Verlag von Ferdinand Kirt in Breslau, Königsplatz 1.
Ferdinand Äirts Neues Realienbuch
Sonderausgaben.
Für Brandenburg: Mittelstufe. Enthaltend Nr. 12 u. 13 mit ergänzender
Keimatkunde der Provinz Brandenburg. Kart. 90 Pf.
Oberstufe für evangel. Schulen. Enthaltend Nr. 1 mit ergänzender Keimat-
Kunde der Provinz Brandenburg. Lwdbd. 2.35 Mk.
Für Ostpreußen: Mittelstufe. Enthaltend die Nummern 12 u. 13 mit ergänzender
Keimatkunde von Ostpreußen. Kart. 90 Pf.
Oberstufe für evangelische Schulen. Enthaltend Nr. 1 mit Geschichte des Deutschen
Ritterordens. Lwdbd. 2,35 Mk.
Oberstufe für katholische Schulen. Enthaltend Nr. 2 mit Geschichte des Deutschen
Ritterordens. Lwdbd. 2,35 Mk.
Für Pommern: Für evangelische Schulen. Enthaltend die Nrn. 4. 8. 23 und 24
mit ergänzender Heimatkunde von Pommern. Lwdbd. 2.50 Mk.
Für katholische Schulen. Enthaltend die Nrn. 5. 8, 23 und 24 mit ergänzender
Heimatkunde von Pommern. Lwdbd. 2.50 Mk.
Bei Bedarf werden auch Sonderausgaben mit den Heimatkunden Schlesien, West»
preußen und der Rheinprovinz angefertigt.
Ferdinand Kirt- Anschauungsbilder
Acht farbige Künstler-Steinzeichnungen von Walther Georgi.
1. Frühling.
2. Sommer.
3. Kerbst.
4. Winter.
5. Kochgebirge. ! 7. Großstadt.
6. Wald. | 3. Seehafen.
Format jeder Tafel: 103 cm hoch, 133 cm breit. Bildfläche 100 cm hoch. 131 cm
breit. Preis des Bildes auf feinstem Kartonpapier 6 Mk., auf Leinwand aufgezogen
mit Stäben 9,50 Mk. 4 Bilder auf einmal bezogen auf Kartonpapier 20 Mk.,
auf Leinwand aufgezogen mit Stäben 34 Mk.
Die unaufgezogenen Bilder werden in Schiebekiste verpackt gelieferl, die zugleich zur Aufbewahrung be-
nukbar ist. Preis l Mk. Gewicht von 4 postmähig verpackten Bildern in Kiste S Icx. — Apparat zum Aushängen
je eines Bildes 3,50 Mk. (Porto 50 Pf.) — Ein einfacher, sehr solid gearbeiteter Schulrahmen, als Wechsel»
rahmen eingerichtet (ohne Glas), der zugleich zur Aufbewahrung der übrigen Bilder dienen kann, kostet lo Mk.
Schüler-Ausgabe: Die 8 Bilder in vielfachem Farbendruck im Format von
15x22 cm, Bildfläche 11,5x15 cm. Geheftet 50 Pf.
Airts Anschauungsbilder sind die größten aus einem Ettick bestehenden und haben wegen
ihres hohen pädagogischen wie auch künstlerischen Wertes allgemeine Anerkennung gesunden. Sie sind
von zahlreichen hohen Schulbehörden zur Anschaffung empfohlen.
Anleitung zur unterrichtlichen Behandlung der Bilder von Sem..
Oberlehrer Max Müller (für die Bilder 1—4) und Sem.-Oberlehrer August
Volkmer (für die Bilder 5—8). Kart. 1,60 Mk.
v.l. Xii. Ib.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Kirt Ferdinand Ferdinand_Äirts Ferdinand Ferdinand_Kirt-_Anschauungsbilder Ferdinand Walther_Georgi Kerbst Max_Müller Max August Volkmer
2
Heimatkunde der Provinz Westpreußen.
besteht. Oft findet man Versteinerungen von Muscheln und Schnecken und die
glatten „Donnerkeile", die versteinerte Überreste einer Tintenfischart sind.
Nachdem sich das „Urmeer" zurückgezogen hatte, bedeckte sich der Boden mit
üppigem Pflanzenwuchs. Als das Meer das Land aber wieder überschwemmte,
bedeckte es die vielen Pflanzen mit Schlamm und Saud. („Tertiärzeit", Braun-
kohlen, Bernstein.) Ungeheure Eismassen, die von Norden nach Deutschland
kamen, brachten viel Schutt, große und kleine Steine, Lehm und Saud mit
und lagerten sie bei ihrem Rückzüge hier ab. (Findlinge.) Die durch die Ver-
eisungen gebildeten Schichten nennt man „Diluvium", während man die An-
schwemmungen und Bildungen der Jetztzeit (Flußtäler, „Verlanduugeu",
Moor, Torf, fliegende Smtde) als „Alluvium" bezeichnet.
Die eiszeitlichen Ablagerungen, die sich den Erhebungen und Vertiefungen
der Kreideunterlage anpaßten, durchziehen als „baltischer Landrücken"
(Ostsee = baltisches Meer) unsere Provinz in ziemlich breiten „Platten". Die
Weichsel teilt den Höhenzug in zwei Teile, 1. den westlichen, den man gewöhn-
lich als „Pommerellischen Höhenzug" oder kurzweg als Pommerellen bezeichnet,
und 2. den östlichen, auch „Preußische Seeuplatte" genannt. Es ergeben sich
also, durch den geologischen Ausbau des Landes bedingt, folgende Landschaften:
1. Pommerellen mit der anschließenden nördlichen Küsten-
ebene, 2. das Weichseltal, Weichseldelta und das Frische Hass,
3. die „Preußische Seenplatte".
1. Pommerellen.
a) Die Kassubei. Der Pommerellische Höhenzug, der die Wasserscheide
zwischen den linken Nebenflüssen der unteren Weichsel und den pommerschen
Küstenflüssen bildet, wird in seinem höchsten Teile die „Kassnbische Schweiz"
genannt. Dieser stolze Name ist wohl gerechtfertigt; denn die Höhen der Kassubei
weisen reizende Partien anf, wie sie schöner und anmutiger kaum in den be-
suchtesten Gegenden Deutschlands zu finden sind. Hier entspringen mehrere
Flüsse (welche?). Am schönsten ist das Radannetal. Wie ein echtes Gebirgs-
Wasser stürzt sich der Fluß hiuuuter. Sein starkes Gefälle treibt eine Anzahl
von Mühlen. Der höchste Punkt ist der Turmberg (wie hoch?). Bei klarem
Wetter kann man von hier bis nach Dirschan sehen; wegen der umgebenden
Höhen ist aber die Aussicht nach den anderen Himmelsrichtungen nicht so groß,
wie man eigentlich annehmen sollte. Der Berg besteht aus grobkörnigem
Kies, der stark mit größeren und kleineren Steinen durchsetzt ist. Bismarckturm!
Der Saudboden der Kassubei ist, auch weuu er mit Lehm gemischt ist, wenig
fruchtbar, da das Klima auf den Höhen zu rauh ist. Die mittlere Jahres-
temperatnr beträgt für die Gegend um Schönberg nur + 5°, im übrigen West-
preußen 6—8°. Dafür ist aber die Gegend reich an herrlichen Laub- und
Nadelwäldern, lieblichen Tälern, stillen, buchtenreichen Seen und wunder-
vollen Aussichten. Forellen und Krebse findet man in den Gewässern in großer
Zahl, die Enten- und Gänsezucht („Rügenwalder Gänsebrüste") ist bedeutend.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Ortsnamen: Bernstein Deutschland Weichseldelta Deutschlands Dirschan
I. Abteilung. Erdkundliches.
3
Bewohnt wird der Landstrich von den anspruchslosen Kassuben, dem Rest
der wendischen Bevölkerung. Die westpreußischen Kassuben sind meistens
katholisch, dagegen gehören die in Pommern wohnenden der evangelischen Kirche
an. Man rechnet auf Westpreußen noch ungefähr 100 000 Kassuben. Die Männer
tragen weite, weiße, leinene Hofen und eine .kurze, in der Regel fest zugeknöpfte
Jacke, über die sie im Winter und bei Regenwetter noch einen blauen, selbst-
gewebten Mantel ziehen. Ihre Häuser sind meistens ganz aus Holz gebaut und
mit Stroh gedeckt. Charakteristisch ist der auf Holzpfosten ruhende Vorbau.
Ihre Hauptbeschäftigung ist Holzfällen und Kohleubreuneu. Hausindustrie!
Nördlich vom Turmberg liegt der reizende Ort Karthaus, meist von Deutschen
bewohnt. Wegen seiner herrlichen Lage und der gesunden, reinen Luft hier
oben wird das Städtchen voll vielen Sommerfrischlern aufgesucht. Die alte
Klosterkirche ist sehr sehenswert. Am Südfuße der Kafsubischen Höhen liegt
Berent (kath. Lehrerseminar) an der Ferse. Gehen wir den Fluß abwärts,
so kommen wir an den Überresten zweier Burgen aus der Ordenszeit, an Alt-
Kischau ulld Schöneck, vorüber uach Pr.-Stargard (Station der Ostbahn;
Landgestüt). Hier finden wir rege Fabriktätigkeit (Eisengießereien, Dach-
pappefabriken, viele Mühlen, Tabak- und Spiritusfabriken). In der Nähe liegt
die Provinzial-Jrrenanstalt Konradstein. Noch weiter flußabwärts wandernd
gelangen wir in dem vielfach gewundenen Tal der Ferse zu dem Sitze des
Bischofs vou Kulm, Pelpliu. (Kath. Priesterseminar, Progymnasium, Zucker-
fabrik, großer Koruspeicher; Handel.)
b) Die Küstenlandschaft. Die Höhen der Kassnbei dachen sich nach Norden
und Osten zu allmählich zur Küstenlandschaft ab. Bei Zoppot, Adlershorst
und Gdingen treten sie bis dicht ans Meer. Zoppot ist das modernste Seebad
unserer heimischen Küste (Waldfestspiele). Die nördliche Abdachung wird scharf
durch das Rhedatal begrenzt. (Abfluß der eiszeitlicheu Schmelzwasser, Au-
schwemmuug fruchtbaren Bodens.) Neustadt (katholischer Wallfahrtsort,
Gymnasium, ev. Lehrerseminar, Irrenanstalt) liegt in sehr freundlicher Gegend.
(Schloß des Grafen Keyserlingk mit herrlichem, öffentlichem Park.) Mit der
Bahn gelangen wir über Rheda uach dem lebhaft besuchten Badeort Putzig.
Nördlich und südlich der Rhedamündung finden wir inselartige hohe Lehm-
ablageruugeu, umgeben von Mooren. Man nennt diese bis 95 in aufsteigenden
Höhen „Kämpen". Auf solchen „Kämpen" liegen Putzig lind Oxhöst. Die um-
liegenden Moore werden allmählich in Wiesen verwandelt. (Wiesenbau, Vieh-
zucht, Torfgewinnung.) An der nördlichsten Spitze unserer Küstenebene liegt
Rixhöft (zwei Leuchttürme, Station für drahtlose Telegraphie). An dieser
vorspringenden Landecke fanden die Sinkstoffe der Weichsel einen Halt, und so
entstand durch das Zusammentreffen der See- und Flußströmung eine Sand-
bank, die schließlich über die Oberfläche des Meeres emporragte. Es ist die
Halbinsel Hela (Länge? Breite?), die die Putziger Wiek (Wiek^Bucht) ein-
schließt. (Geringer Ertrag des. Bodens, daher Fischfang; Hochseefischerei:
Dorsche, Lachse, Heringe, Flundern. Absatzgebiete: Danzig, Zoppot.) Auf
der Südspitze der Halbinsel liegt Hela (Badeort, Leuchtturm).
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
I. Abteilung. Erdkundliches.
5
zwischen zwei Seen, von Buchenwäldern umgeben, liegt Deutsch-Krone
(Köuigl. Gymnasium, kath. Lehrerseminar). Die Bevölkerung Südpommerellens
ist fast durchweg deutsch.
2. Das Weichseltal und Weichseldelta.
a) Das Weichseltal von Ottlotschin bis Pieckel (Montauer Spitze). Die
Weichsel entspringt auf den West-Beskiden und hat bereits über 800 km zurück-
gelegt, wenn sie bei Ottlotschin in westpreußisches Gebiet tritt. Wir besteigen
hier ein Schiff und fahreu die Weichsel abwärts, um deu Strom und seine Ufer
kennen zu lerueu. Nach kurzer Fahrt auf dem breiten, schnell fließenden Strome
kommen wir nach der starken Festuug Th orn, der ersten Ansiedelung der Ordens-
ritter. (Gymnasien, zwei Lehrerseminare, Landgericht; großer Holzhafen, leb-
hafter Handel mit Rußland: Holz, Getreide, Felle; Maschinen- und Seifen-
sabriken; Thorner Honigkuchen; „Bazarkümpe".) In der alten Stadtmauer der
„schiefe Turm", 15 in hoch, iy2 m überhängend. Vor dem Rathause steht ein
Denkmal des berühmten Astronomen Nikolaus Koperuikus mit lateinischer In-
schrist. (Übersetzt: Beweger der Erde, Befestiger der Sonne und des Himmels.)
Früher, zur Eiszeit, floß die Weichsel von Thorn in westlicher Richtung (Brahe,
Bromberger Kanal) durch das Bett der Netze, durch Braudeuburg und ergoß
schließlich ihre Wasser (Urweichsel) in die Nordsee (Elbemündung). Jetzt macht
sie oberhalb der Brahemündung eine scharfe Biegung, durchbricht den baltischen
Landrücken und fließt dann im großen und ganzen in nördlicher Richtung weiter.
Bei Fordon nähern sich die Ufer bis auf weuige 100 in. Bald jedoch erweitert
sich das Weichseltal wieder bis zu einer Breite von 3—15 km. Auf dem hohen
Bergrücken, Fordon gegenüber, entspringt im Parke des Gutes Ostrometzko
die kohlensäurehaltige Marieuquelle. (Jährlicher Versand etwa 300 000 Flaschen.)
Auf unserer Fahrt kommen wir an vielen flachen Sandinfeln vorbei, die die
Weichsel angeschwemmt hat. Um durch eiue kräftigere Strömung der Ver-
sanduug des Flußbettes vorzubeugen, hat man Buhuen angelegt. Zu beiden
Seiten des Flusses ziehen sich langgestreckte Dämme hin, die aber nicht immer
den Krümmungen des Flusses folgen. (Warum nicht?) Sie sollen die Niede-
rungen, die aus angeschwemmtem, äußerst fruchtbarem Boden bestehen, vor
Überflutungen bei Hochwasser (Ursachen?) bewahren. Da, wo die Deiche sich
vom Flusse zurückziehe«, ist das Vorgelände mit Weiden (Verwendung?) be-
standen. Die vielen bewaldeten Inseln an den Seiten des Flusses (Kämpen)
zeichnen sich durch üppigen Pflanzenwuchs aus. (Jährlich eine bis zwei Über-
schwemmungen, fruchtbarer Schlick.) Schon von weitem sehen wir aus stolzer
Höhe die vielen Türme der alten Bischofsstadt Kul m. (Alte Kirchen; Brauereien;
herrliche Ausblicke von den Höhen; „Nonnenkämpe"; landschaftlich reizvolle
Seitentäler der Weichsel, Parowen genannt.) Von Kulm aus erblicken wir
in einiger Entfernung Schwetz (Lage?). Die Stadt lag zur Ordeuszeit auf
dem hohen Ufer, wurde dann aus Handelsrücksichten unmittelbar an den Strom
verlegt, hatte hier aber unter den Überschwemmungen viel zu leideu. Jetzt ist
die Niederstadt verlasseu, die Bewohner haben sich wieder auf die Höhen zurück-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
6
Heimatkunde der Provinz Westpreußen.
gezogen. (Gymnasium, Ruinen des Ordensschlosses Wasserburg^, Provinzial-
Irrenanstalt, Zuckerfabrik, Gipslager.) Wir kommen an den hohen Ufern bei
Sartowitz (Teufelsberge, Teufelskauzel) vorbei nach Grandenz (kath. Lehrer-
seminar, Eisengießerei, die besonders Ofentüren, Herdplatten und Kochtöpfe
liefert). Von dem hohen, alten Bergfried auf dem Schloßberg hat man einen
großartigen Umblick auf die Stadt, die vielen Forts, die Weichsel mit der srucht-
baren Niederuug bis lnnüber zum Schieß- und Truppenübungsplatz Gruppe.
In der Nähe die Feste Courbiere und Mockrau, wo der „Alte Fritz" oft Heer-
schau abhielt. Unsere Fahrt führt uns weiter stromabwärts, und wir gelangen
an dem hoch gelegenen Neuenburg (Tabakbau) vorbei uach Mewe (Lage?).
(Mittelalterliche Bauwerke, Laubengänge am Markt, alte Ordensburg, jetzt
Zuchthaus; hohes Steilufer.) Auf der rechten Seite des Flusses erblicken wir,
5km von der Weichsel entfernt, Marienwerder an der Liebe. (Sitz der
Regierung; Oberlaudesgericht; Westpreußische Landschaft, Überreste des großen
Ordensschlosses, Laubengänge, Gymnasium, Uuteroffizierschule, Laudgestüt.)
Auf unserer Weichselfahrt haben wir oft lange Flöße, „Trafteu", überholt, die,
von Flissaken oder Dschimken mit großen Rudern geleitet, Laugholz vou Rußland
nach Deutschland bringen.
b) Das Weichseldelta. Ungefähr 10 km hinter Mewe beginnt an der
Montaner Spitze das Weichseldelta. Es ist eine Landschaft, die durch Ab-
lageruugeu der Weichsel entstanden ist. (Das „westpreußische Urhaff".) Die
Weichsel teilt sich an der Montauer Spitze. Der rechts abgehende Arm heißt
Nogat. Um zu verhindern, daß zur Zeit des Frühjahrhochwassers die Nogat
über die Ufer tritt, hat man den Weichsel—nogat-Kanal gegraben, der die der
Nogat zufließenden Wassermassen auf ein Drittel vermindern soll. Man will
den Nogatarm gänzlich von der Weichsel abschließen und nur durch eine Schleuse
mit ihr verbinden. (Warum?) An der Nogat liegt Marienburg. (Altes,
wiederhergestelltes Hochmeisterschloß, Gymnasium, ev. Lehrerseminar, Zucker-
und Tonwarenfabrik, „Lauben".) Die Nogat mündet in einem wirren Netz
von Wasseradern in das Frische Haff. (Kraffohlkanal, der verbreitert und ver-
tieft werden foll.) Hier lagert sich eine Menge Erde und Schlamm ab, so daß
das Laud jährlich ungefähr 50 m in das Haff hineinwächst. — Der an der Mon-
taner Spitze nach links abgehende Arm, die Weichsel, fließt in nördlicher Richtung
an Dirschan vorbei. Dieses ist eine gewerbtätige Stadt. (Zwei Zucker-
fabriken, Dampf- und Schneidemühlen, Maschinenbauwerkstätten, wichtigster
Eisenbahnknotenpunkt der Provinz; Strecken?) Beim Danziger Haupt
teilt sich die Weichsel nochmals. Die nach Osten gehende Elbinger Weichsel
ist seit 1898 kanalisiert und durch eine Schleuse vor dem Hochwasser geschützt.
Die nach Westen gehende Danziger Weichsel mündete ursprünglich bei
Weichselmüude. Nach der Versandung dieser Mündung benutzte mau das
durch Baggeru vertiefte „Neue Fahrwasser". Im Frühjahr 1840 durchbrach
die Weichsel bei einem starken Eisgang die Dünenkette und schuf sich eine neue
Münduug bei Neufähr. Das Stück westlich des Durchbruches wurde durch
einen Damm mit einer Schleuse von der Münduug abgeschlossen, (^ote
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
8
Heimatkunde der Provinz Westpreußen.
zahlreichen Dämme, welche diese Felder durchziehen, sind mit Weiden dicht besetzt.
An den Ufern des Stromes aber erheben sich Dämme von 8 und mehr Metern
Höhe und mächtiger Dicke, um die Fluten, die besonders beim Eisgang zer-
störend daherbrausen, in Schranken zu halten, was nicht immer gelingt, zumal
an manchen Stellen das Flußbett durch den mitgeführten Sand und Schlamm
schon höher geworden ist als die umliegenden Fluren. Das äußerst fruchtbare
Gebiet wird jetzt von vielen Kleinbahnen durchzogen („Rübenbahnen"). —
Die Bewohner des Werders, znui Teil Nachkommen der einst eingewanderten
Holländer, sind Mennoniten. Sie verwerfen die Kindertaufe, den Eid, den
Krieg und einen besonderen Priesterstand. Holländische Reinlichkeit ist noch
jetzt bei ihnen zu finden.
Die Nogat, die Tiege (Schwente), die sicher früher einmal ein Weichselarm
gewesen ist, und die Elbinger Weichsel setzen das Ausfüllungswerk der Weichsel
fort und drängen das Frische Haff (3—5 m tief), den letzten nnausgefüllten
Teil des westpreußischen „Urhaffs", immer mehr zurück.
Bon der See wird das Haff durch die 350—3000 m breite Frische Nehrung
getrennt. (Entstehung; Pillauer Tief; Aufforstung, nicht Nutz-, fondern Schutz-
wald. Inwiefern?) Der schönste Ort auf der Nehrung ist das vielbesuchte
Seebad Kahlberg (Leuchtturm). Von hier machen wir eine Dampferfahrt
quer über das Haff nach Tolkemit. Wir sehen schon von weitem die hohen
südlichen Haffufer, den Nordabfall (für unsere Provinz!) der
3. Preußischen Seenplatte.
a) Die Trunzer Höhen (wie hoch?). Tolkemit ist ein freundliches Städtchen,
dessen Bewohner Ackerbau, Fischfang und seit alters die Herstellung von Töpfer-
waren betreiben. Mit der Haffuferbahn gelangen wir in kurzer Zeit nach
Kadinen, dem kaiserlichen Gut. Unweit des Parkes steht eine riesige Eiche,
deren Stamm man ausgehöhlt hat, so daß jetzt im Innern an einem Tische
10 Personen sitzen können. Der bei Kadinen gefundene Ton ist sehr gut (kaiserl.
Majolikafabrik). In der Stelliner Forst steht eine 25 rn hohe Trauerfichte
(Naturdenkmal). Von Kadinen wandern wir zu Fuß ins „Gebirge". Durch
herrlichen Laubwald, an tiefen Schluchten vorbei führt uns der Weg. Die
Leute nennen die Gegend die „Dörbecker Schweiz". Durch die „heiligen
Hallen" (Buchenwald) gelangen wir nach Panklau, von wo wir wieder die
Haffuferbahn benutzen. Auf der linken Seite reiht sich jetzt eine Ziegelei an die
andere. Die steilen Ufer bestehen aus gutem Lehm und Ton. Die fertig ge-
brannten Ziegel werden gleich in Kähne verladen. Allmählich treten die Höfjeu
zurück, und wir kommen durch fruchtbare Wiesen und Felder nach Elbing.
(Große Schiffswerft von Schichau, Bau von Torpedobooten und Lokomotiven,
über 3000 Arbeiter; Blechwarenfabriken; Zigarrenfabrik von Loeser n. Wolff,
3000 Arbeiter; Messingwalzwerk; Zementfabriken; Brauereien; Automobil-
fabrik; regelmäßige Dampferverbindung mit Königsberg.) Elbing hat ein
schönes neues Rathaus, weist aber auch manch altertümliches Bauwerk auf
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Ii. Abteilung. Geschichtliches.
11
Brandenburgern gegenüber leid tat, schenkte er, um dem Markgrafen und auch
dem Orden jede Gelegenheit zu nehmen, das Land in Zukunft zu erwerben,
ganz Pommerellen den Polen. Der Polenherzog Wladislaw setzte den Statt-
Halter in Danzig ab. Dieser rief den Markgrafen Waldemar zu Hilfe, welcher
sich ohne Schwertstreich der Stadt bemächtigte. Die Burg Danzig wurde
aber von den Polen, die sich schließlich an den Ritterorden mit der Bitte um
Hilfe wandten, hartnäckig verteidigt. Der Orden vertrieb die Brandenburger,
dann aber auch die Polen, mit denen er in Streit geraten war. Die Ritter
erkannten die günstige Gelegenheit, sich ganz Ostpommerns zu bemächtigen,
und hatten bald das ganze Gebiet in ihrer Gewalt. Im Jahre 1309 wurde
Pommerellen mit dem Ordenslande vereinigt.
2. Die Ordenszeit (1309—1466). Vorbemerkung über die Geschichte des
Ordens: Gründung des Ritterordens 1190 vor Akkon. Schutz deutscher Pilger
im Kampfe gegen die Heiden, Pflege der Kranken, Verteidiguug des Hl. Landes,
Schutz der Kirche und ihrer Diener fowie der Witwen und Waisen. Oberster
Beamter: Hochmeister. Auf Bitten des Zisterziensers Christian von Oliva
und des Herzogs Konrad von Masowien schickte der Hochmeister Hermann von
Salza den Landmeister (Statthalter) Hermann Balk mit 30 Rittern und
100 Knappen nach dem Lande der heidnischen Preußen. Dieser begann den
Kampf, durch zahlreiche Kreuzfahrer unterstützt. Eroberung des Knlmerlandes
(Anlage von Thorn und Kulm) und von Pomesanien (Anlage von Marien-
Werder). Wie der Orden in den Besitz des Gebietes links der Weichsel gelangte,
haben wir im vorigen Abschnitt gehört.
1309 verlegte der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen (1309—11)
seinen Sitz von Venedig nach der Marienburg und wandte jetzt seine Fürsorge
der neuen Erwerbung zu. (Anlage von Burgen, Städten, Dörfern; deutsche
Einwanderer.) Wiurich von Kniprode (1357—82) sammelte an seinem
Hofe Gelehrte und Künstler, legte Schulen an, förderte Ackerbau, Weinbau,
Gewerbe und besonders den Handel. Unter dem friedliebenden Konrad
von Jungingen (1393—1407) gelangte das preußische Städtewesen zu hoher
Blüte. Danzig, Elbing und Thorn schlössen sich dem mächtigen Hansabunde
an. Der kriegerische Ulrich von Jungingen (1407—1410) geriet bald mit
dem Polenkönig Jagello in Krieg. In heißer Schlacht wurde das Ordensheer
bei Tannenberg 1410 vollständig geschlagen. Die Polen drangen bis nach
der Marienburg vor, ihre Angriffe wurden jedoch von Heinrich von Plauen
(Komtur von Schwetz) tapfer zurückgeschlagen. Dieser wurde zum Hochmeister-
gewählt (1410—1413). Im ersten Frieden zu Thorn (1411) trat der Orden
ein großes Gebiet nordöstlich vom heutigen Ostpreußen den Polen ab.
Da ferner der Orden für die Gefangenen ein großes Lösegeld zahlen sollte
und der Hochmeister zu diesem Zwecke dem Lande neue, ungewohnte Steueru
auflegen mußte, so entstanden im Lande bald große Unruhen. Zucht- und
Sittenlosigkeit nahmen im Orden immer mehr zu, und die ungerechten Übergriffe
der Ritter erbitterten die Bevölkerung immer mehr. Viele unzufriedene Edel-
leute und Städte verbanden sich zum „Preußis^en^A^u^d^ .jy^Warienwerder.
für Mternattonaim
Bchuiboc Wo» schun#
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Polenherzog_Wladislaw Waldemar Christian_von_Oliva Konrad_von_Masowien Konrad Hermann_von
Salza Hermann_Balk Siegfried Siegfried Konrad
von_Jungingen Konrad Ulrich_von_Jungingen Polenkönig_Jagello Heinrich_von_Plauen Heinrich
12
Heimatkunde der Provinz Westpreußen.
Dieser erklärte dem Orden den Krieg und bot das Land dem König Kasimir
von Polen als Geschenk an. Bei Könitz kam es zur Schlacht, die die Polen
verloren. Die Ritter konnten jedoch den Sieg nicht ausnutzen, da es ihnen
an Geld mangelte, um die angeworbenen Söldner zu bezahleu. Es wurden
ihnen Burgeu und Städte verpfändet, aber die Söldner wollten bares Geld
sehen und verkauften die Burgen, die ihnen nichts nutzten, an den Polenkönig.
So kam auch die Marieuburg 1457 au Poleu. Tränenden Auges verließ der
Hochmeister Ludwig vou Erlichshausen die Burg und verlegte seinen Sitz
nach Königsberg.
Zwar versuchte das Ordensheer noch durch zahlreiche Einfälle iu Pommerellen
des Landes wieder Herr zu werden, jedoch vergebens. 1466 kam es zum
2. Thorner Frieden. Der Orden behielt Ostpreußen, aber als polnisches
Lehen. Unsere gauze heutige Provinz mußte er au Polen abtreteu.
3. Westprenszen unter polnischer Herrschaft. Das Land wurde iu drei
Woiwodschaften (Bezirke) eingeteilt, Pommerellen, Marienburg und Kulm,
und sollte durchaus deutsches Land bleiben. Allein bald zeigte sich die wahre
Absicht der Polen. Die Preußen verloren bald das Recht der Selbstverwaltung,
das Recht, alle Ämter im Lande mit Landsleuten zu besetzen, das Recht der Ab-
gabensreiheit. Polnische Sprache, Sitten und Gebräuche wurden überall
eingeführt. Auf dem Reichstage zu Lubliu 1569 wurde Westpreußen Polen
vollständig eiuverleibt und hieß das „Königliche Preußen".
Im Schwedisch-Polnischen Kriege zwischen Gustav Adolf und Sigis-
mund Iii. kam es im Walde bei Stnhm zu eiuer blutigen Schlacht. 1635 wurde
zu Stuhmsdorf ein Waffenstillstand auf 26 Jahre geschlossen. (Schwedenstein.}
Auch im Nordischen Kriege 1700—1720 war „Polnisch-Prenßen" oder das
„Königliche Preußen" der Kriegsschauplatz. Karl Xii. von Schweden besetzte
das Gebiet bis auf Dauzig, verließ es aber bald wieder und zog nach Rußland.
Im Siebenjährigen Kriege sah das Land oft durchziehende, plündernde
russische Truppen. Das einst so reiche, blühende Land war durch die 300jährige
polnische Herrschaft zur Wüste geworden.
4. Westpreußen unter den Hoheuzollern. Bei der ersten Teilung Polens
1772 erhielt Friedrich der Große Westpreußen mit Ausnahme von Danzig
und Thorn, die Freistädte wurden. Friedrich kernt selbst 1772 in seine neue
Provinz und versprach, das Land so zu regieren, „daß die vernünftigen und
wohldenkenden Einwohner glücklich und zufrieden sein könnten und keine Ursache
haben würden, die Veränderung in der Landesherrschaft zu bedauern". Was
er versprach, hat er gehalten. Über die damaligen Zustände in Westpreußen
schreibt der König an seinen Bruder: „Auf meiner Reise durch Poluisch-Preußeu
habe ich nur Sand, Tannen und Heidekraut gesehen. Es ist wahr, daß dieses
Stück Land mir sehr viel Arbeit verursacht, denn ich glaube Kanada ebenso
wohl eingerichtet wie dieses Pommerellen. Keine Ordnung, keine Anordnung.
Die Städte dort sind in einem beklagenswerten Zustand. Kulm z. B. soll
800 Häuser enthalten; es stehen nicht 100 aufrecht, und es gibt noch elendere
Städte."
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Kasimir
von_Polen Ludwig_vou_Erlichshausen Ludwig Gustav_Adolf Gustav Adolf Karl_Xii Karl Friedrich_der_Große_Westpreußen Friedrich Friedrich Friedrich
14
Heimatkunde der Provinz Westpreußen.
Iii. Abteilung. Die Verwaltung der Provinz.
Staat, Kirche und Schule.
Staat. An der Spitze der Provinz steht der Oberpräsident in Danzig.
(Wie heißt er?) Die Provinz wird in zwei Regierungsbezirke eingeteilt, Danzig
und Marienwerder. An der Spitze jeder Königlichen Regierung steht ein
Regierungspräsident. Die Regierungsbezirke zerfallen in Kreise, an deren
Spitze ein Landrat steht.
Kreise des Regierungsbezirks Danzig:
1. Danzig, Stadtkreis, 7. Dirschau,
2. Danziger Höhe, 8. Pr.-Stargard,
3. Danziger Niederung, 9. Berent,
4. Elbing, Stadtkreis, 10. Karthaus,
5. Elbing, Laudkreis, 11. Neustadt,
6. Marienburg, 12. Putzig.
Kreise des Regierungsbezirks Marienwerder:
1. Stnhm, 10. Grandenz, Stadtkreis,
2. Marienwerder, 11. Grandenz, Landkreis,
3. Rosenberg, 12. Schwetz,
4. Löban (Neumark), 13. Tnchel,
5. Strasburg, 14. Könitz,
6. Briesen, 15. Schlochau,
7. Thorrs. Stadtkreis, 16. Flatow,
8. Thorn, Landkreis, 17. Deutsch-Krone.
9. Kulm,
Jede Regierung hat zwei Abteilungen:
1. die Abteilung für Kirchen- und Schulwesen,
2. die Abteilung für direkte Steuern, Domänen und Forsten.
- Viele Angelegenheiten verwaltet die Provinz selbst. (Landarmenwesen,
Sorge für Geisteskranke, Blinde und Taubstumme, Fürsorgeerziehung, Land-
straßenbau und Kleinbahnen, Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen.)
Leiter: Landeshauptmann.
Der Rechtspflege dienen das Oberlaudesgericht in Marienwerder, 5 Land-
aerichte (Danzig, Elbing, Grandenz, Könitz, Dhorn), 40 Amtsgerichte und
2 Kammern für Handelssachen (Danzig und Elbing).
Die Eisenbahnbehörden sind die Königl. Eisenbahndirektionen zu Danzig
und Bromberg.
Die Postverwaltung wird ausgeübt von den Oberpostdirektionen zu Danzig
und Bromberg, von letzterer in den Kreisen: Deutsch-Krone, Flatow, Könitz,
Schlochau, Tuchel.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Iii. Abteilung. Die Verwaltung der Provinz.
15
Die Provinz Westpreußen bildet das 17. Armeekorps. Es zerfällt in
2 Divisionen. Jede Division hat 2—3 Infanterie-Brigaden, 1—2 Kavallerie-
Brigaden und eine Feldartillerie-Brigade. Die Brigade besteht aus 2 Regi-
meutern, das Infanterieregiment aus 3 Bataillonen zu je 4 Kompagnien, das
Kavallerieregiment aus 5 Eskadrous. Außerdem gehören zu jedem Armeekorps
Maschinengewehrabteiluugeu, Fußartillerie, Jäger, Pioniere, Train und Flug-
zeuge.
Kirche. Die Angelegenheiten der Evangelischen Kirche regelt das
Königliche Konsistorium zu Dauzig. Dem Konsistorialpräsidenten steht der
Geueralfuperiutendent zur Seite.
Der Berwaltnngsbezirk der Katholischen Kirche ist das Bistum Kulm.
Sitz des Bischofs, des Domkapitels und Generalvikariats ist Pelplin. Elbing,
Marienburg und Stnhm gehören zum Bistum Ermlaud, Deutfch-Kroue zum
Erzbistum Guesen.
Schule. Die Gymnasien, Oberreal- und Realschulen, Seminare, Präpa-
randenanstalten, höheren Müdchenschuleu (Lyzeen und Oberlyzeen), Taub-
stummen- und Blindenanstalten unterstehen dem Königlichen Provinzial-
Schulkollegium zu Dauzig.
Der Abteilung für Kirchen- und Schulweseu der Königlichen Regierungen
sind die Kreisschuliuspektoreu unterstellt, die das Volksschulwesen beaufsichtigen.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr]]