Einleitung.
das Mittelalter der Knospe zu vergleichen ist, die
ihrer Entfaltung hoffnungsvoll entgcgentrcibt; so hält uns die
Geschichte der neueren Zeit, an deren Eingänge wir
hier stehen, die Blume selbst vor, welche, obschon durch heftige
Stürme in ihrer freien Entwickelung oft aufgchalten und be-
droht, sich doch nach und nach in anmuthiger Schöne entfaltet.
Durch die vielen vorhergegangenen Erfindungen und Entdeckun-
gen war der menschliche Geist von allen Seiten mächtig ange-
regt worden und strebte immer weiter voran, die seinen freien
Flug noch hemmenden Schranken zu durchbrechen. Die Erfindung
des Co mpasses, dieses gcheimnißvollen Führers durch spur-
lose Wasserwüsten, hatte die entlegensten Völker der Erde in
enge Verbindung mit einander gebracht. Die kaum entdeckte
neue Welt führte ihre reichen Erzeugnisse nach Europa und
gab hier dem Handel und Gewcrbcfleiße eine nie gesehene Vlüthe.
Städte und Lander gewannen seitdem an immer steigender
Bevölkerung; gesetzliche Ordnung und Verfeinerung der Sitten
traten allmälig an die Stelle der früheren Ungcbundenheit
und Rohheit. Durch den großen Verkehr ward die Erd- und
Himmelskunde erweitert, der alte Aberglaube in immer engere
Schranken gewiesen. Die Erfindung des Pulvers hatte die
rohe Kraft des Einzelnen gebändigt und die Kriegeskunst zu.
einer Wissenschaft erhoben, die viele Vorkenntnisse erfordert.
Ucbcrall wurden stehende Heere errichtet, und so größere
Sicherheit von Innen und Außen gewonnen. Das durch das
Faustrecht früher so zerrüttete Deutschland insbesondere neigte
sich bald durch seinen al lg eine inen Landfrieden und
durch sein stehendes kaiserliches Kammergericht zum inneren
Weiter'» Anltgcsch. Iii. 10. Aufl. \
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Erster Zeitraum.
Von der Entdeckung Amerikas bis zum westfälischen Frieden.
1492 — 1648.
1. Entdeckung Amerikas. 1492.
Columbus.
Eine lioch glänzendere Entdeckung, als die Portugiesen im
Osten gemacht hatten, machten die Spanier im Westen. Sie
ging von Christoph Columbus aus, einem der unterneh-
mendsten Männer, deren die Weltgeschichte gedenkt. Er war
der Sohn eines Seemannes in der Vorstadt St. Andreas zu
Genua. Seit seinem vierzehnten Jahre lebte er gleichsam auf
der See und hatte schon auf allen damals bekannten Meeren
umhergeschifft. Schon als Knabe zeigte er treffliche Proben
seines Muthes und seiner Geistesgegenwart. Einst rüstete einer
seiner Verwandten mehrere Schiffe aus, um gegen die Moham-
medaner und Venetianer zu kreuzen. Der junge Columbus
nahm Theil an diesem Zuge. In einem hitzigen Kampfe mit
dem Feinde gerieth das Schiff, auf welchem Columbus war,
in Brand. Und beherzt sprang der Kleine über Bord und
rettete sich als kühner Schwimmer an's Land.
Um sich von dem Gange der bisherigen Entdeckungen
genauer zu unterrichten, begab er sich nach Portugal, welches
damals durch seine Unternehmungen zur See die Aufmerksamkeit
von ganz Europa auf sich zog. Zu Lissabon fand er Verwandte
und Landsleute. Hier heirathete er die Tochter des Bartholo-
mäus Perestrello, eines ausgezeichneten Seemannes, der auch an
der Entdeckung von Madeira Theil genommen hatte. Die
1*
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Extrahierte Personennamen: Columbus Christoph_Columbus Andreas Columbus Columbus
Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Amerikas Genua Portugal Europa Lissabon
5
einem unbedeutenden Hafen Andalusiens, ab und erreichte
bald die kanarischen Inseln. Auf diesen versah er sich mit
frischem Wasser, und nun ging es getrost in die unendliche,
noch nie befahrene Wasserwüste. Von günstigem Winde ge-
trieben, flogen die Schiffe pfeilschnell dahin. Allein mit jedem
Tage der lang sich hinziehenden Fahrt minderte sich die Hoff-
nung, und wuchs die Ungeduld der Matrosen, obgleich ihnen
Columbus klüglich verschwieg, wie ungeheuer groß die zurück-
gelegte Meilenzahl sei. Dazu raubten mancherlei seltsame
Erscheinungen ihnen vollends den Muth und erfüllten sie mit
banger Furcht. Das Meer fing nämlich an, einer Wiese zu
gleichen; die ganze Oberfläche war so dicht mit Gras be-
wachsen, daß die, Schiffe fast im Laufe aufgehalten wurden.
Nichts schien ihnen gewisser, als daß Columbus sie hier einem
unvermeidlichen Untergange entgegen führe. Sie machten
ihm die bittersten Vorwürfe und droheten, ihn über Bord zu
werfen, wenn er nicht umkehre. Columbus besänftigte sie
durch sein ruhiges und heiteres Vertrauen, so daß sie endlich
ihm erklärten, noch drei Tage wollten sie sich seinen tollkühnen
Planen fügen.
Unterdessen zeigten sich Vorboten des Landes. Die Tiefe
des Meeres nahm ab, Rohr und Baumäste schwammen auf
sie zu, und Landvögel flogen auf die Masten. Die Sonne
war eben untergegangen. Noch sah man nichts; aber Co-
lumbus ließ die Segel streichen, um nicht etwa bei Nacht auf
Klippen zu stoßen. Gegen Mitternacht — es war der 11.
Oktober — sah ein Matrose aus der Ferne ein Licht schim-
mern. Bald entdeckte er die Spuren des Landes selbst und
rief freudig herunter: „Land! Land!" Und augenblicklich stürzten
Alle auf das Verdeck und schrien jauchzend: „Land! Land!"
und Thränen der Freude und des Entzückens rollten ihnen
über die Wangen. Vor Rührung warfen sie sich dem Columbus
zu Füßen und baten ihn um Verzeihung wegen ihres früheren
Benehmens. Ein Kanonenschuß verkündete alsbald den beiden
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anderen etwas zurückgebliebenen Schiffen die herrliche Ent-
deckung. Alle erwarteten mit ungeduldiger Sehnsucht den an-
brechenden Tag. Endlich röthete sich im Osten der Himmel
und siehe! da lag vor ihrem staunenden Blicke ein lieblich
grünendes Eiland, vom Glanze der ausgehenden Sonne erhellt;
und mit rauschender Musik, fliegenden Fahnen und anderem
feierlichem Gepränge ruderten die glücklichen Abenteurer fröhlich
Ln die neue Welt hinüber. Mit einer Fahne in der einen
Hand und einem Degen in der anderen, sprang Columbus
zuerst an's Land unter die erstaunten Insulaner, die sich am
Ufer versammelt und nie solche Menschen, solche Schiffe gesehen
hatten. Sie zeigten durch ihre Geberden, daß sie die Spanier
für höhere vom Himmel gekommene Wesen hielten. Sie selbst
erregten bei den Spaniern nicht geringeres Erstaunen. Sie
waren ganz nackt, von einer röthlichen Kupferfarbe; viele tru-
gen zum Zierrathe Goldbleche in Nase und Ohren. Sie riefen:
„Guanahani!", welches man für den Namen der Insel
hielt. Columbus jedoch nannte sie zum Danke seiner Rettung
San Salvador, d. i. die Erlöser-Insel. Sie gehört zu
den Bahama-Jnseln. Die Spanier gaben den Wilden Scher-
den, Glaökorallen, Nadeln und andere blinkende Kleinigkeiten,
und erhielten dafür Gold in Menge zurück. Zugleich zeigten
die Insulaner, als sie die sonderbaren Gäste so begierig nach
Gold greifen sahen, nach Süden. Dahin richtete deshalb
Columbus seinen Lauf und entdeckte am 27. Oktober die Insel
Cuba. Auch hier waren die Einwohner nackt und standen
wie versteinert beim Anblicke der fremden Menschen und ihrer
Schiffe. Die Natur war überaus reizend, überall der üppigste
Pflanzenwuchs; und aus den hochbelaubten Bäumen umher
schaueten ganze Scharen von Vögeln in der buntesten Farben-
pracht wie verwundert hernieder, und hüpften und zwitscherten
und sangen in fröhlicher Regsamkeit durcheinander, als wollten
sie die fremden Gäste zu ihrer glücklichen Ankunft begrüßen.
Auf dieser Insel bemerkte Columbus zuerst die Gewohnheit
des Tabakrauchens, die sich nachmals über den ganzen Erdkreis
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8
zusahen. Als auf seinen Wink plötzlich die Gewehre los-
brannten, geriethen sie außer sich vor Entsetzen. Und kaum
hatten sie sich von ihrer ersten Angst erholt, als er eine
Kanone abfeuern ließ, deren Kugel einen Theil des gestrandeten
Schiffs donnernd zerschmetterte. Da stürzten sie vor Angst zu
Boden. Jetzt mochte es ihnen wohl scheinen, daß die fremden
Gäste höhere Wesen seien.
Nachdem er seiner kleinen Kolonie weise Verhaltungsbe-
fehle gegeben und sie zu einem milden und freundlichen Be-
tragen gegen die Indianer ermahnt hatte, segelte er am 4.
Januar 1493 zurück. Während der Rückfahrt aber brach ein
fürchterlicher Sturm aus, der den kühnen Seglern den Unter-
gang drohete. Der edle Columbus, mehr auf die Erhaltung
seiner Entdeckung, als seines Lebens bedacht, schrieb rasch seine
ganze Fahrt auf eine Pergamentrolle und warf diese, in einer
wohlverpichten Tonne verschlossen, in's Meer, hoffend, daß die
Wogen sie wohl irgend wo an's Land treiben würden. Allein
die Vorsehung wollte, daß er selbst der Herold seiner gelun-
genen Unternehmung werde. Der Sturm legte sich, die Fahrt
ging glücklich weiter, und er lief am 5. März unter dem
Donner des Geschützes, unter dem feierlichen Geläute aller
Glocken und unter dem tausendstimmigen Jubel der am Strande
versammelten Volksmenge triumphirend in den Hafen von Palos
ein. Von hier reifete er gleich weiter nach Barcelona, wo der
Hof sich damals befand, und hielt unter dem gewaltigen
Zulaufe des Volkes einen feierlichen Einzug, bei welchem alle
Kostbarkeiten und Seltenheiten, die er aus dem neuen Erdtheile
herübergcbracht hatte, wie im Triumphe vor ihm her getragen
wurden. Auch der König empfing ihn am Throne mit den
ausgezeichnetsten Ehrenbezeigungen. Die Größe seines Unter-
nehmens unterdrückte allen Neid, und Ferdinand und Jsabella
waren jetzt gern zu größeren Aufopferungen bereit, von denen
sie hundertfältigen Lohn erwarteten. Die Eifersucht Portugals
wurde durch einen unter päpstlicher Vermittelung geschlossenen
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Extrahierte Personennamen: Columbus Ferdinand Jsabella
13
Nicht einmal den Namen führte der neue Erbtheil nach
seinem Entbecker. Zwischen den Jahren 1497 und 1503 machte
ein Ebelmann aus Florenz, Amerigo Vcspucci, mehrere
Reisen nach dem neuen Erbtheile und theilte umstänbliche
Nachrichten und Karten von bemselben mit. Durch seinen
ruhmrebigen Bericht machte er die Welt glauben, er zuerst
habe das neue Festlanb cntbeckt, weswegen man es auch nach
seinem Namen terra America, b. i. das Laub bcs Amerigo
nannte. Erst der neue Freistaat Columbia hat bcs Ent-
beckers Verbienst auch mit seinem Namen anerkannt. Auch jener
großen Inselgruppe zwischen Norb-- und Sübamerika ist die
bamalige Benennung Westinbien geblieben, weil bamals der
Wahn herrschte, daß sie nur ein Theil von dem früher be-
kannten Jnbien sei, welches beshalb zur Unterscheibung „Ost-
indien" genannt würde.
2. Weitere Entdeckungen und Eroberungen in der neuen Welt.
Cabral in Draßlicn (1500). — Durch einen Zufall ent-
deckten die Portugiesen, die bisher immer ihre Fahrten nach
Osten richteten, das golb- und biamantenreiche Brasilien,
einen Theil des südlichen Amerikas. Es schickte nämlich der
König Emanuel von Portugal wieder eine Flotte von dreizehn
Schiffen und zwölfhunbert Mann unter Anführung Eabral's
nach Ostindien. Um rascher dahin zu gelangen, steuerte er
weiter abwärts von der afrikanischen Küste, wurde dann aber
durch Sturm an ein unbekanntes Land verschlagen, wo er
kupferbraune Menschen fand. Es war Brasilien. Cabral
pflanzte hier unter großer Feierlichkeit ein Kreuz auf und nahm
das Land für die Krone Portugals in Besitz. Er nannte es
Santa Cruz (heiliges Kreuz); später aber erhielt es den Na-
men Brasilien. Unter anderen Seltenheiten fand man hier
ein schönes Färbeholz, das, frisch geschält, fast wie eine glü-
hende Kohle glänzte. Weil nun Kohle auf portugiesisch Brasil
heißt, so bekam das Land selbst, aus welchem dieses Holz nach
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52
matton, so lange es galt, bloß Mißbrauche abzustellen, trat
jetzt öffentlich gegen Luther auf und bereuete, dessen Sache durch
frühere Schriften befördert zu haben.
Die neue Kirchengemeinde beschrankte sich bald nicht bloß
auf das Gebiet des Kurfürsten; sie fand auch nach und nach
in Sachsen, Thüringen, Hessen, Mecklenburg, einzelnen Thei-
len von Braunschweig, in dem Ordenslande Preußen, — welches
dadurch im Jahre 1525 in ein erbliches Herzogthum für den
deutschen Hochmeister Albrecht von Brandenburg ver-
wandelt wurde, — wie auch in Dänemark und Schweden
Eingang. Nicht unbedeutende äußere Vortheile erwuchsen den
einzelnen Fürsten aus der Einführung der Reformation in ihre
Staaten. Alle Verbindung mit Rom ward dadurch aufgehoben;
die Rechte, welche früher die Bischöfe ausgeübt hatten, er-
hielten sie jetzt selbst und wurden so freie und unumschränkte
Herrscher ihrer Staaten. Auch kamen sie durch die Aufhebung
der vielen Stifter und Klöster in den unabhängigen Besitz
reicher Kirchengüter.
Das Haus Habsburg dagegen, welches unter Karl V.
mit der Kaiserkrone noch Spanien und die Niederlande ver-
band und eben damals Ungarn erwarb, blieb der katholischen
Kirche treu und wurde in seinen Bemühungen zu Gunsten
derselben von den bayerischen Herzogen unterstützt. Jedoch ver-
mochte der Kaiser bei all' seiner Machtfülle nicht, das Ein-
dringen der neuen Lehre in die österreichischen Erblande zu
hindern. Von Wittenberg aus wurde sie durch Schriften und
Prediger dahin verbreitet. So kam der früher erwähnte Karl-
stadt nach Tirol, Hubmeyr nach Mähren, Speratus nach Wien;
Luther selbst schrieb Briefe nach Böhmen und Ungarn. Der
Kaiser war durch die Sorge für sein weites Reich zu vielfach
in Anspruch genommen, als daß er gegen die Ausbreitung
derselben kräftig und durchgreifend hätte auftreten können. Wir
wollen deshalb zuvor den Faden der Weltgeschichte seit dem
Tode des Kaisers Maximilian wieder aufnehmen.
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Extrahierte Personennamen: len_von_Braunschweig Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Karl_V. Karl_V. Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Hessen Mecklenburg Dänemark Schweden Rom Spanien Niederlande Wittenberg Wien Ungarn
53
10. Deutschland unter Karl V. (1519 bis 1556).
Karl, unter den Kaisern dieses Namens der Fünfte,
wurde im Jahre 1500 zu Gent in Flandern geboren und da-
selbst erzogen. Sein Vater war Philipp der Schöne von
Oesterreich, ein Sohn Maximilianos; seine Mutter Johanna,
die Tochter Ferdinands von Aragonien und Jsabella's von
Kastilien. — Schon in früher Jugend fielen ihm vermöge des
Erbrechtes die herrlichsten Kronen zu. Kaum fiebenzehn Jahre
alt erbte er von Seiten seiner Mutter die Königreiche Spa-
nien, Neapel und Sardinien, und erhielt durch die glücklichen
Entdeckungen des Columbus, Cortez und anderer Seehelden
das große goldreiche Amerika; als Sohn Philipp's war er
der Erbe der österreichischen und burgundischen Stammländer
seines Hauses. Dieser mächtige König, der bereits ein so
weitläufiges Reich besaß, daß die Sonne in demselben nicht
unterging, strebte gleich nach dem Hintritte seines Großvaters
Maximilian auch nach der glänzendsten Krone von allen, der
deutschen Kaiserkrone. Schon sein Großvater hatte ihn auf
dem Reichstage zu Augsburg den Fürsten empfohlen, indem er
ihnen vorstellte, daß seine Voreltern diese höchste Würde schon
seit geraumer Zeit verwaltet hätten, daß sein deutsches Erbe an
jene Gegenden grenze, welche den Anfällen der Türken am
meisten ausgesetzt wären, und daß seine Macht mehr als hin-
reichend sei, diesen gefürchteten Erbfeind der Christenheit zu-
rückzuweisen. Gleichwohl schienen diese Beweggründe seine Er-
wartung so wenig zu fördern, daß sie vielmehr die Erfüllung
derselben in ihrem Fortschritte hemmten. Denn die Fürsten be-
sorgten, es möchte alsdann in der großen Ländcrmasse das
deutsche Reich zu einer unbedeutenden Provinz hinabfinken,
und unter einer so umfassenden Macht möchten ihre eigenen so
mühsam erworbenen Freiheiten und Rechte wieder untergehen.
Sein eifrigster Nebenbuhler bei der Bewerbung war der
junge ritterliche König von Frankreich, Franz I., welcher
weder Geld noch Versprechungen sparte, um sein Haupt mit
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Karl Karl Philipp_der_Schöne Philipp Johanna Ferdinands Cortez Maximilian Maximilian Franz_I. Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Oesterreich Aragonien Kastilien Neapel Sardinien Amerika Frankreich
16
schleuderte einen Hagel von Steinen nach ihm. Schwer am
Kopfe verwundet sank der Unglückliche dahin und starb nach
wenigen Tagen. Cortez floh jetzt auf das Eiligste aus Mexico
und wäre beinahe auf der Flucht mit allen seinen Spaniern
ein Opfer der Wuth seiner Feinde geworden. Nur ein Zufall
rettete ihn. In einem hitzigen Gefechte, in welchem er mit
verzweifelter Kühnheit focht, gelang es ihm, die große mexica-
nische Neichsfahne zu erbeuten, von welcher nach der Meinung
der Mericaner das Schicksal ihres Reiches abhing. Als sie
diese in Cortez Händen sahen, ließen fle erschrocken von der
Verfolgung ab.
Bald nachher aber kehrte Cortez mit neuer Verstärkung
nach Mexico zurück, über welches jetzt Guatimozin, ein
Neffe des Montezuma, herrschte. Nach tapferer Gegenwehr
nahm er im Jahre 1521 die Stadt wieder ein. Die Spa-
nier, die eine unermeßliche Beute gehofft hatten, fanden nur
sehr wenig, und glaubten deshalb, die Mericaner hätten ihre
Schätze versteckt. Vor Wuth ließen sie die vornehmsten Ein-
wohner auf die Folter spannen, um sie durch die grausamsten
Marter zum Geständnisse zu bringen. Selbst der edle Guati-
mozin wurde gefesselt und mit einem seiner Vertrauten über
glühende Kohlen gelegt. Als dieser in seiner Qual wimmerte
und zuckte, sprach Guatimozin mit Ruhe und Würde: „Freund,
sieh' her, liege ich denn hier auf Rosen!" Guatimozin wurde
halbtodt von dem glühenden Roste herabgenommen und bald
darauf als Feind der Spanier öffentlich hingerichtet.
Cortez ward nun zum Statthalter des eroberten Landes
ernannt, welches den Namen Neuspanien erhielt. Er ver-
fuhr mit empörender Grausamkeit, um Unterwürfigkeit und
Gehorsam zu erzwingen. Einst ließ er, heißt es, sechzig Ka-
ziken (kleine Fürsten) und vierhundert andere vornehme Mcri-
caner vor den Augen ihrer Kinder lebendig verbrennen. Das
eroberte Land wurde unter die Spanier vertheilt, von denen
jeder noch eine Anzahl Mericaner als Sklaven erhielt.
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T
— 55 —
glänzende Versprechungen von Karl gewonnen war, trat dem
Bunde gegen Frankreich bei. Den vereinten Anstrengungen
so vieler Kräfte war Franz nicht gewachsen. Der Kaiser
nahm durch seinen Feldherrn Pescara und durch Georg
von Freundsberg, den tapferen Führer deutscher Lands-
knechte, Mailand und Genua ein und vertrieb die Franzosen
aus Italien. Und als Franz sich zu seiner Wiedereroberung
rüstete, trat der Herzog Karl von Bourbon, ein Vetter
des Königs von Frankreich, den dieser beleidigt hatte, zum
Kaiser über. Der Feldzug der Franzosen mißlang. Auf dem
Rückzug fiel auch Bayard, „der Ritter ohne Furcht und Ta-
del". Jetzt machten die Kaiserlichen, auf Bourbon's Rath
einen Einfall in das südliche Frankreich; dieser jedoch mißlang.
Da faßte Franz neue Hoffnung. An der Spitze seines Heeres,
brach er selbst nach Italien auf, nahm fast ohne Widerstand
Mailand ein und belagerte dann das feste Pavia.
Schlacht bei Pavia (1525*). — Inzwischen waren die
Kaiserlichen zum Entsätze herangekommen und erfochten hier
den glänzendsten Sieg. Das ganze Heer der Franzosen und
ihrer Hülfstruppen lösete sich in wilde Flucht auf. Mitten
im Getümmel hielt der König, muthig wie immer, festen Stand.
Er war zweimal im Gesichte und einmal an der Hand leicht
verwundet, sein Pferd unter ihm getödtet worden; und den-
noch wollte er sich den Spaniern nicht ergeben, die ihn um-
ringten. Zum Glück erkannte ein französischer Edelmann in
Bourbon's Diensten seinen König und rief den edlen Lannoy,
den Vicekönig von Neapel, herbei. Dieser küßte knieend des
Königs Hand, empfing dessen Schwert und überreichte ihm
sein eigenes, weil, sagte er, es sich nicht geziemt, daß ein so
großer König vor einem Unterthan ohne Waffen steht. 'Franz
ward gefangen nach Madrid abgeführt. Hier Unterzeichnete
er nach elfmonatlicher Gefangenschaft einen harten Frieden,
*) Gleichzeitig die Schlacht bei Frankenhausen, welche dem
Bauernkriege in Deutschland ein Ende machte.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Franz Franz Georg
von_Freundsberg Franz Franz Karl_von_Bourbon Karl Bayard Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Pescara Mailand Genua Italien Frankreich Frankreich Italien Mailand Pavia Pavia Neapel Madrid Frankenhausen Deutschland