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1858 -
Stuttgart
: Schweizerbart
- Autor: Pleibel, August Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
383
Zugleich sollte Spät fleißig forschen nach dem Prinzen und ihn
zur Rückkehr bewegen; demselben des Kaisers Zorn, wenn er nicht,
seine Huld und Gnade aber zusichern, wenn er zurückkehre. Zu
Letzterem aber war Christoph keineswegs geneigt; vielmehr traf er
jetzt ernstliche Anstalten, seine Rechte auf Württemberg zur Geltung
zu bringen, und „lieber wolle er Leib und Leben lassen, als sein an-
stammtes Fürstenthum", schrieb er seinem Vater.
Wirklich betrieb er auch seine Ansprüche auf Württemberg zu-
nächst bei den Bundesräthen mit einer Klugheit und Standhaftigkeit,
die dem erfahrensten Staatsmanne Ehre gemacht hätte. „Man habe
seinen Vater ohne rechtliches Erkenntuiß seines Fürstenthums entsetzt,
und ihn (Christoph), der doch von aller Schuld frei sei und von
fürstlichem Stamme in Armuth und Elend verstoßen; man möchte
ihn doch die Ursache solch „„unerhörter Hartherzigkeit"" wissen las-
sen; desgleichen solle man ihm die vertragsmäßig zugehörigen Aemter
Tübingen und Neuffen übergeben; doch unbeschadet der Rechte seines
Vaters rc."
Die Bundesräthe, zugebend, daß man dem Prinzen allerdings
die abgeschlossenen Verträge schlecht gehalten habe, waren der Mei-
nung, es wäre das Beste, wenn man Christoph mit einigen Gütern
ferne vom Fürstenthum abfinden würde. Allein davon wollte der
Prinz Nichts hören, vielmehr drang er auf volle Gerechtigkeit. Auf
dem Bundestag zu Augsburg 1533, wo die Erneuerung des schwä-
bischen Bundes vvrgenommen werden sollte, erschien Christoph per-
sönlich, „hoffend, die Bundesräthe werden als ehrliebende Männer
sein Elend und seine Unschuld ansehen und sich gerecht gegen ihn er-
zeigen".
Aber wieder war sein Hoffen vergeblich; und obwohl nicht nur
mehrere Reichsfürsten, sondern auch der Botschafter des Königs von
Frankreich sich für ihn verwendeten, so scheiterte doch jeder Erfolg
an der Hartnäckigkeit Ferdinands. Doch hatten seine Bemühungen
eine gute Wirkung: die Zeit des Reichstags war über den Unter-
handlungen hingegangen, und es unterblieb nun auch aus diesem
Grunde die Erneuerung des schwäbischen Bundes: ein Umstand, der,
wie wir schon oben sahen, seinem Vater die Wiedereroberung seines
Landes im folgenden Jahre sehr erleichterte.
Allein auch nachdem sein Vater sein Land wieder gewonnen,
ging es dem Prinzen nicht viel leidlicher. Zwar hatte Ulrich nach
1857 -
Waldenburg
: Selbstverl. G. Leo
- Hrsg.: Leo, Gottlob Eduard, ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelisch-lutherische Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Die Entdeckung Amerikas.
291
Anderer zu wecken. So war ein neuer Antrieb zu Wissenschaften
gegeben, welche lange vergessen gewesen waren. Die Früchte blieben
nicht aus. Das Erwachen neuer Liebe für die Wissenschaften half
auch mit Bahn brechen dem Werke der Reformation. So wunder-
bar sind die Wege des Herrn!
Die Entdeckung Amerikas.
In der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts lebte in der ita-
lienischen Stadt Genua ein Tuchweber, mit Namen Colombo.
Dieser hatte einen Sohn, Christoph, den er, obgleich er arm war,
dennoch fleißig zur Schule schickte und zum Lesen, Schreiben und
Rechnen anhielt. War die Schule aus, so mußte unser Christoph
seinem Bater helfen, mußte spulen und Wolle kratzen. Er that das
auch gern, besonders wenn er die Erlaubniß erhielt, nach der Ar-
beit ein Geschichtsbuch oder eine Neisebeschreibung lesen zu dürfen.
Und die vielen Reisebeschreibungen, die er auf solche Weise inne
bekam, begeisterten ihn dermaßen, daß er schon in seinem vierzehn-
ten Jahre, mit Erlaubniß seiner Eltern, Schiffsjunge wurde und
mit nach Portugal fuhr. Da er sich immer fleißig, treu und ver-
ständig bewies, fing er bald an zu steigen, ja er ward sogar Ossi
zier und alle seine Borgesetztcn hatten ihn lieb.
Damals dachte man nun gerade viel darüber nach, auf wel-
chem Wege nian am Bequemsten nach Ostindien kornmen könnte,
wo der Pfeffer wächst, und der Reis, Zimmet, Zucker und die
Gewürznelken. Colombo, oder lateinisch Co ln in bns, dachte
auch darüber nach und meinte: „Ostindien liegt weit, weit gegen
Osten. Da nun die Erde eine Kugel ist, so muß man ja auch
dahin kommen können, wenn man immer nach Westerr zu fährt!"
Er wäre auch um sein Leben gern einmal nach Westen gefahren,
aber — er hatte keine Schiffe. Er theilte zwar den Rathsherren
seiner Baterstadt seine Meinung und seinen Wunsch mit, aber diese
dachten: „Colnmbus ist ein Narr!" und gaben ihm keine Schisse.
Er bat in Portugal darum, erhielt aber auch nichts. Nun ging
er nach Spanien, wo Ferdinand und Jsabclla regierten.
Anfangs horte man auch da nicht ans ihn. „Du Thor, sagten
die Mönche, wenn du nach Westen segelst, geht's ja immer berg-
unter, weil die Erde eine Kugel ist. Wie willst du denn wieder
zurückkehren und den Wasserberg hinauf schiffen können?" Die
Königin Jsabella hatte aber mehr Verstand als diese Mönche, und
sie betrieb es namentlich, daß drei Schiffe für das Unternehnren
des Colnmbus ausgerüstet wurden. Diese Schiffe waren nicht die
besten, aber Colnmbus war entschlossen, auch mit diesen drei klei-
19*
1875 -
Tübingen
: Fues
- Autor: Staiger, G.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
96
Iii. Wrttemberg als Herzogthum.
Christoph, wie der Kurfürst Moriz von Sachsen und mehrere Reichstdte Ab-geordnete zu dem Koncil nach Trient (1545 1563) geschickt; an ihrer Spitze stand Brenz, der Reformator Wrttembergs", von Herzog Christoph zum Probst der Stiftskirche zu Stuttgart und zum Generalsuperintendenten ernannt, in welcher Stellung er das ganze Kirchenwesen unter sich hatte. Da aber der Papst Angeklagter, Partei und Richter war und darum von dieser Seite und dieser Kirchenversammlung keine Perbesserung zu erwarten war, so rief der Herzog seine Gesandten wieder heim, und König Ferdinand mute selber Moriz gegenber zugeben, da ein Koncil, wie das tridentinische, die Protestanten nie be-friedigen werde. Im Passauer Vertrag (1552) und im Augsburger Religionsfrieden (1555) wurde den Protestanten Augsbnrger Konfession vollkommen religise Gewissensfreiheit und volle brgerliche Rechtsgleichheit mit den Katholiken eingerumt, jedoch mit dem geistlichen Vorbehalte", nach welchem ein katholischer geistlicher Fürst, wenn er zum Protestantismus bertrete, nicht angegriffen, aber durch seinen Uebertritt unmittelbar sein Amt, Gut und Recht verlieren solle, dessen Beibehaltung nur den weltlichen Fürsten zugestanden wurde. Christoph, der das gewichtigste Wort redete, protestirte zwar mit allen protestantischen Fürsten gegen den geistlichen Vorbehalt, knnte aber nichts daran ndern. Erst der westflische Frieden sollte darber entscheiden.
Gleich nach dem Passaucr Vertrag hatte Christoph jedem Beamten des Landes ein Exemplar der von Brenz verfaten wrttembergischen Konfession ge-schickt und den Befehl ertheilt, da die ppstliche Messe berall aufgehoben sei. Brenz arbeitete an Erhard Schnepss ange^Mnem^Lerke fort; die von Christoph erlassenen Ordnungen (Kastenordnung 1552, Visitations-, Kirchen-und Ehe ordn ung 1553, Klosterordnung 1556) wurden im Wesentlichen beibehalten und darauf fortgebaut. Die Visitation, als stndiges Kollegium ein-gerichtet, bestand aus dem Konsistorium und dem Kirchenrath. Dieser hatte das Kirchengut zu verwalten; jenes bestand aus etlichen frst-licht Rchen von wegen des Herzogs und aus fnf Theologen im Namen der gemeinen Kirche", und hatte die inneren Angelegenheiten der Kirche, die Aussicht und die tglichen Geschfte zu führen. Dem Konsistorium stand der Land-probst, dem Kirchenrach der Direktor vor. Der Visitation war der Synodus beigegeben, der aus 4 Generalsuperintendenten bestand und fr die jhrliche lieber-ficht und Abhilfe aller Fehler bestimmt war. (Im Allgemeinen besteht diese Einrichtung bis heute; nur sind Konsistorium und Kirchenrach vereinigt.) Neben diesen kirchlichen Behrden bestand noch die Landes-Jnspektion, die aus geistlichen und weltlichen Beamten zusammengesetzt war. Unvermuthet wurden diese im Land herumgesandt, um die Amtsfhrung der Geistlichen und Amtleute zu prfen. Die Superintendenten hatten alle Vergehen gegen uere Ordnung und Sittlichkeit verstoen, den weltlichen Behrden anzuzeigen, denn die polizeiliche Zucht sollte die kirchliche untersttzen. Gegen offenbare und beharrliche Snder wurde der Ausschlu vom h. Abendmahl und anderen Rechten christlicher Gemeinde-glieder verfgt. Ebenso entschieden trat der Herzog gegen die Religionsparteien ans, deren Lehre der wrttembergischen Konfession zuwiderlief. Als Sektirer er-schienen die Wiedertufer, welche die Rechtmigkeit der Kindertaufe bestritten, und die S chwenkfeld er, die sich bei Ulm und im Rcmsthal Umtrieben, der
1909 -
Stuttgart
: Bonz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
13
Mit Genehmigung des Verlags von I. F. Schreiber in Eßlingen.
die Grafschaft Mömpelgard, wo er sich mit Wissenschaften beschäftigte und
eifrig die Bibel und die Schriften Luthers las. Am Sterbetag seines Vaters
kam Christoph nach Tübingen und ließ sich noch an demselben Tag in
Tübingen und in Stuttgart huldigen.
3. Regierungszeit. Mit Vertrauen wurde der neue Herzog von seinen
Untertanen als Herrscher begrüßt, und er rechtfertigte dasselbe in jeglicher
Weise. Er hatte keine leichte Aufgabe. Eine große Schuldenlast drückte
das Land, und Österreich machte wieder Ansprüche an Württemberg.
Christoph beseitigte diese Ansprüche dadurch, daß er an Ferdinand von
Auch als Herzog Ulrich durch die Schlacht bei Lausten sein Land
wieder gewonnen hatte, waren für seinen Sohn die Tage der Prüfung noch
nicht vorüber. Der Vater traute dem Sohne nicht, weil dieser mit seiner
Mutter und deren Verwandten in Verbindung stand. So mußte Christoph
abermals in die Fremde ziehen. Der Landgraf Philipp von Hessen brachte
später eine Aussöhnung zwischen Vater und Sohn zustande. Christoph
mußte versprechen, evangelisch zu werden und eine evangelische Fürsten-
tochter zu heiraten. Darauf übertrug ihm der Vater die Regierung über
Prinz Christophs Flucht.
1819 -
Ludwigsburg
: Nast
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
223
Geschichte Würtemb ergs.
-recht, das Kloster Maulbronn, die Städte Knittlingen, Be«
sigheim, Löwenstein, Neuenstadt/ Weinsberg durch Eroberung,
die Herrschaft Heldenhcim und die Klöster Königsbronn, An-
häufen und Herbrechtingen als Ersaz für seine Kriegskosten
1505, und spater die Festung Hohentwiel 1526, durch Kauf
an sich gebracht.
Christoph, der edle Sohn und Nachfolger Ulrichs
hatte schon in seiner frühern Jugend harte Schicksale. Im
vierten Jahr seines Alters kam er durch die Uebergabe des
Tübinger Schlosses, wohin ihn sein Vater mit seiner Schwe-
ster Ann-a hatte bringen lassen, in die Gewalt des schwäbi-
schen Bundes, und unter die Vormundschaft der Ke, zöge
von Baiern und Oestreich, und hätte nicht sem treuer Lehrer,
Tiffernus, mit eigener Gefahr ihm zur Flucht verholsen,
so wäre er in ein Kloster gebracht, und von der Regierung aus-
geschlossen worden. Spater sandte ihn sein Vater nach Frank-
reich und gab ihm zulezt die Grafschaft Mompelgard. Der
Streit, den schon sein Vater mit Ferdinand führte, der das
Land ansprach, endigte sich durch seine Klugheit mit dem Ver-
trag zu Passau, worinn sein Land als Afterlehen anerkannt,
und die spanische Desazung gegen Erlegung einer Summe
Geldes aus demselben gezogen wurde. Ein Vertrag ebenda-
selbst kurz vor diesem hatte den protestantischen Fürsten freye
Religions - Uebung zuerkannt. Christoph führte daher die
Kirchenordnung seines Vaters ein, ließ die eingezogenen Kir-
chen-Güter durch Rathe verwalten und von Dr. Brenz,
Probst zu Stuttgart, ein Glaubens - Bekenntniß verfassen.
Außer der Erweiterung des Stifts zu Tübingen,, er-
richtete er auch die niederen Kloster-Schulen und viele
andern im Lande. Eine bessere Einrichtung der Landstande,
die Einführung eines neuen in allen Theilen des Landes glei-
chen Landrechts, ei icr Landes - Ordnung, einer Ordnung im
Maaß und Gewicht und andere Geseze sind ebenfalls Chri-
stophs Werk. Geliebt von seinen Unterthanen, geachtet von
Deutschland und tm Ausland, starb er 1566. Unter ihm ka-
men mehrere Dörfer zu Wüttemberg.
Ludwig, noch minderjährig bei dem Tode seines Va-
ters Christoph, kam 10 Jahre lang unter Vormundschaft,
während welcher dtt Freiherten der Landstände und der Tü-
binger Vertrag bestätigt wurden. Als ec zur Regierung kam,
zeigte er sich fehr eifrig in der Ausbreitung der evangelischen
Lehre, und bekam deswegen von seinen Theologen den Beina-
men des Frommen, ungeachtet er einen großen Hang zu
Vergnügungen hatte. Ihm dankt das Land den Zuwachs
von Mezingen im Gau und anderer Dörfer. Auch war er der
Stifter des Collegium illustre zu Tübingen für fürstliche
Personen, welche daselbst studieren wollten. In den neusten
1909 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Hrsg.: Kapff, Paul von
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Hohenzollern, Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
32 § 9, Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
unter harten Bedingungen. Er mußte 300000 Gulden bezahlen, vor dem
Kaiser in Ulm sich demütigen, sodann dem sogenannten Interim sich fügen,
d. h. einer Verordnung, die inzwischen bis zu einer allgemeinen Kirchen-
Versammlung gelten sollte, und die Württemberg in Wirklichkeit wieder katho-
lisch machte. Zu allem Unglück hin erhob Ferdinand wiederum Ansprüche
auf das Herzogtum, weil Ulrich durch seine Empörung gegen den Kaiser es
verwirkt habe. Alle Gegenvorstellungen halfen nichts, und eben sollte das
Urteil gesprochen werden, als Ulrich i. I. 1550 starb und dadurch dem
Schicksal entging, noch einmal seines Landes beraubt zu werden.
Herzog Christoph (1550—1568).
Auf Herzog Ulrich folgte sein Sohn Christoph, einer der trefflichsten
Regenten Württembergs, mit den edelsten Eigenschaften des Geistes und des
Herzens ausgestattet. Das Joch, das er in der Jugend zu tragen hatte,
stählte frühzeitig seinen Charakter. Kaum war er y2 Jahr alt, so entfloh
seine Mutter; im vierten Jahre siel er nach Vertreibung seines Vaters in
feindliche Hände und wurde in der Fremde von einem Ort zum anderen geführt,
bis er an dem Kaiserlichen Hof aufgenommen wurde, wo er an Michael
Tiffernns einen ausgezeichneten Lehrer und väterlichen Freund fand. Kaiser
Karl V. hatte zwar Wohlgefallen an der Wißbegierde des jungen Prinzen,
behandelte ihn aber doch argwöhnisch, zumal er bei einer Reise durch Württem-
berg, wobei ihn der damals 15jährige Christoph begleitete, bemerkte, welche
Hoffnungen man hier auf diesen setzte. Er gedachte daher, ihn in ein Kloster
in Spanien zu stecken, um so Württemberg für immer au sein Haus zu
bringen. Allein auf der Reise dorthin entdeckte Tiffernus dem Prinzen den
Plan. An der Grenze von Tirol und Italien entfernten sich beide unbemerkt
vou dem kaiserlichen Gefolge und entkamen glücklich nach Bayern, wo Christoph
bei feinen Verwandten eine sichere Zuflucht faud. Nachdem sein Vater in sein
Herzogtum zurückgekehrt war, wurde er von diesem mit Argwohn und Härte
behandelt und mußte in französische Kriegsdienste treten, wo er mehrmals
in Lebensgefahr geriet. Endlich kam durch Vermittlung des Landgrafen
Philipp von Hessen eine Aussöhnung zwischen Vater und Sohn zustande, und
Christoph wurde Statthalter der Grafschaft Mömpelgard, die zu Württemberg
gehörte. Hier beschäftigte er sich eifrig mit den Wissenschaften, vor allem
mit den > Schriften von Luther, Melanchthon und Brenz, sowie in erster Linie
mit der Heiligen Schrift und wandte sich aus innerster Überzeugung der
Reformation zu.
Bei seinem Regierungsantritt fand Christoph das Herzogtum in einer
mißlichen Lage. Spanische Soldaten hielten es besetzt; das Land war größten-
teils wieder katholisch geworden, mit Schulden beladen und verarmt, und
König Ferdinand machte seine Ansprüche darauf geltend. Aber Herzog Christoph
war der schwierigen Aufgabe gewachsen. Er fand sich mit Ferdinand durch
eine ansehnliche Geldsumme ab, und als durch den Kurfürsten Moritz von
Sachsen das Kriegsglück auf die Seite der Protestanten sich gewendet hatte,
und der Kaiser im Passauer Vertrag 1552 und sodann im Augsburger
Religionsfrieden 1555 Religionsfreiheit zugestanden hatte, führte Herzog
Christoph im ganzen Lande die Reformation ein. Dabei wurde er kräftig
unterstützt vou dem trefflichen Johannes Brenz, dem Reformator Württem-
beras, der zum Propst an der Stiftskirche in Stuttgart ernannt worden war.
1860 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Christophs Regierung. Auch der edle Freundschaftsband, den Christoph frühe mit
Kaiser Ferdinands Sohn und Nachfolger, Maximilian, geschlossen hatte, war für
Würtiemberg von wohlthätigen Folgen.,- Von Körper war Herzog Christoph ge-
wandt, abgehärtet, kräftig; sein Geist war unerschrocken, scharfstnnig und beharrlich.
In seinem früheren Leben hatte er sich Weisheit erworben, und seine Regicrungszeit
bot ihm Gelegenheit genug dar, sie zu üben. Im Reden und Schreiben, im Latei-
nischen und Französischen und in den Wissenschaften war er sehr bewandert. - Un-
sere Muttersprache erwachte damals, wie die Nation selbst, zu ihrer eigenthümlichen
Kraft und Gediegenheit, einfach, treffend, mächtig, herzlich, so wie Luther schrieb und
sprach. Auch in dem, was wir von Christoph lesen, ist ein Gepräge von Herzlich-
keit und Biederkeit. Offenheit, Wahrhaftigkeit und Treue schätzten an ihm Freund
und Feind. Als im Jahr 1538 der Kaiser Karl V. und der König von Frank-
reich, die durch den Pabst sollten in Nizza mit einander ausgesöhnt werden, dort
dem Pabste den Pantoffel küßten, redete man auch Christoph, der im Gefolge des
Königs von Frankreich war und sich damals von der katholischen Kirche noch nicht
losgesagt hatte, gewaltig zu, es auch zu thun, allein er weigerte sich beharrlich, ob-
wohl er erst 23 Jahre alt war. Aber die Noth hatte ihn beten gelehrt, und das
Gebet macht die Menschen stark, daß keine irdische Rücksicht sie bewegen kann. Jede
Nacht vor Schlafengehen las er einige Kapitel in der Bibel; die Kirche besuchte er
gern und regelmäßig, selbst auf der Jagd und auf Reisen.
Unter einem solchen Fürsten mußte die Negierung gut besorgt und der Unter-
than berathen sein. Nach allen Seiten hin war er thätig, sah überall selber nach
und arbeitete von früh bis spät in Negieruugsgeschäften mit solcher Enisigkeit, daß
man ihm das Zeugniß gab, drei andere hätten in der gleichen Zeit nicht mehr zu
Stande gebracht. Gerecht und mild zugleich, war er herablassend gegen Jedermann
und auch dem Aermsten im Volk zugänglich. Mißhandlungen seiner Unterthanen
durch Beamte, wie sie sonst sehr im Brauch gewesen, duldete er nicht. Worüber die
Unterthanen bin und wieder klagten, das war die Baulust des Herzogs. Er baute
die Schlösser zu Nenenstadt, Weinsberg, Brackenheim, Neuenbürg, Leonberg, Walden-
buch, Pfullingen, Kirchheim, Göppingen, Schorndorf, zu Stuttgart außer anderen
Gebäuden das jetzige alte Schloß, wodurch die Residenz der Herzoge an Stuttgart
' ai® ^.uuvvater verdient Herzog Christoph ebenfalls unsere Verehrung. Seine
heimlichsten Stunden waren die, die er Abends im häuslichen Kreise mit seiner Ge-
mahlin und seinen zehn Kindern (von zwölf waren zwei frühe gestorben) zubrachte.
Er ließ seine Kinder nach bestem Wissen sorgfältig erziehen und unterrichten, erlebte
aber an seinen zwei Söhnen nicht viele Freude, und es mochte ihn der Gedanke oft
schmerzen, daß .vielleicht schon unter seinem nächsten Nachfolger das mühsam ge-
pflanzte Gute wieder vernichtet werde. Dafür, daß er, auf die Zukunft bedacht, in
seinen Oheim, Graf Georg, drang, noch im 57ten Jahre zu heiraten, wurde Herzog
Christoph nach seinem Tode gesegnet. Hätte da nicht ein Sohn von Graf Georg
gelebt, so wäre Württemberg an Oesterreich gefallen und die Schicksale der Evange-
lischen in Oesterreich unter Ferdinand Ii. würden auch die Württcmberger getheilt
haben.
'J Herzog Christoph hatte schon mehrere Jahre gekränkelt, er brauchte das Wild-
bad zu wiederholten Malen, merkte aber wohl, daß es mit seinem Leben zur Neige
gehe. „Ein kühl Erdreich", sagte er, „wird mein Doktor sein. Wenn das von Gott
1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
381
Christophs Negierung. Auch der edle Freundschaftsbnud, den Christoph frühe mit
Kaiser Ferdinands Sohn und Nachfolger, Maximilian, geschlossen hatte, war für
Württemberg von wohlthätigen Folgen. Von Körper war Herzog Christoph ge-
wandt, abgehärtet, kräftig; sein Geist war unerschrocken, scharfsinnig und beharrlich.
In seinem früheren Leben hatte er sich Weisheit erworben, und seine Negierungszeit
bot ihm Gelegenheit genug dar, sie zu üben. Im Reden und Schreiben, im Latei-
nischen und Französischen und in den Wissenschaften war er sehr bewandert. Un-
sere Muttersprache erwachte damals, wie die Nation selbst, zu ihrer eigenthümlichen
Kraft und Gediegenheit, einfach, treffend, mächtig, herzlich, so wie Luther schrieb und
sprach. Auch iu dem, was wir von Christoph lesen, ist ein Gepräge von Herzlich-
keit und Biederkeit. Offenheit, Wahrhaftigkeit und Treue schätzten an ihm Freund
und Feind. Als im Jahr 1538 der Kaiser Karl V. und der König von Frank-
reich, die durch den Pabst sollten in Nizza mit einander ausgesöhnt werden, dort
dem Pabste den Pantoffel küßten, redete man auch Christoph, der im Gefolge des
Königs von Frankreich war und sich damals von der katholischen Kirche noch nicht
losgesagt hatte, gewaltig zu, es auch zu thun, allein er weigerte sich beharrlich, ob-
wohl er erst 23 Jahre alt war. Aber die Noth hatte ihn beten gelehrt, und das
Gebet macht die Menschen stark, daß keine irdische Rücksicht sie bewegen kann. Jede
Nacht vor Schlafengehen las er einige Kapitel in der Bibel; die Kirche besuchte er
gern und regelmäßig, selbst auf der Jagd und ans Reisen.
Unter einem solchen Fürsten mußte die Negierung gut besorgt und der Unter-
than berathen sein. Nach allen Seiten hin war er thätig, sah überall selber nach
und arbeitete von früh bis spät in Negierungsgeschäften mit solcher Emsigkeit, daß
man ihm das Zeugniß gab, drei andere hätten in der gleichen Zeit nicht mehr zu
Stande gebracht. Gerecht und mild zugleich, war er herablassend gegen Jedermann
und auch dem Aermsten im Volk zugänglich. Mißhandlungen seiner Unterthanen
durch Beamte, wie sie sonst sehr im Brauch gewesen, duldete er nicht. Worüber die
Unterthanen hin und wieder klagten, das war die Baulust des Herzogs. Er baute
die Schlösser zu Ncuenstadt, Weinsbcrg, Brackenheim, Neuenbürg, Leonberg, Walden-
buch, Pfullingen, Kirchheim, Göppingen, Schorndorf, zu Stuttgart außer anderen
Gebäuden das jetzige alte Schloß, wodurch die Residenz der Herzoge an Stuttgart
gefesselt wurde.
Als Hausvater verdient Herzog Christoph ebenfalls unsere Verehrung. Seine
heimlichsten Stunden waren die, die er Abends im häuslichen Kreise mit seiner Ge-
mahlin und seinen zehn Kindern (von zwölf-waren zwei frühe gestorben) zubrachte.
Er ließ seine Kinder nach bestem Wissen sorgfältig erziehen und unterrichten, erlebte
aber an seinen zwei Söhnen nicht viele Freude, und es mochte ihn der Gedanke oft
schmerzen, daß vielleicht schon unter seinem nächsten Nachfolger das mühsam ge-
pflanzte Gute wieder vernichtet werde. Dafür, daß er, auf die Zukunft bedacht, in
seinen Oheim, Graf Georg, drang, noch im 57ten Jahre zu heiraten, wurde Herzog
Christoph nach seinem Tode gesegnet. Hätte da nicht ein Sohn von Graf Georg
gelebt, so wäre Württemberg an Oesterreich gefallen und die Schicksale der Evange-
lischen in Oesterreich unter Ferdinand Ii. würden auch die Württemberger getheilt
haben.
Herzog Christoph hatte schon mehrere Jahre gekränkelt, er brauchte das Wild-
bad zu wiederholten Malen, merkte aber wohl, daß es mit seinem Leben zur Neige
gehe. „Ein kühl Erdreich", sagte er, „wird mein Doktor sein. Wenn das von Gott
1909 -
Stuttgart
: Bonz
- Hrsg.: Württembergischer Evangelischer Lehrer-Unterstützungsverein, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
34
war die Aufstellung eines allgemeinen Landrechts, die Einführung
gleicher Münzen, Maße und Gewichte sowie die Regelung des Zoll-
Wesens und des Zehnten. Eine große Freude hatte Herzog Christoph am
Bauen. Die alten Festungen Hohenneuffen, Hohentwiel und Urach ließ er
in einen besseren Stand setzen; auch baute er das jetzige alte Schloß in
Stuttgart. Von seinen Untertanen verlangte er in einer besonderen Bau-
ordnung, daß sie ihre Wohnungen sauber und anständig herstellen sollten.
Den größten Ruhm erwarb sich Herzog Christoph durch seine Für-
sorge für Kirche und Schule. Er vollendete das unter seinem Vater
begonnene Werk der Reformation und erwählte gu dessen Ausführung
Johannes Brenz, der zu Weil der Stadt geboren war und später als
evangelischer Prediger in der schwäbischen Reichsstadt Hall gewirkt hatte.
Christoph berief ihn nach Stuttgart, ernannte ihn zu seinem Rat und machte
ihn zum ersten Geistlichen der Stiftskirche. In Wort und Schrift, auf
der Kanzel und in seinem Katechismus verkündigte Brenz dem Volk die
Lehre des Evangeliums. Damit auch andere davon zeugen konnten, sorgte
der Herzog dafür, daß tüchtige Geistliche herangebildet wurden. Deshalb
ließ er in früheren Klöstern, wie Maulbronn, Blaubeuren, Urach u. a.,
Schulen einrichten, in welchen sich junge Leute auf den geistlichen Beruf
vorbereiteten. Weil Herzog Christoph den Wert einer guten Jugendbildung
wohl zu schätzen wußte, ordnete er an, daß an allen Orten Volksschulen
und in den Städten auch Lateinschulen errichtet werden sollten.
In seinen letzten Lebensjahren wurde Christoph viel durch Krank-
heiten heimgesucht, und auch der Besuch des Wildbads hielt das Sinken
seiner Lebenskraft nicht auf. „Ein kühl Erdreich", sagte er, „wird mein
Doktor sein." Er bat seine Gemahlin, man solle ihm in seinem letzten
Stündlein das Lied singen: „Mit Fried und Freud ich fahr' dahin." Seine
Gebeine ruhen im Chor der Stiftskirche zu Tübingen. — Das Andenken
an diesen trefflichen Fürsten lebt in den Herzen des Württemberger Volkes
fort. König Karl ließ dem großen Ahnen auf dem Schloßplatz in Stutt-
gart das Christophsdenkmal errichten.
17. Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648).
1. Veranlassung. Die nächsten Nachfolger Karls V. waren milde und ver-
söhnliche Fürsten, die der Ausbreitung der evangelischen Lehre kein Hindernis in
den Weg legten. Fast ganz Norddeutschland nahm die Reformation an, und selbst
in den österreichischen Erbländern fand sie Eingang. Der junge Erzherzog Ferdinand
von Steiermark, der nachherrge Kaiser Ferdinand Ii., ging aber alsbald ans Werk,
die evangelischen Prediger und Lehrer aus den österreichischen Erbländern aus-
zuweisen. Wer nicht katholisch wurde, mußte auswandern. „Besser eine Wüste
als ein Land voll Ketzer," sagte er. Auch sein Freund, der junge Herzog und
spätere Kurfürst Maximilian von Bayern, hatte dieselbe Gesinnung.
1875 -
Tübingen
: Fues
- Autor: Staiger, G.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
. 33. Herzog Christophs Regierung.
93
seinen Vater zu sehen, der in Mldbad Erleichterung von seinem Podagra suchte. Er starb bald darauf in Tbingen und hinterlie nun dem Sohne das Land unter traurigen Umstnden.
. 33.
Herzog Mistophs Wegierung. 15501568.
Wie das Gold durch Feuer bewhret wird, also werden die, so Gott gefallen, * durchs Feuer der Trbsal bewhret."
S i r a ch 2, 5.
Denn wer den Besten seiner Zeit genug (Sethan, der hat gelebt fr alle Zeiten."
Schiller.
Wohl wenige Fürsten haben jemals ihre Regierung unter solch ungnstigen 1550 Verhltnissen angetreten, wie Christoph von Wrttemberg. Es gehrte der durch ^ schwere Leiden gesthlte Much und die Entschlossenheit eines geluterten Mannes dazu, um hier nicht vollstndig zu verzagen. Wrttemberg war in den letzten Jahren ganz aus den Fugen gewichen, von Oesterreich hart bedrngt und die Kirche durch das Interim ganz zerfallen.
Aber Christoph zagte nicht; er standfest in allen Strmen. Es ist ihm gelungen, das von Eberhard im Bart angefangene Werk des inneren Ausbaus in der Staats-und Kirchenverfassung fortzufhren und in der kurzen Zeit von 18 Jahren zu vollenden. Das konnte nur ein Mann mit seiner Opferfreudigkeit, Hingebung, Beharrlichkeit und Ausdauer. Er war ein Mann und wankte nicht" trotz aller Schwierigkeiten, die sich ihm entgegenstellten, trotz aller Strme, die sein Werk zu zerstren suchten. Und so steht sein Werk heute noch in unserem Lande; es hat sich durch drei Jahrhunderte erhalten und als ein Werk der Weisheit und des Segens erwiesen.
Ulrich war am K.november gestorben; am 8. Nov. lie sich Christoph schon in Stuttgart und Tbingen huldigen. Die Cannstatter riefen bei der Huldigung: Hie gnt Wrttemberg in Ewigkeil!" Das Land war schwer mit Schulden beladen; das Volk war verarmt durch die vielen Steuerzahlungen und Einquar-tierungen; ein groer Theil wollte auswandern. Ueberall herrschte die grte Unordnung und Unsicherheit. Spanische Besatzungen waren im Land, und König Ferdinand machte seine Ansprche auf Wrttemberg geltend. Christoph theilte sogleich Kaiser Karl und König Ferdinand den Tod seines Vaters und den Antritt der Regentschaft seinerseits mit, bat auch, da man seine Unschuld kenne, da er als treuer Fürst und Lehensmann besttigt werde. Seine Mutter Sabina lie der Herzog in Bayern abholen und wies ihr Nrtingen als Witivensttz an, wo sie zur evangelischen Lehre bertrat und Arme und Kranke freundlich untersttzte. Sie starb, 73 Jahre alt, im Jahr 1564. Ihre Tochter Anna war schon im Jahr 1530 an einer Pest gestorben.
Was Christoph durch gutliche Unterhandlungen nicht bewerkstelligen konnte, tun durch Streitigkeiten zwischen Karl und seinem Bruder zu Stande. Jener entschlo sich, den Thron seinem Sohne Philipp zu hinterlassen und Ferdinand von der Erbfolge auszuschlieen. Dieser wurde darum gegen Christoph nachgiebig, zumal als der Kaiser den Herzog brieflich versicherte, da er seiner Freundschaft gewi sein drfe. Aber es werde fehr gut fr ihn fein, wenn er die alte Religion wiederherstelle. Der Bifchof von Augsburg bat darum und fagte feinen Beistand
1875 -
Tübingen
: Fues
- Autor: Staiger, G.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
90
Iii. Wrttemberg als Herzogthum.
lichen ehelichen Verhltni zwischen beiden Eltern hatte er bis zu des Vaters Tod zu tragen. Die Liebe des angestammten Volkes und die Sorge befreundeter Fürsten konnten lange nichts gegen die Macht des siegreichen Kaisers ausrichten, in dessen Hand die Geschicke Wrttembergs und seines knftigen Herrschers gelegt waren. Mit List und endlich mit Gewalt versuchte Karl V. alle Wege, welche den Prinzen in seilt Land hatten zurckfhren knnen, zu versperren. Das einfachste Mittel war, da er sich der Person Christophs selber bemchtigte.
Nach der Eroberung Wrttembergs durch* den Schwbischen Bund und der schmhlichen Uebergabe des Schlosses Hohen-Tbingen wurde Christoph er war noch nicht 5 Jahre alt nach Innsbruck gebracht, wo er von Erzherzog Ferdinand dem Rechtsgelehrten Wilhelm von Reichenbach zur Erziehung mit dessen Kindern bergeben wurde. Dieser unterrichtete ihn fleiig im Latei-nischen und hielt ihn zur Gottesfurcht an. Neun Jahre spter wurde Christoph der Pflege und dem Unterrichte des Michael vontiffernus (Tybein), eines vortrefflichen Lehrers und Erziehers x) anvertraut und nach Wienerisch-Neustadt gebracht. Dieser fhrte ihn in die Wissenschaften ein und brachte ihm im Lateinischen so hohe Kenntnisse bei, da Christoph diese Sprache ohne Mhe sprechen konnte, wobei zu bemerken, da er ein begabter, fleiiger, beharrlicher und strebsamer Schler war. Durch sein lebhaftes Wesen und seinen freien Geist fiel er bald dem Kaiser auf, der ihn darum zu seinem Vorleser bestimmte und in sein Kabinet einfhrte. Hier, sowie in der Begleitung des Kaisers auf dessen Reisen erweiterte sich Christophs Geschichtskreis und er hat die tiefen Einblicke, die er bei Karls Vertraulichkeit gegen ihn in das Staatswesen werfen konnte, treulich verwerthet und bentzt. Aber dieses fr Christoph so gnstige verhltni war von kurzer Dauer. Auf dem Reichstag zu Augsburg (1530) hatten die Fürsten erfolglos um die Zurckgabe Wrttembergs an Ulrich gebeten. Das Land fiel an das Haus Oesterreich. Christoph war dabei, namentlich durch nheren Um-gang mit dem Landgrafen Philipp von Hessen, mit seinen Familienverhltnissen bekannt geworden, wie auch mit seinen Rechten und Ansprchen auf Wrttemberg. Bald wurde der Kaiser dehalb argwhnisch gegen den Prinzen und suchte ihn auf immer unschdlich zu machen. Karl zog nach beendigtem Reichstag durch Italien nach Spanien, wo Christoph in ein spanisches Kloster gesteckt werden sollte. Sein Lehrer aber erfuhr den ganzen Anschlag, theilte ihn dem Prinzen mit und schlug ihm vor, den kaiserlichen Tro heimlich zu verlassen. Auf der Grenze zwischen Tyrol und Italien unternahmen beide die Flucht mit verkehrt beschlagenen Pferden. Christophs Pferd hinkte auf der Flucht und mute in einen Sumpf geworfen werden. Der Prinz fand bei den Herzogen von Bayern Schutz und Frderung in seinen Ansprchen an Wrttemberg 2). Sogleich erhob Christoph
1) Tiffern war seinem geliebten Prinzen in allen Stcken in unverbrchlicher -Treue zngethan. So bewahrte er ihn im Jahre 1529 mit groer Entschlossenheit und eigener Lebensgefahr vor trkischer Gefangenschaft.
2) Von den Flchtigen konnte der Kaiser keine Spur entdecken. So schreibt König Ferdinand an Dietrich Spt, den Rath Sabinas: Wir wollen Dir in gndigem Vertrauen anzeigen, da der jung Herzog zu Wirtenberg an unsers Bruders Hof verloren, und ans diesen Tag zu Mantua niemand, wo er hingekommen sein soll, wissend ist, aber uns anheilt durch einen Kaplan K. M. angezeigt, dap er gemelten Herzog ein wenig vor Salzburg her auf der Straen betreten und reuten sehen, der auch nur selb-
1910 -
Leutkirch
: Bernklau
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
15
faltige Erziehung erhielt. Nachher kam er an den Hof des weltgebie-
tenden Kaisers Karl V. Dieser fand Gefallen an dem aufgeweckten
Jüngling und nahm ihn auf seinen weiten Reisen mit sich. Auf einer
solchen entfloh Christoph zu seinen Verwandten nach Bayern. Später
hielt er sich in Mömpelgard auf, wo er zum neuen Glauben übertrat.
Im November 1560 eilte er an das Sterbelager des Vaters, traf ihn
aber nicht mehr unter den Lebenden.
Regierungsantritt. Mit fester Hand ergriff der in harter Schule
gereifte Mann die Zügel der Regierung. Sein Erbe war in einem
traurigen Zustande. Eine große Schuldenlast drückte das Land; durch
die neue Lehre waren die Gemüter entzweit, und König Ferdinand
machte Ansprüche auf das Herzogtum. Erst nach langen Verhand-
lungen kam ein Vergleich zustande. Christoph behielt sein Land, aber
nur als österreichisches Lehen und gegen Entrichtung einer Summe
von 250 000 Gulden.
Landrecht 1555. Um Ruhe und Frieden in dem aufgeregten
Lande herzustellen, bestätigte Christoph den „Tübinger Vertrag"
in seinem vollen Umfang. Er erneuerte und verbesserte die „Landes-
ordnung" Eberhards im Bart und schuf ein Landesgesetzbuch, das
im Jahre 1555 veröffentlichte „Land recht". Ebenso führte er
durch die „Landmeß- und Eichordnung" gleiches Maß und Gewicht
ein und gab noch andere Vorschriften in bezug auf Handel und
Gewerbe, wodurch der Wohlstand des Landes wuchs.
Kirchenordnung 1559. Mit Eifer führte Herzog Christoph das
Werk seines Vaters zu Ende, Württemberg protestantisch zu machen.
Seine Berater waren Johannes Brenz aus Weilderstadt, Propst
an der Stiftskirche zu Stuttgart, und Jakob A n d r e ä, Kanzler der
Universität Tübingen. Nach seiner „K i r ch e n o r d n u n g" vom
Jahre 1659 sind die evangelisch-kirchlichen Verhältnisse im wesentlichen
bis heute eingerichtet. Für die Heranbildung evangelischer Geistlichen
erweiterte er das Augustinerkloster in Tübingen zum „Stift"; in den
aufgehobenen Klöstern zu Blaubeuren, Urach und Maulbronn gründete
er die niedern Seminare.
Schulordnung 1559. Auch dem Schulweseu wandte Christoph
seine Aufmerksamkeit zu, und zwar galt seine Sorge ebenso dem
niedern wie dem höhern Schulwesen. Seine Schulordnung
vom Jahre 1559 ordnete für jeden Ort die Errichtung von Schulen
an, an deren Unterricht auch die Mädchen teilnehmen sollten; in den
Städten sollten lateinische Schulen errichtet werden.
Bauten. Herzog Christoph war ein sparsamer Mann. Seinem
haushälterischen Sinn gelang es, die Schulden des Landes mehr und
1839 -
Karlsruhe
: Groos
- Autor: Stern, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
262
Zweite Stufe des Unterrichts.
Ullrichs einziger Sohn, Christoph, mußte als einjähriger
Knabe bei der Vertreibung seines unglücklichen Vaters zu Kaiser
Karl nach Insbruck wandern, um an dessen Seite erzogen zu
werden. Als man in Weißenhorn übernachtete, hatte der Wirt
ein junges Lämmlein, mit welchem der junge Fürst dieselbe Nacht
viel Freude hatte. Am andern Morgen hätte er gern das Lämm-
lein mitgenommen; da man es ihm aber nicht ließ, befahl er
dem Wirte hoch, er sollte dem Lämmlein genug zu essen geben;
wenn er wieder käme, wollte er es ihm bezahlen. Als Ijahriger
Prinz mußte er in Wien zusehen, wie bei der Belehnung des Königs
Ferdinand durch den Kaiser nebst den andern Fahnen auch die
Würtembergs mit den Hirschgeweihen dem neuen Herrscher über-
geben wurden. Michael Tiffernus wurde ihm als Lehrer gegeben,
der für den herrlichen und vielversprechenden Prinzen eine große
Liebe faßte. 1529 rettete ihn sein Lehrer bei der Belagerung
Wiens durch Solimán mit eigener Lebensgefahr aus türkischer
Gefangenschaft. Auch den Kaiser Karl sprach der junge Christoph
sehr an. Cr mußte ihm vorlesen, bei Staatsgeschäften zugegen
sein, und die kaiserlichen Aussprüche hören. Im kaiserlichen Ge-
folge sah er Ober-und Niederdeutschland. Aber auf dem Reichstage
zu Augsburg wurde er von seinen beiden Oheimen, den Herzogen
von Bauern, den Brüdern seiner Mutter Sabina, über seine wahre
Lage aufgeklärt. Umsonst bat Christoph um sein Recht. Als der
Kaiser durch Italien nach Spanien zurückkehren wollte und es den
Anschein hatte, daß Christoph in ein Kloster gethan werden sollte,
gewann Tiffernus aufder Grenze von Tprol einen der Wege kundigen
Edelmann, ließ die Hufe der Pferde verkehrt beschlagen und entfloh
mit dem Prinzen (im November 1532). Sie wandten sich auf der
Flucht zu ihren bairischen Vettern. Da fing Christophs Pferd an
zu hinken und konnte nicht weiter kommen. Tiffernus gibt ihm das
seine, wirft das unbrauchbare in einen Sumpf, und versteckte sich
im Schilf. Die verfolgenden spanischen Reiter kommen nach,
kehren endlich leer zurück; Christoph kommt sicher bei seinem Oheim,
Herzog Ludwig in Landshut, an, wo ihn Tiffernus wieder findet.
Als man, mit Ausschluß seines Vaters, mit ihm unterhandeln
wollte, ibm ein ander Land anstatt des seinen zu geben, oder da
seine bairischen Oheime ihm zum Lande hatten verhelfen wollen,
1860 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
354
zeuge gewesen im Plane der Vorsehung zur Veredlung der Menschen. Ein solcher
Entdecker war aiuch Christoph Columbus. E?. chwh-_ej.g e nt sich Colombo, und
war-um Jahr 1435 oder 1436 zu Genua in Italien geboren. Sein Vater war ein
rechtschaffener, aber armer Mann und ernährte sein Weib und seine vier Kinder
mit Wollekämmen. Dennoch sparte er, so weit seine Mittel reichten, nichts an der
Erziehung seiner Kleinen, und Christoph, sein ältester, durfte lesen und schreiben,
rechnen, zeichnen und malen lernen. Es war aber gleich etwas Besonderes mit dem
Knaben. Er machte seine Schularbeiten nicht nur, nm sie gemacht zu haben, wie
so Viele thun, aus denen weiter nichts als etwas Mittelmäßiges werden wird, son-
dern was unser Christoph angriff, darin wollte ers zur Vollkommenheit bringen.
Er schrieb eine so schone Hand, als wenn er zeitlebens gar nichts anderes als ein
Schreibmeister hätte werden sollen; und im Zeichnen erwarb er sich eine solche Fer-
tigkeit, daß er nur schon dadurch allein jederzeit hätte sein Brod verdienen können.
Die Eltern aber dachten: konnte er das lernen, so kann er auch noch mehr lernen,
und wer weiß? — und schickten ihn darum für einige Zeit aus die hohe Schule zu
Pavia. Hier lernte er tüchtig Latein und trieb besonders alle die Wissenschaften,
die einem künftigen Seemann nützlich sind, als Geometrie (Größenlehre), Erdbeschrei-
bung, Astrologie (wie man damals für Astronomie oder Sternkunde sagte) und
Schifffahrtskunde. Denn schon in seiner frühesten Kindheit hatte er, wenn er im
Hafen von Genua die Schiffe ankommen und abfahren sah, einen großen Trieb zum
Seeleben in sich verspürt und bei sich selber gedacht, er würde zeitlebens ein glücklicher
Mensch sein, wenn er nur einmal auch in das weite Meer hinaus fahren und
neue, seltsame Länder aufsuchen könnte. Dieser Trieb stund. je größer er ward,
desto fester in seinem Herzen, und in seinen spätern Lebensjahren noch, wenn er au
die großen Dinge, die durch ihn herbeigeführt worden, gedachte, so dachte er auch
mit einem feierlichen Gefühl an diesen Trieb seiner Kindheit zurück und konnte nicht
anders glauben, als daß ihn Gott selber in seine Seele gelegt habe.
Mit dem vierzehnten Jahr ging der junge Columbus zur See, und übte
seine Tüchtigkeit und stählte seine Gegenwart des Geistes in tausend kriegerischen
Abenteuern, wie sie in jenen Zeiten auf den Gewässern des mittelländischen Meers
fast unausgesetzt vorkamen.
Damals dachte man nun gerade viel darüber nach, auf welchem Wege mau
am bequemsten, sichersten und fchnellsten nach dem schönen Lande Ostindien im süd-
östlichen Asien kommen könnte, wo der Pfeffer wächst, Reis, Zimmt und das Zucker-
rohr, einem Lande reich an Gold und Edelsteinen. Columbus dackte auch darüber
nach und meinte: „Ostindien liegt weit, weit gegen Osten. Da nun die Erde eine
Kugel ist, so muß man ja auch dahin können, wenn man immer nach Westen fährt!"
So meinte Columbus, und er wäre nm sein Leben gern einmal nach Westen ge-
fahren; aber — er hatte keine Schiffe. Er theilte daher den Rathsherren seiner
Vaterstadt Genua seine Meinung und seinen Wunsch mit; aber die dachten: „Co-
lnmbns ist ein Narr!" und gaben ihm keine Schiffe. Schon vorher hatte er im
Königreich Portugal darum gebeten, aber vergebens. Nun ging er nach Spanien,
wo König Ferdinand gerade daran war, alle Muhammedaner oder Mauren aus sei-
nem Lande zu jagen. Anfangs hörte man auch nicht auf ihn. „Du Thor", sag-
ten die Mönche, „wenn du nach Westen segelst, gehts ja immer bergunter, weil die
Erde eine Kugel ist, wie willst du denn wieder zurückkehren und den Wasserberg
hiuaufschiffen können?" Königin Jsabclla war aber verständiger. I Als Columbus
1860 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
377
römische Reich verboten hätte. Auf dies fing der Kurfürst an zu
weinen, daß ihm die Thränen über die Backen zur Erde flosien,
stand auf, ging ans Fenster, wandte sich aber bald wieder zu ihnen
und sagte: „Hat euch der Kaiser den Himmel verboten?" — „Nein!"
— Dann fuhr er fort und sprach: „So hat es noch keine Noth,
das Reich muß uns doch bleiben! so wird Gott auch ein
Land finden, daß ihr sein Wort könnt predigen."
176. Prinz Christophs Flucht.
(1532.)
Christoph, ein Sohn Herzog Ulrichs von Württemberg, kam durch die
treulose Uebergabe des Schlosses Tübingen schon im vierten Lebensjahr in
die Hände des schwäbischen Bundes, und da Württemberg endlich an den
Erzherzog Ferdinand von Oesterreich abgetreten wurde, in die Gewalt des
letzteren. Von Tübingen hinweg hatte man ihn nach Innsbruck gebracht, wo
die kaiserliche Hofhaltung war. Im Jahr 1529 kam er nach Wien, wo er
das Glück hatte, der Leitung und dem Unterricht des Michael Tifferny, öffent-
lichen Lehrers daselbst, eines in Hinsicht auf Gelehrsamkeit und Edelsinn aus-
gezeichneten Mannes, anvertraut zu werden. Der Kaiser lernte den Prinzen
persönlich kennen und fand so grosses Wohlgefallen an ihm, dass er ihn in
sein Kanzleigefolge aufnahm und ihm freien Zutritt zu den Berathungen des
geheimen Raths gestattete. Im Jahr 1530 nahm er ihn mit auf den berühm-
ten Reichstag zu Augsburg, wo dem Prinzen seine Ansprüche an Württemberg
und der Plan des Kaisers erst deutlich wurden. Der Kaiser wünschte Würt-
temberg für immer zu behalten; weil er aber zu Augsburg bemerkt hatte,
dass die meisten Fürsten des Reichs für Christoph günstige Gesinnungen heg-
, ten, beschloss er, den Prinzen aus Deutschland zu entfernen und in Spanien
in ein Kloster zu stecken. Bald zeigte sich eine günstige Gelegenheit zur Aus-
führung dieses Planes. Da nach beendigtem Feldzug gegen die Türken der
Kaiser (1532) nach Italien reiste, um von da nach Spanien zu segeln, so
konnte es keinen Verdacht erregen, dass der Prinz im Gefolge des Kaisers die
Reise mitmachen sollte. Dem Tifferny kam der Plan des Kaisers zu Ohren.
Er theilte dem Prinzen die gemachte Entdeckung mit, und es schien am ge-
ratensten, dass dieser jetzt sogleich (man reiste bereits über die tirolischen
Gebirge) aus dem Gefolge des Kaisers unbemerkt sich entferne und zu seinem
Oheim, dem Herzog von Bayern, nach Landshut entfliehe. Der treue Hof-
meister wollte die Gefahr der Flucht mit dem Prinzen theilen. So begannen
sie denn, geführt von einem wegkundigen Landmann, im Vertrauen auf Got-
tes Schutz, die gefahrvolle Reise.
Wie es den Flüchtlingen nun ergangen, und wie sie namentlich vor den
nachsetzenden spanischen Kriegsknechten bewahrt wurden, das wollen wir aus
dem Munde eines vaterländischen Dichters, Gustav Schwab, vernehmen:
1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
377
römische Reich verboten hätte. Auf dies fing der Kurfürst an zu
weinen, daß ihm die Thränen über die Backen zur Erde flössen,
stand auf, ging ans Fenster, wandte sich aber bald wieder zu ihnen
und sagte: „Hat euch der Kaiser den Himmel verboten?" — „Nein!"
— Dann fuhr er fort und sprach: „So hat es noch keine Noth,
das Reich muß uns doch bleiben! so wird Gott auch ein
Land finden, daß ihr sein Wort könnt predigen."
176. Prinz Christophs Flucht.
(1532.)
Christoph, ein Sohn Herzog Ulrichs von Württemberg, kam durch die
treulose Uebergabe des Schlosses Tübingen schon im vierten Lebensjahr in
die Hände des schwäbischen Bundes, und da Württemberg endlich an den
Erzherzog Ferdinand von Oesterreich abgetreten wurde, in die Gewalt des
letzteren. Von Tübingen hinweg hatte man ihn nach Innsbruck gebracht, wo
die kaiserliche Hofhaltung war. Im Jahr 1529 kam er nach Wien, wo er
das Glück hatte, der Leitung und dem Unterricht des Michael Tifferny, öffent-
lichen Lehrers daselbst, eines in Hinsicht auf Gelehrsamkeit und Edelsinn aus-
gezeichneten Mannes, anvertraut zu werden. Der Kaiser lernte den Prinzen
persönlich kennen und fand so grosses Wohlgefallen an ihm, dass er ihn in
sein Kanzleigefolge aufnahm und ihm freien Zutritt zu den Berathungen des
geheimen Baths gestattete. Im Jahr 1530 nahm er ihn mit auf den berühm-
ten Reichstag zu Augsburg, wo dem Prinzen seine Ansprüche an Württemberg
und der Plan des Kaisers erst deutlich wurden. Der Kaiser wünschte Würt-
temberg für immer zu behalten; weil er aber zu Augsburg bemerkt hatte,
dass die meisten Fürsten des Reichs für Christoph günstige Gesinnungen heg-
ten, beschloss er, den Prinzen aus Deutschland zu entfernen und in Spanien
in ein Kloster zu stecken. Bald zeigte sich eine günstige Gelegenheit zur Aus-
führung dieses Planes. Da nach beendigtem Feldzug gegen die Türken der
Kaiser (1532) nach Italien reiste, um von da nach Spanien zu segeln, so
konnte es keinen Verdacht erregen, dass der Prinz im Gefolge des Kaisers die
Reise mitmachen sollte. Dem Tifferny kam der Plan des Kaisers zu Ohren.
Er theilte dem Prinzen die gemachte Entdeckung mit, und es schien am ge-
rathensten, dass dieser jetzt sogleich (man reiste bereits über die tirolischen
Gebirge) aus dem Gefolge des Kaisers unbemerkt sich entferne und zu seinem
Oheim, dem Herzog von Bayern, nach Landshut entfliehe. Der treue Hof-
meister wollte die Gefahr der Flucht mit dem Prinzen theilen. So begannen
sie denn, geführt von einem wegkundigen Landmann, im Vertrauen auf Got-
tes Schutz, die gefahrvolle Reise.
Wie es den Flüchtlingen nun ergangen, und wie sie namentlich vor den
nachsetzenden spanischen Kriegsknechten bewahrt wurden, das wollen wir aus
dem Munde eines vaterländischen Dichters, Gustav Schwab, vernehmen:
1858 -
Stuttgart
: Schweizerbart
- Autor: Pleibel, August Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
387
und Feuer-, Bau-, Zehent- re. Ordnungen folgten; kurz: rastlos
war das Streben des Herzogs, die Mißstände zu heben und bessere
Zustände herbeizuführen. Sein Hauptaugenmerk richtete Christoph
ferner auf die kirch lichen Verhä lt n i sse und die Vollendung
des Resvrmativns Werks in seinen Landen. Allenthalben wur-
den deutsche Schulen eingeführt, und zur Bildung evangelischer Pre-
diger richtete er nicht nur die sogenannten nieder» Klosterschulcn ein,
sondern verbesserte und erweiterte auch das theologische Stift zu
Tübingen.
So hoben sich die Zustände im Vaterlande von Jahr zu Jahr;
Gewerbe und Handel nahmen zu und der Wohlstand mehrte sich.
Allerdings stieg dadurch auch der Aufwand und Luxus, und Christoph
selbst verwendete unverhältnißmäßig große Summen auf Schlosser und
andere große Bauten. Bedenkt man nun, daß er schon beim An-
tritt seines Regiments eine bedeutende Schuldenlast vorsand, daß der
Aufwand für die Hofhaltung und die Canzlei stets großer wurde,
die Beendigung des Rechtsstreits mit Ferdinand große Summen
kostete, die häufigen Reisen und Gesandschaften — denn ohne Chri-
stophs Mitwirkung geschah kaum etwas Erhebliches im Reiche —
immer kostspieliger wurden, die Einnahmen vom Kirchengut, das
seinem Vater jährlich 100,000 fl. eingetragen hatte, wegfielen, und
mehrjähriger Mißwachs des Herzogs Einnahmen schmälerte, so läßt
sich begreifen, wie sich die Schulden mehrten und endlich ans eine
ungeheure Hohe anwuchsen.
In dieser Roth wandte sich Christoph offen an die Landschaft,
und diese mit den Prälaten übernahm nach längerer Verhandlung
„aus unterthäniger, gutherziger Zuneigung" 1,200,000 Gulden, wäh-
rend der Herzog versprach, die übrigen Schulden vom Kammergut
und von Ueberschüssen zu decken. Ferner erklärte er, „daß auf ein-
hellig, gutherzig und gottselig Bitten und Suchen der Landschaft, so
ihm zu herzlichen Freuden und ganz gnädigem Gefallen gereicht, daß
er und sie mit ihren Nachkommen in rechter, wahrer Erkenntniß
Jesu Christi :c. bleiben und bei dem augsburgischen Glanbensbekennt-
niß beharren wollen rc." 5. Sept. 1565.
Beim Abschiede dankte er den Prälaten und Abgeordneten für
ihre Bewilligungen, und gab ihnen die Versicherung, „daß er sie die
Tage seines Lebens, wie bisher, mit Gotles Hilfe in Ruhe und Ein-
tracht regieren werde", worauf der Landschaftsrath im Namen der
25»
1869 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
62
und entschlossener als Landgraf Philipp von Hessen. Er war
mit jenem Hause nahe verwandt; überdies hatte sich der junge
Prinz Christoph mit großem Eifer der neuen Lehre zugewandt,
was hoffen ließ, daß nach Wiedereinsetzung des vertriebenen her-
zoglichen Hauses das würtembergische Land als neues Glied für
den schmalkaldischen Bund gewonnen werden könne.
5) Als Vorstellungen und Bitten nichts vermochten, war der
muthige Herzog zur raschen That entschlossen, und zwar auf eigene
Verantwortung, da die übrigen Mitglieder des schmalkaldischen
Bundes gegen das Unternehmen Bedenken hatten. Uebrigeus
waren die Umstände günstig, der Kaiser entfernt in Spanien,
König Ferdinand in Ungarn beschäftigt, und der schwäbische
Bund, bisher die Hauptstütze der östreichischen Machtstellung im
obern Deutschland, in Folge der kirchlichen Neuerung, die auch
unter seinen Mitgliedern Spaltung gebracht hatte, in voller Auf-
lösung begriffen.
6) Bei solcher Lage der Dinge sammelte Landgraf Philipp
mit französischen Hilfsgeldern, die ihin Franz I. auf einer heim-
lichen Zusammenkunft zu Bar le Duc zugesichert hatte, ein ansehn-
liches Heer von mehr als 20,000 Mann, rückte damit rasch über
den Odenwald in Würtemberg ein und besiegte die Truppen Fer-
dinand's bei Laufen am Neckar (13. Mai 1534). Schon zwei
Tage nach der Schlacht hielt Christoph seinen Einzug in Stuttgart.
Bald huldigte ihm das ganze Land, nachdem er die Rechte der Stände
anerkannt hatte.
7) Um einen allgemeinen Krieg in Deutschland zu verhüten,
kam durch Bemühung einiger Fürsten noch in demselben Jahre ein
Vergleich zu Kadan in Böhmen zu Staude, nach welchem Christoph
das Herzogthum zwar nicht als unmittelbares Lehen des Reichs,
sondern als ein After l eh en von Oe streich, zurückerhielt, jedoch
mit Sitz und Stimme im Reich. Die wichtigste Folge des glück-
lichen Unternehmens war, daß nun, nachdem die Macht des
Hauses Oestreich in Würtemberg gebrochen war, die Reformation
daselbst schnell allgemeinen Eingang fand, und auch die meisten
schwäbischen Reichsstädte jetzt offen sich ihr zuwandten.
Per schmalkaldische Krieg 1546—47.
§• 31.
Vorbereitungen und Rüstungen zum Kriege.
1) Der schmalkaldische Bund war durch den Beitritt
Würtembergs, Pommerns, Anhalts, der Städte Augsburg, Frank-
furt, Hannover, Hamburg u. a. ansehnlich erweitert worden.
Dagegen war das gegenseitige Mißtrauen im Wachsen begriffen.
1879 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
336
kaiserliches Reichsgesetz, Interim genannt, setzte sest, wie es einst-
weilen (lateinisch interim) der Religion halber bis zu einer allgemeinen
Kirchenversammlung sollte gehalten werden. Den Evangelischen wurde
darin die Verehelichung der Geistlichen und der Kelch im Abendmahl zu-
gestanden; aber sie sollten abgeschaffte katholische Feiertage und Ceremonien
wieder beobachten. Natürlich gefiel eine solche Halbheit weder den Katho-
liken noch den Evangelischen; das Volk sagte: Interim, der Schalk
hinter ihm.
2. Als nun der Kaiser im Jahr 1548 die evangelischen Prediger zu
Augsburg ihrer Dienste entließ, weil sie das Interim nicht annehmen
wollten, kamen sie zu dem gefangenen Kurfürsten und berichteten ihm,
daß sie nicht allein ihres Dienstes entlassen seien, sondern Kaiserliche
Majestät ihnen auch das Reich verboten habe. Auf dies fieng der Kur-
fürst an zu weinen, daß ihm die Thränen über die Backen zur Erde
flößen, stand auf, gieng ans Fenster, wandte sich aber bald wieder zu
ihnen und sagte: „Hat euch der Kaiser den Himmel verboten?" „Nein!"
Dann fuhr er fort und sprach: „So hat es noch keine Noth: das
Reich muß uns doch bleiben. So wird Gott auch ein Land finden, daß
ihr sein Wort könnet predigen." Das fanden sie auch wieder, als der
Kurfürst Moriz von Sachsen, der Schwiegersohn des Landgrafen Philipp,
den Kaiser so in die Enge trieb, daß er durch den Paffauer Vertrag
(1552) und durch den Augsburger Religionsfrieden (1555) den Evange-
lischen volle Glaubensfreiheit gestatten mußte.
176. Prinz Christophs Flucht. 1532.
1. Christoph, ein Sohn Herzog Ulrichs von Württemberg, kam durch
die treulose Übergabe des Schlosses Tübingen schon im 4. Lebensjahr in
die Hände des schwäbischen Bundes, und da Württemberg endlich an den
Erzherzog Ferdinand von Österreich abgetreten wurde, in die Gewalt des
letzteren. Von Tübingen hinweg hatte man ihn nach Innsbruck gebracht,
wo die kaiserliche Hofhaltung war. Im Jahr 1529 kam er nach Wien, wo
er das Glück hatte, der Leitung und dem Unterricht des Michael Tiffemy,
öffentlichen Lehrers daselbst, eines in Hinsicht auf Gelehrsamkeit und Edel-
sinn ausgezeichneten Mannes, anvertraut zu werden. Der Kaiser lernte den
Prinzen persönlich kennen und fand so grosses Wohlgefallen an ihm, dass er
ihn in sein Kanzleigefolge aufnahm und ihm freien Zutritt zu den Berathungen
des geheimen Rathes gestattete. Im Jahr 1530 nahm er ihn mit auf den
berühmten Reichstag zu Augsburg, wo dem Prinzen seine Ansprüche an Würt-
temberg und der Plan des Kaisers erst deutlich wurden. Der Kaiser wünschte
Württemberg für immer zu behalten; weil er aber zu Augsburg bemerkt
hatte, dass die meisten Fürsten des Reichs für Christoph günstige Gesinnungen
1905 -
Nagold
: Zaiser
- Autor: Klunzinger, Karl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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schaden steuern und Recht und Ordnung herstellen. Die Er-mordung des Ritters Haus von Hutten und die Eroberung von Reutlingen (weil die Rentlinger ihm seinen Burgvogt auf der Achalm erschlagen hatten) veranlaten 1519 den Kamps mit dem schwbischen Bund. Die Hauptleute desselben, seine bayerischen Schwger, verjagten ihn und verkauft ieit das Land an Kaiser Karl V, der es seinem Bruder Ferdinand schenkte. So war jetzt Wrttemberg eine fter-reichische Provinz und wurde. 15 Jahre laug nicht nur in Glaubenssachen, sondern auch durch Steuern und Einqnar-tiernngen hart niedergehalten. Ulrich besa nur noch Mmpelgard und Hohentwiel und mute nun iu der Fremde umherirren. Verschiedeue Versuche Ulrichs, wieder in den Besitz Wrttembergs zu kommen, schlugen fehl, z. B. im Bauernkrieg, (Brcke bei Kngen!). Endlich fand er in seinem Vetter, dem Landgrafen Philipp von Hessen, einen treuen Freund. Dieser machte Ulrich nicht nur mit der evang. Lehre bekannt, sondern erkmpfte ihm auch in der Schlacht bei Lanffen 1534 sein Erbland wieder. Der Friede mit Osterreich wurde zu Kadan in Bhmen geschlossen. (After-lehen!) Mit Freuden huldigten die Wrttemberger dem ersehnten Fürsten wieder, der jetzt ein gerechtes und mildes Regiment begann. Durch Schneps, Blanrer und Brenz fhrte Ulrich sogleich die Reformation ein und grndete das evangelische Stift" in Tbingen. Leider mute er im schmalkaldischen Krieg 1546 das Land noch einmal auf kurze Zeit verlassen und dann das Interim annehmen. 1559 starb Ulrich und wurde in Tbingen beigesetzt.
' 8. Prinz Christophs Flucht, 1(552.
Durch die treulose bergabe des Schlosses Tbingen mute Prinz Christoph schon im 4. Lebensjahre (1519) die Heimat verlassen. Als Gefangener wurde er am Hofe Kaiser Karls V in Innsbruck und Wien erzogen. Doch ist ihm dieser Aufenthalt in der Fremde spter sehr ntzlich geworden. Damit Christoph nie Herzog von Wrttemberg werden knnte, wollte ihn der Kaiser in ein spanisches Kloster stecken. Christoph erfuhr diesen Plan durch seinen treuen Lehrer Tisfernus, als man bereits auf der Reise nach Spanien war. Da entflohen Tiffernus und Christoph in Tirol
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