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1. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 66

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 66 — war gealtert und überließ die Führung des Hauswesens fast ganz ihrer Tochter Mathilde; Bertha war dem geliebten Manne in die neue Heimat gefolgt, und schon zweimal war die Kunde nach Stübeckshorn gekommen, daß ein Enkel geboren sei. Aber eins war dasselbe geblieben, trotz der wachsenden Jahre; das war die Liebe, die nimmer aufhöret. Alle freuten sich, den Sohn und Bruder wieder bei sich zu haben, wenn auch nur für eine kurze Zeit; denn das ahnten sie, daß er seine Tage nicht hier in der Heide als Gaugraf des Lohengaues beschließen würde, sondern daß ihm ein Leben voll Kampf und Entbehrung, aber auch voll Ruhm und Ehre be-schieden sei. Neuntes Kapitel: 3tt des Königs Dienst in der Heimat. Nachdem die Ungarn ans Deutschland fortgezogen waren, säumte König Heinrich nicht, alsbald Hand ans Werk zu legen, damit einem späteren Einfalle wirksam entgegen getreten werden könnte. Besonders in den dem Eindringen der Ungarn ausgesetzten Gegenden des Sachsenlandes ließ er Städte und Burgen entstehen, mit Mauern, Wall und Graben umgeben. Als er nun aber die Sachsen einlud, in die so befestigten Plätze zu ziehen, fand es sich, daß nur wenige freiwillig dazu bereit waren. Denn der freie Sachse liebte es nicht, in engumfriedigter Stätte seine Wohnung aufzuschlagen, sondern uneingeengt in seinen Wäldern und Feldern wollte er wohnen, wie es die Väter gethan hatten. Alle Ueberrednng, alle Versprechungen des Königs vermochten es nicht, den kurzsichtigen Widerspruch seiner Unterthanen zu brechen, und so sah er sich endlich genötigt, Gewaltmaßregeln anzuwenden, sollte nicht seine wohlerwogene Absicht ihren Zweck verfehlen. So wurde denn befohlen, daß jeder neunte Mann in die Stadt ziehen sollte, während die

2. Der Erbe von Stübeckshorn - S. VI

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— Vi — leben des Mittelalters zu geben, in dem fünften das Reformationszeitalter und endlich in dem sechsten den Uebergang in die neuere Zeit meinen Lesern vorzuführen. Sollte es mir gelingen, auf solche Weise mit dazu beizutragen, daß der Sinn für vaterländische Geschichte in unserer Jugend und dem Volke neue Nahrung findet, so wird das mein schönster Lohn sein. Neu-Oelsburg in Braunschweig, im September 1889. Der Verfasser.

3. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 68

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
- 68 — lichen Versammlung nach der Burg Soltau geladen, und dort verkündete ihnen der Gaugraf, daß sein Sohn als Bevollmächtigter des edlen Königs erschienen sei, um ihnen einen Befehl desselben zu überbringen. Zum ersten Male sprach jetzt Hermann vor den Männern seines Gaues; er erzählte ihnen von seinem Aufenthalt in der Burg Werla, von den Greueln der Ungarn und von dem Waffenstillstände, den der König aus Not mit ihnen geschlossen. Dann aber verkündete er ihnen auch, welche Maßregeln der König zu ergreifen gedenke, um über neun Jahre, wenn der Waffenstillstand abgelaufen sei, den Ungarn auf immer die Wiederkehr zu verleiden. Als er nun aber das Pergament hervorzog, aus welchem seine Vollmacht geschrieben stand, und den Inhalt derselben den Männern zu wissen gab, und er hinzufügte, daß sie nicht Anstoß nehmen möchten an seiner Jugend, da er, der Jüngsten einer, berufen sei, der Anführer gereifter^ Männer zu werden, da entstand ein lauter Jubel, und die Leute riefen: „Es lebe unser hochherziger König, es lebe der Gaugraf, es lebe Hermann Billnng, unser jugendlicher Anführer!" Dieser Tag war einer der schönsten in dem bisherigen Leben Hermann Billnngs. Er zeigte ihm, welch ein Vertrauen die Leute seines Gaues ihm entgegenbrachten, und er gewann dadurch große Freudigkeit, das hochwichtige Amt, das ihm des Königs Wille' übertragen, anzutreten und zu führen. Es wurde nun sofort beschlossen, daß die Krieger, welche unter vierzig Jahre' alt waren, wöchentlich zweimal zu einer Uebung in der Nähe der Burg auf einer großen Heidefläche sich versammeln sollten; dort sollte Hermann sie lehren, gegen einen kampfgeübten Feind sich zu verteidigen, sich gegen den Pfeilregen mit Schilden zu schützen und selbst den Feind anzugreifen. Die große Liebe zum Waffendienst, welche den Leuten seines Gaues eigen war, die schon vorhandene Uebung, zu Pferde zu kämpfen, und das stolze Bewußtsein, daß einer der Ihren ihr Führer sei, und nicht ein Fremder, erleichterte Hermann die ihm gestellte Aufgabe. Schon

4. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 2

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 2 — Es ist der alte sächsische Lohengau, in welchem wir uns hier befinden. Der Name, welcher in unserer jetzigen Sprache etwa jo viel wie „Waldgau" bedeutet, weist darauf hin, daß die Gegend hier früher sehr waldreich gewesen sein muß. Und in der That finden sich bis auf den heutigen Tag noch Spuren des früheren Waldreichtums vor. An den Ufern der Böhme und Soltau dehnten sich aber auch wohl schon damals liebliche Wiesengründe aus, den Anwohnern Futter bietend für ihre Schaf- und Rinderherden. ------- Es war im Jahre 919. Sieghaft stieg die Frühlingssonne am Himmel empor, vergoldete mit ihren Strahlen die braune Heide und spiegelte sich in den Wellen des Flüßleins, das die Neuern einer noch im Bau begriffenen Burg bespülte. Dort, wo die Soltau sich mit der Böhme vereinigt, erhob sich das Mauerwerk; über die Umfassungsmauer ragte das Dach eines Kirchleins empor, an dessen First noch die Werkleute beschäftigt waren. Auch das Wohnhaus harrte noch der Vollendung, und nur notdürftig waren erst die Räume hergestellt, in denen der Burgvogt mit seinen Knechten einstweilen ein Unterkommen gefunden hatte. Aber auch in das Gesicht eines Sachsenjünglings schien die helle Frühlingssonne, welcher, auf seinen Stab gelehnt, dem murmelnden Bache zuschaute, an dessen Ufern seine Herde weidete. Es war eine hohe, reckenhafte Gestalt. Dichtes, blondes Haar, durch ein Stirnband aus dem Gesichte zurückgehalten, fiel in natürlichen Wellen über die breiten Schultern herab; die Brust war in ein Lederwams gehüllt, welches jedoch die Arme bloß ließ, so daß der kräftige Muskelbau des Oberarms deutlich zu sehen war; die Schenkel waren mit Beinkleidern aus dunkelm Leinenstoff, mit roten Bändern eingefaßt, bekleidet, und die Füße staken in Schuhen aus ungegerbten Ochsenfellen. Unter der hohen, freien Stirn glänzten zwei feurige, blaue Augen, die Nase war etwas gebogen und um Mund und Kinn sproßte der erste Flaum. Wer den Jüngling so dort stehen sah, der konnte ihm gleich an der ganzen Haltung anmerken, daß er nicht ein Leibeigener,

5. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 129

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 129 — gestellt, und Otto konnte jetzt daran denken, die tiefen Wunden, welche der lange schreckliche Bürgerkrieg dem Lande geschlagen, zu heilen. So verging der Sommer des Jahres 941 unter emsiger Friedensarbeit und der Winter zog ins Land. Das Weihuachtssest nahte heran, und Otto beschloß, dasselbe zu einem Freuden- und Friedensfeste zu machen nach so vielen Tagen des Jammers. Daher berief er alle Großen seines Reiches nach Frankfurt am Main, um dort mit ihnen die festlichen Tage zu begehen, und auch der treue Markgraf Hermann Billuug und Erzbischof Adeldag folgten der Einladung ihres Königs. Kaum vermochte die nachmalige Krönungsstadt der deutschen Kaiser alle die vornehmen Gäste zu fassen, die von allen Seiten herbeigeströmt waren, um mit dem Könige das Geburtssest des Erlösers zu feiern. Ein Fest drängte das andere, und Freude erglänzte aus allen Gesichtern; aber wie ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel traf plötzlich die Kunde ein, daß Heinrich heimlich von Ingelheim entflohen fei und abermals auf Empörung sinne. Alle erschraken bei dieser Nachricht und am meisten Otto selbst. Sollte noch einmal der Bürgerkrieg mit all seinen Schrecken das Land verwüsten? sollten die kaum vernarbten Wunden aufs neue aufgerissen werden? Im maßlosen Zorn über diesen neuen Treubruch des Bruders sprach er über ihn die Reichsacht aus und war fest entschlossen, keine Gnade mehr gegen ihn walten zu lassen. Aber nicht als Empörer hatte Heinrich Ingelheim verlassen. Seine Reue war aufrichtig gewesen, und die Einsamkeit während seiner Gefangenschaft hatte dazu beigetragen, ihn Einkehr bei sich selber halten zu lassen. Aber jetzt vermochte er die strenge Haft nicht mehr zu ertragen. Darum hatte er sich durch Flucht derselben entzogen, jedoch nur in der Absicht, um nach Frankfurt zu eilen und seinen Bruder zu bitten, ihm mit seiner Gnade auch die Freiheit zu schenken. Nur von einem einzigen Gefährten begleitet eilte er daher dem Main zu, in einer ihn unkenntlich machenden Verkleidung; denn Siemann, Der Erbe von Stübeckshorn. 9

6. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 6

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 6 — Bruder und Freund. Noch sollst Du wissen, daß ich eine Wallfahrt nach Rom in Welschland gemacht zum Grabe des heiligen Peter; wertvolle Reliquien habe ich von dort heimgebracht; da ich aber glaube, daß dieselben sich besser für Dich als für mich schicken, so will ich Dir dieselben zum Geschenk für Dein neues Kirchlein geben, zu deiner Freude und zur Erbauung für die Gläubigen."" Mit keinem Worte hatte der Jüngling den Greis unterbrochen; als aber dieser nun bedächtig das Pergament wieder zusammenrollte und in den Falten seines Gewandes verbarg, da sprang er auf, ergriff die Hand des Paters und sagte: „Ehrwürdiger Vater, noch nie habe ich es so. wie heute gefühlt, daß ich ein Billnng bin! Ich weiß. Du gehst hin zum Hause meines Vaters, nach Stübeckshorn, um auch ihm den Inhalt deines Briefes zu verkünden; o bitte den Vater für mich, daß er mich mitziehen lasse nach Fritzlar zur Königswahl. Ich bin nicht mehr ein Knabe; ich verstehe ein Pferd zu tummeln und das Schwert zu führen; ich will ein Krieger werden, ein Krieger, wie es meine Vorfahren gewesen sind. Gehe hinauf nach Stübeckshorn, ehrwürdiger Vater; ich will die Herde zusammentreiben, denn nicht mehr habe ich heute die Ruhe, ihrer zu warten, und ich folge Dir auf dem Fuße nach, um meine Bitten mit den Deinigen zu vereinen. Schon zu lange habe ich unthätig hier im fernen Lohengau gesessen, wärend andere Jünglinge meines Alters einen Eisenharnisch tragen und ein Schwert um die Lenden gürten". Der Mönch sah den erregten Jüngling mit wohlgefälligem Lächeln an und sagte: „Siehe, mein lieber Sohn, ich habe dasselbe gedacht, was Du soeben aussprichst, und auch schon meines Bruders Sohn Altmann habe ich es anvertraut, daß Du wohl die Rückreise mit ihm gemeinschaftlich antreten möchtest. Ja, es ist Zeit, daß Du aus der Verborgenheit hinaustrittst in die Welt und ein Krieger werdest, der es versteht, mit den Waffen in der Hand gegen die Feinde des Reiches und des Evangeliums zu streiten, und wohl will ich Deinen Vater bitten, daß er Dich ziehen lasse. Vielleicht ziehe auch ich

7. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 136

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 136 — seinen Oheim Heinrich, den er als den Urheber dieser Vermählung ansah, und dem er die harten Worte bei seinem Eintreffen im Heere nicht vergessen konnte. Mit Sorge vernahm Otto die Kunde von der heimlichen Entfernung ' Ludolfs. Der Unwille des Sohnes über seine Vermählung war ihm nicht verborgen geblieben, und nun fürchtete er, daß der trotzige, übel beratene Jüngling im Reiche Unfrieden gegen den eigenen Vater stiften möchte. Daher gab er es auf, nach Rom zu ziehen, um aus den Händen des Papstes die Kaiserkrone entgegen zu nehmen; viel nötiger dünkte es ihn, nach Deutschland zurück zu eilen und die Anschläge Ludolfs im Keime zu ersticken. Den Herzog Konrad von Lotharingen, dem er nicht lange vor dem Zuge nach Italien seine Tochter Lutgarde vermählt, ließ er mit einem ansehnlichen Heere in Italien zurück, er selbst aber begab sich mit seiner jungen Gemahlin und seinem Bruder Heinrich zurück nach Deutschland, das Herz voll banger Befürchtungen. Leider bewiesen sich diese als nur zu wohl begründet. Ludolf war nach Sachsen geeilt, um hier in dem Stammlande seines Vaters den Samen des Unfriedens auszustreuen, doch gelang es dem wachsamen Auge Hermann Billnngs, der sich auch ^ jetzt wieder als des Königs treuester Diener zeigte, hier die Gefahr zu beseitigen. Besseren Erfolg hatte Ludolf in Bayern, wo er die Ritter zur Empörung gegen seinen Oheim, den Herzog Heinrich, reizte. Heinrich hatte durch seine Strenge, die er auch gegen die Vornehmen walten ließ, sich die Herzen vieler seiner Unterthanen entfremdet, und heimlich versprachen sie, aus ein gegebenes Zeichen die Waffen zu ergreifen und Arnulf, den Schwager Heinrichs, an seiner Statt zum Herzog von Bayern zu erheben. Als Otto nach Deutschland kam, war hier scheinbar alles ruhig. Mit großen Ehren wurde er überall empfangen, und besonders die allezeit getreuen Sachsen waren froh, ihren König und Herrn wieder in ihrer Mitte zu haben, und mit gleichem Wohlwollen wurde die neue Königin empfangen. Seinen Wohnsitz nahm der König

8. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 73

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 73 — Pater ihm am Abend vor seinem Tode gegeben hatte, und welches das Erkennungszeichen sein sollte. Trug auch Adeldag ein solches Kreuz, so war kein Zweifel, daß er es war, den er suchte. Von nun an suchte Hermann eine Gelegenheit, den Mönch allein zu sprechen und chm den letzten Auftrag seines Vaters auszurichten. In den weiten Kreuzgängen des Klosters war es, wo sich Hermann Billnng und Adeldag eines Abends, als schon die Sonne untergegangen war, trafen. Hermann hatte durch Otto erfahren, daß Adeldag gewöhnlich am Abend in den Kreuzgängen zu lustwandeln pflegte, und darum war er heute dorthin gegangen, um Klarheit zu gewinnen, ob der Mönch der Gesuchte sei oder nicht. Mit ehrerbietigem Gruß trat Hermann zu Adeldag und bat ihn um die Erlaubnis, kurze Zeit in seiner Gesellschaft weilen zu dürfen, und dieser, welcher schon durch seinen Schüler Otto von dem jungen Sachsenhelden wußte, gestattete es gern. „Ehrwürdiger Vater", begann Hermann, „Ihr werdet es mir, hoffe ich, verzeihen, daß ich mich an Euch herandränge, wenn Ihr gehört haben werdet, daß ein Versprechen, welches ich einst einem teuren Entschlafenen gegeben habe, mich dazu zwingt. Ihr wißt wohl, daß ich aus dem Lohengau gekommen ^bin; dort lebte bis vor wenigen Jahren auf der Burg Soltau ein frommer Pater, namens Wichmann. Er ist mir ein väterlicher Freund gewesen von meiner frühesten Kindheit an, und in dem Hanse meines Vaters, dem Freihofe Stübeckshorn, war er ein häufiger, gern gesehener Gast. Ich könnte Euch den ganzen Abend erzählen von dem edlen Greise, von seinem reichen Herzen und seinem frommen Kindersinn; doch wird sich dazu noch viel Gelegenheit bieten, wenn Ihr der seid, den ich suche; vernehmet darum heute nur das Wichtigste. Als vor etlichen Jahren die Wenden in unsern Gau einfielen, ahnte Pater Wichmann, daß er nicht lebend aus dem bevorstehenden Kampfe hervorgehen werde; und am Abend vorher machte er mich zum Mitwisser eines Geheimnisses, welches bis dahin in seiner Brust verborgen gewesen war. Er er-

9. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 143

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 143 — in den Norden des Landes, bis jenseits der Peene, zurück, an deren Ufern er sein Lager aufschlug; er hoffte, Hermann in die in der Nähe dieses Flusses liegenden Sümpfe zu locken, um ihn dann mit größerer Leichtigkeit verderben zu können. Der Fluß, durch heftige Regengüsse angeschwollen, trennte die beiden Heere; wohl konnten sie sich gegenseitig mit den Geschossen erreichen, aber nicht mit den Schwertern. Als so Hermann dem Feinde gegenüber stand, gedachte er, noch einmal zu versuchen, ob er vielleicht Jaczo zur Nachgiebigkeit bestimmen könne; er ließ deshalb durch einen Herold über den Fluß rufen, daß er eine Unterredung mit ihm wünsche. Nicht lange ließ Jaczo ans sich^ warten; er sprengte mit seinem Pferde bis nahe an den Fluß, auf dessen anderem Ufer Hermann stand. Eindringlich redete dieser dem alten Häuptling zu, doch die Waffen niederzulegen und sich dem Könige Otto und dem Evangelium zu unterwerfen, damit ferneres Blutvergießen in dem schon genug heimgesuchten Lande vermieden werde. Aber mit höhnischen Worten erwiderte Jaczo auf diese Ermahnungen; er schmähte den König, Hermann und das ganze Heer, und drohte, alle Sachsen vom wendischen Boden zu vertreiben. Da wallte auch in Hermann der Zorn auf. „Wohlan", rief er ihm hinüber, „morgen soll es sich zeigen, ob Du und Dein Volk etwas wert sind; morgen soll es sich entscheiden, ob fortan der Deutsche in diesen Gebieten herrschen oder ob Eure Barbarei dasselbe wieder gewinnen soll". Mit diesen Worten wandte er Jaczo den Rücken und ritt nach seinem Lager zürück, um alles bereit zu machen auf den bevorstehenden Angriff. In der Nacht schickte Hermann einen Teil seiner Mannschaft unter Führung eines tapferen Mannes eine gute Strecke den Fluß hinab, um hier unter dem Schutz der Dunkelheit eine Brücke über denselben zu schlagen. Mit Sonnenaufgang begann er selbst den Kamps gegen die Wenden, indem er einen Hagel von Pfeilen und Wurfspießen über den Fluß in das feindliche Lager schleudern ließ. Diese glaubten, daß die Sachsen hier den

10. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 78

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 78 — ton der Hoheit, die aus ihren Augen strahlte, warf ich mich thr zu Füßen und küßte den Saum ihres Kleides : fte aber hieß mich aufstehen und ermunterte mich, ihr zu lagen, was mein Herz bedrückte, und ermutigt durch ihren mrlden Zuspruch sagte ich ihr den Zweck meiner Reise. Aufmerksam hörte sie mir zu; als ich aber geendet, schüttelte sie traurig das Haupt und ihre Augen füllten jtch mit Thränen. „Armer, armer Knabe", sprach sie, ^warnm bist Du nicht einige Tage früher gekommen? Stehe, die Du hier suchst, weilt nicht mehr unter den Gebenden; heute morgen haben wir ihren sterblichen Leib unter dem grünen Rasen gebettet. Das Geheimnis, nach welchem ^u forschest, hat sie mit ins Grab genommen: aber noch in ihrer letzten Stunde hat sie Dein gedacht: mtt Deinem Namen auf den Lippen ist sie hinüberae- ichlnmmert zu einem besseren Leben". Wie ein Donnerschlag trafen mich diese Worte der würdigen Klosterfrau. Mit einem lauten Schrei sank ich nieder zu ihren Füßen und eine tiefe Ohnmacht umfing meine Sinne. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem hohen, hellen Zimmer; mehrere Schwestern, auch die würdige Priorin, umstanden mein Lager. „Gottlob, er lebt!" hörte ich sie sagen, als ich mit innigem ^ank die Augen zu ihr aufschlug. Eine heftige Krankheit hatte mich befallen, nachdem ich die Trauerbotschaft aus dem Munde der Priorin gehört hatte; mehrere Wochen hatte ich zwischen Tod und Leben geschwebt. Die Anstrengungen der weiten Reise, die Entkräftung, die bittere Enttäuschung, alles hatte dazu beigetragen, meinen Zustand nahezu hoffnungslos zu machen. Aber nun siegte doch die Jugend über die tückische Krankheit, und dank der liebevollen Pflege der frommen Schwestern erholte ich mich rasch. Als ich ganz genesen war, sagte die edle Frau eines Tages zu mir: „Mein lieber Sohn, durch Gottes Gnade bist Du wieder gesund geworden, und es ist nun Zeit, daß wir über Deine fernere Zukunft reden. Hier kannst Du nicht bleiben; aber ich möchte Dich nicht wieder in die Welt zurückschicken. Du hast Deinen
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