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1. Atlas von Deutschland - S. uncounted

1886 - Braunschweig : Westermann
Dr. H. Lange Atlas von Deutschland. Vierimdzwanzig Blätter in Farbendruck. Seite 1/2. Deutsches Reich. karte. 3/4. Deutsches Reich. sichtskarte. Königreich Preußen. 5. Provinzen Ost- und Westpreufsen. Neben- karten: Umgegend von Danzig und von Königsberg. 6. Provinz Brandenburg. Nebenkarte: Um- gegend von Berlin. 7. Provinz Pommern. Nebenkarten: Die Oder- mündung Swine, Umgegend von Stettin. 8. Provinz Posen. 9. Provinz Schlesien. Nebenkarte: Gegend zwischen Gleiwitz, Beuthen u. Myslowitz. 10. Provinz Sachsen und Herzogtum Anhalt. Nebenkarte: Der Brocken und Umgegend. 11. Provinz Schleswig - Holstein, Grofsherzog- tümer Mecklenburg und Freie Städte. 12. Provinz Hannover u. Grofsherzogtum Olden- burg. 13. Provinz Westfalen, Fürstentümer Lippe u. Waldeck. Seite 14. Provinz Hessen-Nassau und Grofsherzog- tum Hessen. Nebenkarten: Niederwald- Bingen, Der Kreis Rinteln, Kassel-Wil- helmshöhe, Frankfurt und Umgegend. 15. Provinz Rheinlande. Nebenkarte: Das Sie- bengebirge. 16. Königreich Bayern. Nebenkarten: Bayeri- sche Pfalz, München und Umgegend. 17. Königreich Sachsen. 18. Königreich Württemberg mit der preufsi- schen Provinz Hohenzollern. Nebenkarte: Stuttgart und Umgegend. 19. Grofsherzogtum Baden. Nebenkarte: Gegend zwischen Karlsruhe - Rastatt - Baden und Wildbad. 20. Herzogtum Braunschweig. 21. Thüringische Staaten. 22. Elsafs-Lothringen. Nebenkarte: Umgegend von Strafsburg. 23. Deutsche Schutzgebiete in Afrika, Kaiser Wilhelms-Land und Bismarck-Archipel. 24. Deutsche Schutzgebiete in der Südsee (Oceanien). Inhalt: Politische Übersichts- Physikalische Über- Alle Rechte Vorbehalten. Braunschweig. Druck und Verlag von George Westermann. 1886.

2. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 14

1833 - Halle : Schwetschke
14 A. Europa. stute sehr heruntergebracht, und überhaupt können in Deutschland nicht so viel Pferde gezogen werden, als der Dienst der Reiterei und das Geschützwesen erfordern. Polen, Rußland und die Tür- kei müssen hier mit ihrem Ueberflusse aushelfen. Die Rindvieh- zucht, welche immer mit dem steigenden Ackerbau in Verbindung steht, ist höchst bedeutend in Deutschland, besonders im nördlichen, wo das friesische Vieh am meisten geschätzt wird. — Nichts aber hat so außerordentlich seit wenigen Jahren zugenommen, als die Schafzucht, oder vielmehr die Verbesserung der Schafe durch spa- nische Böcke. Man hat es dahin gebracht, daß namentlich die feine sächsische Welle von den Engländern selbst der spanischen vor- gezogen wird. — Die allgemein verbreitete Schweinezucht ist be- sonders in Baiern und Westphalen bedeuteud. Der große Ruf der westphälischen Schinken gründet sich theils auf die vortreffliche Ei- chelmast, welche die Schweine dort genießen, theils auf die durch die Bauart der westphälischen Bauerhäuser begünstigte Bereitung derselben. Das zu räuchernde Fleisch wird hier nicht, wie an an- dern Orten, in besonders dazu eingerichteten Kammern schnell ge- räuchert, sondern hängs lange Zeit in dem großen, hohen Raume des Hauses, die Diele genannt, wo die ganze Familie sich den Tag über aufhält, ein beständiges Feuer unterhalten wird, und der Rauch, ohne Schornstein , sich seinen Ausgang sucht. Dieses langsame Räuchern, bei freiem Zuritt der Luft, soll eben den Schinken in Westphalen ihre Vortrefflichkeit geben. — Ziegen werden, außer den gebirgigen Gegenden, nicht in Menge gezogen, und Esel findet man beinahe nur im südlichen Deutschland, beson- ders in den Rheingegenden. Theils ist der Esel ein südliches Thier, welches in dem rauhern Norddeutschland nicht vollkommen gedeiht; theils ist auch hier der Ackerbau zu bedeutend^ die Güter meist zu groß, als daß man sich dieses schwächer» Thieres als Transport- mittel mit Vortheil bedienen könnte. — Die Bienenzucht ist noch keinesweges so allgemein verbreitet in Deutschland, als sie es wohl verdiente; am meisten wird sie noch in der Lüneburger Heide betrie- den. — Der Seidenbau, vor 30 bis 49 Jahren vorzüglich im Preußischen eifrig betrieben, ist seitdem sehr herabgekommen, und es ist nicht zu leugnen, daß das Klima ihm beinahe unüberwind- liche Hindernisse in den Weg legt. Die Seidenraupe kann durch- aus keine Kälte und keine Feuchtigkeit ertragen, wovon doch unsre Sommer nur so selten frei sind, und im günstigsten Falle stand die gewonnene Seide der französischen und besonders der italiänischen an Güte allzuweit nach. — Federvieh wird überall, doch im südlichen Deutschland bei weitem mehr als im nördlichen gezogen; im letztem gehören aber, besonders an der Ostsee, in Pommern und Mecklenburg, die Gänse zu Hause, die zu einem nicht unbe- deutenden Handelszweige geworden, indem theils die geräucherten Brüste, theils die Spulen zu Schreibfedern bereitet, theils die

3. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 16

1833 - Halle : Schwetschke
16 A. Europa. Güte aber steht das französische Porzellan dem unsrigen nach. Die in der ganzen Welt berühmten Nürnberger Spielsachen verdienen zum Theil wegen der scharfsinnigen Erfindung eine ehrenvolle Er- wähnung. — Selbst die Verarbeitung ausländischer Producte, wie der Baumwolle, ist .in der neuesten Zeit, mitten unter dem Drucke eines langen Krieges, zu einer Vollkommenheit gestiegen, daß die sächsischen Baumwollenwaaren die englischen beinahe über- treffen. — Auch der deutsche Handel, obgleich durch höchst un- glückliche Zeitumstände viele Jahre lang niedergedrückt, ist immer noch bedeutend, und Städte, wie Hamburg, Bremen, Lübeck, Triest, Leipzig, Frankfurt a. M. u. a. gehören zu den ersten Han- delsstädten der Welt. Was hätte Deutschland also nicht unter eben so günstigen Umständen geleistet, wie England sie seit Jahrhunder- ten ungestört genossen? Einwohner. Sprache. Religion. Die 35millionen, welche Deutschland bewohnen, theilen sich vorzüglich in 2 Hauptvölkerstämme: die Deutschen, oder die ger- manischen Stämme, wozu über 29 Millionen gehören, und die Slaven an 6 Mill. stark. Diese letzteren machen den größten Theil der Bevölkerung an den östlichen Gränzen Deutschlands und an der Ostsee aus, und ihre verschiedenen Stämme heißen, inpommern: Kaffuben und Wenden; in Schlesien, der Lausitz und Sachsen: Wenden und Sorben; in Böhmen: Czechen; in Mähren und Schlesien: Slowaken; im Oestreichischen: Winden, Tscheschen, Kroaten u. s. w. Sie reden verschiedene Dialecte der nemlichen Sprache, welche wiederum auf das genaueste verwandt ist mit den Sprachen andrer slavischen Völker, als der Polen und Russen. Jedoch gewinnt die deutsche Sprache in den von Slaven bewohnten Gegenden immer mehr das Uebergewicht. Außerdem leben noch in Deutschland 3 bis 500,000 Juden zerstreut, welche zum Theil ein aus dem Hebräischen und Deutschen widerlich gemischtes Juden- deutsch unter sich reden. Im südlichen Tyrol und in dem König- reich Jllyrien ist ein Theil des Volks italiänischen Stammes. Die deutsche Sprache, nebst der slavischen die einzige ungemischte Ur- sprache, welche vor allen europäischen Sprachen den Vorzug einer geschichtlich erwiesenen, mehr als 1000,ahrigen eigenthümlichen Entwickelung genießt, ist in ihrer ältesten Wurzel unstreitig mir der schwedischen und dänischen Sprache verschwistert. Sie hat, durch die Eroberung der germanischen Stämme zur Zeit der Völker- wanderung, der jetzigen englischen Sprache ein Hauptelement ihrer Bildung mitgetheilt und selbst den mehr dem Latein ungehörigen romanischen Sprachen, als dem Französischen, dem Italiänischen, Spanischen und Portugiesischen, eine Spur ihres Gepräges aufge- drückt. An Wohllaut und Milde mag sie leicht jenen romanischen Spra-

4. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 17

1833 - Halle : Schwetschke
17 Vii. Deutschland. Sprachen weichen, aber einzig steht sie da in der neuern Zeit an Reichthum, Kraft und Fülle des Ausdrucks, lebendiger Bildsam- keit und an geistiger Tiefe: wie die Deutschen ohne allen Vergleich über alle Völker der neuern Welt in tiefer, gründlicher wissen- schaftlicher Bildung hervorragen, so ist auch ihre Sprache die ein- zige, welche mit gleichem Glück der tiefsten Spekulation, der innig- sten Frömmigkeit und der höchsten Poesie den gediegenen Ausdruck leiht. Bildsam und reich wie keine, vermag sie jede Eigenthüm- lichkeit der romanischen Sprachen, ja selbst, was diesen ganz ab- geht, den Rhythmus und das Sylbcnmaaß der alten Sprachen wenigstens annährend auszudrücken und nachzuahmen; aber die ächtesten und tiefsten Geisteswerke der Deutschen vermag keine ro- manische Sprache anders als in einer wässerigen Umschreibung zu übertragen. Innerhalb Deutschlands wird die deutsche Sprache in 2 Hauptmundarten geredet, im Norden die nieder- oder platt- deutsche, welche am meisten mit dem Holländischen und Englischen verwandt ist; im Süden die oberdeutsche, welche wieder in ver- schiedene Dialecte, als den östreichischen, baierschen, fränkischen, schwäbischen und schweizerischen zerfällt. Ueber beiden, doch dem Oberdeutschen näher stehend, waltet das sogenannte Hochdeutsch, die allgemeine Sprache allergebildetcn, die allgemeine Gelehrten - und Vüchersprache und als solche das eigentliche Deutsch. Im strengsten Sinne kann man aber nicht sagen, daß diese irgendwo Volkssprache sey, so wenig als das reine, edle Italiänisch irgend- wo vom Volke gesprochen wird. In Hinsicht auf Religion ist im Süden der Katholizismus, im , Norden der Protestantismus vorwaltend, so daß etwa 10 Millio- nen Katholiken, und über 15 Millionen Protestanten in Deutsch- landwohnen, wozu noch einige kleinere, dem Protestantismus un- gehörige Parteien, als Herrenhuter, Mennoniten und O.uäker, kommen. Der durch die Zei§ längst schon abgestumpfte Unterschied der Lutheraner, deren es etwa 13 Millionen, und derreformirten, deren man an 3 Millionen zählte, ist in den meisten deutschen Län- dern seit mehreren Jahren auch factisch aufgehoben und beide Par- teien haben sich beinahe überall zu Einer evangelischen Kirche vereinigt. Auch giebt es in den östreichischen Staaten griechische Christen. Nach den allgemein von allen deutschen Staaten aner- kannten Gesetzen sollen alle christliche Parteien nicht allein Dul- dung, sondern gleiche Freiheiten genießen, was indeß hin und wie- der noch gehässige Ausnahmen leidet. Münzen. Maaße. Bei der Zerstückelung Deutschlands in so viele unabhängige Staaten ist bis jetzt an eine Uebereinstimmung der Münzen, Maaße und Gewichte noch nicht ernstlich gedacht worden, und es herrschen Blanc Handb. Ii. L. Aust. 3

5. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 18

1833 - Halle : Schwetschke
18 A. Europa. also hierüber sehr verschiedene Systeme. Was die Münzen be- trifft, so kann man drei vorzügliche Ausmünzungssysteme anneh- men. 1) Der hannoversche Münzfuß, wo die feine Mark Silber (16 Loth) zu 101/2 Thaler, oder zu 15 Fl. (Gulden) 45 Kreuzer ausgeprägt wird. 2) Der sogenannte Conventionsfuß, in Oest- reich, Sachsen und dem größten Theile von Deutschland herr- schend, wonach aus der feinen Mark 13'/2 Thaler, oder 20fs. (daher auch der 20 Guldenfuß genannt) geprägt werden. Der 24 Guldenfuß, wonach man in den Rheingegenden rechnet, ist kein besonderer Münzfuß, sondern besteht nur darin, daß man dort die 20 Kreuzerstücke für 24 Kreuzer rechnet. 3) Der preußische Fuß, wonach die feine Mark zu 14 Thaler ausgeprägt wird. Außerdem herrscht aber noch in Deutschland eine so große Mannigfaltigkeit in dem innern Gehalte, im äußern Werthe und in der Abtheilung und Benennung dermünzen, daß es ganz unmöglich ist, und auch höchst zwecklos wäre, sie hier aufzuführen. — Noch viel größer ist die Mannigfaltigkeit des Gemäßes und Gewichts in Deutsch- land, wo beinahe jede irgend bedeutende Stadt ihr eignes Sy- stem hat. Das einzige allgemein anerkannte Längenmaaß, die deut- sche oder geographische Meile, wovon 15 auf einen Grad des Ae- quators gehen, dient nur zur gelehrten Berechnung und gilt für das gemeine Leben in keinem einzigen deutschen Lande. Verfassung. Nach dem zu Wien, am 8. Juny 1815, geschlossenen Ver- trage bilden die 34 souverainen Fürsten und 4 freien Städte Deutschlands einen Staatenbund, verdeutsche Bund genannt, dessen Mitglieder zu gegenseitiger Vertheidigung und Erhaltung der Unabhängigkeit und des Besitzstandes eines jeden Mitgliedes sich verpflichtet haben. Jedem Staate bleibt das Recht, seine in- neren Angelegenheiten nach eignem Ermessen zu ordnen, auch Bündnisse mit auswärtigen Mächten zu schließen, doch nur inso- fern dadurch die Sicherheit des ganzen Bundes oder eines einzel- nen Bundesstaates nicht gefährdet wird. Jeder Bundesstaat soll eine landständische Verfassung erhalten, wie dies auch in Vaiern, Würtemberg, Hannover, Sachsen, Baden, Weimar, Nassau u. a. schon wirklich der Fall ist. Zu diesem Bunde gehören alle souveraine Fürsten und freie Städte Deutschlands, von Oestreich und Preußen diejenigen Provinzen, welche von diesen Mächten für deutsche sind anerkannt worden, endlich der König der Niederlande als Besitzer von Luxemburg, und der König von Dänemark als Besitzer von Holstein. Zur Besorgung allgemeiner Angelegenhei- ten bilden die Abgeordneten aller dieser Staaten eine Bundesver- sammlung, der Bundestag genannt, welche ihren Sitz zu

6. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 20

1833 - Halle : Schwetschke
20 A. Europa. die geistigen Vorzüge überwogen, worin Deutschland einzig in der Welt dasteht. Wäre nur das Eine, daß die Reformation, jene geistige Wiedergeburt Europa's, welche ihre Lichtstrahlen über den ganzen Welttheil verbreitet und überall wahre Wissenschaftlichkeit und bürgerliche Freiheit auch da hervorgerufen hat, wo man sie verkannte; welche das einzige, wahre, unüberwindliche Bollwerk bildet gegen jede Wiederkehr der Barbarei und des Despotismus; wäre auch nur dies Eine, daß die Reformation deutschen Ur- sprungs und im Grunde auch nur in Deutschland lebendig heimisch geblieben ist, während sie in manchen andern protestantischen Län- dern in einem starren Schlafe zu liegen scheint: so würde schon dies Eine hinreichen, die geistige Ueberlegenheit Deutschlands siegreich zu behaupten. Aber auch außerdem dürfen wir nicht vergessen, daß die zwei Erfindungen, welche die eine in geistiger, die andre in bürgerlicher Hinsicht die größte Umwandlung in der Welt hervor- gebracht, die Erfindung der Vuchdruckerkunft und des Schießpul- vers, Deutschland angehören. Wir dürfen rühmen, daß den Deutschen die tiefsinnige Erfindung jener einzig der alten entgegen zu setzenden Baukunst, welche gewöhnlich, aber einseitig, die go- thische genannt wird, zukommt. Wir dürfen die deutsche Maler- schule, wenn auch nicht der italiänischen, doch der niederländischen, wenigstens an die Seite stellen, und auch die Kunst des Kupferstichs ist eine deutsche Erfindung. In der Musik dürfen nur die älteren Iraliäner sich mit den Deutschen messen. Wir, die wir die Gei- steswerke andrer europäischen Völker nicht allein kennen, sondern oft sie gründlicher würdigen als das Volk, dem sie angehören, dür- fen uns in vieler Hinsicht des Vergleichs mit den gerühmtesten Wer- ken fremder Dichtkunst nicht schämen, und die gründliche Gelehr- samkeit, der unermüdete Fleiß, die unbefangene geistvolle For- schung deutscher gelehrter Werke wird selbst von den wenigen aus- ländischen Gelehrten, welche im Stande sind sie zu benutzen, an- erkannt. Einzig steht Deutschland da in der Tiefe der philosophi- schen Speculation, wovon andre Völker kaum eine Ahndung ha- den, und zu gleicher Zeit giebt es kein Land in der Welt, wo die Schulen sowohl für die höchste Bildung als für den Volksunter- richt so zahlreich, und im Ganzen so zweckmäßig eingerichtet wä- ren, als in Deutschland; kein Land, wo mannigfaltige Kenntnisse und Bildung so allgemein verbreitet wären. Abermals einzig steht Deutschland, und verdankt diesen Vorzug abermals der Reforma- tion, in dem Reichthum und der Innigkeit kirchlicher Lieder; in der Tiefe und dem wahrhaft christlichen Geiste sowohl der theologi- schen Forschungen als der Kanzelberedtsamkeit, wenn auch die glänzendere, aber meist oberflächliche und dürftige Beredtsamkeit der französischen Kanzelredner von Unkundigen mehr bewundert wird. Und wenn nuil Deutschland trotz seiner weniger günstigen geographischen Lage, trotz seiner Zersplitterung und der beinahe un-

7. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 21

1833 - Halle : Schwetschke
21 Vii. Deutschland. aufhörlicben Kriege, wovon es der Schauplatz gewesen ist, doch auch au Wohlstand und allgemein verbreiteter Betriebsamkeit, nur den begünstigtem Ländern Europa's um weniges nachsteht; so wird man ohne Unbilligkeit dem Deutschen den Ruhm geistiger und bür- gerlicher Thätigkeit nicht absprechen können. — Nur in einer ein- zigen Hinsicht stehen wir gegen einige andere Völker zurück, in po- litischer Abgeschlossenheit nemlich und lebendigem Nationalgefühl: die einzige traurige aber freilich auch höchst wichtige, Folge der Zer- splitterung Deutschlands in so viele Staaten von ungleicher Größe, woraus von jeher gegenseitiger Neid, Abneigung stammverwandter Völker, verderbliches Anschließen einzelner an fremde Machte und Schwächung des Ganzen hervorgegangen sind. So nimmt denn freilich Deutschland unter den Mächten Europa's bei weitem den Rang nicht ein, welcher ihm nach seiner Lage und Größe, nach der Zahl und dem Charakter seiner Bewohner eigentlich gebührte. Einzelne deutsche Staaten können in Europa geachtet und gefürch- tet werden, Deutschlands ganze Riesenkraft aber wird wohl immer durch die Eifersucht und den Neid der einzelnen Staaten unter ein- ander gelähmt werden, und das Einzige, was uns darüber tröstet, ist, daß eben dadurch Deutschland auf immer vor jener einseitigen und starren Nationalbildung andrer Völker bewahrt bleiben wird, und daß bei uns Wissenschaft und Bildung immerdar, wie jetzt, von vielen Punkten aus sich gleichförmig über das ganze Volk verbreiten, niemals aber, wie in vielen andern Läitdern, das ausschließliche Eigenthum einer alles verschlingenden Hauptstadt werden können. Geschichte und Litteratur. Sehr verschieden von dem heutigen Deutschland an Klima, Bevölkerung, Anbau und Beschaffenheit der Einwohner, war das Land, welches die Römer unter dem Namen Germanien kannten. Der Rhein, die Alpen, die Nord- und Ostsee waren die Grän- zen; gegen Osten waten sie unbestimmt, oder den Römern wenig- stens unbekannt. Ungeheure, meist wohl zusammenhängende Wäl- der, wovon unser Schwarzwald, Spessart, Thüringer Wald und Harz noch die schwachen Ueberbleibsel sind, bedeckten das Land; die noch ungebändjgten Flüsse und Bäche mochten wohl große Strecken in Sumpf verwandelt haben, und beides zusammenge- nommen gab Deutschland ein ungleich rauheres Klima, als das heutige ist. Die Römer reden davon, so wie wir etwa von dem mittlern Rußland sprechen; doch mögen die ebneren und daher leichter anzubauenden nördlichen Gegenden vielleicht kaum kalter gewesen seyn, als sie es jetzt sind. Der Anbau war sehr unvoll- kommen und beschränkte sich auf einige Getreidearten; Obstzucht war unbekannt; Viehzucht und Jagd wohl die Hauptbeschäftigun-

8. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 24

1833 - Halle : Schwetschke
24 A. Europa. und Beute geneigt), die Abstufung der Ritter und Knappen und manche andre Eigenthümlichkeit des neuern Europa. Kunstlos und dech zweckmäßig war die Anordnung im Gefecht; das Gefolge umgab seinen Führer; familien- und stammweise vereinigt focht das Volk, doch so, daß meist einer zu Pferde von mehreren zu Fuß begleitet war; eine Einrichtung, die selbst Casar zweckmäßig fand und nachahmte. Die Weiber begleiteten oft das Heer, err munterten die Streitenden durch Zuruf, pflegten der Verwunde- ten und stellten mehr als ein Mal die halb verlorne Schlacht durch ihre Ermunterungen wieder her, oder wählten auch wohl freiwil- ligen Tod, um der Knechtschaft zu entgehen. — Bedenkt man nun noch, wie schuell und innig das Christenthum von den Deut- schen aufgenommen, wie schnell Bevölkerung, Wohlstand und selbst geistige Bildung in den von den Germanen eroberten Ländern emporblühten; wie Sprachen, Sitten, religiöse Ansichten, bür- gerliche und gesellige Verhältnisse, mit einem Worte, die ganze neue europäische Bildung, das deutliche Gepräge dessen tragen, wovon wir die Grundzüge in den von den Römern uns geschilder- ten Germanen wahrnehmen: so wird man diese schwerlich mit amerikanischen Wilden vergleichen, wenigstens ihre hohe Bildungs- fähigkeit und ihre geistige Kraft nicht verkennen. Dieses kräftige Volk war bestimmt, einst die alle Eigenthüm- lichkeit der Völker vernichtende Weltherrschaft der Römer zu zer- trümmern; und unfehlbar hätte es diesen, von einsichtsvollen Römern Jahrhunderte vorher geahndeten Beruf früher erfüllt, wenn es nicht in sich selbst uneins, in eine Menge kleiner, einan- der häufig selbst befehdender Volksstämme getheilt gewesen wäre. Erst später, als sie die Gewalt der römischen Waffen mehrere Male erfahren, lernten die Germanen sich theilweise zu gemein- samer Abwehr des Feindes verbinden, und aus solchen Eidgenos- senschaften deutscher Stämme, wie die der Sueven oder Schwa- den, der Kalten (Hessen), der Cherusker u. a., ist wahrscheinlich der Name Germanen, d. h. Wehrmannschaften, entstanden. — Was man gewöhnlich die große Völkerwanderung nennt und als ein rathfelhaftes sich vorwärts und übereinander Wälzen der Völ- ker betrachtet, ist im Grunde nichts anders, als das siegreiche Ende des Jahrhunderte lang fortgesetzten Kampfes der Deutschen gegen die Römer und ihres Bestrebens nach Ansiedelung in frem- den Ländern, bei Ueberfüllung des eignen Vaterlandes. So tre- ten zuerst, schon 100 I. v. Chr. Geb., die Cimbern und Teuto- nen, aus dem nördlichen Deutschland oder der dänischen Halb- insel, Ansiedelung, gegen treue Dienste im Kriege, begehrend auf, und unterliegen der überlegenen römischen Kriegskunst des Ma- rius, weil sie den Römern gerade in dem höchsten Punkte ihrer kriegerischen Macht begegneten. So brechen die Helvetier aus ihrem Lande hervor und werden von Cäsar nach großem Verluste

9. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 25

1833 - Halle : Schwetschke
25 Vii. Deutschland. zurückgewiesen und auch Ariovift (Ehrenveft?), ein Oberhaupt der Sueven, wird von Casar über den Rhein zurückgeworfen. Von nun an beginnt der beinahe ununterbrochene Kampf der Ger- manen mit den Römern, in welchem jene eine Zeitlang theilweise unterliegend, aber ihre Freiheit stets behauptend, endlich nach 4 Jahrhunderten den vollständigsten Sieg erringen. Cäsar hatte nur versuchsweise und ohne bleibenden Erfolg den Rhein, wahr- scheinlich in der Gegend von Neuwied, überschritten. Unter dem August hoffte man eine Zeitlang die Germanen zu unterjochen, wie es mir so manchen andern kriegerischen Völkern gelungen war. Drusus, der tapfere Stiefsohn Augusts, drang in 4 Feld- zügen, 12 — 9 Jahre v. Chr., bis an die Elbe, doch ohne blei- bende Eroberungen zu machen; sein Bruder Tiberius kämpfte nicht allein mit Glück, sondern es gelang ihm auch mehrere deutsche Völkerschaften zu gewinnen und als Hülfstruppcn in Sold zu neh, men. Schon glaubten die Römer das Land bis an die Weser das ihre nennen zu können, und der kurzsichtige Varus unternahm es sogar, römische Sitten und Gerichtsordnung einzuführen, als er mir 3 Legionen von den Deutschen, unter Hermanns (Armi- nius), eines Fürsten der Cherusker, Anführung, im Teutobur, ger Walde, beim heutigen Veldrom, unweit Paderborn, völlig vernichtet ward. Germaniens, der edle Sohn des Drusus, un- ternahm vergeblich 4 Feldzüge, um die Erschlagenen zu rächen; fruchtlose, unentschiedene Siege waren alles was er gewann, und kaum nur entging ein Theil seines Heeres dem Schicksal des Va- rus. Hermann aber, der mit Recht jetzt allgemein gefeierte Ret- ter der deutschen Freiheit, von seinen eignen Zeitgenossen wenig erkannt, von seinem Schwiegervater Segest, dem er die Tochter Thusnelda entführt hatte. Zeitlebens angefeindet, dessen eigner Bruder, unter dem Namen Flavius, im Römerheer diente, fiel durch Meuchelmord, als ein Opfer der kleinlichen Eifersucht sei- ner Verwandten und andrer Oberhäupter. Doch lebte, zu Taci- tus Zeiten, sein Andenken in den Liedern, die das Volk zu seiner Ehre sang. Von der Zeit an ward es Grundsatz der Römer, sich auf den Besitz des Rhein - und Donauufers zu beschränken, und lange genug gelang es ihnen, diese wohlbefestigten Gränzen un- ter harten Kämpfen zu behaupten. Siegreich führte noch Trajan den Krieg im heutigen Ungarn und überschritt die Donau, aber nur mit der äußersten Anstrengung gelang es dem Marc Aurel, 166 — 180 n. Chr., die Angriffe der Quaden und Markomannen, im heutigen Oestreich, Böhmen und Mähren, zurückzuhalten. Immer sichtbarer ward nun der Verfall und die Erschöpfung dev Römer, schwach nur vermögen sie noch dem Andringen der Ger- manen zu widerstehen; schon hatten verschiedene deutsche Stämme Ansiedelung im Süden der Donau erhalten; schon bestanden die Heere der Römer größtenthcils aus angeworbenen oder ihnen vers

10. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 26

1833 - Halle : Schwetschke
26 A. Europa. bündeten Barbaren; schon sehen wir Deutsche an der Spitze rö- mischer Heere, im Senat, in der Nähe des Throns, als endlich im Anfange des 5ten Jahrhunderts das längst schon nur noch dem Namen nach vorhandene römische Reich eine leichte Beute der Germanen ward, welche von allen Seiten in die erschöpften, ver- ödeten Provinzen eindrangen und zum Theil von den unglücklichen römischen Unterthanen mit Freuden aufgenommen wurden. Man kann zur leichtern Uebersicht 4 Haupteinbrüche germanischer Völ- ker unterscheiden. Von Osten her drangen aus dem heutigen Un- garn die verschiedenen gothischen Völkerschaften erst in Griechen- land und dann in Italien ein, wo, nachdem Rom schon einige- mal von ihnen erobert, Odoacer, Anführer der Herulerund Ru- gier, dem römischen Reiche 476 ein Ende machte. Sie waren un- streitig die mildesten aller Germanen und durch das Christenthum den Römern näher verwandt; ihr Reich aber war nur von kur- zer Dauer, sie unterlagen den Longobarden, wie diese später den Franken. Ein zweiter Zug, aus einem Theile der Gothen, West- gothen, den Sueven, Vandalen und Alanen bestehend, drang über den Rhein und eroberte Spanien, später auch für einige Zeit die Nordküste von Afrika. Die Burgunder, welche die nemliche Richtung nahmen und ebenfalls zu den edelsten germanischen Stämmen gehörten, ließen sich an der Rhone und im südlichen Frankreich nieder, bis auch sie den Franken unterlagen. Die fränkischen Stämme, die zu den weniger gebildeten gehörten, drangen anfänglich nur über den nördlichen Rhein und eroberten die jetzigen Niederlande, später ward ihr Reich das ausgedehnteste von allen. Von den nördlichsten und wahrscheinlich ungebildetsten aller germanischen Völker gingen die Sachsen und Angeln (Angel- sachsen) nach Britannien über und eroberten den größten Theil des heutigen England. Zu gleicher Zeit finden wir im äußersten Nord- osten von Deutschland slavische'völker, unter dem allgemeinen Namen der Wenden bekannt, von welchen es ungewiß bleibt, ob sie schon längst dort unter Germanen gemischt Wohnsitze gehabt, oder ob sie in die nun minder bevölkerten Gegenden friedlich oder als Sieger eingerückt. Verworrener und zerstörender wurde die Völkerwanderung durch das Hinzukommen eines jener seltnen Menschen, welche das innere Asien zu Zeiten hervorgebracht, des Attila (deutsch Etzel), welcher an der Spitze der Hunnen seine un- ermeßlichen Streifzüge aus der großen Tatarei bis in die Gegend der Marne und an die Thore von Rom ausbreitete. Viele deutsche Stämme waren von ihm unterjocht oder mit ihm verbün- det, und andre Deutsche waren es, Franken und Westgothen, welche in den Ebenen von Chalons sur Marne seinen alles ver- wüstenden Zügen ein Ziel setzten. Er wendete sich hierauf nach Italien und starb glücklicherweise im folgenden Jahre 4&¿.
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