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1. Heimatkundliches Lesebuch - S. 41

1912 - Danzig : Kasemann
41 Erscheinung mag immer nur an einzelnen Stellen des Waldes aufgetreten sein, verschonte aber kaum ein Individuum, und riß daher große Löcher in den Bestand, wo nunmehr eine große Menge von totem Material angehäuft wurde. Zu anderen Zeiten herrschte wohl eine drückende Schwüle im Bernsteinwald, und heftige Gewitter ent- luden sich über demselben. Blitze schlugen in die Baum- krone oder in einen alten Aststumpf und sprengten dann aus weite Strecken hin die Rinde ab, deren Fetzen teil- weise an den Wundrändern hängen blieben und frei in die Luft hineinragten; auch der Holzkörper wurde ge- spalten, und die herausgerissenen Holzsplitter flogen, samt einzelnen Rindenfetzen, weit fort. Zuweilen fuhr ein Blitzstrahl in einen absterbenden Baum oder auch in pilzkrankes Holz und bewirkte hier eine Entzündung. Das Feuer ergriff nicht nur den getroffenen Stamm und die Nachbarstämme, sondern lief auch am Boden hin und verzehrte das auf demselben lagernde, trockene Ma- terial. Auch das von Mulm und Moos umgebene alte Harz der Bäume wurde vom Feuer erfaßt, konnte aber nicht hell aufflammen, sondern schwelte unter der schützenden Decke nur langsam fort und setzte eine schwärz- liche Rinde an. Der Bernstein- wald wurde von einer sehr reichen Tierwelt belebt,denn Insekten und Spin- nen. Schnecken und Krebstiere, Bögel und Säugetiere hiel- ten sich hier auf, ganz wie in den Wäldern der Jetztzeit. Das 2 Leben der meisten stand in inniger Be- ziehung zum Leben der Bernsteinbäume, und es gibt unter ihnen^ viele, welche den grünenden Baum schädigten, während andere das tote Holz angegriffen haben. Größere Tiere brachen mutwillig und unab- sichtlich Aste ab und verletzten durch ihren Tritt die zu Tage liegenden Flora des Bernsteins. 1. Männliches Blütenkätzchcii einer Eiche, Quercus piligera ( Vi); 2. Abdruck eines magnolienähnlichen Blattes.

2. Heimatkundliches Lesebuch - S. 43

1912 - Danzig : Kasemann
43 führten mit ihrem langen Schnabel einen Stich ins Kambium, welcher nicht ohne Nachteil für die Bäume blieb. Auf Grund dieser Beschädigungen verloren viele Bäume teilweise oder auch völlig ihre Nadeln. Wenn dieses frühzeitig im Jahre geschah und das Individuum sonst lebensfähig war, wurden noch in demselben Jahre andere Nadeln neu gebildet. Dieser Umstand rief aber eine örtliche Abweichung im Bau des Holzes hervor, insofern unmittelbar nach der Entlaubung nur wenige Schichten radial zusammengedrückter Zellen gebildet wurden, während nach der Neubelaubung die Holzbildung mit radial gestreckten Zellen ihren Fortgang nahm. Auf diese Weise sind auf kurzen oder längeren Strecken des Umfanges im Holz der Bernsteinbäume Doppelringe entstanden. Im anderen Falle konnte aber durch den Nadelverlust ein Absterben des be- treffenden Astes oder des ganzen Baumes bewirkt werden, in Folge dessen sich auch bald die Rinde vom Holzkörper abtrennte. So kam es, daß mitten im grünenden Bernsteinwald einzelne Baumskelette stehen blieben und noch lange den Einflüssen der umgebenden Natur Widerstand leisteten. Die Ober- fläche solcher entrindeten Stämme verlor bald ihr frisches Aussehen und wurde matt und grau. Durch Einwirkung der Atmosphärilien wurde der Zusammenhang der Holzelemente immer mehr gelockert, bis sich schließlich einzelne Zellkomplexe und Zellen an einem Ende ablösten, wodurch der Oberfläche des Holzes eine feinsilzige Beschaffenheit und ein eigentümlicher Seidenglanz verliehen wurde (Vergrauung). Überall wo eine Beschädigung stattfand — und sie kam ja an jedem Baum vielfältig vor — suchte die Natur durch Harzerguß die Wunde zu heilen; dieser trat aber gewöhnlich nicht so schnell ein, daß nicht vorher Pilzsporen anfliegen und zur Keimung gelangen konnten. Die weitere Ent- wickelung der Pilze wurde um so mehr begünstigt, als Wärme und Feuchtig- keit in reichem Maße vorhanden waren. Daher wurden nach und nach alle Bäume von einem oder dem anderen, oft auch von mehreren Parasiten gleichzeitig befallen, welche zwar langsam, aber mit tätlicher Gewißheit ihr Zerstörungswerk fortsetzten und vollendeten. Durch ein Astloch oder eine andere offene Wunde, zuweilen auch durch die Wurzel, drang das Mycel immer weiter in das Innere und führte ein allmähliches Absterben des Holzes von innen nach außen herbei. Neben den Pilzen waren es höhere Pflanzen, welche auf den Bern- steinbäumen lebten; so gab es damals auch schon mistelähnliche Gewächse, welche hier und da die Einförmigkeit der Baumkronen unterbrachen. In der Folge bewirkten sie ein örtliches Absterben der Rinde, was zu weiteren Krankheitserscheinungen Anlaß gegeben haben mag. Die Bernsteinbäume führten reichlich Harz in allen ihren Teilen, vor- nehmlich aber in der Rinde und im Holz. Wenn man das normale Vor- kommen der harzbildenden Organe, deren Größe und Verteilung ins Auge faßt, kann man einen erhebliche^ Unterschied von unseren heutigen Kiefern und Fichten nicht bemerken; ebenso finden die verschiedenen abnormen Bil- dungsweisen des Harzes durchweg ihr Gegenstück bei den Nadelhölzern der Jetztzeit. Was aber die Bernsteinbäume in hervorragendem Maße auszeichnete, ist der Umstand, daß die ihnen so häufig zuteil gewordenen Beschädigungen nicht allein den Harzausfluß, sondern auch die Neuanlage von Harzbehältern wesentlich begünstigte. Die Bernsteinbäume befanden sich in einem andan-

3. Heimatkundliches Lesebuch - S. 115

1912 - Danzig : Kasemann
115 faite Küste jetzt genietzt. Eine mittlere Jahrestemperatur von 17 ° C (Danzig jetzt 7,6 0 C) inu¡3 geherrscht haden, als dort lorbeerartige Gewachse und Zimmtbaume gediehen, wie heute am Lago Maggiore. Auch Feigenarten sind an ein dementsprechendes Klima gewohnt. Palmen wurden nicht ge- funden, vbgleich sie im westlichen Dentschland im Miozan vorkommen. Sehr haufig ist das Holz der Sumpfzypresse (Taxodium distichum), die nvch heute in Nordamerika verbreitet ist. Eine grosse Menge von Sumpfpflanzen, wie Erlen, Birlen, Seggen und Griiser, wurde in den dis 3 m machtigen Flozen Zutagetretendes, steil aufgerichtetes Miozan (Braunkohlenschlucht) bei Lobeckshof unweit Brentau (Kreis Danziger Höhe). gefunden; meist sind es schöne Abdrücke der Blätter. Die Originalfunde O. Heers sind im Königsberger Geologischen Museum aufbewahrt, aber auch das Danziger Provinzialmuseum besitzt eine schöne Kollektion dieser Pflan- zenreste. Diese üppige Flora mußte allmählich den klimatischen Änderungen unter- liegen, die schließlich zur Vereisung der einst von ihr bedeckten Gegenden führte. Paul Sonntag. 8*

4. Heimatkundliches Lesebuch - S. 47

1912 - Danzig : Kasemann
Nord- und Ostseeküste beeinflußte. Diese Senkung hielt also mit der Bildung des alluvialen Schwemmlandes gleichen Schritt, so daß das Neuland von dem benachbarten Meere nicht überflutet wurde. Bohrungen haben ergeben, daß der Einfluß des Meeres während dieses Zeitraumes nur etwa eine Meile landeinwärts (z. B. bis Gr. Zünder) gereicht hat.^ Nur in dieser Zvne wurden dem diluvialen Sande aufgelagerte, marine Schichten beobachtet. Die postglacialen Senkungen sind in den westlichen Gebieten unserer Ostseeküste eingehender studiert worden. Bon der Kieler Föhrde will man wissen, daß hier der Senkungsbetrag noch neun Meter erreichte, als bereits der Mensch der älteren Steinzeit in der Nähe des Meeres Siedelungen an- legte. Ja, ein kundi- ger Geologe, der Ro- stocker Universitäts- Professor Geinitz,führt sogar die Auswande- rung der Kimbern auf jene Senkungserschei- nungen zurück. Wie dem auch sei — unsere Werder und mit ihnen die anderenschwemm- landgebiete der Ostsee sind — geologisch ge- sprochen — sehr jung. Eine klare Beleuch- tung findet diese Tat- sache in einem instruk- tiven Rechenexempel des Berliner Landes- geologen Jentzsch. „Nimmt man die Fläche der Niederung zu 1561 Quadrat- kilometer und die mittlere Mächtigkeit der humosen Sedimente zu 8—9 Meter an, so beträgt ihr Kubikinhalt 12^2 bis 14 Milliarden Kubikmeter. Dividiert man diese Summe durch den auf 2,7 Millionen Kubikmeter geschätzten, jähr- lichen Betrag der Weichselsedimente, so kommt die Zahl von 49<>0 Jahren als Alter der Gesamtabsätze heraus." Das Alter der Werder würde dem- nach auf 4000—6000 Jahre zu schätzen sein. In Anbetracht dessen, daß große Sedimentmassen von dem Strom ins Meer hinausgetragen worden sind, wird man nach Wolfs noch einige Jahrtausende höher rechnen müssen als Jentzsch. Sehr bezeichnend für unsere Niederungen ist das völlige Fehlen der Wälder. So war es aber nicht immer. Ehe der Niederdeutsche im Weichsel- Nogatdelta festen Fuß faßte, zeigte das Gebiet ähnliche Begetationsverhült- nisse, wie wir sie aus den Havel- und Spreegebieten kennen. Der altpreußische, allerdings etwas berüchtigte Chronist Simon Grunau beschreibt uns die Niederungen als gewaltige Bruchwälder, die sich bis vor Danzigs Tore hinzogen. Und eine den Alluvionen des Havel- und Spreegebietes eigen- tümliche Grasart, das rohrartige Schwingelschils (Scolochloa festucacea), hat sich bis zum heutigen Tage in einigen Altwässern bei Danzig erhalten. Noch die alten Karten weisen Waldsignatur auf (bei Neuhof, bei Neuteich, bei Lupushorst und aus den Nogatkämpen), und der Herrengrebiner Wald Weidentrist im Danziger Werder.

5. Heimatkundliches Lesebuch - S. 117

1912 - Danzig : Kasemann
117 Die Gebiete des norddeutschen Flachlandes, in welchen der obere Ge- schiebemergel in ausgedehnten Flachen auftritt, zeigen zwei verschiedene Landschaftstypen: einmal sind es ziemlich ebene bis flachwellig entwickelte, zweitens starkwellige, mit zahlreichen Einsenkungen versehene Grund - moränenlands ch asten. Innerhalb des oft auf weite Strecken von Geschiebemergel bedeckten Gebietes finden sich mehr oder weniger große Flächen, in denen der Ge- schiebemergel völlig fehlt und ein geschiebeführender, ungeschichteter, mehr oder weniger grober Sand an seine Stelle tritt. Zuweilen bedeckt dieser in einer Mächtigkeit von nur */2—2 m den geschichteten, geschiebefreien Diluvialsand, der auch das Liegende des oberen Geschiebemergels bildet, während in anderen Fällen unter der Decke des oberen Sandes noch Reste des oberen Geschiebemergels sich befinden. Der obere Geschiebesand ist ent- weder als ein Answaschungsrückstand des oberen Geschiebemergels anzusehen oder er ist als eine Faziesbildung des Geschiebemergels, als eine sandige Grundmoräne, zu betrachten. Die sandige Grundmoränenlandschast weist in manchen Gebieten auch endmoränenartige Aufschüttungen, Kieskuppen und Sandrücken aus und erhält dadurch eine reichere Modellierung als ihr ge- wöhnlich eigen ist. Solche Gebiete treten uns in der Tucheler Heide entgegen. Wesentlich verschieden von den mehr gleichmäßig ausgebildeten Geschiebe- mergelgebieten sind diejenigen, die eine sehr mannigfache Oberflächengliederung besitzen und von mir als kuppige Grundmvränenlandschaften bezeichnet worden sind. Zwischen den zahllosen, in ganz unregelmäßiger, wirrer An- ordnung hervortretenden wall- und kuppenartigen Anschwellungen des Ge- ländes liegen ebenso viele Einsenkungen. Die Bodenwellen umschließen un- zählige kleine, meist mit Torf- und Moorbildungen erfüllte Pfuhle oder Sölle und zahlreiche größere, mehr oder weniger unregelmäßig gestaltete Moore und Seen. Der Typus unseres baltischen Landrückens! Sowohl hier als auch in den flachen Grundmoränengebieten finden sich außerdem langgestreckte Rinnenseen, die durch die Schmelzwasser des Inland- eises zum Teil vor, zum Teil unter dem Eisrande entstanden sind. Wir wollen uns nun dem baltischen Höhenrücken selbst zuwenden, der nicht nur durch die in seinem Bereich ausgezeichnet entwickelten Moränen- landschaften, sondern auch durch seinen ganzen geographischen Verlauf unsere Aufmerksamkeit in hohem Grade in Anspruch nimmt. Das Inlandeis, das nach Ausfüllung des Ostseebeckens gegen seine Süd- und Westküste heran- slutete, übte infolge des Widerstandes, den die den Rand des Beckens bil- denden älteren Schichten boten, eine zertrümmernde, abtragende, stauchende und zusammenschiebende Wirkung aus, so daß die obersten Schichten der vor- diluvialen Ablagerungen gefaltet, mitgeschleppt und überschoben wurden. Der reichliche Kalkgehalt und die zahlreichen Feuersteine der norddeutschen Diluvialbildungen sind ein Beweis dafür, daß die Kreide in hohem Maße vom Inlandeise verarbeitet worden ist. Wie groß aber auch der Einfluß vordiluvialer Schichten auf die Gestaltung des baltischen Höhenrückens ge- wesen sein mag, so muß doch zugegeben werden, daß durch das Auftreten des älteren Gebirges allein die Entstehung des baltischen Höhenrückens nicht erklärt werden kann, da die Glazialbildungen oft eine außergewöhnliche Mächtigkeit erreichen, vielmehr liegt die maßgebende Ursache dafür in der großen zentralen Depression des skandinavisch-norddeutschen Glazialgebietes

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 51

1912 - Danzig : Kasemann
51 glänzen die silberfarbenen Blätter der Pestwurz. In dein Gesträuch fällt uns ' die für das Weichfel-Nogat-Delta charakteristische Grauerle auf, die gewiß schon vor langer Zeit in unser Gebiet eingewandert ist und wohl kaum ehemaligen Anpflanzungen entstammt. Von Dammfelde führt uns unser weiterer Weg über Mielenz nach dem Durchbruch von 1825. Auf dem Wege dorthin haben wir Gelegenheit, einige bedeutsame Glieder der Stromtalflora kennen zu lernen: 1. ein Schilfgras (Palamaarostm litoroa), das an zerstreuten Stand- * orten das ganze Weichseltal begleitet, ja noch an der Mottlau bei Ohra vorkommt und bei Kahlberg sogar Dünen besiedelt; dieses stattliche Gras kehrt in Deutschland wieder im Rhein- und Elbtal und in den kiesigen Gebirgsbächen Bayerns; 2. ein Schotendotter (Erysimum hieracifolium), den unser Gebiet gemeinsam hat mit dem Memel-, Warthe-, Obra- und Netzetal, der im arktischen Rußland auftritt und von Sibirien bis Südrußland reicht; 3. eine südeuropäische Spitzklette (Xanthium italicum), die wohl erst neuerdings mit dem Strom ihren Weg zu uns gefunden hat. In den die Dämme begleitenden Getreidefeldern sind unter gewöhnlichen Unkräutern der durch seine blutroten Blüten auffallende Sommer-Adonis und der durch eigentümlich geformte Fruchtbehälter ausgezeichnete Acker- Hahnenfuß seltenere Erscheinungen. Im nahen Kleefelde träumt das gabelige Leimkraut (Siiene dichotoma) von seiner südeuropäischen Heimat. Am Durchbruch begegnen wir einer typischen Rohrsumpfformation, in der die mehr als zwei Meter hohe Sumpf-Gänsedistel, Deutschlands größte krautartige Pflanze, besonders augenfällig ist. — Im Außendeich bei Kunzen- dors hat unser zierlichstes einheimisches Primelgewächs, der nordische Manns- schild, ein stilles Plätzchen — nach weiter Wanderung mit dem Strome — gefunden. Auf dem schlickigen Boden anderer Stellen fallen einige Pflanzen durch ihre erstaunliche Höhe auf — eine Folge von überreichlicher Nahrungs- aufnahme. Ihnen können wir Zwerge, die zu denselben Arten gehören und auf den trockenen, sandigen Flußufern gewachsen sind, gegenüberstellen, Ergeb- nisse der geologischen und physikalischen Verhältnisse der Bodenunterlage. — Am Ufer überraschen uns große Mengen von Knöterich- und Ampferarten, die der Gesamtflora streckenweise das Charakteristikum verleihen. In stillen Buchten flutet ein Wasserhahnenfuß (Uanunauiuz ünitaos), der seine reinweißen Blüten über dem Wasser wiegt. Auf erhöhten Stellen des Ufergeländes hat ein Fremdling aus Nordamerika, der schöne Sonnenhut (Rudbeckia hirta), festen Fuß gefaßt. Sicher hat der Strom seinerzeit diese in Gärten gehaltene Zierpflanze hier angeschwemmt. Der Glutball der Sonne neigt sich dem Westen zu — und es ist an der Zeit, daß wir uns zu dem Kleinbahnhof in Liessau begeben. Noch einmal genießen wir das Bild, das sich vor unseren Blicken ausbreitet: Im Westen tauchen die diluvialen Weichselhünge von Warmhof und Sprauden auf, steil nach dem Strombett abfallend; ostwärts dehnt sich gleich einem grünen Plane das fruchtbare Werder, unterbrochen von freundlichen Siede- lungen. Dazwischen zieht ruhig und gemächlich der Strom, der in seinem Oberlaufe so temperamentvolle Sohn der Karpathen, belebt von den sich blähenden weißen Segeln der Weichselkähne. — Beim Genießen dieses Landschaftsbildes schweift unser Blick unwillkürlich zurück in jene Zeiten, in 4*

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 118

1912 - Danzig : Kasemann
118 selbst, in dem Ostseebecken, Nach meiner Auffassung wurde das Inlandeis beim Hindurchgehen durch die große Bodeneinsenkung zur Anhäufung und Zusammenschiebung von Schnttmaterial an ihrem jenseitigen Rande veranlaßt, wodurch der baltische Höhenrücken entstand, der in seinem ganzen Verlauf zum West- und Südrande der Ostsee deutliche Beziehungen hat. Erhebungen des älteren Gebirges haben wahrscheinlich teilweise den Verlauf der einzelnen Teile des Höhenrückens beeinflußt. Die Landschwelle der Seenplatte selbst aber entstand infolge der Schwierigkeiten, die das Ostseebecken der Ausbrei- tung des Inlandeises entgegenstellte. Die durch das vorhandene Gefäll vom skandinavischen Gebirgsmassiv her verstärkte Bewegung der Eismassen mußte bei der Ersteigung des jenseitigen Randes mehr und mehr nachlassen, bis dort, wo die größte Verlangsamung der Eisbewegung eintrat, die stärkste An- häufung von Glazialbildungen und zu gleicher Zeit ihre Zusammenschiebung stattfand. Zu den wichtigsten Ergebnissen der Glazialforschung in den letzten 20 Jahren gehört die Auffindung und Verfolgung der Endmoränenzüge des norddeutschen Flachlandes, die namentlich auf dem baltischen Höhenrücken in vorzüglicher Weise entwickelt sind und beim Rückzüge der letzten Vereisung während eines längeren Verweilens dort aufgeschüttet wurden. Charak- teristische Merkmale der Endmoränen sind: 1. das wall- und rückenartige Auftreten von Blockpackungen (Geschiebe- wälle), Staumoränen, Sand- und Kiesmoränen, 2. die Aneinanderreihung von konvex nach außen, d. h. nach dem eis- freien Gebiete zu gekrümmten Bogenstücken der Endmoränenzüge, ihr etappenweise vorkommendes Auftreten, 4. das flache, sandige Vorland (Sandr, Vorschüttungskegel), 5. die gestauchte Grundmoränenlandschaft hinter der Endmoräne, d. h. in dem vom Eise bedeckten Gebiet, und das Vorkommen von Stauseen. Als Endmoränenlandschaft sind die zugartig auftretenden End- mvränenkämme, Rücken und Kuppen, sowie die sich anschließenden Sand- und Kiesflächen zusammenzufassen; sie beweisen in ihrer Zusammengehörig- keit, daß die Schmelzwasser bei ihrer Entstehung eine große Rolle gespielt haben. Der hinterpommersche Endmoränenzug ist östlich Bütow bis an die Grenze von Westpreußen beobachtet worden. In unserer Provinz sind die bisherigen Beobachtungen über die Endmoränen nicht ausreichend genug, um das weitere Fortschreiten des großen baltischen Moränenzuges daraus zu erkennen. Vor einigen Jahren sind im südlichen Westpreußen durch G. Maas Endmvränenzüge nachgewiesen worden. Die von ihm in der Gegend von Tuchel ausgeführten geologischen Aufnahmen haben ergeben, daß sich dieses Gebiet in zwei deutlich entwickelte Staffeln gliedert, von denen die höhere westlich vom Brahetal gelegen ist, während die niedrigere durch die Tucheler Heide gebildet wird. An dem Aufbau der Stufen sind mehrere Abteilungen des Tertiärs und Diluviums beteiligt, von denen ersteres auf der 12 km langen Strecke zwischen Adl. Wodziwoda und Rudabrück fünf nordwestlich streichende Sättel bildet. In der Gegend von Tuchel lassen sich bis in das Gebiet von Crone a. d. Brahe und Vandsburg mehrere durch Endmoränen- ziige charakterisierte Etappen im Rückzüge des Inlandeises verfolgen. In der Gegend von Neukirch und Gr. Paglau, östlich von Konitz, erstrecken sich

8. Heimatkundliches Lesebuch - S. 119

1912 - Danzig : Kasemann
— 119 — Endmoränenzüge, die mit denjenigen der Obkaser und Damerauer Berge in Zusammenhang stehen und sich über den Schlangenberg und Weizenberg bei Rakelwitz durch das Gebiet zwischen Lubierszin, Sehlen und Tuchel bis östlich Kelpin verfolgen lassen. Die Liskau-Mangelmühler Endmoränen legen sich südlich an und finden nach Ost iu mehreren Zügen ihre Fortsetzung in der Tucheler Heide. Zu den durch Endmoränen abgedämmten Stauseen gehören nach Maas der Abrauer und der Brahroder Stausee. Zu den Endmoränen gehört nach einigen Geologen auch die Kamesland schuft, zu der regellos angeordnete Hügel und kurze Rücken von geschichteten Sauden und groben Kiesen zu rechnen sind, die durch tiefe tal- und wannen förmige Einsenkungen voneinander getrennt sind und der Landschaft ein eigentümlich unruhiges und doch einförmiges Gepräge geben. Sie sind in Westpreußen nicht vorhanden. Während uns die unmittelbar durch das Eis transportierten Schutt- massen in der Form von Grundmvränen und den aus ihnen hervorgegangenen Endmoränen und Ka- mes entgegentreten, be- sitzen wir, abgesehen von dem noch kurz zu erwähnenden Oser, in dem norddeutschen Gla- zialgebiete sehr mäch- tige Schichtenkomplexe fluvio - glazialer Natur, die unter Ver- mittlung der Gletscher- Diluviale Erosiouslandschaft bei Brentau, Kr. Danziger Höhe, schmelzwasser aus den Moränen ausgeschlämmt und im Vortande des Eises abgelagert worden sind. Der Geschiebemergel bildet das Ursprungsmaterial für alle durch die Gletscher- wasser abgesetzten Bildungen, deren verschiedenartige Ausbildung nur durch den verschiedenartigen Schlämmprozeß bedingt ist. Die Ausschlämmungs- produkte des Geschiebemergels sind entweder Sande und Kiese, die je nach der Stromgeschwindigkeit der sie transportierenden Wasser eine verschiedene Korngröße besitzen, oder Mergelsande und Tone, die wir als den feinsten Abhub des Gletscherschlammes bezeichnen können. Auf die völlige Über- einstimmung unserer Sande und Tone mit den Ablagerungen der isländi- schen Gletscherschmelzwasser ist vielfach hingewiesen worden. Eine Sonderstellung nehmen die Oser, Kiesrücken, ein. Unter der aus der schwedischen Glazialliteratur entnommenen Bezeichnung Oser versteht man auf weite Erstreckung hin sich fortsetzende, einer bestimmten Richtung folgende wallartige Rücken, die aus Sand, Kies und Geröllmaterial bestehen, das durch seine ausgezeichnete Schichtung und die vorzügliche Abrollung selbst der größten Gerölle seinen flnviatilen Ursprung zu erkennen gibt. Diese zuweilen wie Eisenbahndümme erscheinenden Rücken zeigen meist im Längs- Profil eine nur mäßig aus- und absteigende Linie, sind einem Flußlauf ähn- lich oft schwach gewunden und gekrümmt und besitzen seitliche Verästelungen. In Westpreußen hat Jentzsch einen Os bei Zempelburg aufgefunden und als Bvrvwker Os bezeichnet. Dieser bildet einen 10—15 m über den anliegenden Torfniederungen aufragenden steilen Wall, dessen Böschungen

9. Heimatkundliches Lesebuch - S. 120

1912 - Danzig : Kasemann
120 unter 25° geneigt sind und am Fuße etwas sanfter werden. Ihre Entstehung verdanken die Oser subglazialen Büchen, die in Hohlräumen unter dem Eis- rande ihre Aufschüttungen zurückließen. Bon den erratischen Blöcken im Regierungsbezirk Danzig. Welt erhalten werden sollen, wurden auf Veranlassung der „Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege" die beachtenswerten Blöcke zunächst int Re- gierungsbezirk Danzig inventarisiert, kartiert und abgebildet. Für die Aus- wahl der Blocke waren mehrere Gesichtspunkte maßgebend. Wenn auch im allgemeinen unter eine Mindestgrenze von 7—8 m Umfang nicht herange- gangen wurde, so ist doch in einem Kreise, der arm an erratischen Blöcken ist, die Grenze weiter gefaßt als in einem blockreichen. Vereinzelt wurden auch Blöcke von wesentlich geringerer Größe in das Inventar ausgenommen, da sie durch geschichtliche Erinnerungen oder Sagen ausgezeichnet sind. Die kioch vorhandenen bemerkenswerten 67 erratischen Blöcke verteilen sich fol- gendermaßen auf die einzelnen Kreise: Berent 9, Stadtkreis Danzig 2, Danziger Höhe 6, Dirschau I, Stadtkreis Elbing 1, Landreis Elbing 12, Karthaus 8, Marienburg 2, Neustadt in Westpr. 20, Pr. Stargard 2, Putzig 4. Indessen sind die beiden in Marienburg stehenden Blöcke nicht dort gefunden, sondern aus weiter Entfernung herbeigeschafft, der eine ans dem Kreise Berent, der andere aus Ostpreußen. Zu den interessantesten Steinen gehört der Stoje (spr- Steutz), ein Grenzstein zwischen Krockow und Odargau im Kreise Putzig, der noch immer, trotzdem ein beträchtliches Stück abgetrennt ist, einen Umfang von 20 m, eine Länge von 7 m, eine horizontale Breite von 4% m und eine Höhe von 372 w aufweist. Die älteste Erwähnung des Blockes geschieht in einer F. Wahnschaffe. Urkunde vom 29. Juni 1277, nach der Herzog Mestwin von Pommern dem Kloster Zarnowitz das Dorf Odargau frei von allen Lasten in be- stimmten Grenzen ver- leiht. Auch eine andere Urkunde aus dem Jahre 1312 erwähnt diesen Riesen. Wie durch seine Der große Stein von Owsnitz, Kr. Berent. Größe und Geschichte ist der Stoje auch aus- gezeichnet durch seine Lage. Von Süden blickt man über den Block hin- weg ans das ebene, von

10. Heimatkundliches Lesebuch - S. 121

1912 - Danzig : Kasemann
Ackerflächen und rotbackigen Häusern angenehm unter- brochene Odargauer Bruch, aus dein sich am Horizont westlich ein schmaler bewaldeter Saum, östlich die gelbweißen Dünen scharf abheben. Und dahinter wogt, soweit das Auge reicht, die blaue Ostsee. — Aus der großen Reihe bemerkenswerter Blöcke seien nur noch die fol- genden genannt: der große Stein bei Mirchau im Kreise Karthaus (17 m Umfang, 5 >>> Länge und über 3 m Höhe), der Wingen- stein bei Cadinen (Umfang 15.30 w, Länge 41/4 m, Breite 3.30 in, Höhe etwas über 3 in), der große Stein von Owsnitz im Kreise Bereut (13,20 in Umfang, 41/2 ,» Länge, 2v2 '» Breite und 2,20 ,» Höhe svgl. Abb.s), der Teufelsstein von Schwetzin und Buchrode im Kreise Putzig (12,75 in Umfang, 5 m Länge, 5.30 in Breite und über 13/4 m Höhe (vgl. Abb.s), der Ziemannstein in der Oberförsterei Sobbowitz (12 m Umfang, 474 m Länge, 3 m Breite und fast 2h2 m Höhe), der Kanzelstein bei Kvlkan im Kreise Neustadt (12 m Umfang, 472 m Länge, 23/4 m Breite und ungefähr l,20 in Höhe über der Erde), der Stein am Marienfee (10v4 m Umfang, 4 m Länge, 3 in Breite und unge fähr 3 m Höhe). Diese wenigen Zahlen vermögen uns ein Bild von der Größe vieler Blöcke in Westpreußen zu geben. Die Blöcke verteilen sich auf drei Hauptverbreitungsgebiete, das End- moränengebiet bei Karthaus und Bereut, das Grundmoränengebiet bei Neustadt und Putzig und das Grundmoränengebiet nordnordöstlich von Elbing. Das völlige Fehlen erratischer Blöcke in den Kreisen Danziger Niederung und Marienburg erklärt sich geologisch durch die ausgedehnten Schlickbildungen der Weichselniederung zwischen Danzig, Dirschau, Marienburg und Elbing, die „als ein altes Delta der Weichsel bei ihrer Einmündung in das früher bis Dirschau und Marienburg sich ausdehnende Frische Hass anzusehen ist". Während der Diluvialzeit rückte von Norden her in riesiger, vielleicht einige tausend Meter betragender Mächtigkeit das Inlandeis vor und bedeckte wie ein Schild das norddeutsche Flachland zeitweise bis zum Rande der deutschen Mittelgebirge. Bei seinem Vorwärtsschreiten schob das Gletschereis den Verwitterungsschutt des Untergrundes vor sich her, nahm ihn als Grundmoräne in seinem Fuße auf und hobelte und schrammte damit auch den festen, felsigen Untergrund. Beim Abschmelzen des Eises blieb der Moränenschutt als Geschiebemergel mit zahlreichen, kantengerundeten, kleinen und größeren Steinen und Blöcken zurück. An Stellen, wo der Eisrand, abgesehen von kleineren Schwankungen, längere Zeit stetig ver- harrte, entstanden die parallel dem konvexen Gletscherende gelagerten, bogen- förmigen Endmoränen, wallartige Erhebungen, die aus dem am Rande des Eises ausgeschmolzenen gröberen Schutt bestehen. Der Teufelsstein von Schwetzin und Bnchrode im Kreise Putziq.
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TM Hauptwörter (200)200

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