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1. Illustrierte Geographie und Geschichte von Württemberg - S. 17

1901 - Stuttgart : Lung
Fürsten trat nun Christoph öffentlich für die Herausgabe seines Erbes auf. Doch bei der hartnäckigen Weigerung Ferdinands von Osterreich konnte Christoph nichts erreichen, bis sein Vater Ulrich durch die Schlacht bei Lauffen (1534) selbst wieder in den Besitz des Landes kam. Bei seinem Vater fand Christoph keine freundliche Aufnahme. Letzterer war voll Mißtrauen gegen feinen noch katholifchen und von Bayern nnterstützteu Sohn, weil er glaubte, ' diefer habe für feiue Person die Herausgabe des Landes verlangt. Christoph mußte in die Fremde ziehen. (Er nahm in Frankreich Kriegsdienste und wurde ein tüchtiger Offizier und Feldherr). — Durch Vermitt- luug Philipps von Hessen kam endlich eine Aussöhnung zwischen Vater und Sohn zu stände. Christoph versprach evangelisch zu werden und die Tochter des protestantischen Markgrafen von Brandenburg zu heiraten. Nnn durfte er feinen Vater befucheu und bekam bald die Grafschaft Mömpelgard, wo er mit feiner Gemahlin in musterhafter Ehe lebte, sich eifrig mit den Wissenschaften beschäftigte und besonders die Schriften von Luther, Melauchthon, Brenz u. a., vor allen aber die Heilige Schrift fleißig las. Am Sterbetag seines Vaters (6. Nov. 1550) war Christoph von Mömpelgard her in Tübingen angekommen, am 8. Nov. ließ er sich in Tübingen und Cannstatt und gleich darauf auch in den übrigen Städten des Landes huldigen. Bei seinem Regierungsantritte fand Christoph das Land in einem traurigen Zustande. Dasselbe war durch Steuerdruck und Quartierlasten schwer mit Schulden beladen, und das Volk war verarmt. Spanische Truppen waren noch im Lande, und Erzherzog Ferdinand machte seine Ansprüche auf dasselbe geltend; auch war das Land durch die Einführung des Interims größtenteils wieder katholisch geworden. Durch Klugheit und Beharrlichkeit gelang es Herzog Christoph jedoch, diesen Mißständen der Reihe nach abzuhelfeu. Ferdinand wurde mit einer bedeutenden Geldsumme abgefunden, das Interim wurde aufgehoben, nachdem durch den Passauer Vertrag (1552) und den Augsburger Religionsfrieden (1555) den Protestanten vollkommene Glaubensfreiheit zugestanden worden war, und die vom Herzog Ulrich begonnene Reformation wurde im ganzen Lande durchgeführt. Bei letzterem Werke wurde er kräftig unterstützt durch .Johanne s Brenz, den „Reformator Württembergs", den er zum Prow an der Stiftskirche in Stuttgart ernannte. Zur Heranbildung evangelischer Geistlicher gründete er in auf- gehobenen Klöstern Schulen (Klosterschulen, theologische Seminare); in allen Orten errichtete er Volks- und in allen Städten Latein- schulen. Die großen Kosten für diese Einrichtungen wurden aus dem Kircheugut bestritten. Alle Kirchen- und Schulgesetze sammelte er in der 1559 erlassenen „großen Kirch enordn un g/ /ir5q Auch tu weltlichen Angelegenheiten zeigte er sich überall als treubesorgter Vater seines Volkes. Er führte ein allgemeines Land^. recht, das an die Stelle so vieler örtlichen Rechte, Herkommen und Gewohnheiten treten sollte, und eiue verbesserte Polizei- und Landes-^ „ - ordnung ein; durch eiue ganze Reihe anderer Gesetze förderte er/"" Handel und Verkehr und dadurch den Wohlstand des Landest Durch allgemeine Achtung und Liebe dankte ihm sein Volk für seine väterliche Fürsorge. Nur seine große Banlust, welche die Schulden

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1. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 383

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
383 Zugleich sollte Spät fleißig forschen nach dem Prinzen und ihn zur Rückkehr bewegen; demselben des Kaisers Zorn, wenn er nicht, seine Huld und Gnade aber zusichern, wenn er zurückkehre. Zu Letzterem aber war Christoph keineswegs geneigt; vielmehr traf er jetzt ernstliche Anstalten, seine Rechte auf Württemberg zur Geltung zu bringen, und „lieber wolle er Leib und Leben lassen, als sein an- stammtes Fürstenthum", schrieb er seinem Vater. Wirklich betrieb er auch seine Ansprüche auf Württemberg zu- nächst bei den Bundesräthen mit einer Klugheit und Standhaftigkeit, die dem erfahrensten Staatsmanne Ehre gemacht hätte. „Man habe seinen Vater ohne rechtliches Erkenntuiß seines Fürstenthums entsetzt, und ihn (Christoph), der doch von aller Schuld frei sei und von fürstlichem Stamme in Armuth und Elend verstoßen; man möchte ihn doch die Ursache solch „„unerhörter Hartherzigkeit"" wissen las- sen; desgleichen solle man ihm die vertragsmäßig zugehörigen Aemter Tübingen und Neuffen übergeben; doch unbeschadet der Rechte seines Vaters rc." Die Bundesräthe, zugebend, daß man dem Prinzen allerdings die abgeschlossenen Verträge schlecht gehalten habe, waren der Mei- nung, es wäre das Beste, wenn man Christoph mit einigen Gütern ferne vom Fürstenthum abfinden würde. Allein davon wollte der Prinz Nichts hören, vielmehr drang er auf volle Gerechtigkeit. Auf dem Bundestag zu Augsburg 1533, wo die Erneuerung des schwä- bischen Bundes vvrgenommen werden sollte, erschien Christoph per- sönlich, „hoffend, die Bundesräthe werden als ehrliebende Männer sein Elend und seine Unschuld ansehen und sich gerecht gegen ihn er- zeigen". Aber wieder war sein Hoffen vergeblich; und obwohl nicht nur mehrere Reichsfürsten, sondern auch der Botschafter des Königs von Frankreich sich für ihn verwendeten, so scheiterte doch jeder Erfolg an der Hartnäckigkeit Ferdinands. Doch hatten seine Bemühungen eine gute Wirkung: die Zeit des Reichstags war über den Unter- handlungen hingegangen, und es unterblieb nun auch aus diesem Grunde die Erneuerung des schwäbischen Bundes: ein Umstand, der, wie wir schon oben sahen, seinem Vater die Wiedereroberung seines Landes im folgenden Jahre sehr erleichterte. Allein auch nachdem sein Vater sein Land wieder gewonnen, ging es dem Prinzen nicht viel leidlicher. Zwar hatte Ulrich nach

2. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 291

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Die Entdeckung Amerikas. 291 Anderer zu wecken. So war ein neuer Antrieb zu Wissenschaften gegeben, welche lange vergessen gewesen waren. Die Früchte blieben nicht aus. Das Erwachen neuer Liebe für die Wissenschaften half auch mit Bahn brechen dem Werke der Reformation. So wunder- bar sind die Wege des Herrn! Die Entdeckung Amerikas. In der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts lebte in der ita- lienischen Stadt Genua ein Tuchweber, mit Namen Colombo. Dieser hatte einen Sohn, Christoph, den er, obgleich er arm war, dennoch fleißig zur Schule schickte und zum Lesen, Schreiben und Rechnen anhielt. War die Schule aus, so mußte unser Christoph seinem Bater helfen, mußte spulen und Wolle kratzen. Er that das auch gern, besonders wenn er die Erlaubniß erhielt, nach der Ar- beit ein Geschichtsbuch oder eine Neisebeschreibung lesen zu dürfen. Und die vielen Reisebeschreibungen, die er auf solche Weise inne bekam, begeisterten ihn dermaßen, daß er schon in seinem vierzehn- ten Jahre, mit Erlaubniß seiner Eltern, Schiffsjunge wurde und mit nach Portugal fuhr. Da er sich immer fleißig, treu und ver- ständig bewies, fing er bald an zu steigen, ja er ward sogar Ossi zier und alle seine Borgesetztcn hatten ihn lieb. Damals dachte man nun gerade viel darüber nach, auf wel- chem Wege nian am Bequemsten nach Ostindien kornmen könnte, wo der Pfeffer wächst, und der Reis, Zimmet, Zucker und die Gewürznelken. Colombo, oder lateinisch Co ln in bns, dachte auch darüber nach und meinte: „Ostindien liegt weit, weit gegen Osten. Da nun die Erde eine Kugel ist, so muß man ja auch dahin kommen können, wenn man immer nach Westerr zu fährt!" Er wäre auch um sein Leben gern einmal nach Westen gefahren, aber — er hatte keine Schiffe. Er theilte zwar den Rathsherren seiner Baterstadt seine Meinung und seinen Wunsch mit, aber diese dachten: „Colnmbus ist ein Narr!" und gaben ihm keine Schisse. Er bat in Portugal darum, erhielt aber auch nichts. Nun ging er nach Spanien, wo Ferdinand und Jsabclla regierten. Anfangs horte man auch da nicht ans ihn. „Du Thor, sagten die Mönche, wenn du nach Westen segelst, geht's ja immer berg- unter, weil die Erde eine Kugel ist. Wie willst du denn wieder zurückkehren und den Wasserberg hinauf schiffen können?" Die Königin Jsabella hatte aber mehr Verstand als diese Mönche, und sie betrieb es namentlich, daß drei Schiffe für das Unternehnren des Colnmbus ausgerüstet wurden. Diese Schiffe waren nicht die besten, aber Colnmbus war entschlossen, auch mit diesen drei klei- 19*

3. Die Geschichte Württembergs - S. 96

1875 - Tübingen : Fues
96 Iii. Wrttemberg als Herzogthum. Christoph, wie der Kurfürst Moriz von Sachsen und mehrere Reichstdte Ab-geordnete zu dem Koncil nach Trient (1545 1563) geschickt; an ihrer Spitze stand Brenz, der Reformator Wrttembergs", von Herzog Christoph zum Probst der Stiftskirche zu Stuttgart und zum Generalsuperintendenten ernannt, in welcher Stellung er das ganze Kirchenwesen unter sich hatte. Da aber der Papst Angeklagter, Partei und Richter war und darum von dieser Seite und dieser Kirchenversammlung keine Perbesserung zu erwarten war, so rief der Herzog seine Gesandten wieder heim, und König Ferdinand mute selber Moriz gegenber zugeben, da ein Koncil, wie das tridentinische, die Protestanten nie be-friedigen werde. Im Passauer Vertrag (1552) und im Augsburger Religionsfrieden (1555) wurde den Protestanten Augsbnrger Konfession vollkommen religise Gewissensfreiheit und volle brgerliche Rechtsgleichheit mit den Katholiken eingerumt, jedoch mit dem geistlichen Vorbehalte", nach welchem ein katholischer geistlicher Fürst, wenn er zum Protestantismus bertrete, nicht angegriffen, aber durch seinen Uebertritt unmittelbar sein Amt, Gut und Recht verlieren solle, dessen Beibehaltung nur den weltlichen Fürsten zugestanden wurde. Christoph, der das gewichtigste Wort redete, protestirte zwar mit allen protestantischen Fürsten gegen den geistlichen Vorbehalt, knnte aber nichts daran ndern. Erst der westflische Frieden sollte darber entscheiden. Gleich nach dem Passaucr Vertrag hatte Christoph jedem Beamten des Landes ein Exemplar der von Brenz verfaten wrttembergischen Konfession ge-schickt und den Befehl ertheilt, da die ppstliche Messe berall aufgehoben sei. Brenz arbeitete an Erhard Schnepss ange^Mnem^Lerke fort; die von Christoph erlassenen Ordnungen (Kastenordnung 1552, Visitations-, Kirchen-und Ehe ordn ung 1553, Klosterordnung 1556) wurden im Wesentlichen beibehalten und darauf fortgebaut. Die Visitation, als stndiges Kollegium ein-gerichtet, bestand aus dem Konsistorium und dem Kirchenrath. Dieser hatte das Kirchengut zu verwalten; jenes bestand aus etlichen frst-licht Rchen von wegen des Herzogs und aus fnf Theologen im Namen der gemeinen Kirche", und hatte die inneren Angelegenheiten der Kirche, die Aussicht und die tglichen Geschfte zu führen. Dem Konsistorium stand der Land-probst, dem Kirchenrach der Direktor vor. Der Visitation war der Synodus beigegeben, der aus 4 Generalsuperintendenten bestand und fr die jhrliche lieber-ficht und Abhilfe aller Fehler bestimmt war. (Im Allgemeinen besteht diese Einrichtung bis heute; nur sind Konsistorium und Kirchenrach vereinigt.) Neben diesen kirchlichen Behrden bestand noch die Landes-Jnspektion, die aus geistlichen und weltlichen Beamten zusammengesetzt war. Unvermuthet wurden diese im Land herumgesandt, um die Amtsfhrung der Geistlichen und Amtleute zu prfen. Die Superintendenten hatten alle Vergehen gegen uere Ordnung und Sittlichkeit verstoen, den weltlichen Behrden anzuzeigen, denn die polizeiliche Zucht sollte die kirchliche untersttzen. Gegen offenbare und beharrliche Snder wurde der Ausschlu vom h. Abendmahl und anderen Rechten christlicher Gemeinde-glieder verfgt. Ebenso entschieden trat der Herzog gegen die Religionsparteien ans, deren Lehre der wrttembergischen Konfession zuwiderlief. Als Sektirer er-schienen die Wiedertufer, welche die Rechtmigkeit der Kindertaufe bestritten, und die S chwenkfeld er, die sich bei Ulm und im Rcmsthal Umtrieben, der

4. Württembergisches Realienbuch - S. 13

1909 - Stuttgart : Bonz
13 Mit Genehmigung des Verlags von I. F. Schreiber in Eßlingen. die Grafschaft Mömpelgard, wo er sich mit Wissenschaften beschäftigte und eifrig die Bibel und die Schriften Luthers las. Am Sterbetag seines Vaters kam Christoph nach Tübingen und ließ sich noch an demselben Tag in Tübingen und in Stuttgart huldigen. 3. Regierungszeit. Mit Vertrauen wurde der neue Herzog von seinen Untertanen als Herrscher begrüßt, und er rechtfertigte dasselbe in jeglicher Weise. Er hatte keine leichte Aufgabe. Eine große Schuldenlast drückte das Land, und Österreich machte wieder Ansprüche an Württemberg. Christoph beseitigte diese Ansprüche dadurch, daß er an Ferdinand von Auch als Herzog Ulrich durch die Schlacht bei Lausten sein Land wieder gewonnen hatte, waren für seinen Sohn die Tage der Prüfung noch nicht vorüber. Der Vater traute dem Sohne nicht, weil dieser mit seiner Mutter und deren Verwandten in Verbindung stand. So mußte Christoph abermals in die Fremde ziehen. Der Landgraf Philipp von Hessen brachte später eine Aussöhnung zwischen Vater und Sohn zustande. Christoph mußte versprechen, evangelisch zu werden und eine evangelische Fürsten- tochter zu heiraten. Darauf übertrug ihm der Vater die Regierung über Prinz Christophs Flucht.

5. Geographie für Schulen - S. 223

1819 - Ludwigsburg : Nast
223 Geschichte Würtemb ergs. -recht, das Kloster Maulbronn, die Städte Knittlingen, Be« sigheim, Löwenstein, Neuenstadt/ Weinsberg durch Eroberung, die Herrschaft Heldenhcim und die Klöster Königsbronn, An- häufen und Herbrechtingen als Ersaz für seine Kriegskosten 1505, und spater die Festung Hohentwiel 1526, durch Kauf an sich gebracht. Christoph, der edle Sohn und Nachfolger Ulrichs hatte schon in seiner frühern Jugend harte Schicksale. Im vierten Jahr seines Alters kam er durch die Uebergabe des Tübinger Schlosses, wohin ihn sein Vater mit seiner Schwe- ster Ann-a hatte bringen lassen, in die Gewalt des schwäbi- schen Bundes, und unter die Vormundschaft der Ke, zöge von Baiern und Oestreich, und hätte nicht sem treuer Lehrer, Tiffernus, mit eigener Gefahr ihm zur Flucht verholsen, so wäre er in ein Kloster gebracht, und von der Regierung aus- geschlossen worden. Spater sandte ihn sein Vater nach Frank- reich und gab ihm zulezt die Grafschaft Mompelgard. Der Streit, den schon sein Vater mit Ferdinand führte, der das Land ansprach, endigte sich durch seine Klugheit mit dem Ver- trag zu Passau, worinn sein Land als Afterlehen anerkannt, und die spanische Desazung gegen Erlegung einer Summe Geldes aus demselben gezogen wurde. Ein Vertrag ebenda- selbst kurz vor diesem hatte den protestantischen Fürsten freye Religions - Uebung zuerkannt. Christoph führte daher die Kirchenordnung seines Vaters ein, ließ die eingezogenen Kir- chen-Güter durch Rathe verwalten und von Dr. Brenz, Probst zu Stuttgart, ein Glaubens - Bekenntniß verfassen. Außer der Erweiterung des Stifts zu Tübingen,, er- richtete er auch die niederen Kloster-Schulen und viele andern im Lande. Eine bessere Einrichtung der Landstande, die Einführung eines neuen in allen Theilen des Landes glei- chen Landrechts, ei icr Landes - Ordnung, einer Ordnung im Maaß und Gewicht und andere Geseze sind ebenfalls Chri- stophs Werk. Geliebt von seinen Unterthanen, geachtet von Deutschland und tm Ausland, starb er 1566. Unter ihm ka- men mehrere Dörfer zu Wüttemberg. Ludwig, noch minderjährig bei dem Tode seines Va- ters Christoph, kam 10 Jahre lang unter Vormundschaft, während welcher dtt Freiherten der Landstände und der Tü- binger Vertrag bestätigt wurden. Als ec zur Regierung kam, zeigte er sich fehr eifrig in der Ausbreitung der evangelischen Lehre, und bekam deswegen von seinen Theologen den Beina- men des Frommen, ungeachtet er einen großen Hang zu Vergnügungen hatte. Ihm dankt das Land den Zuwachs von Mezingen im Gau und anderer Dörfer. Auch war er der Stifter des Collegium illustre zu Tübingen für fürstliche Personen, welche daselbst studieren wollten. In den neusten

6. Landeskunde des Königreichs Württemberg und der Hohenzollernschen Lande - S. 32

1909 - Breslau : Hirt
32 § 9, Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte. unter harten Bedingungen. Er mußte 300000 Gulden bezahlen, vor dem Kaiser in Ulm sich demütigen, sodann dem sogenannten Interim sich fügen, d. h. einer Verordnung, die inzwischen bis zu einer allgemeinen Kirchen- Versammlung gelten sollte, und die Württemberg in Wirklichkeit wieder katho- lisch machte. Zu allem Unglück hin erhob Ferdinand wiederum Ansprüche auf das Herzogtum, weil Ulrich durch seine Empörung gegen den Kaiser es verwirkt habe. Alle Gegenvorstellungen halfen nichts, und eben sollte das Urteil gesprochen werden, als Ulrich i. I. 1550 starb und dadurch dem Schicksal entging, noch einmal seines Landes beraubt zu werden. Herzog Christoph (1550—1568). Auf Herzog Ulrich folgte sein Sohn Christoph, einer der trefflichsten Regenten Württembergs, mit den edelsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens ausgestattet. Das Joch, das er in der Jugend zu tragen hatte, stählte frühzeitig seinen Charakter. Kaum war er y2 Jahr alt, so entfloh seine Mutter; im vierten Jahre siel er nach Vertreibung seines Vaters in feindliche Hände und wurde in der Fremde von einem Ort zum anderen geführt, bis er an dem Kaiserlichen Hof aufgenommen wurde, wo er an Michael Tiffernns einen ausgezeichneten Lehrer und väterlichen Freund fand. Kaiser Karl V. hatte zwar Wohlgefallen an der Wißbegierde des jungen Prinzen, behandelte ihn aber doch argwöhnisch, zumal er bei einer Reise durch Württem- berg, wobei ihn der damals 15jährige Christoph begleitete, bemerkte, welche Hoffnungen man hier auf diesen setzte. Er gedachte daher, ihn in ein Kloster in Spanien zu stecken, um so Württemberg für immer au sein Haus zu bringen. Allein auf der Reise dorthin entdeckte Tiffernus dem Prinzen den Plan. An der Grenze von Tirol und Italien entfernten sich beide unbemerkt vou dem kaiserlichen Gefolge und entkamen glücklich nach Bayern, wo Christoph bei feinen Verwandten eine sichere Zuflucht faud. Nachdem sein Vater in sein Herzogtum zurückgekehrt war, wurde er von diesem mit Argwohn und Härte behandelt und mußte in französische Kriegsdienste treten, wo er mehrmals in Lebensgefahr geriet. Endlich kam durch Vermittlung des Landgrafen Philipp von Hessen eine Aussöhnung zwischen Vater und Sohn zustande, und Christoph wurde Statthalter der Grafschaft Mömpelgard, die zu Württemberg gehörte. Hier beschäftigte er sich eifrig mit den Wissenschaften, vor allem mit den > Schriften von Luther, Melanchthon und Brenz, sowie in erster Linie mit der Heiligen Schrift und wandte sich aus innerster Überzeugung der Reformation zu. Bei seinem Regierungsantritt fand Christoph das Herzogtum in einer mißlichen Lage. Spanische Soldaten hielten es besetzt; das Land war größten- teils wieder katholisch geworden, mit Schulden beladen und verarmt, und König Ferdinand machte seine Ansprüche darauf geltend. Aber Herzog Christoph war der schwierigen Aufgabe gewachsen. Er fand sich mit Ferdinand durch eine ansehnliche Geldsumme ab, und als durch den Kurfürsten Moritz von Sachsen das Kriegsglück auf die Seite der Protestanten sich gewendet hatte, und der Kaiser im Passauer Vertrag 1552 und sodann im Augsburger Religionsfrieden 1555 Religionsfreiheit zugestanden hatte, führte Herzog Christoph im ganzen Lande die Reformation ein. Dabei wurde er kräftig unterstützt vou dem trefflichen Johannes Brenz, dem Reformator Württem- beras, der zum Propst an der Stiftskirche in Stuttgart ernannt worden war.

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 381

1860 - Stuttgart : Hallberger
Christophs Regierung. Auch der edle Freundschaftsband, den Christoph frühe mit Kaiser Ferdinands Sohn und Nachfolger, Maximilian, geschlossen hatte, war für Würtiemberg von wohlthätigen Folgen.,- Von Körper war Herzog Christoph ge- wandt, abgehärtet, kräftig; sein Geist war unerschrocken, scharfstnnig und beharrlich. In seinem früheren Leben hatte er sich Weisheit erworben, und seine Regicrungszeit bot ihm Gelegenheit genug dar, sie zu üben. Im Reden und Schreiben, im Latei- nischen und Französischen und in den Wissenschaften war er sehr bewandert. - Un- sere Muttersprache erwachte damals, wie die Nation selbst, zu ihrer eigenthümlichen Kraft und Gediegenheit, einfach, treffend, mächtig, herzlich, so wie Luther schrieb und sprach. Auch in dem, was wir von Christoph lesen, ist ein Gepräge von Herzlich- keit und Biederkeit. Offenheit, Wahrhaftigkeit und Treue schätzten an ihm Freund und Feind. Als im Jahr 1538 der Kaiser Karl V. und der König von Frank- reich, die durch den Pabst sollten in Nizza mit einander ausgesöhnt werden, dort dem Pabste den Pantoffel küßten, redete man auch Christoph, der im Gefolge des Königs von Frankreich war und sich damals von der katholischen Kirche noch nicht losgesagt hatte, gewaltig zu, es auch zu thun, allein er weigerte sich beharrlich, ob- wohl er erst 23 Jahre alt war. Aber die Noth hatte ihn beten gelehrt, und das Gebet macht die Menschen stark, daß keine irdische Rücksicht sie bewegen kann. Jede Nacht vor Schlafengehen las er einige Kapitel in der Bibel; die Kirche besuchte er gern und regelmäßig, selbst auf der Jagd und auf Reisen. Unter einem solchen Fürsten mußte die Negierung gut besorgt und der Unter- than berathen sein. Nach allen Seiten hin war er thätig, sah überall selber nach und arbeitete von früh bis spät in Negieruugsgeschäften mit solcher Enisigkeit, daß man ihm das Zeugniß gab, drei andere hätten in der gleichen Zeit nicht mehr zu Stande gebracht. Gerecht und mild zugleich, war er herablassend gegen Jedermann und auch dem Aermsten im Volk zugänglich. Mißhandlungen seiner Unterthanen durch Beamte, wie sie sonst sehr im Brauch gewesen, duldete er nicht. Worüber die Unterthanen bin und wieder klagten, das war die Baulust des Herzogs. Er baute die Schlösser zu Nenenstadt, Weinsberg, Brackenheim, Neuenbürg, Leonberg, Walden- buch, Pfullingen, Kirchheim, Göppingen, Schorndorf, zu Stuttgart außer anderen Gebäuden das jetzige alte Schloß, wodurch die Residenz der Herzoge an Stuttgart ' ai® ^.uuvvater verdient Herzog Christoph ebenfalls unsere Verehrung. Seine heimlichsten Stunden waren die, die er Abends im häuslichen Kreise mit seiner Ge- mahlin und seinen zehn Kindern (von zwölf waren zwei frühe gestorben) zubrachte. Er ließ seine Kinder nach bestem Wissen sorgfältig erziehen und unterrichten, erlebte aber an seinen zwei Söhnen nicht viele Freude, und es mochte ihn der Gedanke oft schmerzen, daß .vielleicht schon unter seinem nächsten Nachfolger das mühsam ge- pflanzte Gute wieder vernichtet werde. Dafür, daß er, auf die Zukunft bedacht, in seinen Oheim, Graf Georg, drang, noch im 57ten Jahre zu heiraten, wurde Herzog Christoph nach seinem Tode gesegnet. Hätte da nicht ein Sohn von Graf Georg gelebt, so wäre Württemberg an Oesterreich gefallen und die Schicksale der Evange- lischen in Oesterreich unter Ferdinand Ii. würden auch die Württcmberger getheilt haben. 'J Herzog Christoph hatte schon mehrere Jahre gekränkelt, er brauchte das Wild- bad zu wiederholten Malen, merkte aber wohl, daß es mit seinem Leben zur Neige gehe. „Ein kühl Erdreich", sagte er, „wird mein Doktor sein. Wenn das von Gott

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 381

1854 - Stuttgart : Hallberger
381 Christophs Negierung. Auch der edle Freundschaftsbnud, den Christoph frühe mit Kaiser Ferdinands Sohn und Nachfolger, Maximilian, geschlossen hatte, war für Württemberg von wohlthätigen Folgen. Von Körper war Herzog Christoph ge- wandt, abgehärtet, kräftig; sein Geist war unerschrocken, scharfsinnig und beharrlich. In seinem früheren Leben hatte er sich Weisheit erworben, und seine Negierungszeit bot ihm Gelegenheit genug dar, sie zu üben. Im Reden und Schreiben, im Latei- nischen und Französischen und in den Wissenschaften war er sehr bewandert. Un- sere Muttersprache erwachte damals, wie die Nation selbst, zu ihrer eigenthümlichen Kraft und Gediegenheit, einfach, treffend, mächtig, herzlich, so wie Luther schrieb und sprach. Auch iu dem, was wir von Christoph lesen, ist ein Gepräge von Herzlich- keit und Biederkeit. Offenheit, Wahrhaftigkeit und Treue schätzten an ihm Freund und Feind. Als im Jahr 1538 der Kaiser Karl V. und der König von Frank- reich, die durch den Pabst sollten in Nizza mit einander ausgesöhnt werden, dort dem Pabste den Pantoffel küßten, redete man auch Christoph, der im Gefolge des Königs von Frankreich war und sich damals von der katholischen Kirche noch nicht losgesagt hatte, gewaltig zu, es auch zu thun, allein er weigerte sich beharrlich, ob- wohl er erst 23 Jahre alt war. Aber die Noth hatte ihn beten gelehrt, und das Gebet macht die Menschen stark, daß keine irdische Rücksicht sie bewegen kann. Jede Nacht vor Schlafengehen las er einige Kapitel in der Bibel; die Kirche besuchte er gern und regelmäßig, selbst auf der Jagd und ans Reisen. Unter einem solchen Fürsten mußte die Negierung gut besorgt und der Unter- than berathen sein. Nach allen Seiten hin war er thätig, sah überall selber nach und arbeitete von früh bis spät in Negierungsgeschäften mit solcher Emsigkeit, daß man ihm das Zeugniß gab, drei andere hätten in der gleichen Zeit nicht mehr zu Stande gebracht. Gerecht und mild zugleich, war er herablassend gegen Jedermann und auch dem Aermsten im Volk zugänglich. Mißhandlungen seiner Unterthanen durch Beamte, wie sie sonst sehr im Brauch gewesen, duldete er nicht. Worüber die Unterthanen hin und wieder klagten, das war die Baulust des Herzogs. Er baute die Schlösser zu Ncuenstadt, Weinsbcrg, Brackenheim, Neuenbürg, Leonberg, Walden- buch, Pfullingen, Kirchheim, Göppingen, Schorndorf, zu Stuttgart außer anderen Gebäuden das jetzige alte Schloß, wodurch die Residenz der Herzoge an Stuttgart gefesselt wurde. Als Hausvater verdient Herzog Christoph ebenfalls unsere Verehrung. Seine heimlichsten Stunden waren die, die er Abends im häuslichen Kreise mit seiner Ge- mahlin und seinen zehn Kindern (von zwölf-waren zwei frühe gestorben) zubrachte. Er ließ seine Kinder nach bestem Wissen sorgfältig erziehen und unterrichten, erlebte aber an seinen zwei Söhnen nicht viele Freude, und es mochte ihn der Gedanke oft schmerzen, daß vielleicht schon unter seinem nächsten Nachfolger das mühsam ge- pflanzte Gute wieder vernichtet werde. Dafür, daß er, auf die Zukunft bedacht, in seinen Oheim, Graf Georg, drang, noch im 57ten Jahre zu heiraten, wurde Herzog Christoph nach seinem Tode gesegnet. Hätte da nicht ein Sohn von Graf Georg gelebt, so wäre Württemberg an Oesterreich gefallen und die Schicksale der Evange- lischen in Oesterreich unter Ferdinand Ii. würden auch die Württemberger getheilt haben. Herzog Christoph hatte schon mehrere Jahre gekränkelt, er brauchte das Wild- bad zu wiederholten Malen, merkte aber wohl, daß es mit seinem Leben zur Neige gehe. „Ein kühl Erdreich", sagte er, „wird mein Doktor sein. Wenn das von Gott

9. Württembergisches Realienbuch - S. 34

1909 - Stuttgart : Bonz
34 war die Aufstellung eines allgemeinen Landrechts, die Einführung gleicher Münzen, Maße und Gewichte sowie die Regelung des Zoll- Wesens und des Zehnten. Eine große Freude hatte Herzog Christoph am Bauen. Die alten Festungen Hohenneuffen, Hohentwiel und Urach ließ er in einen besseren Stand setzen; auch baute er das jetzige alte Schloß in Stuttgart. Von seinen Untertanen verlangte er in einer besonderen Bau- ordnung, daß sie ihre Wohnungen sauber und anständig herstellen sollten. Den größten Ruhm erwarb sich Herzog Christoph durch seine Für- sorge für Kirche und Schule. Er vollendete das unter seinem Vater begonnene Werk der Reformation und erwählte gu dessen Ausführung Johannes Brenz, der zu Weil der Stadt geboren war und später als evangelischer Prediger in der schwäbischen Reichsstadt Hall gewirkt hatte. Christoph berief ihn nach Stuttgart, ernannte ihn zu seinem Rat und machte ihn zum ersten Geistlichen der Stiftskirche. In Wort und Schrift, auf der Kanzel und in seinem Katechismus verkündigte Brenz dem Volk die Lehre des Evangeliums. Damit auch andere davon zeugen konnten, sorgte der Herzog dafür, daß tüchtige Geistliche herangebildet wurden. Deshalb ließ er in früheren Klöstern, wie Maulbronn, Blaubeuren, Urach u. a., Schulen einrichten, in welchen sich junge Leute auf den geistlichen Beruf vorbereiteten. Weil Herzog Christoph den Wert einer guten Jugendbildung wohl zu schätzen wußte, ordnete er an, daß an allen Orten Volksschulen und in den Städten auch Lateinschulen errichtet werden sollten. In seinen letzten Lebensjahren wurde Christoph viel durch Krank- heiten heimgesucht, und auch der Besuch des Wildbads hielt das Sinken seiner Lebenskraft nicht auf. „Ein kühl Erdreich", sagte er, „wird mein Doktor sein." Er bat seine Gemahlin, man solle ihm in seinem letzten Stündlein das Lied singen: „Mit Fried und Freud ich fahr' dahin." Seine Gebeine ruhen im Chor der Stiftskirche zu Tübingen. — Das Andenken an diesen trefflichen Fürsten lebt in den Herzen des Württemberger Volkes fort. König Karl ließ dem großen Ahnen auf dem Schloßplatz in Stutt- gart das Christophsdenkmal errichten. 17. Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648). 1. Veranlassung. Die nächsten Nachfolger Karls V. waren milde und ver- söhnliche Fürsten, die der Ausbreitung der evangelischen Lehre kein Hindernis in den Weg legten. Fast ganz Norddeutschland nahm die Reformation an, und selbst in den österreichischen Erbländern fand sie Eingang. Der junge Erzherzog Ferdinand von Steiermark, der nachherrge Kaiser Ferdinand Ii., ging aber alsbald ans Werk, die evangelischen Prediger und Lehrer aus den österreichischen Erbländern aus- zuweisen. Wer nicht katholisch wurde, mußte auswandern. „Besser eine Wüste als ein Land voll Ketzer," sagte er. Auch sein Freund, der junge Herzog und spätere Kurfürst Maximilian von Bayern, hatte dieselbe Gesinnung.

10. Die Geschichte Württembergs - S. 93

1875 - Tübingen : Fues
. 33. Herzog Christophs Regierung. 93 seinen Vater zu sehen, der in Mldbad Erleichterung von seinem Podagra suchte. Er starb bald darauf in Tbingen und hinterlie nun dem Sohne das Land unter traurigen Umstnden. . 33. Herzog Mistophs Wegierung. 15501568. Wie das Gold durch Feuer bewhret wird, also werden die, so Gott gefallen, * durchs Feuer der Trbsal bewhret." S i r a ch 2, 5. Denn wer den Besten seiner Zeit genug (Sethan, der hat gelebt fr alle Zeiten." Schiller. Wohl wenige Fürsten haben jemals ihre Regierung unter solch ungnstigen 1550 Verhltnissen angetreten, wie Christoph von Wrttemberg. Es gehrte der durch ^ schwere Leiden gesthlte Much und die Entschlossenheit eines geluterten Mannes dazu, um hier nicht vollstndig zu verzagen. Wrttemberg war in den letzten Jahren ganz aus den Fugen gewichen, von Oesterreich hart bedrngt und die Kirche durch das Interim ganz zerfallen. Aber Christoph zagte nicht; er standfest in allen Strmen. Es ist ihm gelungen, das von Eberhard im Bart angefangene Werk des inneren Ausbaus in der Staats-und Kirchenverfassung fortzufhren und in der kurzen Zeit von 18 Jahren zu vollenden. Das konnte nur ein Mann mit seiner Opferfreudigkeit, Hingebung, Beharrlichkeit und Ausdauer. Er war ein Mann und wankte nicht" trotz aller Schwierigkeiten, die sich ihm entgegenstellten, trotz aller Strme, die sein Werk zu zerstren suchten. Und so steht sein Werk heute noch in unserem Lande; es hat sich durch drei Jahrhunderte erhalten und als ein Werk der Weisheit und des Segens erwiesen. Ulrich war am K.november gestorben; am 8. Nov. lie sich Christoph schon in Stuttgart und Tbingen huldigen. Die Cannstatter riefen bei der Huldigung: Hie gnt Wrttemberg in Ewigkeil!" Das Land war schwer mit Schulden beladen; das Volk war verarmt durch die vielen Steuerzahlungen und Einquar-tierungen; ein groer Theil wollte auswandern. Ueberall herrschte die grte Unordnung und Unsicherheit. Spanische Besatzungen waren im Land, und König Ferdinand machte seine Ansprche auf Wrttemberg geltend. Christoph theilte sogleich Kaiser Karl und König Ferdinand den Tod seines Vaters und den Antritt der Regentschaft seinerseits mit, bat auch, da man seine Unschuld kenne, da er als treuer Fürst und Lehensmann besttigt werde. Seine Mutter Sabina lie der Herzog in Bayern abholen und wies ihr Nrtingen als Witivensttz an, wo sie zur evangelischen Lehre bertrat und Arme und Kranke freundlich untersttzte. Sie starb, 73 Jahre alt, im Jahr 1564. Ihre Tochter Anna war schon im Jahr 1530 an einer Pest gestorben. Was Christoph durch gutliche Unterhandlungen nicht bewerkstelligen konnte, tun durch Streitigkeiten zwischen Karl und seinem Bruder zu Stande. Jener entschlo sich, den Thron seinem Sohne Philipp zu hinterlassen und Ferdinand von der Erbfolge auszuschlieen. Dieser wurde darum gegen Christoph nachgiebig, zumal als der Kaiser den Herzog brieflich versicherte, da er seiner Freundschaft gewi sein drfe. Aber es werde fehr gut fr ihn fein, wenn er die alte Religion wiederherstelle. Der Bifchof von Augsburg bat darum und fagte feinen Beistand

11. Die Geschichte Württembergs - S. 90

1875 - Tübingen : Fues
90 Iii. Wrttemberg als Herzogthum. lichen ehelichen Verhltni zwischen beiden Eltern hatte er bis zu des Vaters Tod zu tragen. Die Liebe des angestammten Volkes und die Sorge befreundeter Fürsten konnten lange nichts gegen die Macht des siegreichen Kaisers ausrichten, in dessen Hand die Geschicke Wrttembergs und seines knftigen Herrschers gelegt waren. Mit List und endlich mit Gewalt versuchte Karl V. alle Wege, welche den Prinzen in seilt Land hatten zurckfhren knnen, zu versperren. Das einfachste Mittel war, da er sich der Person Christophs selber bemchtigte. Nach der Eroberung Wrttembergs durch* den Schwbischen Bund und der schmhlichen Uebergabe des Schlosses Hohen-Tbingen wurde Christoph er war noch nicht 5 Jahre alt nach Innsbruck gebracht, wo er von Erzherzog Ferdinand dem Rechtsgelehrten Wilhelm von Reichenbach zur Erziehung mit dessen Kindern bergeben wurde. Dieser unterrichtete ihn fleiig im Latei-nischen und hielt ihn zur Gottesfurcht an. Neun Jahre spter wurde Christoph der Pflege und dem Unterrichte des Michael vontiffernus (Tybein), eines vortrefflichen Lehrers und Erziehers x) anvertraut und nach Wienerisch-Neustadt gebracht. Dieser fhrte ihn in die Wissenschaften ein und brachte ihm im Lateinischen so hohe Kenntnisse bei, da Christoph diese Sprache ohne Mhe sprechen konnte, wobei zu bemerken, da er ein begabter, fleiiger, beharrlicher und strebsamer Schler war. Durch sein lebhaftes Wesen und seinen freien Geist fiel er bald dem Kaiser auf, der ihn darum zu seinem Vorleser bestimmte und in sein Kabinet einfhrte. Hier, sowie in der Begleitung des Kaisers auf dessen Reisen erweiterte sich Christophs Geschichtskreis und er hat die tiefen Einblicke, die er bei Karls Vertraulichkeit gegen ihn in das Staatswesen werfen konnte, treulich verwerthet und bentzt. Aber dieses fr Christoph so gnstige verhltni war von kurzer Dauer. Auf dem Reichstag zu Augsburg (1530) hatten die Fürsten erfolglos um die Zurckgabe Wrttembergs an Ulrich gebeten. Das Land fiel an das Haus Oesterreich. Christoph war dabei, namentlich durch nheren Um-gang mit dem Landgrafen Philipp von Hessen, mit seinen Familienverhltnissen bekannt geworden, wie auch mit seinen Rechten und Ansprchen auf Wrttemberg. Bald wurde der Kaiser dehalb argwhnisch gegen den Prinzen und suchte ihn auf immer unschdlich zu machen. Karl zog nach beendigtem Reichstag durch Italien nach Spanien, wo Christoph in ein spanisches Kloster gesteckt werden sollte. Sein Lehrer aber erfuhr den ganzen Anschlag, theilte ihn dem Prinzen mit und schlug ihm vor, den kaiserlichen Tro heimlich zu verlassen. Auf der Grenze zwischen Tyrol und Italien unternahmen beide die Flucht mit verkehrt beschlagenen Pferden. Christophs Pferd hinkte auf der Flucht und mute in einen Sumpf geworfen werden. Der Prinz fand bei den Herzogen von Bayern Schutz und Frderung in seinen Ansprchen an Wrttemberg 2). Sogleich erhob Christoph 1) Tiffern war seinem geliebten Prinzen in allen Stcken in unverbrchlicher -Treue zngethan. So bewahrte er ihn im Jahre 1529 mit groer Entschlossenheit und eigener Lebensgefahr vor trkischer Gefangenschaft. 2) Von den Flchtigen konnte der Kaiser keine Spur entdecken. So schreibt König Ferdinand an Dietrich Spt, den Rath Sabinas: Wir wollen Dir in gndigem Vertrauen anzeigen, da der jung Herzog zu Wirtenberg an unsers Bruders Hof verloren, und ans diesen Tag zu Mantua niemand, wo er hingekommen sein soll, wissend ist, aber uns anheilt durch einen Kaplan K. M. angezeigt, dap er gemelten Herzog ein wenig vor Salzburg her auf der Straen betreten und reuten sehen, der auch nur selb-

12. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 15

1910 - Leutkirch : Bernklau
15 faltige Erziehung erhielt. Nachher kam er an den Hof des weltgebie- tenden Kaisers Karl V. Dieser fand Gefallen an dem aufgeweckten Jüngling und nahm ihn auf seinen weiten Reisen mit sich. Auf einer solchen entfloh Christoph zu seinen Verwandten nach Bayern. Später hielt er sich in Mömpelgard auf, wo er zum neuen Glauben übertrat. Im November 1560 eilte er an das Sterbelager des Vaters, traf ihn aber nicht mehr unter den Lebenden. Regierungsantritt. Mit fester Hand ergriff der in harter Schule gereifte Mann die Zügel der Regierung. Sein Erbe war in einem traurigen Zustande. Eine große Schuldenlast drückte das Land; durch die neue Lehre waren die Gemüter entzweit, und König Ferdinand machte Ansprüche auf das Herzogtum. Erst nach langen Verhand- lungen kam ein Vergleich zustande. Christoph behielt sein Land, aber nur als österreichisches Lehen und gegen Entrichtung einer Summe von 250 000 Gulden. Landrecht 1555. Um Ruhe und Frieden in dem aufgeregten Lande herzustellen, bestätigte Christoph den „Tübinger Vertrag" in seinem vollen Umfang. Er erneuerte und verbesserte die „Landes- ordnung" Eberhards im Bart und schuf ein Landesgesetzbuch, das im Jahre 1555 veröffentlichte „Land recht". Ebenso führte er durch die „Landmeß- und Eichordnung" gleiches Maß und Gewicht ein und gab noch andere Vorschriften in bezug auf Handel und Gewerbe, wodurch der Wohlstand des Landes wuchs. Kirchenordnung 1559. Mit Eifer führte Herzog Christoph das Werk seines Vaters zu Ende, Württemberg protestantisch zu machen. Seine Berater waren Johannes Brenz aus Weilderstadt, Propst an der Stiftskirche zu Stuttgart, und Jakob A n d r e ä, Kanzler der Universität Tübingen. Nach seiner „K i r ch e n o r d n u n g" vom Jahre 1659 sind die evangelisch-kirchlichen Verhältnisse im wesentlichen bis heute eingerichtet. Für die Heranbildung evangelischer Geistlichen erweiterte er das Augustinerkloster in Tübingen zum „Stift"; in den aufgehobenen Klöstern zu Blaubeuren, Urach und Maulbronn gründete er die niedern Seminare. Schulordnung 1559. Auch dem Schulweseu wandte Christoph seine Aufmerksamkeit zu, und zwar galt seine Sorge ebenso dem niedern wie dem höhern Schulwesen. Seine Schulordnung vom Jahre 1559 ordnete für jeden Ort die Errichtung von Schulen an, an deren Unterricht auch die Mädchen teilnehmen sollten; in den Städten sollten lateinische Schulen errichtet werden. Bauten. Herzog Christoph war ein sparsamer Mann. Seinem haushälterischen Sinn gelang es, die Schulden des Landes mehr und

13. Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte - S. 262

1839 - Karlsruhe : Groos
262 Zweite Stufe des Unterrichts. Ullrichs einziger Sohn, Christoph, mußte als einjähriger Knabe bei der Vertreibung seines unglücklichen Vaters zu Kaiser Karl nach Insbruck wandern, um an dessen Seite erzogen zu werden. Als man in Weißenhorn übernachtete, hatte der Wirt ein junges Lämmlein, mit welchem der junge Fürst dieselbe Nacht viel Freude hatte. Am andern Morgen hätte er gern das Lämm- lein mitgenommen; da man es ihm aber nicht ließ, befahl er dem Wirte hoch, er sollte dem Lämmlein genug zu essen geben; wenn er wieder käme, wollte er es ihm bezahlen. Als Ijahriger Prinz mußte er in Wien zusehen, wie bei der Belehnung des Königs Ferdinand durch den Kaiser nebst den andern Fahnen auch die Würtembergs mit den Hirschgeweihen dem neuen Herrscher über- geben wurden. Michael Tiffernus wurde ihm als Lehrer gegeben, der für den herrlichen und vielversprechenden Prinzen eine große Liebe faßte. 1529 rettete ihn sein Lehrer bei der Belagerung Wiens durch Solimán mit eigener Lebensgefahr aus türkischer Gefangenschaft. Auch den Kaiser Karl sprach der junge Christoph sehr an. Cr mußte ihm vorlesen, bei Staatsgeschäften zugegen sein, und die kaiserlichen Aussprüche hören. Im kaiserlichen Ge- folge sah er Ober-und Niederdeutschland. Aber auf dem Reichstage zu Augsburg wurde er von seinen beiden Oheimen, den Herzogen von Bauern, den Brüdern seiner Mutter Sabina, über seine wahre Lage aufgeklärt. Umsonst bat Christoph um sein Recht. Als der Kaiser durch Italien nach Spanien zurückkehren wollte und es den Anschein hatte, daß Christoph in ein Kloster gethan werden sollte, gewann Tiffernus aufder Grenze von Tprol einen der Wege kundigen Edelmann, ließ die Hufe der Pferde verkehrt beschlagen und entfloh mit dem Prinzen (im November 1532). Sie wandten sich auf der Flucht zu ihren bairischen Vettern. Da fing Christophs Pferd an zu hinken und konnte nicht weiter kommen. Tiffernus gibt ihm das seine, wirft das unbrauchbare in einen Sumpf, und versteckte sich im Schilf. Die verfolgenden spanischen Reiter kommen nach, kehren endlich leer zurück; Christoph kommt sicher bei seinem Oheim, Herzog Ludwig in Landshut, an, wo ihn Tiffernus wieder findet. Als man, mit Ausschluß seines Vaters, mit ihm unterhandeln wollte, ibm ein ander Land anstatt des seinen zu geben, oder da seine bairischen Oheime ihm zum Lande hatten verhelfen wollen,

14. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 354

1860 - Stuttgart : Hallberger
354 zeuge gewesen im Plane der Vorsehung zur Veredlung der Menschen. Ein solcher Entdecker war aiuch Christoph Columbus. E?. chwh-_ej.g e nt sich Colombo, und war-um Jahr 1435 oder 1436 zu Genua in Italien geboren. Sein Vater war ein rechtschaffener, aber armer Mann und ernährte sein Weib und seine vier Kinder mit Wollekämmen. Dennoch sparte er, so weit seine Mittel reichten, nichts an der Erziehung seiner Kleinen, und Christoph, sein ältester, durfte lesen und schreiben, rechnen, zeichnen und malen lernen. Es war aber gleich etwas Besonderes mit dem Knaben. Er machte seine Schularbeiten nicht nur, nm sie gemacht zu haben, wie so Viele thun, aus denen weiter nichts als etwas Mittelmäßiges werden wird, son- dern was unser Christoph angriff, darin wollte ers zur Vollkommenheit bringen. Er schrieb eine so schone Hand, als wenn er zeitlebens gar nichts anderes als ein Schreibmeister hätte werden sollen; und im Zeichnen erwarb er sich eine solche Fer- tigkeit, daß er nur schon dadurch allein jederzeit hätte sein Brod verdienen können. Die Eltern aber dachten: konnte er das lernen, so kann er auch noch mehr lernen, und wer weiß? — und schickten ihn darum für einige Zeit aus die hohe Schule zu Pavia. Hier lernte er tüchtig Latein und trieb besonders alle die Wissenschaften, die einem künftigen Seemann nützlich sind, als Geometrie (Größenlehre), Erdbeschrei- bung, Astrologie (wie man damals für Astronomie oder Sternkunde sagte) und Schifffahrtskunde. Denn schon in seiner frühesten Kindheit hatte er, wenn er im Hafen von Genua die Schiffe ankommen und abfahren sah, einen großen Trieb zum Seeleben in sich verspürt und bei sich selber gedacht, er würde zeitlebens ein glücklicher Mensch sein, wenn er nur einmal auch in das weite Meer hinaus fahren und neue, seltsame Länder aufsuchen könnte. Dieser Trieb stund. je größer er ward, desto fester in seinem Herzen, und in seinen spätern Lebensjahren noch, wenn er au die großen Dinge, die durch ihn herbeigeführt worden, gedachte, so dachte er auch mit einem feierlichen Gefühl an diesen Trieb seiner Kindheit zurück und konnte nicht anders glauben, als daß ihn Gott selber in seine Seele gelegt habe. Mit dem vierzehnten Jahr ging der junge Columbus zur See, und übte seine Tüchtigkeit und stählte seine Gegenwart des Geistes in tausend kriegerischen Abenteuern, wie sie in jenen Zeiten auf den Gewässern des mittelländischen Meers fast unausgesetzt vorkamen. Damals dachte man nun gerade viel darüber nach, auf welchem Wege mau am bequemsten, sichersten und fchnellsten nach dem schönen Lande Ostindien im süd- östlichen Asien kommen könnte, wo der Pfeffer wächst, Reis, Zimmt und das Zucker- rohr, einem Lande reich an Gold und Edelsteinen. Columbus dackte auch darüber nach und meinte: „Ostindien liegt weit, weit gegen Osten. Da nun die Erde eine Kugel ist, so muß man ja auch dahin können, wenn man immer nach Westen fährt!" So meinte Columbus, und er wäre nm sein Leben gern einmal nach Westen ge- fahren; aber — er hatte keine Schiffe. Er theilte daher den Rathsherren seiner Vaterstadt Genua seine Meinung und seinen Wunsch mit; aber die dachten: „Co- lnmbns ist ein Narr!" und gaben ihm keine Schiffe. Schon vorher hatte er im Königreich Portugal darum gebeten, aber vergebens. Nun ging er nach Spanien, wo König Ferdinand gerade daran war, alle Muhammedaner oder Mauren aus sei- nem Lande zu jagen. Anfangs hörte man auch nicht auf ihn. „Du Thor", sag- ten die Mönche, „wenn du nach Westen segelst, gehts ja immer bergunter, weil die Erde eine Kugel ist, wie willst du denn wieder zurückkehren und den Wasserberg hiuaufschiffen können?" Königin Jsabclla war aber verständiger. I Als Columbus

15. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 377

1860 - Stuttgart : Hallberger
377 römische Reich verboten hätte. Auf dies fing der Kurfürst an zu weinen, daß ihm die Thränen über die Backen zur Erde flosien, stand auf, ging ans Fenster, wandte sich aber bald wieder zu ihnen und sagte: „Hat euch der Kaiser den Himmel verboten?" — „Nein!" — Dann fuhr er fort und sprach: „So hat es noch keine Noth, das Reich muß uns doch bleiben! so wird Gott auch ein Land finden, daß ihr sein Wort könnt predigen." 176. Prinz Christophs Flucht. (1532.) Christoph, ein Sohn Herzog Ulrichs von Württemberg, kam durch die treulose Uebergabe des Schlosses Tübingen schon im vierten Lebensjahr in die Hände des schwäbischen Bundes, und da Württemberg endlich an den Erzherzog Ferdinand von Oesterreich abgetreten wurde, in die Gewalt des letzteren. Von Tübingen hinweg hatte man ihn nach Innsbruck gebracht, wo die kaiserliche Hofhaltung war. Im Jahr 1529 kam er nach Wien, wo er das Glück hatte, der Leitung und dem Unterricht des Michael Tifferny, öffent- lichen Lehrers daselbst, eines in Hinsicht auf Gelehrsamkeit und Edelsinn aus- gezeichneten Mannes, anvertraut zu werden. Der Kaiser lernte den Prinzen persönlich kennen und fand so grosses Wohlgefallen an ihm, dass er ihn in sein Kanzleigefolge aufnahm und ihm freien Zutritt zu den Berathungen des geheimen Raths gestattete. Im Jahr 1530 nahm er ihn mit auf den berühm- ten Reichstag zu Augsburg, wo dem Prinzen seine Ansprüche an Württemberg und der Plan des Kaisers erst deutlich wurden. Der Kaiser wünschte Würt- temberg für immer zu behalten; weil er aber zu Augsburg bemerkt hatte, dass die meisten Fürsten des Reichs für Christoph günstige Gesinnungen heg- , ten, beschloss er, den Prinzen aus Deutschland zu entfernen und in Spanien in ein Kloster zu stecken. Bald zeigte sich eine günstige Gelegenheit zur Aus- führung dieses Planes. Da nach beendigtem Feldzug gegen die Türken der Kaiser (1532) nach Italien reiste, um von da nach Spanien zu segeln, so konnte es keinen Verdacht erregen, dass der Prinz im Gefolge des Kaisers die Reise mitmachen sollte. Dem Tifferny kam der Plan des Kaisers zu Ohren. Er theilte dem Prinzen die gemachte Entdeckung mit, und es schien am ge- ratensten, dass dieser jetzt sogleich (man reiste bereits über die tirolischen Gebirge) aus dem Gefolge des Kaisers unbemerkt sich entferne und zu seinem Oheim, dem Herzog von Bayern, nach Landshut entfliehe. Der treue Hof- meister wollte die Gefahr der Flucht mit dem Prinzen theilen. So begannen sie denn, geführt von einem wegkundigen Landmann, im Vertrauen auf Got- tes Schutz, die gefahrvolle Reise. Wie es den Flüchtlingen nun ergangen, und wie sie namentlich vor den nachsetzenden spanischen Kriegsknechten bewahrt wurden, das wollen wir aus dem Munde eines vaterländischen Dichters, Gustav Schwab, vernehmen:

16. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 377

1854 - Stuttgart : Hallberger
377 römische Reich verboten hätte. Auf dies fing der Kurfürst an zu weinen, daß ihm die Thränen über die Backen zur Erde flössen, stand auf, ging ans Fenster, wandte sich aber bald wieder zu ihnen und sagte: „Hat euch der Kaiser den Himmel verboten?" — „Nein!" — Dann fuhr er fort und sprach: „So hat es noch keine Noth, das Reich muß uns doch bleiben! so wird Gott auch ein Land finden, daß ihr sein Wort könnt predigen." 176. Prinz Christophs Flucht. (1532.) Christoph, ein Sohn Herzog Ulrichs von Württemberg, kam durch die treulose Uebergabe des Schlosses Tübingen schon im vierten Lebensjahr in die Hände des schwäbischen Bundes, und da Württemberg endlich an den Erzherzog Ferdinand von Oesterreich abgetreten wurde, in die Gewalt des letzteren. Von Tübingen hinweg hatte man ihn nach Innsbruck gebracht, wo die kaiserliche Hofhaltung war. Im Jahr 1529 kam er nach Wien, wo er das Glück hatte, der Leitung und dem Unterricht des Michael Tifferny, öffent- lichen Lehrers daselbst, eines in Hinsicht auf Gelehrsamkeit und Edelsinn aus- gezeichneten Mannes, anvertraut zu werden. Der Kaiser lernte den Prinzen persönlich kennen und fand so grosses Wohlgefallen an ihm, dass er ihn in sein Kanzleigefolge aufnahm und ihm freien Zutritt zu den Berathungen des geheimen Baths gestattete. Im Jahr 1530 nahm er ihn mit auf den berühm- ten Reichstag zu Augsburg, wo dem Prinzen seine Ansprüche an Württemberg und der Plan des Kaisers erst deutlich wurden. Der Kaiser wünschte Würt- temberg für immer zu behalten; weil er aber zu Augsburg bemerkt hatte, dass die meisten Fürsten des Reichs für Christoph günstige Gesinnungen heg- ten, beschloss er, den Prinzen aus Deutschland zu entfernen und in Spanien in ein Kloster zu stecken. Bald zeigte sich eine günstige Gelegenheit zur Aus- führung dieses Planes. Da nach beendigtem Feldzug gegen die Türken der Kaiser (1532) nach Italien reiste, um von da nach Spanien zu segeln, so konnte es keinen Verdacht erregen, dass der Prinz im Gefolge des Kaisers die Reise mitmachen sollte. Dem Tifferny kam der Plan des Kaisers zu Ohren. Er theilte dem Prinzen die gemachte Entdeckung mit, und es schien am ge- rathensten, dass dieser jetzt sogleich (man reiste bereits über die tirolischen Gebirge) aus dem Gefolge des Kaisers unbemerkt sich entferne und zu seinem Oheim, dem Herzog von Bayern, nach Landshut entfliehe. Der treue Hof- meister wollte die Gefahr der Flucht mit dem Prinzen theilen. So begannen sie denn, geführt von einem wegkundigen Landmann, im Vertrauen auf Got- tes Schutz, die gefahrvolle Reise. Wie es den Flüchtlingen nun ergangen, und wie sie namentlich vor den nachsetzenden spanischen Kriegsknechten bewahrt wurden, das wollen wir aus dem Munde eines vaterländischen Dichters, Gustav Schwab, vernehmen:

17. Handbuch der Vaterlandskunde - S. 387

1858 - Stuttgart : Schweizerbart
387 und Feuer-, Bau-, Zehent- re. Ordnungen folgten; kurz: rastlos war das Streben des Herzogs, die Mißstände zu heben und bessere Zustände herbeizuführen. Sein Hauptaugenmerk richtete Christoph ferner auf die kirch lichen Verhä lt n i sse und die Vollendung des Resvrmativns Werks in seinen Landen. Allenthalben wur- den deutsche Schulen eingeführt, und zur Bildung evangelischer Pre- diger richtete er nicht nur die sogenannten nieder» Klosterschulcn ein, sondern verbesserte und erweiterte auch das theologische Stift zu Tübingen. So hoben sich die Zustände im Vaterlande von Jahr zu Jahr; Gewerbe und Handel nahmen zu und der Wohlstand mehrte sich. Allerdings stieg dadurch auch der Aufwand und Luxus, und Christoph selbst verwendete unverhältnißmäßig große Summen auf Schlosser und andere große Bauten. Bedenkt man nun, daß er schon beim An- tritt seines Regiments eine bedeutende Schuldenlast vorsand, daß der Aufwand für die Hofhaltung und die Canzlei stets großer wurde, die Beendigung des Rechtsstreits mit Ferdinand große Summen kostete, die häufigen Reisen und Gesandschaften — denn ohne Chri- stophs Mitwirkung geschah kaum etwas Erhebliches im Reiche — immer kostspieliger wurden, die Einnahmen vom Kirchengut, das seinem Vater jährlich 100,000 fl. eingetragen hatte, wegfielen, und mehrjähriger Mißwachs des Herzogs Einnahmen schmälerte, so läßt sich begreifen, wie sich die Schulden mehrten und endlich ans eine ungeheure Hohe anwuchsen. In dieser Roth wandte sich Christoph offen an die Landschaft, und diese mit den Prälaten übernahm nach längerer Verhandlung „aus unterthäniger, gutherziger Zuneigung" 1,200,000 Gulden, wäh- rend der Herzog versprach, die übrigen Schulden vom Kammergut und von Ueberschüssen zu decken. Ferner erklärte er, „daß auf ein- hellig, gutherzig und gottselig Bitten und Suchen der Landschaft, so ihm zu herzlichen Freuden und ganz gnädigem Gefallen gereicht, daß er und sie mit ihren Nachkommen in rechter, wahrer Erkenntniß Jesu Christi :c. bleiben und bei dem augsburgischen Glanbensbekennt- niß beharren wollen rc." 5. Sept. 1565. Beim Abschiede dankte er den Prälaten und Abgeordneten für ihre Bewilligungen, und gab ihnen die Versicherung, „daß er sie die Tage seines Lebens, wie bisher, mit Gotles Hilfe in Ruhe und Ein- tracht regieren werde", worauf der Landschaftsrath im Namen der 25»

18. Geschichte des deutschen Volkes und Landes - S. 62

1869 - Hannover : Hahn
62 und entschlossener als Landgraf Philipp von Hessen. Er war mit jenem Hause nahe verwandt; überdies hatte sich der junge Prinz Christoph mit großem Eifer der neuen Lehre zugewandt, was hoffen ließ, daß nach Wiedereinsetzung des vertriebenen her- zoglichen Hauses das würtembergische Land als neues Glied für den schmalkaldischen Bund gewonnen werden könne. 5) Als Vorstellungen und Bitten nichts vermochten, war der muthige Herzog zur raschen That entschlossen, und zwar auf eigene Verantwortung, da die übrigen Mitglieder des schmalkaldischen Bundes gegen das Unternehmen Bedenken hatten. Uebrigeus waren die Umstände günstig, der Kaiser entfernt in Spanien, König Ferdinand in Ungarn beschäftigt, und der schwäbische Bund, bisher die Hauptstütze der östreichischen Machtstellung im obern Deutschland, in Folge der kirchlichen Neuerung, die auch unter seinen Mitgliedern Spaltung gebracht hatte, in voller Auf- lösung begriffen. 6) Bei solcher Lage der Dinge sammelte Landgraf Philipp mit französischen Hilfsgeldern, die ihin Franz I. auf einer heim- lichen Zusammenkunft zu Bar le Duc zugesichert hatte, ein ansehn- liches Heer von mehr als 20,000 Mann, rückte damit rasch über den Odenwald in Würtemberg ein und besiegte die Truppen Fer- dinand's bei Laufen am Neckar (13. Mai 1534). Schon zwei Tage nach der Schlacht hielt Christoph seinen Einzug in Stuttgart. Bald huldigte ihm das ganze Land, nachdem er die Rechte der Stände anerkannt hatte. 7) Um einen allgemeinen Krieg in Deutschland zu verhüten, kam durch Bemühung einiger Fürsten noch in demselben Jahre ein Vergleich zu Kadan in Böhmen zu Staude, nach welchem Christoph das Herzogthum zwar nicht als unmittelbares Lehen des Reichs, sondern als ein After l eh en von Oe streich, zurückerhielt, jedoch mit Sitz und Stimme im Reich. Die wichtigste Folge des glück- lichen Unternehmens war, daß nun, nachdem die Macht des Hauses Oestreich in Würtemberg gebrochen war, die Reformation daselbst schnell allgemeinen Eingang fand, und auch die meisten schwäbischen Reichsstädte jetzt offen sich ihr zuwandten. Per schmalkaldische Krieg 1546—47. §• 31. Vorbereitungen und Rüstungen zum Kriege. 1) Der schmalkaldische Bund war durch den Beitritt Würtembergs, Pommerns, Anhalts, der Städte Augsburg, Frank- furt, Hannover, Hamburg u. a. ansehnlich erweitert worden. Dagegen war das gegenseitige Mißtrauen im Wachsen begriffen.

19. Für die Oberstufe - S. 336

1879 - Stuttgart : Hallberger
336 kaiserliches Reichsgesetz, Interim genannt, setzte sest, wie es einst- weilen (lateinisch interim) der Religion halber bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung sollte gehalten werden. Den Evangelischen wurde darin die Verehelichung der Geistlichen und der Kelch im Abendmahl zu- gestanden; aber sie sollten abgeschaffte katholische Feiertage und Ceremonien wieder beobachten. Natürlich gefiel eine solche Halbheit weder den Katho- liken noch den Evangelischen; das Volk sagte: Interim, der Schalk hinter ihm. 2. Als nun der Kaiser im Jahr 1548 die evangelischen Prediger zu Augsburg ihrer Dienste entließ, weil sie das Interim nicht annehmen wollten, kamen sie zu dem gefangenen Kurfürsten und berichteten ihm, daß sie nicht allein ihres Dienstes entlassen seien, sondern Kaiserliche Majestät ihnen auch das Reich verboten habe. Auf dies fieng der Kur- fürst an zu weinen, daß ihm die Thränen über die Backen zur Erde flößen, stand auf, gieng ans Fenster, wandte sich aber bald wieder zu ihnen und sagte: „Hat euch der Kaiser den Himmel verboten?" „Nein!" Dann fuhr er fort und sprach: „So hat es noch keine Noth: das Reich muß uns doch bleiben. So wird Gott auch ein Land finden, daß ihr sein Wort könnet predigen." Das fanden sie auch wieder, als der Kurfürst Moriz von Sachsen, der Schwiegersohn des Landgrafen Philipp, den Kaiser so in die Enge trieb, daß er durch den Paffauer Vertrag (1552) und durch den Augsburger Religionsfrieden (1555) den Evange- lischen volle Glaubensfreiheit gestatten mußte. 176. Prinz Christophs Flucht. 1532. 1. Christoph, ein Sohn Herzog Ulrichs von Württemberg, kam durch die treulose Übergabe des Schlosses Tübingen schon im 4. Lebensjahr in die Hände des schwäbischen Bundes, und da Württemberg endlich an den Erzherzog Ferdinand von Österreich abgetreten wurde, in die Gewalt des letzteren. Von Tübingen hinweg hatte man ihn nach Innsbruck gebracht, wo die kaiserliche Hofhaltung war. Im Jahr 1529 kam er nach Wien, wo er das Glück hatte, der Leitung und dem Unterricht des Michael Tiffemy, öffentlichen Lehrers daselbst, eines in Hinsicht auf Gelehrsamkeit und Edel- sinn ausgezeichneten Mannes, anvertraut zu werden. Der Kaiser lernte den Prinzen persönlich kennen und fand so grosses Wohlgefallen an ihm, dass er ihn in sein Kanzleigefolge aufnahm und ihm freien Zutritt zu den Berathungen des geheimen Rathes gestattete. Im Jahr 1530 nahm er ihn mit auf den berühmten Reichstag zu Augsburg, wo dem Prinzen seine Ansprüche an Würt- temberg und der Plan des Kaisers erst deutlich wurden. Der Kaiser wünschte Württemberg für immer zu behalten; weil er aber zu Augsburg bemerkt hatte, dass die meisten Fürsten des Reichs für Christoph günstige Gesinnungen

20. Geschichtsbilder für Volksschuloberklassen und Schulaspiranten - S. 83

1905 - Nagold : Zaiser
83 schaden steuern und Recht und Ordnung herstellen. Die Er-mordung des Ritters Haus von Hutten und die Eroberung von Reutlingen (weil die Rentlinger ihm seinen Burgvogt auf der Achalm erschlagen hatten) veranlaten 1519 den Kamps mit dem schwbischen Bund. Die Hauptleute desselben, seine bayerischen Schwger, verjagten ihn und verkauft ieit das Land an Kaiser Karl V, der es seinem Bruder Ferdinand schenkte. So war jetzt Wrttemberg eine fter-reichische Provinz und wurde. 15 Jahre laug nicht nur in Glaubenssachen, sondern auch durch Steuern und Einqnar-tiernngen hart niedergehalten. Ulrich besa nur noch Mmpelgard und Hohentwiel und mute nun iu der Fremde umherirren. Verschiedeue Versuche Ulrichs, wieder in den Besitz Wrttembergs zu kommen, schlugen fehl, z. B. im Bauernkrieg, (Brcke bei Kngen!). Endlich fand er in seinem Vetter, dem Landgrafen Philipp von Hessen, einen treuen Freund. Dieser machte Ulrich nicht nur mit der evang. Lehre bekannt, sondern erkmpfte ihm auch in der Schlacht bei Lanffen 1534 sein Erbland wieder. Der Friede mit Osterreich wurde zu Kadan in Bhmen geschlossen. (After-lehen!) Mit Freuden huldigten die Wrttemberger dem ersehnten Fürsten wieder, der jetzt ein gerechtes und mildes Regiment begann. Durch Schneps, Blanrer und Brenz fhrte Ulrich sogleich die Reformation ein und grndete das evangelische Stift" in Tbingen. Leider mute er im schmalkaldischen Krieg 1546 das Land noch einmal auf kurze Zeit verlassen und dann das Interim annehmen. 1559 starb Ulrich und wurde in Tbingen beigesetzt. ' 8. Prinz Christophs Flucht, 1(552. Durch die treulose bergabe des Schlosses Tbingen mute Prinz Christoph schon im 4. Lebensjahre (1519) die Heimat verlassen. Als Gefangener wurde er am Hofe Kaiser Karls V in Innsbruck und Wien erzogen. Doch ist ihm dieser Aufenthalt in der Fremde spter sehr ntzlich geworden. Damit Christoph nie Herzog von Wrttemberg werden knnte, wollte ihn der Kaiser in ein spanisches Kloster stecken. Christoph erfuhr diesen Plan durch seinen treuen Lehrer Tisfernus, als man bereits auf der Reise nach Spanien war. Da entflohen Tiffernus und Christoph in Tirol 6*