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anzutreffen. Manche verbreiten sich von bestimmten Standorten all-
mälig weiter dahin, wo sie vorher nicht angetroffen wurden. Dies
ist z. B. bei manchem Unkraut der Fall, das eine Art Wanderung
beginnt, wobei ihm Lust, Wasser, Thiere und manches Andere be-
hülflich sind.
Der Reiz und die Zierde, welche die Fülle der Gewächse dem
Erdboden verleihen, wirkt auf unser Gemüth mit unwiderstehlicher
Gewalt. Wenn der Frühling in Keim und Knospe sich regt, die
zarten Grasspitzen am warmen Abhange aufschießen, vereinzelte
Blümchen im Sonnenlichte sich offnen und das Saatfeld auf's Neue
Farbe und Frische gewinnt; so fühlt der Mensch mit den zahllosen
Gewächsen, die zum Lichte emporstreben, auch neues Leben. Der
Allmächtige wiederholt sa gleichsam das Schöpfungswort: Es werde!
wie im Anfange. Es hebt sich das Leben aus der Tiefe, es rauscht
und tönt in der Natur weit hin durch die Erdenländer. Das sinnige
Gemüth folgt mit tiefer Empfindung der Verwandlung und ahnt die
Allmacht des Ewigen, der durch die Schöpfung geht. Ohne Ka-
lender weiß der aufmerksame Beobachter mit ziemlicher Gewißheit, in
welchem Monat er sich befindet; sagen es ihm sa die Blüthen der
einzelnen Kräuter und Sträuchen, die ohne Regellosigkeit ihre Zeit
einhalten. Wehmüthige Gefühle ergreifen uns beim Abschiede der
grünen Flur, wenn die Waldungen auf den Höhen wie mattes
Abendroth sich färben, auf der Ebene die graulichen Stoppelfelder
sich ausdehnen, überall ein düsterer Ausdruck im Gewächsreiche die
Scheidestunde verkündet, der Herbststurm daherbraust und die fallenden
Blätter durcheinander wirbelt. Nur der Tannenforst bewahrt dann
noch einen schwachen Ueberrest von dem dagewesenen Glanze.
Ohne Pflanzenwuchs gäbe es kein Thierreich, die Erde wäre
ohne denselben nicht zum Aufenthalte für den Menschen geeignet.
Was bereiten wir uns aus den Samenkörnern, dem Stroh, den
Wurzeln, dem Holz, Harz, Safte, Obste, der Rinde und an-
deren Erzeugnissen der Pflanzen? Eine Art genügt oft schon zur
Ernährung von vielen Hunderttauseuden von Menschen. Ohne Pflan-
zen also keine Thiere und keine wohnliche Stätte auf Erden für den
Menschen.
2. Bedingnisse zum Leben und Gedeihen der Gewächse.
Erdboden, Wasser, Luft, Wärme und Licht ist den Pflanzen zur Erzeu-
gung und Gedeihlichkeit nothwendig. Fehlt ihnen davon eins , so kränkeln
und welken fle und gehen dem sichern Absterben entgegen. Aus dem Erd-
boden empfangen die Pflanzen ihre mineralischen Bestandtheile. Die Acker-
erde ist in steter Umwandlung begriffen; dabei verwesim die darin enthal-
tenen Stoffe aus dem Thier- und Pflanzenreiche, die mineralischen aber
vehvittern. Diese Verwitterung geht aber auch noch tiefer in der Erdrinde
vor, wo Luft und Wasser Zutritt erhalten. Die aufgelösten Stoffe, vor-
züglich Salze, theilen sich dem Wasser mit, aus welchem sie die Pflanzen
durch die Wurzeln aufnehmen. Das Wasser versorgt dieselben mit Sauer-
und Wasserstoff. Diese werden nicht allein durch die Wurzel, sondern auch
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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208
schönen Helmzierden geschmückt, schützten ihr Haupt. Dabei fassen sie auf
hohen mächtigen Streithengsten, von denen viele gleichfalls durch
eiserne Decken, welche aus metallenen Ringeln bestanden, gegen Hieb
und Stich gesichert waren. Das Reichsbanner, von rother Farbe,
mit dem weißen Kreuze darin, ganz wie es drüben im Lager des
Gegenkönigö wehte, vertraute er der Hand des Grafen von Hanau.
Hierauf bestieg auch er sein Roß, aber, wie er es dem Reichsober-
haupte an einem so großen Tage geziemend glaubte, in königlicher
Rüstung. Ein glänzender Helm mit der Königskrone geziert, deckte
sein Haupt und ein goldener Harnisch die Brust. Einen Wappenrock
von reichem Tuche von gelber Farbe, darinnen man viele schwarze
Adler gewirkt sah, hatte er über Panzer und Beinschienen geworfen,
und eine Roßdecke, dem Wappenrocke gleich an Zeichen und Farbe und
ebenfalls mit eingewirkten Adlern dicht besäet, war über seinen ganz
in Eisen starrenden Schlachthengst gebreitet. Zu stolz, sich unter
der Rüstung eines Vasallen zu verhüllen, und zu hochherzig, um einen
Andern unter seinem Wappenschilde einem gewissen Tode entgegenzu-
sagen, wollte er im Königsschmucke mit dem treuebrüchigen Lehens-
manne rechten, und als König gekleidet siegen oder fallen; auch sollte
daran sein Heer den königlichen Führer im Getümmel der Schlacht
erkennen. Adolph, nachdem er sein Heer, das ihm gegen die Menge
der Feinde zu klein vorkam, ängstlich überblickt hatte, sprach be-
klommen zu seiner Umgebung: „Ihr habet wahr geredet, daß unsere
Macht zu schwach sei — Weh uns! der Tag nimmt kein gutes Ende.
Unsere Freunde, oder besser unsere Feinde haben uns den Wider-
sachern in die Faust geliefert; denn fliehen wir setzt, so sind wir Alle
verloren, und streiten wir, so weiß nur Gott des Streites Ausgang."
Die Räthe erwiederten, setzt sei es zu spät, zurückzugehen. Adolph
schaute in düsterer Unschlüssigkeit zu den Bergen empor, die sich
immer mehr mit feindlichen Schaaren bedeckten. Da siel sein Blick
auf seinen Sohn Rupert, der an seiner Seite hielt, und zu der
peinlichen Unentschlossenheit gesellte sich nun noch väterliche Be-
sorgnis. „Kehre zurück, mein Sohn," sprach er zu diesem, „du sollst
dein sunges Leben nicht wagen; denn unser Kampf ist heute ein
Strauß auf Leben und Tod." „Nimmermehr, mein Vater," rief
Rupert; „ich weiche nicht von Eurer Seite und folge Euch zum Leben
oder Tod." Des Sohnes muthige Rede gab auch dem Vater die er-
schütterte Zuversicht zurück. „In Gottes Namen denn, sie sollen
uns eher todt, als lebendig haben!" sprach er und wendete mit
wieder erwachtem Muthe seine ganze Aufmerksamkeit auf die vom
Feinde besetzten Berghöhen. Droben auf der Bergkoppe und unten
im Thale harrte man des Kampfsignals. Die Ritter verstürzten die
Helmfenster. Es war zwischen acht und neun Uhr.
Da schmetterten in beiden Heeren die Trompeten das Zeichen
zur Schlacht, und ein mächtiges Kriegsgeschrei hallte hier und dort
an den Bergen wieder. Die Pfälzer unter ihrem Herzog Rudolph
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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weiterhin reicht ihr Gebrauch; denn zur Streu, zum Ausstopfen und
Verpacken wird daö Moos verwendet. An Stämmen der Obstbäume
werden Moose, sowie Flechten schädlich, denn sie entziehen ihnen
Säfte und dienen schädlichen Insekten zum Aufenthalte; daher wer-
den Obstbäume mit Kalkmilch bestrichen, mit Lauge und Salz ge-
waschen, wohl auch gebürstet. Das isländische Moos ist nicht nur
im Norden, sondern auch auf den hohen Gebirgen Deutschlands
einheimisch. Gar oft wird eö in nördlichen Gegenden Europa'ö, wo
Getreidebrod oft rar ist, gepulvert und ist dann die spärliche Kost der
Menschen. Flechten südlicher Länder geben Farben. Zahlreich wachsen
die Farrenkräuter in schattigen Waldungen, auf feuchtem Boden, am
Gemäuer und in Brunnenkammern. Ihre großen gefiederten Blätter
oder Wedel, sowie die Stengel haben einen unangenehmen Geruch
und bitteren Geschmack. Aus der Wurzel bereitet man Arznei,
die Blätter aber werden gesammelt und als Streu gebraucht.
Auf den Inseln der Südsee erreichen diese Gewächse die Höhe
von Bäumen und bilden Wälder. Im früheren Alter der Erde
waren sie wohl überall in solcher Größe verbreitet; damals war die
Witterung in den verschiedenen Erdtheilen wahrscheinlich auch eine
andere als setzt. Eigenthümlich ist bei den Farrenkräutern, daß sie
den Samen an der Rückseite der Blätter tragen, wo man ihn als
braune Wärzchen findet.
4. Gräser.
Bildung und Form der Grasarten find so auffallend, daß sie
auch der ungeübte Beobachter bald von den übrigen Gewächsen unter-
scheidet. Der durch Knoten unterbrochene und von scheideartigen Bla-
tern umgebene hohle Stengel oder Halm, die faserige Wurzel und die
Stellung der Blüthen in Aehren oder Rispen, die Auszeichnung der
Blüthen selbst, welchen die, bei andern Pflanzen sehr hervortretenden,
Blumenkronen mangeln, so daß die ziemlich langen Staubfäden sich
am meisten bemerklich machen — das Alles sind Kennzeichen der großen
Familie der Gräser. Die einzelnen Arten sind sehr zahlreich und ihre
Abänderungen nach Bildung und Gestalt erstaunlich. Darin und in
dem schönen Grün liegt der Reiz und die Schönheit der von ihnen be-
wachsenen Wiesen, Matten und Niederungen, auf welchen sie sich aus-
breiten; wie die Wälder auf den Höhen. Eben diese Verschiedenheit
ist es auch, was ihre Kenntniß erschwert, daher auch die meisten Grä-
ser im Munde des Volkes keine bestimmte Namen haben. Dies macht
im Ganzen auch die Hauptsache nicht aus. Der herrliche Wiesengrund
gefällt deßhalb nicht minder, und wenn in der Fülle des Sommers
auf der grünen Fläche sich die unzähligen Halme hervordrängen und
die Rispen in unermüdlicher Abwechslung im milden Luftstrom sich
beugen und wiegen, hier ein Revier bräunlich, dort lila, weiterhin
gelbweiß und von da an grau, dunkel oder bläulich, immer wieder
anders und der Blüthenstaub wie leichter Nebel über den weiten.plan
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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nicht, daß der Feldhauptmann, statt die Schlacht zu lenken, in der
Vorhut Reiterdienst thue. Ihr sollt hier bei Eurer Schaar bleiben!"
„Nein, ich muß hin!" rief der König ungeduldig; und seiner Kampf-
lust nicht länger mehr mächtig, drückte er seinem Hengste die Sporen
ungestüm in die Seite und flog schlachtbegierig über den Wieseugrund
dem Wahlplatze zu. Muth und Rache trugen den kühnen Reiter in
so mächtigem Fluge, daß er bald den Seinen weit voraus war und
diese ihm nur mit Mühe folgen konnten. Allein unversehens strauchelte
sein Roß, ob von allzu hastigem Spornen, oder von unsicherem
Wiesenboden, stürzte über und über und schleuderte den König so
heftig aus dem Sattel weithin zur Erde, daß er, vom Falle betäubt
und besinnungslos, liegen blieb. Seine Leute eilten erschrocken hinzu,
hoben ihn auf und trugen den Bewußtlosen hinter die Schaar, wo sie
ihn in sitzender Stellung an den Stamm eines Baumes anlehnten und
ihm den Halm losbanden, damit der erfrischende Morgenwind ihm
die Besinnung zurückbringe. Nach einiger Zeit erwachte Adolph wie-
der aus der schweren Betäubung. Er blutete aus einer Kopfwunde
und fühlte sich von dem harten Falle wie in allen Gliedern gebrochen;
allein alles Dieses ergriff ihn nicht so heftig, als die ihm schreckliche
Nachricht, daß, während er betäubt darniederlag, die Schlacht sich
zum Vortheile seines Todfeindes gewendet habe. Albrecht hatte neue
Schlachthaufen von den Berghöhen in's Thal herabgeschickt, welche
die ermatteten Bayern und Pfälzer immer heftiger bedrängten. Dazu
bedienten sich die Feinde, auf ihres Herrn Befehl, eines Mittels,
welches, als bisher ungebräuchlich, auch als unritterlich galt, und
dessen sich drum die Bayern nicht versehen hatten. Die Oesterreicher
hatten ihre Schwerter, gegen Kriegsgebrauch und Kriegsrecht, zum
Stechen zugeschliffen, und stachen damit, statt auf Ritter und Reisige
einzuhauen, nur ihre schweren Rosse nieder, wodurch viele Herren
und Knechte zu Boden stürzten und, ihrer Pferde beraubt, fast wehr-
los gefangen, getödtet oder im Kampfgetümmel überritten wurden.
Die Bayernfürsten hatten daher einen harten Strauß und ihre Noth
ward mit jedem Augenblicke größer. Der König erschrack, als er den
Stand der Schlacht erfuhr; allein die Gefahr brachte auch seinen Muth
wieder zurück. Hastig rief er nach einem anderen Rosse, schwang sich darauf
und sprengte mit dem ganzen Treffen vorwärts. Seine Ungeduld,
auf den Feind zu treffen, war so stark, daß er nicht daran dachte, den
Helm wieder aufzusetzen, sondern ihn mit der Buckelkette an den
Sattelknopf hing. Auch mochten die Wunde und die steigende Hitze
der Iulisonne, welche glühend in den Thalkeffel herabbrannte, den
Helm nicht mehr leiden. Baarhäuptig, mit blankem Schwerte in der
Faust und die Brust voll Rachegluth und Schlachtbegierde flog er mit
verhängten Zügeln zur Wahlstatt.
Es war hohe Zeit. Die Bayernfürsten hatten schon ihre Rosse
verloren und setzten den Kampf zu Fuße nur mit größter Anstrengung
fort, als Adolph unwiderstehlich in den Feind brach. Nach allen
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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211
Seiten hin fielen seine verdoppelten Streiche und verbreiteten Ver-
wirrung in den feindlichen Reihen. Bestürzt wichen sie zurück, er-
holten sich jedoch schnell wieder und standen zur entschlossensten Gegen-
wehr. Vor Allen stellte stch jetzt dem Könige ein Ritter entgegen,
der des Oesterreichers Rüstung und Feldzeichen trug. Adolph mochte
drum einen Augenblick glauben, der verkappte Streiter sei Albrecht
. selbst und, von dem verhaßten Anblicke entstammt, svrengte er auf
ihn zu und schmetterte ihn mit einem gewaltigen Hiebe aus dem
Sattel. Sogleich wendete er stch weiter und fand einen Zweiten irr
gleicher Rüstung und mit gleichem Feldzeichen. Der schnelle Fall des
Ersten hielt den neuen Kämpen nicht ab; der hohe Preis, welchen
Albrecht darauf auögeboten hatte, wer den abgesetzten König todt oder
lebendig einbringe, und die Ehre, eines Königs Sieger zu werden,
waren lockend genug, das Leben daran zu wagen, und er drang drum
mit kühnen Hieben auf Adolph ein. Doch der erwiederte ste mit
gleicher Kraft, so daß der Kampf eine Zeitlang unentschieden
schwankte, bis des Königs gewaltiges Schwert auch diesem eine tiefe
Wunde schlug und ihn vom Pferde zu Boden warf, wo er von den
Hufen der Rosse zertreten wurde. Der zweifache Sieg erfüllte seine
Getreuen mit wachsendem Muthe und mit neuem Vertrauen schwangen
ste die Schwerter, des Sieges fast schon gewiß. Allein die Freude
war von kurzer Dauer. Adolphs Stern ging unter; das treulose
Waffenglück schien ihm den Sieg nur deßhalb zeigen zu wollen, um
ihn in desto tieferem Falle zu verderben. In den Reihen der Oester-
reicher erhob stch eben ein furchtbar freudiges Kriegsgeschrei; denn
neue Schaaren rollten stch den Kriegsberg herab ihnen zu Hülfe, und
zu gleicher Zeit tönte der feindliche Schlachtruf zur Rechten und
Linken, fast im Rücken. Von dem Kriegsberge senkten stch breite
Schlachthaufen in die Ebene nieder und aus dem Ritterthale brach
unversehens eine starke Heersäule aus wohlberechnetem Hinterhalte in
die linke Flanke. Bei diesem Anblicke entfiel den letzten Reihen deö
königlichen Heeres das Herz; ste wendeten erschrocken um und stürzten,
ihren Herrn verlassend an den Mauern des nur um fünfhundert
Schritte entfernten Städtchens Göllheim vorüber, in wilde Flucht
und ließen dadurch dem Feinde freien Weg, den König vollständig
zu umzingeln, was auch in wenigen Augenblicken vollführt war. Die
erhöhte Gefahr erschütterte aber Adolphs Entschlossenheit nicht, son-
dern stählte seinen Muth zum todtverachtenden Trotze. Gerade aus
spornte er sein Roß in die dichtesten Haufen, und wie die Bärin, so
man ihr die Jungen raubt, aus Waldesklüften daherwüthet, oder der
brüllende Leu stch auf den herausfordernden Tiger wirft, so stürzte er
todesmuthig in den Feind. Doch der zog seine Kreise immer enger
um den König und seine ihm zur Seite gebliebenen Getreuen, und be-
drängte die ermatteten Kämpfer immer heftiger. Der bis jetzt regel-
mäßige Kampf wurde nun zum furchtbar regellosen Gewühl und die
Wahlstatt wandelte stch zum wilden Tummelplätze, über dem die auf-
14*
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Adolph Adolphs
261
Doldengewächse, welche häufig vorkommen, find u. A.: der
Kälberkropf, die Engelwurz (Angelika), der Girsch, die Pastinak,
Biebernelle, der Merk, die Borstendolde,
6. Lippenblumen.
Eine große Zahl von Pflanzen, theils im Garten angebaut,
theils in Feld und Wald wild wachsend, trägt-Blumen von rachen-
förmiger Gestalt, mit Lippen versehen, wie die Löwenmäulchen oder
die taube Nessel, weßhalb sie den Namen lippenblüthige Gewächse
erhielten. Ist dieser Name nun auch in der Volkssprache nicht ge-
bräuchlich, so find darum die nützlichen unter diesen Gewächsen nicht
weniger bekannt undangebaut, und der angenehme Geruch mancher wild-
wachsenden zieht die Aufmerksamkeit selbst auch auf diese hin. Unsere
Felder verdanken einen großen Theil ihres Wohlgeruches diesen duf-
tenden Kräutern. Derselbe wird durch ein stark riechendes, ätheri-
sches Oel verursacht, welches in vielen punktirten Drüsen in den
Blättern dieser Pflanzen enthalten ist. Die Bekanntschaft mit dem
Quendel, Wiesensalbei, der Doste, Gundelrebe und der an Wasser-
gräben stehenden Münze macht Jeder bald, wenn er auch kein großer
Pflanzenkenner ist, vielleicht auch mit der Betonie, der gelbblühenden
Goldneffel, dem Günsel, der Brunelle, oder es fallen ihm als lästige
Unkräuter der Kuhwaizen, Hahnenkamm und Augentrost auf. Ist
dies nicht der Fall, so läßt sich jedenfalls als gewiß voraussetzen, daß
der Rosmarin, Thymian, das Bohnenkraut, der Lavendel, die Pfeffer-
münze, der Majoran, das Citroncnkraut, die Melisse, der Mop und
Bafilikum auf dem Gartenbeete ein bescheidenes Plätzchen einnehmen
und keine Fremdlinge find. Dieselben finden als wohlfeile Gewürze
ihren Verbrauch in der Küche und geben außerdem geschätzte Arznei-
mittel ab. Durch Destillation erhält man aus ihnen das flüssige Oel.
Geschmack und Geruch dieser angebauten Pflanzen lassen auf eine ur-
sprünglich wärmere Heimath, als Deutschland, schließen, und wirklich
wurden sie auch aus südlichen Ländern zu uns gebracht und vollständig
eingebürgert.
Der rothe und gelbe Fingerhut, beide Giftpflanzen, werden in
der Hand des Arztes wirksame Heilmittel. Bisweilen pflanzt man
den ersten wegen seiner schönen rothen Blumenähren als Ziergewächs
in Gärten an.
7. Kr euztrpg'erl'
Die vier Blumenblättchen der einfachen Levkoje und des Gold-
lacks sind wie ein liegendes Kreuz gestellt. Wer diese Stellung als
Merkmal festhält und unter den blühenden Gewächsen eine Musterung
vornimmt, wird finden, dass die beiden Genannten daselbst eine
zahlreiche Verwandtschaft haben. Alle tragen ihren Samen in theils
breiten, theils langen Schoten und sind desshalb unter dem Namen
Schotengewächse bekannt. Wir begegnen in dieser Abtheilung ge-
wichtigen Culturpflanzen. Als Oel frucht kommt der Reps, auch
213
zu dürfen. Mein der übermüthige Sieger schlug dieses in seiner
Erbitterung geradezu ab. Man trug daher die Leiche zur benach-
barten Nonnenabtei Rosenthal und begrub sie dort in die Klosterkirche.
So siel König Adolph in der Feldschlacht am Hasen-
bühl. Ein sinsteres Geschick riß den lebenskräftigen Helden und
biederritterlichen Fürsten seiner trüben Stunde entgegen und stieß ihn,
in der Vollkraft des männlichen Alters, von dem ersten Throne der
Welt in die Gruft einer einsam gelegenen Klosterkirche, während es
seinen Gegner, an seiner Stelle, zu Macht und Ehren erhob. Im
Vergleiche zu Letzterem wäre er wohl eines besseren Looses werth
gewesen! Johann v. Geissel,
Cardinal-Erzbischof von Köln.
20. St. Johannes von Nepomuk,
1330. — ck 16. Mai 1383.
„Ha, Priester, zitt're! Nicht ver-
höhnen
Läßt sich des Königs Machtgcbot!
Sprich, willst du meinen Zorn ver-
söhnen,
Der deinem Trotze furchtbar droht?
Dein Fürst befiehlt, du mußt gehorchen,
Es ist des Unterthanen Pflicht,
Sonst schwör' ich dir, du siehst schon
morgen
Des Tages gold'nc Jugend nicht.
Diesinsternzweisel,diemich quälen,
Ich löse sie mit mächt'gcr Hand;
Umsonst versuchst du's zu verhehlen,
Was beichtend dir mein Weib bekannt.
D'rum nenne frei die Last der Sunden,
Die schwer Johannens Busen drückt,
Daß mir die Höllenqualen schwinden,
Wenn ihre Schuld ich klar durchblickt !"
So sprach mit wutentbranntem
Grimme
Der Böhmenkönig zu Johann,
Demdienergottes, und dicstimme—
Sie kündet donnernd Unglück an;
Doch treu der Kirche heil'gem 'Orden
Bleibt jener vor des Herrschers Thron,
Und spricht mit männlich ernsten Wor-
ten
Zu Kaiser Karls gewalt'gem Sohn:
„„Herr, nimmer löst der Beichte
Siegel
Ein Staubgeborner frevelnd auf;
Denn ewig birgt ihr eh'rner Riegel
Und hemmt des freien Wortes Lauf,
Zum Dienst der Kirche auserkoren.
Wie Gort und Welt mir Zeuge war.
Hab' ich Verschwiegenheit geschworen
Am glanzcrsüllten Hochaltar.
D'rum wolle nicht den Diener rich-
ten,
Der solch' Bekenntniß dir versagt,
Und in Erfüllung seiner Pflichten
Der Erdengüter größtes wagt.
Bedenke, daß der Weltgebicter
Als Richter herrscht im Königshaus;
Er winkt und Thronen stürzen nieder.
Und Volker tilgt sein Donner aus.
Doch haft du Aend'rung nicht be-
schlossen,
Wohl, so versöhne dich mein Blut!
Viel reineres ward einst vergossen
Zum Heil der Welt, für höheres
Gut!""
Hier schwieg er. — Haß und Rache
kochen
In Wenzels Brust, er brüllte laut;
„Dein Urtheilhast duselbst gesprochen,
Dem leeren Wort zu viel vertraut!"
D'rauf winkt er seiner Knechte
Schaaren,
Ein Kerker schließt den Priester ein, —
Der, seinen Eid getreu zu wahren.
Trägt heldenkühn die schwere Pein;
Heiß betend unter süßen Schauern,
Erfleht er Gnade nur von Gott,
Nichtrettung aus den düfternmauern,
Trotz seiner Feinde bitt'rem Spott.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Rosenthal Adolph Johann Johannes_von_Nepomuk Johannens Johann Karls Gott
Extrahierte Ortsnamen: Cardinal-Erzbischof Karls Wenzels
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Als die wichtigsten Arten sind die Erbsen, Bohnen und Linsen
bekannt. Die Erbse ist eine Kletterpflanze, welche am Stengel
Ranken treibt und sich damit in aufrechter Lage zu erhalten weiß,
was sie theils an den gegebenen Stützen, theils durch Verschlingung
der Stengel unter einander thut. Man unterscheidet sehr viele Ab-
arten, von denen die Feld- und Gartenerbsen am nützlichsten sind.
Unter letzteren sind die Zuckererbsen diejenigen, deren unreife Hülsen
als Gemüse genoffen werden, während von den Pflückerbsev die un-
reifen grünen Körner zur Benutzung kommen. Da beide schon auf
kostspieligere Weise gezogen werden, als die Ackererbsen, so können
sie vom Volke nicht allgemein zur Nahrung gebraucht werden, wie
diese oder die Linsen. Die Stangenbohne windet sich von der
Linken zur Rechten um ihre Stütze und läßt sich in dieser Gewohnheit
nicht ändern; denn wird sie anders angeheftet oder die Stange nach
der unrechten Seite gesteckt, so fällt sie zur Erde zurück. Bei günsti-
ger Witterung sind sie, besonders die rothblühenden, ungemein er-
tragreich. Die Samen der Bohnen, sowie aller Hülsenfrüchte ge-
hören zu den nahrhaftesten Pflanzenstoffen.
Unterden Hülsengewächsen finden wir die nützlichsten Futterkräuter ;
so die Wicken und sämmtliche Kleesorten, wie den deutschen Klee,
die Luzerne mit violetter und die Esparsette mit mennigrother Blüthe.
Von beiden letzteren hält eine Aussaat mehrere Jahre lang vor,
nur verlangt die Luzerne fruchtbaren Boden, während die Esparsette
auch mit dürrem, kalkigem vorlieb nimmt. Der kriechende Klee, mit
weißer Blüthe, wird zeitlich von den Bienen besucht; auf Wiesen
wächst er am üppigsten, wenn dieselben mit Asche bestreut werden.
Oftmals erscheint er nach diesem Dungmittel an solchen Orten, wo
man ihn vorher nicht bemerkte, da die Pflänzchen wegen Man-
gels der ihnen zuträglichen Nahrung sich vorher nicht gehörig ent-
wickeln konnten.
Zur Zierde liebt man in Gärten und Anlagen die Akazie, den
Goldregen, die spanische Wicke und die Lupine oder Feigbohne; wo-
gegen der wohlriechende Steinklee als Arzneimittel und der Färbe-
ginster zum Gelbfärben dient. Manche, wie die Hauhechel, einige
Wickenarten, darunter besonders die Vogelwicke, sind zudringliche Un-
kräuter. Letztgenannte überzieht in feuchten Sommern die Kornfelder.
9. Rosen.
Um die Zeit des längsten Tages prangt der Garten im anmu-
thigen Rosenschmucke und entzückt mit unwiderstehlichem Reize das
Auge. Aus vollen Knospen quillt die Blättermenge in sanftem Roth,
überdeckt in wenig Tagen Hecke und Stock, das Laub tritt zurück und
bildet den schönen Grund, auf welchem sich die Pracht des Rosenflors
ausbreitet und die Luft mit lieblichem Gerüche erfüllt. Der Gärtner
sieht mit Vergnügen und Stolz auf die schöne Blume, die sich durch
seine Pflege in Farbe und Gestalt mannichfaltiger Art erschließt. Er
264
ladet die zahlreichen Freunde derselben ein, um seine Bewunderung
mit ihnen zu theilen oder Käufer zu finden; denn Rosensträuße finden
der Liebhaber viele. Wem gefiele auch die herrliche Centifolie nicht,
welcher man von jeher den Preis der Schönheit zuerkannt und sie
als Sinnbild der Freundschaft, Unschuld und Verschwiegenheit ge-
nommen hat!
Auch das Feld geht während der Rosenzeit nicht leer aus, und
wenn gleich die wilde Rose an Schönheit und Geruch weit hinter
den Schwestern im Garten zurückbleibt, so freut sie doch den Vorüber-
gehenden und ziert oft den Hut des Heumachers oder der Heumacherin.
Nicht selten werden Stämmchen der Feldrosen in Gärten ver-
pflanzt und durch Pfropfen und Okuliren veredelt, um neue Spiel-
arten der Blüthen zu erzielen. Durch Aehnlichkeit der Blüthen sind
viele Gewächse mit dem Rosenstrauch verwandt. Vor allen müssen
die Obstbäume genannt werden, welche unter denselben am nütz-
lichsten erscheinen. Merkwürdig ist, daß man in der herben Hafer-
schlehe die Stammart unserer Pflaumen und Zwetschen, in dem
wilden Apfelbaum und dem wilden Birnbaum aber die der verschie-
denen Aepfel- und Birnsorten zu erkennen glaubt. Hat diese Ver-
muthung ihre Richtigkeit, so liefern unsere sehr zahlreichen und an
Güte so vielfach abweichenden Obstsorten den Beweis von der großen
Anlage zur Veredlung der genannten wilden Stämme. Schon frühe
wurde damit in den wärmeren Ländern Asiens begonnen, und nachdem
von dorther bessere Arten zu uns gebracht worden waren, und man
gelernt hatte, wie diese Fruchtbäume behandelt werden müssen, begann
erst in unserer Heimath die eigentliche Obstzucht. Wie in nördlichen
Gegenden noch setzt, mußten vorher die Beeren des Waldes Stell-
vertreter der Baumfrüchte sein. Als solche gehören die Himbeere,
Erdbeere und Brombeere hierher, sämmtlich beliebt und gesucht, die
beiden ersten sogar in Gärten angebaut. Wo sie in Waldungen
häufig vorkommen, geben sie armen Leuten Anlaß zu Verdienst, in-
dem diese Körbe und Töpfe voll in die Städte tragen und verkaufen.
Der schön blühende Weißdorn und die Eberesche, beide mit rothen
Früchten, ferner die Spierstaude, der Odermönich, das Fingerkraut
und die Nelkenwurz find Gewächse, welche, der Familie der Rosen
angehörig, noch genannt werden sollen.
10. Zusammengesetzte Blumen.
Die Gewächse, welche hier gemeint sind, tragen ihre Blüthen nicht
einzeln und jede auf einem besonderen Stiele, wie es im Gewächsreiche
am gewöhnlichsten ist, sondern sie bringen dieselben in gedrängter Masse,
so daß jede Blume ein gefülltes Blumenkörbchen vorstellt. An diesem fitzen
als Verzierung viele Deckblättchen wie Schuppen, und in den meisten
Fällen ist der Rand noch mit anders gefärbten Blättern besetzt, als der
flache oder gerundete Boden mit den dicht stehenden Blümchen, wodurch
das Ganze eine gefällige Einfassung erhält. Besieht man die Blümchen,
meist sind sie gelb und in regelmäßiger Anordnung gestellt, genauer; so
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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gerte. Plündernd und mordend ergoss er sich über die eroberte
Stadt und schonte Niemanden, der mit Waffen ihm begegnete. Das
Elend erreichte die höchste Stufe, als plötzlich nach Falkenberg’s An-
ordnung am alten Ring in einem Bause dicht neben der Apotheke,
wo eine grosse Menge Pulver aufbewahrt war, Feuer ausbrach, das,
durch zerstreutes Pulver genährt, rasch um sich griff. In derselben
Stunde brannte es an mehreren Orten.
Das klägliche Bild der durch Schwert und Feuer verwüsteten
Stadt vermochte der Sieger Tilly nicht zu ertragen. Er durchritt die
Stadt nach allen Richtungen und zwang die Soldaten durch Ver-
sprechungen und Drohungen, abzulassen vom Morden und die Flamme
zu löschen. Dem Pater Silvius, einem geachteten Kloslergeistlichen,
um den sich das Volk, weil durch das weisse Gewand leicht bemerk-
bar, Schutz suchend schaarte, rief er französisch zu: «Mein Vater,
rette, befreie, enlreisse, soviel du kannst, dem Verderben.» Und er
selbst stieg ab vom Pferde und hob einen Knaben auf, der an der
Brust der entseelten Mutter lag, sprechend: «Das sei meine Beute!»
Thränen benetzten des greisen Kriegers Angesicht. Allein alle seine Be-
mühungen, die Stadt zu retten, scheiterten an dern Wahnsinne der Mag-
deburger. Das verzehrende Feuer hatte bereits alle Schranken durch-
brochen und nicht mehr konnte man es bewältigen. Das Traurigste
dabei war, dass die Ruinen nicht blos Jene begruben, die aus Furcht
vor dem Feinde ihre Wohnungen zu verlassen sich nicht getrauten,
sondern auch Jene, die in den Kellern und tiefsten Verstecken der
Häuser sich geflüchtet hatten; und wohin das Feuer nicht dringen
konnte, dorthin fand der Qualm Zutritt und die fürchterliche Hitze,
die selbst die Geschütze schmolz. In wenig Stunden fanden beinahe
25,000 Menschen ihren Tod, und die übrig gebliebenen 5000 suchten
des Siegers Schutz, der ihnen auch gewährt wurde.
Dass von den rohen und erbitterten Soldaten viele Gräuel in der re-
bellischen Stadt begangen worden sind, bleibt wahr. Unwahr und eine
Erfindung späterer Zeit aber ist es, dass Tilly das Morden und Brennen
gebilligt oder gar befohlen habe. Nach den hist, polit. Blättern.
26. Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1683.
Die Türken, diese ehemals so mächtigen Feinde der Christen,
zogen im Jahre 1683 mit einer ungeheueren Heeresmacht durch Un-
garn und belagerten Wien. 200,000 Mann unter den Befehlen des
Großveziers Kara Mustapha umgaben in einem Umkreis von
sechs Stunden die Vormauer der Christenheit. Der Anzug dieser
Schaaren und die Einschließung der Stadt geschah mit solcher Eile,
daß der Kaiser Leopold I. nur mit Noth nach Linz ssüchten konnte.
Der tapfere Commandant zu Wien, Graf von Stahrem-
berg, vertheidigte die Stadt mit großem Heldenmuthe und wurde
von den Bürgern kräftig unterstützt. Alle Angriffe und Stürme der
Türken wurden zurückgeschlagen. Die Türken beschossen die Stadt
fürchterlich und sprengten einen Theil der Mauern durch Pulver-
minen. Dennoch kamen ste nicht in die Stadt, desto schrecklicher miß-
handelten sie das Land: 50,000 Kinder, 6000 Männer, 11,000
Weiber und 51,000 Jungfrauen schleppten sie aus Oesterreich als
Gefangene nach der Türket. Die Noth in der Stadt wurde immer
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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