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Luft einathmen, wodurch sie leichter und dess-
halb zum Fliegen geschickter werden. Auch sie
theilt man wieder in besondere und gewöhn-
lich in folgende Arten ein: a) In Raubvögel.
Diese Vögel haben alle unterwärts gebogene, scharfe
Schnäbel, kurze, meistentheils befiederte Füsse mit
scharfen Krallen, grosse Flügel, und leben von
frischem Fleische oder Aas. Einige von ihnen flie-
gen nur bei Tage, andere bei Tag und Nacht,
und noch andere, z. B. die Eulen nur des Nachts
auf Raub aus. Solche Raubvögel sind z. B. die
Geier, die Falken, zu welchen die mächtigen Ad-
ler gehören, die Eulen, Würger u. a. m. 6)
In hühnerartige Vögel (Hausvögel). Diese
haben meistentheils einen gewölbten Schnabel und
leben von Sämereien und Würmern. Man rechnet
zu ihnen unsere bekannten Hausbühner; ferner die
Wald- und Feld- oder Rebhühner, die schönen
Fasanen, die Auer - und Birkhühner, die Trut-
hühner, Trappen u. s. w. c) In Sperlings ar-
tige Vögel (Singvögel). Auch zu dieser Art
Vögel gehören eine Menge verschiedener Gattun-
gen. Sie haben meistens einen kegelförmigen
Schnabel, bauen künstliche Nester, fressen Gesä-
me und Würmer und ergötzen uns in der Natur
durch ihren schönen Gesang. Zu ihnen rechnen
wir die Nachtigallen, Lerchen, Staare, Drosseln,
Finken, Stieglitze, Hänflinge, Zeisige, Kanarien-
vögel und andere, d) In spechtartige Vögel,
Diese haben meistentheils ein sehr schönes buntes
Gefieder, einen geraden, eckigen, sehr scharfen
Schnabel zum Aufhacken der Baumrinden und an-
derer harter Gegenstände, kurze, mit scharfen
Krallen versehene Füsse zum Anhalten an den
Baumstämmen, und sehr starke und steife Schwanz-
federn, womit sie sich beim Klettern anstemmen
und festhalten. Ihre Stimme ist kreischend und
dem menschlichen Ohre unangenehm. Dieser Ar-
ten von Vögeln giebt es sehr viele; man zählt ih-
rer an 600, von denen wir uns nur einige merken
wollen, als: die eigentlichen Spechte, bei denen
wir zugleich die vielen von einander höchst ver-
22
schiedenen grossen und kleinen prächtigen Papa-
geien anführen; sodann die herrlichen Eis-
vögel, den Wendehals, den Kukuk, die Raben,
Krähen, Dohlen, Elstern, die Pfingsivögel oder
Pirolen und alle die kleinen, freilich nicht bei uns
lebenden, prachtvoll glänzenden Colibri’s oder Ho-
nigsauger, von welchen eine Gattung nicht grösser
als ein Maikäfer ist, und deren Eierchen wie Erb-
sen sind.
Der Nutzen, welchen die Vogel uns Menschen
bringen, ist zwar nicht so gross, als der der Saü-
gethiere, aber doch immer noch gross genug, um
uns mit Dank gegen Gott, unsern Vater, zu er-
füllen, Viele, besonders die Staare, vertilgen un-
zählige schädliche Insecten; andere verzehren Feld-
maüse, Schlangen, Frösche und Eidechsen und
steuern so der unmässigen Vermehrung der kleinen
Saiigethiere, Noch andere, z. B. die Geier und
Raben, fressen das Aas und vermindern so den-*
unleidlichen Gestank und die für Menschen und
1hiere so schädliche Ausdünstung desselben. Wie-
der andere vernichten nicht nur viel Unkraut auf
unsern Feldern, sondern verpflanzen auch nicht
selten den Samen nützlicher Gewächse aus einer
Gegend in die andere. Und wie viele dienen uns
durch ihr wohlschmeckendes Fleisch und ihre Eier
zu gesunder Nahrung, und werden uns auch ausser-
dem so ausserordentlich nützlich durch ihre Federn,
während die Singvögel, wie schon gedacht, uns
durch ihren lieblichen Gesang ergötzen! — Wie
übel wären wir auch daran, wenn wir keine Fe-
dern zum Schreiben und im Winter keine wärmen-
den Federbetten hätten? Auch sind ja die kostba-
ren Federn vieler Vögel, z. B. des Strausses und
des Reihers, womit sich die Vornehmen und Rei-
chen aller Länder schmücken, für viele Völker
ein gar bedeutender Handelsartikel. Ja selbst der
Dünger vieler Vögel verdient Beachtung; denn
manche kleine Insel oder Seeklippe würde ohne
denselben ganz unfruchtbar sein.
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lang wird. Sie umschlingt den stärksten Tiger, bricht
ihm alle Nippen im Leibe zusammen und verschlingt
ihn alsdann mit Haut und Haar.
Der Nutzen, den uns die Amphibien gewahren,
ist allerdings gegen andere Thiere gering, obgleich in
manchen Gegenden wieder beträchtlich. Hauptsächlich
nützen sie uns dadurch, daß sie meist von andern
schädlichen und lästigen Thieren leben. Viele Schlan-
gen indeß, besonders auch die Schildkröten und deren
Eier, dienen den Menschen auch zu nahrhafter und
wohlschmeckender Speise. Auch verfertiget man aus
den hornartigen Schuppen der oft stcinharten Schildkrö-
tendecken Kämme und viele andere nützliche Dinge,
und die Wilden bedienen sich jener gewölbten Decken
anstatt der Tröge und Mulden. Und nützten uns auch
wirklich die Amphibien gar Nichts: so dürfen wir doch
nicht vergessen:
Die Welt gehört uns Menschen nicht allein;
Auch Thiere sollen sich der Güte Gottes sreün.
Vierte Claffe. Die Fische
können nur im Wasser leben, haben, wie die Amphi-
bien, rothes, kaltes Blut, und athmen nicht, wie alle
früher erwähnten Thierclaffen, durch Lungen, sondern
durch sogenannte Kiemen, die an beiden Seiten des
Kopfes liegen, auö feinen Blättern bestehen und eine
Art Kamm bilden, der an kleinen Knöchelchen befesti-
get ist. Auch sie legen, mit Ausnahme weniger, z. B.
des Aals, des Haifisches, des Nadelfischeö und eini-
ger anderer, die lebendige Junge gebären, Eier, brü-
ten sie aber eben so wenig, wie die Amphibien, selbst
aus. In keiner Thierclasse findet man seltsamer ge-
staltete Thiere, als unter den Fischen. Da giebt es
welche, die wie ein Hammer aussehen; andere sind
kugelrund; wieder andere haben die Augen oben auf
dem Kopfe, wie der Sternseher; noch andere haben ein
langes und glattes Schwert und wieder andere eine
scharfe Knochensäge am Kopfe, wovor sich sogar der
ungeheüre Haifisch, der eine Lange von 40 Fuß er-
reicht, fürchten muß. Ja, es giebt einige Arten von
Fischen, die mit Hilfe ihrer langen Brustflossen sich
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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25
über das Wasser erheben und 50—60 Schritt weit
fliegen. Und wie viele Millionen fischarttge Thiere
mögen noch in dem unermeßlichen Ozean sich aufhal-
ten, die der Mensch wohl nie alle kennen lernen wird,
da es unmöglich ist, die Tiefen des Weltmeeres ganz
zu ergründen!
Eingetheilt werden die Fische im Allgemeinen in
sogenannte Knorpelfische, die keine eigentlichen
Graten, sondern anstatt derselben bloê Knorpel haben,
und in eigentliche Gräten fische. Alle anderen Ein-
theilungen, deren es noch sehr viele giebt, müssen wir
hier übergehen.
Der Nutzen der Fische ist ziemlich einfach; denn
sie dienen uns meistens nur zur Speise. Die belieb-
testen eßbaren Fische sind: der Karpfen, die Forelle,
der Aal, der Hecht, die Barbe, der Weißfisch, die
Schmerle, der Stockfisch und Hering, sowie die Sar-
delle und Bricke. Viele Völker, vorzüglich in nördli-
chen Ländern, würden gar nicht ohne Fische bestehen
können, indem dieselben fast ihre einzige Nahrung aus-
machen, -während wieder 100,000 von Menschen der
Herings-, Sardellen-, Stockfisch- und Lachsfang ei-
nen reichlichen Verdienst gewährt. Endlich ist auch des
Handels zu gedenken, der init dem Fischthrane, der
-Hausenblase, dem Caviar, dem Chagrin und anderm
Fischleder getrieben wird.
Fünfte Classe. Die Jnftcten,
auch Kerb thiere genannt, weil bei den meisten, wie
z. B. bei den Bienen, Wespen, Schmetterlingen u.
a. die verschiedenen Theile ihres Körpers durch Ein-
schnitte von einander getrennt sind. Sie haben statt
» des Blutes eine weißliche, kalte Feüchtigkeit, und sind
meistentherls am Kopfe mit gegliederten Fühlhörnern
versehen. Sie athmen nicht durch Lungen, sondern
hauptsächlich durch kleine Öffnungen, die sich an den
Seiten ihres Körpers befinden, und haben wenigstens
sechs Beine; manche aber auch über hundert. Beson-
ders merkwürdig ist bei diesen Thieren, daß sehr viele
derselben sich in ihrem Leben einmal, oder wohl auch
mehrere Male gänzlich verwandeln müssen, ehe sie ihre
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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30
Wie es aber zugeht, daß die Pflanzen wachsen
und gedeihen, das ist uns ein eben so großes Rathsel,
als das Wachsthum der Thiere und Menschen. Wel-
cher Sterbliche kann die Wunder der Natur ergründen
und begreifen? Monden lang schläft das kleine Sa-
menkorn unter Schnee und Eis; Niemand pfleget sein;
und doch keimt es zur bestimmten und rechten Zeit,
und wächst kräftig aus der Erde empor, oft zum größ-
ten Baume. Jedes Samenkorn bestehet aus einem
mehlartigen Kern, der von einer festen Schale geschützt
wird. An ihm bemerkt man, wenn man es genauer
betrachtet, einen kleinen erhabenen Punkt; er ist das
Herzchen und der wirkliche Keim der künftigen Pflanze.
Kommt der Frühling mit seinen wärmeren Sonnen-
strahlen: dann regt sich dieser Keim, gewinnt Leben,
schwillt auf, zersprengt die ihn umgebende Schale,
senkt seine Spitzen in den Erdboden und sucht sich selbst
seine Nahrung. Aus dieser Spitze treibt er kleine Fa-
sern hervor, die gar bald zur Wurzel werden. Wer
lehrt dieß dem Keime? Mag man das Körnlein ver-
kehrt oder gerade in oder auf die Erde legen, es wird
sich doch zu seiner Zeit ganz von selbst so drehen und
richten, wie es liegen muß, wenn es Wurzeln und
seinen Halm oder Stamm treiben soll. Wer kann das
begreifen? — Müssen wir nicht erkennen, daß sich
Gottes Sorge auch auf daö kleinste Samenkorn er-
streckt? — Und wie mannigfaltig sind diese Wurzeln
bei allen den verschiedenen Pflanzen l Da giebt es
einige, die mit festem Pfahle in gerader Richtung
in die Erde bohren, um dem künftigen Stamm eines
riesenhaften Baumes vor der Macht der Stürme Hal-
tung zu verschaffen. Nichts widerstehet der Gewalt
dieser Wurzel; Mauern und Felsen müssen vor ihnen
weichen. Andere dehnen sich mit vielen Ästchen und
feinen Fasern mehr in die Breite aus, ohne tief in
die Erde zu dringen. Einige sind hohl und röhrenar-
tig, andere schuppig, haarig, holzig, oder fleischig.
Und wie verschiedenartig sind die Gewächse, die von
diesen Wurzeln gehalten werden und aus den zarten
Pflänzchen sich entwickeln! Einige werden zu Schwäm-
men, die über Nacht an schattigen und feuchten Or-
ten wachsen; zu Moosen an dürren Felsen und Steinen;
32
O, wunderschön ist die Natur! Voll Pracht sind mei«
nes .Gottes Werke! Mein Geist erstaunet, wenn ich nur
den kleinsten Theil davon bemerke!
Nutzen der Pflanzen.
Von keiner Pflanze können wir sagen, daß sie
nur schädlich, oder ganz unnütz sei. Jede hat ihre
Bestimmung, und diejenigen, die um Menschen schäd-
lich, ja vielleicht tödlich werden können, dienen den-
noch tausend andern lebendigen Geschöpfen zur Nah-
rung. Ohne das Pflanzenrelch müßten Menschen und
Thiere vergehen. Aus ihm erhalten wir nicht nur alle
unsere Getreide-, Gemüse- und Obstarten, sondern
auch fast alle Nahrung für unser Vieh. Aus dem
Pflanzenreiche gewinnen wir den Wein, das Bier,
die Chocolade, den Thee und andere gute Getränke,
die meisten Arten köstliche Gewürze, Zucker, Ho-
nig und Wachs, die meisten Arzneimittel, alle Bau-,
Brenn- und Nutzhölzer, Flachs, Hanf und Baum-
wolle, eine Menge Farben, Lohe, Lauge, Potasche;
alle Arten Harze und Gummi, als: Pech, Colopho-
nium, Terpentin, Mastix, Storax, Weihrauch, Kam-
pher, Opium, Gummi arabicum und elasticum, und
tausend andere nützliche Dinge. Und welchen uner-
meßlichen Nutzen stiften die Pflanzen, indem sie Mil-
lionen Thieren, ohne die wir gar nicht leben könnten,
zur Nahrung dienen; außerdem eine Menge uns schäd-
licher Dünste einziehen und dafür die für Menschen
und Thiere so höchst nothwendige und gesunde Lebens-
lust (das sogenannte Sauerstoffgas) wieder ausath-
men! Ohne diese Luft, welche auch deßhalb Feüerluft
heißt, würden wir auch Nichts zum Brennen bringen;
und wie unendlich unglücklich würden wir sein, wenn
wir kein Feuer hätten! — Höchst weise und gütig hat
Gott auch alle diese verschiedenen Pflanzen auf der
großen Erde vertheilt. Jeder Himmelsstrich bringt die
Pflanzen hervor, die gerade für dessen Bewohner am
zweckmäßigsten sind. Daher finden wir in den heiße-
sten Ländern die saftigsten und gewürzhaftesten Früch-
te, die die meiste Labung verschaffen, z. B. Citronen,
Orangen, Melonen, Datteln, Ananas, Feigen, Oli-
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
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Stamm und die Blätter nur Einen Körper ausma-
chen. Sie bestehen entweder aus Fäden, oder aus ei-
nem haütigen, oder blättrigen, oder gallertartigen
Wesen. Zu gewissen Zeiten zeigen sich an ihnen Bla-
sen, Knöpfchen, Schilder, oder becherartige Vertie-
fungen, wodurch höchst wahrscheinlich ihre Fortpflan-
zung bewirkt wird. In kalten Ländern sind sie am
haüfigsten. Wenn sie auch nicht selten den Baumen
schaden, indem sie diese oft fest umschlingen und sogar
ersticken: so dienen sie doch auch wieder, wie die Moose,
zur Befruchtung der Erde. Einige von ihnen, beson-
ders diejenigen, welche man Flechten nennt, sind auch
für Menschen und Thiere sehr nützlich, indem sie nicht
nur als Nahrungsmittel, sondern auch als Medicin
benutzt werden. Dahin gehören z. B. die isländische
und die Nennthierflechre, die in Island und an-
dern Gegenden des hohen Nordens den so höchst nütz-
lichen Nennthieren und den dortigen Bewohnern, die
sogar Brod aus ihnen backen, zur Nahrung dienen,,
auch bei uns, unter dem Namen des isländischen Moo-
ses, als Mittel gegen Lungenkrankheicen gebraucht wer-
den- Ferner sind zu erwähnen: die Stein flechte
und besonders die Orseille, aus welcher eine sehr
schöne rothe und blaue Farbe gewonnen wird. Von
weniger Nutzbarkeit sind
o) die F arrenkraüter, die keinen eigentlichen
Stamm oder Stengel haben, sondern ihren großen
Blattstiel mit vielen regelmäßig an diesem sitzenden,
schön gezackten Blättchen, unmittelbar aus der oft sehr
dicken und holzigen Wurzel hervortreiben. Man findet
sie am häufigsten an feuchrwaldigen und feüchtsteinigen
Örtern. An den Unterflachen ihrer Blätter sitzt ge-
wöhnlich der Same in Form kleiner Körner. Unter
ihnen wird besonders der Schachtelhalm wegen sei-
ner scharfen, viereckigen und gestreiften Blätter von
Tischlern und Drechslern zum Poliren und das soge-
nannte Frauenhaar in den Apotheken gebraucht;
auch bereitet man aus der Asche dieser Krauter ein gu-
tes Laugensalz. Endlich rechnet man hierher noch
c!) die Schwämme und Pilze, die sich über-
all, an Balken, Baumstämmen und Mauern, auf
mageren Sandftrecken und trockenen Anhöhen, ganz
37
Kleidung' und noch andere bloss zum Vergnügen
und zur Zierde der Natur.
Von der grossen Menge der Krauter, deren
Wurzeln, Strünke, oder Blatter nicht allein un-
zählige Thiere, sondern vorzüglich auch wir Men-
schen gemessen, wollen wir hier nur einige be-
merken: 1) Die Rüben, unter welchen besonders
wohlschmeckend sind: die gelben (Mohrrüben),
die weissen, besonders die sogenannten märki-
schen, die rothen, die Kohlrüben, die Run-
kelrüben, die sehr viel Zuckerstolf enthalten,
und aus denen man daher auch Zucker zu berei-
ten angefangen hat. 2) Die Petersilie und der
Kerbel, wovon sowohl die Wurzeln, als auch
die Blättchen in der Küche fast täglich benutzt
werden. 3) Der Sellerie, der auch als Salat
genossen wird ; diecichorie, deren Wurzeln man
bekanntlich wie Kaffee benutzt; die Retti ge und
Radischen, der Meerrettig und der Ingwer,
der freilich erst aus China geholt werden muss,
uns aber ein sehr schätzbares Gewürz ist. 4)
Die Kartoffeln, ohne welche, obgleich ihr
Kraut und besonders ihre grünen, traubenartigen
Früchte unter die giftigen Kraütec und Früchte zu
rechnen sind, jetzt viele, besonders die Gebirgsge-
genden Deutschlands und vieler anderer Länder
kaum noch würden bestehen können. Ein Englän-
der, Franz Drake, brachte sie zu Ende des
sechszehnten Jahrhunderts aus Brasilien mit nach
Eiiropa und wurde dadurch der Wohlthäter für
Millionen Menschen. 5) Alle Arten Zwiebeln,
unter welchen wir hier nur erwähnen : die ge-
wöhnliche Küchenzwiebel, den Schnitt-
und Knoblauch, die kleinen länglichen und röth-
lichen Schalotten und diè noch kleineren Perl-
zwiebeln, die allein der Küche und auch sonst
zu andern Zwecken gebraucht werden. 6) Alle
Arten Kohl und Kraut, der sehr bekannte
Spinat, Salat, die Rapünzchen, der Majo-
ran und Portulak. Vom Blumenkohl und
vom Hopfen gebraucht man vorzugsweise die
Blüthen. Ersterer dient als Gemüse und letzterer
39
•bessere Wolle liefert, bat 3 — 4 Fusshohe Stengel,
die sich oben in mehrere Ästchen theilen. An
diesen sitzen blassgelbe, auch weisse uiuppurpur-
rothe, glockenartige Buithen. Sind diese verblü-
het: so entstehen trockene Samenkapseln, die in-
wendig in vier Facher getheilt sind. In diesen lie-
gen geniessbare, eirunde Samenkörner, die in die
Baumwolle eingewickelt sind. Diese Kapseln er-
reichen nach und nach die Grösse eines massigen
Apfels, springen endlich auf und lassen nun die
Wolle hervorquellen, die nur von dem Samen
gereiniget zu werden braucht, um sogleich zur wei-
tern Verarbeitung geeignet zu sein.
Noch müssen wir aber auch einiger giftiger
Kraüter gedenken, die zwar im Allgemeinen
alle ihren Nutzen haben, uns aber doch, wenn
wir sie nicht kennen und unvorsichtig gemessen
wollten, sehr schädlich, ja sogar tödlich werden
könnten. Die gewöhnlichsten sind : 1) Derschier-
ling, welcher der Petersilie und dem Kerbel,
wenn er noch jung ist, ausserordentlich ähnlich
sieht. Es giebt drei verschiedene Arten von Schier-
ling: den Wasserschierling, der am häufigsten
am Wasser wächst, den gefleckten und den
kleinen Schierling, auch Hundspetersilie
genannt, welcher, obgleich nicht ganz so giftig,
als die beiden zuerst genannten Arten, doch dess-
halb am gefährlichsten ist, weil er gewöhnlich in
den Gärten mitten unter der Petersilie und dem
Kerbel zu finden ist. Er unterscheidet sich von
der Petersilie nur dadurch, dass sein Stiel unten
an der Wurzel ins Violette übergeht, und dass
seine etwas grossem Blättchen, mit den Fingern
gerieben, einen widrigen, knoblauchartigen Ge-
ruch von sich geben und auf der Rückseite glän-
zen. 2) Die schöne Kaiserkrone, die so haü-
hg als Zierde in unsern Garten gefunden wird
Besonders giftig sind ihre Wurzeln. 3) Die be-
kannte Herbstzeitlose, auch Wiesensafran ge-
nannt, die im Herbste gewöhnlich auf feiichten
Vviesen wächst. 4) Der rot he Fingerhut, der
häufig die Wälder ziert. 5) Die auf Feldern und
40
am Rande der Äcker zu findende Wolfsmilch.
6) Der Kellerhals oder Seidelbast. Er
wächst wild in den Wäldern; seine röthlichen Blu-
men sitzen ohne Stiel dicht am Stengel und bre-
chen schon im Marz auf, ehe noch die Pflanze ihre
lanzettförmigen, abwärts hängenden Blatter be-
kommt, Ihre erbsengrossen, erst grünen, dann
rothen oder gelben, zuletzt -schwarzen Beeren
sind tödlich. 7) Die Wolfskirsche oder Bel-
ladonna wächst in Wäldern als. grosser Busch
mit glockenförmigen Blumen. Ihre Beeren, die
wie kleine Kirschen anssehen, sind sehr giftig.
8) Das Bilsen- oder Tollkraut, das sich gern
auf Schutthaufen erzeugt, hat eine schmutzig-
blassgelbe, rothgeaderte Blume. Der sehr giftige
Same ist in verschlossenen Kapseln. Seine eben
so giftige Wurzel kann mit der Pastinakwurzel
leicht verwechselt werden. 9) Der Stechapfel,
der häufig an schattigen, unbebauten Plätzen wächst.
Er wird oft über 2 Ellen hoch, hat trichterförmi-
ge, röthlich weisse Blumen und eine stachlichte
Samenkapsel, deren Same leicht für Schwarzküm-
mel gehalten wird, aber ebenfalls sehr giftig ist.
Ferner gehören zu den giftigen Kraütern: der
Sturmhut (blauer Eisenhut), dessen blaue, auch
gelbe Blüthen wie ein Helm aussehen ; der schwar-
ze gemeine Nachtschatten, der oft an Zaünen, Hek-
ken und Miststellen wächst und widerlich riecht.
Eben so gehören hierher auch die Kartoffeln,
von denen wir schon geredet haben; ferner der
Taumellolch (Sommerlolch, Trespe, Tollkorn),
eine grasartige Pflanze, die unter allen Getreide-
arten, besonders wo nasser Boden ist, vorkommt;
nur der Same davon ist giftig; der Gifthahne n-
fuss, der blassgelb, auf langen Stielen, mit fünf
Blättchen, den ganzen Sommer hindurch an Was-
sergruben und sumpfigen Orten blühet und sehr ge-
fährlich ist; die vierblättrige Einbeere, die
einen einfachen, einen halben Fuss hohen Stengel
hat, an welchem aber vier hellgrüne Blätter sitzen
mit einer spitzigen Blume, aus der endlich eine
runde, schwarze Beere mit röth licheni Safte ent-