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1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 36

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 36 — den Schädel des hl. Bonifacius, den Dolch, mit dem letzterer ermordet wurde, und das von den Friesen durchstochene Evangelium. Eine Zierde der Stadt ist das stattliche Erzdenkmal des Apostels gegenüber dem Schlosse. Der Todestag des Heiligen, der 5. Juni, bildet für Fulda das größte Fest. Von allen Seiten strömt dann eine ganze Woche lang das Volk in feierlichen Prozessionen unter Sang und Klang, mit Kreuz und Fahnen zum Grabe des hl. Bonifacius. Über der Stadt erhebt sich der Frauen- Frauenberg Pfarrkirche Dom Fulda. berg. Er trägt ein Franziskanerkloster und bietet eine schöne Aussicht auf die Stadt und das Rhöngebirge. Auch die Hügel und Bergkuppen ringsum sind vielfach mit Kirchen geschmückt. Am Bonisaciusbrunnen in dem nahen ^Horas hat man eine neue Bonifaciuskirche erbaut. Östlich von Fulda in schöner Gebirgsgegend der Vorderrhön thront über dem Biebergrunde das Schloß "Bieberstein, ehemals Sommerresidenz der Fürfc äbte von Fulda. An der Lüder liegt ^Großenlüder. Die Frauen der Umgegend haben eine eigentümliche Haartracht. Im Schlitztale ist das Solbad Salzschlirf zu erwähnen. Der Amtsort *Neuhof, an der Fliede gelegen, besteht aus 3 Dörfern. 19. Kreis Schlüchtern. Indem wir den Landrücken übersteigen, gelangen wir ins Hanauische, den südlichen Teil nnsers Regierungsbezirks. Zu demselben rechnet man

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 37

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 37 — drei Kreise. Im Kreise Schlüchtern stoßen Rhön, Vogelsberg und Spessart zusammen. Diese Gebirge sind durch den Landrücken verbunden. Täler sind: das Kinzigtal mit seinen Seitentälern, das Sinn- und das Jossa- tal. Die Kreisstadt ist Schlüchtern im schönen Talgrunde der oberen Kinzig. Hier war ehemals eine reiche Benediktinerabtei, die viel für den Bodenanbau der Gegend getan hat. Unter dem Abte Lotichius schloß sich dieselbe der Resormatiou an. In den Klostergebäuden befindet sich jetzt ein evang. Lehrerseminar. Bei dem nahen Dorfe Elm ist eine Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder und ein Eisenbahnknotenpunkt. Oberhalb des Bahnhofes Elm durchschneidet die Franksnrt-Bebraer Bahn den Distelrasen (Landrücken), die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser. Eine kath. Erziehungsanstalt für verwahrloste Knaben befindet sich in dem Dorfe Sannerz im obern Kinzigtale. In der Nähe erhebt sich der Steckelsberg, gekrönt mit den Trümmern der Stammburg der Herren von Hutten. Ulrich von Hutten. Derselbe wurde 1488 auf der Steckelsburg geboren. Von seinen Eltern zum geistlichen Stand bestimmt, entfloh er den Klostermauern zu Fulda, studierte in Jta- lien die Rechtswissenschaft und zeichnete sich aus als Ritter, Schriftsteller und Vor- kämpfer der Reformation. Vom Kaiser Maximilian wurde er eigenhändig zum Ritter geschlagen und mit dem Dichterlorbeer geschmückt. Als er sich später offen auf Seiten Luthers stellte, suchte und fand er Schutz gegen seine Feinde auf der Burg seines Freundes Franz von Sickingen. Die tapferen Ritter konnten aber auf die Dauer der Übermacht ihrer Gegner nicht widerstehen, und Ulrich von Hutten floh in die Schweiz. Gebeugt von einer schrecklichen Krankheit irrte er ruhelos von Ort zu Ort, bis er 1-523 auf der Insel Usfnau im Züricher See ein stilles Grab fand. — „Huttenscher Grund" heißt noch jetzt das Tal der Salza oberhalb Soden. Der Ursitz der Herren von Hutten war das Dorf Hutten unweit Elm. In hübscher Gebirgsgegend auf eiuer Höhe über der schmalen Sinn finden wir den Amtsort ^Schwarzenfels. Wandern wir von Schlüchtern den schönen Wiesengrund der Kinzig hinab, so berühren wir mehrere Städtchen. Steinau hat ansehnliche Töpfereien. Nahe bei einander liegen an der Salza und deren Mündung die (kath.) Städtchen Soden (mit Salz- quellen und Bad) und Salmünster. 20. Kreis Gelnhausen. Er ist der größte Kreis des Bezirks. Derselbe zieht sich südlich bis in den Hochspessart, nördlich in den Vogelsberg bis zum Oberwald hinauf. Der Kreis wird von dem milden Kinzigtale, seinen Seitentälern und dem Jossatale durchfurcht. Malerisch auf rotem Felsboden (Sandstein) liegt die Kreisstadt Gelnhausen. "Entstehung der Stadt Gelnhausen (Sage). Kaiser Friedrich I. von Hohenstaufen, genannt der Rotbart, lebte in seiner Jugend, noch ehe er Herzog von Schwaben wurde, auf einer väterlichen Burg im Kinzigtale

3. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 39

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 39 — *Das Freigericht (Sage). Kaiser Friedrich Barbarossa zog einstmals von Gelnhausen aus mit seinen Mannen gegen den Erzbischof von Mainz. In einem Walde gelangten die kühnen Recken an ein Bächlein. Von dem weiten Ritte ermüdet, stiegen sie von ihren Rossen und lagerten sich ins Gras, während um sie herum die Pferde weideten. Plötz- lich ertönte Trompetenschall, und aus dem dunkeln Walde stürzte eine reisige Schar auf Friedrich und seine Mannen los. Es war der Ritter von Ronneburg, der zu den Mainzern hielt und im Sinne hatte, den Kaiser mit seinen Mannen zu Vernich- ten. Diese rafften sich bestürzt auf, und es erhob sich ein furchtbarer Kampf. Viele wurden hingestreckt, und auch Friedrich wurde verwundet. Es schien, als würden die Feinde siegen. Da betete der Kaiser: „Herr, hilf, hilf! Komm eilend!" Und in demselben Augenblicke hörte man Geschrei aus dem Walde. Eine Schar Bauern, mit Dreschflegeln, Sensen und Heugabeln bewaffnet, eilte ihrem Kaiser zu Hilfe. Wütend fielen sie die feindlichen Reiter an und ruhten nicht eher, bis alle erschlagen da lagen. Als der Kampf beendet, war das Bächlein rot gefärbt vom Blute der Erschlagenen. Dieses Bächlein, welches aus der Gegend des Freigerichts der Kinzig zufließt, führt seitdem den Namen Rotenbach ^Rodenbach). An ihm liegen die Orte Nieder- und Oberrodenbach. Zum Danke erteilte Friedrich den Bauern große Freiheiten. Er sprach huldvoll zu ihnen: „Damit man eurer Treue in späteren Zeiten nicht vergessen werde, und weil eure Sensen so gut gemäht, so sollt ihr mir jedes Jahr blos ein Fuder Heu auf meine Burg Gelnhausen bringen. Oben drauf aber muß allemal ein lebendiger Hahn sitzen als das Bild der Wachsamkeit; denn dieser und eurer Tapferkeit verdanke ich mein Leben." Die Bauern waren frei von Steuern. Sie hatten nur den Kaiser zum Herrn und besaßen ihr eigenes Gericht. Die Gerichtsstätte war Suneburne, das jetzige Dorf Somborn. Die Gegend, welcher Kaiser Rotbart so große Freiheiten erteilte, heißt noch heute das Freigericht und der Platz, wo das Gericht unter freiem Himmel abgehalten wurde, noch jetzt der Urteilsstuhl. Das Freigericht erstreckt sich auch ins Bayrische bis zum Berg Hahnenkamm. Unweit der Mündung der Bracht in die Kinzig liegt die Stadt Wächtersbach. Hier und in dem Flecken ^Bilstein im Vogelsberg befinden sich Schlösser der Fürsten von Isenburg. Der Flecken Bieber im Spessart hat ein Eisensteinbergwerk. Zum Kreise Gelnhausen gehört auch der vor 1866 bayrische Amtsbezirk Orb. Die Stadt Orb (kath.) hat eine Salme und ist Bad. Orb ist die einzige Stadt im ganzen Spessart. 21. Stadtkreis Hanau. Er ist der kleinste Kreis unseres Bezirks und begreift nur die Stadt Hanau. Hanau, in der milden Mainebene, an der Mündung der Kinzig in den Main gelegen, ist eine freundliche Stadt von 31000 Einwohnern. Es ist die zweitgrößte Stadt des Regierungsbezirks und die bedeutendste Fabrikstadt des Landes. Im Jahre 1303 zur Stadt erhoben, verdankt Hanau sein Aufblühen den im 16. und 17. Jahrhundert hier eingewan- derten Niederländern (Wallonen) und Franzosen. Diese hatte man wegen ihres protestantischen Glaubens aus ihrem Vaterlande verdrängt. Ihre Gewerbe blühen heute noch. Die Hanauer Bijouteriefabriken, welche die verschiedensten goldnen und silbernen Schmucksachen liefern, gehören zu den

4. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 40

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 40 bedeutendsten in Deutschland. Außerdem sind hier Diamantschleifereien, große Teppich- und Tabaksfabriken und viele andere Fabriken. Die Lage der Stadt an dem schiffbaren Main und am Ausgange des Kinzigtales ist sehr günstig. Hanau hat daher viel Handel und Berkehr. Bedeutend ist der Handel mit Holz aus dem Spessart, das meist bis Holland geht. Hanan ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Sieben Eisenbahnlinien treffen hier zusammen. Die Neustadt ist regelmäßig angelegt und hat breite, schnurgerade Straßen. Hier liegt der große, vierseitige Marktplatz mit dem Niederländ. Kirche. ßatiaa. Rathaus und vier Brunnen an den Ecken. Eine Doppelkirche mit hohem Dache bildet die wallonische Kirche. Sie ist im Innern durch eine Mauer in zwei Teile geschieden für den Gottesdienst der französischen und der niederländischen Reformierten. Hanau ist Sitz eines Landgerichts und einer Handelskammer und Garnison. Es hat ein Gymnasium und eine Zeichen- akademie. Letztere ist von großem Einflüsse auf Kunst und Gewerbe. Hanau ist Geburtsort der Brüder Jakob und Wilhelm Grimm. Dieselben haben sich um die deutsche Sprache und Literatur die größten Verdienste erworben. Außer vielen andern Werken gaben sie Sagen und Märchen heraus. Den Brüdern Grimm hat man in ihrer Vaterstadt ein prächtiges Denkmal gesetzt. Die Stadt war früher Residenz der Grasen von Hanau. Die Graf- schaft Hanau siel 1736 an Hessen^Kassel.

5. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 43

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 43 — Schmalkalden hat schöne Berge mit malerischen Tannen- und Felsgruppen, Höhlen und Schluchten, Erz- und Steingruben. Der Feldbau ist meist kümmerlich. Berg-, Hütten- und Hammerwerke ernähren hauptsächlich die zahlreiche Bevölkerung. Die Schmalkalder sind ein schöner, kräftiger Menschenschlag voll Betriebsamkeit und Fleiß. Das fröhliche Volk zeigt wie alle Thüringer große Vorliebe für Gesang und Musik. Die Kreis- stadt Schmalkalden liegt im engen Tale der Schmalkalde. Sie zählt gegen 9000 Einwohner. Schmalkalden ist von vielen Hütten- und Hammer- werken umgeben. Seine Bewohner ernähren sich fast nur durch Anferti- gnng von Stahl- und Eisenwaren, und durch diese ist die Stadt berühmt. Schmalkalden besitzt die größten Eisenwerke Hessens. Die Stadt wandte sich schon frühe der Reformation zu. 1531 schloß man hier den schmal- kaldischen Bund, in welchem sich die evang. Fürsten zu gegenseitigem Bei- stand gegen etwaige Angriffe der Katholiken verpflichteten. 1537 erließen hier Luther, Melanchthon und andere protestantische Theologen Religions- sätze, die Schmalkalder Artikel. In Schmalkalden ist Karl Wilhelm, der Komponist des Liedes „Die Wacht am Rhein" geboren und begraben. Sein Denkmal ziert die Stadt. In der Nähe von Schmalkalden sind der Stahlberg und die Mommel mit den bedeutendsten Eisenbergwerken des Thüringerwaldes und unseres Bezirks. Die Gewinnung und Verarbeitung ihres vorzüglichen Eisens ist eine Hauptuahruugsquelle der Schmalkalder. Daher wird der Stahlberg „die Brotkammer Schmalkaldens" genannt. Brotterode, Flecken am Fnße des Jnselsbergs, ist der höchstliegende Ort des hessischen Thüringerwaldes. Es hat Tabaksfabriken und lebhaften Handel mit Schmalkalder Eisenwaren. Von hier zieht sich das schöne Trusetal nach der Werra hinab. Die malerischste Stelle ist bei dem Dorfe Herges, wo Felsen das Tal einengen. Über diese stürzt die Truse in einem künstlich angelegten Wasserfalle gegen 50 in hoch herab. Im frucht- baren Werratale liegen die beiden Flecken ^Herrenbreitungen und Barch- feld. Sie treiben Tabaksbau. Barchfeld liegt ganz abgesondert vom Kreise. Im südöstlichen Teile des Kreises hat Steinbach-Hallenberg (Flecken) seine prächtige Lage. Von da zieht sich über ^Oberschönau hinaus ein herrlicher Tatgrund, der Kanzlersgrnnd, welcher mit schönen Wiesen und großartigen Felsen geschmückt ist. *Leid und Freud der Oberschönauer Musikanten (Sage). Vor vielen, vielen Jahren kam einmal eine arme Musikantengesellschast zur Kirmes nach Oberschönau, um da zum Tanze aufzuspielen. Aber es waren der Spielleute schon so viele da, daß man die neuen Gäste überall zurückwies. Und als nun die armen Leute mit leeren Ranzen und mit leeren Magen zurückkehrten, da leuchtete ihnen der große Hermannsberg mit seiner im Sonnenlichte schimmernden Steinkrone auf dem Haupte so schön entgegen, daß es sie hinaufzog wie mit Zauber- gewalt. Die Menschen im Tale hatten nichts von ihnen wissen wollen, da gedachten

6. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 45

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 45 — Das sollte sogleich jede Krankheit heilen; wer aber argwöhnisch sei, den sollte es wild und rasend machen. Ohne etwas Schlimmes zu ahnen, gab Helmburg ihrem Gemahle das Tränklein. Kaum aber hatte dieser es gekostet, so fing er an schrecklich zu wüten und zu rasen. Er drohte alle zu töten, und auch Helmbucg mußte vor ihm fliehen. Der Graf glaubte nämlich, seine Gemahlin habe ihm Gift gereicht. Obwohl sie ihre Unschuld beteuerte, verurteilte er sie zum Tode. Die Gräfin mußte mit ihrer treuesten Dienerin einen Wagen besteigen, der mit wilden Rossen bespannt war. Diese jagten in wildem Laufe über Berg und Tal, bis sie um Mittag ermattet an einem Bächlein hielten, um zu trinken. Da sprang Helmburg mit ihrer Dienerin schnell aus dem Wagen ins Wasser. Bei dem Sprunge kam ihr ein Fischlein in die hohle Hand. Das nahm sie mit ans Ufer, dankte auf den Knieen Gott für ihre Rettung und gelobte, an dieser Stelle ein Kloster zu bauen. Dieses wurde um 950 gegründet. In demselben diente die fromme Helmburg Gott bis an ihr Ende. Sie nannte das Kloster Fischbeck zum Andenken daran, daß ihr ihm Bache das Fischlein in die Hand geraten war. In der alten schönen Klosterkirche befindet sich noch eine alte gewirkte Decke, auf welcher die ganze Begebenheit bildlich dargestellt ist. Die Stadt Obernkirchen am Fuße des Bückebergs hat bedeutende Steinkohlenbergwerke und Steinbrüche. Am Fuße des Deister finden wir das Städtchen Rodenberg mit Saline und Solbad und das berühmte Schwefelbad Nenndorf. Beide Orte sind wie Obernkirchen am Rande der Norddeutschen Tiefebene gelegen. Der nördliche Teil des Kreises ge- hört schon zu dieser Tiefebene und bildet die tiefstgelegene Gegend Hessens. Tiefster Ort ist das Dorf Jddensermoor, nur 47 m über dem Meeres- spiegel. Sachsenhagen ist die nördlichste Stadt unseres Regierungsbezirks. Das Dorf Haste erwähnen wir als Eisenbahnknotenpunkt. 8. Erzeugnisse (Produktes. Es sind dies teils Natur- teils Kunstprodukte. Erstere werden durch die Natur hervorgebracht; letztere entstehen durch den Kunstfleiß der Menschen. Mit allen wichtigen Erzeugnissen der Natur ist Hessen gesegnet. Auch die Industrie, d. i. die Herstellung der Kunstprodukte aus den Roh- stoffen hat einige hervorragende Zweige aufzuweisen. Die bedeutendste Industrie ist in den Städten Kassel, Hanau, Fulda, Hersfeld, Schmal' kalden und Eschwege. 1. Produkte aus dem Tierreich. Einen bedeutenden Erwerb der Bewohner bildet die Viehzucht. Vortreffliches Rindvieh zieht man an der Rhön, am Vogelsberg, an der Schwalm und im Kreise Rinteln. Schöne Pferde gibt es hauptsächlich in der Maingegend, im Schwalm- grund, bei Kassel und an der Weser. Im übrigen kommen die gewöhn- lichen Haustiere vor. An Wild findet man: Hirsche, Rehe, Hasen, Wildschweine, Füchse, Dachse, Wildkatzen, Feld- und Auerhühner. Die einzige Giftschlange Deutschlands, die Kreuzotter, kommt in manchen Ge- genden häufig vor, z. B. im Thüringerwald und in der Rhön. Giftlos n Siehe die Bemerkung zu Abschnitt 5!

7. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 47

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 47 — fabrrken ist die von Henschel in Kassel die bedeutendste. Kupfer und Kobalt gewann man früher bei Richelsdorf. Aus Kobalt wurde eine schöne blaue Farbe bereitet. Etwas Gold, das früher durch Auswaschen gewonnen wurde, findet sich im Sande der Eder. Sehr bedeutend ist dagegen die Fabrikation von goldenen und silbernen Schmucksachen (Bijouterie) in Hanau. An wichtigen Steinen liefert unser Regierungsbezirk Sandsteine, Schiefer und Basalt. Vorzügliche Sandsteine zu Bauten werden am Bückeberg bei Obernkirchen und bei Balhorn gebrochen. Dachschiefer findet sich im Hainagebirge. Trefflicher Ton kommt bei Großalmerode, Marburg, Fulda und Steinau vor. Aus demselben werden an den genannten Orten die schönsten Töpferwaren gemacht. Die Großalmeroder Schmelztiegel sind weltberühmt. Mineralquellen, welche die Mineralwässer liefern, sind die Salzquellen (Solquellen) zu Salzschlirf, Sooden bei Allendorf, Orb und Rodenberg sowie die berühmten Schwefelquellen zu Nenndorf. In den Salinen zu Soodeu, Orb und Rodenberg wird Kochsalz bereitet. Von brennbaren Mineralien treffen wir in unserem Regierungsbezirke Stein- kohlen, Braunkohlen und Torf an. Steinkohlen werden nur am Bücke- berg im Schaumburgischen zu Tage gefördert. Braunkohlenlager finden sich besonders in Niederhessen und zwar am Meißner, Habichtswald, Hirsch- berg, Kaufungerwald, Reinhardswald n. f. w. Torf wird in den Kreisen Gersseld, Hünfeld und Wolfhagen gestochen. 9. Handel und Verkehr. Nicht alle Produkte werden in nnserm Regierungsbezirk selbst ver- braucht, z. B. Vieh, Holz, Braunkohlen, Ton, Töpferwaren, Schmelz- tiegel, Eiseit- und Stahlwaren, Schmucksachen, Leinwand. Diese kommen durch Ausfuhr in andere Länder. Dagegen fehlen unserem Bezirke manche Erzeugnisse, welche eingeführt werden müsseu. Gegenstände der Einfuhr sind: Kolonialwaren, Petroleum, Steinkohlen, Baumwolle und dergl. An- und Verkauf der Produkte bilden den Handel. Durch die Beförderung der Waren, Briefe, Nachrichten und Personen nach andern Orten und Ländern entsteht der Verkehr. Er findet auf den Verkehrswegen statt. Diese sind: Die Wasserstraßen, Landstraßen, Eisenbahnen, Telegraphen (Fernschreiber) und Telephone (Fernsprecher). Die ältesten Verkehrswege sind die Wasserstraßen oder schiffbaren Flüsse. Unser Bezirk zählt deren vier: Main, Weser, Fulda und Werra. Der Main wird von großen Kähnen, von Dampsbooten und vielen Flößen befahren. Letztere, Bauholz bringend, geyen oft auf dem Rheine weiter bis nach Holland. Von Wich- tigkeit ist auch die Schiffahrt auf der Weser. Auf diesem Strome fahren schon von Münden an auch Dampfboote, die Güter und Personen befördern. Fulda und Werra sind nur kahnbar, erstere von Hersfeld, letztere von

8. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 49

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 49 — Bei Hanau verknüpfen sich sieben Eisenbahnlinien. Zu den schon an- geführten Bahnen lernen wir noch hinzu die Eisenbahn Frankfurt-Hanau auf der rechten Mainseite. Sie verzweigt sich bei Hanau in die Linie Hanan Aschaffenbnrg und die Odenwaldbahn. Außerdem münden in Hanau die beiden Kleinbahnen ^Hanau-Langenselbold und *Hanatt-Httttcngesäß ein. Den Kreis Schmalkalden berührt die Werrabahn. Abzweigungen derselben sind die Strecken ^Barchfeld-Biebenstein, ^Wernshausen-Herges, Wernshausen - Zella über Schmalkalden und Steinbach-Halleuberg und Schmalkalden-Kleiuschmalkalden-Brotterode. Den nördlichsten Teil des Kreises Rinteln durchschneidet die bedeutende Hannover-Mindener Bahn. Eine Abzweigung derselben bildet die Bahn von Haste über Nenndorf. Durch das Wesertal über Rinteln zieht die Eisenbahn Hameln-Löhne. Diese ist durch die Kleinbahn ^Rinteln-Obernkirchen-Stadthagen mit der Hannover-Mindener Bahn verbunden. Im Bau sind die Bahnen: Stockheim-Bilbel, Gerstnngen-Hünfcld, Hersseld-Treysa, Frankenberg-Winterberg und Nenndorf-Münder. 10. Lage des Regierungsbezirks. Der Regierungsbezirk Kassel gehört zum mittleren Deutschland. Seine Hauptmasse liegt zu beiden Seiten der Fulda und erstreckt sich vom Main bis zur Werra und oberen Weser. Der Kreis Schmalkalden ist gleichfalls in Mitteldeutschland, an der Werra gelegen, während der Kreis Rinteln in Norddeutschlaud au der mittleren Weser seine Lage hat. 11. Grenzen^). Nachbarländer mit den wichtigsten Nachbarorten. Im Norden grenzt unser Regieruugsbezirk an die preußischen Pro- vinzen Westfalen und Hannover. In Westfalen merken wir uus die Stadt Warburg a. d. Diemel als Eisenbahnknotenpunkt, in Hannover Göttingen a. d. Leine mit 30000 Einwohnern und einer Universität, seruer Münden in schöner Lage an der Vereinigung vou Werra und Fulda. Im Osten stößt unser Bezirk an die preußische Provinz Sachsen und das Großherzogtum Sachsen-Weimar. Zur Provinz Sachsen gehört Heiligen- stadt, im Eichsfeld und an der Leine gelegen, sowie Treffurt, Stadt a. d. Werra. Sachsen-Weimar zählt zu den thüringischen Staaten. In diesem Lande liegt Eisenach am Thüringerwalde und am Fuße der Wartburg. Die Wartburg war ehemals Residenz der Landgrafen von Thüringen und ist durch Geschichte und Sage berühmt. Hier lebte die hl. Elisabeth. Auch übersetzte hier Luther die Bibel ins Deutsche. Eisenach hat eine herrliche Umgebung. Die Stadt zählt 3l000 Einwohner. Andere weimarische Städte sind Kreuzburg und Vacha, beide an der Werra. Südlich von Kurhessen liegen das Königreich Bayern und das Groß- Herzogtum Hessen oder Hessen-Darmstadt, Der an Kurhesseu grenzende Teil vou Bayern heißt Unterfranken. In demselben liegen Bad Brückenau a. d. Sinn, Gemünden am Main und an der Mündung der Fränkischen i) Seite 58 sind die Grenzen kurz angegeben. W oll web er, Regierungsbezirk Kassel. H

9. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 51

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 51 — Kreise Schlensingen eingeschlossen. Die Nachbarstädte Meiningen und Gotha (mit 35000 Einwohnern) sind Haupt- und Residenzstädte der ge- nannren Staaten. Der Kreis Schleusingen gehört zur Provinz Sachsen. In demselben liegt Suhl, der Hauptsitz der thüringischen Eisenindustrie, berühmt durch seine Gewehrfabriken. Der Kreis Rinteln ist von den preußischen Provinzen Hannover und Westfalen sowie den Fürstentümern Lippe und Schaumburg-Lippe umgeben. Hannoversche Nachbarstädte sind: Hannover a. d. Leine mit 250000 Einwohnern, Hauptstadt der Provinz und des früheren Königreichs Hannover und Hameln a. d. Weser, bekannt durch die Sage vom Ratten- säuger. Zu Westfalen gehört Minden a. d. Weser mit 24000 Ein- wohnern. Südlich davon bildet die Westfälische Pforte den Eingang zu Westfalen. Hier steht auf dem Bergpfeiler an der linken Stromseite, dem Wittekiudsberge das von der Provinz Westfalen Wilhelm I. errichtete mächtige Kaiserdenkmal. Gegenüber steigt der Jakobsberg auf. Das kleine Fürsten- tum Schaumburg-Lippe machte früher mit dem Kreise Rinteln die alte Grafschaft Schaumburg aus. Die Residenz ist Bückeburg. 13. Geschichtliches. Die Geschichte unseres heimatlichen Bezirks reicht bis in die Zeit der Geburt Christi. Damals war Deutschland oder Germanien ein wüstes und rauhes Land mit großen Wäldern und Sümpfen. Städte und Dörfer gab es noch nicht. Das Land war von den alten Deutschen oder Germanen, einem großen, kräftigen Menschenschläge, bewohnt. Die Germanen beschäftigten sich mit Viehzucht, Feldbau, Jagd und Krieg. Sie zerfielen in viele Stämme, welche häufig einander bekämpften. In Niederhessen, an der oberen Lahn und in der Wetterau wohuten die Chatten. Man rühmt ihre Treue und ihre Ausdauer und Tapferkeit im Kriege. Der Hauptort der Chatten war Mattium an der Eder. Nördlich von den Chatten wohnten an der Diemel Sachsen, östlich an der Werra Her- mnndnren (Thüringer). Unsere Vorfahren waren Heiden. Sie verehrten ihre Götter in heiligen Hainen und auf Bergen. Das Chattenland war ein Hauptsitz des Götzendienstes der alten Deutschen. Als höchster Gott galt Wodan oder Odin. Er wurde auf dem Wodansberge bei Gudensberg verehrt. Dem Donnergotte Donar oder Thor war die uralte Eiche bei Geismar geweiht. Der Göttin Hulda oder Frau Holle diente man am Meißner. Deutsche Überreste aus der Zeit der Germanen sollen die Hügel- oder Hünengräber sein. Kämpfe der Germanen gegen die Römer. Um die Zeit der Geburt Christi kamen die mächtigen Römer über den Rhein her, um Germanien zu erobern. Sie dehnten ihre Herrschast bis zum 4*

10. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 52

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 52 — Taunusgebirge und Vogelsberg aus, legten zur Befestigung derselben feste Ztandlager oder Kastelle an und zwangen die deutschen Völkerstämme zur Zahlung von Tribut. Die Mattiaker, ein chattisches Volk, welche nach dem Rheine hin vorgedrungen waren, gerieten in Abhängigkeit von den Römern. Ihre Hauptstadt war Mattiäcum, das heutige Wiesbaden, dessen warme Quellen den Römern schon bekannt waren. Niemals vermochten indes die Römer das Land der Chatten ans die Dauer unter ihre Herr- fchaft zu bringen; deshalb finden sich auch im nördlichen Hessen nirgends Reste römischer Bauwerke. Römische Überreste. Ein großartiges Werk der Römer war der Grenzwall oder Pfahlgraben, dessen Spuren heute noch auf weite Strecken zu sehen sind. Er überschritt Berge und Täler, lief vom Rheine aus über den Taunus, durch die Wetterau und am Vogelsberg her bis an die Mündung der Kinzig. Derselbe bestand aus einem tiefen Graben mit einem Erdwalle, der oben mit Pfählen oder Pallisaden besetzt war. Auf der inneren Seite befanden sich in gewissen Entfernungen von einander Wachtposten, Türme und Kastelle. Die Grundmauern eines Kastells sind noch heute bei Großkrotzenburg zu sehen. Der Pfahlgraben sollte das römische Gebiet gegen Überfälle der Germanen schützen. Bei Großkrotzenburg und an anderen Orten hat man römische Altertümer ausgegraben und zwar: Waffen, Werkzeuge, -Tongefäße, Münzen, Steine mit Inschriften u. dergl. Als die Römer bis an die Weser vordrangen, und der römische Statthalter Varus den Germanen römische Sprache, Sitten und Gesetze aufzwiugen wollte, da vereinigten sich mehrere Völkerschaften unter Hermann dem Cheruskerfürsten zum Widerstaude. Varus wurde iu der dreitägigen Schlacht im Teutoburger Walde (9 n. Chr.) vollständig geschlagen, und Deutschland war bis zu dem Rheine und dem Psahlgraben wieder srei. An dem Befreiungskampfe nahmen auch Chatten teil. Diese mußten dafür später die Rache der Römer empfinden. Der römische Feldherr Germanicus fiel im Jahre 15 n. Chr. in ihr Land ein, zerstörte ihren Hauptort Mattium und nahm die Gemahlin ihres Fürsten Arpus gefangen. Hiermit endeten die Kriegszüge der Römer ins innere Deutschland. Diese konnten auf die Dauer ihre Grenzen nicht behaupten. Im fünften Jahrhundert hörte ihre Herrschaft am Rheine auf. Die Kranken. Feste Wohnsitze. Gauverfassung. Im vierten Jahrhundert begann die große Völkerwanderung, ein beständiges Hin- und Herziehen der meisten deutschen Völker. Dieses Wandern hörte erst auf, als gegen Ende des fünften Jahrhunderts die Völkerschaften feste Wohnsitze einnahmen. Die Franken, ein mächtiger Volksstamm, der durch die Vereinigung der Chatten und Sigambrer ent- stand, wurden Herren unserer Gegend. Aus dem Namen Chatten bildete
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