Das Ostdeutsche Tiefland.
114
Abb. 3, § 74. Das Brandenburger Tor in Berlin.
(Als großes farbiges Anschauungsbild bei F. E. Wachsmuth, Leipzig, erschienen.»
Wir sind vom Schlosse „Unter den Linden" entlang gewandert und stehen nun vor dein be-
rühmten Tore. Es ist uach dem Vorbilde der Propyläen in Athen errichtet.
a) Im S. liegen: an der Grenze der Stadt 1. der 62 m hohe Kreuzberg (32 m über
der Spree), der einen gnten Überblick über die Stadt gewährt; mit Park, Nationaldenkmal (Frei-
heitskriege) und künstlichem Wasserfall; 2. die Hasenheide und das Tempelhofer Feld,
der große Exerzier- und Paradeplatz. Westl. davon Schöneberg 0, östl. davon Rixdorf O, seit
Januar 1912 amtlich Neu-Cölln genannt. —In weiterer Entfernung von der Stadt liegen im
S.-W. Steglitz Hü mit großen Gärtnereien und Groß - Lichterfelde mit der Hauptkadetten-
anstatt; nnter dem Breitenkreis von Potsdam Teltow (Rüben!), noch weiter südl. der Schlacht-
ort Großbeeren (1813) mit Denkmal;
b) im N. liegen ebenfalls bedeutende Vororte (Neu-Weißensee O, Pankow ^H). Hier —
aber mich im S. der Stadt — befinden sich weitgedehnte Rieselfelder, über die die Abwässer
Berlins geleitet werden;
c) im O. entstanden gleichfalls große Vororte, darunter Lichtenberg Nach S.-O. er-
streckt sich das herrliche, reichbewaldete Spreetal Berlin-Köpenick (unweit des Müggelsees),
der „grüne Strand der Spree". — Unter der Spree durch führt ein 454 m langer, 7 m unter
dem Spreespiegel liegender Tunnel (elektrische Bahn), der die Sommerfrischen Stralau und
Treptow (große Sternwarte mit Riesenfernrohr von 70 cm Durchmesser) miteinander ver-
bindet. Von der Spreestrecke Berlin-Köpenick erstreckt sich nach N.-O. in der Richtung nach
dem Lderbruch und Finow-Kanal die „Märkische Schweiz", eine liebliche Seen- und
Waldlandschaft.
Die Glanzpunkte der Umgegend Berlins aber finden sich
d) im W. und S.-W. Hier bilden, von Tegel an (im Park die Grabstätte der beiden Hum-
boldts) über Spandau bis Potsdam und Werder im S. die buchten- und inselreichen Havel-
seen, umkränzt von weitgedehnten parkartigen Forsten (Grunewald n. a.), eine herrliche, 30 km
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— 74 -
weist dem Wanderer den Weg und sagt ihm, wie weit es bis zum nächsten
Dorf, bis zur Stadt ist. Wo stehen solche Wegweiser? Was steht daraus?
Aufgaben: Zeichnen der Landstraßen und Gemeiudestraßeu bei
Gütersloh. Eine Wanderung auf der Landstraße nach Wiedenbrück.
Zeichnen: Wegweiser. Holzbrücke. Steinbrücke. Steg. Der Meilen-
stein in Bartels Park.
Straßen, die in die Ferne führen.
Von Gütersloh gehen nach allen Himmelsrichtungen Straßen in die
Ferne. Sie heißen Landstraßen oder Chausseen. Auf beiden Seiten
werden sie von Bäumen eingefaßt. Oft sind es Ulmen, Linden oder Ahorn-
bäume, manchmal auch Obstbäume. Kilometersteine an den Seiten sagen
dem Wanderer, wie weit er schon gegangen ist. Nach Osten führt die
Friedrichsdorfer Straße von Gütersloh nach dem Dorfe Friedrichsdorf.
Nach Nordosten führt die Bielefelder Straße den Wandersmann über
Jsselhorst nach der Stadt Bielefeld. In nördlicher Richtung geht die
Brockhäger Straße nach dem Dorfe Brockhagen. Die Marienfelder Straße
führt in nordwestlicher Richtung nach dem Kloster und der Gemeinde
Marienfeld. In westlicher Richtung verläuft die Herzebrocker Straße
nach dem Dorfe Herzebrock. Die Wiedenbrücks Straße führt in füd-
westlicher Richnng nach der Kreisstadt Wiedenbrück. In südlicher Richtung
geht die. Nenenkirchener Straße nach dem Dorfe Neuenkirchen. Die Verler
Straße führt in südöstlicher Richtung nach Verl.
Gib an, wie wir vom Seminar aus uach diesen Landstraßen kommen!
Zeige die Richtungen der Landstraßen in der Natur, auf der Karte!
Zeichnen: Skizze.
Anfchlußftoff: Nun ade, du, meiu lieb Heimatland.
Der Verkehr auf der Straße.
Die Landstraßen dienen dem Verkehr. Sie sind wichtige Verkehrs-
ädern. Auf der Landstraße gibt es darum immer viel zu sehen. Der
größte Verkehr ist auf der Bielefelder Straße. Gehen wir nach Jsselhorst
zu, dann begegnen uns viele Menschen auf der Landstraße. Einige gehen
spazieren, andre zur Arbeit. Kinder spielen auf der Straße „Kriegen-
jagen", schlagen Klappkugel (Kreisel) oder jagen den Reifen. Handwerks-
barschen mit dem Ränzel aus dem Rücken und den Stock in der Hand
wandern in die Welt hinaus. Straßenarbeiter reinigen oder bessern die
Straße. Alle Augenblicke kommen Radfahrer an uns vorbei. Bald siud
sie unfern Blicken entschwunden. Auch viele Wagen fahren auf der
Landstraße. Milchhändler und Bauern bringen ihre Wagen zur Stadt, auf
großen Milchwagen wird in großen, klappernden Milchkannen die Milch
zur Molkerei gefahren, vom Hartsteinwerk bringen die Steinwagen Steine
nach den Neubauten. Lustig knallt der Fuhrmann mit der Peitsche. Plötz-
lich tönt es „Tut — tut". Schnell eilen die Kinder an die Seite, der Fuhr-
mann lenkt sein Gespann nach rechts, vor uns wirbelt gewaltiger Staub
auf, surrend und knatternd naht ein Auto heran und ebenso schnell wie
es gekommen, ist es auch wieder verschwunden. Da sehen wir in der Ferne
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Jetzt kann man nicht nur sehr schnell auf dem festen Lande und auf
dem Wasser fahren, sondern auch wie die Vögel durch die Luft fliegen.
Einen großen Ballon habt ihr alle schou gesehen. Im Sommer fliegen
immer mehrere über uns weg. Es gibt aber auch große Luftschiffe, die
man lenken kann. Vou dem Zeppelin habt ihr alle schon gehört. Wer
hat schon einen Zeppelin gesehen? Im letzten Sommer flogen über nnsre
Stadt Leute in Flugmaschinen oder Flugzeugen. Sie sahen in der Lust
aus wie ein großer Vogel. Die Flugzeuge werden wie das Auto durch
einen Motor getrieben. Sie surren tüchtig in der Luft. Heute ist das
Fliegen noch gefährlich und teuer. Bald wird es billiger und ungefähr-
licher. Dann werden viele Leute fliegen. Wer will es von euch auch?
Dann werden wir vielleicht auch mal mit einem Luftschiff nach Bielefeld
oder gar nach Berlin fliegen.
Aufgaben: Verkehrsmittel und Verkehrswege. Eine Eisenbahnfahrt
nach Jsselhorst, Bielefeld.
Sammeln von Bildern aus Zeitungen und Zeitschriften.
Anschlußstoffe: Gansberg: Die Fahrt mit dem Luftballon. S. 297.
31. Landeskunde.
Die Lage Güterslohs.
Die Stadt Gütersloh liegt in einer weiten Ebene. Nach der großen
Stadt Münster, die in der Mitte der Ebene liegt, heißt sie die müustersche
Ebene. Im Norden und Nordosten sehen wir die Berge des Teutoburger
Waldes, die ungefähr 399 in über dem Meere liegeu. Die Stadt Güters-
loh liegt viel tiefer als sie. Von den Bergen kommen die Ems und die Bäche
zu uns in die Ebene. Gütersloh liegt 74 in über dem Meere.
Die Größe der Stadtgemeiude.
Die Stadtgemeiude Gütersloh hat eine große Ausdehnung. Sie
bedeckt eine Fläche von 4487 ha 1 a 42 qm. Auf der Brockhäger Straße
geht die Stadt Gütersloh bis zum Grenzstein hinter Meier Langert; das
ist vom Seminar 3k km entfernt. Aus der Bielefelder Straße ist die
Grenze S la km von Bartels Fabrik entfernt. Auf der Wiedenbrücker Straße
kommen wir nach einer Wanderung vou 49 Minuten au die Grenze der
Stadt Gütersloh, und in Sundern finden wir deu Greuzsteiu erst weit
hinter der Snnderner Schule. Wenn wir vom nördlichsten Puukte der
Stadtgemeinde bis zum südlichsten quer durch die Stadt gehen wollen,
dann gebrauchen wir 2 Stunden. Wollten wir aber gar rund um die
Stadtgemeiude herumgehen, dann hätten wir 6 Stunden nötig.
Die Teile der Stadt Gütersloh.
Unsre Stadt besteht aus dem Jnnenbezirk oder der Stadt und dem
Außenbezirk oder dem Lande. Der Jnnenbezirk ist der kleinste aber be-
völkertste Teil. In ihm unterscheiden wir die Ackerbaugegend, deu Busch,
das Schulviertel, das Geschäftsviertel, Alt-Gütersloh, den westlichen Stadt-
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— 148 -
gehen. Heute haben wir in den früheren Bauerschaften des Amtes Güters-
loh und in Kattenstroth 11 Schulen mit 33 Lehrern und 7 Lehrerinnen.
Die katholische Gemeinde hat sich ebenfalls bedeutend vergrößert.
Von den 18336 Einwohnern sind 3469 Katholiken. 1889 bis 1899 bauten
sie sich in der Bauerschaft Kattenstroth eine eigene Kirche. Sie ist ein
Backsteinbau. Der Schutzheilige ist St. Pankratius. Sein Standbild, das
früher in der alten Kirche war, ist jetzt in ihr errichtet. Im August 1887
wurde zwischen beiden Kirchengemeinden ein Vertrag geschlossen, nach
dem die katholische Gemeinde gegen eine Entschädigung von 39999 Mark
auf ihr Miteigentumsrecht au der Apostelkirche verzichtete. Während
früher nur eiu katholischer Lehrer vorhanden war, stehen jetzt 6 Lehrer und
6 Lehrerinnen an 2 katholischen Schulen.
Die jüdische Gemeinde hat eine Schnle mit einem Lehrer.
Mehrere Male seit der Einverleibung der Herrschaft Rheda in den
preußischen Staat hat die Stadt Gütersloh die Ehre königlichen Besuches
erfahreu. Als am 11. August 1848 der König Friedrich Wilhelm Iv. mit dem
Prinzen Wilhelm vou Preußeu und dem Prinzen Karl durch Gütersloh kam,
wurden sie vou den Güterslohern mit Jubel begrüßt. Daß in dieser
schweren Zeit die Gütersloher ihren König so empfingen und mit den
preußischen Fahnen begrüßten, hat er nie vergessen. So durften sie ihn
und seinen Bruder, unsern ersten deutschen Kaiser, denn auch schou wieder
im August des Jahres 1851 in ihren Mauern begrüßen, und am 26. und
27. März 1852 weilte der König abermals in Gütersloh und legte eigen-
händig den Grundstein zum Gymnasium.
Im letzten Jahrhundert wuchs die Bevölkeruug uicht nur in Güters-
loh, sondern anch in dem ganzen Vaterlande sehr schnell. Uberall wurden neue
Schulen gebaut und neue Lehrerstellen eingerichtet. Weil aber die Zahl
der Lehrerbildungsanstalten nicht in gleichem Maße zunahm, trat bald ein
erheblicher Lehrermangel ein. Um diesen Mangel zu beseitigen, wurden
viele neue Seminare gebaut. So errichtete mau auch in Gütersloh ein
Lehrerseminar. Es wurde am 1. Dezember 1899 eröffnet. Bis zum April
1911 wurden an 699 Lehrer auf ihm ausgebildet. Im Herbst 1919 wurde
auch eine Präparande eingerichtet.
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Extrahierte Personennamen: Kattenstroth August August Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Karl_durch_Gütersloh Karl August
35. Aus der Geschichte der Stadt Gütersloh.
Der Name.
Über den Ursprung des Ortes und über die Entstehung seiues Namens
wissen wir uichts Bestimmtes. Während der Busch schon im 8. Jahr-
hundert in einer Schrift genannt wird und die in der Umgegend liegenden
Orte Rietberg und Herzebrock schon um 850, Wiedenbrück 952 und Rheda
um 1989 auftauchen, findet sich der Name Gütersloh erst 1119 in einer
Urkunde des Bischofs Gottschalk von Osnabrück. Der Bischof schenkte
darin den Zehnten von Gütersloh dem Kloster Herzebrock. Was bedeutet
nun der Name Gütersloh? Das Wort „Loh" findet sich in sehr vielen
Namen. Es bedeutet Wald. Wir haben schon gehört, daß in den frühesten
Zeiten nnsre Gegend dicht mit Wald und Busch bewachsen war. Da in
Gütersloh der Name Güth seit alter Zeit vorkommt, wird Gütersloh
meistens als „Wald des Güth" gedeutet. Jellinghaus erklärt ihn als „Wald
des Günther". Dies ist die wahrscheinlichste Erklärung.
Die älteste Zeit.
Um das Jahr 1999 lagen einige Meierhöfe in uusrer Gegend. Ge-
nannt werden die Meier Avenwedde, Nordhorn, zu Gütersloh. Der älteste
Hof ist jedenfalls der des Meiers Avenstroth. Schon 1134 ist der Meier
von Avenstroth Vogt des Klosters Clarholz. Er war im Olbrock Holz-
gras und heißt deshalb Graf von Avenstroth. Auf dem Gebiete des Meiers
zu Gütersloh gab es wahrscheinlich schon im 9. Jahrhundert eine kleine
hölzerne Kapelle. Sie stand jedenfalls allein, wie noch heutzutage manche
Waldkapelle. Um 1243 trat an ihre Stelle ein steinernes Gotteshaus. Erst
allmählich entstanden in der Nähe der Kirche einige Häuser. In der
frühesten Zeit hielt ein Priester von Wiedenbrück den Gottesdienst in
Gütersloh ab. Um 1299 hat Gütersloh einen eigenen Pfarrer. Von der
alten Kirche ist nur noch der untere Teil des Turmes und das Chor vor-
Händen. In der Fehde zwischen Tecklenburg und Hoya brannte das Schiff
aus. (1419.) Die heutige Kirche ist in den Jahren 1599 bis 1529 gebaut.
Auf dem Kirchhofe wurden Jahrhunderte hindurch die Toten begraben.
Die alten Linden standen schon vor 299 Jahren.
Der Pankratiusmarkt und die Entstehung der Stadt.
Am Tage des Eisheiligen Pankratius wurde nach der Messe auf dem
Kirchhofe Markt, der sogenannte Kram oder die Kirmesse, gehalten. Wie
in heidnischer Zeit das „Ding", so war späterhin die Messe die beste Ge-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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— 135 —
legenheit zu Handelsanknüpfungen aller Art. Hier kamen die meisten
Eingesessenen zusammen. Wie heutzutage noch der Bauer vor und nach
dem Gottesdienste auf dem Kirchplatz oder in der nahen Wirtschaft, in der
er ausspannt, mit Verwandten und Bekannten Zwiesprach hält oder not-
wendige Einkäufe und Besorgungen erledigt, so auch vor Jahrhunderten.
Am Tage der Kirmeß wurden Verkaufsstände aufgeschlagen und allerhand
Gebrauchsgegenstände und Waren ausgelegt. Ein reges Leben und Treiben
entfaltete sich und den Getränken wurde tüchtig zugesprochen. Wenn heute
so mancher Jahrmarkt mit heftigen Schlägereien endet, so war dies früher
um nichts besser, vielleicht noch schlimmer. Aus den erst gelegentlich er-
richteten Verkaufsständen entwickelten sich allmählich ständige. Die Krämer
bauten sich an, und so entstand am Kirchplatz eine Reihe Krämerhäuser.
Die reichen Bauern des Kirchspiels aber errichteten in dem entstehenden
Orte sogenannte Spieker oder Speicher, wie wir sie noch heute auf den
Bauernhöfen (Meier Raßfeld) finden. Der Name hat sich bis auf den
heutigen Tag hier noch in Familiennamen erhalten.
Der meiste Grund und Boden gehörte dem Bischof von Osnabrück.
Ihm gehörte auch der Meierhof zu Gütersloh. Alljährlich mußte er nach
dem Register von 1240 folgende Abgaben dem Bischof liefern: Drei Molt
Weizen, 30 Scheffel Gerste, 4k fette Schweine, 2v* Denare für Wein,
4 Fässer Butter, 30 Käse, 16 Hühner, 2 Gänse und 100 Eier. (Eickhofs.)
1241 kam der Meierhof an das Kloster Marienfeld gegen Eintauschung der
Schiffheide zwischen Gütersloh und Wiedenbrück. Bis zum Jahre 1803
blieb er im Besitz des Klosters.
Lange Zeit hindurch wird das Dorf Gütersloh nur aus der alten
Kirche und den auf oder am Kirchhof gelegenen Häusern bestanden haben.
Allmählich dehnte es sich aus, und Straßenzüge wie die Münster- und
Königstraße, die Blessenstätte und ein Teil der heutigen Berliner Straße
entstanden. Von den alten Häusern sind nur noch wenige erhalten. Das
alte Küsterhaus und das Haus Nr. 7 am alten Kirchhof stammen noch aus
der Zeit vor dem Dreißigjährigen Kriege. Nicht lange wird es mehr
dauern, dann werden die letzten ehrwürdigen Zeugen der vergangenen
Tage verschwunden sein.
Das Kirchspiel Gütersloh war ursprünglich sehr groß. Es gehörten
nicht nur das Amt Gütersloh und die Bauerschaften Sundern, Blanken-
Hägen und Nordhorn, sondern auch Kattenstroth, Spexard, Avenwedde, das
Olbrock und der Hof Schledebrück dazu. Das Olbrock war eine aus alt-
germanischer Zeit stammende „gemeine Mark". Es lag zwischen Gütersloh,
Rheda und Wiedenbrück und bestand aus Wald, Heide und sumpfigem
Wiesenland. Den altfreien Bauern stand das Olbrock zu gemeinsamer
Benutzung zu. Sie durften in ihm Holz schlagen und das Vieh weiden
lassen.
Die Herrschaft Rheda.
Gütersloh gehörte zur Herrschaft Rheda. In ihr war das Geschlecht
der Edelherren von Freckenhorst begütert. Sie wuchsen allmählich zu
Herren des Landes heran. Die älteste Gewalt aber besaß der Bischof von
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
— 139 —
Leben in mittelalterlicher Enge und Gebundenheit verlaufen sein. Außer
anderm herrschte der Mühlzwang, das heißt, die Einwohner durften nur
in bestimmten Mühlen das Korn mahlen lassen. Es waren dies die Nene
Mühle an der Herzebrocker Straße und die Avenstrothsche Mühle bei dem
Meier Avenstroth in Sundern. Das Dorf selbst war klein, die Straßen
schmal und krumm, schlecht und holprig, die meisten Häuser niedrig und
eng wie heute noch am alten Kirchhof. Nur das Gildehaus, die Vogtei
und die Gasthäuser waren ansehnliche Gebäude. Vom Busch her floß ein
Bächlein durch das Dorf. Es lieferte für die ärmeren Leute das Trink-
Wasser. Die Dunghaufen lagen vor den Häusern, Schmutz und Unrat
wurden selten entfernt. Auf dem Dünger und in den Straßenpfützen
tummelte sich das Federvieh und wälzten sich die Schweine. Straßen-
beleuchtung kannte man nicht. Durch die ungesunden Verhältnisse ent-
standen oft Seuchen und ansteckende Krankheiten, die viele Menschen dahin-
rafften.
Wie auch heute noch, trieben schon in den frühesten Zeiten die
Gütersloher Handel und Gewerbe. Die Gütersloher Fuhrleute kamen weit
in die Welt hinaus, sie fuhren zu den Messen der bedeutendsten Städte und
waren in Bremen, Braunschweig und Frankfurt bekannt. Wenn abends
die Fuhrleute ihre Pferde ausgespannt und die schweren, breiträdrigen
Frachtwagen nachgesehen hatten, erzählten sie sich in der dunstigen Gast-
stube ihre Erlebnisse. Zu den vielen Gefahren der Landstraße kamen als
ungemein hindernd vor allem die vielgestaltigen politischen und Wirt-
schaftlichen Verhältnisse. Rauh und kriegerisch war die Zeit und auch das
Volk in seinen Sitten. Aufruhr, Kampf, Streit und Mord waren an der
Tagesordnung. Draußen vor dem Dorf floß durch Heide und Wald die
Dalke mit ihren fischreichen Köllen. In den Wäldern und Büschen aber
hausten iu den ältesten Zeiten noch Bär und Wolf. Heute erinnern uns
noch die Namen Wulf und Wulfhorst daran.
Das Kirchspiel Gütersloh war von vier verschiedenen Ländern um-
geben. Im Norden grenzte es an die Grafschaft Ravensberg, im Osten
an das Land Rietberg, im Süden an das osnabrücksche Amt Reckenberg
und im Westen an das Bistum Münster. Welche Schwierigkeiten und
Umständlichkeiten verursachten da die Grenz- und Zollsperren! Wie
hindernd und hemmend wirkten die verschiedenen Münzen auf den Handel
und Verkehr ein! Mußte man doch auf dem Wege von Paderborn nach
Gütersloh dreimal Zoll entrichten und mit viererlei Münzen seine Zeche
zahlen.
Die kirchlichen Verhältnisse im Laufe der Jahrhunderte.
Wir haben gehört, daß die Kirche in Gütersloh eine Tochterkirche von
Wiedenbrück war. Im Jahre 1259 wurde in Wiedenbrück ein Stift er-'
richtet, dem die Kirchen des Bezirks unterstellt wurden. So wurde auch
die Kirche zu Gütersloh dem Stift untergeordnet. Es besetzte die Pfarr-
stelle und verpflichtete den Inhaber zu festen jährlichen Abgaben. Im
Anfang des 15. Jahrhunderts schwuren mehrere Geistliche Güterslohs vor
dem Kapitel zu Wiedenbrück folgenden Eid: „Allen, die die gegenwärtige
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Meier_Avenstroth Wolf Wulf
134
Deutschland.
Aschersleben (mit der oberdeutschen Sprachinsel im Oberharz), Barby (Saale-
mündnng); dort erreicht sie die alte deutsch-slawische Grenze n»d ist von hier ab
nicht mehr sicher anzugeben.
c) Von dieser Verteilung der Stämme und Mundarten weicht die Ver-
breitung der volkstümlichen Hausformen, die namentlich auf dem platten Lande
zu finden sind (s. Bilderanhang S. 172 und 173), einigermaßen ab. Den größten
Teil deutschen Bodens bedeckt nämlich das fränkische Haus, ja es dringt bis
an den Kranz der Karpaten und tief in das polnisch-litauische Land über die
russische Grenze hinaus vor. Dem sächsisch-friesischen Hause gehört der N.w.
an, nämlich außer den Niederlanden und Dänemark namentlich Hannover niit
den eingeschlossenen und angrenzenden Landschaften, Schleswig-Holstein und
Teile der Provinzen Sachsen, Brandenburg und Pommern, sowie Mecklenburgs.
— Das Schweizer und Tiroler Haus beherrscht die Alpenländer und dringt
mit einer Zunge von S. her bis in das mittlere Böhmen vor; ähnlichen Be-
dingungen angepaßt und darum ähnlich gestaltet ist das Schwarzwald-Hans.
ri) Die Ortsnamen, die bis zum t). Jahrh. entstanden sind, zeigen Zn-
sammensetznngen mit Wasser, Moor, Wald u. s. w., die von da bis ans Karl
d. Gr. sind mit Dorf und Weiler gebildet, weisen also ans geschlossene Siede-
lungen hin; dann folgen solche, die Rodungen, Kirchen- und Burgbau, endlich
Stadtanlagen ausdrücken. Die älteren Ortsnamen ö. der Elb-Saale-Linie
rnhen zumeist auf slawischer Grundlage. Die ö. und s.ö. vom Harz, im thü-
ringischen Stammgebiete, viel vorkommende Endung —leben (Aschersleben)
kommt wahrscheinlich von laiba = „Nachlaß"; — ingen, —Hofen und
— beureu sind schwäbisch, —heim und —scheid fränkisch, —um friesisch.
e) Die Konfessionen sind im Deutschen Reiche stark gemischt, wie in der
Schweiz und in den Niederlanden. Doch überwiegt der Protestantismus
bedeutend; er ist zumeist in Norddeutschland verbreitet und umfaßt 63% der
Bevölkerung, d. s. etwa 32 Mill.; römisch-katholisch sind 3(j% = über
18 Mill. *). Die Zahl der Juden beträgt 570000; sie leben hauptsächlich im
O. unseres Reiches und in den Rheingegenden, dann auch in vielen Groß-
städten, in Berlin 79 000.
5) An geistiger Bildung der gesamten Bevölkerung überragt unser Reich
alle audereu Großstaateu. Die Zahl uuserer Volksschulen beträgt 58000; nur
die Franzosen haben mehr, nämlich fast 81000; aber bei uns fanden sich z. B.
1892 unter 10000 Rekruten nur 45 Analphabeten**), in Frankreich 1889:
950, in Österreich-Ungarn 1890: 2880, in Italien 1889: 4200, in Rußland
1887: 7080. Zahlreiche Gymnasien und Realgymnasien leiten zu den Gebieten
der Wissenschaft, noch zahlreichere Real- und Gewerbeschulen sorgen für Aus-
bilduug zu Handels- und gewerblichen Zwecken. Wissenschaftliche Hoch-
schulen bestehen 24, nämlich 20 vollständige Universitäten,***) mehr als in
irgend einem anderen Staate, und- die Akademie für Philosophie und katholische
Theologie zu Münster. Die besuchtesten Universitäten sind die zu Berlin,
München und Leipzig. Für Maschinenbau und verwandte Berussarteu giebt
es 9 technische Hochschulen.-f)
*) Fast dasselbe Verhältnis findet sich in den Niederlande«.
**) D. s. Leute, die weder lesen noch schreiben können.
***) Zähle sie auf. ^
f) Berlin, Braunschweig, Hannover, Aachen, Darmstadt, Karlsruhe, Stuttgart,
München, Dresden.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Karl
d Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Aschersleben Barby Karpaten Niederlanden Hannover Schleswig-Holstein Sachsen Brandenburg Pommern Mecklenburgs Aschersleben Schweiz Niederlanden Norddeutschland Rheingegenden Berlin Frankreich Österreich-Ungarn Italien Berlin Leipzig Niederlande« Berlin Braunschweig Hannover Aachen Darmstadt Karlsruhe Stuttgart München Dresden
Von seinem östlichen Teile grüßt das freundliche Bergen. Aus
weiter Ferne winken die blauen Höhen des Taunus. Lassen wir
unsre Blicke dem breiten Silberband des Mains folgen, so sehen
wir bei klarem Wetter die sernen Höhen des Spessarts. Nach
Süden und Westen aber umschließt der Stadtwald das schöne Bild
wie ein dunkelgrüner Rahmen. Kein Wunder, daß der Mühl-
berg und der Sachsenhäuser Berg zu jeder Jahreszeit gern und
oft besucht werden! Besonders im Frühling, wenn die Anhöhe wie
von einem weißen Blütenschleier bedeckt ist, zeigt sie sich uns in
ihrer vollen Schönheit. Niemand wußte dies besser als Goethe.
Oft weilte er hier allem oder mit seinen Frennden.
In jenem kleinen Häuschen am Hühnerweg, dem Willemerhäus-
chen, oder drunten am Main in der Gerbermühle war er ein häufiger
und gern gesehener Gast. Ihm zu Ehren hat man dem hölzernen
Turm auf der Spitze des Mühlbergs den Namen Goetheruhe gegeben.
Stelle einen Berg aus Ton her und bezeichne Fuß, Gipfel,
Abhang!
76. Der Röderberg.
öderberg heißt die Erhebung im Osten der Stadt.
Sie fällt nach Südosten ziemlich steil ab. An dieser
Seite zieht sich der Röderbergweg hin. Von dem
Aussichtsturm bei der Bornheimer Landwehr haben
wir eine weite Fernsicht. Im Osten sehen wir über
die Mainebene bis nach Offenbach, Mainkur und
Fecheuheim.vor uns liegen der neue Ostbahnhof und der Ofthafen.
Daneben ist der Ostpark. Zwischen dem Ostbahnhof und dem Ost-
park befindet sich der große Schulgarten, der die Pflanzen für den
Unterricht liefert. Nach Norden hin erstreckt sich der Röderberg bis
nach Bornheim. Mit seinem Fuße reicht er bis an die sumpfigen
Wiesen des Riederbruches. Dahinter erhebt sich das Röderwäldchen.
An den sonnigen Abhängen des Röderberges wurde srüher
Weiu gebaut. Jetzt wächst dort vorzügliches Gemüse und gutes Obst.
Gebt au, welche Orte man von dem Aussichtsturm sehen
kann und bezeichnet die Himmelsrichtungen, nach denen sie liegen!
77. Seckbach und der Lohrberg.
urch das Friedberger Tor und die gleichnamige Anlage ge-
langen wir aus die Bergerstraße. Folgen wir ihr, so kommen
wir durch Bornheim nach Seckbach. Angenehmer ist der Weg durch
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von uns getrennt, liegt Ginnheim. Weiter dahinter grüßen uns
die schönen Villen von Eschersheim. Die Nidda, ein Nebenfluß
unsres Mains, trennt diesen Ort vom uralten Heddernheim.
Bei klarem Sonnenschein sehen wir die blauen Höhen des Taunus
fast vor uns.
Dicht neben der Eschersheimer Landstraße liegt ein Gehöft,
das den Namen Taunusblick führt. Vielleicht bist du dort schon
einmal eingekehrt und hast ein Glas von der frischen Milch ge-
trunken, die der Pächter den durstigen Gästen verkauft.
4. Plötzlich hören wir fernes Rufen und Schreien von jenem
Platze zu uns herübertönen. Es kommt von der Hundswiese, wo
sich die großen Spielplätze sür die Frankfurter Jugend befinden.
Alle Arten von Spielern kannst du hier jeden Nachmittag sehen:
Schlagballspieler, Läufer, Fußballspieler, Radfahrer u. a.
Wenden wir unfre Blicke der Stadt zu, so sehen wir gerade
vor uns einen herrlichen Park, den Grüneburgpark. Er gehört der
Tochter Rothschilds, eines Frankfurters, der zu den vermögendsten
Leuten der Erde zählte.
Etwas links davon schaut versteckt aus hohen Bänmen ein
ernstes Gebäude zu uns herüber. Es ist die Jrrenheilanstalt, ein
Ort, wo arme, geisteskranke Leute Wartung und Pflege erhalten.
5. Nun verlassen wir nnsren Aussichtspunkt. Noch einmal
schauen wir in die Runde und bewundern den großen Umfang unsres
Stadtkreises. Dann eilen wir der breiten, schönen Miquelstraße zu,
die ihren Namen nnsrem einstigen Oberbürgermeister verdankt, der
so viel zum Reichtum unsrer Stadt beigetragen hat.
79. Die Bororte.
or deu Toren Frankfurts liegt eine Reihe kleinerer Ortschaften.
Man nennt sie Vororte. Früher lagen sie weiter von den
Häusern Frankfurts entfernt. Damals war Frankfurt uoch klein.
Als es sich aber immer mehr vergrößerte, reichten seine Häuser bis
an die nächsten Vororte heran. Weil diese nun so dicht bei der
Stadtgemeinde lagen, wurden sie mit ihr vereinigt.
2. Zuerst sind Bornheim und Bockenheim eingemeindet
worden. Sie sind im Lause der Zeit mit Frankfurt so verwachsen,
daß man gar nicht mehr erkennen kann, wo sie anfangen. Später
sind Seckbach, Oberrad und Niederrad zu Frankfurt gekommen.
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