war schwarz gekleidet und trug einen Schleier, der beinahe bis auf den Boden reichte. Ein Sonnenstrahl fiel gerade auf ihr bleiches Gesicht. Wie traurig ihre Augen blickten! Sie kauste einen Kranz mit weißen Blüten. Sie wollte ihn gewiß auf deu Friedhof tragen und ihu dort auf ein liebes Grab legen. Nicht weit davon stand ein feingekleideter Mann. Er hatte einen Strauß roter Rosen gekauft und lachte und scherzte mit der Blumen- Verkäuferin. Meine Mutter nahm auch einige Blumen für den Sonntag mit, blaue Kornblumen, die sie besonders gern hat. Nun waren wir mit unsren Einkäufen fertig. Ehe wir aber die Halle verließen, zeigte mir meine Mutter noch den Stand, wo die Fische verkaust werden. „Siehst du," erklärte sie mir, „hier sind Weißfische und dort Karpfen, und da sogar Aale!" Endlich verließen wir die Halle. Andre Leute traten ein. „So geht es hier den ganzen Tag bis zum Schlüsse des Marktes," sagte meine Mutter. 137

10. Unsere Heimat - S. 16

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
jetzt fünf Puppen. Sie freut sich, wenn die Schule aus ist. Dann soll ihre Freundin mit nach Hause gehen, und sie wollen zusammen mit der neuen Puppe spielen. Neben ihnen stehen zwei Geschwister. Die kleine Schwester hat ihr Frühstück vergessen und holt sich einen Teil von der älteren Schwester. Dann eilt sie rasch fort; denn sie muß da drüben mit Nachlauf spielen. Wie schnell sie springt, und wie laut sie schreit! Aber die übrigen Schüler sind ebenso laut. Der ganze Hof erdröhnt von dem lauten Sprechen und Schreien der Kinder. Denn das Frühstück haben die meisten längst verzehrt. 8. Rrrrr — rasselt da die elektrische Schelle. Jetzt ist die Pause aus, und der Unterricht beginnt von neuem. Alle Klassen stellen sich auf. Aber dort hinten in der Ecke des Hofes spielen noch einige Kinder. Die haben am Ende das Schellen gar nicht gehört, oder sie können sich nicht von ihrem Spiele trennen! Na, wenn es nur keine Strafe gibt! 1. Wollen wir auch einmal unsrem Schulgarten einen Besuch abstatten? Freilich gibt's darin keine so merkwürdigen Pflänzchen wie in dem Gedicht. Und einen Gärtnersmann oder gar einen Sessel werden wir dort erst recht vergebens suchen. Aber es gibt doch genug zu sehen. Paßt aus! Da sind vor allem die hohen Bäume mit ihrem dicken Stamme und der breiten Krone. 2. Kleiner sind schon die Sträucher, wie der Johannisbeer- und Stachelbeerstrauch, der Hollunder und der Flieder. 3. Aber ebenso wichtig sind die kleinen Pflanzen, die sich bescheiden am Boden halten. Da sind zuerst die Küchenkräuter, die die Mutter gebraucht, wenn sie das Essen zubereitet. Wer nennt solche Küchenkräuter? Auch Korn, Weizen, Gerste und Haser gehören zu den Pflanzen, die uns nähren. Dazwischen wächst die blaue Kornblume, die uns durch ihre prächtige Farbe entzückt/ der Land- mann sieht sie aber nicht gern. Warum nicht? Guten Tag, Herr Gärtnersmann! Haben Sie Lavendel, Rosmarin und Thymian und ein wenig Quendel? — Fräulein, ja, das haben wir hier in unserm Garten, 11. Unser Schulgarten wollen Sie so freundlich sein und ein wenig warten? Bursche, bring den Sessel her mit den goldnen Spitzen! Fräulein wird wohl müde sein, gern ein wenig sitzen. 16
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