96
§ 45. Die Pyrenäen- (oder Iberische) Halbinsel.
Teil ist die Maladettagruppe mit dem Pic d'anethou,
34 00 m.
c) Im S. trennt die Sierra Morena, d.h. schwarzes Gebirge,
so genannt nach ihrem meist nnr gebüschartigen Wald mit dunklem, immer-
grünem Laube, die Kastilische Hochebene von der bedeutendsten Tief-
ebene der ganzen Halbinsel, der Andalusischen, vom Guadalquivir
(^großer Fluß) reichlich bewässert. Denn dieser erhält sein Wasser
von der mit ewigem Schnee bedeckten Sierra Nevada (--Schnee-
gebirge). Die Ebene, zu der die warmen Seewinde ungehinderten Zutritt
haben, ist daher außerordentlich fruchtbar. Auf den üppig grünen Weiden
werden feurige Rosse (das Lieblingstier des Arabers!) und wilde Stiere
gezüchtet, letztere zu den beliebten Kampfspielen der Spanier. In ganzen
Wäldern gedeihen herrliche Südfrüchte, z. T. afrikanische, wie Dattel-
palmen. Weizen, Wein, der durch die Sonnenglut besonders feurig wird
(Sherry), Zuckerrohr, Baumwolle, die Korkeiche werden angebaut. Der
Hauptstapelplatz für diese Erzeugnisse ist Sevilla, bis zu welcher
Stadt größere Dampfer gelangen können.
Diese Andalusische Tiefebene trennt im S. vom Meere die Sierra
Nevada, deren höchster Gipfel Mulahacen mit 3500 m der höchste
Berg der ganzen Halbinsel ist. Das Gebirge fällt steil zum Meere ab,
so daß nur ein schmaler, aber durch sein Klima sehr fruchtbarer Küsten-
streifen übrig bleibt, in dessen Mitte Malaga, Hauptausfuhrort für
den feurigen Wein, liegt. Die Erzeugnisse, die der Boden hier liefert,
erinnern schon an Afrika: die Zucht der Cochenille gedeiht auf dem
Opuntien-Kaktus, die Agave entwickelt ihren hohen Blütenstand aus der
Mitte der bodenständigen Rosette langer, stachelrandiger Dickblätter; die
afrikanische Dattelpalme findet sich hier und da zu lichten Wäldern vereint,
so bei Alicante. Nach N. geht das Gebirge allmählich in das Flachland
über; hier liegt, „ein Tautropfen im Rosenkranz," die alte Araberstadt
Granäda mit dem herrlichen maurischen Schloß, der Alhambra.
Infolge der großen Ausdehnung der Kastilischen Hochebene und ihrer
Randgebirge gibt es auf der Halbinsel außer den beiden genannten Tief-
ländern von Aragonien und Andalusien nur zwei Stellen, wo sich
schmale Küstenebenen hinziehen, in Portugal s. des unteren Tajo,
fruchtbar, aber durch die Nachlässigkeit der Bewohner wenig angebaut,
und am Ostrande um Valencia und Murcia. Diese letztere ist
durch die Araber in einen herrlichen Garten umgewandelt, der künstlich
aus den Küstenflüssen bewässert wird und reichlichen Ertrag an Reis,
Wein und Südfrüchten (Apfelsinen) liefert. Die Seidenraupe wird auf
den Maulbeerbäumen in großen Mengen gezüchtet.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Extrahierte Ortsnamen: Sevilla Malaga Afrika Alicante Kastilischen_Hochebene Aragonien Andalusien Portugal Valencia Murcia
130
B. Länderkunde. — I. Asien.
abgeschlossen, ein Karstgebirge, das steil und zerrissen nach 0 abfällt. Weiter
östlich vermittelt die Verbindung der Gebirge Irans mit denen Zentralasiens
der Hindnküsch, das „Hindu-Gebirge". Im Sw und im S begleiten Rand-
gebirge die Euphrat-Tigris-Ebeue, den Persischen und Arabischen Golf. Die
weiten Hochflächen im Innern sind vielfach dadurch entstanden, daß der
durch die Verwitterung geschaffene Schutt der Gebirge in dem abflußlosen
Lande liegen blieb, die Täler allmählich ausfüllte und die Gebirgsketten bis
an den Kamm unter sich begrub (vgl. §192b). Ein nordsüdlich verlaufender
Gebirgszug trennt das Hochland in eine westliche (Persien) und in eine oft-
liche Hälfte. Der 0 wird wieder durch ostwestlich streichende Ketten in einen
nördlichen (Afghanistan) und in einen südlichen Teil (Balutschistau) zerlegt.
b) Klima und Bewässerung. Die Niederschläge befeuchten die Räuder
reichlich, das Innere spärlich, das daher meist Steppe ist. Sie fallen größtenteils
im Winter. Während des Sommers herrscht Dürre. Nur der 80 dankt dem
Monsunwind Sommerregen. Öde, von Salzkrusten überzogene, blendend
leuchtende „Salzwüsten", die Schneefeldern gleichen, liegen in den abflnß-
losen Gebieten des östlichen Teiles. Durch seine Abgeschlossenheit hat das
Binnenland echtes Festlandsklima mit glühendheißen Sommern und eisigen
Wintern. Die meisten den Randgebirgen entströmenden Flüsse fließen dem
Innern zu, wo sie entweder versiegen oder, wie der Hilmend (vom
Hindnküsch), abflußlose Salzseen speisen. Den nördlichen Gebirgsrand durch-
bricht der Herirud, den östlichen der Kabul. Jener öffnet eine Pforte
nach Tnrän, dieser nach Indien.
c) Wirtschaftsleben. Die Stufenlandschaften erzeugen mittels künstlicher
Bewässerung reichen Pflanzenwuchs; hier wachfeu Weizen und Roggen,
Hanf, Baumwolle, Schlafmohn (Bild 76), Pfirsiche (die persischen Äpfel), Granat-,
Zitronen-, Aprikosen-, Mandel- und Nußbäume; stellenweise baut man Zucker-
rohr und Reis. Berühmt siud die Rosen-, Blumen- und Obstgärten von
Jspahän und Schiräs. Als Hausindustrie blüht die Teppichkuüpserei. Deu
Handel beherrscht im X Persiens Rußland, im 8 und 0 England. Das
Streben beider Mächte geht dahin, das Land auch politisch in Besitz zu
nehmen (s. n.). Das im Altertum blühende Land ist durch schlechte Verwaltung,
Verfall der Bewässerungsanlagen und Wege sehr heruntergekommen. Es besitzt
nur wenige fahrbare Straßen. Auch das Eisenbahnnetz ist gar nicht ent-
wickelt, jedoch sind große Bahnbauten iu Aussicht genommen. Der Binnen-
verkehr wird durch Karawanen vermittelt (Bild 77).
d) Bevölkerung. Die mohammedanische Bevölkerung, zum größten Teile
von den alten Persern und Medern abstammend, ist indogermanischer Herkunft,
aber seit den ältesten Zeiten mit dem geringeren Volksteile, nomadisierenden Turk-
tataren mongolischer Abstammung, gemischt. Die Perser sind eifrige Schiiten,
d. h. sie erkennen im Gegensatz zu den übrigen Mohammedanern, den Sunniten, zu
denen auch die Afghanen und Balntschen gehören, die von den ersten Kalifen her-
rühreuden Zusätze zum Koran (die Sünna) nicht an.
e) Politische Gliederung und Siedlungen. Staatlich gliedert sich die Land-
schaft in Persien, Afghanistan und das britische Schutzgebiet Balutfchistän.
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TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Irans Persien Afghanistan Kabul Indien Persiens_Rußland England Persien Afghanistan Balutfchistän
Die Balkanhalbinsel.
59
bewirken einen gitterförmigeu Aufbau der Halbinsel und gliedern diese
somit in eine Anzahl voneinander geschiedener Landschaften. Da, wo der
42. Breitengrad den 21. Meridian durchschneidet, liegt die höchste Er-
Hebung der Balkanhalbinsel, der Schar Dagh (Dagh-Gebirge), 3050 m h.
Bon ihm aus ziehen sich in n.w. Richtung, der Küste des Adriatischen
Meeres gleichlaufend, die höhlenreichen dinarischen Alpen. Sie beginnen
im S.o. mit dem Wasser- und waldarmen Berglande von Montenegro
und reichen im N.w. bis zum Karst. Sie scheiden das schmale öfter-
reichische Küstenland Dalmatien von den benachbarten Berglandschaften
Bosnien und Herzegowina. — N. vom Schar Dagh liegt das Bergland
Serbien, das in dem fruchtbaren Thale der zur Donau fließenden Mo-
rawa eiue Art Mittelpunkt hat. Der Ackerbau liefert Getreide, der Obst-
bau vornehmlich Pflanmen, und in den eichelreichen Waldungen werden
große Herden von Schweinen gezüchtet.
Ö. vom Schar Dagh führen Gebirgszüge zum reichbewaldeten Balkans
oder Hämns hinüber. Dieser erreicht im N.w. die Donau, im O. das
Schwarze Meer und bildet die Wasserscheide zwischen der Donau und dem
Ägäischen Meere. Am N.-Abhange des Balkans liegt die fruchtbare, von
tiefen Thälern durchfurchte Hochfläche von Bulgarien, die nur im S.w.,
bei der Hst. Sofia, über das Gebirge hinübergreift. Der S.-Abhang
des Balkans fällt steil zum thrakischen Stufenlande ab. Dasselbe wird
von der Märitza bewässert und im W. durch das hohe und waldige
Rhödope-Gebirge vom benachbarten Makedonien geschieden. Unter dem
Schutze des Balkäugebirges reifen köstliche Trauben, gedeihen Oliven- und
Maulbeerbäume, blühen die duftigsten Rosen; und auf der breiten Frucht-
ebene, welche die Ufer der Märitza bis zum Meere begleitet, wächst
Baumwolle, Tabak und trefflicher Weizen. An der Märitza liegen auch
die beiden größten Binnenstädte Thrakiens, Philippopel am Oberlauf,
und da, wo der Fluß schiffbar wird und nach S. umbiegt, Adrianopel.
Das Märitzathal bildet seit alter Zeit eine Verkehrsstraße von Europa
nach Asien. In ihm zogen die Kreuzfahrer entlang, die ihren Weg von
Belgrad über Sofia nach Konstantinopel nahmen. Und heute geht durch
diese Furche die Eisenbahnlinie, die Belgrad mit der türkischen Hst.' verbindet.
Wie Thrakien, so ist auch Makedonien ein nur nach S. geöffnetes
Bergland; der Wardar durchfließt dasselbe in s. Richtung und mündet in
den Golf vou Saloniki. An diesem liegt die gleichnamige Stadt. Hier
endet der von Belgrad kommende und heute von einer Eisenbahn benutzte
Handelsweg. um sich als Seeweg nach Kleinasien hin fortzusetzen.
S. vom Schar Dagh erstreckt sich der mauergleiche Pindus. W. von
demselben liegt das von einem uugebändigten Hirtenstamme bewohnte
Albanien und ö. der fruchtbare Thalkessel von Thessalien. Dieser
wird vom Peneiös entwässert, der durch das herrliche Thal Tempe
(b. i. Einschnitte) zwischen dem vielzackigen Götterberg Olymp (3000 in)
und der Ossa dem Ägäischen Meere zufließt..
*) d. i. Waldgebirge.
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Extrahierte Ortsnamen: Montenegro Karst Dalmatien Bosnien Serbien Donau Donau Donau Bulgarien Sofia Makedonien Märitza Thrakiens Europa Asien Belgrad Sofia Konstantinopel Belgrad Thrakien Makedonien Saloniki Belgrad Kleinasien Albanien Thessalien Tempe Götterberg_Olymp
Erster Teil.
Das Altertum.
Von den ltesten Zeiten bis zum Untergange des westrmischen Reiches, 476 n. Chr.
Die Geschichte des Altertums umfat:
1. die Geschichte der G r i e ch e n (nebst den wichtigsten orientalischen Vlkern),
2. die Geschichte der Rmer (nebst den Ansngen der Germanen).
Erstes Kapitel.
Geschichte der Griechen (netist den wichtigsten Vlkern des Morgenlandes).
l.
Das Fand der Griechen; Einteilung der griechischen Geschichte.
(S. Karte I.)
1. Das alte Griechenland. Das Land, das die alten Griechen be-wohnten, war diehalbinselgriechenlandim Sdosten Europas, der sdliche Teil der Balkanhalbinsel, an Flcheninhalt nicht grer, als das heutige Knigreich Bayern. Im Osten nur durch das inselreiche gtsche Meer von Astert geschieden, im Sden vom Mittelmeer, im Westen vom jonischen Meer begrenzt, im Norden durch Gebirge abgeschlossen, ist -Griechenland ein See - und ein Gebirgsland zugleich. Nicht allein, da es auf drei Seiten vom Meere umgrtet wird; das Meer bildet auch durch zahlreiche tiefe Einschnitte ins Land eine Menge von Halbinseln, Landzungen und Buchten und giebt dadurch dem Lande einen Kstenumri von unver-hltnismig groer Ausdehnung. Im Innern ist Griechenland nach allen Richtungen von Gebirgen durchzogen. Unter diesen treten am meisten hervor: der im Nordosten als Grenzwchter 3000 Meter hoch emporsteigende Gtterberg Olymp; weiter sdlich das t a gebirge, das im Osten am Meere den Engpa derthermopylen bildet; im mittleren Lande berragt der
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Europas Balkanhalbinsel Bayern Griechenland Engpa
65
dem einfachen Geburtsabel hat; 3) die Bürger. Diese sind persönlich frei
und stehen [unter selbstgewählten Obrigkeiten und Untergerichten; nur die
Polizei wirb vom Regierungsbeamten verwaltet; 4) den Bauernstanb. Noch
ein sehr großer Theil der Bauern ist leibeigen; sie gehören entweber der
Krone ober dem Abel. Man schätzt die Zahl der Leibeigenen auf 24 Mil-
lionen. Man gebraucht die Leibeigeneit als Bedienten, Kutscher, Hand-
arbeiter und Knechte. Alle Leibeigene gehören zu den Gütern, auf benen sie
leben, und bürfen mit benselbcn verkauft werben. Für ihre Dienste weist
ihnen der Herr ein Stück Ackerlanb an, welches sie zu ihrem Gebrauche
verwenben, aber nicht als Eigenthum ansehen können. Bei gänzlicher Miß-
ernte muß der Herr den Leibeigenen versorgen. Die Leibeigenen dürfen auch
gegen eine gewisse Abgabe irgend ein Gewerbe treiben, um sich die zu ihrem
Loskauf erforderliche Summe zu ersparen, indem es der Wille des Kaisers
ist, die Leibeigenschaft eingehen zu lassen. Znm Kriegsdienste ausgehoben
werden nur Bürger und Bauern, welche in der Garde 20, in anderen Re-
gimentern 22 Jahre Dienstzeit haben. Nach Ablaus dieser Dienstzeit ist der
verabschiedete Soldat frei von der Leibeigenschaft. Die russische Landmacht
besteht aus 780,000 Mann regulärer Truppen mit 2200 Geschützen. Die
irregulären Truppen sind die Kosacken vom Don, von dem asow'schen und
schwarzen Meere, vom Kaukasus, vom Ural, von Orenburg, von der sibiri-
schen Linie, von der chinesischen Grenze, von den sibirischen Städten, im
Ganzen 130,000 Mann; endlich gibt es noch 20,000 Mann irreguläre
asiatische Reiterei, aus Baschkiren, Buräten und Kirgisen zusammengesetzt.
Die Seemacht, welche in der Ostsee und dem schwarzen Meere vertheilt in
Station lag, wird auf 60 Linienschiffe, 58 Fregatten re. geschätzt, so daß
Rußland die dritte Seemacht Europa's ist. Die ungeheure Ausdehnung
des Reichs, sowie die Zersplitterung seiner Streitkräfte machen Rußland we-
niger gefährlich, als sich nach seiner imposanten Macht sonst befürchten ließe. *)
Der Ackerbau, welcher im mittlern und südlichen Rußland, insbesondere
in den Ostseeprovinzen, in Polen und am schwarzen Meere sehr lohnend ist,
steht im Allgemeinen wegen Mangel an Arbeitskräften hinter dem anderer
europäischer Länder zurück. Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Mais
wachsen aber in so reichlicher Fülle, daß jährlich bei nicht hohen Fruchtprei-
sen wenigstens für 60 Millionen Franken Körnerfrucht ausgeführt wird.
Die Hafenplätze der Ostsee und des schwarzen Meeres, Riga und Odessa,
verladen das Getreide und habett das westliche Europa schon öfter vor voll-
ständiger Hungersnoth bewahrt. Die gewöhnlichetr Obstsorten gedeihen in
Polen, im mittleren und südlichen Rußland, wo auch Wein, Pfirsichen, Ka-
stanien, Oel- und Maulbeerbäume gedeihen. Im nördlichen Theile von
Rußland sind ausgedehnte Waldungetr, welche im Süden fehlen. Die Rind-
vieh-, Pferde-, Schweine- und Schafzucht ist so bedeutend, daß von diesen
Thieren alljährlich viele Tausende ausgeführt werden können. In den
Steppen des Czaarthums Astrachati gibt es viele wilde Pferde. Für die Be-
wohner der Polargegend ist das Rennthier, welches Nahrung, Kleidung und
*) Nach dem Friedensschlüsse von 1856 darf Rußland keine Kriegsflotte auf
dem schwarzen Meere haltete; eine bestimmte Aitzahl von Kriegsschisfen ist ihm zu-
gestanden.
Cassian, Geographie. 4. 2luf[. 5
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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275
Alleghanies. In Mexiko ist sie beiß und sandig, in der Union fruchtbar und
wellenförmig. Hier und da treten bedeutende Sumpfstrecken und riesenhafte
Schilfrohrwaldungen auf.
7) Die Savannen und Prairieen des Mississippi und Missouri (52,000
Q.-M.) sind unübersehbare Grassturen, in denen der Baumwuchs bald dicht,
wie in den Urwäldern am Marannon, auftritt, bald vereinzelt, bald gar
nicht vorkommt. Das Mündungsland des Mississippi ist ein wasserreiches
heißes Land und die Heimath der riesenhaftesten Vegetation: undurchdring-
liche Schilfwaldungen mit thurmhohen Bäumen vermischt, erregen einen be-
wundernswürdigen Anblick. Auf dem linken Ufer des Mississippi, da wo
der Ohio hereinströmt, fehlen die Savannen; ein fruchtbares angebautes
Hügelland breitet sich daselbst aus. Hinsichtlich des Klimas und der Vege-
tation zerfällt dies ansehnliche Tiefland in 4 Gürtel: 1) der südliche bis
31° N. B. ist die Zone des Zuckerrohrs und der Pomeranzen; 2) der
zweite bis 37° N. B. ist die Zone der Baumwolle und Feigen; 3) der
dritte bis 43° N. B. ist die Zone des Weizens und der Obstbäume; 4) die
vierte bis zu den Quellen des Mississippi ist die Zone der Kartoffeln und
Futterkräuter.
8) Die Steppen des arktischen Amerika (100,000 Q.-M.) sind ohne
eigentliche Gebirge, aber doch reich an Klippen und Felskämmen. Die
Ströme sind noch unentwickelt und bilden eine Unmasse größerer und kleine-
rer Seen, welche, wie der baltische Seengürtel in Europa, das Tiefland be-
gleiten. Theils die steinigte Oberfläche des Bodens, theils die mit der nörd-
lichen Lage verbundene Ungunst des Klimas machen eine Bebauung, wenn
auch nicht unmöglich, jedenfalls nicht nothwendig, so lange noch besserer Bo-
den vorhanden ist.
Zweiter Abschnitt.
8 110.
Die hydrographischen Berhältniffe Amerikas.
Amerika hat die größten Ströme und Stromgebiete der Erde, sowie
die meisten großen Süßwasserseen. Im Verhältniß zu seiner Größe hat
Amerika nicht viel Ströme. Diese wenigen zeichnen sich aber dadurch aus,
daß sie einen kurzen Oberlauf und einen sehr langen, wasserreichen Unterlauf
haben. Die amerikanischen Ströme gehören 3 Oceanen an.
I. Zum nördlichen Eismeere gehören:
1) Der Mackenzie entsteht unter dem Namen Athabaska im Felsengebirge,
durchfließt den Athabaskasce (156 Q.-M.) und tritt unter dem Namen
Lcklavenfluß heraus in den Sklavensee (560 Q.-M.), welchen er als Mackenzie
verläßt. Er ist ein breiter, schiffbarer Strom, welcher den großen Bären-
fluß aus dem großen Bärensee (330 Q.-M.) aufnimmt und in einem Delta
ausmündet.
18*
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Extrahierte Personennamen: Athabaska
Extrahierte Ortsnamen: Mexiko Missouri Marannon Mississippi Ohio Amerika Europa Amerikas Amerika Amerika
Hochsteppe von Algerien mit Karawane.
Südlich von dem bergigen Küstenlande Algeriens, dem „Teil", das alle Erzeugnisse der Mittelmeerländer, Oliven,
Myrthen und Südfrüchte, reift, folgt das 1000—1100 m hohe, dürre, teilweise auch mit Gebirgen desetzte Steppen-
Plateau der Schotts (Salzsümpfe) und des Halsagrases, Diese Ebenen werden im Süden von den Ketten des
Großen Atlas begrenzt, der in nackten Felswänden zur Sahara abfällt.
Die Gürten von Marrkkesch.
Marrskesch, die südliche Hauptstadt de? vielumstrittenen, großen und fruchtbaren Reiches Marokko, breitet sich am Nord.
abhange des Atlasgebirges in 400 m Meereshöhe aus. Dank der guten Bewässerung blüht hier besonders der Garten-
bau, der sich auf Datteln, Bohnen, Erbsen und Gummi erstreckt. Wichtige Karawanenwege führen von Marralesch
zum Westsudan und den Senegalländern.
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Extrahierte Personennamen: Marralesch
Extrahierte Ortsnamen: Algerien Algeriens Sahara Nord Westsudan
1030
Die einzelnen Lander Amerikas.
Frontera), eine Stadt im Osten der vorigen und unweit
des Rio grande oder Mamore in einem reizenden Thale, hat
einen schönen Dom und 9000 Einw., welche eine bedeutende
Viehzucht treiben und viel Reis, Mais und Zucker bauen.
Xi. P' a r a g n a y.
§. 1198. Dieser Staat, der einzige Ilmerika's, der den
Ocean nicht berührt, wird, zwischen dem 319. und 32-1.°
der Länge und dem 20. und 263/4.° südlicher Breite gelegen,
im Norden und Osten von Brasilien, im Süden von den ver-
einigten Staaten des La Plata und im Westen von ebenden-
selben und Bolivia begrenzt und umfaßt einen Flachen raum
von 7000 Qmeil. —Das Land ist theils gebirgig; theils
eben — im Ganzen fruchtbar und prangend in reicher Vege-
tation. Die von Norden nach Süden laufende Gebirgskette
senkt sich die zwei Hauptströme des Landes entlang zu Thälern
und Ebenen herab. 1) Der Parana, aus Brasilien kom-
mend, bildet unter dem 21-.° der Breite den großen Falk
( Salto grande) und strömt sowohl an der östlichen,, als süd-
lichen Grenze. Hier vereinigt sich mit ihm 2) der Para-
guay, der ebenfalls in Brasileu entsteht, als ein majestätischer
Fluß durch undurchdringliche Wälder nach Süden sich windet, bil-
dend die westliche Grenze. Mehrere Seen sind vorhanden. — Das
Klima ist heiß, doch nicht ungesund; der Boden spendet die
herrlichsten Naturerzeugnisse in reichlicher Fülle. Groß
ft der Reichthum an Rindvieh, Pferden und Schaafen;
mannigfaltige und schöne Vögel beleben die Wälder, Fische
von verschiedener Gattung die Flüsse und Seen. Die Seide
zeichnet sich durch Feinheit aus; der Honig ist vortrefflich.
Die meisten europäischen Getreidearten werden gebaut; es
gibt edle Früchte in Menge, als Orangen, Citronen, Fei-
gen, Datteln, Kokosnüsse, Pisang, Melonen u. a. Man baut
Indigo, Zucker, Kaffee, Taback, Baumwolle und Para-
guay-Thee (Matte), der zu einem allgemein verbreiteten
Getränke benutzt wird. Die Waldungen liefern Brenn--und
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Brasilien La_Plata Bolivia Brasilien Brasileu
Ii. D i c I l> s e l n.
1(*5ö
ein ansehnliches, gut bewässertes Gebiet in dem südwestlichen
Theile des Festlandes, wo sich die Darlings-Berge erheben.
Die Bewohner sind freie Ansiedler; der Hanptort ist P crth. —
5) Nord-Anstralien. Hier sind in den letzten zwei Iahr-
zehnten einige Niederlassungen, z. B. auf der Insel Mclville
und der Halbinsel Koburg gegründet worden, die aber eben
kein sonderliches Gedeihen zu versprechen scheinen.
Ii. Die In s e l n.
§. 1258. 1. Ban Diemens-Jnsc l, auch Van Die-
mens-Land genannt, wie aber auch ein Theil der Rordküstc
des australischen Festlandes heißt, wird, im Süden von Neu-
Süd-Wales gelegen, durch die Baß-Straße von diesem
geschieden und hat einen Flächengehalt von 1200o.meil.
Eine steile Felsenküste umgibt diese Insel, in deren Jnnerm sich
mehrere Bergreihen erheben und in Hochebenen und niedrigere
Bcrgkänder übergehen. Der Tafelberg oder der Welling-
ton, im Westen von Hobarttown, ragt schier 4c0ö Fuß über
den Meeresspiegel empor. Der Boden ist sehr fruchtbar. Den
südlichsten Punkt des Landes bildet das Süd-Kap; an der
Ostküste breitet sich die Halbinsel T asm an ans. — Einige
schiffbare Flüsse, darunter im Süden der Derwent, strömen
dem Meere zu; im Innern gibt es mehrere kleine Seen. Das
Klima, kälter als in Neu-Süd-Wales, bringt Südfrüchte
nicht mehr zur Reife, ist aber für die übrigen europäischen
Pflanzenarten sehr geeignet. Die größte Wärnre erreicht 21°,
die höchste Kälte -4°. Ii. Die Natnrerzeugnisse stimmen
im Allgemeinen mir denen des nahen Festlandes überein. Eine
Art Panther stellt den Viehheerden nach; die Küsten sind reich
an Robben und Schalthieren, die Gewässer des Meeres an
Wallfischen. Von den europäischen Hansthieren gedeihen beson-
ders Schaafe. Man baut Getreide, Kartoffeln und andere
Gemüse; schöne Wälder bedecken das Land, das sehr reich an
Eisen ist, auch Kupfer, Karneole, Jaspis, Steinkohlen, Mar-
mor und Salz liefert. — Die Ureinwohner, denen von Neu-
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quellen an den Gebirgsräudern, z.b. die Schwefelquellen bei Tislis),
und Erdbeben machen sich noch bemerkbar im Bereiche des Ararat
(Sündflut — Arche Noahs), der höchsten Gebirgsmasse (5200 m)
im Gebiete des armenischen Hochlandes, welche immer noch als Brenn-
Punkt eines gewaltigen unterirdischen Feuerherdes angesehen wird.
Sie erhebt sich am Südrande der Hochebene von Eriwan (Russisch-
Armenien) noch etwa 1000 m über die Grenze des ewigen
Schnees. Die majestätische Erhebung hat zwei Gipfel, den
Großen und den Kleinen Ararat (Höhenunterschied etwa 1000 in).
Beide verbindet ein Gebirgszug, über den in etwa 2500 m Höhe ein Paß
führt. Am Ararat stoßen Türkisch-, Russisch- und Persisch-
Armenien zusammen. Die armenischen Geographen bezeichnen den
Ararat als den Mittelpunkt der Erde, von dem nach der Sünd-
flut die Neubelebung des Erdbodens ausgegangen sein soll.
In den Randgebieten des armenischen Hochlandes erschließen
zumeist liebliche Täler, die fruchtbar und klimatisch begünstigt
sind, den Zugang zur inneren Hochfläche, die in ihren höheren
Teilen rauher (lange und strenge Winter), in den Flußtälern teil-
weise aber auch von milderem Klima ist und dort dann naturge-
mäß auch in der Pflanzenwelt einen größeren Reichtum zeigt. Im
allgemeinen ist das Hochland von Armenien gut beregnet. Es
ist daher ein Quellgebiet (zugleich Wasserscheide) zahlreicher
Ströme, die selbst im trockneren Sommer von den Schnee-
seldern der Gebirge noch ausreichend mit Wasser versorgt werden.
Hier haben Rion (Schwarzes Meer), Kur und Aras (Kaspisee),
Euphrat und Tigris (Persischer Meerbusen) sowie viele kleine Wasser-
läufe (Nebenflüsse jener) ihren Ursprung. Natürlich sind auch abfluß-
lose Gebiete im inneren Hochlande zu finden, so im Bereiche des
Wan- und des Urmiasees (etwa 2000 m ü. d. M.). Sonst sind die
Hochebenen zumeist mit kurzem, saftigem Grase bedeckt. Die
Gebirgsränder sind zum Teil mit herrlichen Waldungen bestanden,
in denen immergrüne Bäume, Buchen, Eichen, Fichten und
Birken vertreten sind. In den erwähnten Tälern aber gedeihen
— in den besonders gut geschützten mit großer Üppigkeit — Weizen,
Gerste, Reis, Flachs, Mais, Tabak, Baumwolle, Obst— vor allem
Kirschen und Aprikosen — auch Wein u. a. Erzeugnisse. Unter den
Haustieren sind in erster Linie Pferde und Rinder zu erwähnen.
Auch die Seidenkultur wird gepflegt. Unter den Industriezweigen
ist die Teppichweberei hervorzuheben.
Die Weideflächen Armeniens werden vorwiegend von Kurden
belebt, besonders aber der südliche Teil des Landes, das Hoch-
land von Kurdistan. Freilich kommen diese zu allerlei Räubereien
ausgelegten Gesellen mit ihren Herden auch bis zu den Abhängen
des Ararat und beziehen im Sommer selbst die grünen Matten bis
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Extrahierte Ortsnamen: Armenien Armenien Armenien Armeniens Kurdistan