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1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 1

1908 - Altenburg : Bonde
I. Christliches Glauben und Leben. 1. Gott grüße -ich! Gott grüße dich! Kein andrer Gruß Gott grüße dich! Wenn dieser Gruß gleicht dem an Innigkeit. so recht vom Herzen geht, Gott grüße dich! Kein andrer Gruß gilt bei dem lieben Gott der Gruß paßt so zu aller Zeit. soviel wie ein Gebet. Sturm. 2. Gott grüßt manchen, -er ihm nicht dankt. Gott grüßt manchen, der ihm nicht dankt, z. B. wenn dich früh die Sonne zu einem neuen, kräftigen Leben weckt, so bietet er dir Guten Morgen; wenn sich abends dein Auge zum erquicklichen Schlummer schließt, Gute Nacht. Wenn du mit gesundem Appetite dich zur Mahlzeit setzest, sagt er: Wohl bekomms! Wenn du eine Gefahr noch zur rechten Zeit entdeckst, so sagt er: Nimm dich in acht, junges Kind oder altes Kind, und kehre lieber wieder um! Wenn du am schönen Maitag im Blütenduft und Lerchengesang spazieren gehst und es ist dir wohl, sagt er: Sei willkommen in meinem Schloßgarten! Oder du denkst an nichts und es wird dir auf einmal wunderlich im Herzen und naß in den Augen und denkst: Ich will doch anders werden, als ich bin, so sagt er: Merkst du, wer bei dir ist? Oder du gehst an einem offenen Grabe vorbei und es schauert dich, so denkt er just nicht daran, daß du lutherisch oder reformiert bist, und sagt: Ge- lobt sei Jesus Christ! Also grüßt Gott manchen, der ihm nicht antwortet und dankt. Hebel. 3. Ergebung. 1. Am Ende ists doch gar nicht schwer, ein selger Mensch zu sein: man gibt sich ganz dem Herren her und hängt an ihm allein. 2. Man ist nicht Herr, man ist nicht Knecht, man ist ein fröhlich Kind und wird stets selger, wie man recht den Herren lieb gewinnt.

2. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 3

1908 - Altenburg : Bonde
3 und zuletzt vermass er sich sogar, wenn sich etwas Erkleckliches damit verdienen liesse, wolle er eigens das ganze Kunststück noch einmal machen. Von dem vielen Reden und Trinken ward er endlich müde, legte sich auf die Ofenbank und schlief ein. Als die letzten Gäste eben das Wirtshaus verlassen wollten, bemerkten sie, dass er allerlei ängstliche Gebärden machte und ein banges Stöhnen ausstiefs. Er fuhr mit den Händen in der Luft herum, als ob er sich an etwas halten wollte, dann schrak er wieder heftig zusammen. Es war offenbar, dass er den Fall noch einmal durchträumte, den er am Vormittag getan hatte, und die Gäste fanden eine grosse Belustigung darin, seine seltsamen Bewegungen anzuschauen, besonders als sie bemerkten, dass er jeden Augen- blick von der Bank hinunterfallen müsse. Endlich machte er wieder eine Bewegung und fiel wirklich unter schallendem Ge- lächter der Anwesenden von der Bank herab in die Stube. Sie erwarteten, ihn nun aufwachen zu sehen; aber er blieb liegen, ohne ein Glied zu rühren, und als sie herzutraten und ihn an- fassten , war er — tot. — Er hatte vergessen, dem die Ehre zu geb.en, der ihn am Morgen unversehrt den Sturz in die Tiefe hatte tun lassen, so hat er sich am Abend von einer Bank herab zu Tode gefallen. Caspari. 5. Bon Kleidern. Wenn du einen Flecken an deinem Kleide oder irgendwo einen Riß hast, denkst du oft: Pah! das sieht man nicht, und die Leute haben anders zu tun, als immer alles an mir auszumustern. Du gehst dann frank und frei herum, und es kann oft sein, du hast recht, es sieht niemand den Flecken und den Riß. Wenn du aber etwas Schönes auf dem Leibe hast, sei es nur ein schönes Halstuch oder ein frisches Hemd mit weißer Brust oder gar eine goldene Nadel und dergleichen, da gehst du oft mit herausforderndem Blicke hinaus und schlägst die Augen nieder, um nicht zu bemerken!, wie alle Leute, was sie in den Händen haben, stehen und liegen lassen und gar nichts tun, als deine Herrlichkeit betrachten. So meinst du; aber das ist auch gefehlt, kein Blick wendet sich nach dir und deiner Pracht. Das eine Mal meinst du, man sieht dich gar nicht, und das andere Mal, die ganze Welt hat auf dich gewartet, um dich zu beschauen; aber beides ist gefehlt. Gerade so ist es auch mit deinen Tugenden und Lastern.

3. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 4

1908 - Altenburg : Bonde
4 Wenn du einen bösen Weg gehst, meinst du, es kennt dich kein Mensch und keiner sieht sich nach dir um. und es ist stockdunkel. Wenn du aber dem Rechtschaffenen nachgehst, redest du dir oft ein, jeder Pflasterstein hat Augen, jedes Kind kennt dich und deine Gedanken und tausend Sonnen scheinen. Aber das Gute wie das Schlimme wird oft von der Welt übersehen. Ein Auge sieht alles, das ist Gottes Auge. Drum halte dich selber vor deinem Gotte über dir und deinem Gewissen in dir in Ehren. Dann brauchst du nicht das eine Mal zu fürchten, daß dich alles sieht, und dir dabei etwas vorzulügen und das andere Mal zu zürnen, daß dich niemand sieht. Auerbach. 6. Sonntagsfrühe. 1. Gottessülle, Sonntagsfrühe, Ruhe, die der Herr gebot! Meine Seele, wach und glühe mit im hellen Morgenrot! 2. Könnt ich in dem Zimmer bleiben, wann das Volk zur Kirche wallt? Könnt ich Alltagswerke treiben, wann der Glockenruf erschallt? 3. Wo die holden Worte weilen, die der Herr auf Erden sprach, lasset auch das Brot mich teilen, das er seinen Jüngern brach. 4. O das nenn ich selge Stunde, wo man dein, o Herr, gedenkt, wo man mit der frohen Kunde von dem ewgen Heil uns tränkt. 5. Neues Leben, neue Stärke, reiner Andacht frische Glut zu dem frommen Liebeswerke schöpf ich aus der Gnadenflut. 6. Und von göttlichen Gedanken einen reichen Blütenstrauß trag ich heimwärts, Gott zu danken in dem kleinen, stillen Haus. 7. Erde, weit und ohne Grenzen! Himmel, drüber ausgespannt! Reich an Sternen und an Kränzen, scheint ihr mir ein heilig Land. 8. Laß die Flamme stets mir brennen, o mein Heiland Jesu Christ! Laß es alle Welt erkennen, daß mein Herz dein Altar ist! v. Schenkendorf. 7. Schäfers Sonntagslied. 1. Das ist der Tag des Herrn! 2. Anbetend knie ich hier. Ich bin allein auf weiter Flur. O süßes Graun, geheimes Wehn, Noch eine Morgenglocke nur, als knieten viele ungesehn nun Sülle nah und fern. und beteten mit nur! 3. Der Himmel nah und fern, er ist so klar und feierlich, so ganz, als wollt er öffnen sich. Das ist der Tag des Herrn! Uhland.

4. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 5

1908 - Altenburg : Bonde
5 8. Sonntagsmorgen. 1. Aus den Tälern 1 hör ich schallen Glockentöne, Festgesänge; helle Sonnenblicke fallen durch die dunklen Buchengänge; Himmel ist von Glanz umflossen, heilger Friede rings ergossen. 2. Durch die Felder still beglücket ziehen Menschen allerwegen; frohen Kindern gleich geschmücket gehn dem Vater sie entgegen, der auf goldner Saaten Wogen segnend kommt durchs Land gezogen. 3. Wie die Blumen festlich blühen! Wie so fromm die Blätter rauschen! Eine Lerche seh ich ziehen, ihren Liedern muss ich lauschen; alle streben, Gott zu dienen, und ich bete still mit ihnen. Reinick. 9. Der Sonntag. Nicht menschliche Einrichtung ist der Sabbat, er ist Gottes heilige Stiftung. Der hat ihn gegründet durch seine Ruhe am siebenten Schöpfungstage. Darum gebietet er zuerst Ruhe. Ruhe braucht jedes Geschöpf. Ruhe braucht selbst die Erde, daß sie sich erhole von ihrer Sommerarbeit. Ruhe braucht der Mensch; denn es ist eitel Mühe und Arbeit auf der Erde. Im Schweiße unseres Angesichtes sollen wir unser Brot essen; da muß der Leib seine Ruhe haben. Wer die ganze Woche gebückt an seiner Arbeit gestanden hat, der will sich auch einmal gerade aufrichten; darum gebietet Gott: „Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken; aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn deines Gottes, da sollst du kein Werk tun'/' Doch die Ruhe des Leibes ist nicht die einzige. Jeder Mensch hat seinen äußeren Beruf. Jeder Beruf hat seine eigene Art. Einer hat die Woche über Gedanken des Handels und Wandels, ein anderer denkt an sein Handwerk, ein dritter dient als Arbeiter seinem Herrn, das Kind arbeitet für seine Schule. Wenn das ohne Rast fortginge,

5. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 35

1908 - Altenburg : Bonde
35 hin. Der Edelmann verwunderte sich sehr, noch mehr aber, als der Mann auch am folgenden Tage und ferner die ganze Woche und endlich die etlichen Jahre wieder kam, die der Edelmann noch lebte, und einen Mittag wie den andern eine volle Schüssel brachte und die leere dagegen holte. Es ist nicht auszusprechen, welch herzliches Verlangen der Edel- mann hatte, seinen unbekannten Wohltäter kennen zu lernen und ihm zu danken, so daß er endlich zu dem Diener sprach: „Sagt Euerm Herrn, daß mein Ende nahe ist. daß ich aber nicht ruhig sterben kann, ich habe denn zuvor meinem Wohltäter die Hand gedrückt und mich bedankt." Da nickte der alte Diener beifällig mit dem Kopfe, und noch denselben Abend erschien der Erzherzog Albrecht an dem Bette des Edelmanns, der die Hand seines Wohltäters mit Dankestränen benetzte und etliche Stunden darauf fröhlich von hinnen schied. Uns Menschenkindern aber ist der Wohltäter nicht unbekannt, der uns so viele Jahre her aus seiner Küche eine Schüssel um die andere zugeschickt, vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben und unsre Herzen erfüllet hat mit Speise und Freude. Und doch ist es manch einem zu viel, zu einem Tischgebet seinen Kopfdeckel zu rücken. Ahlfeld. 41. Der kleine Friedensbote. Ein Gerber und ein Bäcker waren einmal Nachbarn, und die gelbe und weiße Schürze vertrugen sich aufs beste. Wenn dem Gerber ein Kind geboren wurde, hob es der Bäcker aus der Taufe, und wenn der Bäcker in seinem großen Obstgarten an Stelle eines ausgedienten Invaliden eines Rekruten bedurfte, ging der Gerber in seine schöne Baumschule und hob den schönsten Mann aus, den er darin hatte, eine Pflaume oder einen Apfel oder eine Birne oder eine Kirsche, je nachdem er auf diesen oder auf jenen Posten, auf einen fetten oder magern Platz gestellt werden sollte. — An Ostern, an Martini und am heiligen Abend kam die Bäckerin, welche keine Kinder hatte, immer mit einem großen Korb unter dem Arme zu den Nachbarsleuten hinüber und teilte unter die kleinen Paten aus, was ihr der Hase oder das Christkindlein selbst unter die schneeweiße Serviette gelegt hatten. Je mehr sich die Kindlein über die reichen Spenden freuten, desto näher rückten sich die Herzen der beiden Weiber, und man brauchte keine Zigeunerin zu sein, um zu prophezeien, daß sie einander immer gut bleiben würden. Aber ihre Männer hatten ein jeglicher einen Hund, der Gerber als Jagdliebhaber einen großen, braunen Feldmann und der Bäcker 3*

6. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 7

1908 - Altenburg : Bonde
7 meinethalben geh in die Kirche, soviel du willst. Aber eins beding ich mir aus: wenn viel zu tun ist, mußt du auch am Sonntage auf dem Platze sein." — Wer war froher als unser Gesell! Am nächsten Sonntag zieht er seinen blauen Rock an, nimmt das Gesangbuch unter den Arm und geht in die Kirche. Solch einen schönen Tag hat er lange nicht gehabt; ihn hat die Predigt und der Gesang ganz auf- geweckt, und unser Grobschmied war so munter wie ein Vogel. Nun vergeht die Woche; und wie der Sonntag kommt, sagt der Meister: „Gesell, es ist viel zu tun; heute mußt du in der Werkstatt sein." — „Gut," sagt der Gesell, „Wenns nicht anders sein kann." — Den nächsten Sonntag sagt der Meister wiederum: „Es ist viel zu tun," und so auch den dritten. Als aber nach dem dritten Sonntage der Gesell den Wochenlohn bekam, fünf Taler und fünfundzwanzig Silbergroschen, wie es ihm zukam, da spricht er: „Das ist zu viel!" und schiebt die fünfundzwanzig Silbergroschen zurück. „Warum?" sagt der Meister, „es ist für die sieben Tage." — Aber der Gesell spricht: „Nein, ich Habs mir bedacht, und für den Sonntag nehme ich kein Geld mehr; denn der Sonntag ist nicht zum Geldverdienen, und wenn ich am Sonntag arbeite, so ge- schiehts Euch zuliebe, und Geld will ich nicht." Da sah der Meister den Gesellen groß an; und seit dem Tage war die Schmiede jeden Sonntag verschlossen und kein Hammer noch Blasebalg mehr zu hören. Merke: Man soll unserm Hergott nicht sein drittes Gebot stehlen; und wer in die Kirche will, findet den Weg schon. Blätter aus dem Rauhen Hause. 11. Das Gewitter. 1. Urahne, Großmutter, Mutter und Kind in dumpfer Stube beisammen sind. Es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt, Großmutter spinnet, Urahne gebückt sitzt hinter dem Ofen im Pfühl. — Wie wehen die Lüfte so schwül! 2. Das Kind spricht: „Morgen ists Feiertag. Wie will ich spielen im grünen Hag, wie will ich springen durch Tal und Höhn, wie will ich pflücken viel Blumen schön! Dem Anger, dem bin ich hold." — Hört ihrs, wie der Donner grollt?

7. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 8

1908 - Altenburg : Bonde
8 3. Die Mutter spricht: „Morgen ists Feiertag. Da halten wir alle fröhlich Gelag. Ich selber, ich rüste mein Feierkleid. Das Leben, es hat auch Lust nach Leid, dann scheint die Sonne wie Gold." — Hört ihrs, wie der Donner grollt? 4. Großmutter spricht: „Morgen ists Feiertag. Großmutter hat keinen Feiertag; sie kochet das Mahl, sie spinnet das Kleid; das Leben ist Sorg und viel Arbeit. Wohl dem, der tat, was er sollt!" — Hört ihrs, wie der Donner grollt? 5. Urahne spricht: „Morgen ists Feiertag. Am liebsten morgen ich sterben mag. Ich kann nicht singen und scherzen mehr; ich kann nicht sorgen und schaffen schwer; was tu ich noch auf der Welt?" — Seht ihr, wie der Blitz dort fällt? 6. Sie Hörens nicht, sie sehens nicht; es flammt die Stube wie lauter Licht; Urahne, Großmutter, Mutter und Kind vom Strahl miteinander getroffen sind. Vier Leben endet ein Schlag — und morgen ists Feiertag. Schwab. 12. Des -ritten Gebotes Fluch. Haffs gehört, Kind ? Du soll st den Feiertag heiligen! Denk, was da oben im Emmental in der Schweiz einem Bauer, der nach Gott und Menschen nichts fragte und bloß nach dem eignen Kopfe fahren wollte, begegnet ist. An einem Sonntage hatte der Bauer viel Korn draußen liegen. Als er nachmittags an den Bergen Wolken gesehen und die nasse Brunnenröhre, die ordentlich tropfte, da hat er das Gesinde zusammen gerufen und gesagt: „Rasch hinaus, gehäufelt und gebunden! Es wettert auf den Abend; bringen wir tausend Garben trocken ein, so gibts danach Wein genug." Das hörte seine Groß- mutter, die war achtzig Jahr alt und ging an zwei Krücken; sie kam mühsam daher und sagte: „Johannes, Johannes, was denkst du auch? Solange ich mich zurückerinnern mag, ward hier am Sonntag nie

8. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 38

1908 - Altenburg : Bonde
38 4. Der Lahme hängt mit seinen Krücken sich auf des Blinden breiten Rücken. Vereint wirkt also dieses Paar, was einzeln keinem möglich war. Gellert. 43. Eine Ohrfeige zur rechten Zeit. In einer Handelsstadt Norddeutschlands lebte ein Kaufmann, namens Müller, dem in letzter Zeit oft ein wohlgekleideter, junger Mensch begegnete, der ihn sehr freundlich, ja fast zutraulich grüßte. Herr Müller erwiderte den Gruß zwar gern; da er sich aber nicht erinnerte, den jungen Menschen je zuvor gesehen zu haben, so glaubte er, dieser verwechsele ihn mit jemand, dem er vielleicht ähnlich sei. Eines Tages nun war Herr Müller zu einem Freunde eingeladen, und als er zur bestimmten Zeit in dessen Hause eintraf, fand er den- selben jungen Menschen mit dem Hausherrn im eifrigen Gespräche. Der Wirt wollte nun seine beiden Freunde miteinander bekannt machen, aber der jüngere sagte: „Das ist nicht nötig, wir kennen uns schon viele Jahre." — „Ich glaube, Sie sind im Irrtume," erwiderte Herr Müller; „ich habe allerdings seit einiger Zeit manchen freundlichen Gruß von Ihnen bekommen, aber sonst sind Sie mir völlig fremd." — „Und doch bleibt es dabei: ich kenne Sie lange und habe mich sehr gefreut, Sie heute hier zu sehen und eine Gelegenheit zu haben, Ihnen meinen herzlichen Dank auszudrücken." — „Wofür wollen Sie mir danken?" fragte Herr Müller. — „Das ist allerdings eine alte Geschichte," versetzte jener; „aber wenn Sie mir einige Augenblicke zuhören wollen, so werden Sie sich vielleicht meiner doch noch erinnern." „Es sind jetzt 17 Jahr her — ich war damals ein Knabe von 9 Jahren, — als ich eines Tages aus meinem Schulwege darüber nachdachte, wie angenehm es sein würde, wenn ich zu dem Brote, das mir die Mutter zum Frühstücke mitgegeben, auch einen Apfel hätte; meine Kameraden hatten oft so schone, große Äpfel, und ich bekam nur selten Obst. Mit solchen Gedanken beschäftigt, kam ich auf den Marktplatz, über den mein Weg führte. Da waren viele Körbe voll der schönsten Äpfel, die mich so recht anlachten. Ich blieb unwillkürlich stehen, um sie zu betrachten. Die Eigentümerin hatte ihrer Ware den Rücken zugekehrt und sprach mit einer Nachbarin. Da kam mir der Gedanke: sie wird es kaum bemerken, wenn du einen Apfel nimmst; sie behält ja noch eine große Menge. Leise streckte ich meine Hand aus und wollte eben ganz vorsichtig meine Beute in die Tasche stecken, als ich plötzlich eine derbe Ohrfeige bekam, so daß ich vor Schrecken

9. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 10

1908 - Altenburg : Bonde
s — 10 — sah an der Wand, und ein Donner schmetterte überm Hause, als ob dasselbe mit einem Streich in Millionen Splitter zerschlagen würde. „Herr Gott, es hat eingeschlagen!" rief der erste, der reden konnte. Alles stürzte zur Tür hinaus. In vollen Flammen stand das Haus; aus dem Dache heraus brannten bereits die eingeführten Garben. Wie stürzte alles durcheinander! Wie vom Blitz geschlagen war jede Be- sonnenheit! Die alte Mutter allein behielt klare Besinnung; sie griff nach ihren beiden Krücken, sonst nach nichts, suchte die Tür und einen sicheren Platz und betete: „Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Dein und nicht mein Wille geschehe, o Vater!" Das Haus brannte ab bis auf den Boden, gerettet wurde nichts. Auf der Brandstätte aber stand der Bauer und sprach: „Ich Habs unter meinem Dach! Aber über deinem Dach ist des Herrn Dach, hat die Mutter gesagt." Gonhetf. 13. Die Einladung. Ein frommer Landmann in der Kirche saß; den Text der Pfarrer aus Johannes las am Ostermontag, wie der Heiland rief vom Ufer: „Kindlein, habt ihr nichts zu essen?" 5 Das drang dem Landmann in die Seele tief, daß er in stiller Wehmut dagesessen. Drauf betet er: „Mein liebster Jesu Christ! So fragest du? O wenn du hungrig bist, so sei am nächsten Sonntag doch mein Gast 10 und halt an meinem armen Tische Rast! Ich bin ja wohl nur ein geringer Mann, der nicht viel Gutes dir bereiten kann; doch deine Huld, die dich zu Sündern trieb, nimmt auch an meinem Tische wohl vorlieb." 15 Er wandelt heim und spricht sein herzlich Wort an jedem Tag, die ganze Woche fort. Am Samstagsmorgen läßts ihn nimmer ruhn. „Frau," hebt er an, „nimm aus dein bestes Huhn, bereit es kräftig, fege Flur und Haus, 20 stell in die Stub auch einen schönen Strauß; denn wisse, daß du einen hohen Gast auf morgen mittag zu bewirten hast.

10. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 40

1908 - Altenburg : Bonde
40 besser feiern als feiern, sagt das Sprichwort. Ich snche mir also eine Partie Wolle ans und gehe hin, um mein Geld zu holen. Da sagt mir der alte Frege, es sei gnt, daß ich komme, er habe nicht gemusst, wo ich wohne. Ich hatte das gern nicht gesagt, da ich wieder wie einst als Handwerksbnrsche in der Herberge wohnte. „Nun," sagte der Herr Frege, „essen Sie morgen mittag bei mir, Sie werden da noch große Gesellschaft sinden." Ich konnte nichts Rechtes daranf erwidern und ging weg. Ich erknndigte mich nnn, was man bei einer solchen Einladnng zu tnn hat und was dabei herauskommt. Man sagte mir, daß es Sitte sei, daß jedes große Handlungshaus seine Empfohlenen dnrch eine Einladung, wie man sagt, abfüttert, daß nicht viel dabei heranskommt, als daß man das Essen teuer bezahlen mnß, indem es mindestens 1^/2 Taler Trinkgeld an die Bedienten kostet. Das war mir nnn gar nicht lieb. Ich rechnete ans, daß mir von 1000 Talern nur noch 998*/.; blieben, und für ein Mittagessen konnte ich nicht soviel auf- wenden. Anderen Mittags war ich knrz entschlossen. Ich kaufe mir für 2 Groschen Gelbwurst, für sechs Pfennig Brot, stecke es zu mir und gehe hinans vor das Tor in das sogenannte Rosental. Mein Tisch war schnell gedeckt. Ich setze mich ans eine Bank und wickele meine Sachen herans, ich zerschneide die Gelbwurst in sechs Teile und lege sie neben mich hin. Das, sage ich, ist meine Suppe, das ist mein Fleisch, das mein Gemüse mit Beilage, das mein Fisch und das mein Braten und Salat. Ich glaube nicht, daß sie drinnen in der Stadt bei Frege mehr hatten und daß es ihnen besser schmeckt. Ich war eben an der süßen Schüssel, sie war sehr gut zubereitet, da seh ich einen Mann auf einem schönen Braunen daherreiten. Er, denke ich, macht sich noch ein bißchen Bewegung vor dem Essen, daß es ihm besser schmeckt. Ich wünsche ihm meinen gesunden Magen, ich brauchte kein Pferd müde zu reiten, um tüchtig einhauen zu können. Schneller, als ich dies sage und denke, ist der Reiter bei mir, und zu meinem Schrecken sehe ich, es ist der Herr Frege selber! In meiner Angst fällt mir der letzte Bissen von meiner süßen Speise ans der Hand, und der voransspringende Hund schnupperts gleich auf; ich wickle schnell mein Papier zusammen und weiß mir gar nicht zu helfen. „Ei Herr Keller!" sagte der Herr Frege, „was machen Sie da? Glauben Sie, Sie bekommen bei mir nicht genug zu essen?" Was soll ich daranf sagen? Ich denke, du bleibst bei der Wahrheit. Ich sag ihm nun, daß es sich bei mir sucht austragen will, gegen zwei Taler Trinkgeld für ein einziges Mittagessen zu geben, und so und so,.
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