2. pie Wömerkerrschaft.
Etwa im Jahre 58 v. Chr. zog ein suevischer Stamm unter Anführung
Ariovists über deu Rhein, um in Gallien neue Wohnsitze zu suchen. Durch
den römischen Feldherrn Cäsar wurden sie aber in der Gegend von Mömpelgard
besiegt und über den Rhein zurückgetrieben. Ein Versuch Casars, nun seinerseits
in Deutschland Fuß zu fassen, mißlang jedoch wegen der Unwirtlichkeit des Landes
und der Undurchdringlichkeit seiner Wälder.
Mehr Erfolg hatteu die Stiefsöhne des Kaisers Augustus, Drusus und
Tiberius, welche im Jahre 15 v. Chr. von Süden her die Eroberung begonnen
haben, bis zur Donau vordrangen und sich ganz Südwestdentschland unterwarfen.
Römische Statthalter wurden über das Land gesetzt und bedrückten das Volk hart.
Da stellte sich der tapfere Cheruskerfürst Armin (Hermann) an die Spitze der
erbitterten Deutschen und veruichtete in der blutigen Schlacht im Teutoburger
Walde (9 u. Chr.) das unter dem Statthalter Varns stehende Römerheer.
(Ev. Lesebuch Ii Nr. 129).
Als sich jedoch bald daraus infolge der Auswanderung vieler Stämme Süd-
dentfchland fast gänzlich entvölkerte, besetzten die Römer das Land wieder und be
wogen Gallier und Kelten zur Einwanderung. Aber erst im Jahre 84 n. Chr. wurde
das Land als „Z e h n t l a n d" zu einer römischen Provinz gemacht. Die Bewohner
nannte man „Zehntleute", weil sie den Zehnten des Getreides dem Staate als
Steuer liefern mußten. Eine ganze Reihe von Kolonien und von militärischen Nieder-
lassungen, die unter sich durch gute Straßeu, „Römerstraßen", verbuuden wurden,
zog sich allmählich über das Laud hin. Römisches Recht und römische Sitten hielten
ihren Einzug. Bon bedeutenden römischen Niederlassungen in Württemberg
seien nur erwähnt: Rottweil, Sülcheu bei Rottenburg (Sumelocenna), Cannstatt,
Köngen, Öhringen, Welzheim, Lorch, Aalen, Heidenheim, Ulm, Jsny n. a. m.
Vor allem aber galt es, das Zehntland gegen die Angriffe aus dein Norden
Deutschlands, in dem die Römer nie bleibend, namentlich seit der Schlacht im
Teutoburger Walde nicht mehr Herr wurden, zu schützen. Diesem Zwecke diente
der Bau des Grenzwalls, der von Köln ausgehend im allgemeinen in südöstlicher
Richtung sich bis Regeusburg hinzog. (Der Bau des Grenzwalls wurde im
Jahre 84 n. Chr. vom Kaiser Domitian begonnen und unter Kaiser Trajan zu
Ende geführt. Es war ein gewaltiger, 4 in hoher Damm hinter einem 6 in breiten
und 2 m tiefen Graben. Auf der Innenseite zog sich noch eine Straße hin, in
regelmäßigen Zwischenräumen von 509 bis 600 Schritten mit Wachttürmen und
von Zeit zu Zeit au geeigneten Punkten mit Festungswerken besetzt. Streckenweise
war der Grenzwall („Limes") noch nach außen dnrch einen hohen Pfahlgraben
verstärkt). Die Spuren dieses Dammes kann man durch einen guten Teil Würt-
Lembergs verfolgen: an Jagfthansen, Öhringen, Mainhardt, Welzheim, Pfahlbronn
vorbei hin bis Lorch und vou da weiter der Donau zu. Die Bezeichuungen „Heiden-
graben", „Teufelsmauer" sowie die Ortsnamen Pfahlheim. Pfahlbronn n. a. m.
erinnern an denselben. In den letzten Jahren sind durch die Reichslimesforscher
weite Strecken des Dammes und viele Kastelle bloßgelegt worden.
Aber selbst dies feste Riesenwerk war nicht im stände, die Feinde dauernd
abzuhalten. Der Grenzkrieg kam nie ganz zur Ruhe, und enolich war es den Ale-
mannen (d. h. tüchtige Mannen), einem Bunde von römerfeindlichen deutschen
Stämmen, die im Jahre 213 auftraten, beschieden, die Römer in langen Kämpfen
allmählich zurückzudrängen und sich teils mit List teils mit Waffengewalt im Zehnt-
lande festzusetzen, bis endlich ums Jahr 400 der letzte Rest der Römerherrschaft
vollends dahin sank. Mit der Herrschaft der Alemannen, nach denen später ganz
Deutschland Alemaunien genannt wurde, wie es bei den Franzosen heute noch heißt,
brach eine arge Verwüstung über das Land herein, dessen Kultivierung die Römer
dnrch Anbau des Bodens, durch Anlegung von Straßen, Wasserleitungen und
Ortschaften begonnen hatten.
3. Die Herrschaft der Kranken. Einführung des Christentums.
Doch auch die Alemannen blieben nicht Herren des Landes. Bei ihrem
Vordringen uach Frankreich stießen sie aus deu deutscheu Stamm der Franken
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Augustus Tiberius Tiberius Armin Hermann Domitian
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Gallien Rhein Deutschland Drusus Donau Württemberg Rottweil Cannstatt Welzheim Lorch Aalen Heidenheim Ulm Deutschlands Würt-
Lembergs Mainhardt Welzheim Lorch Donau Pfahlheim Deutschland Frankreich
4 —
durch Schenkung Heinrichs Iv an Friedrich von Büren und blieb im Besitze
dieses Geschlechts bis zu dessen Untergang.
Die Herren von Büren oder Beuren siud die Ahnen der H o h enst auseu.
Sie bewohnten das kleine Wäscherschlößchen unweit des Dorfes Wäschenbeuren;
Friedrich I, Herzog von Schwaben, erbaute jedoch auf dem Hohenstaufen (Stauf
— kelchähnlicher Berg), der
sich unmittelbar über seinem
Stammsitze erhob, eiue Burg
und nannte sich fortan
Friedrich von Hohen-
stanfen. Friedrich, der in
dem von ihm und seiner
Gemahlin Agnes gestifteten
Kloster Lorch begraben liegt,
hinterließ zwei Söhne, Fried-
rich und Konrad. Ersterer
übernahm das Herzogtum
Schwaben. Durch seiue Er-
wählung zumdeutschenkaiser
im Jahre 1138 eröffnete
letzterer als Konrad Iii die
Reihe der sechs hohenstau-
fischen Herrscher, unter welchen Friedrich I (Barbarossa) einer der bedeütendsten
war. (Er>. Lesebuch Ii Nr. 145). Nie war das alte deutsche Reich mächtiger als
unter ihnen. Aber schon im Jahre 1268 endete der letzte dieses ruhmreichen
Geschlechts, der 18jährige Konradin, als ein Opfer französischer Hinterlist
durch Henkershand auf dem Blutgerüste zu Neapel. Damit hörte Schwaben
auf, eiu eigenes Herzogtum zu fem; es fiel au das Reich und wurde uie mehr
selbständig.
Während dieses Zeitraums faud eiue Umgestaltung aller Verhält-
nisse statt, insbesondere bildeten sich die Lehen und die Stände. Durch die
vielen Kriege wurden nämlich die Sieger reich an erobertem Land, das sie nach-
her großenteils treuen Kampfgenossen überließen. Ein solches, einem andern aus
bestimmte Zeit und gegen besoudere Leistuugeu (Kriegsdienst, Fronen, Geld- oder
Ertragsabgabe) überlassenes Land oder Gut nannte man Lehen. Der Eigentümer
hieß Lehensherr, der Beschenkte Lehensmann (Vasall). Mit der Zeit wurden die
meisten Lehen erblich. Jedes Lehen schloß einen gewissen Grad von Unfreiheit
in sich. Der höchste Grad derselben war die Leibeigenschast, bei welcher der
Lehensmann samt den Seinigen Eigentum des Lehensherrn war.
Seit König Heinrichs I Zeit hatte sich der seitherige Waffendienst infolge
der immerwährenden Raubeinfälle der leichtberittenen Ungarn in einen Reiter-
dienst verwandelt. Da aber den großen Lehensherren dieser Dienst gewöhnlich
zu beschwerlich war, so bildete sich ein eigener Militärstand, der Ritterstand,
Ehemalige Burg Hohenstaufen.
der gegen Bdaumtg mit Gütern für die Großgrundbesitzer Heerfolge leistete und
' ~ gw
genannt wurde.
später im Gecm^tz zum hoheu Adel (Herzoge, Fürsten, Grafen) der niedere Adel
Ein Gegengewicht gegen die immer mehr um sich greisende Unterjochung
des freien Bauernstandes bildete der aufblühende Bürgerstaud. Durch Hein-
rich I waren zum Schutz gegeu die räuberischen Ungarn Städte und Burgen mit
Mauern, Wällen und Gräben angelegt worden, deren Einwohner Bürger genannt
und mit manchen Vorrechten und Freiheiten bedacht wurden. Einzelne dieser
Städte erhoben sich durch Kauf zu freien Reichsstädten und standen von
da au in unmittelbarem Verbaude mit Kaiser und Reich und uicht mehr unter
ihren Landesfürsten.
Der Stand der Geistlichen kam in dieser Zeit ebenfalls zu hohem
Ansehen; er wurde nicht nur für den allein gebildeten Stand gehalten, sondern
errang auch iu religiösen und weltlichen Dingen die oberste Gewalt. Die zahl-
reichen Klöster wurden Pflanzschuleu der Bildung und Gesittuug, der Künste
und Wissenschaften.
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Friedrich_von_Büren Friedrich Friedrich_I Friedrich Friedrich_von_Hohen- Friedrich Friedrich Friedrich Agnes Konrad Konrad Konrad_Iii Konrad Friedrich_I_(Barbarossa Friedrich Barbarossa Konradin Konradin König_Heinrichs Heinrichs
- 5 —
-B. Grlwte drs Haiisrs »ni> Fandts Juürttnnliirg.
1. Die Grafschaft Württemberg (1241-1495).
Durch den Untergang des hohenstansischen Geschlechts hatte sich das Herzog-
tnm Schwaben in viele kleine Gebiete aufgelöst, deren Herren die Verwirrung und
Unordnung im Lande benützten, um ihre eigene Macht zu vergrößern und sich
unabhängig zu machen.
Vor allen wußten die Grafen von Württemberg durch weise Spar-
samkeit. reiche Heiraten, kluae Ausnützuuq der Zeitverhältnisse und durch Mutans
von Gütern 6enach'bar?er "öder untergehender Geschlechter ihre Macht und ihr An-
sehen unter den schwäbischen Fürsten zu heben.
Die Stammburg unseres Regentenhauses „Württemberg" stand
noch bis zum Jahre 1818 auf dem zwischen Eßlingen und Cannstatt
sich erhebenden Rotenberg, dem westlichen Ausläufer des Schur-
Waldes. Woher der Name, der in den ältesten Zeiten Wirtineberg oder
Wirtemberg geschrieben wurde, kommt, ist nicht mit Sicherheit festzustellen;
nur das ist gewiß, daß eiu Konrad von Beutelsbach auf dem Roten-
berg eine Burg „Wirtineberg" hatte, deren Erbauer er wohl selbst ist.
Die Kapelle der Burg wurde im Jahre 1083 durch Bischof Adalbert
von Worms eingeweiht. In einer Urkunde vom Jahre 1092 wird als
Besitzer der Burg Konrad von Wirtenberg genannt. Einer seiner Enkel,
Ludwig (1135—1158), ist der
erste, der Graf war.
Die eigentliche Geschichte
Württembergs beginnt jedoch
erst mit Graf Ulrich I mit
dem Daumen (1241--1265).
Er wird auch „der Stifter"
genannt, weil er das Stift
Beutelsbach, das Erbbegräbnis
seiner Familie, wieder herge-
stellt haben soll. Seine Be-
fitzungen bestanden aus dem
Schlosse auf dem Rotenberg,
aus den Gebieten von Cann-
statt, Stuttgart, Schorndorf,
Beutelsbach, Neckarrems und
Leonberg. Als ein Fürst von
ausgezeichneter Geistes- und
Thatkraft wußte er die Zeit-
umstände zur V er große-
ruu g seiner Macht und seines
Besitzes, wenn auch uicht immer
mit ehrlichen Mitteln, trefflich Ulrich I, der Stifter,
zu benützen.
Infolge seiner berechnenden Klugheit hielt er es immer mit der Partei, die
ihn für seine Hilfeleistung am besten entschädigte. Als das hohenstaufifche Gefchlecht
fernem Untergange entgegeneilte und nicht mehr viel zu verschenken hatte, wurde er
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Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Beutelsbach Konrad Konrad_von_Wirtenberg Konrad Ludwig_( Ludwig Ulrich_I Ulrich_I
— 6 —
dem langjährigen Bunde untren und ging, wie bereits viele gethau hatten, zu den
freigebigen Feinden der Hohenstaufen über. Auf diese Weise konnte Ulrich bei
seinem Tode die Graffchaft doppelt vergrößert hinterlassen.
Erwerbungen^ Waiblingen und die Grafschaften Urach und Hohenwitt-
lingen. Im Jahre 1259 wurden Ulrich die Würde und die Rechte eines Mar-
schalls über Schwaben sowie die Schntzvogtei über Ulm verliehen.
Ulrich Ii (1265—1279)
und Eberhard I, der Er-
lauchte (1265—1325), beim
Tode ihres Baters noch min-
derjährig, folgten ihm in der
Regierung. Der ältere Bruder
starb jedoch schon 1279 und
der jüngere, obgleich erst 14
Jahre alt, wurde deshalb
alleiniger Herr. Eberhard, ein
kriegslustiger Fürst, führte den
Wahlspruch: „Gottes Freund
und aller Welt Feind". Er
hatte viel Streit mit den be-
nachbarten Reichsstädten und
mit dem Kaiser.
Eberhard erlebte sieben deutsche
Kaiser, von denen sich jedoch keiner
als unbestrittenes Reichsoberhaupt
zu behaupten vermochte. Daher
war Unruhe und Verwirrung im
Reich. Die Gesetzlosigkeit war
grenzenlos, und die Gewalt war
Pborhrms 1 Sor f rlmrrht» Meister. Die Raubritter plün-
^oeryaro i, öei erlauchte. derten die Bauernhöfe und be-
raubten auf den Landstraßen die von den Jahrmärkten heimkehrenden Kanflente.
Weil in dieser Zeit nur die Gewalt der Faust sich Recht verschaffte, so nennt
man sie die „Zeit des Faustrechts".j I
Der neugewählte thatkräftige Kaiser Rudolf von Habs bürg
suchte dem traurigen Zustande im Reich ein Ende zu machen, wurde aber
vou den Fürsten wenig unterstützt. Am meisten machte ihm der streit-
lustige Eberhard von Württemberg zu schaffen, der sich in der Zeit der
Verwirrung mancherlei Übergriffe in die Rechte und Gebiete der Reichs-
städte erlaubt hatte, auch die durch seinen Vater während der Herren-
losen Zeit zu Württemberg gebrachten Reichsgüter dem Kaiser nicht
zurückgeben und den kaiserlichen Landvogt über Schwaben, den Grafen
Albrecht vou Hohenberg, nicht anerkennen wollte. Zweimal zog Rudolf
gegen ihn zu Felde und belagerte ihn in der Stadt Stuttgart 1286
und 1287, wobei von dem Kaiser Cannstatt und 7 Burgen in der
Umgebung Stuttgarts sowie mehrere Dörfer im Rems- und Filsthal
zerstört, Stuttgart selbst aber infolge des Muts und der Tapferkeit
ihrer Bewohner nicht eingenommen wurde.
Im Eßlinger Frieden mußte Eberhard versprechen, Frieden zu halten
und die Mauern der Stadt Stuttgart niederzureißen. Allein Eberhard war ein
trotziger, unbeugsamer Mann. Nach Rndolfs Tod (1291) schüttelte er das lästige Ver-
sprechen ab und fiel wieder über die Städte her, weshalb er vou König Heinrich \ Ii
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Extrahierte Personennamen: Ulrich Ulrich Ulrich_Ii Eberhard_I Eberhard Eberhard Rudolf_von_Habs Rudolf Eberhard_von_Württemberg Albrecht_vou_Hohenberg Albrecht Rudolf Rudolf Cannstatt Eberhard Eberhard Heinrich_\ Heinrich
dem „schwäbischen Städtebund" vereinigt. Weil Eberhard diesem Bund nicht
gegen den oberschwäbischen Adel beigestanden war, fielen die Städter ins südliche
Württemberg ein, sengend und plündernd. Eberhard zog durchs Filsthal hinauf
gegen sie, während sein Sohn Ulrich von der Achalm aus die Rentlinger im
Auge behalten sollte. Am 14. Mai 1377 machten aber dennoch 700 Rentlinger einen
nächtlichen Raubzug ins Uracher Thal, führten 250 Stück Rindvieh aus dem Uracher
Tiergarten weg und brannten Dettingen nieder. Ulrich erwartete sie mit 232 Rittern
bei der Leonhardskapelle,„wurde aber aus der Stadt Reutlingen im Rücken ange-
griffen und mußte der Übermacht weichen. Ulrich verlor 78 Ritter und das
Banner; er selbst entkam schwer verwundet mit dem Rest seiner Schar auf die
Achalm. Als Ulrich fpäter feinen Vater in Stuttgart besuchte, soll dieser schweigend
das Tischtuch zwischen sich und seinem Sohn zerschnitten haben, zum Zeichen/daß
ein solcher Sohn nicht wert sei, mit dem unbesiegten Vater an einem Tische zu speisen.
Gras Eberhard der Tremer und sein Zohn Ulrich
nach der Achlacht bei Reutlingen.
Die schwäbischen Städter, dnrch diesen und einen andern in der Schweiz er-
sochtenen Sieg noch übermütiger geworden, vereinigten sich mit dem rheinischen
Stadtebnnd, um ihren Todfeind Eberhard zu vernichten. Dieser sah sich daher
genötigt, mit vielen Rittern und Grafen den Löwen bund zu schließen. Unter
Anführung des Ulmer Hauptmanns Besserer zogen die Städter 1388 verheerend durch
Württemberg und belagerten schließlich mit 800 Reitern und 2000 Fußgängern den
befestigten Kirchhof zu Döffingen, in welchen sich eine Schar von Eberhards Leuten
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— 9 —
stark verschanzt hatte. In der Frühe des 23. August eilte der Greiner mit 600 Rittern
und 2000 Baueru den Bedrängten zu Hilfe. Sein >sohu Ulrich, der den Schimpf
von Reutlingen tilgen wollte, eröffnete mit Ungestüm den Angriff, fiel aber bald
unter den Streichen der Städter, unter die er sich zu weit vorgewagt hatte. Schrecken
ergriff die Ritter, und zaghaft wollten die Scharen Eberhards vor den ermutigten
Städtern weichen, als der alte Recke, feinen tiefen Schmerz über des eigenen Sohnes
Tod niederkämpfend, den Seinen zurief: „Mein Sohn ist wie ein anderer Mann!
Schlagt drein, die Feinde fliehen!" Diese List und Unerfchrockenheit des greisen
Helden begeisterten aufs neue seine entmutigten Scharen und brachten die überraschten
Städter zum Wanken, da in diesem entfcheidnngsvollen Augenblick der Vogt von
Herrenberg mit frischer Mannschaft auch von der Seite her^die Städter angriff.
Eberhard hatte einen zwar teuer erkauften, aber glänzenden Sieg errungen und die
Macht der Städter für immer gebrochen.
Knrz daranf wurde ihm die Geburt eines Urenkels, des nachmaligen Grafen
Eberhard Iv, angezeigt, welche Bolschaft Eberhard mit dem freudigen Ausruf
entgegennahm: „Gottlob, der Fink hat wieder Samen!"
An die Rückreise Eberhards von Döffingen nach Stuttgart knüpft sich folgende
Sage: Graf Wolf von Wunueusteiu, der die Städter doch noch mehr haßte
als den Grafen Eberhard, foll mit 500 Reitern den Sieg noch rechtzeitig für Eber-
hard entschieden und die Städter in die Flucht gejagt haben. Zum Dank dafür habe
ihn Eberhard nach Stuttgart zur Siegesfeier eingeladen. Als Wolf eine Strecke
weit mitgeritten gewesen fei, habe ihn seine Zusage gereut, da er sich von den Eber-
steinern nicht als Höfling ansehen lassen wollte. Plötzlich sei er deshalb mit den
Seinigen umgekehrt und habe dem verdutzten Greiuer zugerufen: „Gute Nachts! nun
stehts bei uns wieder in alten Rechten!" und sei dem Wuuuenstein zugeritten. Seinen
Söldnerlohn habe er sich dadurch verschafft, daß er in Zuffenhausen eine Viehherde
mitgenommen habe. Auf die Nachricht vou diefem Raube habe Eberhard lachend
geäußert: „Alt Wölslein hat wieder Kochfleisch geholt!"
Eberhard starb am 15. März 1392, nachdem er sein Land vergrößert hatte
durch die Erwerbung von Böblingen, Calw, Wildbad und Zavelstein, den Schön-
bnchwald, Haiterbach, Lauffeu, Nagold, Ebingen, Tuttlingen, Waldenbuch, Herren-
berg, Sindelsingen, Owen n. f. f. Die Grafschaft reichte jetzt von Heilbronn bis
Reutlingen und von Gmünd bis Neuenbürg.
In der folgenden Friedenszeit erholte sich das von Raub, Brand
und Verwüstung schwer heimgesuchte Ländchen rasch wieder.
Bei der Belagerung Ulms durch Kaiser Karl Iv wurde i. I. 1376
zum erstenmal in Deutschland das Schieß Pulver angewendet, und
im folgenden Jahre 1377 haben die Ulmer zum Dank für die glücklich
überstaudeue Belagerung d'eis'bau ihres prächtigen Münsters begonnen.
Eberhard Iii, der Milde (1392—-1417), ein Enkel des Greiners
und Sohn des bei Döffingen gefallenen Ulrich, liebte den Frieden mehr
als sein Großvater. Durch die Gefangennahme der 3 „Schleglerköuige"
p .£) eiinsbei in 1395 brach er die Macht dieses Bundes vollständig,
so daß sich derselbe im folgenden Jahre auflöste. Er stand im Reich
in sehr hohem Ansehen, so daß er i. I. 1399 sogar bei der Kaiserwahl
in Borschlag kam.
Durch die Einrichtung einer glänzenden Hofhaltung eröffnete er die Reihe
der weniger sparsamen württembergischen Fürsten.
Ve ränß erun g der Herrschaft Sigmaringen sowie einiger jetzt hohenzollern-
scher Städte und Dörfer. Erwerbung von Murrhardt, Balingen, Mössingen,
Bietigheim u. f. f. Durch Verheiratung seines Sohnes Eberhard (Iv) mit Henriette
von Mömpelgard (in Frankreich) brachte er diese Grafschaft an Württemberg,
die von'da an 4uu Jahre lang bei dem Hause Württemberg verblieb und durch die
spätere Abtretung an Frankreichs den Grund zur Erwerbung von Neuwürttemberg
legte. Eberhards Iii Tod am Sauerbrunnen in Göppingen 1417.
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Extrahierte Personennamen: August Ulrich Eberhard Eberhard_Iv Eberhard Graf_Wolf_von_Wunueusteiu Eberhard Eberhard Wolf Eberhard Eberhard Owen Karl_Iv Karl Eberhard_Iii Ulrich Eberhard_( Henriette
von_Mömpelgard
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(sberhard Iv (1417—1419) erwarb Oberndorf a. N. sowie mehrere Alb-
dörfer (Thieringen, Hossingen, Metzstetten u. a. m.) Er starb zu Waiblingen an
einer pestartigen Krankheit. Seine beiden Söhne
Ludwig l und Ulrich V, der Vielgeliebte, regierten von 1419
an, Im sie denn Tode ihres Vaters noch minderjährig waren, zuerst
unter der Vormundschaft ihrer Mutter Henriette, bis 1441 ge-
meinschaftlich. In diesem Jahre aber teilten sie das Land in 2 ietle,
in den Uracher- und in den Stuttgarter- oder Neuffener-Teil.
Jenen (mit Mömpelgard) bekam Ludwig, diesen Ulrich.
Die herrschsüchtige und gewaltthätige, aber auch mutige Henriette, die sich
mit den ihr zur Seite stehenden 30 Vormundschaftsräten ebensowenig vertragen
konnte wie früher mit ihrem Gemahl, bekriegte während ihrer vormundschaftlichen
Regierung die Herren von Sülz und den Grafen Friedrich von Zollern, den sie bei
einem Ausfall gefangen nahm und dessen Burg sie zerstörte.
Volle 41 Jahre war W ü r t t e m b e r g g e t e i l t. In Urach folgten
auf Ludwig I (1441 — 1450) seine beiden Söhne Ludwig Ii (1450
bis 1457) und Eberhard V (1457—1482). In Stuttgart folgte
auf Ulrich V (1441 — 1480) Eberhard Vi (1480—1482).
Ludwig I vergrößerte das Land durch Kauf von Blaubeuren, Dußlingen,
Nehren, Schwenningen u. a. O. Seiu älterer Sohn Ludwig Ii war fallsüchtig
und starb nach siebenjähriger Regierung.
Ulrich V, der Vielgeliebte, war ein gutmütiger, aber schwacher Fürst. Seine
Prachtliebe, Jagdlust und zu große Freigebigkeit gegeu die Klöster brachten seinen
Haushalt herunter. Dadurch sowie durch seine Kriege gegen die Reichsstädte und
Friedrich von der Pfalz, der ihn samt dem Markgrafen von Baden und dem
Bischof von Metz gesangen nahm und ihn — nach einjähriger strenger Hast -
nur gegeu ein hohes Lösegeld freiließ, wälzte er eine große Schuldeulast auf das
Land. (Das Mahl zu Heidelberg von G. Schwab).
Viele Sorge und Kummer bereiteten ihm feine beiden Söhne Eberhard (Vi)
und Heinrich. Heinrich war, um eine weitere Teilung des Landes zu ver-
hindern, zum geistlichen Stand bestimmt worden; allein er fand an diesem Berufe
keine Freude und mußte schließlich auf sein Drängen mit der Grafschaft Mömpelgard
abgefunden werden. Eberhard V trat im Uracher Vertrag (1473) Mömpelgard ab
unter der Bedingung, daß bei etwaigem Aussterben einer der beiden Linien das
Land wieder vereinigt werden solle. Durch seine beiden Söhne Ulrich (den nach-
maligen Herzog Ulrich) und Georg ist Heinrich der Stammhalter des württem-
bergischen Reaentenhaufes geworden. Er starb als Wahnsinniger auf Hohenbrach.
Eberhar ^war ein verschwenderischer, sitten- und charakterloser Mensch, der seinem
Vater und'seinem Uracher Vetter (Eberhard V) viel Sorge und Kummer machte.
Bei all seiner Schwäche lag dem Grafen Ulrich doch das Wohl feiner Unter-
tbanen sehr am Herzen. In Stuttgart erbaute er die Leonhards- und die Hospital-
kirche sowie die Stiftskirche in ihrer jetzigen Gestalt, ebenso das Rathaus und mehrere
andere Gebäude. Auch die erste Apotheke des Landes wurde während seiner Regierung
(1457) in Stuttgart eingerichtet. Im Uracher Vertrag (1473) hatten Ulrich und
Eberhard bereits Vorsorge für die künftige Wiedervereinigung des Landes getroffen.
Eberhard V, der Ältere, nach seiner Pilgerfahrt Eber-
hard im Bart oder kurzweg „Bartmann" genannt, folgte seinem
Bruder Ludwig Ii, als er erst 14 Jahre zählte. Trotz seiner vor-
züglichen Geistesgaben und seines trefflichen Lehrers geschah wenig
für seine Erziehung, da die Bormnndschaftsräte in allem zu viel
drein redeten. Nicht einmal lateinisch durfte er lernen, da es sein
Vater verboten hatte. Infolge der ungenügenden Beschäftigung verfiel
der Prinz auf allerlei Mutwillen und kam in einen ausschweifenden,
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_l Ludwig Ulrich_V Ludwig Ludwig Ulrich Friedrich Friedrich Ludwig_I Ludwig Ludwig_Ii Ludwig Eberhard Ulrich_V Eberhard Ludwig_I Ludwig Ludwig_Ii Ludwig Ulrich_V Friedrich Friedrich Metz Schwab Eberhard_( Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Eberhard_V Ulrich_( Ulrich) Georg Heinrich Heinrich Eberhard_V Ulrich Ulrich Eberhard Eberhard_V Ludwig_Ii Ludwig
leichtsinnigen Lebenswandel hinein, der seine Gesundheit unter-
grub und das. Land mit Schulden belastete. Doch plötzlich änderte er
seinen Sinn und ging in sich. Er machte sich von seiner leichtsinnigen
Umgebung los, wählte sich erfahrene, weise Männer zum Umgang
(Georg von Ehingen, Konrad von Münchingen) und unternahm (1468)
eine Pilgerfahrt ins gelobte Land mit dem Wahlspruche: „Attempto"
(„ich wags")! Dieselbe sollte den ernsten Vorsatz seiner Sinnes-
änderung bekräftigen und eiue Art Buße für seine Jugendsünden sein.
Ein mitgebrachtes Weißdornreis, das er in Einsiedel bei Tübingen in
die Erde steckte, und das daselbst zum prächtigen Baume heranwuchs,
war ihm ein bleibendes Erinnerungszeichen an diese denkwürdige Reise.
Nach seiner Rückkehr, bereichert mit mancherlei Kenntnissen und
Erfahrungen, war sein Streben darauf gerichtet, eiu Vater seiues
Landes und Volkes zu werden, wobei ihn seine treffliche Gemahlin
Barbara von Mantua treulich unterstützte. Durch viele gelehrte
Männer, die er in seine Nähe zog, suchte er das an seiner eigenen
Bildung in seiner Jugend Versäumte nachzuholen. Um eine B e ss erun g
der k i r ch l i ch e n Verhältnisse seines Landes zu erzielen, führte er
eine strammere Ordnung in den Klöstern durch. Eberhards schönstes
Werk war jedoch die Stiftnng der Universität Tübingen 3477,
wozu ihm außer der Erkenntnis von der Mangelhaftigkeit seiner eigenen
Bildung und dem größeren Bildungsbedürfnis der Zeit namentlich der
Rat seiner gelehrten Mutter Mechthilde und seines erfahrenen Freundes
Georg von Ehingen veranlaßte.
Er gründete dieselbe „zur Ehre
Gottes, der ganzen Christenheit zu
Trost, Hilfe und Macht, auch der
Herrschaft Württemberg Lob, Ehr
und Nutzen zu erwerben, und in
der guteu Meinung, graben, zu
Helsen deu Bruuuen des Lebens,
daraus von allen Enden der Welt
unversieglich geschöpft werden möge
tröstliche und heilsame Weisheit
zur Erlöschung des verderblichen
Feuers menschlicher Unvernunft
und Blindheit." Im Kreise der
Lehrer dieser Anstalt verweilte er
oft und gerne und erregte durch
seine Frömmigkeit und Gottes-
gelehrsamkeit großes Aufsehen.
Da der Nachfolger Ulrichs V
im „Stuttgarter Teil", der
leichtsinnige Eber h a r d Vi,
die Regierungsgeschäfte bald
satt hatte, weil sie ihn an
der Ausübung seiner tollen
Streiche hinderten, so nahm
Eberhard V seines Vetters An-
erbieten, ihm seinen Landesteil
gegen eine Geldentschädigung
Gras Eberhard im Lart.
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Extrahierte Personennamen: Georg_von_Ehingen Konrad_von_Münchingen Konrad Barbara_von_Mantua Georg_von_Ehingen Eberhard_V Eberhard
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sinnigen und herrschsüchtigen) Gemahlin Sabine, die nach Bayern entfloh,
sowie die Ermordung des Ritters Hans von H utten entfrem-
deten ihm nicht nur viele Herzen sondern machten auch die Verwandt-
schaft des Ermordeten sowie die gesamte Ritterschaft zu seinen erbittertsten
feinden. Die Eroberung der freien Reichsstadt Reutlingen (1 519), die
er zu einer württembergischen Landstadt machen wollte, weit die Reut-
Imger ihm seinen Burgvogt auf der Achalm erschlagen hatten, veranlaßte
das Einschreiten des schwäbischen Bundes gegen ihn als Land-
friedensbrecher. Der Bund, dessen Hauptleute Sabinen« Brüder waren,
eroberte rasch das Land, und Ulrich mußte fliehen. Gegen Ersatz der
Kriegskosten wurde das Land an Kaiser Karl V abgetreten, der es
seinem Bruder Erzherzog Ferdinand als österreichische Provinz übergab,
eine Gewaltthat, die von allen deutschen Fürsten mißbilligt wurhe.
Unter der österreichischen Herrschaft, die 15 Jahre auf Württemberg lastete,
wurde das Volk hart bedrängt. Eine schwere Krtegssteuer wurde dem von rohen
feindlichen Kriegsscharen ausgeplünderten Lande aufgelegt. Niemand durfte von
Ulrich sprechen, wenn er nicht mißhandelt oder gar getötet werden wollte. — Der
vertriebene Herzog hielt sich unterdessen in der Schweiz, auf der Feste Hohen-
twiel, die er kürz zuvor durch Kauf erworben hatte, und in feiner Grafschaft Mömpel-
gard auf, begab sich aber später zu dem Laudgrafen Philipp von Hessen, von
dem er freundlich aufgenommen und für die Sache der Reformation gewonnen wurde.
Ein Versuch Ulrichs, während des Bauernkrieges (1524—1525)
sein Land wieder zu erobern, schlug fehl. Das Land blieb österreichisch
bis 1534, in welchem Jahre Ulrich mit Hilfe seines Freundes Philipp
von Hessen in der Schlacht bei Lauffen a. N. sein Erbland wieder
eroberte. (Ev. Leseb. Ii Nr. 170.)
Der Statthalter wurde verwundet, fein Heer geschlagen, und alle Österreicher
flohen aus dem Lande. Mit Freude huldigte das Volk seiuem Fürsten, der alle
alten Rechte bestätigte und jedermann volle Verzeihung zusicherte. Durch eiuen
raschen Kriegszug nach Oberschwaben nötigte Philipp den Kaiser zum Abschluß
des K a d a n e r Vertrages (29. Juni 1534), durch welchen Ulrich sein Herzogtum
als österreichisches Lehen vom Kaiser zurückerhielt. Nur der bittern Not gehorchend,
willigte Ulrich in diese harte Bedingung.
Nach seiner Rückkehr war Ulrichs erste Sorge, die Reformation,
welche er während seiner 15jährigen Verbannung in der Schweiz und iu
Hessen kennen gelernt hatte, in seinem Lande einzuführen, wobei ihm
zwei tüchtige Gottesgelehrte, Erhard Schnepf von Heilbronn' und
Ambrosius Blaurer aus Konstanz, behilflich waren. Zur Heran-
bildnng von evangelischen Geistlichen gründete er das theologische
Stift in Tübingen, wobei ihn der Reformator Brenz aus Hall
(Ev. Leseb. Ii Nr. 178, 1) und Melanchthon kräftig unterstützten. Aufs
eifrigste war er ferner thätig für Einführung besserer Ordnung in Ehe-
Armen- und Kirchensachen.
Wegen der Beteiligung am fchmalkaldifchen Religionskrieg wurde
Ulrich (1546) uoch einmal aus seinem Lande vertrieben, jedoch schon im Januar
1547, wenn auch unter harten Bedingungen, wieder eingesetzt. Im Jahre 1548
mußte Ulrich das Interim annehmen, eine Verfügung des Augsturger Reichs-
tags, welche unter einigen Einräumungen in Betreff des Abendmahls und der
verehelichten protestantischen Geistlichen verordnete, daß bis zur Berufung eines
allgemeinen Konzils alles beim alten bleiben sollte. In Wirklichkeit wurde dadurch
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Extrahierte Personennamen: Sabine Hans_von_H Ulrich Karl_V Karl Ferdinand Ferdinand Ulrich Philipp_von_Hessen Philipp Philipp
von_Hessen Philipp Philipp Philipp Ulrich Ulrich Erhard_Schnepf_von_Heilbronn Ambrosius_Blaurer Brenz Melanchthon Ulrich_( Ulrich
Fürsten trat nun Christoph öffentlich für die Herausgabe seines Erbes
auf. Doch bei der hartnäckigen Weigerung Ferdinands von Osterreich
konnte Christoph nichts erreichen, bis sein Vater Ulrich durch die Schlacht
bei Lauffen (1534) selbst wieder in den Besitz des Landes kam.
Bei seinem Vater fand Christoph keine freundliche Aufnahme. Letzterer
war voll Mißtrauen gegen feinen noch katholifchen und von Bayern nnterstützteu
Sohn, weil er glaubte, ' diefer habe für feiue Person die Herausgabe des Landes
verlangt. Christoph mußte in die Fremde ziehen. (Er nahm in Frankreich
Kriegsdienste und wurde ein tüchtiger Offizier und Feldherr). — Durch Vermitt-
luug Philipps von Hessen kam endlich eine Aussöhnung zwischen Vater
und Sohn zu stände. Christoph versprach evangelisch zu werden und die Tochter
des protestantischen Markgrafen von Brandenburg zu heiraten. Nnn durfte er
feinen Vater befucheu und bekam bald die Grafschaft Mömpelgard, wo er mit
feiner Gemahlin in musterhafter Ehe lebte, sich eifrig mit den Wissenschaften
beschäftigte und besonders die Schriften von Luther, Melauchthon, Brenz u. a.,
vor allen aber die Heilige Schrift fleißig las.
Am Sterbetag seines Vaters (6. Nov. 1550) war Christoph von Mömpelgard
her in Tübingen angekommen, am 8. Nov. ließ er sich in Tübingen und Cannstatt
und gleich darauf auch in den übrigen Städten des Landes huldigen.
Bei seinem Regierungsantritte fand Christoph das Land
in einem traurigen Zustande. Dasselbe war durch Steuerdruck und
Quartierlasten schwer mit Schulden beladen, und das Volk war verarmt.
Spanische Truppen waren noch im Lande, und Erzherzog Ferdinand
machte seine Ansprüche auf dasselbe geltend; auch war das Land durch
die Einführung des Interims größtenteils wieder katholisch geworden.
Durch Klugheit und Beharrlichkeit gelang es Herzog Christoph
jedoch, diesen Mißständen der Reihe nach abzuhelfeu. Ferdinand wurde
mit einer bedeutenden Geldsumme abgefunden, das Interim wurde
aufgehoben, nachdem durch den Passauer Vertrag (1552) und den
Augsburger Religionsfrieden (1555) den Protestanten vollkommene
Glaubensfreiheit zugestanden worden war, und die vom Herzog Ulrich
begonnene Reformation wurde im ganzen Lande durchgeführt.
Bei letzterem Werke wurde er kräftig unterstützt durch .Johanne s
Brenz, den „Reformator Württembergs", den er zum Prow an der
Stiftskirche in Stuttgart ernannte.
Zur Heranbildung evangelischer Geistlicher gründete er in auf-
gehobenen Klöstern Schulen (Klosterschulen, theologische Seminare);
in allen Orten errichtete er Volks- und in allen Städten Latein-
schulen. Die großen Kosten für diese Einrichtungen wurden aus dem
Kircheugut bestritten. Alle Kirchen- und Schulgesetze sammelte er in
der 1559 erlassenen „großen Kirch enordn un g/ /ir5q
Auch tu weltlichen Angelegenheiten zeigte er sich überall
als treubesorgter Vater seines Volkes. Er führte ein allgemeines Land^.
recht, das an die Stelle so vieler örtlichen Rechte, Herkommen und
Gewohnheiten treten sollte, und eiue verbesserte Polizei- und Landes-^ „ -
ordnung ein; durch eiue ganze Reihe anderer Gesetze förderte er/""
Handel und Verkehr und dadurch den Wohlstand des Landest
Durch allgemeine Achtung und Liebe dankte ihm sein Volk für seine
väterliche Fürsorge. Nur seine große Banlust, welche die Schulden
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TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Christoph Ferdinands Christoph Christoph Christoph Philipps Christoph Luther Christoph_von_Mömpelgard Christoph Ferdinand Ferdinand Christoph Ferdinand Ulrich Kirch