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1. Geschichte der Deutschen - S. 31

1856 - Münster : Cazin
unter den Merowingern. 31 auch war er erster Rath des Königs, verlieh die Beneficien desselben und hatte die Aussicht über das gesummte Hofwesen. Statt her nach der weiten Ausdehnung des Reichs un- möglich gewordenen Volksversammlungen aller freien Franken Vrr>amm- beries man eine Versammlung des Gefolges oder der Lehns- Mßen. leute, zu welchen auch wegen ihres Gütecbesitzes die hohe Geist- lichkeit gehörte. Doch waren diese Versammlungen nicht regel- mäßig, da vom König allein Krieg und Frieden abhingen und er auch selbst den Gerichts- und Heerbann batte, welchen er jedoch seinen Herzögen und Grafen (in den einzelnen Dukaten und Comitaten) übertrug. Die Versammlung der Großen hatte nur noch über die Annahme der ihnen vom König etwa vor- gelegten neuen Gesetze zu entscheiden. , Die Gesetze und Rechte im fränkischen Reiche waren sehr mannichfaltig, indem die verschiedenen Rechte der in demselben wohnenden Völker, insbesondere das salische und ripuarische Recht der Franken neben dem römischen Recht der unterworfe- F^lnk. und nen Einwohner Geltung hatten. Diese Rechte waren Gewöhn- rem. Recht, heitsrechte und wurden erst allmählig, nachdem die römischen Provinzen unterworfen waren, den neuen Verhältnissen ange- paßt durch römische Unterthanen in lateinischer Sprache ausge- zeichnet, wobei das dem christlichen widerstreitende alte heid- nische Element ausgeschieden wurde. Jene Gesetzsammlungen (besonders die salifche) enthielten eine Reihe von Strafbestim- mungen für Verletzung des Eigenthums und der Person nach dem germanischen Rechtggrundsatz der Vergeltung durch eine Buße in Geld (compositio); dabei waren die Verbrechen sehr / - hoch tarnt (in solidis) und das Wehrgeld für einen Mord / war nur nach dem Stande des Getödteten oder nach seiner Fähigkeit, sich zu vertheidigen, verschieden. Mit Leibesstrafen wurden Freie höchst selten belegt. Das Gericht über Freie wurde in althergebrachter Weise vom Grafen oder dessen > Stellvertreter mit Zuziehung einer bestimmten Anzahl Schöppen y'.'/]/ gehalten; über seine Hörigen richtete der Herr nach Hofrecht,über H' die Vasallen in Lehnsftreitigkeiten der Lehnsherr nach Lehnrecht. ' ^Religiös-sittliche Bildung. § 32. Die Franken hatten nach ihrem Siege über die Alemannenbegründung den christkatholischen Glauben angenommen und dieser verbreitete ^ Kriftel- sich auch allmählig bei den übrigen germanischen Stämmen. Doch tbum« b/i trugen die Franken selbst nicht Sorge für die Ausbreitung ihres Frankem Glaubens, sondern es wurde das Evangelium den Germanen durch die ersten. Glaubensboten aus Irland gebracht: Kolumban kam zu den Alemannen, sein Schüler Gallus um 612 nach der Schweiz (St. Gallen), Emmeran chß 652) zu den Baiern, Ki- lian um 687 nach Thüringen . Wilibrod um 690 zu den Frie-

2. Geschichte der Deutschen - S. 35

1856 - Münster : Cazin
der Carolinger. 35 gäbe seines Lebens, die sächsischen Völkerschaften zu unterwerfen g-ar[ untere und zu bekehren. Dieselben wohnten von der Elbe bis nahe an nimmt die den Niederrhein und zerfielen in drei Abtheilungen, die Engern Unterwer- ■cm der Mittlern Weser, östlich davon die Ostfalen, westlich die A"ahr,ma Westfalen; eine vierte Abtheilung unter dein Namen Nordalbin-^/ Sachsen gier wohnte zwischen der untern Elbe und Eider. Diese Völ- ker, noch nach altgermanischer Verfassung in einzelnen Gauen ohne festen innern Zusammenhang fortlebend, waren schon zur Zeit der Merowinger oft unter großen Verheerungen in das fränkische Gebiet eingedrungen, und obwohl fast immer besiegt, waren sie doch nie vollständig unterworfen. So blieb die Ostgränze des fränkischen Reichs von den kriegerischen Nachbarn stets bedroht und auch das in jenen Gegenden auf- blühende Chcistenthum war von dem Fanatismus der heidni- schen Schaaren gefährdet. Demnach war der Grund zu den Sachsenkciegen ein religiös-politischer, und eben daraus erklärt sich auch die lange Dauer derselben, da die ihre Religion und Freiheit liebenden Sachsen den hartnäckigsten Widerstand leisteten. Auf einem Reichstage zu Worms 772 wurde der Sachsenkcieg beschlossen und Carl unternahm seinen ersten?72, Ehres- Zug, indem er das fränkische Heer von Mainz aus in das bürg, Jr- feindliche Land Vordringen ließ. Die Ehresburg (an der obern Ensul. Diemel) wurde erobert, ein unter dem Namen Jrmensul be- kanntes Heiligthum der Sachsen zerstört und dieselben bei wei- term Vordringen Carls bis zur Weser genöthigt, Geißeln zu stellen. Jetzt schickte Carl auch sogleich Missionare zu den Sachsen, welche an der Bekehrung derselben unter fränkischem Schutze arbeiten sollten; aber während der gefürchtete König auf einem Zuge nach dem fernen Italien abwesend war, wur- den seine Apostel von den heidnischen Völkern verjagt oder- gar getödtet und mit erneuter Kriegslust drangen die unter Widukind, einem westfälischen Herzoge, vereinigten Schaaren in Widukind. Hessen und Friesland ein und eroberten auch die Ehresburg wieder. Auf diese Nachricht unternahm Carl, nachdem er be- reits vier Heeres - Abtheilungen gegen die Empörer vorausge- schickt hatte, im Jahre 775 einen zweiten Zug in das775 Sigi- Sachsenland, auf welchem nicht bloß die Ehresburg wiederher- gestellt, sondern auch Sigiburg erobert wurde. Die Sachsen wurden an der Weser geschlagen und als Carl bis an die Ocker vordrang, ergaben sich ihm die Ostfalen und Engern und auf dem Rückzuge auch die Westfalen Doch schon im folgenden Jahre reizte die abermalige Abwesenheit des Fran- kenkönigs in Italien die Sachsen zu neuem Absalle. Die Eh- resburg wurde von ihnen zum zweiten Male wieder erobert, und eben waren sie mit der Belagerung von Sigiburg be- 3*

3. Geschichte der Deutschen - S. 37

1856 - Münster : Cazin
Carl der Große. 37 ' 792, wo in Folge dee vielfachen Unzufeiedenheil über den oft ^-§04 zu fernen Kriegen entbotenen Heerbann sowie über die Lei- rende^Züge stung des Zehnten zur Erbauung christlicher Kirchen neue gegen bte Bewegungen entstanden, welche mit wenigen Unterbrechungensachstn. die bis gegen 807 fortdauerten. Die Macht der Westfalen wurde eiü- bald gebrochen und auf mehreren Feldzügen verheerte Carl kräftct mi- das Gebiet der Engern und Ostfalen. Um die Völkerschaften tcrwerfen. zu schwächen, verpflanzte Carl viele tausend Familien derselben nach dem Frankenreiche, und gründete dagegen fränkische Co- lonien im Lande der Sachsen. Auf solche Ameise war die Möglichkeit einer neuen Empörung gänzlich ausgehoben und die Sachsenkciege hörten auf, ohne daß ein eigentlicher Friede geschlossen wurde. Das Land galt von nun ab als fränkische Provinz und die Verwaltung wurde ganz so wie im Franken- reiche geordnet (capitulare Saxonicum 797 zu Achen gege- den). Damit war der politische Zweck des Krieges erreicht; andererseits wurden zur Befestigung des Christenthums im Sachsenlande allmählig acht Bisthümer errichtet, für die West- salen Münster und Osnabrück, für die Engern Paderborn und Minden, für die Ostfalen Verden und Bremen, wozu später Halberstadt und Hildesheim kamen. §37. Carls Kriege mit den Langobarden. Schon lange bestanden Zwistigkeiten zwischen dem Longobarden-Könige Desidecius und den Päpsten. Papst Constantin wurde von ei- ner Gegenpartei mit longobardischer Hülfe vertrieben; mnd ob- wohl die Longobarden bald daraus unter argen Mißhandlungen aus Rom entweichen mußten und der ehrwürdige Stephan Hi. unter fränkischem Schutz auf den päpstlichen Stuhl erhoben ward, so sah sich dieser doch selbst genöthigt, zu seiner Behaup- tung, den Destderius um Beistand zu bitten, welcher dann zum Ersatz für Kriegskosten Kirchengüter beanspruchte. Zu diesen Händeln kam noch hinzu, daß Stephans Nachfolger Hadrian 1. Carl ero- von Destderius aufgefordert wurde, die zu ihm geflüchteten^'^ Söhne Carlmanns zu fränkischen Königen zu salben: aber ás g^eir Hadrian weigerte sich und bat von Destderius bedrängt Carl die Longo- um Hülfe. Dieser zog im Jahre 773 über den Mont Cenis bs^en i» und großen St Bernhard nach der Lombardei, belagerte die'a^P^ia' Longobarden, welche keine Feldschlacht wagten, in ihrer Haupt- schickt den stadi Pavia und in Verona, ging während des Winters nach König De- Rom, bestätigte die Schenkung seines Vaters Pipin, und nahm Ráster den Titel eines römischen Patricius an. Im Sommer 774 u„d erhàlr wurde dann Pavia nach siebenmonatlicher Belagerung erobert, die longo- Carl nahm den Destderius gefangen mit sich über die Alpen bardische und steckte ihn in ein Kloster. Der Sohn desselben, 3lbatgiö, l0llc' war nach Constantinopel geflüchtet, von wo er mehrmals ver-

4. Geschichte der Deutschen - S. 39

1856 - Münster : Cazin
Carl der Große. 39 und bewies sich, von seiner Gemahlin, einer Tochter des De-„„de{n siderius, gereizt. bei mehren Gelegenheiten gegen Carl sogar Kloster ge- widerspenstig. Deshalb griff der Franken-König unter dem schickt, 787. Vorwände der unterlassenen Heeresfolge den Herzog von dreien Seiten zugleich an und zwang denselben zur Unterwerfung. Doch wurde Thassilo, welcher sich mit den Avaren in Verbin- dung gesetzt hatte , im Jahre 788 auf einem Reichstage zu Ingelheim wegen Eidbruchs und weil er einmal willkürlich das Heer verlassen habe, angeklagt und nach fränkischem Recht zum Tode verurtheilt, aber von Carl dahin begnadigt, daß man ihn mit seinem Sohne in ein Kloster brachte. Baiern wurde jetzt in einzelne Gauen getheilt und durch fränkische Grafen verwaltet. 8 40. Carls Kriege gegen die Slaven, Avaren u. a.r^cb Vesie- Völker. Durch die Erweiterung der fränkischen Grenze nach !'"ng der Osten kam Carl in feindliche Berührung mit den Slaven und Blumen" mit Hülfe des sächsischen Heerbanns wurden mehrere Züge gründet gegen die Soraben zwischen Elbe und Saale, gegen die Wil- Earl die zen in der Mack Brandenburg und Czechen in Böhmen un-^st' ^‘ar • ternommen. Die Anführer dieser Völker, insbesondere der Wilzen wurden mit Hülfe eines andern slavischen Stammes, der Obotriten, zur Huldigung und Darbringung von Geschen- ken gezwungen. Den Hauptkampf jedoch zur Sicherung der Grenzen unternahm Carl 791 gegen die Avaren im Osten von Baiern, welche schon gleich nach der Unterwerfung dieses Lan- des 788 dorthin vorgedrungen, aber bald wieder zurückge- drängt waren. Der 791 begonnene Kampf wurde von Carls Sohn Pipin bis gegen 799 siegreich foctgeführt und das Land der Avaren bis zur Theiß erobert (Ost-Mark). — Mit den Normannen, welche unter ihrem Könige Gottfried nicht bloß mit ihren Flotten die Küsten selbst bis nach Aquitanien hin verheerten, sondern auch mit Landtruppen in das fränkische Gebiet eindrangen, und einmal -sogar einen Theil der mit Carl befreundeten Obotriten unterwarfen, wurde 811 nach dem Tode Gottfrieds ein Friede geschlossen und die Eider als Grenze bestimmt. So erstreckte sich daö fränkische Reich vom Ebro bis an die Theiß, von der Eider bis nach dem südlichen Italien. Carls Ruhm war aber noch weit über die Grenzen des Rei- ches verbreitet; der Chalif Harun al Raschid setzte sich mit ihm in freundlichen Verkehr, der Patriarch von Jerusalem schickte die Schlüssel des h. Grabes, sämmtliche Fürsten des Abendlandes mit Ausnahme etwa des griechischen Kaisers an- erkannten die Oberhoheit des fränkischen Königs und der Papst

5. Geschichte der Deutschen - S. 41

1856 - Münster : Cazin
Carl der Große. 4t ihm als Beherrscher des Abendlandes, wo der Einfluß des griechischen Hofes kaum noch bemerkbar war, die Würde eines römischen Kaisers. Dadurch wurde also nicht die wirkliche Macht Carls vergrößert, sondern mit dem Kaiserthum war eben nur eine andanernde Schirmvogtei begründet. Doch hatte der Kaiser als solcher in politischer Beziehung den Vorrang vor den übrigen Fürsten der Christenheit, womit es zusammen- hing, daß er allein bis um die Mitte des 10. Jahrhunderts den Titel Majestät führte; andererseits galt er wegen seiner- nahen Beziehung zur Kirche auch als Mitglied der Geistlichkeit (Diacon) und so konnte das römische Reich des Mittel-Alters den Namen eines heiligen führen. Somit war das frühere Imperium dahin getheilt, daß der Papst (pontifex ronianus) hie höchste geistliche, der Kai- ser (imperator romanus) die höchste weltliche Macht besaß; jener war von diesem in weltlicher, dieser von jenem in geist- licher Beziehung abhängig, doch jeder in seiner Stellung durchaus selbstständig. Das gegenseitige Verhältnis; zeigte sich darin, daß der Kaiser seine Würde durch päpstliche Krönung erhielt und der Papst nicht vor Bestätigung seiner Wahl durch den Kaiser consecrirt wurde. § 42. Innere Geschichte des fränkischen Reiches unter Carl dem Großen. Wie durch die Erweiterung, so verdiente Carl auch durch die Einrichtung des fränkischen Reiches mit Recht den Namen des Großen. Denn er war nicht bloß bemüht, dem aus den verschiedenartigsten Elementen zusammengesetzten Reiche durch eine gute Verwaltung festen Bestand zu verleihen, sondern ec sorgte auch für das materielle und geistige Wo hinnere Or- seiner Unterthanen auf wahrhaft väterliche Weise. Für die^"^'^". Verwaltung war es von der größten Wichtigkeit, daß ein star-das König- kes Königthum an der Spitze stand; daher machte sichthum wird Carl zum alleinigen Haupte des ganzen Staatswesens, indem ^stärkt ^ er nicht bloß die Macht der großen Herzogthümer durchs",^ Auflösung derselben brach und die Grafengewalt nicht mehrßenherzog- frei gewählten, sondern von ihm ernannten Beamten zutheilte thümer m sondern auch den .Reichstagen statt einer entscheidenden, Stimme nur noch eine berathende zuerkannte. Es wurde näm- an der lich zur Erledigung aller wichtigen Angelegenheiten im Maisvitze,durch ein Reichstag gehalten, welcher aus der hohen Geistlichkeit zur Berathung rein geistlicher Angelegenheiten und aus den hohen der weltlichen Vasallen zur Berathung weltlicher Angelegenheiten Reichstage bestand; für eine Berathung über gemischte Angelegenheiten wurden beide Abtheilungen vereinigt. Die Verhandlungen wur-

6. Geschichte der Deutschen - S. 43

1856 - Münster : Cazin
Carl der Große. 43 des Königs zu folgen, in der angegriffenen Provinz zwar für Jeden, aus entfernten Zügen aber nur für solche bestehen ließ, welche die Kosten bestreiten konnten. Wer drei Mansi (später vier, jeden zu dreißig bis vierzig Morgen) Grundeigenthum hatte, mußte persönlich dienen; diejenigen, welche weniger als drei, aber nicht unter einem halben Mansus besaßen, mußten in Verbindung mit- so vielen, daß alle zusammen drei Mansi hatten, einen Mann stellen; wer aber weniger noch als einen halben Mansus in Besch hatte, zahlte Geld. Außer den Freien waren auch die weltlichen und geist- lichen Lehnsbesitzer sowie die Ministerialen (Dienstmannen) des Königs zum Kriegsdienst verpflichtet. Wenn einer auf die Auf- forderung des Königs nicht erschien, so mußte er sechszig So- lidos zahlen oder wurde, wenn er ein Reichslehen besaß, des- selben verlustig. Die Verpstegungskosten hatte Jeder selbst zu stehen und zwar für drei Monate nach dem Abmarsch von den bestimmten Sammelplätzen (Elbe, Rhein, Loire und Pyrenäen). Endlich war Carls Sorge auf die Förderung des mate-Förderung riellen und geistigen Wohles seiner Unterthanen gerich-des materi- tet. Für Hebung des Landbaus wirkten Musterwirthschaften^^^bens: auf seinen vielen und großen Gütern, und er erließ für diesel- nn au den nicht bloß Vorschriften über die Bewirthschaftung im All- gemeinen. sondern auch über Haus- und Hof-Einrichtung, Gar- ten-Cultur u. s. w. Für die Förderung des Handelsver-Handelsver- kehrs waren die freundschaftlichen Beziehungen mit Harun kehr, al Raschid von Wichtigkeit; im Reiche selbst sorgte Carl für Anlegung von Straßen und Canälen; sein Plan, die Regnitz mit der Altmühl und so den Rhein mit der Donau zu ver- binden, kam erst in neuerer Zeit völlig zur Ausführung (Lud- wigs - Canal). — Daö geistige Leben fand Nahrung an Förderung Künsten und Wissenschaften, Carl, welcher selbst im Verhäitnißdes geistigen zu seiner Zeit eine hohe Bildung besaß, versammelte an seinem ^ens Hofe die gelehrtesten Männer, einen Alkuin, Paulus Diaconuö,^Wiffen- oder Wacnefried, Eginhard u. a. Sie bildeten gleichsam eine schäften. Akademie der Wissenschaften. Daneben bestanden in jedem Sprengel und bei jedem Kloster Dom- und Klosterschulen hauptsächlich zur Ausbildung des Clerus, dessen alleiniges Eigen- thum vorläufig auch noch die Wissenschaften blieben, obwohl Carl auch hier und da Elementarschulen zur Beförderung der eigentlichen Volksbildung einrichtete. Wie die Wissenschaften, so gelangten auch die Künste unter Carl allmählig zur Ach- tung; er sorgte durch Anlegung prachtvoller Kirchen und Pfal- zen wie zu Achen, Ingelheim und an der fränkischen Saale für Hebung der Baukunst; ec beförderte den römischen Kirchen- gesang und ließ die alten Heldenlieder sammeln und aufschreiben.

7. Geschichte der Deutschen - S. 44

1856 - Münster : Cazin
44 Ludwig der Fromme. §43. Carls letzte Regierungszeit. Carl, welcher in den spätem Jahren einsah, daß ein einzelner auch noch so kräf- tiger Regent das ganze Staatswesen im fränkischen Reiche nicht füglich übersehen könne, hatte schon 800 das Reich unter seine drei Söhne getheilt; aber in-den letzten Jahren seines Lebens verlor er zwei von seinen Söhnen, Carl und Pipin, und es blieb ihm nur Ludwig und ein Sohn Pipins, Bernhard. Lud- wig ernannte ec zu seinem Nachfolger und ließ ihn 812 sich selbst zu Achen die Krone aufsetzen; Bernhard erhielt Italien unter der Oberhoheit Ludwigs. Carl starb im Jahre 814. Ludwig ein § 44. Ludwig der Fromme. 814 — 840. Ludwig, schwacher 0jjne Scharfblick und Characterfestigkeit, war zu einer kräftigen durch"drei-Regierung des großen fränkischen Reiches nicht geeignet. Zwar malige suchte er manche in den letzten Zeiten seines Vaters in Verfall Theilung d gerathenen Verhältnisse wiederum zu ordnen und besonders ^iches "u-ven Mißbrauch, welchen manche Große von der neu errungenen Söhne'dcn Macht zur Unterdrückung der Volksfreiheit machten, abzustellen: Grund zu aber bei seinem anerkannt guten Willen verfuhr er leider vielen Zw!- überall nur zu rasch und rücksichtslos. Dabei war er seinen stigkelten. Rathgebern gegenüber viel zu nachgiebig, und eben dieser Zug seines Charactecs brachte ihm und dem Reiche unendlichen Schaden. Kaum drei Jahre Regent theilte er schon 817 aus falscher Zärtlichkeit das Fcankenland unter seine drei noch un- mündigen Söhne; Lothar, der älteste, wurde Mitkaiser, Pipin erhielt Aquitanien, Ludwig Baiern mit den daran grenzenden Marken, doch nicht als unabhängiges Besitzthum, sondern unter der Oberhoheit Lothars. Durch diese Theilung glaubte sich Bernhard, Ludwigs Neffe, welcher als Herr von Italien die Kaiserwürde beanspruchte, zurückgesetzt und dachte auf Empö- rung, die aber dem Kaiser vecrathen wurde. Unter dem Vor- wände einer Aussöhnung mit Ludwig ließ sich Bernhard von dessen ibm feindlich gesinnter Gemahlin Irmengard nach Cha- lons locken, wurde durch ein Gericht der Großen verurtheilt und geblendet, in Folge dessen er starb. Lothar wurde zum Könige von Italien ernannt. Nach Irmengards Tode trug sich Ludwig, welcher Reue über seine schnellen Maßregeln gegen Bernhard empfand, mit dem Gedanken, Mönch zu werden, wurde aber durch die Großen des Reichs zu einer neuen Hei- rath mit Judith, der Tochter des baierischen Grafen Welf, bewogen, welche ihm 823 einen Sohn, Carl den Kahlen, gab, zu dessen Gunsten sie eine neue Theilung des Reiches bean- spruchte. Mehrere Parteien erhoben sich jedoch gegen diesen Plan und der aufgehetzte Pipin nahm seinen Vater und seine Stiefmutter gefangen und verband sich mit Lothar. Der Auf-

8. Geschichte der Deutschen - S. 45

1856 - Münster : Cazin
Ludwig der Fromme. 45 stand wurde jedoch durch Ludwig von Baiern und seine gerech- tigkeitsliebenden Deutschen unterdrückt, Lothar der Mitregent- schaft beraubt und der Kaiser Ludwig auf dem Reichstage zu Nhmwegen in seine Rechte wieder eingesetzt. Aber mit Ju- dith kehrten auch die alten Verwirrungen an den Hof zurück. Als der Kaiser auf deren Betreiben dem Pipin Aquitanien nahm und eg Carl dem Kahlen zuwies, verband sich jener mit Lothar und Ludwig; die Anhänger des Kaisers wurden von ihm abgezogen, und er selbst auf dem Lügenfelde bei Colmar^ _ 833 gefangen genommen mußte sich zu einer öffentlichen Kir-"fanden-^ chenbusie zu Soissons bequemen und der Krone als Unwürdi- nähme bei ger entsagen. Lothar lieh ihn daraus zu Achen sorgfältig be-Colmar 833 wachen; aber Unwillen über die Behandlung desselben verlau-""^^^"° tete bald in allen Theilen des Reichs und Ludwig von Baiern, s' an welchen sich aus Neid gegen Lothar Pipin anschloß, be- wirkte die Freilassung seines Vaters und beschränkte Lothar aus den bloßen Besitz Italiens. Der Kaiser, durch sein Unglück noch nicht belehrt, schritt zu Gunsten Carls im Jahre 837 zu einer neuen Theilung des Reiches, und als Pipin von Aquitanien mit Hinterlassung von zwei Söhnen starb, wollte der Kaiser nach einem mit Lothar geschlossenen Vertrags durch Ausschließung jener ^Söhne Pipins und durch Beschränkung Ludwigs auf Baiern das übrige Reich zwischen Lothar und Carl theilen, wogegen sich jedoch Aquita- nien und Ludwig erhoben. Schon schien es zu ernstem Kampfe zu kommen, als der Kaiser auf einer Rheininsel bei Ingelheim starb, 840. ' ' Doch war mit dem Tode des Kaisers, der Grund zur Un- Nach Lud- zufriedenheit unter den Brüdern nicht aufgehoben. Lothar ^ot^nn- wollte die Theilung von 817, wodurch er am meisten begün- ein" fügt wurde, aufrecht gehalten wissen, wogegen sich jedoch Lud-dreijähriger wig und Earl vereinigten. Bei Fontenaille iii Burgund kambürgerkrieg es zur Schlacht (841), worin Lothar zwar eine Niederlage litt; doch versuchte er durch Fortsetzung des Kampfes gegen das Reick jeden Einzelnen Vortheile zu erringen, bis es endlich nach vielenzerfällt durch vergeblichen Zügen zum Vertrage von Verdun kam 843.^" Ertrag Das fränkische Reich ward unter die drei Brüder getheilt; ^843)* in" doch war Italien von der Theilung ausgenommen und fiel Mittel-, Lothar als dem Inhaber der römischen Kaiserwürde zu. Außer- Ost- und dem erhielt dieser Mittelfranken oder das Gebiet zwischen * dem Rhein einerseits und der Schelde, Maas, Saone und Rhone andererseits nebst einem kleinen Landestheil jenseits des letztern Flusses, welches Gebiet durch die Vogesen in zwei Theile getheilt wurde, in einen südlichen oder Burgund und einen nördlichen, unter des Kaisers gleichnamigem Sohne

9. Geschichte der Deutschen - S. 46

1856 - Münster : Cazin
46 Lothar Ii. — Ludwig ll. Lothari regnum (Lotharingen) genannt. Ludwig erhielt Ost- franken oder das Gebiet auf dem rechten Rheinufer und auf dem linken die Bisthümer Speier, Worms und Mainz (ob vini copiam). Diese Länder bildeten die Grundlage des spä- tern Deutschland. Carl erhielt Westfranken oder die Gebiete von Neustrien, Aquitanien, die spanische Mark, Septimanien und einen Theil von Burgund. Für diesen Theil des fränkischen Reiches wurde später der Name Frankreich gebräuchlich. Trotz dieser Theilung wurde jedoch das fränkische Reich noch immer als ein gemeinschaftliches Erbgut der karolingischen Familie angesehen ,und die Geschichte der nächstfolgenden Zeit beweiset es, wie die Brüder und deren Nachkommen bemüht waren, die einzelnen Landestheile wieder zu einem Gesammt- reiche zu vereinigen. § 45. Die Karolinger vom Theilungs-V ertrage zu Verdun bis zu der Wiedervereinigung des frän- Kaiser, kischeu Reiches. Kaiser Lothar I. regierte in Mittelfcanken Lothar I. und Italien bis zum Jahre 855, wo er im Kloster zu Prüm starb. Sein Reich ward unter seine drei Söhne vertheilt; Ludwig ll. gubtuig i| erhielt die Kaiserwürde und Italien, Mittelfcanken dagegen kam an Lothar Ii. und Carl. Nach dem Tode des Letzteren 863 fiel sein Besitzthum an die beiden Brüder, von welchem jedoch nach sechs Jahren auch Lothar Ii. kinderlos starb. Jetzt hatte Ludwig Ii. von Italien die nächsten An- sprüche ans Mittelfranken, doch Carl der Kahle von Frankreich kam ihm in Besitznahme jenes Landes, welches nun den Namen Lotharingen führte, zuvor, mußte aber einen Theil desselben an Ludwig den Deutschen abtreten, welcher schon früher (858) von Carls Vasallen gegen die Normannen zu Hülfe gerufen im Frieden zu Coblenz Elsaß gewonnen hatte, so daß jetzt die Maas ungefähr die Grenze beider Reiche bildete. Aber sowohl Frankreich, als auch Deutschland wurde von äußern Feinden und innern Unruhen vielfach bedroht. Insbe- sondere waren es die Normannen, welche von Jütland her in Deutschland eindrangen, und da sie hier oft mit schwerem Ver- lust zurückgetrieben wurden, ihre Raubfahrten mit mehr Glück gegen das schwach geschützte Frankreich richteten, wo sie mit ihren kleinen Fahrzeugen auf der Seine. Loire und Garonne bis tief in das Innere des Landes vordrangen und nur durch bedeutende Geldsummen zum Abzug' bewogen wurden. Um dieselbe Zeit kämpfte Ludwig der Deutsche gegen die slavischen Völker an der Ostgrenze seines Reiches und obwohl er die Wenden in der Mark Brandenburg so wie die czechischen Völ- kerschaften in Böhmen und Mähren besiegte und theilweise zur

10. Geschichte der Deutschen - S. 47

1856 - Münster : Cazin
Carl Ii. - Ludwig Iii. — Carl Iii. 47 Unterwerfung zwang, so konnte er doch die Grenze nicht hin- länglich sichern und der Kamps gegen die kriegerischen Schaaren dauerte noch lange fort. Dazu kamen innere Verwirrungen. Doch während der schwache Carl der Kahle von Frankreich den innern Unruhen nicht steuern und insbesondere der Unter- drückung des Volks durch die Großen nicht kräftig entgegen- wirken konnte, wußte Ludwig der Deutsche gegen seine durch, Mißvergnügte zur Empörung verleiteten Söhne die Milde des Vaters mit dem Ernst des Königs zu verbinden. Der eine Sohn, Carlmann, hatte sich sogar mit dem ärgsten Feinde der Deutschen, Ratislav von Mähren, verbunden und der andere, Ludwig, suchte die Sachsen, Thüringer und böhmischen Slaven in ihrem Nationalhaß gegen die Franken zu vereinigen; aber der Vater wußte beide zu einer gütigen Ausgleichung zu be- wegen, und als er 870 starb, wurde das ostfränkische Reich unter seine drei Söhne also getheilt, daß jeder die Herrschaft über die Nationen bekam, die ihn kennen gelernt hatten und mit deren Character er vertraut war. , Carlmann erhielt Baiern mit den daran grenzenden östlichen (slavischen und avarischen) Marken, Ludwig Sachsen und Thüringen. Carl der Dicke Ale- mannien. Carlmann, der Tüchtigste von den dreien, stritt tapfer gegen die Normannen und Slaven, und wurde von sei- nem kinderlosen Vetter, Kaiser Ludwig Ii. von Italien. zum Nachfolger bestimmt. Aber Carl der Kahle von Frankceichcarl Ii. der kam ihm in Besitznahme dieses Landes zuvor und ließ sich auch in Rom zum Kaiser krönen, mußte aber 877 einem starken Heere Carlmanns weichen, der jetzt Ober-Italien gewann. Als Carlmann schon 880 starb, behielt sein natürlicher Sohn Ar- nulf von sämmtlichen Besitzungen des Vaters nur Käcnthen. Carlmanns Bruder, Ludwig 111. hatte ebenfalls mit seinem Oheim Carl dem Kahlen, der ihm Lotharingen streitig machte, zu kämpfen und besiegte denselben 876 bei Andernach. Als Carl der Kahle 877 und zwei Jahre später auch sein Sohn Ludwig der Stammler gestorben, erhielt Ludwig auch den französischen Theil von Lotharingen, womit er nach dem Tode seines Bruders Carlmann noch Baiern vereinigte (880). Als Ludwig aber im Jahre 882 starb erhielt Carl der Dicke, dercarl lll.der letzte von den Brüdern, welcher nach Carlmann die Kaiser- Dicke, würde erlangt hatte, Italien und sämmtliche ostfränkischen Be- sitzungen. Hiemit vereinigte ec 884 nach dem Tode der beiden ältesten Söhne Ludwigs des Stammlers auch das westfränki- sche Reich, da die Großen vielmehr ihm, als seinem unmündi- gen Vetter, Carl dem Einfältigen, die Herrschaft anvertrauten, so daß also jetzt das ganze fränkische Reich wieder unter einem Oberhaupte stand.
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