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Macht zu Gunsten ihrer eigenen Freiheit zu schwächen suchten;- der alte
deutsche Erbfehler, unabhängig sein zu wollen und sich nicht als dienendes
Glied in ein Ganzes einfügen zu können, machte sich hier in schlimmer
Weise wieder geltend. Mit den welfisch gesinnten deutschen Fürsten ver-
banden sich die lombardischen Städte und die Päbste; es war eine Zeit
voller Unruhe und Aufregung.
Traurig für Deutschland war es dabei, daß die Hohenstaufen, Svenen
durch Erbschaft auch Sicilien und Neapel zugefallen waren, ihre Aufmerk-
samkeit und ihre Kraft immer mehr auf das widerspenstige Italien als auf
ihr Vaterland richteten. Der letzte Herrscher aus diesem Geschlecht war
Konrad Iv., welcher im Jahre 1254 starb und einen zweijährigen Sohn
Namens Konradin hinterließ. Diesem hätte von Rechts wegen Unter-
italien gehört, aber der Pabst belehnte mit seinem Erblande den Bruder
des Königs von Frankreich, Karl von Anjou, welcher sich auch in
Neapel und Sicilien festsetzte und gegen alle, welche hohenstaufisch gesinnt
waren, höchst grausam verfuhr. Als aber Konradin herangewachsen war,
entschloß er sich, das Erbe seiner Ahnen zu erringen oder ihrer würdig unter-
zugehen ; von seinem Busenfreunde, Prinz Friedrich von Baden, be-
gleitet, trat er als kaum sechzehnjähriger Jüngling seinen Zug über die
Alpen an. Anfangs ging das Unternehmen glücklich von Statten, da die
Franzosen in Italien sehr verhaßt waren; aber in einer offenen Schlacht
ward Konradin besiegt und mit seinem Freunde gefangen genommen.
Der König Karl ließ Richter und Rechtsgelehrte nach Neapel kommen,
durch deren Spruch Konradin als Empörer und Hochverräther zumtode ver-
urtheilt werden sollte. Aber die Richter fanden keine Schuld an ihm, weil
er im Glauben an sein gutes Recht gekommen sei: alle bis auf einen, den
knechtisch gesinnten Robert von Bari, sprachen Konradin und seine Ge-
fährten frei. Diese einzige Stimme genügte dem König, um jetzt aus
eigener Macht das Todesurtheil über die Gefangenen zu sprechen.
Konradin saß beim Schachspiel, als ihm der furchtbare Spruch ver-
kündet ward. Der Jüngling zeigte eine seines Heldengeschlechtes würdige
Fassung; er benutzte gleich seinen Unglücksgefährten die wenige ihm gelassene
Zeit, um sein Testament zu machen und sich mit Gott durch Beichte und
Gebet auszusöhnen. Am 29.October 1268 wurden die Verurtheilten zum
Blutgerüste geführt. Als Robert von Bari, jener ungerechte Richter, auf
Befehl des Königs das Urtheil vorgelesen hatte, entstand ein dumpfes Ge-
murmel unter den Anwesenden; aber die Furcht schloß allen den Mund,
und nur Graf Robert von Flandern, des Königs eigener Schwiegersohn,
sprang zornig hervor und sprach zu Robert von Bari: „Wie darfst du
frecher ungerechter Schurke einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode
verurtheilen?" — und zu gleicher Zeit traf er ihn mit seinem Schwerte
dergestalt, daß er für todt hinweggetragen wurde. Der König verbiß seinen
Zorn, aber das Urtheil blieb ungeändert. Hierauf bat Konradin, daß man
ihm noch einmal das Wort verstatte, und sprach mit großer Fassung: „Vor
Gott habe ich als Sünder den Tod verdient, hier aber werde ich ungerecht
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iv. Konrad_Iv. Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Konradin Karl_ließ Karl Spruch_Konradin Konradin Robert_von_Bari Konradin Konradin Konradin Robert_von_Bari Robert_von_Flandern Robert_von_Bari Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sicilien Neapel Italien Frankreich Neapel Italien Neapel
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Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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von Rittern und Prälaten und behielten die bisherige Gemeinschaft in Ver-
fassung, Rechtspflege, Gesetzgebung und Sprache.
43. Die Ranzau'h.
Das Geschlecht der Ranzau war schon zur Zeit der Schauenburger ein
zahlreiches und mächtiges adliges Geschlecht in Schleswigholstein, und wir
haben schon bei der Herzogswahl bemerkt, daß diese Familie auf den Aus-
fall derselben großen Einfluß hatte, indem sie sich für Christian I. entschied.
Niemand aber aus diesem Geschlecht ist berühmter geworden, als der alte
Feldmarschall Johann Ranzau, der 1559 die Armee kommandirte, welche
die Selbstständigkeit Dithmarschens vernichtete.
Johann Ranzau war 1492 geboren und also 1500, als Wulf Jsebrand
die große Garde und das ganze dänische Heer zwischen Hemmingstedt und
Meldorf aufs Haupt schlug, acht Jahre alt. Welcher Geist aber den Knaben
beseelte, konnte man daran erkennen, daß er den Dithmarschern, wie einst
Hannibal den Römern, bittere Rache schwur, weil unter den Gefallenen auch
sein ältester Bruder war. So war denn sein Sinn von früher Kindheit an
hauptsächlich daraus gerichtet, ein tüchtiger Krieger zu werden, und ritterliche
Uebungen waren ihm die liebsten. Schon als 13slhriger Knabe dünkte er
sich stark genug, sich am Kriege selbst zu betheiligen. Ohne Vorwissen seiner
Mutter ließ er sich ein Pferd satteln, und ritt in ein nahes Feldlager, um
sich in der Kriegskunst zu versuchen. Dießmal aber ward er noch wieder
zurückgeholt, um seine Ausbildung zu vollenden. Er mochte denn auch
einsehen gelernt haben, daß der Krieg kein Kinderspiel sei, und benutzte seine
Jugendzeit fortan ernstlich zur Erlangung nützlicher Kenntnisse, ohne welche
man auch schon damals nichts Sonderliches werden konnte.
Als vierundzwanzigjähriger Jüngling ging er auf Reisen und kam
über England nach Spanien. Johann Ranzau war gut katholisch erzogen,
und daher können wir es begreifen, daß er Spanien nicht verlassen wollte,
bevor er den heiligsten Ort der Spanier, die angebliche Grabstätte des
heiligen Jacobus, besucht und an derselben sein Gebet verrichtet hatte.
St. Jacob konnte aber das Sehnen seines Herzens nicht stillen, er mußte
das heilige Land selbst sehen, und so trat er denn von Spanien aus eine
Reise nach Jerusalem an und hatte die Ehre, in dieser ehrwürdigen Stadt
zum Ritter geschlagen zu werden, wahrscheinlich der letzte Schleswigholsteiner,
der dieser Auszeichnung theilhaftig ward; denn es geschah in demselben
Jahr, in welchem der Augustinermönch in Wittenberg seine 95 Sätze an die
Schloßkirche schlug und dadurch im Norden allen Wallfahrten ein Ende
machte. Seine Anwesenheit in Jerusalem wäre ihm übrigens bald theuer
zu stehen gekommen; denn er war nahe daran, gefangen genommen zu
werden. Der irrende Ritter entkam nur mit genauer Noth und landete in
Neapel. Natürlich war nun sein erster Gang zum Papst, dem er nach der
Sitte seiner Zeit den Fuß küßte. Mit dem päpstlichen Segen reiste er
dann weiter durch Italien, Frankreich und Deutschland in die Heimath.
Hier konnte den beherzten, frommen, weitgereisten Mann Niemand
besser brauchen als Friedrich I., der damals nur noch Herzog von Gottorf,
nicht König von Dänemark war; denn in Dänemark herrschte noch der böse
17
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Extrahierte Personennamen: Johann_Ranzau Johann Dithmarschens Johann_Ranzau Johann Wulf_Jsebrand Hannibal Johann_Ranzau Johann Jacobus Jacob Friedrich_I. Friedrich_I. König_von_Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Schleswigholstein England Spanien Spanien Spanien Jerusalem Wittenberg Jerusalem Neapel Italien Frankreich Deutschland Gottorf Dänemark
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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dem Morgenlande die Nachricht, daß der egyptische Sultan Saladin
Jerusalem erobert habe. Der Papst war aus Schmerz über diese Nachricht
gestorben und seine Nachfolger forderten durch dringende Briefe die euro-
päischen Fürsten zur Befreiung des heiligen Grabes auf. So begann denn
das ganze Abendland seine Macht zu einem gewaltigen Kreuzzuge zu
sammeln. Die Italiener schaarten sich um ihre Erzbischöfe; es rüsteten mit
Macht die Normannen, fünfzig Schiffe kamen von Dänemark und Friesland,
siebenunddreißig von Flandern; Richard Löwenherz führte die Engländer
und Philipp August seine Franzosen herbei. Auch der altebarbarossa sammelte
ein Heer. An der Spitze von 150,000 wohlgerüsteten Streitern, unter
welchen auch Adolf Iii. sich befand, zog der greise Held im Mai des Jahres
1189 aus.
Heinrich der Löwe hatte vorher auf Verlangen des Kaisers zum zweiten
Male Deutschland verlassen und sich nach England begeben müssen; als aber
habgierige Fürsten seine Abwesenheit benutzten, von seinen Erblanden an
sich zu reißen, kehrte er aus England zurück und versuchte seine frühere
Herrschaft in Norddeutschland wieder herzustellen. Der Kampf begann aufs
Neue. Heinrich bemächtigte sich des holsteinischen Landes. Ein großer Theil
des Adels schloß sich ihm willig an. Hamburg, Itzehoe und Plön waren
binnen Kurzem in seinen Händen; nur Segeberg behauptete sich. Der
Statthalter, Adolf von Dassel, und die Mutter und Gemahlin des hol-
steinischen Grafen flüchteten nach Lübeck und von da, als auch diese Stadt
sich dem Herzog ohne Schwertstreich ergab, nach der Schauenburg.
Friedrich Barbarossa war im Morgenlande, als er durch den Fluß
Seleph reiten wollte, ertrunken und sein Sohn Heinrich Vi. war ihm
in der Regierung des deutschen Reiches gefolgt. Adolf Iii. erfuhr in Ty-
rus, daß Holstein in den Händen Heinrichs des Löwen sei, und eilte zurück,
ohne Jerusalem gesehen zu haben. Unter großen Schwierigkeiten erreichte
er aus Umwegen sein Land; die Einwohner schlossen sich ihm an und, unter-
stützt von benachbarten Fürsten, bemächtigte er sich nicht nur seines Landes,
sondern auch Lübecks und der Grafschaft Stade nebst Dithmarschen.
Zwischen dem neuen Kaiser Heinrich Vi. und Heinrich dem Löwen kam
es endlich zur völligen Aussöhnung (1194). Der Löwe mußte sich an sei-
nen Erölanden Braunschweig und Lüneburg genügen lassen und starb den
6. August 1195 zu Braunschweig.
Adolf war aus dem letzten Kampf mit vermehrter Macht hervor-
gegangen. Er behielt sämmtliche Einkünfte der Stadt Lübeck, und der Erz-
bischof von Bremen mußte ihn mit der Grafschaft Stade nebst Dithmarschen
belehnen.
14. Wie Adolf Iii. zum dritten Mal Land und Leute verliert.
Waldemar der Große war 1182 gestorben, nachdem er dem zer-
rütteten Dänemark zu neuem Glanze verhelfen hatte. Er hatte von seinem
Vater Knud Lavard her Ansprüche auf Wagrien und das Polaberland, war
aber klug genug gewesen, diese seinem mächtigen Nebenbuhler Heinrich dem
Löwen gegenüber nicht geltend zu machen. Er hatte sich damit begnügt, die
Angriffe der Slaven auf Dänemark abzuwehren und in Verbindung mit dem
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Extrahierte Personennamen: Saladin
Jerusalem Dänemark Richard_Löwenherz Philipp Philipp August Adolf Heinrich_der_Löwe Heinrich Heinrich Heinrich Adolf_von_Dassel Adolf Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Heinrich_Vi Heinrich Adolf Adolf Heinrichs Heinrich_Vi Heinrich Heinrich Heinrich August Adolf Adolf Adolf Adolf Knud_Lavard Heinrich_dem
Löwen Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Friesland Flandern Deutschland England England Norddeutschland Hamburg Itzehoe Segeberg Holstein Jerusalem Braunschweig Bremen
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Nordfriesen, beunruhigten die Einwohner sehr. In
dieser Noth war doch ein Prinz, der, so lange er lebte,
die innere Ordnung einigermaßen aufrecht erhielt, und
durch feine Tapferkeit die äußern Feinde schreckte, der
edle und allgemein geliebte Knud Laward, d. i. der
Herr, ein Sohn von Erich Eiegod. Diesem überließ
Niels endlich gegen eine Geldsumme das Herzogthum
Schleswig, .und Knud Laward schlug nicht nur den
Wendenfürften Heinrich, sondern gewann auch in dem
Grade die Liebe dieses frühem Feindes, daß dieser
nachdem er seine Söhne verloren hatte, ihn zu
seinem Erben und Nachfolger ernannte. Knud
führte Ordnung und Ruhe zurück, beförderte durch
deutftbe Handwerker den Kunstfleiß in seinem Lande,
und schlichtete den Streit seiner beiden ihm sehr un-
gleichen Brüder, Harald Ke si a und Erich, späterhin
Emun genannt, die seiner Stimme mehr als des Kö-
nigs gehorchten. Aber alle diese Verdienste zogen ihm
auch viele Feinde und Neider zu. Vor allen war es
König Niels eigener Sohn, Magnus, der den edlen
.Knud haßte, weil er durch ihn von der Thronfolge
ausgeschlossen zu werden fürchtete, und dieser im Ver-
ein mit Heinrich Skatelaar, einem Enkel von
Svend Estridsen, ermorderte ihn verrätherischer Weise
in einem Walde bei Ringsted (1131). — Die allge-
meine Erbitterung gegen den König und dessen Sohn
Magnus, die diese schändliche Mordthat im Lande er-
regte, brach bald in einen Bürgerkrieg aus, in welchem
der König und Prinz Magnus von den Anhängern
Knuds unter der Anführung seines Bruders bei Fod-
ivi g in Schonen 1134 gänzlich geschlagen wurden.
Magnus blieb auf dem Platze, König Niels aber flüch-
tete nach Schleswig, wo er von den erbitterten Gilve-
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Extrahierte Personennamen: Knud_Laward Erich_Eiegod Niels Knud_Laward Heinrich Heinrich Knud Harald Erich Niels Magnus Magnus Heinrich_Skatelaar Heinrich Svend_Estridsen Magnus Magnus Magnus Magnus Knuds Magnus Niels